Dann verbringe ich halt mal die Zeit vor der Arbeit mit einem kleinen Update. Ich denke es wird Zeit, mehr über unsere beiden Helden zu erfahren ^^
Tag 24
Liebes Tagebuch,
ich stecke wirklich in einer Zwickmühle und es gibt niemanden, den ich bitten kann, mir zu helfen. Aber fangen wir von vorne an:
Nach einer Rast am Wegpunkt machten sich Dick und Doof wieder auf, um die Monster zu erledigen, die Cains kleine Zuflucht-Kreation bevölkerten. Wie zu erwarten hatten sie grosse Probleme, so ganz ohne Heiltränke, und die Aura des Paladin schien zwar nützlich, aber mitten im Kampf nicht sonderlich hilfreich. Nach nur zwei Stunden war der Barbar so erledigt, dass er von sich aus um eine Pause bat, etwas eher ungewöhnliches für ihn. Wir schlugen also ein Lager auf und der dicke Klops brach einfach auf seinen Decken zusammen. Während er selig schnarchte (das allein hätte alle Monster vertreiben müssen) sinnierte der Paladin am Lagerfeuer.
Ich weiss nicht, was mich auf die idiotische Idee gebracht hatte, mich zu ihm zu setzen und ich weiss auch nicht, was mich auf die noch idiotischere Idee gebracht hatte, mit ihm reden zu wollen, aber ich fragte ihn, warum sie das alles eigentlich machten.
Weißt du, ich kam mit nur 6 Jahren in den Tempel um dort erzogen zu werden. Ich kannte meine Eltern kaum, denn sie waren früh ums Leben gekommen. Diablos Schergen hatten unser Dorf des Nachts überfallen und alles gemetzelt, was sie finden konnten. Ich hatte überlebt, weil meine Mutter mich im Keller versteckt hatte. Sie legte einen Teppich über die Falltür, damit die Monster mich nicht finden sollten. Aber ich konnte sie durch die Dielen beobachten. Ich sah, wie sie mit einem Schwert meines Vaters, der draussen in Kämpfe verwickelt war, hinter der Tür stand, bereit, jedes Ungeheuer zu töten, das hereinkommen mochte. Ich hörte die Schreie der Menschen draussen leiser werden und wagte schon zu hoffen, die Monster würden unser Haus übersehen, als die Tür aus den Angeln gehoben wurde und ein riesiger Minotaurus hindurchtrat. Meine Mutter hob das Schwert, kaum fähig, das Gewicht zu halten. Sie hatte keine Chance gegen das Ungeheuer.
Kaum hatte er meine Mutter erledigt, näherte sich der Minotaurus meinem Versteck. Ich spürte seine Blicke wandern und dann entdeckte er mich durch den Spalt in den Dielen. Er machte sich nicht die Mühe, die Falltür zu suchen, er hieb einfach seine gewaltige Axt in den Boden und riss so ein klaffendes Loch hinein. Ich war sicher, mein letztes Stündlein hätte geschlagen, als mit einem lauten Schlachtruf ein Mann hereinstürmte. Weißt du, als ich ihn sah, da war ich tief in meinem Herzen sicher, alles würde gut werden. Er strahlte so etwas aus, man kann es nicht erklären. Mit nur zwei Schlägen hatte er den Minotauren erledigt und blickte mir tief in die Augen. Er deutete mir, hinaufzukommen und ich folgte ihm, vorbei an der blutüberströmten Leiche meiner Mutter. Viele Jahre schreckte ich nachts aus dem Schlaf, weil ich geträumt hatte, ihre blutigen Hände würden nach mir greifen.
Als wir hinaustraten, war schon alles vorbei. Ich sah weitere sieben Männer in strahlenden Rüstungen, die versuchten, Überlebende zu finden. Doch ausser mir gab es keinen. Die Männer berieten sich kurz und der, der mich gerettet hatte, kam zu mir. Sein Name war Harald und er war ein Paladin aus dem Tempel nicht weit von meinem Dorf entfernt. Die Männer hatten entschieden, es sei wohl klüger, mich dorthin zu bringen.
Ich verbrachte viele Jahre im Tempel. Anfangs beherrschte mich der Gedanke an Rache. Ich konnte die Bilder vom Tod meiner Mutter nicht aus meinem Kopf verbannen und wollte nur eines: Lernen, wie man diese Monster vernichten konnte. Doch bald wurde mir bewusst, dass Rache ein sehr schlechtes Motiv ist. Mir wurde klar, es gab noch mehr Menschen, die unter den Bestien von Diablo und Baal zu leiden hatten und diese Menschen brauchten Hilfe, so wie auch ich sie bekommen hatte. Nach meiner Ausbildung zog ich deshalb los, um die Monster zu besiegen und den Menschen Frieden zu bringen. Ich kam hierher, den Rest kennst du ja. Vielleicht verstehst du jetzt ein bisschen besser, warum ich das alles auf mich nehme.
Als der Paladin geendet hatte, bemerkte ich, dass der Barbar auf gehört hatte zu schnarchen. Er sass auf seinen Decken und hatte der Geschichte seines Freundes gelauscht. Offensichtlich wusste nicht einmal der Fettwanst warum der Paladin hier war. Und ich wusste nicht, warum dieser ausgerechnet mir seine Geschichte erzählt hatte. Was ich ganz und gar nicht verstehen konnte waren die Geschichten von wild mordenden Minotauren. Ich hatte die Minotauren als äußerst liebenswerte Gesellen kennengelernt und ich fragte mich, ob es eigentlich überall so war, wie bei uns oder ob möglicherweise andernorts Mord und Raub an der Tagesordnung waren. Doch ich kam nicht dazu, mir weitere Gedanken zu machen, denn der Barbar begann zu sprechen.
In Harrogath, wo ich herkomme, kämpfen die Menschen noch immer gegen die Monster. Ich war noch sehr jung, kaum den Windeln entwachsen, als ich meine erste Axt von meinem Vater bekam. Mit 16 Jahren zog ich zum ersten Mal aus mit einem Trupp Späher, um herauszufinden, woher die Ungeheuer kamen. Wir verliessen die Stadt und suchten ohne Kampf möglichst weit zu gelangen. Doch dann kamen sie von allen Seiten. Von 20 Männern überlebten 15 den Kampf, doch wir wurden gefangengenommen. Die Bestien trennten unsere Gruppe und sperrten mich mit vier anderen in einen Käfig. Du kannst dir noch vorstellen, wie das war. Sie hatten uns alles abgenommen und wir sahen keine Chance, ihnen zu entkommen. Sie bewarfen uns mit Steinen und Feuer und lachten, wenn wir versuchten, auszuweichen. Sie quälten uns über mehrere Tage hinweg und wir waren schon sicher, am Ende in einem grossen Kochtopf zu landen.
Doch dann, nach fünf Tagen, hörten wir nahe Kämpfe. Eine Gruppe Krieger hatte sich aufgemacht, unseren Trupp zu suchen. Später erfuhr ich, dass wir die einzige Gruppe waren, die das Gemetzel der Monster überlebt hatte. Unsere Freunde kamen näher und ich sah gute Männer sterben, als sie versuchten, uns zu befreien. Dann endlich hatten sie es geschafft. Sie öffneten uns ein Portal und wir konnten in die Stadt entkommen.
Zuerst war ich froh, überlebt zu haben. Doch dann begann ich nachzudenken. Ich sah die Augen meines Vaters und erkannte, dass er sich für mich schämte. Wir hatten unseren Auftrag nicht erfüllt und ich verstand, dass meine Ehre gelitten hatte. Kaum eine Woche später zog ich los, nur eine Axt in der Hand, um meine Ehre wieder herzustellen. Ja, mittlerweile könnte ich zurückkehren, ich habe genügend Monster geschlachtet, um als grosser Held gefeiert zu werden. Aber für mich gibt es kein Zurück mehr.
Nach einiger Zeit und einigen toten Monstern hatte ich genug gesehen, um mein Leben im Kampf gegen Diablo und Baal zu geben. Ihr habt es recht ruhig hier, verglichen mit anderen Orten, an denen ich war. Ich sah geschlachtete Kinder und gemetzelte Alte, niedergebrannte Dörfer und von Knaben ausgehobene Gräber, die ihre Eltern aufnehmen sollten. Ich vergesse nie die Mutter, die ihr zerfetztes Kind in den Armen wiegte, in der Hoffnung, es möge doch wieder aufwachen oder das kleine Kind, kaum drei Jahre alt, dass die blutüberströmte Hand seines Vaters hielt und bettelte, er möge doch aufstehen und mit ihm spielen. Und als ich näher kam, sah ich, dass ihm sein Kopf fehlte. In dieser Zeit erkannte ich, dass meine Ehre nicht alles ist, dass es eine Verpflichtung für mich gibt. Sieh, ich bin stark und gross. Es ist meine Pflicht, denen zu helfen, die sich nicht wehren können.
Nun war ich vollends aus dem Konzept gebracht. Tote Kinder? Gequälte Gefangene? Wie konnte das sein? Als wir weiterreisten, konnte ich mich kaum auf den Weg konzentrieren. Fassels Gelächter, als der Paladin über einen Rubin stolperte, störte mich eher, als dass es mich ansteckte und ich fand es auch überhaupt nicht lustig, als Paladin und Barbar darum stritten, wer zuerst durch den roten Teleporter gehen sollte, in Anbetracht der Horde Minotauren, die auf der anderen Seite grinsend warteten. Und um ganz ehrlich zu sein, sie taten mir nicht einmal leid, als die beiden Helden mit ihnen fertig waren.
Ich weiss nicht, was ich tun soll, ich bin völlig durcheinander. Was ist, wenn die beiden Recht haben? Was ist, wenn die Monster, mit denen ich als Kind gespielt habe, wirklich böse und brutale Bestien sind?