Kapitel 50 – Runen
„Pack meine Sachen, wir ziehen so schnell es geht los!“
Da hat der Meister absolut Recht; darum lasse ich die Klauen verschwinden und suche seinen Rucksack, lege ihm die Ausrüstungsgegenstände bereit, verstaue das Gold, das ich immer noch mit mir trage, lieber doch in der Truhe und warte dann, dass er von seiner Besprechung mit Akara zurückkommt.
Eine halbe Stunde später sehe ich doch nach, und finde ihn im Gespräch mit Deckard vor Akaras Zelt, die gerade Tee bringt.
„Diese Runen sind also ganz interessant, weil sie Ausrüstung mit Sockeln verbessern können. Ist das Alles? Und wie finde ich heraus, welche Rune welche Eigenschaft hat?“
Runen? Von was redet der Meister?
Dann sehe ich, dass er den Kiesel mit dem eingravierten Symbol in den Händen dreht. Stimmt! Das wollte Deckard ihm ja noch sagen, worum es sich handelt...eine Rune, sehr interessant.
Ich hoffe, ich bekomme noch genug mit, um nicht in Unwissenheit gelassen zu werden. Deckard behebt die des Meisters.
„Runen können noch viel mehr, als nur eine Waffe zu verbessern – das macht sie so wertvoll!
Wie gesagt, bis ihr diese hier fandet, galten sie als verschollen – aber in alten Zeiten, als die Magie noch viel stärker war als heute, formten diese mächtigen Zaubergegenstände ganz alleine tödliche Waffen und härteste Ausrüstung.
Es scheint, dass mit den Seelen längst verstorbener auch die Runen zurückgekehrt sind – ob das bei mehr Dämonen als bei der Gräfin der Fall ist, wird die Zeit zeigen.
Fakt ist, es gibt ein richtiges Runenalphabet; jede Rune stellt eine Silbe dar, es gibt insgesamt 33 von ihnen, sie sind die Schrift der alten Sprache.“
Der Meister unterbricht ihn.
„Das ist natürlich sehr interessant, aber glaubt ihr, dass eine antike, längst ausgestorbene Sprache irgendeine Relevanz für mich haben könnte? Gegenstände verbessern schön und gut, ich hab leider keinen Helm mit Löchern zur Hand, es sei denn, die Dellen auf meinem zählen, aber müssen wir hier noch weiter Geschichtsunterricht betreiben? Der Angriff hat mir gezeigt, dass Eile Not tut, die Zeit spielt dem Bösen in die Hände!“
Deckard lächelt hintergründig.
„In der Tat sind diese Runen eine so wichtige Entdeckung, weil sie euch das Leben ganz gehörig erleichtern können. Oft finden sich noch Überreste der alten Sprache in ebensolchen Zaubern, die aber immer noch andauernd benutzt werden.
Was zum Beispiel sagt Ihr, wenn Ihr ein Stadtportal aktiviert?“
Der Meister grinst verlegen.
„Das weiß ich leider nicht auswendig...steht vorne in dem Buch drin...“
Ich laufe schnell zum Zelt zurück und hole es. Der Meister sieht mich wieder einmal erst jetzt, als ich zurückkomme, nickt mir aber zu und schlägt es auf.
„Da. Kokomal.“
Deckard lächelt wieder.
„Ja, das habe ich mir gedacht, auch, wenn Ihr es falsch aussprecht. Jede Silbe muss einzeln betont werden, sonst kann es vorkommen, dass der Zauber euch im entscheidenden Moment im Stich lässt.
KoKoMal...“
Und er betont jede Silbe,
„...bedeutet ‚Zuflucht‘. Und es gibt noch viele andere Wörter, die sich aus der alten Zeit erhalten haben – oft müsst Ihr sie nur lesen können, ohne ihre Bedeutung zu verstehen.
Wie zum Beispiel die Runen auf den Wegpunkten, für die Ihr immer zurück zu Akara laufen musstet, um sie zu aktivieren, dabei eine Schriftrolle verschwendend.“
Der Meister lehnt sich zurück, ein nachdenklicher Ausdruck überzieht sein Gesicht.
„Das bedeutet...wenn ich das Runenalphabet lernen könnte, hätte ich große Vorteile und weniger Ärger?“
Jetzt lächelt Deckard zufrieden und offen.
„Ihr habt es erfasst. Dieses Wissen könnte Euch enorm zu Gute kommen.“
Der Meister springt auf.
„Das ist ein Wort! Wo muss ich hin, um das Runenalphabet zu lernen?“
Deckard lächelt wieder hintergründig.
„Setzt Euch hin, junger Freund. Ich sage euch, wo Ihr Euch hinbegeben müsst...nirgendwo hin.
Akara und ich kennen beide das Alphabet, sonst könnten wir Euch nichts davon übersetzen, und es zu lernen ist eine Frage des Fleißes und ansonsten überhaupt kein Problem.“
Die nächsten drei Stunden verbringt der Meister damit, konzentriert auf Tintensymbole zu starren, die Deckard für ihn aufzeichnet; das sind die Runen.
Und ich verbringe die Zeit damit, still alle Informationen aufzusaugen, und da ich das Vergessen nicht kenne, prägen sich die Symbole in mein Gedächtnis ein wie Brandzeichen.
Kapitel 51 – Nebenauftrag
Am nächsten Tag ziehen wir dennoch los, obwohl der Meister gerade mal zehn der Runen auswendig weiß, beziehungsweise hinschreiben kann.
Aber dafür haben wir ja mich...
Unsere Truppe aus Kaschya, dem Meister, mir und fünf Skeletten aus reichlich vorhandenen Leichen ist bereit, sich dem Bösen zu stellen.
Sobald der Meister seine Ausrüstung in Ordnung gebracht hat. Dafür, dass er es gestern so eilig hatte, dauert es schon ganz schön lange.
Zuerst hat Deckard, was längst überfällig war, die Handschuhe identifiziert, die wir bei einer Gruppe Ziegendämonen gefunden haben – sie senken die Stärke von Giftangriffen um ein Viertel!, dann wollte der Meister noch seine Rüstung reparieren, einen neuen Helm kaufen...ich sehe einmal nach, was er bei Charsi so treibt.
Er ist nicht bei Charsi. Diese verweist mich aber weiter auf die hinterste Ecke des Lagers, wo sich ein fahrender Händler namens Gheed seinen Lebensunterhalt verdient – ein schmieriger Mensch. Ohne genau sagen zu können warum, verachte ich ihn und sein öliges Gerede.
Der Meister begutachtet im Moment eher unschlüssig einen Knochenhelm, den Gheed in höchsten Tönen lobt – es sei der Schädel eines Dämonenfürsten, durchtränkt von Magie, sein Glühen erhöhe die Sichtweite...nein, natürlich sehe man am Tage nichts davon...
Ich trete heran und tippe dem Meister auf die Schulter. Er erschrickt diesmal nicht, sondern sieht mich nur fragend an; genauso fragend blicke ich, als ich die Hände nach dem Helm ausstrecke. Er gibt ihn mir.
Kurzes Rütteln am linken Horn befreit es aus seiner Fassung, und als ich von unten hineinsehe, schimmert Licht durch Risse in der Schädeldecke. Gheed beschwert sich, dass ich den Helm kaputt gemacht hätte, der Meister beschwert sich, dass ich ihn Geld koste, Kaschya, die mir gefolgt ist, beschwert sich, dass der Helm schon immer kaputt und Gheed ein Betrüger sei. Dann beschwert sich der Meister bei Kaschya, dass sie ihn hier ließen, Gheed beschwert sich beim Meister, dass der Helm immer noch bezahlt werden müsse, und ich bin, logisch, still. Derweil formt sich auf meiner Hand die Runenfolge „DolEldHelIstTirVex“...Stille.
Letztlich zahlt der Meister zehn Goldstücke und geht doch zu Charsi, die ihn mit einem Grinsen begrüßt.
Während er Vollhelme, Eisenhüte und Kappen untersucht, aufsetzt und beklopft, wird sie ein wenig unruhig, womöglich versucht sie, ihm etwas zu sagen.
Als er für einen Eisenhut, der seine Fähigkeit, Mana zu speichern, um etwa ein Drittel erhöht, vier Hundert – Goldstück – Münzen und drei Zehn – Goldstück – Münzen abzählt, spricht sie ihn endlich an.
„Hör mal, General...ist mir ein wenig peinlich...aber ich hab doch glatt bei meiner Flucht aus dem Kloster das wichtigste vergessen mitzunehmen, war eben ein wenig...überstürzt.
Mein Horadrim – Malus, ein magischer Hammer, den ich zum Herstellen besonderer Gegenstände benötige, ist also immer noch dort. Wenn du sowieso schon hingehst, ich fände es höchst nett, wenn du ihn mitnehmen könntest...sofern die Dämonen ihn nicht irgendwohin mitgenommen haben, ist er im Erdgeschoß in der Kaserne. Kaschya weiß genauer, wo.“
Der Meister lächelt sie an.
„Charsi, das ist doch kein Problem, das erledigen wir sozusagen im Vorbeigehen...für dich doch immer.“
Ich mag die Art, wie er es sagt – nicht die Einfachheit übertreibend, sondern bescheiden seine noch zu vollbringende Leistung herunterspielend.
Weiter so, Junge!
Ein kurzes Geplänkel später finden wir uns endlich am Wegpunkt des Schwarzmoors ein, um in Richtung des Klosters zu ziehen, wo Andariel auf uns warten wird...
Kapitel 52 – Dornen
Endlich ist das Moor zu Ende, der Boden verfestigt sich wieder. Ich war schon ganz flüssig von dem Schlamm!
Nach einigen Scharmützeln waren schließlich Ausbesserungen nötig.
Der Weg steigt jetzt allmählich an, und Kaschya verkündet, dass wir langsam ins Tamo – Hochland gelangen.
Dem alten Trampelpfad folgend begegnen wir immer wieder Gruppen von Gegnern, die fünf Skelette mit meiner Unterstützung und ab und zu ein Pfeil schnell wieder zurück in die Hölle befördern.
Aber ein immer größerer Teil der Feinde setzt sich aus Jägerinnen zusammen, und der Grund dafür wird klar, als der Weg wieder flach wird und eine – gottlob – trockene Ebene sich vor uns auszubreiten beginnt:
Die Silhouette einer Kathedrale erhebt sich am Horizont, umgeben von einer Vielzahl an kleineren Gebäuden.
Das Kloster ist eine kleine Stadt.
Der Meister bleibt stehen und nimmt den imposanten Anblick in sich auf, auch Kaschya geht langsamer.
Da schreit er auf und zuckt zusammen, seine Hände fahren an sein Bein.
Sofort renne ich nach vorne und sehe im Vorbeilaufen, wie ein Dorn aus seinem Oberschenkel ragt, die Hose färbt sich rot.
Ein weiterer Dorn trifft mich am Fuß! Und sofort fliegen weitere von ihnen mir entgegen, der jetzt schützend vor dem Meister steht. Nicht jeder trifft, aber sie nerven...
Ein Grüppchen enorm seltsamer Tiere steht neben dem Weg, sie sind in etwa armlang, haben eine kurze Schnauze mit Knopfaugen und gehen auf vier kurzen Beinen.
Wichtiger für uns ist der Rücken, der über und über mit Stacheln bedeckt ist, und der Schwanz, der, vorschnellend, eben jene Stacheln nach vorne auf uns zu schießen lässt!
Es sind sieben von ihnen, darunter sechs mit blauem Fell und einer mit gelbem. Ein Anführer?
Dieser schießt in diesem Moment drei Dornen auf einmal los, von denen einer an mir vorbeifliegt, und ein Skelett erwischt. Es knistert, und ein kleiner Blitz entsteht beim Einschlag. Der Knochen färbt sich schwarz.
„Oh nein, ich habe diese Stachelratten schon im Blutmoor zu hassen gelernt!“
Dringt die Stimme des Meisters an mein Ohr, als ich nach vorne stürme.
Kaschyas Pfeil wird von ihrer Antwort begleitet, als er einen der blauen fällt.
„Das sind keine normalen Stachelratten mehr...siehst du nicht die Farbe? Es sind Dornendämonen!“
„Na super. Du Skelett mit dem Schild, stell dich vor Kaschya. Ihr vier, auf in den Kampf. Golem, bleib gefälligst hier!“
Na toll. Kugelfänger mal wieder. Ich will aber kämpfen! Wütend forme ich meine Klauen.
Brennender Schmerz erregt meine Aufmerksamkeit. Was ist denn jetzt los?
Meine rechte Klaue hat sich zwischen den Dornen des Gelben verfangen, und von ihn gehen kugelförmige Blitze in allen Richtungen aus! Wie bei Rakanishu, und wieder hat meine Kampfpersönlichkeit den Ernst der Lage verkannt. Aber ich will nicht schon wieder einen Pfeil in den Hals wie damals!
Ich lasse meine Klauen zu Händen werden, packe meinen sich langsam schwärzenden Arm und reiße ihn ohne Rücksicht auf Ton aus dem Dornenrücken. Warum macht mir die Elektrizität eigentlich so viel aus? Ton sollte doch eigentlich isolieren...
Halt. Ich bin noch unglaublich feucht vom Schwarzmoor. Das muss es sein!
Schnell renne ich rückwärts, nicht auf die elektrisierenden Stiche der geschleuderten Stacheln achtend, und finde, was ich suche: Einen Stein im Boden.
Ich ziehe ihn heraus (mit meinen Füßen), lasse ihn durch meinen Körper wandern und schleudere ihn auf deren Anführer.
Der Felsen zerquetscht ihn und bedeckt den Kadaver völlig. Ein größerer Teil, als ich dachte, war unter der Erde...aber so stören mich die Blitze wenigstens nicht mehr.
Der Rest der Gegner wird von den Skeletten verhackstückelt, während ich erst einmal verbrannte Portionen Tonfleisch durch trockeneres ersetze.
Da fällt es mir siedend heiß ein. Der Meister wollte doch...
„Sag mal, was fällt dir eigentlich ein? Bloß wegen dieser Geschichte gestern brauchst du nicht zu glauben, dass du mir nicht mehr zu gehorchen hast!“
Na super. Jetzt hab ich echten Ärger am Hals. Und das nur wegen dieser verdammten Kampfpersönlichkeit.
Das wirft meine These allerdings durcheinander, dass die seltsame Stimme in meinem Kopf eben jene ist...denn diese Stimme ist fanatisch meistertreu. Wäre dieser Dämonenangriff nicht gewesen, hätte ich das Rätsel fast gelöst gehabt!
Kapitel 53 – Eingang
Als Strafe muss ich jetzt immer in der Nähe des Meisters bleiben, und er hat mir versprochen, wenn ich noch „einmal huste, ohne dass ich dir die Erlaubnis dazu gebe, dann wirst du von meinen Skeletten geschnetzelt!“
Ich werde mich und meine Klauen hüten.
Wir kommen an einer Grube vorbei; der Meister würde sie gerne erforschen, aber Kaschya rät davon ab.
Das heißt...
„Nicht schon wieder so ein wahnsinniges Abenteuer von dir! Wir gehen da nicht rein, sondern ins Kloster, und erledigen Andariel!“
Interessanterweise hört der Meister auf sie. Vielleicht hört er ja auch auf mich?
Wenig später also stehen wir direkt vor dem Kloster. Fünf Jägerinnen mit riesigen Lanzen kommen herangerannt.
Die Skelette stürzen sich auf sie, und ich drehe Däumchen.
Der Meister flucht verstärkten Schaden, und die Gegner sind Geschichte. Mir ist langweilig.
Ein großes Haupttor ist verschlossen; der Meister erinnert sich daran, dass er mit Warrivs Karawane in der Nacht des Überfalls hier hindurch geflohen ist. Wir brauchen einen anderen Eingang, der zum Innenhof führt.
Kaschya seufzt.
„Das ist ja mal großartig. Hier hindurch wäre der Weg ganz leicht, dahinter ist gleich die Kathedrale. Aber da haben sie uns schön verarscht. Jetzt müssen wir den Umweg über die Kaserne nehmen...es sei denn, du kommt hier durch?“
„Na ja...der Golem vielleicht. Aber den will ich nicht mehr alleine lassen. Außerdem muss ich sowieso in die Kaserne, das hab ich Charsi ja versprochen...“
Ein Umweg auch noch, und das nur, weil er mir nicht mehr vertraut. Ich könnte diese Kampfpersönlichkeit erwürgen!
Kaschya führt uns also zum „Kriegerausgang“, in den die Kaserne mündet. Als das Tor aufgeht, schlägt ein Pfeil in das Führungsskelett ein, was dem aber herzlich wenig ausmacht.
Wieder bleibe ich vor dem Meister stehen, wieder werden unsere Skelette mit ebensolchen Bogenschützen der Gegner leicht fertig, wieder nervt mich die Untätigkeit.
Einen Gang später ist wieder eine Tür vor uns; der Meister trägt mir auf, sie zu öffnen.
Dahinter ist eine Horde Teuflischer. Ich haue die Tür gleich wieder dem ersten ins Gesicht und fahre meine Klauen aus, um den zweiten zu erledigen.
„STOP, Golem. Du bleibst hier. Und lass die Klauen verschwinden!“
Argh. Na gut, dann erledigt sie halt ohne mich. Bitte.
Die Skelette drängen die Flut der gelben Monster zurück, obwohl bereits Getötete gleich wieder aufstehen. Nun, wir können natürlich fünf von ihnen gleichzeitig töten...
Da stürmen schwarz gekleidete Jägerinnen heran, mit Krummschwertern bewaffnet und sehr agil. Mir scheint, wir haben es mit einer Elite der Feinde zu tun.
Das erste Skelett fällt. Das zweite verliert einen Arm.
Der Meister sieht mich fragend an.
„Worauf wartest du noch? Mach sie alle, ich weiß, dass du das kannst!“
Ich lege den Kopf schief. Dann deute ich auf mich, und auf den Boden neben ihm.
Er soll sich mal entscheiden.
Jetzt läuft er rot an.
„Verdammt, du siehst doch, dass wir am Verlieren sind! Mach dich gefälligst auf, und nimm nicht immer Alles so wörtlich!“
Oh Himmel, das ist natürlich völlig logisch...Befehle befolgen, aber Eigeninitiative behalten...hab ich je etwas Anderes gemacht? Haha.
Nun denn, Klauen ausgefahren, und auf in den Kampf.
Bald stehe ich über einer toten Jägerin, und sie ist nicht die einzige – der Kampf ist vorbei, der Schamane der Teuflischen von einem Pfeil an die Wand gepinnt. War ich wohl wieder unachtsam...immer wieder passiert es mir. Was kann dafür nur der Grund sein? Ich war doch eigentlich kurz davor...
„Golem, her mit dir, fahr die Klauen ein und bleib in meiner Nähe!“
Wieder ein eindeutiger, aber nicht unbedingt sinnvoller Befehl...
„Ach ja, und wenn wir angegriffen werden, dann wehrst du dich!“
Ah, schon viel besser.
Wir gehen im Kloster einen Gang entlang – es ist eine Säulenhalle. Diese sind mit Bögen verbunden, die Decke stützend, ihre Füße verziert von Stuck, die Wände mit Fresken.
Es ist scheinbar friedlich...
Die Säulenhalle mündet in eine weitere Tür. Der Meister befiehlt mir, sie zu öffnen.
Ich bekomme Stacheln in den Magen. Wie ich das hasse!
Getreu seiner letzten Anweisung schleudere ich Tonklumpen auf die Dornendämonen, die die Quelle der Geschosse waren. Die Skelette machen aber kurzen Prozess mit ihnen.
Wir sind also in einem Innenhof angelangt. Über uns blauer Himmel, vor uns Steinbecken voller Erde, Muster formend. Blumenbeete?
Der Innenhof ist von einer weiteren Säulenhalle quadratisch umgeben, von ihr zweigt aus der Mitte der vier Seiten jeweils eine Tür ab; durch eine sind wir gerade gekommen.
„Hier sollen Dämonen eingefallen sein? Sieht aus wie der Himmel auf Erden!“
Wortlos trete ich an eines der Blumenbeete heran und ziehe an dem weißen Stein, der herausschaut.
Es ist der Fingerknochen eines Skelettes, das dort vergraben war. Mehr liegen darunter.
Dem Meister fällt die Kinnlade herunter. Dann verhärten sich seine Gesichtszüge, als er leise flucht. Auch Kaschya sieht auf einmal sehr böse aus.
Zwischen den Blumenbeeten ist ein Wegpunkt! Der Meister geht darauf zu.
„Ausgezeichnet, jetzt können wir gleich mal testen, was wir gelernt haben...“
Er kniet nieder und betrachtet die Runen auf dem polierten Stein. Dieser Wegpunkt ist gut in Schuss, im Gegensatz zu denen in der Wildnis.
„Amn...äh...hm...Sol...was war dieser Seetang gleich wieder?“
Wie ich schon sagte, viele Runen hat er sich nicht gemerkt. Ich schon.
AmnBerIstSolSur. Mich würde interessieren, was es bedeutet.
Kaschya weiß es.
„Gut, dass ich diesen Wegpunkt in – und auswendig kenne, General – das Kloster wurde für die Ewigkeit erbaut, und der Wegpunkt im Äußeren Kloster spiegelt das wieder.
Seine Kodierung ist AmnBerIstSolSur – Ewigkeit.“
Der Meister schaut ein wenig peinlich berührt drein.
„Vielleicht sollte ich doch ein wenig mehr Mühe auf das Runenlernen verschwenden...gehen wir heim, dann kann ich mir das noch einmal ansehen. Ich hab eh Hunger.“
Gute Idee. Der Wegpunkt wird aktiviert – offenbar ist er zwischenzeitlich ausgeschalten worden – und wir verschwinden ins Lager.