Path of Exile ist ein Amateurgame und das merkt man auch jeder Faser dieses Spiels an. Ich habe es im letzten Frühjahr, als die Open Beta begann, ca 6 Wochen wirklich sehr intensiv gespielt.
PoE hat einige hochinteressante Ideen und gerade der riesige Talentbaum in Kombination mit den individuell gestaltbaren Skillkombinationen hat mich absolut gereizt. Ich habe mir hier den Forennamen nicht aus Jux und Dollerei gegeben, sonern ich mag gerade (A)RPGs, wo man sich richtig reinknien und mit der Materie auseinandersetzen muss. Und bei aller Vielfalt der möglichen Builds ist es mit einiger Kenntnis auch nicht wirklich schwer, einen Char zu basteln, der im Endgame vorzüglich zurechtkommt. Zumindest war das bei meiner Witch der Fall, mit der ich gemütlich auch Solo die hohen Endgame Maps spielen konnte. Trotzdem hat mich nach knapp 2 Monaten die Lust dann doch wieder verlassen, weiterzuspielen, da dieses Spiel, wie oben erwähnt, trotz allem Bemühens, einfach ein Amateurspiel ist.
Und damit meine ich jetzt nicht unbedingt die Graphik, denn dieser Punkt sollte nun wirklich ganz weit unten auf einer Kritikerliste stehen; ausserdem hat sie mir v.a deshalb ganz gut gefallen (ich habe recht niedrige Ansprüche), da es ein wirklich düsteres Setting ist.
Aber es gibt andere Dinge, die einfach zum Himmel schreien. Da wäre beispielsweise die Übersichtlichkeit, die in einem flotten Hack and Slay einfach eine Kernkomponente ist. Wenn man im Team spielt, dann sieht man teils wirklich überhaupt nichts auf dem Screen. Der ganze Bildschirm wird mit (teil ziemlich übertriebenen) Effekten zugeklatscht (von unglaublichen FPS Einbrüchen möchte ich jetzt erst gar nicht anfangen), so dass die Identifizierung von Gegnern fast unmöglich wird. Und sogar im Einzelspielermodus kommt es gerne vor, dass man dunkle Räume aufräumt und dann hinterher merkt, dass noch zehn weitere Gegner in den Ecken rumstehen, die genauso dunkel wie der Hintergrund sind, allerdings erst erkennbar werden, wenn man quasi gegen sie läuft. Ein unglaublicher Fauxpas ist der fehlende Lebensbalken bei den Gegnern, der die gerade beschriebenen Probleme nochmal exponentiell verstärkt. Unglaublich dämlich ist es auch, dass man eigene Minions anvisieren kann, so dass es in einem Kampf gegen Monster gerne dazu kommt, dass man die Gegner nichtmal anpeilen und beschiessen kann, sondern aus Versehen die ganze Zeit seine Helfer unter Feuer nimmt.
Oder kommen wir zur Story: es gibt leider keine. Die Diablo Spiele hatten und haben in meinen Augen seit Teil 1 eine der schwächsten Geschichten, die ich bisher überhaupt gesehen habe. Aber das ist wirklich nichts gegen PoE. Man landet als Schiffbrüchiger an irgendeinem Strand; nur warum und wieso, das weiss kein Mensch. Während ich am Anfang noch recht begeistert davon war, dass es scheinbar nur eine kleine Enklave Überlebender gibt, ausserhalb derer eine Welt aus Monstern nur darauf wartet, jede Zivilisation zu zerstören (quasi so ein bisschen Day:Z Feeling), stellt man später plötzlich fest, dass es ein weiteres Dorf, ja sogar ne ganze Stadt gibt. Ohne wirklichen Grund metztelt man sich dann immer weiter, bis man irgendwann vor der abgrundtief bösen Piety aka Endgegner steht, die aus unbekannten Gründen ihr mörderisches Verhalten an den Tag legt.
Es ist jetzt nicht so, dass ARPGs unbedingt eine ausschweifende Story mit multiplen Handlungssträngen benötigen, aber so gar nichts ist dann doch etwas dürftig.
Der nächste große Kritikpunkt wäre sicherlich, dass es in einem solchen Spiel einfacher sein muss, zu handeln, denn auch hier besteht langfristige Motivation natürlich vornehmlich aus der Entwicklung des Chars. Darüber habe ich ja hier schon einige Worte verloren. Nur mal so als Beispiel: Damals hat u.a. ein User ca 3 Wochen mit mir zusammengespielt und in der Zeit hat er es nicht geschafft, auch nur einen einzigen Trade hinzubekommen...
Da es auch keinen eigenen Loot gibt, sondern jeder alles aufheben kann, sind öffentliche MP Games quasi unspielbar. Gut, coole Drops fallen individuell und können nur vom jeweiligen Spieler aufgehoben werden. Allerdings nur ca 2 sec lang, dann kann jeder zulangen; was das in Open Games bedeutet, muss ich wohl nicht erläutern. Und sogar mit Freunden ist es manchmal schwer, bei den Massen von Drops die Übersicht zu behalten, wem jetzt eigentlich was zusteht.
Tja, und dann gibt es natürlich die technischen Problemchen. In PoE sind groteske Lags an der Tagesordnung. Nur mal zum Vergleich, hier werden Threads eröffnet, in denen sich beschwert wird, wenn man mal 2x in kurzer Abfolge ein Lag hatte, dort sind diese absolut an der Tagesordnung (trotz unglaublich viel weniger Spieler). Da man bei nem Tod ähnlich wie in D2 ordentlich XP verliert, kommt es also auf hohem Level gerne mal vor, dass viele Stunden spielens unverschuldet für die Katz sind, was natürlich enorm motiviert...
Von sicher diskutablen Designentscheidungen, die sich als ziemlich imba herausstellen (FlickerstrikeBosse anyone?) möchte ich jetzt gar nicht erst anfangen.
PoE ist schon ein cooles, kurzweiliges Spiel, welches durchaus (gerade anfangs) Spass macht und man kann dem kleinen Studio sicherlich dazu gratulieren. Aber es hat in meinen Augen nie im Leben das Potential, einem Diablo langfristig (also wirklich über Jahre) das Wasser abzugraben,denn dazu sind Mängel teils einfach zu elementarer Natur.
E: Huch, das ist aber lang geworden, sorry^^