Hallöle Saturn.
Ich bitte um Verzeihung, gleichwohl ist meiner-/ unsereiner ziemlich tief in Vorbereitungen gefangen. Waffen müssen gebaut werden, Gewandungen geschneidert, angepaßt, verworfen werden. Reiselisten wollen geprüft werden. Also halt alles was man für eine kleine Reise in eine reale Fantasywelt benötigt.
Sei´s drum, am Flüßchen weilend entstand das folgende, mal schaun ob´s den Regeln entspricht.
PS: Und sei nicht zu Gram wegen fehlendem Zuspruch, die meisten deiner Poster hier tummeln sich wohl gerade in der Legion. Ich bin einfach nur erfreut wenn im Forum so viel geschieht.
der Tom.
Andariel muß fallen
„Ahhh.., wir werden diese alte Schachtel schon kleinkriegen, macht´s euch mal nicht so sehr den Kopf.“
Unheilige Schärfe schwang durch die Silben des gesprochenen. Alri war die Assasine ihres kleinen Trios.
Ünke beobachtete wie Sie sich mit diesen Worten an ihrem gemeinsamen Feuer niederließ. Das Spiel der Flammen warf flackernde Schatten über ihr zernarbtes und hässliches Antlitz.
Ünke schien es als ob er niemals eine grässlichere Fratze erblickt hatte. Nicht zuletzt ob ihrer Narben bot die Kämpferin einen Furcht einflößenden Eindruck. Hoch und geschmeidig war ihr Wuchs, ihre Bewegungen dem Alter zum Trotz pure Gescheidigkeit. Kurzgeschorene schwarze Haare gaben ihrer Missgestalt die gewisse Düsternis derer es benötigte, um andere die Seite der Straße wechseln zu lassen. Ihre Kleidung, gänzlich in schwarz gehalten, tat ihr übriges dazu den ersten Eindruck zu vertiefen.
„Jetzt greift´s euch a Becher Wein und genießt den heutigen Abend, wer weiß was des morgigen Abend unserer Harret“ prustendes Gelächter folgte ihren Worten, als wenn ihr eigener Witz gesprochen wäre. Doch sowohl Ünke selbst, als auch der ergraute Paladin an ihrem Feuer, waren des Lachen zu müde.
Ünke wandte seine Augen auf den Paladin. Rae´l hatte seine Rüstung noch immer nicht abgelegt, schien diese Nacht gerüstet verbringen zu wollen. Seit geraumer Zeit hatte er kein Wort mehr an die beiden gerichtet, schwieg sich aus und vermied das Gespräch. Schwermut blitzte unter seinen Liedern hervor während er mit einem Stock in den Flammen stocherte.
Am Anfang war Ünke voll der Begeisterung entbrand beim Anblick des Gerüsteten. Die Rüstung welche diesen kleidete, einst musste sie prunkvoll und glänzend gewesen sein, jetzt erzählten tiefe ungezählte Scharten, Rost und ein beständiges Quietschen ihre eigene Geschichte. Das Breitschwert an dessen Seite schien wieder ein eigenes Schicksal zu haben. Brandneu war dieses, absolute Wertarbeit in Heft und Schneide. Kein Prunk, oh nein, doch wundervoll gearbeitete Nützlichkeit und Todesversprechen.
Doch die Begeisterung hatte sich im Laufe der beiden letzten Abende in düstere Ahnungen gewandelt. Dieser Paladin verbrachte seine Zeit mit Tränen und dunkeln Seufzern. Schwermut brach den Bann der respektgebietenden Rüstung und bot diesen der Lächerlichkeit dar. Das Antlitz bot auf den zweiten Blick eher das Bildnis eines grau gewordenen Schreiber, welcher Zeit seines Seins hinter staubigem Pergament zugebracht hatte denn auf den Schlachtfeldern der Ehre. Und ewig diese Traurigkeit…
*Eine großartige Gesellschaft um Andariel zu bezwingen, wahrlich*, dachte Ünke bei sich.
*Eine verbitterte und boshafte Assasine welche entgegen allen Geschichten mit einem Male Gesellschaft suchte, ein verhärmter und ewig weinender Paladin, es schien der Rost seinen Tränen entsprungen zu sein.*
Ünke wand seinen Blick ab vom Feuer, blickte in seinen Becher voll Wasser, auf dessen Spiegelung er seine eigenen Augen suchte.
*Und als Krönung des ganzen einen zwölfjährigen Jungen welcher bis vor kurzem von Ruhmund Rache noch träumte. Tolle Helden*
Wut und Verbitterung ließen seine Hände den Inhalt des Bechers ins Feuer schütten, mit einem kurzen Zischen verdampfte das Wasser und bildete eine kleine Dampfwolke.
Ünke war vor drei Wochen ins Rogue Camp gekommen. Als letzter lebender Beweis für die einstige Existenz seines Dorfes. Er war in den Weizenähren auf dem Feld verborgen gewesen als eine Schar von Schindern ihr Unheil brachte.
Bis auf den letzten Einwohner waren sie alle gemetzelt worden, keiner hatte überlebt.
Ünke hatte sich zitternd und schluchzend tief in den Boden des Acker gegraben und alles mit angesehen. Zwei Tage hielt er sich dort verborgen bevor er sich wagte die letzten Feuer zu löschen und seine Familie zu bestatten.
Voll der Rache hatte er sich sodenn zum Camp der Rogue begeben, er wollte das Unheil zurück bringen in die Dunkelheit.
*Warum nur wollte keiner mich mitnehmen*, schwer drangen diese Gedanken durch sein Innerstes, dann wäre das alles schon vorbei.
Doch keiner wollte einen kleinen zwöfjährigen Jungen mit in die Schlacht nehmen. Die Kämpfer hatten sich bereits die Wege bis zu Andariel freigelegt, es hieß daß einzig noch deren Giftodem zwischen der Freiheit und dem Untergang liegen würde. Aber Ünke wurde geheißen sich niederzulassen und herauszuhalten.
*Und jetzt ? Wo seid ihr jetzt alle ?* Furcht floß bei diesem Denken durch den Jungen, ein Frösteln lief ihm über den Rücken.
Gestern Morgen war die Hunderköpfige Schar aufgebrochen. Und um die Mittagszeit kam nur einer zurück. Kam zurück um seinen letzten Atemzug zu tun, mit welchem er seine Warnung ausspie, „Sie ist zu stark gewesen, nimmernicht mag Andariel zu bezwingen sein. Es sind alle tot. Ich bin der einzige. Flieht so ihr könnt. Flieht…“
Und Sie waren geflohen, hatten sich aufgemacht gen Harrogath, der fernen Stadt auf dem Berge, Sicherheit verheißend.
Ünke war schon in ihrer Mitte, als er der beiden Alten ansichtig wurde welche in aller Ruhe ein Feuer entzündeten, eindeutig nicht gewillt dem Troß zu folgen.
„Zieht ihr nur in die Sicherheit ihr feiges Pack, wir werden der giftigen Schachtel den Stachel ziehen. Verschwindet“, Trotz und Hähme wurde mit diesen Worten auf die Ziehenden gebracht, ein mancher hielt dem Blick nicht stand und suchte sein Heil in schnellerem Lauf.
Doch Ünke fasste schnell seinen Entschluß, brach aus den Reihen hervor und trat zu den beiden ans Feuer. Ohne daß ein einziges Wort gesprochen wurde, rückten beide etwas zur Seite und nahmen ihn an ihrem Feuer auf.
Und seitdem hatte sich nicht viel getan. Die zornige Assasine fluchte was das Zeug hielt, und der Paladin schien in Traurigkeit zu versinken.
Ünke war eine Weile durch das verlassene Lager gestreift. Vor allem bei der Schmiede hielt er sich länger auf.
Als er zurückkam zum Feuer dachte er die beiden müssten seiner spotten. Der gefundene Helm rutschte ihm ständig über die Ohren, das Schwert schliff über den Boden und das Lederwams wirkte an ihm wie ein Mädchenkleid.
Doch beider Behutsamkeit widersprach ihrer Barschheit, sowie der Traurigkeit. Beiderlei Händepaar half Ünke seiner Kleidung Herr zu werden. Nun saß das Wams, der Helm wurde gefüttert und das Schwert gegen ein kürzeres getauscht. Und beide ließen sich wieder nieder ohne ihr Wirken zu erklären.
*Was seid ihr beiden nur ?* fragte sich Ünke, ohne jedoch den Mut aufzubringen seine Frage laut zu stellen.
*Was und wer hat euch hierher gebracht, lässt euch nicht weichen, lässt mich in eure Mitte ? Einen Jungen den keiner mehr will ?*
So allmählich wandelte sich die innere Lüsternheit nach Rache in seinem Inneren, verabschiedete sich ganz langsam, um einem neuen Gefühl den Raum zu geben.
Angst…
Als Ünke so dagelegen hatte, beobachtend wie sein Dorf in Schutt und Asche aufging, auch da war das Entsetzen groß. Doch herrschte keine Angst in ihm, zu groß war die erlebte Pein, die Qual der Fallenden, als dass Angst sich in sein kleines Herz schlich.
Doch jetzt ?
Ünke hatt sich dem sicheren Weg widersetzt, war nicht in die Geborgenheit von Harrogath geflüchtet. Bleiben wollte er um mit diesen beiden, der Assasine und dem Paladin, der Fürstin Andariel das Ende bringen.
Doch gar gräulich waren die Geschichten welche er in den letzten beiden Tagen vernommen hatte.
Ünke blickte in die Flammen und sann über die Worte des letzten der Hundertschaft nach, jenem der überlebt hatte. Überlebt einzig um Kunde zu tun.
„Ich sah Andariels Fratze vor mir. Dicht über mich gebeugt, bereit ihr Gift wider mich zu speien…, mir wähnte mein Ende. Da folgte ein Schwertstreich gegen die Grässliche, doch ach, die Klinge brach an ihrer Haut, wie gegen Fels geschlagen. Ihr Antlitz ruckte herum und …., Sie fraß den Mutigen vor meinen Augen auf. Ich sah dies direkt vor mir. Hörte sein Schreien, sein Klagen.“
Krämpfe schüttelten den Sterbenden aufs heftigste durch, fast so als ob er alles noch einmal erlebte.
„Und das Bersten der Knochen in ihrem Maul…, die Kiefer mahlten unaufhörlich, und der geplagte schrie immer noch. Die Schreie klangen direkt aus ihrem Maul. Ihr Gift fraß sich durch das Fleisch, löste es an. Mitsamt den Knochen, auf das es ihr besser munde.
Und dieses Schmatzen…“
Ünke war bei diesen Worten aus dem Ring der Lauschenden gestürzt und hatte sich übergeben.
Bei dieser Gelegenheit hatte er die beiden verbliebenen zum ersten male kurz erblickt.
Der Paldin stand unbewegt inmitten der Gruppe, ergriffen von der Trauer, weinend, klagend.
Und die Assasine hatte grinsend dabei gestanden. GRINSEND, als ob die erlebte Pein ihr zur Freude reiche.
Mittlerweile schätzte Ünke die Kriegerin anders ein. Sie musste gegrinst haben aus Vorfreude, Vorfreude auf das was ihre Messer mit den Knochen Andariels machen würden, sollten sie derer habhaft werden.
Und des paldines Weinen konnte nicht aus Furcht erfolgt sein, denn er war es, welcher das Feuer angeschürt hatte, als des Lagers Herz entfloh.
Aber wer waren die beiden wirklich ?
Ünke hatte rasende Angst. Jetzt hatte er Zeit. Zeit für Gedanken. Zeit die Worte des Sterbenden in sich widerhallen zu lassen, die Arten des Todes in Phantasie zu erleben.
Und die Furcht legte sich um sein junges Herz, drohte in seine Füße zu gelangen und jene von alleine zum Laufen, zum Rennen zu stimmen.
Morgen in der Frühe, so hatten sie Drei es beschlossen. Früh wollten sie aufbrechen um Andariel die Vernichtung zu bringen. Noch so viel Zeit für Angst.