Aus folgendem Grund können Atheisten, Agnostiker und Gläubige nur schlecht miteinander diskutieren: Für die beiden ersten Gruppen steht eine Beweisbarkeit im Vordergrund, welche die letzte Gruppe gar nicht erst anstrebt.
Agnostiker und Atheisten bemerken oft, dass gläubig sein unwissenschaftlich sei, weil sich die Existenz Gottes nicht beweisen lässt. Weil die Gläubigen sich diesbezüglich zuerst geäusser haben, lautet die zu beweisende Hypothese "es gibt einen Gott", und dadurch stehen die Gläubigen, so wird argumentiert, nun in der Beweisschuld, kommen dieser Schuld aber nicht nach. So wird dann weiter argumentiert, dass Gläubige beschränkt und naiv seien, weil sie selber keinen Beweis für ihren Glauben fordern...
Doch wer glaubt, will ja nicht beweisen. Er glaubt eben. Glauben heisst bedingungslos Vertrauen. Ich glaube, weil ich es will. Weil ich glaube. Ich verspüre keinen Drang, die Richtigkeit meines Glaubens mir selber oder anderen zu beweisen, weil ich weiss, dass das unmöglich ist, da es sich ja eben um einen Glauben handelt, und nicht um bspw. eine Wissenschaft.
Ich akzeptiere es nicht, dass man am Glauben die Kritik äussert, dass er sich nicht beweisen lässt. Solche Kritik kann nur jemand von sich geben, der nicht lange genug über den Glaubensbegriff nachgedacht hat. Denn es gibt Disziplinen, für die die Falsifizierbarkeit von Hypothesen eine Grundvoraussetzung ist, wie zum Beispiel die Naturwissenschaften. Auf den Glauben aber dieselben Regeln wie auf die Naturwissenschaften imponieren zu wollen, macht keinen Sinn und scheint mir willkürlich.
Auch ist es willkürlich, das Ausbleiben eines Beweises für die Existenz Gottes als hinreichend für ein Nicht-Glauben zu erachten, obwohl das Gegenteil, nämlich die Nicht-Existenz Gottes, genauso unbewiesen ist. In der Wissenschaftstheorie gilt eine These als gültig, solange sie nicht falsifiziert wurde, und somit müssten Agnostiker doch eigentlich alle Gottes Existenz anerkennen (?). Dies zeigt auch wieder, wie weit Wissenschaft und Glauben auseinanderliegen.
Ich glaube an die katholische Kirche, weil ich es in meinem Leben wahrnehme, dass die Lehren dieser Kirche zum Wohl der Menschheit beitragen. Würden sich mehr Leute nach den Lehren der Kirche verhalten, so wäre die Welt eine angenehmere.
Alle Agnostiker, die das noch nicht getan haben, lade ich dazu ein, ihre Pseudo-Wissenschaftlichkeit abzulegen (falls sie existieren sollte). Damit meine ich, dass ihr im Rahmen eines Gedankenexperiments versuchen könntet, anzuerkennen, dass Glauben nicht beweisbar sein muss. Es schult den Geist nämlich weitaus mehr, einen Glauben mit offenem Kopf kennenzulernen und zu prüfen, als ihn pauschal abzulehnen. Nur wer sich auf einen Dialog einlässt, kann dazulernen. Nur wer sich auf solche Gedankenspiele wieder und wieder einlässt, darf sich meines Erachtens Agnostiker nennen, da er versucht, der Wahrheit auf die Schliche zu kommen