Was ich noch ein wenig über die Nekromanten weiß:
Ich lasse mal die Antike (Pharaonenzeit, Griechenland) aus und springe direkt ins Mittelalter, da der Nekromant von D2 mit den alten Priestern und Sehern doch eher wenig gemein hat.
Im Mittelalter waren die Nekromanten ursprünglich Feldscher. Das waren die lustigen Leutchen, die nach den Schlachten die Verwundeten wieder zusammengeflickt haben. Aber genau da gab es eben Probleme. Wundbrand, zersplitterte Knochen, innere Verletzungen, Blutgerinsel etc. Das waren alles Dinge, die auch nach den Schlachten viele Krieger das Leben gekostet haben. Und was konnte der Feldscher dagegen tun? Außer Verband und Amputation zunächst einmal rein gar nichts. Wenn er gut war, dann konnte es in Friedenszeiten evtl. noch als Zahnbrecher etwas verdienen, wenn diese Aufgabe nicht gleich vom ansässigen Schmied übernommen wurde.
Kleinere Krankheiten wurden meist von rennomierten "Ärzten" (die auch oftmals als Feldscher herangezogen wurden) durch Schröpfen kuriert: Das "böse Blut" musste aus dem Körper.
Natürlich gab es damals schon Leute (z.B. Hebammen), die sich mit der Heilkraft der Kräuter auskannten. Waren sie männlich, galten sie oft als Zauberer. Waren sie weiblich, galten sie als Hexen. Ideale Voraussetzungen also für das Praktizieren als Arzt...
Und dann gab es auch noch die Neugierigen. Man stelle sich vor: Eine große Schlacht ist geschlagen worden, der Feldscher hat zwei Soldaten mit einer Stichverletzung in der Bauchgegend. Bei beiden kann die Blutung durch Verbände recht schnell zum Halten gebracht werden. Der eine Soldat überlebt, der andere nicht. Und dann gab es eben diejenigen, die sich die ultimative Frage stellten: "Warum? Warum ist der eine gestorben und der andere nicht? Was war anders?"
Die Behandlungsmethoden waren die gleichen, also musste der Unterschied wohl in der Verletzung zu suchen sein. Und da beide Verletzungen offenischtlich gleich waren, musste der Unterschied im nicht sichtbaren Bereich, sprich innerhalb des Körpers zu suchen gewesen sein. Von Därmen, Blutkreislauf etc. wusste man damals nicht wirklich etwas.
Da die Kirche - wie schon in einem Posting weiter oben erwähnt - sehr schnell mit dem Feuer zur Hand war, wenn es um "Leichenschändung" ging, mussten die Neugierigen im Geheimen und Dunklen agieren. Deswegen wurde die Nekromantie (Die Kunde vom Tode) eben dann ausgeübt, wenn niemand hinsah und wer verborgen agiert muß ja (laut mittelalterlichem und modernen Glauben) etwas Übles im Schilde führen.
Die damaligen Nekromanten (die offiziell als Ärzte galten) gruben also entweder Leichen aus und schrien dann brav mit allen anderen der Teufel habe den Leichnam geholt oder sie bestachen die Henker, um die Leichen von hingerichteten Verbrechern zu bekommen. Mit solchen Versuchsobjekten ausgestattet konnten sie dann anfangen, die Grundlagen der Anatomie zu erforschen.
Siehe da - der menschliche Körper war nicht einfach ein leerer Ballon, gefüllt mit dem göttlichen Licht. Nein, da gab es noch viel mehr: Knochen, Muskeln, Gefäße, Venen, Adern, Leber, Herz, Niere, Lunge, Därme etc.pp.
Irgendwann kamen die damaligen Nekromanten dann dahinter (um beim Beispiel zu bleiben), daß ein Soldat, der einen einfachen Stich in die Bauchhöhle erhält, durchaus überleben kann, daß aber sein Kamerad, der den Stich in den Magen oder den Darm erhalten hat, früher oder später an "innerem Wundbrad" (aka Infektion) stirbt.
Somit konnten die ersten Nekromanten ihren ärztlichen Pflichten weitaus effektiver nachkommen als ihre traditionellen Kollegen. Natürlich fiel dies früher oder später auf und über kurz oder lang kamen dann Gerüchte auf, daß die nekromantischen Ärzte ihr Wissen vom Teufel persönlich eingeflüstret bekämen, um das Leiden des Menschen im Diesseits zu verlängern. Und wie hätten die Nekromanten gegenargumentieren sollen? Indem sie zugaben, daß sie sich zu Forschungszwecken an Leichen "vergingen"? So oder so war alleine die Anklage der Nekromantie schon fast so etwas wie ein Todesurteil.
Von daher wurde die Nekromantie auch weiterhin im Geheimen praktiziert aber die Nekromanten wagten sich in einer Art Fatalismus weiter und fingen auch an, Vivisektionen zu betreiben. (Als Anmerkung: Obduktion ist das Öffnen und Untersuchen eines toten Körper, Vivisektion ist das Öffnen(!) und Untersuchen eines lebenden(!) Körpers). Natürlich waren Vivisektionen vom moralischen Standpunkt her verwerflich und nichts anderes als "Mord aus edleren Motiven heraus". Doch die Kenntnisse der Vivisektion waren gewaltig: Blutkreislauf, Organfunktionen etc. konnten beobachtet werden. Endlich wurde auch langsam klar, daß Schröpfen nicht das Allheilmittel war, sondern im Gegenteil gefährlicher Blödsinn, da der Körper ja ein gewisses Mindestmaß an Blut braucht, um seine Funktionen aufrecht erhalten zu können.
Tja, so ging es dann die Jahrhunderte hindurch fröhlich weiter. Allen Inquisitionsversuchen zum Trotz war nicht zu leugnen, daß Ärzte mit nekromantischem Wissen weitaus erfolgreicher und besser Paienten kurieren konnten als solche ohne entsprechendes Wissen. Wo ihre Kollegen nach wie vor nur Amputieren und Schröpfen konnten, waren Nekromanten in der Lage, Knochen wieder zusammenzufügen, Blutungen effektiv zu stillen, Fieber zu senken, Wundbrandgefahr zu verringern (durch Entfernen verseuchten Fleisches, Hygiene und Bakterien wurden erst viel später "entdeckt") und in seltenen Fällen (wenn die Kirche nicht involviert war und der Patient Stillschweigen gelobte) konnten Nekromanten auch Operieren und hatten dabei sogar hin und wieder Erfolg.
Nachdem eben dieser Wissenvorsprung von der Ärzteschaft erkannt worden war und das einfache Volk (z.B. reiche Händler) sich lieber stillschweigend an einen Nekromanten wandten, anstatt einen traditionellen Arzt zu konsultieren, wurde gegen die Kirche auch eine Lockerung der entsprechenden Gesetze durchgesetzt (wohlgemerkt - im Verlauf von Jahrhunderten!). Dadurch galt dann auch die Kräuterkunde nicht mehr als Geheimwissen und nachdem die meisten Scheiterhaufen abgeschafft worden waren, konnten sich Kräuterkundler, Ärzte und Nekromanten in Grenzen austauschen und somit die Gundlagen der Medizin begründen. Da die Nekromanten schon vormals ihre Neugier mit einer ziemlichen Lebenverneinung gestillt hatten, gingen sie auch diesmal bis an die Grenzen (und teils darüber hinaus) und wandelten sich ein wenig von den "Leichenschändern" zu den "Giftmischern". Insbesondere das Mischen von Giften war nämlich auch ein sehr einträgliches Geschäft. Bis heute sind die meisten pharmazeutischen Substanzen nichts anderes als Gift - denn es kommt immer auf die Dosis an.
Alleine mit diesem kleinen Abriß sollten schon einmal die meisten Knochen- und Giftfertigkeiten des Nekromanten einen kleinen Hintergrund erhalten haben.
Die Beschwörungsfertigkeiten könnten z.B. auf folgenden Dingen basieren:
Zum einen gab es eben diese Verleumdung der Teufelsanbetung, der die Nekromanten aufgrund ihrer Geheimniskrämerei ausgesetzt waren. Und Tote wieder aufstehen zu lassen ist natürlich Teufelskunst. Nekromaten konnte Verwundete, die jeder "normale" Arzt längst abgeschrieben hatte, wieder heilen, quasi "zum Leben erwecken". Ist ja wohl logisch, daß sie das auch mit wirklich Toten machen können, oder?
Zu guter Letzt gibt es noch die Geschichte des Rabbi Löw aus Prag (der, wenn ich mich nicht täusche, auch noch verbrannt worden ist). Dieser Arzt (jup, angeblich war er Arzt) soll sich aus Lehm einen menschenähnlichen Diener geschaffen und mit hebräischen Zaubersprüchen zum Leben erweckt haben - den Golem.
Summa summarum waren/sind Nekromanten nichts anderes als Forscher, die sich für medizinische Dinge jenseits der Norm interessieren, aufgrund moralischer, kirchlicher und/oder gesellschaftlicher Dünkel aber ihre Praktiken nicht offen durchführen können und dadurch meist in Verruf geraten. Fragt mal heutzutage eine Wicca, was sie von Nekromanten hält - da lebt oftmals die Inquisition wieder auf...
Das ist mal so das, was ich spontan noch zum Thema Nekromantie weiß.