---Aufnahmestart des Diktiergerätes---
0.07Uhr 13. März 2003
„Hmm, langsam wird mir das hier alles etwas strange. Bin immer noch nicht zuhause und die Straßen sind wie leergefegt. Ich meine es ist kurz nach 0 Uhr und wir sind in LONDON. Das wäre das erste mal, das hier nichts los ist.“ Was will denn der Militärjeep hier in der Stadt? „Entschuldigen sie Sir, es herrscht eine Ausgangssperre, bitte begeben sie sich auf direktem Wege zu ihrem Wohnort.“ Ausgangsperre?!?!? „Dürfte ich vielleicht erfahren, warum man ganz London dicht macht?“ Der, wie ich finde sehr schmächtige Soldat, druckst etwas herum. Sag schon was!!! „Es tut mir leid Sir, aber ich kann ihnen keine weiteren Informationen geben. Bitte begeben sie sich umgehend in ihre Wohnung. Bitte sorgen sie sich nicht, die Lage ist unter Kontrolle. Schönen Abend noch.“ „Warten sie, hat es was mit den Vorfällen heute Nachmittag zu tun... HALLO???“ Im Motorenlärm des wegfahrenden Jeeps ging meine Frage unter. „Was für Spaten. Lassen wir die Bevölkerung mal wieder im Dunkeln, natürlich. Wir haben die Lage doch im Griff.“ Wer’s glaubt... Wahrscheinlich ist hier ein Bürgerkrieg zwischen den Freaks und dem Militär ausgebrochen. Das wäre mal was.
---Ende der Aufnahme---
---Tagebucheintrag---
0.32Uhr 13. März 2003
Habe nun den „Befehl“ ausgeführt und mich in meine Wohnung begeben. Echt unheimliche Atmosphäre da draußen. Wurde noch zweimal angehalten und immer die selbe Leier. Ausgangssperre...bla, bla, bla. Komischerweise scheinen auch alle Kommunikationsmittel gestört zu sein. Kein Fernsehen, kein Radio nix. Sitze also im Moment dumm und unwissend herum. Nicht das ich alles glauben würde, was die mir vorsetzen, aber mal IRGENDWAS zu hören würde mich schon beruhigen. Diese Stille macht mich völlig krank. Wenigstens kann ich noch Musik hören. Ich wohne ja echt noch nicht lange in London, aber eine pulsierende Metropole so starr und still zu erleben würde glaube ich auf jeden bedrohlich wirken. Ich warte irgendwie nur auf den großen Knall. Aber was wird das sein...?
---Eintrag Ende---
---Tagebucheintrag---
2.14Uhr 13. März 2003
Irgendwie unlogisch, aber bei der stille kann ich nicht einschlafen. Komisch, wie schnell man sich an die Geräuschkulisse der Großstadt gewöhnen kann und sie jetzt schon zum schlafen braucht. Da werde ich Dad fragen müssen, ob er seinen Traktor vor meinem Fenster die Nacht über laufen lässt, wenn ich ihn mal wieder besuche. Wie es ihm wohl geht? Ob er was von dem Zeug hier was mitgekriegt hat? Werde ihn mal morgen versuchen zu erreichen, vielleicht hat er mehr erfahren. Apropos Stille: Ich vergaß die Jeeps, die inzwischen alle zwei Minuten durch die Straßen rauschen. Aus der Ferne glaubte ich auch mal Schüsse gehört zu haben, aber das ist hier in meinem Stadtteil nichts besonderes. Obwohl, wenn nur Militär auf der Straße sein dürfte schon...
Wenn ich es mir recht überlege hatte ich noch Glück, dass das Konzert so gut über die Bühne gegangen ist. Scheint so als hätten sie den East district als letztes geräumt. Würde auch erklären, warum ich auf dem Heimweg keinem mehr begegnet bin, außer den Rambos in Ausbildung.
Die Frage ist jetzt nur, was ich mache. Werde mich hier auf keinen Fall länger einsperren lassen. Ob ich schon mal ein paar Sachen zusammenpacken soll? Schaden kann es ja nicht und schlafen kann ich sowieso erst einmal vergessen.
---Eintrag Ende---
---Tagebucheintrag---
3 Uhr 13. März 2003
So, meine „Flucht“ ist vorbereitet. Flucht? Was schreibe ich hier denn wieder für einen Mist? Obwohl, ist das so unwahrscheinlich? Irgendwie macht mir der Scheiß langsam echt Angst. Ob ich vielleicht schon jetzt abhaue und versuche zu Dad zu kommen? Sehr clever, die werden die Bahnhöfe auch bestimmt offen lassen und die Züge fahren wahrscheinlich auch fröhlich weiter. Denk doch mal nach!!! Aber hier bleiben wird immer mehr zu keiner wirklichen Alternative. Fühle mich jetzt schon wie im Gefängnis. Und was ist wenn ich da jetzt runtergehe? Immerhin scheint hier nur das Militär zu patrouillieren und keine Freaks die Ärger machen. Ob die mich wohl in den Knast stecken, wenn ich gegen die Ausgangssperre verstoße? Aber ist sowieso egal. Hier im Knast, oder woanders. Macht keinen großen Unterschied. Also, ich haue ab. Du kommst mit!!!
---Eintrag Ende---
---Aufnahmestart des Diktiergerätes---
3.15 Uhr 13. März 2003
„Bin gerade der ersten Patrouille ausgewichen. Scheinen ja böses zu befürchten, so wie die bewaffnet waren. Btw Ein erstes großes Problem ist aufgetreten. Ich hab keine Ahnung wo ich hin soll.“ Wir gratulieren dir Timothy zu deinem extrem ausgereiften Plan. „Werde denke ich erst mal Richtung Bahnhof gehen. Wird zwar nix bringen, aber vielleicht erfahre ich dort mehr, oder sehe zumindest mal einen anderen Menschen der nicht in Armeeuniform rumläuft.“ „Was war das denn???“ Gott bin ich schreckhaft. Bestimmt nur irgendein Tier, obwohl der Schatten sehr komisch aussah. Außerdem habe ich auch nichts gehört. Noch einmal das Diktiergerät abspielen. Scheiße, da ist ja auch nur Rauschen drauf. „Wieso scheiße, sei doch froh, da hat dir wirklich nur deine Einbildung einen Streich gespielt. SCHISSER!!!“ Mit dem selbst beruhigen klappt ja Super.
---Ende der Aufnahme---
---Aufnahmestart des Diktiergerätes---
4.02 Uhr 13. März 2003
„Bin jetzt mal in einen U-Bahn Schacht gelaufen. Über der Erde werde ich wohl kaum zum Bahnhof kommen. Hab das Gefühl, da draußen wird es immer voller. Zum Glück sind es von hier aus nur zwei Stationen bis zum Bahnhof. Obwohl ich keinen Schimmer habe wie lange das zu fuß dauern wird. Wenigstens sehe ich hier mal Leben. Sind zwar nur Ratten, aber Indy wird mir zustimmen, wenn ich sage: Hauptsache keine Schlangen.“ Obwohl ich auch noch nie was von Schlangen in London gehört habe. Obwohl Steve’s in der Kanalisation immer noch rumschwimmen müsste, als er sie im Suff das Klo heruntergespült hat, aber das ist wirklich ne andere Geschichte. Was er wohl jetzt macht? „Werde mich erst mal hinhauen und versuchen ein bisschen zu pennen. Scheint mir hier relativ sicher zu sein und die Strecke scheint doch länger zu sein, als ich gedacht habe. Mit ner Mütze Schlaf wird mir das morgen sicher leichter fallen. Also gute Nacht Diktiergerät.“ Du redest mit einem Diktiergerät, GUTE NACHT.
---Ende der Aufnahme---