Tag 56
Liebes Tagebuch,
tut mir leid, dass ich so lange nicht geschrieben habe, aber wir hatten da eine kleinere Zwangspause.
Nachdem wir Duriel den Garaus gemacht hatten (der Trick mit dem ayurvedischen Teeladen hat diesmal irgendwie nicht funktioniert also mussten wir es auf die althergebrachte Methode machen), verzögerte sich unsere Reise durch Kurast & Co massiv. Und woran lag das? Genau: Lancelot und Hruthgar. Während unserer kleinen Seereise mit Meshif hatte Lancelot nämlich einen kleinen Ausrutscher mit dem Kombüsenjungen der eigentlich kein Junge mehr sondern eher ein Opa war (eigentlich eklig, aber naja, Paladine halt). Obwohl Hruthgar eigentlich kein Problem damit hatte ("Wir führen schliesslich eine offene Beziehung."), hatte diese Angelegenheit ein sehr unangenehmes Nachspiel. Nur drei Tage nach dem Zwischenfall bemerkte Lancelot ein intensives Jucken an einer sehr persönlichen Stelle, dass sich kurz nach unserer Ankunft in Kurast zu einem intensiven Brennen steigerte. Einzig Ormus konnte eine Diagnose stellen. Während er pausenlos kicherte murmelte er etwas von diversen Geschlechtskrankheiten, die sich auf so einem Schiff breitmachen würden. Auf die Frage, ob ein Heiltrank helfen könnte meinte Ormus, man könne ihn ja einreiben, das würde dem Paladin sicher Freude bereiten, allerdings würde es wohl eher gar nicht helfen, und fing wieder an zu kichern.
Schlussendlich reichte er dem Paladin ein Töpfchen mit einer selbst angemischten Salbe, die einen erbärmlichen Geruch hatte und sagte etwas von dreimal täglich dick auftragen.
Da der Paladin sehr eingeschränkt in seiner Bewegungsfähigkeit war, blieb uns keine Wahl, als in Kurast eine Pause einzulegen. Nachdem er von Lancelots Problemchen gehört hatte, liess sich Hratli erfreulicherweise nicht mehr in unserer Nähe blicken und so hatten wir ein paar Tage Ruhe. Willi nutzte die Zeit, seinem Tongolem diverse Fresken angedeihen zu lassen während Samira intensive Dehnübungen machte, bis sie sich den Rücken verrenkte und mit einer anderen Salbe von Ormus bestückt wimmernd auf dem Boden lag (Was ist wohl ein Ischias-Nerv?).
Leider hatte Hasso nach einer Weile genug davon, einfach nur Kurast abzuschnüffeln und Hundedamen schöne Augen zu machen, also fand er eine neue Beschäftigung: Gamblen bei Alkor. Obwohl Hruthgar ihn eindringlich warnte, spazierte Hasso jeden Tag "unauffällig" zu Alkor und erging sich in hemmungslosem Glücksspiel. Interessanterweise schien sein Gold nie auszugehen, obwohl ich eher vermute, dass Alkor ihm einen grosszügigen Kredit zu ansprechenden Zinsen eingeräumt hatte und Hasso uns nur nichts davon erzählte. Das würde auch erklären, warum er uns nach dem Aufbruch in den Sinnenwald mehrfach darauf hinwies, bloss jeden noch so kleinen Goldhaufen mitzunehmen.
Kaum konnte der Paladin wieder laufen, waren wir also auch schon unterwegs. Hassos Gemecker zum trotz, nahmen wir nicht jeden Goldhaufen mit, kostet einfach zu veil Zeit. Statt dessen konzentrierten wir uns auf Khalims Körperteilchen. Allerdings war das nicht so einfach, denn Hasso hatte sich bei den Seelentötern einige mutierte Flöhe eingefangen, die nicht nur ausgesprochen gross sondern auch äusserst gefrässig waren und Hasso dazu brachten, für eine Weile das Glücksspiel zu vergessen. Wieder einmal war es eine von Ormus Tinkturen, die uns vor schlimmerem bewahrte. Allerdings frage ich mich, wie können wir den Rat von jemandem annehmen, der von sich selbst in der dritten Person spricht? Aber allen Zweifeln zum Trotz verzogen sich die Flöhe wieder und wir konnten weiter. Die Spinnen zu erledigen und den Spinnenwald und das grosse Moor zu säubern war eigentlich kein Problem, den Schinderdschungel zu finden allerdings schon. Nachdem wir Ewigkeiten umherirrten, griff sich Hruthgar den vermutlich letzten Überlebenden Seelentöter und drohte ihm grausamste Folterungen an, wenn er uns nicht verraten würde, wo der Schinderdschungel sei. Was wir ja nicht ahnen konnten war, dass eben jener Seelentöter einem anerkannten Seelentöter-Sado-Maso-Club angehörte. Er stellte also auf stur und genoss diverse Grausamkeiten des Barbaren mit einer Inbrunst, dass Hruthgar einfach nur noch den Kopf gegen einen Baum hieb um nicht zu heulen anzufangen. Allein Willis Ideenreichtum rettete uns vor einem barbarischen Zusammenbruch.
Irgendwo in Kurast:
"Schau mal Kleines, hier ist ein niedlicher Seelentöter, ganz für dich allein! Ist der nicht kuschelig?" Ein kleines Mädchen von vielleicht 5 Jahren stürzt sich mit einem Begeisterungsschrei auf den gefesselten Seelentöter und fängt an, ihn wie eine Wilde zu bekuscheln und beginnt damit, ihm zu erzählen, wie gute Freunde sie werden würden und dass sie jetzt endlich jemanden hätte, der mit ihr Puppen spielen und imaginären Tee trinken könne.
Nach nur einer Stunde bettelte und flehte der Seelentöter, zeichnete eine wirklich erstaunlich präzise Karte mit dem Weg zum Schinderdschungel und rannte, kaum dass er der Fesseln befreit war, wie ein wahnsinniger davon.
Dem Mädchen versprachen wir dann, ihr aus dem Dschungel einen Schinder mitzubringen.