Wenn man sich als westliches Volk über andere Völker stellt, dann sollte man erst einmal ein paar Jahre in die Vergangenheit zurück blicken.
Da stimme ich dir 100% zu. Wie subjektiv geprägt unser Weltbild ist sieht man schon an dem, was ein Schüler an geschichtlichem so beigebracht bekommt. Es war nach dem Untergang des Römischen Reiches, als islamische Heere sich aufmachten die Welt zu erobern. Natürlich war man dabei nicht so zimperlich und rücksichtsvoll wie die Heere der Europäer während der Kolonisation ein gutes Jahrtausend später,
Da stimme ich nicht zu. Was du hier aufzählst, mit netten europöischen Eroberern, habe ich zumindest nicht in der Schule beigebracht bekommen. Vielmehr wurde dort der Kolonialismus völlig zu Recht verurteilt. nein, die bösen Muslime mussten das Land gewaltsam erobern! Im Gegensatz dazu eroberten die guten Christen die Länder der Heiden natürlich kampflos, und da sie gute Christen waren, beuteten sie die Bevölkerung natürlich auch nicht um des Reichtums willen aus oder brachten einfach mal ein paar von ihnen um...
Die Muslime nahmen so auch Spanien und wandten sich nun gegen das Fränkische Reich. Doch ihre Invasionspläne scheiterten, Karl Martell wurde als Retter des Abendlandes gefeiert. Aus Sicht der überaus neutralen westlichen Chronisten war das Reich der Muslime ja schlimmer als die Hölle. Doch ist man mal objektiver, so erkennt man etwas, was mit unseren Vorstellungen im Normalfall überhaupt nicht überein stimmt: In ihrer Grundanlage war der Islam in den eroberten Gebieten relativ tolerant. Im Allgemeinen (und das war auch die Regel an die sich die Verwalter der Einzelgebiete zu halten hatten) war die Religion ausgesprochen tolerant. Christen, Juden etc. durften ihre Religion behalten, durften sie allerdings nicht öffentlich ausleben. Dazu mussten sie eine Steuer bezahlen, waren dafür aber auch von Wehraufgaben befreit.
Die Formulierung "waren von Wehraufgaben befreit" ist arg anachronistisch. Im Hochmittelalter galt der Heeresdienst als Privileg, den ohnehin nicht jedermann leisten musste, es gab ja keine allgemeine Wehrpflicht. Richtiger ist eher die Formulierung, daß die Christen in der Regel keinen Heeresdienst leisten durften und ihnen die entsprechende Karriereleiter verstellt war. Das wiegt die Dhimmisteuer nicht auf, sondern ist eine weitere Diskriminierung. Übergriffe gegenüber der christlichen etc Bevölkerung gab es, zum einen während des Eroberungsfeldzuges (was aber völlig normal für die damalige Zeit war) und zum anderen in späteren Zeiten, dann aber auch nur durch vereinzelte Herrscher. Im Allgemeinen waren die islamischen Herrscher aber toleranter als die guten Christenmenschen, noch dazu waren sie auch wesentlich fortschrittlicher. Der Unterschied in der kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung war immens, es ist eigentlich Schade, dass man heutzutage vielfach auf die unterentwickelten Völker hinabblickt und vergisst, dass man selber mal so ein unterentwickeltes Volk war. Das Ganze lief sogar relativ zyklisch ab, einige Hundert Jahre später waren es die Chinesen, die technologisch weit vorraus waren, bevor die Europäer Oberhand gewannen. Aber dazu später.
Springen wir ein paar Hundert Jahre weiter, die Zeit der Kreuzzüge. Nun hatten sich die Mächtigen der christlichen Staaten dazu entschieden ihrer Pflicht nach zu kommen und die heiligen Stätten (zB Jerusalem) zurück zu erobern. Allerdings waren die Absichten dieser Feldzüge bei genauerer Betrachtung kein bisschen christlich. Während man im 1. Kreuzzug immerhin noch Jerusalem nahm und nebenbei einen Teil der Bevölkerung nieder metzelte, verkamen spätere Kreuzzüge zu reinen Machtspielchen. So wurde, weil die Invasion ins Heilige Land im Vergleich zur Mühe nicht wirklich lohnenswert war kurzerhand das Byzantinische Reich besetzt, angeblich weil es die Kreuzzüge nicht unterstützen wollte etc und damit genauso gottlos war wie die islamischen Herrscher, die die eigentlichen Feinde darstellten. Aber: zum einen war das byzantinische Reich ein christliches Reich, zwar orthodox, aber immer noch christlich. Ich glaube, dass es aus heutiger Sicht sehr befremdlich wäre, wenn sich die Protestanten zusammen raffen würden um in einem Kreuzzug gegen die Heiden den Vatikan zu besetzen....
Ich bin zwar Agnostiker, aber ich wär dafür.
Zum anderen kann man die Ablehnung des byzantinischen Reiches den Kreuzfahrerheeren gegenüber durchaus verstehen, die sind immerhin durch das Reich gezogen (den ganzen Weg mit dem Schiff war relativ undenkbar). Nun waren das aber nicht grad wenig Leute mit nicht grad wenig Hunger und recht wenig Lust ihr Essen zu zahlen, man kann also nachvollziehen, was die Herrscher in Konstantinopel über diesen Haufen dachten...
Zu guter Letzt verlangten sie dann auch noch nen Haufen Geld vom Byzantinischen Reich, nicht dass sie noch versehentlich das falsche Land plündern....
Dieser Teil der Darstellung ist meiner Ansicht nach sehr gut.
Aber weiter geht es, wir gelangen nun in die Epoche des technologischen Fortschrittes in Europa. Während der islamischen Expansion war das Leben für die Christen nicht grade einfach, aber das Land befand sich auch nach Ende der Fremdherrschaft in einem recht guten Zustand. In der Epoche der chinesischen Kultur, als man eine Militärmacht erreichte, mit der man vermutlich große Teile der Welt hätte erobern können zog man sich zurück, ehemals besetzte Gebiete konnten zurück erobert werden und waren teils sogar vitaler als vor der chinesischen Herrschaft. Was taten nun die Europäer? Nun, man eroberte die Gebiete und, wie bereits erwähnt beutete man sie gnadenlos aus. Die Kultur der dominierten Völker wurde im besten Falle einfach nur unterdrückt, das Land ausgelaugt wie ein dünner Regenwaldboden. Davon erholt haben sich viele der Staaten nicht mehr und es wird auch schwer werden sich davon zu erholen. Jetzt kann man sich fragen: Sind die Europäer etwa so viel besser gewesen darin, die Fremdherrschaft zu überwinden? Waren sie danach bestrebter, wieder den Aufbau zu erreichen? Oder waren sie einfach nur gründlicher darin, die beherrschten Gebiete auszubeuten und zu zerstören?
Damit zurück zum Eingangsthema:
Im Laufe der Geschichte sieht man recht deutlich, dass man als Europäer überhaupt keinen Grund hat, sich über andere Völker zu stellen. Der durchschnittliche europäische Herrscher hat sich kein bisschen besser verhalten als der islamische
Richtig., eher noch schlimmer.
Naja. Und vllt erklärt die Verteufelung der islamischen Reiche auch ein wenig unsere heutige Angst vor dem Islam im Allgemeinen. Wovor haben wir Angst? Vor einer Ausweitung des islamischen Einflussbereiches? Das würde die Macht des Westens schmälern, das ist natürlich ein Grund Angst zu haben! Haben wir Angst davor, dass muslimische Fanatiker uns umbringen wollen?
Ja. Wenn ja, warum haben wir dann keine Angst davor, dass christliche Fanatiker, bayrische Fanatiker, deutsche Fanatiker, französische Fanatiker oder was weiß ich was für Verrückte uns umbringen wollen?
Vielleicht hast du bei deiner, trotz kleiner Ungereimtheiten im Detail, sehr gelungenen Darstellung einfach zu weit ausgeholt? Vielleicht haben wir keine Angst vor bayerischen oder französischen Fanatikern, weil in der jüngeren Geschichte (sagen wir seit September 2001) fast alle (!) Terroranschläge, die in Europa, wenn nicht gar weltweit, passiert sind, von Muslimen ausgingen? Die einzige noch mit Bomben und Morden aktive Konkurrenz ist die ETA. Es gründet sich die Angst vor muslimischen Fanatikern wohl auf den 11. September 2001, den 11. März 2004 (Madrid), den 7. Juli 2005 (London), 35. Nov. 2008 (Mumbai), um nur die prominentesten Daten zu nennen. Hinzu kommen auch verhinderte Attentate (Sauerlandgruppe, Kofferbomber in Deutschland). Wann hat zuletzt ein bayerischer Terrorist uns bedroht? Zum einen hat sich fast jede Separationsbewegung oder religiöse Bewegung im Laufe der Jahre dabei hervorgetan gegen die "Feinde" vorzugehen (egal ob die Feinde gegen einen kämpften oder nicht, fehlende Folgsamkeit reichte da häufig schon aus).
Vollumfänglich richtig. Insbesondere auch grammatisch richtig wurde die Vergangenheitsform gewählt. Es haben sich viele Gruppen hervorgetan. Derzeit sind es allerdings fast nur islamistische. Und zum anderen: Wenn jemand das absurd findet, dass so etwas im so zivilisierten Westen passiert, der erkläre sich bitte die Existenz verwirrter Fanatiker wie der IRA, der ETA etc. Und so nebenbei: es gibt noch weit mehr von der Sorte, die nur nicht ganz so offen und negative Schlagzeilen verursachend auftreten.
Du meinst mit "nicht ganz so offenem Auftreten" wohl, daß sie keine Bomben zünden, keine Menschen ermorden? Ich mag Fanatiker zwar generell nicht, aber unter ihnen sind mir diese Fanatiker allerdings die liebsten.
Wovor sollten wir also Angst haben? In erster Linie davor, dass wir auf einem Planeten leben und aus der Geschichte nichts, aber auch gar nichts gelernt haben. Wir verhauen uns genauso wie vor 5000 Jahren im Streben nach Reichtum, Macht, Gütern etc., nur auf andere Art und Weise (zum einen in gewissen Bereichen subtiler, zum anderen mit größeren Waffen). Und am Ende sind am Ende immer die anderen allein schuldig gewesen, die Extremisierung in der Politik ist zu großen Teilen immer noch dem Einfluss anderer Staaten geschuldet. Oder den Spätfolgen des Einflusses anderer Staaten. Was wir nun tun sollen: kp, da gibt es Menschen die mehr Ahnung von der ganzen Thematik haben und vllt besser wissen wie man diplomatisch damit umgeht. Zu erst sollten wir uns aber nicht von anderen Kulturen abgrenzen
Doch, sollten wir. Denn sonst können wir unsere eigene Kultur nicht bewahren. Die Frage ist nur, wie und warum wir uns abgrenzen.
Ob wir uns von anderen Menschen abgrenzen, weil sie eine andere Hautfarbe/Äußeres haben (NPD, z.B. auch als Abgrenzung gegen den angeblich nicht deutschen Minister Rösler), oder ob wir uns gegen andere Menschen abgrenzen, weil sie fundamentale Werte unserer Gemeinschaft nicht teilen oder sogar verachten. Ich grenze mich gerne gegen die einheimische Unkultur der (Neo)Nazis ab und ich grenze mich ebenso gerne gegen die Unkultur islamistischer Ehrenmörder ab, die Frauen als minderwertig ansehen. Wenn alle das machen, nennt man das auch wehrhafte Demokratie.
, ich denke, dass sich fast jeder Mensch dabei ertappt, dass er abfällig über andere Menschen denkt, nur weil sie einem anderen Kulturkreis angehören. Dabei darf man sich natürlich nicht alles gefallen lassen, wenn die Verständigung nicht funktioniert, sollte immer die Frage gestattet sein, ob die andere Seite an einer Verständigung überhaupt interessiert ist.