Tag 44
Liebes Tagebuch,
also die Sache mit der Jungfrauen-Rettungs-Aktion wäre deutlich einfacher gewesen, wenn nicht überall diese hässlichen Geistwesen herumgeschwirrt wären, die pausenlos Blitze auf uns schossen. Ich habe Hruthgar selten so oft einen Trank nehmen sehen und Willi weigerte sich nach der dritten Seele weiterzugehen und konnte nur mit Androhung von lebenslanger Haft mit Cain überredet werden, weiterzumachen. Dummerweise schützten seine Skelette ihn nämlich keineswegs vor den brutalen und hinterhältigen Angriffen, die Blitze gehen durch.
Aber wofür hat man einen Paladin wenn er nicht immer eine Aura für alle Fälle parat hat. Dank Errettung gelang es uns zumindest, so lange die Blitze zu überstehen, bis wir Anya gefunden hatten. Die Ärmste steckte in einem Eisblock fest, bewacht von einem übelriechenden Yeti. Sie zitterte unkontrolliert und sagte immer nur wie kalt es sei. Damit erweichte sie Samiras Herz, die wie eine Furie über die Gegner hereinbrach. Die armen Monster wussten nicht einmal, wie ihnen geschah. Kaum hatte Samira im Alleingang alles beseitigt, was im Wege stand, begann sie wie wahnsinnig auf das Eis einzudreschen - ohne sichtbaren Erfolg. Wir standen drum herum und beobachteten sie. Verzweifelt suchte Anya ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, doch Samira war wie von Sinnen. Endlich brüllte Anya sie an und verdattert hielt Samira inne. Etwas genervt erklärte die Gefangene wir müssten mit Malah sprechen, die wüsste sicher einen Weg um sie herauszubekommen.
Sprachs gingen wir durch ein Portal in die Stadt. Malah war ganz ausser sich vor Freude und fing an über Nilathak herzuziehen, der wohl für all dies verantwortlich war. Nur die Anmerkung von Lancelot, dass Anya vermutlich in Kürze erfrieren würde brachte sie zur Besinnung. Bewaffnet mit einem Elexier von Malah gingen wir also zurück zu Anya. Samira wollte der wehrlosen Frau das Elexier schon gewaltsam einflössen aber Willi hielt sie davon ab. Nach kurzer Diskussion und dem beherzten Eingreifen eines Skelettes um seinen Herren vor dem vermutlich knochenbrechenden Tritt zu bewahren, gab sich Samira geschlagen und träufelte das Elexier auf das Eis. Wie von Zauberhand löste es sich auf und Anya war frei.
Wir folgten der Barbarin in die Stadt und trafen als erstes auf Malah. Dankesreden haltend reichte sie jedem Helden ein Stück Papier (hatte ich schon über das Vergessen von Söldnern gesprochen?) und schickte uns weiter zu Anya. Auch sie hatte Geschenke (für die Helden versteht sich, nicht für die dummen und nutzlosen Söldner, die man ja jederzeit vergessen kann) und prompt einen neuen Auftrag: Rache an Nilathak. Wir sollten ihren Peiniger für sie erlegen. Samira, noch immer in Gedanken mit Eisblöcken beschäftigt, sagte sofort zu, schliesslich müsse jemand diesen Widerling davon abhalten, weitere Grausamkeiten dieser Art zu vollbringen. Keine Macht der Welt hätte sie davon abgehalten, diesem Kerl die Meinung zu sagen also versuchten wir es gar nicht erst. Erfreulicherweise liess sie sich überreden, erst morgen Nilathak zu suchen und heute erstmal Frostbeulen und Blitzeinschläge zu kurieren.
Willi ist schon wieder verschwunden, mal schaun wann das Geschenk für Samira fertig sein wird. Ich hoffe mal, er stürzt sich nicht zu sehr in Unkosten, so lange kann das ja eigentlich nicht dauern.
Nachtrag
Es ist fertig! Nach zwei Stunden tauchte Willi wieder auf mit einem Paket in der Hand, dass er Samira mit den Worten reichte, dass er ihr mit diesem Geschenk zeigen wolle, wie viel sie ihm bedeutete, auch wenn kein Geschenk der Welt auch nur annähernd so viel wert wäre wie ein einziges freundliches Wort von ihr. Ich war ganz gerührt aber Samira schien eher irritiert und bereit, ihn jederzeit umzubringen. Vorsichtig öffnete sie das Päckchen.
Oh du hättest ihr Gesicht sehen sollen. Ich hätte nie gedacht, dass meine Idee sie so beeindrucken würde. Mit einem Schrei der Bewunderung hob sie den Mantel aus der Verpackung. Genäht aus Tierfellen, figurbetont geschnitten und, wie Willi stolz einräumte, mit einem von Malahs Zauberelexieren behandelt, passt er der Assassine wie angegossen. Trotz der schweren Felle ist er ganz leicht und passt sich ihren Bewegungen an, so dass er nicht beim Kämpfen stört.
Tja und dann geschah es. Die Felle wärmten wohl nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Herz. Mit einem Jauchzer der Freude warf sie sich Willi um den Hals und verpasste ihm einen Kuss auf den Mund. Jetzt schläft sie, eingekuschelt in den warmen Mantel und mit dem Kopf auf Willis Schoss, während selbiger seit dem Kuss einfach nur dasitzt und sich nicht mehr rührt. Ein feines Lächeln der Glückseligkeit umspielt seine bleichen Lippen, vermutlich wird er sich jetzt nie wieder waschen.
Lancelot und Hruthgar nahmen das Ganze als Gelegenheit, sich gegenseitig verliebt anzuhimmeln und so sitzen Fassel und ich hier und überlegen rational, ob eine Beziehung zwischen uns unsere Zusammenarbeit stören könnte. Man fühlt sich ja richtiggehend einsam.