Huch, noch nichts passiert hier?
Mit Beispielen arbeiten: Auf jeden Fall. Als Beispiel sollten wir auf jeden Fall eine archetypische Story nehmen, Held X zieht aus, um Dämonen zu töten. Das dürfte die meisten Leser ansprechen und ihnen helfen.
Also, die Handlung!
Die beginnt beim Helden, denn der bestimmt, wo es lang geht. Er ist das Herz der Geschichte. Videospiele(Diablo 2
) können manchmal zu einem anderen Eindruck verführen: Da wird ein beliebiger Charakter durch eine Welt gesteuert. Eigentlich wichtig sind die Welt, die Monster, die vielen interessanten Zauber... Falsch. Eine geschriebene Geschichte ähnelt eher einem Kinofilm. Auch dort gibt es einen Helden, mit dem die Story steht oder fällt. Seine Entscheidungen bestimmen den Verlauf. Frodo Beutlin hätte den Einen Ring auch für sich nehmen und damit als Unsichtbarer wahllos Leute überfallen können. Dann wäre die Geschichte ganz anders verlaufen als so, wie sie nun einmal verlaufen ist. Weil Frodo eben so und nicht so handelt, weil sein Charakter ihm das vorschreibt.
Im Mittelpunkt einer Story stehen die Gefühle und die Erfahrungen von einer Figur(Profis hantieren auch mit mehreren Figuren, für den Anfang darf auch ein einziger Held reichen).
Deshalb beginnt jede Geschichte damit, den Helden zu zeigen, wie er eben ist. Arbeitet er als Monsterjäger, als Brotbäcker, als Gigolo? Ist das vielleicht gar nicht so wichtig? Wenn man versucht, den Helden in einem Wort zu charakterisieren, dann wird meistens klar, wie man ihn zeigen sollte. Ist er ein Tunichtgut? Dann begeht er vielleicht gerade einen Überfall. Ist er ein Krieger? Dann knüppelt er vielleicht einfach gerade auf jemanden ein.
Aber das macht noch keine Geschichte aus. Während der Held also knüppelt, überfällt, oder was auch immer, lauert auf ihn unweigerlich die Geschichte und bricht in sein Leben ein.
Vielleicht wird er bei einem Überfall geschnappt, oder er bemerkt, dass er im Kampf aus Versehen den Sohn des Grafen erschlagen hat. Vielleicht kommt er ins Gefängnis. Auf jeden Fall kommt er in eine Situation, die er auflösen muss. Das macht den Hauptteil der Geschichte aus. Frodo bekommt den Einen Ring zugesteckt und soll ihn vor den dunklen Reitern in Sicherheit bringen. Damit muss der kleine Hobbit erstmal fertig werden.
Man muss sich überlegen, in was für eine Situation der Held kommen soll, denn um die wird es im Hauptteil der Story gehen! Der Held wird dann versuchen, sein Problem zu lösen. Diablo töten, den Todesstern sprengen, den Einen Ring vernichten, wie auch immer.
Das tut er natürlich nicht allein. Auf seiner Reise trifft er freundliche und feindliche Gestalten, die ihn behindern oder ihm helfen - denn wenn er niemanden treffen würde und die Story gleich zum Finale überginge, dann wäre sie sehr kurz.
Also trifft Frodo z.B. auf die Orks, die ihn jagen, den Balor in Moria, oder auf Gollum... und auf seiner Seite stehen Gandalf, Sam, Aragorn und all die anderen. Es gibt ein Hin und Her, das den Helden seinem Ziel näher bringt und dann wiede davon entfernt. Aber irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gibt.
Luke Skywalker ist an Bord des Todessterns, Frodo in Mordor angekommen. Es gibt nur noch zwei Möglichkeiten und keinen anderen Ausweg. Entweder, sie sterben, oder sie siegen. An diesem Punkt scheitert der Held entweder endgültig, oder er erreicht sein Ziel. Darf ein Held scheitern? Klar, wieso nicht. Aber die meisten Leute lesen lieber schöne Geschichten, die gut ausgehen.
Meistens gibt es ein paar Punkte auf der Heldenreise, die sich per Notizblock oder Word mit Leben füllen lassen. Unter diesen Punkten könnt ihr euch Notizen für eure Story machen.
1. Einführung (Was macht der Held in seinem normalen Leben?)
2. Aufbruch (Was passiert, damit der Held aus seinem normalen Leben raus muss?)
3. Hauptteil (Was genau unternimmt der Held? Wer begegnet ihm, wer hilft ihm?)
4. Wendepunkt (Der Held kommt in eine Situation, in der er nur noch nach vorn kann, Richtung Finale, oder er gibt auf. Was ist das für eine Situation?)
5. Finale (Wie sieht der letzte Showdown zwischen Held und Gegenspieler aus?)
Tatsächlich lassen sich alle Geschichten, die es gibt(und die auch nur ansatzweise lesbar sind), auf dieses Modell herunterbrechen. Achtet mal bei Kinofilmen oder Büchern darauf.
Das Modell ist für euch natürlich nur ein Hilfsmittel. Es dient dazu, dass ihr euch in eurer Erzählung etwas orientieren und eure Einfälle gut sortieren könnt.
Tip: Wenn ihr noch gar nichts Greifbares habt, dann versucht es mit diesem Trick: Fasst eure Geschichte in einem einzigen Satz zusammen, am besten weniger als 20 Worte. Wer ist der Held, was will er?
"Ein französisches Bauernmädchen wird von Gott auserwählt, im Krieg gegen die Engländer zu kämpfen." Johanna von Orleans, Schiller
"Ein weltfremder Gelehrter geht einen Pakt mit dem Teufel ein, um sich das Leben zeigen zu lassen." Faust, Goethe
"Ein Hobbit bekommt den Auftrag, den machtverleihenden Ring eines dunklen Herrschers zu zerstören." Der Herr der Ringe, Tolkien