• Herzlich Willkommen!

    Nach der Schließung von inDiablo.de wurden die Inhalte und eure Accounts in dieses Forum konvertiert. Ihr könnt euch hier mit eurem alten Account weiterhin einloggen, müsst euch dafür allerdings über die "Passwort vergessen" Funktion ein neues Passwort setzen lassen.

    Solltet ihr keinen Zugriff mehr auf die mit eurem Account verknüpfte Emailadresse haben, so könnt ihr euch unter Angabe eures Accountnamens, eurer alten Emailadresse sowie eurer gewünschten neuen Emailadresse an einen Administrator wenden.

Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Keine Ursache. Wirklich...keine Ursache...

Achja, empfinde nur ich das so, oder wirkt der Zweite hier ein wenig... nunja... hinterhältig? Als ob er immer noch seine eigenen Ziele verfolgt und dem Golem nur geholfen hat, weil es für ihn auch positiv war.
Naja, we'll see...
 
Genau, das werdet ihr.

Aber nicht heute :p.

Oder Morgen.

Anyways...ich muss mich schon wieder entschuldigen für mein mieses Zeitmanagement. Ich geh gleich los zum Geburtstag eines Freundes, und hab leider erst drei Seiten für das heutige Kapitel geschrieben. Jetzt kommen sicher Rufe "die reichen uns doch!", aber ich bin ganz froh darüber, in letzter Zeit konstant 5 oder mehr Seiten pro Update zu bringen, die Größe ist genau richtig für das, was ich in einem Kapitel sagen will, und unfertig möchte ich eh nicht updaten.

Also Morgen. Sorry. Ich gelobe Besserung (bringt halt Nix :p).

Simon
 
Hoffentlich kommt da bald was... :p
Man setzt Leute nicht unter Drogen damit sie unter Entzug leiden :lol:
 
ICH würde das tun :flame:.

Aber keine Sorge. Solange ihr hübsch abhängig bleibt von dem, was nur ich euch besorgen kann...

Gebe ich den Affen Zucker :p. Lutscht!

Simon
 
Kapitel 38 – Der Wald lauter Bäume

„Lauft, ihr Schweine!“

„Ja, lauft um euer wertloses Unleben!“

Natürlich nützt ihnen das Nichts, und nach kurzer Zeit pfähle ich den schnellsten Schinder. Ich muss meinen Schild an einen Baum lehnen, um ihn abstreifen zu können.
Deine Taktik funktioniert hervorragend.

Selbstverständlich tut sie das. Diese kleinen Feiglinge sind nur dann stark, wenn sie die Überraschung auf ihrer Seite haben und klar überlegen scheinen; sobald wir ihnen zeigen, dass wir keine Angst haben und auch keine Probleme, uns auf sie zu stürzen, laufen sie wie die Hühner vor dem Beil.

Was das Unvermeidliche nur verzögert.

Und es spaßiger macht.



Also bitte, wir töten sie schon so schnell als möglich. Notgedrungen zwar, aber jetzt kannst du dich wirklich nicht beschweren, dass das zu grausam für deine verqueren Moralgedanken wäre.

Trotzdem finde ich, dass es nicht so lustig sein sollte. Noch vor Kurzem hatte ich Angst davor, überhaupt alleine in den Dschungel zu gehen, und jetzt lasse ich diese Dämonen hier mit größter Freude für ihre schiere Existenz zahlen...

Zwei Fliegen mit einer Klappe, oder? Ist ja nicht so, als ob du das nicht machen müsstest. Beziehungsweise solltest, weil es das Sinnvollste ist, um den Menschen für Morgen den Weg zu ebnen. Dass es außerdem ein großartiges Mittel gegen den ganzen Stress ist, den wir in letzter Zeit aufgebaut haben, ist doch nur vorteilhaft.

Wir denken später darüber nach, wenn wir den Gegenangriff abgefangen haben, ja? Scheinbar ist doch einer davon gekommen.

Ich zeig dir das Erinnerungsbild. Der da rechts, hinter dem kleinen Busch. Mit einem Steinwurf hättest du ihn treffen können.

Im vollen Lauf?

Wenn ich diesen Körper hätte...

Sei froh, dass ich keine Probleme damit habe, dass du die Stimme übernimmst, wenn du Lust dazu hast.

Besser als Nichts...

„Denkt ihr, ihr könnt euch anschleichen?“


Kurz bevor die mich umzingelnden Dämonenpüppchen in mein Sichtfeld brechen, bin ich schon auf den nächsten Baum zugesprungen, um mit einem kräftigen Hieb gegen den Stamm Schinder regnen zu lassen, die dachten, von oben hätten sie mehr Chancen.

„Ich vergaß, wenn ihr denken könntet, würdet ihr sowas gar nicht erst versuchen.“

Und Schwert und Fuß und Schild! Fehlt nur noch, dass ich sie mit meinem Kopf zerquetsche, dann bin ich wirklich an allen Stellen mit dem trockenen Staub bedeckt, den eingeschrumpfte Körper zurücklassen, wenn man Haut und Knochen zerschmettert.

„Was ist dein Plan? Alles Schlechte kommt von oben?“

...ooh. Es ertönt ein Gongschlag, als ich mir selbst auf den Kopf donnere, um diesen irren Gegner zu zerquetschen, der meinte, ein Messer in meinem Schädel wäre eine gute Möglichkeit, mich zu erledigen.
Ein Verzweiflungsplan; der Rest flüchtet. Und ich verfolge.
Fünf Minuten, dreiundzwanzig Sekunden und mehr markige Sprüche vom Zweiten, als gut sind für mein Ungenervtsein später zertrete ich eine dieser kleinen Plagen und stelle fest: Das war der Letzte.

...von dieser Gruppe.

Ja...ich frage mich wirklich, wie viele hier noch sind. Mir scheint, bei der Menge an Schindern, die wir allein diese Nacht erledigt haben, müsste wenigstens dieses Gebiet komplett dämonenfrei sein.

Wir machen ja auch nicht mehr, als ihr Wachstum niedriger zu halten. Ich glaube, der Dschungel ist ein einziger Brutplatz für diese und andere Biester. Überleg mal: Wenn sogar die Bäume anfangen, dich anzugreifen, dann sind hier theoretisch unendlich viele Gegner, die nur darauf warten, von einer Seele aus der Hölle belebt zu werden.

Willst du damit sagen, dass du es eigentlich für völlig sinnlos hältst, was wir hier tun?

Das nicht. Je mehr wir jetzt töten, desto weniger sind Morgen bereit, uns anzugreifen. Aber nie im Leben werden wir die Population dauerhaft verringern, die wachsen nach wie Pilze. Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir erst die Quelle abschalten – Mephisto – und danach beginnt der langwierige Prozess des Aufräumens.

He, da ist noch einer! Als er bemerkt, dass ich ihn gesehen habe, dreht er sich um und beginnt, zu rennen. Zu langsam für mich, ich hole auf.
Du meinst, selbst, wenn wir den – und vorzugsweise auch seine Brüder – zurück in die Hölle geschickt haben, löst sich das Problem hier nicht von selbst?

Das Problem hier lässt sich nur mit mehr Feuer lösen, als Sanktuario je an einem Fleck gesehen hat.

Das ist grauenhaft! Selbst wenn wir diesen Krieg gewonnen haben, werden wir noch ewig gegen die Folgen kämpfen müssen...he, wo ist er denn jetzt hin?

Bist du dir sicher, dass du so tief in den Dschungel laufen solltest? Die Hauptwege wären wichtiger zu sichern.

Nun, jetzt, wo ich Niemanden zum Beschützen zurücklasse, kann ich mir eine kleine Jagd ja leisten, oder?

Nicht, wenn...

He, diese Bäume sind aber weit breiter als andere von ihnen.
Und normalerweise sehen hier alle Bäume genau gleich aus.

Das ist eine Falle!

Ich gehe in die Knie, um zu springen, aber kurz darauf stelle ich fest, dass es sinniger gewesen wäre, sich einfach abzurollen. Oder dem Schinder nicht nachzurennen, wenn ich es recht bedenke. Die Holzkeule, die sich in meinen Rücken feuert, hebt mich von den Füßen, als wäre ich ein Lederball, und ich wirble hilflos durch die Luft, die große Delle in meinem Rücken deutlich im Bewusstsein, fast so deutlich wie den Fakt, dass ich meinen Schild habe fallen lassen...bis ich gegen einen dieser viel zu breiten Bäume pralle.

Oh-oh...

Ich komme gar nicht erst dazu, zu Boden zu fallen, bevor mich zwei Knüppelarme packen und meine Arme an meine Seiten pressen, was das Metall sofort an die Belastungsgrenze bringt.
Rote Augen leuchten überall um mich herum auf, und damit wird klar, was hier los ist: Dieser Waldabschnitt ist eigentlich eine Lichtung, der Bewuchs besteht aus einem halben Dutzend Dornendreschern.

Das sind Stacheldrescher. Siehst du nicht die Unterschiede?

...diese nach oben gebogenen Spitzen sehen mehr als wie Rosendornen als die Dornen der Drescher, die ich bisher gesehen habe.

Rosen haben ja auch Stacheln, keine Dornen!

Darüber reden wir später, ja? Warum...hat er aufgehört zuzudrücken?
Ein vielstimmiges Knarren erfüllt den dunklen Dschungel, und derjenige, der mich anfangs geknüppelt haben muss, tritt nach vorne. Ein wenig hilflos deuten seine gelenk- und handlosen Arme auf seinen Rücken, in dem ein tiefer Riss aufgetaucht ist, aus dem noch immer Späne rieseln.
Mein Festhalter schüttelt mich durch und knarrt mich an.

„Zu blöd, dass ich deine Sprache nicht verstehe, Holzhirn. Wahrscheinlich willst du aber wissen, wie ich das gemacht habe. Nun, das ist leicht zu erklären. Wenn einer von euch mich schlägt, tut ihm das überaus weh. Also, wenn euch euere Rinde lieb ist, lasst mich runter und verschwindet aus meinem Blickfeld.“

Ein wenig zu überheblich, wenn man die Situation bedenkt, in der wir gerade sind?

Festes Auftreten ist der Schlüssel im Umgang mit dämonen.

Knirschen ertönt. War das...nein, nur wieder ihre Sprache. Das Knarren geht weiter. Und auf einmal ändert es sich, und wird zu einem Chor. Ist das...

Ja. Das ist Lachen.

Zwei Drescher treten zur Seite. Wollen die uns wirklich gehen lassen?

Wie ich schon sagte, gutes Auftreten ist Alles.

So ein Wahnsinn...
Da hebt mich der Baumdämon hoch über seinen Klotzkopf. Ich sehe den völlig dunklen, weil bewölkten Himmel ohne störende Kronen im Weg vor mir. Schönes Bild...bis es weggewischt wird, weil ich mit irrsinniger Geschwindigkeit nach vorne geworfen werde, wie eine Rakete zwischen lachenden Monstern hindurchzische und mindestens einen halben Meter tief in einen normalen Dschungelbaum eindringe.

Au.

Uff. Das...war sicher nicht gut für mein Gesicht.

Wir müssen hier raus!

Eine gute Idee. Wie? Ich kann höchstens mein Schwert aus- und einfahren hier drin! Meine Schultern sind komplett von Holz umgeben! Ich sehe Nichts als Jahresringe vor mir!

Jetzt werd nicht noch klaustrophobisch hier.

Was soll das bitte heißen?

Platzangst. Wobei das Verwechslungsgefahr mit Agoraphobie bietet. Besser gesagt: Die Angst vor engen, abgeschlossenen Räumen.

Ich zapple. Meine Füße schlagen gelegentlich auf Rinde. Aber sie finden keinen Halt, um mich herauszubringen. Panik beginnt, in mir aufzusteigen, wie das Gefühl des Ertrinkens, als ich in Duriel war...eigentlich wirklich fast gleich. Raus! Hier! Jetzt! Aber wie?
Da! Knirschen! Haben meine Anstrengungen endlich ein wenig Erfolg? Der Baum kippt! Warum die Wurzeln schon schwach, hat mein Aufprall sie gelöst? Ich komme auf die Füße. Schwer lastet der Stamm auf mir. Aber keine Sorge! Ich kann es schaffen! Ich muss hier raus...
Ein gewaltiger Einschlag drückt meine Füße tief in den Schlammboden, bis sie auf den Stein darunter stoßen. Mein ganzer Unterkörper ist überzogen von feuchter Erde. Mein Kopf lässt weiter Holzschichten splittern. Was war das? Meine Schultern fühlen sich an, als hätte ein gigantischer Hammer sie zeitgleich getroffen.

Sie haben den Baum umgeworfen und dich mit ihm ungespitzt in den Boden gerammt! Natürlich hat dein Gewicht nicht ausgereicht, um das Ding zu lösen. Sie spielen mit dir...

Nachdem ihnen irgendwer gesagt hat, dass sie nur aufhören müssen, mich direkt zu schlagen? Eine tolle Idee hatte dieser Jemand, den ich nicht nennen will! Was jetzt? Ich weiß nicht, wie viele solcher Schläge ich noch aushalte!

Nur noch einen.

Was?
Da kommt er. Ich kann froh sein, dass meine Arme nicht glatt abgerissen werden, als wieder der Stamm, in dem ich ruhe, von einem gewaltigen Aufprall erschüttert wird. Zumal ich jetzt keinen Schlamm mehr unter mir habe, der nachgibt...
Und plötzlich sehe ich etwas. Und spüre mehr als Holz. Was...

Logisch: Jetzt, wo du auf festem Grund stehst, kannst du nicht mehr einsinken, und die ganze Kraft ihres Schlages geht auf dein Auflager – was bedeutet, weil du halt doch mehr aushältst, dass er Baum um dich herum splittert.

Links und rechts von mir liegt es, mein zerstörtes Holzgefängnis. Ich bin frei! Und bis zu den Knien im Boden versunken...
Zorniges Knarren verrät mir, dass ich mich beeilen sollte. Ich stemme mich gegen die Stammreste neben mir – als mir einer davon entzogen wird. Schnell drehe ich meinen Oberkörper zur Seite; ein Stacheldrescher hat sich den halben Baum geschnappt und hebt ihn gerade hoch, bereit, mich damit zu zerschmettern. Und ich habe keinen Hebel mehr...
Doch. Wenn ich einfach beide Hände auf den anderen Baumteil lege. Nur nicht in Panik geraten...

Denk an das Mantra, wenn du das das nächste Mal tust, ja?

Gerade noch rechtzeitig komme ich davon, bevor eine Menge Holz Schlamm in alle Richtungen verteilt. Jetzt gilts. Keine Fehler mehr. Meine Feinde liegen klar vor Augen.

Und du meinst, du kannst sechs Stacheldrescher erledigen?

Und du meinst, das wäre mein gerade gezogener Schluss?
Ich laufe davon.

Mein Hörvermögen ist ordentlich beeinträchtigt durch ständig zerbrechendes Holz, schwere Schritte auf nachgiebigem Schlamm, wütendes Knirschen und meiner Ablenkung dadurch, dass ich auch noch den richtigen Weg finden muss, ohne in eine Sackgasse zu geraten oder zu stolpern.
Gut, dass ich persönlich mich voll darauf konzentrieren kann.

Links!

Ich stoße mich von einem Baum ab, der rechts von mir ist, und springe über eine Wurzel. Knapp hinter mir fährt eine Holzkeule in den Schlammboden. Offenbar ist ihnen gerade recht egal, dass meine Dornen ihnen schaden würden, falls sie tatsächlich träfen.

Bleib stehen!

Was? Aber schön, du hörst besser, wo sie gerade...
Der Baum vor mir wird zur Seite gefegt, in Stücken. Dahinter türmt einer der Stacheldrescher, seine glühend roten Augen bohren sich in meine.

„Du bist aber ein ganz fixer Junge, was?“

Die Anderen vielleicht nicht, aber trotzdem, sie sind kurz hinter uns...da gibts nur eins.
Er holt bereits aus, aber nicht zu einem gewaltigen Schlag von oben herab, sondern zu einem Schwinger, der mich wohl weniger selbst beschädigen wird, aber in das Unterholz donnern. Eine gute Idee, um den Dornenschaden zu minimieren – aber so kann ich über die heransausende Keule springen, was genau die Richtung ist, die ich einschlagen möchte.
Ich packe einen Stachel neben seinem kurzen, breiten Hals und hieve mich auf Augenhöhe. Wir hatten die ganze Zeit Augenkontakt; jetzt breche ich diesen mit einem Schwert in sein linkes, ein Stoß, den ich gar nicht verfehlen kann. Seine Reaktion ist ein ziemlich eindeutig als Schrei identifizierbares Geräusch, aber leider kann ich ihn nicht von seinem Schmerz erlösen.

„Wir sprechen uns später unter drei Augen, ja?“

Während der Zweite ihn verhöhnt, habe ich schon seinen Kopf als Sprungbrett genutzt, um in die Krone des nächsten Baumes zu kommen. Ein schneller Blick zurück zeigt mir die Schneisen der Verwüstung, die meine Verfolger geschlagen haben; ich sehe auch, wie dieser hier es geschafft hat, mich einzuholen, offenbar war mein Fluchtweg, an Bäumen vorbei und nicht durch sie hindurch, nicht der kürzeste: Das ist seine Route, mitten durch jegliche Hindernisse. Wenn mich dieser Schlag getroffen hätte gerade, wäre ich Metallstaub, schätze ich: Er ist stark...

Könnte ein Held sein. So schwer, die Farben zu unterscheiden wenn keine vorhanden sind.

Warum spricht er dann nicht in unserer Sprache?

Vielleicht hat er keine Lust?

Bevor ich mich zu sehr von unseren Spekulationen ablenken habe lassen, bin ich schon gesprungen. Ich muss sie verwirren...bald ist der Wald zu Ende, und danach können sie mich problemlos überallhin jagen. Wäre ich nicht schon so beschädigt, könnte ich sie locker abhängen, aber so bezweifle ich, dass ich in gerade Linie davonkomme.
Darum lande ich direkt neben einem von ihnen. Bitte hab schlechte Reflexe...
Sein Schlag trifft mich seitlich am Kinn und wirbelt mich zu Boden. Heute habe ich aber auch kein Glück. Garantiert sagt er jetzt den anderen Bescheid...ich stemme mich auf den Ellbogen hoch, kurz davor, aufzuspringen, während er meine Präsenz hier preisgibt.
Ein Berg Blätter stürzt sich auf mich. Sofort rolle ich mich weg – meine Reflexe funktionieren auch – und der entwurzelte Baum trifft mich nur mit einigen Ästen, hält mich aber nicht fest.

Er ist völlig still...dass sie bei der Jagd Bäume umwerfen, ist völlig normal. Das heißt, die Anderen wissen nicht, wo du bist.

Aber...warum? Er zertrümmert eine überwachsene Steinformation, die einmal ein Brunnen hätte sein können, und ein dreißig Zentimeter durchmessender Stein fliegt auf mein Gesicht zu. Im Ausweichen kann ich ihn zur Seite schlagen, was meinen Fingern nicht gut tut.

Ich würde sagen, er will dich für sich allein.

Könnte fast funktionieren...wie soll ich da näher ran? Er versucht gar nicht erst, zuzuschlagen...eine Rolle bringt mich vor einem anderen Stein in Sicherheit. Aber dafür, dass er keine Hände hat, kann er die verdammt gut zielen.

Geh näher ran. Wenn er dich nicht abschießen kann, hat er keine Wahl, außer zuzuschlagen.

Und dann? Der pulverisiert mich doch.

Musst du eben deine Reflexe gegen seine messen.

Gefällt mir nicht. Aber je länger wir hier rumtanzen, desto wahrscheinlicher, dass seine Freunde uns finden...
Schwert gezückt stürme ich auf ihn zu. Der nächste Stein ist schon in seinen Armen, aber auf einmal bin ich zwischen diesen. Sein Bein erfährt den Kuss meiner Klinge. Jetzt gilts...
Der Stein fällt. Ich auch, ziehe mich über den rutschigen Boden durch den Hebel in seinem Oberschenkel, gleite zwischen seinen Beinen hindurch – und bekomme einen kräftigen Schlag auf die Stirn, als mich der Rand des unregelmäßigen Brunnenstücks noch trifft. Knapp.
Aber jetzt bin ich hinter ihm. Schnell ziehe ich die Klinge in die Scheide zurück, glücklicherweise verhängt sie sich nicht in ihm, und ramme meine Hände in den Boden, um aufrecht zu springen. Wir sind jetzt Rücken an Rücken. Rennen oder kämpfen?

Wenn du rennst, verrät er dich. So gierig ist er nicht, dass er dich komplett davonkommen lässt – Versagen dürfte genauso bestraft, wie dein Tod belohnt werden in ihrer Hierarchie.

Dann hoffe ich, dass ich schneller beim Umdrehen bin.
Und dieses Mal bewährt sich mein Hoffen. Er ist durch seine Größe schlicht nicht agil genug für so etwas. So bin ich schon dabei, mein Schwert herabsausen zu lassen, während er noch nicht einmal richtig ausgeholt hat, um mich in einem verzweifelten Manöver endgültig zu erledigen.
Ein Schnappen ertönt, als ich seinen Knöchel spalte. Und...mein Schwert steckt fest. Nein! Mein Hieb war nicht stark genug, um den Fuß abzuschneiden!

Hilf nach! Du hast keine Zeit!

Meine andere Hand schließt sich zur Faust, die ich dem Schwert gegenüber in seinen Knöchel ramme. Ich höre den Luftzug, als er zeitgleich mein Ende herunterfallen lässt...
Ein Splittern, und sein Bein trennt sich vom Fuß, als die Dornen auf meinen Fingerrücken das Holzgelenk zerspreißeln. Er fällt, und wieder streift mich ein Schlag, der bei einem Volltreffer mein letzter gewesen wäre. Mein Sichtfeld verschwimmt leicht, weil mein Kopf wie eine Glocke vibriert. Mich dadurch beeinflussen zu lassen, wäre fatal. Ich springe schwankend auf seinen Unterleib, renne die gewaltige Brust nach oben, knie mich mit meinem vollen Gewicht dahinter nieder – er wäre fast wieder hochgekommen, aber die spitzen Auswüchse meiner Kniescheiben belehren ihn eines Besseren, und wieder bin ich Auge in Auge mit diesen roten Knöpfen.

„Licht aus.“

Mein Schwert dringt zwischen sie – wie ich gerade festgestellt habe, ist ein direkter Treffer in ein Auge nicht zwingend tödlich – und das bis zum Anschlag. Ich spüre die kalte Feuchte des Bodens an der Spitze der Klinge. Und er zuckt unter mir, kurz davor, mich abzuwerfen! Stirb endlich!

„Willst du wohl...ruhig sein...? Schlafenszeit!“

Ich donnere meine Faust gegen seine Schläfe.

„Der Preis deiner Gier!“

Und noch einmal.
Und noch einmal.
Nach fünf Schlägen geht endlich der erste ins Leere, als er unter mir zu Asche wird. Oh, verdammt, hat das lange gedauert. Wo sind die Anderen?

Ich höre Nichts.

Ich genausowenig, logischerweise. Was mir überhaupt nicht gefällt.

Wir könnten sie suchen...

Nein. Nein, auf keinen Fall. Die sind mir viel zu schlau im Vergleich zu den anderen Dämonen. Darauf warten sie nur, und die haben Heimvorteil.

Dann sind sie Morgen immer noch hier.

Alleine haben wir keine Chance! Schon gar nicht in diesem Zustand. Wir gehen zurück, es hilft Nichts. Ich finde, wir waren erfolgreich genug.

Feigling. Aber deine Sache.

Mein Körper, ja.
Leise schleiche ich mich davon. Die Holzleiche meines Feindes nehme ich mit...die habe ich mir auch redlich verdient.
 
Ist ja schön, dass sie ein Hobby gefunden haben. Der Zweite erinnert mich mit seinen Sprüchen ein bisschen an Lilarcor, ein sprechendes Schwert aus Baldur's Gate 2.


Umgang mit dämonen - Dämonen

dass er Baum um dich herum splittert - der Baum
 
lilacor ? findste ? nee...
die stimme von dem schwert ist viel zu hoch und lustig. der zweite hat viel schwärzeren humor ^^
 
Hochmut kommt ... öhm, naja - isser selbst schuld wenn er allein in den Dschungel geht ;)
Bitte nicht so verstehen, dass ich dem Golem physische "Schmerzen" wünsche, aber irgendwie wurds wieder Zeit, dass er ein paar Dellen bekommt, sonst erhält man noch den Eindruck er sei unbesiegbar ... und damit würde hier die Spannungen ja verschwinden.

"Warum die Wurzeln schon schwach"
-> Waren
 
Exakt, Jyro ;). Und es geht weiter, aber in anderer Richtung, passt nur auf :p.

Baldur's Gate 2 hab ich nicht gespielt, also das kanns schon mal nicht sein :D. Aber hallo korg, dich hab ich glaub ich noch gar nicht gesehen hier?

So, jetzt gibts was, und das pünktlich und so! Als kleinen Ausgleich dafür, dass ich letztens immer wieder mal warten musstet, umso länger ;). Viel Spaß!

Simon
 
Kapitel 39 – Es dämmert so Manches

Als ich finde, dass wir lange genug gelaufen sind, lege ich trotzdem noch ein paar hundert Meter zurück, dann suche ich mir ein etwas verstecktes Fleckchen im Unterholz, aktivier das Stadtportal und verdecke es ein wenig mit dem Busch, den ich ausreißen musste, um Platz dafür zu schaffen. Als ich hindurch trete, wartet der Eisenwolf, der den Platz bewacht, natürlich schon in Kampfposition, aber mittlerweile kennen mich ja Alle. Ich grüße freundlich. Er nickt vorsichtig zurück.

„Gute Nacht. Himmel, du siehst ja furchtbar aus.“

„Danke für das Kompliment! Muss ich mir doch glatt einen Spiegel besorgen und die Sache selbst begutachten. Hattet Ihr denn eine ruhige Nacht?“

„Kannst mich duzen. Phaet.“

Sein Schwert ist gescheidet, aber die Hand streckt er mir nicht entgegen. Nun, gewisse Ressentiments werden eben nicht über Nacht verschwinden...

„Golem genügt.“

„Schön. Ruhig? War es, ja. Ich bin ja nicht irre und lauf in den Dschungel.“

Ein dünnes Lächeln zeigt mir, dass es ihm nicht darum geht, mich zu beleidigen. Also hebe ich entschuldigend die Arme und lege Scherz in meine Stimme.

„Wenn ich hier Gymnastik mache, wacht von dem Geklapper ja Jeder auf. Also weiche ich dorthin aus, wo ich Niemand bei störe.“

In einer Kunstpause taste ich über mein verbogenes Antlitz.

„Dachte ich zumindest.“

Er lacht verhalten – bis ihm die Gesichtszüge entgleiten.

„Und die...Leute, die du gestört hast, denkst du, die könnten versuchen, im Gegenzug uns hier zu...stören?“

Aus seinem Blick spricht recht mühsam unterdrückte Furcht, als er die Schäden meines Körpers begutachtet. Ich winke ab.

„Bei der Positionierung war ich recht vorsichtig, und in einem guten Umkreis habe ich Alles getötet. Wenn allerdings die Gestörten selbst das Portal finden sollten, keine Sorge...“

Ich hebe meinen Blick deutlich nach oben.

„...die passen da nicht durch.“

Er schluckt trocken. Mein Kopf nimmt eine schelmische Haltung ein.

„Lust auf Details?“

Als er zustimmt, beginne ich, ihm von meiner Nacht zu erzählen. Nach kurzer Zeit bemerke ich, wie sich mein Plauerton verändert; langsam werde ich ein geübterer Erzähler, und auch er ist ein guter Zuhörer.

Oder einfach froh über einen Bruch seiner einsamen Routine.

Oder? Und das.

Nachdem ich mich von Phaet verabschiedet habe, zufrieden damit, dass die Eisenwölfe jetzt keine Grundabneigung gegen mich zu hegen scheinen, gehe ich zu unserer Hütte. Die ist nur von Skeletten bevölkert; das Bett ist leer – aber gemacht.

So halb. Oder ein geringerer Bruchteil. Ich wette, er hat das die Skelette tun lassen. Sieht zumindest so aus.

Hm...lässt sich ja ändern. Ich bemühe mich, das Laken zu richten, während der Zweite mir recht nutzlose Anweisungen gibt, was vor Allem an seiner generellen Absprache jeglicher Eignung meiner für Tätigkeiten gleich welcher Art liegt. Aber eine gute Übung für meine gefühllosen Finger, langsam bekomme ich eine Ahnung davon, wie ich mit ihnen kompliziertere Aufgaben erledigen kann.
Ich putze den Spiegel – Himmel, ich sehe wirklich furchtbar aus – wechsle das Waschwasser, staube die Vorhänge aus, und kümmere mich um den beginnenden Schimmel in einer Ecke. Was einem Alles auffällt, wenn man mal Zeit hat, nachzudenken...

Ihm fällt das sicher nicht auf. Er denkt im Moment wohl nur an Nat.

Was ich mittlerweile akzeptiert habe, aber immer noch nicht verstehe. Sollen wir auch unter dem Bett putzen?

Wenn du den Anblick erträgst? Dürfte schlimmer sein als in der Wurmgruft. Als in der Wurmgruft, drei Jahre nachdem wir da waren und in denen Niemand die ganzen Kadaver weggeräumt hat.

Uh...

Ich weiß schon, warum ich Körper ohne Geruchssinn bevorzuge.

Als ich das Bett beiseite hebe, weiß ich, was der Zweite meint. Es ist zu grausam, um es zu beschreiben. Aber wer die Hölle des Großen Moors überstanden hat...
Zwei Stunden sind vergangen, seit ich aus dem Dschungel zurück bin. Und jetzt? Die Hütte strahlt. Ich stelle die Skelette wieder an ihren ursprünglichen Platz; sie haben sich ohne Probleme beiseite räumen lassen, als ich unter ihnen wischen musste, starr wie Stöcke.

Ich schätze, die Sonne geht in einer Stunde auf. Wir sollten schon einmal für Morgen vorplanen – umso schneller wird es gehen, wenn wir mit Hratli und Ormus reden.

Wahr. Also, bei wem melden wir uns zuerst?

Hratli. Er wird die härtere Nuss zu knacken sein, und Deckard wird sich wohl eher Ormus zuwenden, die kommen ja fabulös miteinander aus.

In Ordnung. Hratli können wir am besten über seine Gier packen, würde ich sagen. Wie wärs mit „wenn hier das Chaos ausbricht, kauft Niemand mehr bei dir ein?“

Hm...ich weiß nicht, wie skrupellos er wirklich ist. Tatsächlich könnte er nämlich bei der richtigen Art von Chaos eine Menge Gold machen...immerhin hat er das Monopol auf neue Waffen.

Du meinst, er würde tatsächlich, falls hier handfeste Auseinandersetzungen anfangen, die Parteien mit der Ausrüstung versorgen, die sie brauchen, um einander umzubringen, statt sich nur zu verprügeln?

Er wäre nicht der Erste.

Verdammt. Und theoretisch würde ich ihn nicht über solche Gedanken stellen. Was ist damit: Er sieht nicht aus wie ein Mensch, der sich groß wehren könnte, falls die Leute meinen, sie brauchen seine Waffen...und nicht bezahlen wollen.

Das wäre möglich. Immerhin dürfte der, der beide Parteien in einem Bürgerkrieg beliefert, auch der sein, den beide ausschalten wollen, damit die Anderen nicht von ihm profitieren können.

Du hast da Erfahrung?

Möglich.

Irgendwann musst du mir mal von deiner Vergangenheit erzählen...

Ich müsste dir auch erzählen, was der Meister und Nat so miteinander machen. Werde ich aber nicht. Kannst ihn ja fragen, ob er sich vorstellen kann, was es mit meiner Vergangenheit auf sich hat.

Unter die Gürtellinie.

Hast du mehr als verdient. Können wir uns jetzt wieder auf die Planung konzentrieren?

Seufz...schön. Arbeiten wir zusammen. Also, Hratli sollte zumindest ein persönliches Interesse daran besitzen, die Docks friedlich zu halten. Ormus. Was könnte Ormus für ein gesteigertes Interesse haben, außer das, zu überleben, wenn hier Chaos ausbricht?

Gute Frage. Lustigerweise hat er weniger zu verlieren als Hratli. Er ist ein Außenseiter, den tatsächlich Niemand per se braucht, und dazu ein alter Mann. Ein bitterer alter Mann; das sind die schlimmsten.

Aber doch prinzipiell ein guter Mensch, oder? Wenn wir einfach daran appellieren...?

Die Frage ist: Ist er ein besserer Mensch, als er schlecht von Hratli denkt?

Verstehe ich nicht.

Ich bin also dran mit Seufzen. Für Unfähige: Ormus ist sicher ein netter Kerl, bla bla bla. Aber das hindert ihn nicht daran, von Mephistos Hass dazu getrieben zu werden, seine Abneigung gegen Hratli in fataler Weise auszuleben. Also: Ist seine Abneigung stärker, oder seine Grundnettigkeit?

Huh. Wir verlassen uns besser nicht darauf, dass Letztere es ist.

Genau mein Punkt.

...wie überzeugen wir ihn also, dass es nicht nur für die Gesamtheit der Überlebenden wichtig ist, mit Hratli über die Reparatur der Barriere zu reden, sondern auch für ihn persönlich?

Lass dir was einfallen. Du bist der große Improvisator von uns beiden.

Ich habe aber gerade keine Ahnung!

Solltest du öfter sagen, finde ich.

Dann...denken wir doch einstweilen über etwas Anderes nach. Was ist mit Aschara? Sie wird sich ja überzeugen, wie sie sagte, dass ich ihr keinen Unfug erzählt habe. Könnte das ein Problem darstellen?

Die Frage hier ist, ob sie sich dazu herablässt, persönlich mit den Beiden zu reden, oder ein paar Kundschafter aus der Truppe schickt. Jede Möglichkeit hat ihre eigenen Komplikationen – sie findet sicher schnell heraus, was unsere Magier so verheimlichen wollen, weil sie das überhaupt nicht ausstehen kann. Was aber, wenn sie das so sehr aufregt, dass sie auch Nichts mehr mit denen zu tun haben will?

Sie ist doch wohl die, die am stärksten auf den Schutz Kurasts sieht – das heißt, davon würde sie sich doch sicher nicht stören lassen.

Bewusst nicht.

Ach, verdammt, ich glaube, wir machen uns hier zu viele Gedanken. Wir könnten ja gleich noch damit anfangen, einen Notfallplan für den Fall zu entwerfen, dass der Meister morgen beschließt, mich zu zwingen, Tees zu demaskieren oder so was Ähnliches.

Dein Problem, wenn du die freie Zeit nicht fürs Planen verwenden willst!

Ich meine nur, dass wir uns nicht irre machen sollten!

Das ist Vorsicht!

Das ist Paranoia!

Dann spar dir die Planung! Improvisiere Morgen! Dein Problem, wenn die Sache schief geht!

Wir haben schon für Hratli vorausgeplant, das ist die größte Hürde, der Rest ist doch sicher vernünftig! Nachher bricht der Meister mit dem ersten Sonnenstrahl auf, und wir müssen die ganze Sache ohnehin Deckard überlassen. Ich denke jetzt lieber über was Anderes nach: Sollen wir Morgen einen kleinen Umweg vorschlagen, damit wir den Schild zurückbekommen?

Und wieder auf die Drescher stoßen?

Ich weiß nicht, ob sich das vermeiden lässt. Sie sind jetzt gewarnt, dass wir in ihrer Umgebung sind. Nachdem ihre erste Falle fast funktioniert hat, denkst du nicht, sie versuchen es erneut?

Die Falle beweist doch nur, dass sie verdammte Feiglinge sind. Wenn wir mit der ganzen Armee dort aufkreuzen, werden sie es nicht einmal wagen, auf Hörweite heranzukommen.

Du vergisst da was: Wir reden hier nicht über fünf Stacheldrescher, von denen einer ein Held sein könnte oder auch nicht. Die haben gestern ganz offen mit den Schindern zusammengearbeitet, um mich in ihre Mitte zu locken. Wenn die Dämonen sich organisieren, stehen wir nicht gegen eine Gruppe von weniger als einem halben Dutzend, sondern gegen den ganzen Dschungel gemeinsam. Das ist eine völlig andere Situation.

Du überschätzt wohl ein wenig dein Bedrohungspotential. Das war doch keine Falle nur für dich, die haben da einfach geschlafen, und der Schinder ist schlau geworden.

Du sagtest, es ist eine Falle!

Ja, von dem einen Schinder!

Der auch noch lebt.

Noch ein Grund, nicht nach dem Schild zu suchen. Den hast du ganz allein verloren durch deine Dummheit, mit der du dem kleinen Bastard nachgelaufen bist.

Du redest immer von Vorsicht statt Paranoia, und jetzt willst du meine Bedenken einfach zur Seite wischen? Der ganze Dschungel könnte Morgen auf uns warten!

Und? Dagegen können wir Nichts tun, das macht er allerdings auch schon jeden Morgen, seit wir hier sind. Wir können aber einen offensichtlichen Köder ignorieren und den Schild Schild sein lassen.

...wir werden einfach Morgen sehen, was sich an Gelegenheit ergibt, danach zu suchen.

Bei Diablos Horn! Lass den Meister einfach einen neuen machen!

Der alte ist ein noch lebendes Skelett, und ein treues dazu!

Skelette leben nicht!

Du glaubst auch, dass wir nicht leben!

Mir wird das jetzt echt zu blöd. Hol doch Morgen deinen Schild, in den du dich verliebt hast auf garantiert unbedenkliche Weise. Ich muss mir den ganzen Unfug, den du verzapfst, nicht anhören.

Kein Grund, so überzureagieren...

Fein! Als ob ich dich brauchen würde, um Entscheidungen zu treffen.
Den Rest der Zeit, bis die Sonne aufgeht, verbringe ich damit, die ganzen Docks auf und ab zu laufen und mich immer nervöser zu machen. Von den Gesprächen Morgen hängt so viel ab! Und, wobei ich hoffe, dass dieser Gedanke privat bleibt, war der Streit mit dem Zweiten jetzt wirklich nötig? Ich dachte, wir hätten endlich zu einer gemeinsamen Linie gefunden. Aber ich habe doch genauso ein Recht wie er, mir Sorgen zu machen über meinetwegen andere Dinge als er...ach, das führt zu Nichts.
Wann steigt dieser blöde Leuchtball jetzt endlich über die Wasseroberfläche?

Die Sonne geht über den Baumkronen im Osten auf, du Idiot.

Das...
Stimmt. Gah! Wirst du jetzt wieder mit mir reden? Unsere persönlichen Differenzen können doch nicht so groß sein, dass wir dafür riskieren, bald nicht mit voller Energie unsere Sturschädel zu überzeugen.

Dass ich dir dabei helfen, stand nie im Zweifel. Ich bin ja genauso interessiert wie Jeder hier es sein sollte, die Docks zu retten. Aber darüber hinaus habe ich jetzt echt keine Lust, mir dein ständiges Geflenne weiter anhören zu müssen. Also keine Sorge, wir machen das gemeinsam. Sei nur bis dahin einfach still, ja?

Na schön. Dann behalte ich meine Gedanken eben für mich! Ist mir eh lieber. Hör einfach weg, falls meine Konzentration nachlässt, oder was auch immer!

Endlich fallen die ersten Strahlen über die Wipfel. Ich bin gerade vor Alkors Hütte, als ich sie sehe; von ihm habe ich länger Nichts gesehen – aber der Schornstein, der etwas deplatziert wirkt auf dem Strohdach, raucht schon die ganze Nacht. Was er wohl zusammenköchelt? Vielleicht einen schönen Vorrat Lebenselixier nur für sich...
Na, egal. Schauen wir zu, dass wir Hratli abpassen.

Der Sonnenaufgang war schön...aber jetzt ist sie schon über die Phase des Morgenrotes hinaus, und er ist immer noch nicht wach! Sollen wir nachsehen? Ihn aufwecken?

Es ist zehn Minuten her, dass der erste Sonnenstrahl über den Horizont gebrochen ist. Lass ihm halt ein wenig Zeit, sich anzuziehen oder so.

Tut mir Leid...ich bin ein wenig nervös.

Ich habs verdammt noch mal gemerkt!

„Oh, Golem? Das ist ja mal eine Überraschung an einem wunderschönen Morgen wie diesem. Die Sonne geht auf, und du zu mir, wer hätte so etwas erwartet. Welche Art von hoffentlich profitablem Anliegen führt dich hierher?“

Sofort beginnt, diese blumige Stimme, mir auf den Geist zu gehen. Glücklicherweise überdeckt die Erleichterung darüber, dass Hratli gerade in seine farbüberladenen Roben gekleidet vor seine Schmiede getreten ist, den ersten Anflug von Gereiztheit.

„Ich hoffe, dass es sogar sehr lukrativ für jeden der Beteiligten ist. Tatsächlich ist, was dabei rausspringt, das Leben aller Überlebenden, die noch in den Docks wohnen.“

Er verliert sein ewiges Ölgrinsen.

„Das klingt doch nach einem Angebot, das man nicht ausschlagen kann. Was wären denn die Details eines solcherart interessanten Vorschlages?“

Schau an, der kommt ja jetzt schon richtig ins Schwitzen. Der Frontalangriff hat gut funktioniert.

Stimmt. Erst ködern oder gleich auf den Punkt kommen?

Ködern. Egal, wie gut es jetzt läuft, wir wollen nicht alle Trümpfe aus der Hand geben.

„Nun, nicht so schnell. Zunächst möchte ich betonen, dass eine Verhinderung des Ereignisses, das besagtes Überleben gefährden könnte, von gewissen Beteiligten gewisse Opfer verlangen könnte, die aber natürlich nicht vergleichbar sind mit dem Preis, der ansonsten zu zahlen wäre.“

Er runzelt die Stirn und streicht sich über seinen langen, pechschwarzen Pferdeschwanz.

„Das...scheint nur logisch, Golem. Willst du mir denn durch die Blume sagen, dass es mich etwas kosten könnte, was auch immer zu tun? Um es noch ein wenig mehr auf den Punkt zu bringen, denn ich hasse es, derart vage und unklar zu sein, drohst du mir etwa? Möchtest du an meine durchaus nicht unbeträchtlichen Ersparnisse?“

Was? Der zieht hier ja völlig falsche Schlüsse.

Na ja, so ganz Unrecht hat er ja nicht. Du zeigst ihm auf, welche negativen Konsequenzen ein falsches Handeln von seiner Seite haben könnte – und deine Formulierung kann man durchaus so auslegen, dass du ihm die Finger und dann das Genick brichst, wenn er dir kein Gold gibt, um das zu verhindern.

„Nein! Das ist es überhaupt nicht. Tatsächlich würde ein Einsatz von deiner Seite überhaupt keine Investition in Goldform verlangen.“

„Aber in Naturalien? Hör mir mal gut zu, mein Freund. Du bist nicht der Erste, der meint, mich damit beeindrucken zu wollen, wie stark er doch ist, und wie sehr ich seinen Schutz brauchen könnte, weil sonst eventuell mein Haus abbrennt oder ähnlich unschöne Dinge. Und Alles, was er verlangt, ist eine hübsche Rüstung, ein scharfes Schwert, natürlich nur dieses eine Mal. Zur Sicherheit. Wir Alle wollen nur sicher sein!“

Theatralisch wirft er seine Hände in die Höhe, eine gespielt überraschte Miene aufsetzend.

„Und dann – Himmel! Die Bedrohung wird schlimmer! Vielleicht wäre es nur recht und billig, noch einen Helm herzugeben, ein Zeichen unserer Freundschaft? Es kann so viel passieren in diesen Zeiten. Wirklich schlimm. Am besten noch diesen hübschen Ring. Er könnte sehr hilfreich sein gegen all die bösen Leute, die versuchen, dem armen Hratli zu schaden.“

Er schmollt. Das läuft jetzt komplett aus dem Ruder...

...lass mich mal reden.

„Hratli, du verstehst das falsch. Jetzt hör mir bitte einmal in Ruhe zu.“

Sein Finger stößt mich vor die Brust.

„Nein, Golem, jetzt hör du mir einmal zu, und du kannst das deinem Meister auch sagen, denn ich weiß ja, wer hier wirklich dahinter steckt. Denkt ihr, ich bin ein Amateur? Denkt ihr, ihr könnt hier hereinspazieren und mit mir machen, was ihr wollt? Da habt ihr falsch gedacht. Ich bin nämlich nicht so blöd, wie ihr wohl meint, dass ich aussehe. Weil das nicht das erste Mal ist, dass ich dieses Gespräch führe. Ich bin mir sicher, dass ihr nicht wisst, wie es hier aussah, als Kurast noch das Juwel war, das den Handel in einem Umkreis von den Sümpfen bis zu den Ländern der Barbaren kontrolliert hat. Die Schmiede waren fest in der Hand einer sogenannten Gilde, aber was tat diese Gilde? Schützen, ja, aber nur für Gold! Viel Gold! Gold, das rechtmäßig mir gehörte!“

Sein Gesicht wird...milde, was nicht zu seinen Worten passt, die immer aufgeregter werden. Er legt sogar ein überaus beunruhigendes Grinsen dazu.

„Sie wollten da ran, diese Amateure. Zuerst hatten sie mir gesagt, dass man mit Magie nicht schmieden könne. Als ich ihnen dann die Kunden wegnahm, als ich trotz meiner wie sie sagten überzogenen Preise die am besten zahlenden Leute belieferte, wurden sie...wütend. Diese verdammten Bastarde! Zunächst waren es nur Drohungen, dann kam Jemand vorbei und zündete meinen Laden an.
Aber das störte mich nicht. Ich hatte meine Ersparnisse sicher deponiert. Ich konnte mich innerhalb eines Monats wieder aufbauen. Einen weiteren Monat darauf hatte ich meinen Profit verdoppelt.
Und wieder kamen die Neider. Wieder schickten sie ihre starken Männer. Sie wollten mehr als Feuer legen. Sie wollten mich berauben. Und ausschalten. Für immer.
Aber ich war bereit, Golem. Ich war bereit. Nie wieder sollte passieren, was in der Nacht passiert ist, als mein Geschäft das erste Mal brannte. Meine Vorkehrungen waren getroffen. Weißt du, was geschah, als sie vorbeikamen, um mir das Versteck meines Geldes abzupressen? Willst du es wissen?“

Der Zweite benutzt immer noch meine Stimme. Unsicher.

„Oh...sehr gerne.“

„Du erfährst es jetzt! Sie kamen zu dritt, als ich gerade dabei war, zu schließen. Sie warfen mich zu Boden, an die Wand und zerbrachen meine Tische. Es war nicht schön. Bis ich sie hatte, wo ich sie haben wollte. Jawohl. Ich bin zäher, als man denkt, Golem. Ein fataler Fehler, zu denken, ich wäre schwach in jeder Hinsicht, nur, weil ich darüber erhaben bin, meinen wunderschönen Körper in einen Berg aus formlosen Muskeln zu verwandeln wie diese anderen Schmiede, die tatsächlich noch mit den eigenen Händen arbeiten!
Ein Kommando aus meinem Mund genügte, als sie sich über meinen gefallenen Leib beugten, und mein Zauber begann zu wirken.“

Seine Augen beginnen, träumerisch in die Ferne zu blicken.

„Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn kunstvoll geschmiedete Schwerter aller Art auf einmal beginnen, von ihrem Platz an den Wänden quer durch den Raum zu fliegen? Bidenhänder, Bastardschwerte, Kristallschwerter, und Krummsäbel. Besonders Krummsäbel. Vor diesem Tag trug ich weiße Roben, Golem. Dieses Scharlach hier...es ist eine ständige Erinnerung. Es erinnert Alle, die meinen, meinen Weg kreuzen zu müssen, wozu ich fähig bin. Und Niemand hat es seither je wieder gewagt.“

Er verzieht das Gesicht.

„Ich war der reichste Schmied von ganz Kurast. Für ein wunderschönes Jahr. Und dann begann Alles, in sich zusammenzufallen. Die Dämonen fielen von Travincal aus über uns her, überall sprossen die Bäume wie Pilze aus dem Boden. Todesranken erwürgten Menschen links und rechts von mir. Aber nicht ich. Ich war bereit, Golem. Ich hatte für jeden Fall voraus geplant – nicht für etwas in dieser Größenordnung, zugegeben, aber auch das würde den schlauesten Mann in Kurast nicht aufhalten! Meine Rüstung, meine Waffe, mein Schild, von mir für mich geschmiedet, trugen mich durch das Chaos. Hierher. Mehr hatte ich nicht – es blieb keine Zeit, meinen Reichtum zu retten. Alles Gold ging verloren.
Gab ich auf? Nein. Sieh mich an! Ich bin wieder der reichste Mann in Kurast! Die Docks gehören mir, Hratli! Irgendwann kehre ich zurück in den Dschungel, brenne ihn nieder, mit meiner Magie, mit meinem Stahl! Ich nehme Rache an dem, der meinte, mir meinen Reichtum nehmen zu müssen. Ich hole es mir zurück, mein süßes, süßes Gold. Und vielleicht färbe ich mir dann meine Roben grün mit Pflanzensaft.“

Das Leuchten in seinen Augen...das ist nicht mehr ein Traum. Das ist Wahnsinn.

Verdammt, ich dachte, er wäre nur ein harmloser rückgratsloser Weichling. Ein Weichling ist er zwar, aber er kompensiert es hervorragend durch Ehrgeiz. Und harmlos ist das sicher nicht.

Hratli tritt mir fast auf die Füße und starrt mir von oben herab direkt auf die Augen.

„Also, um es noch einmal klar zu machen, Golem...“

Er packt meine Schläfen.

„Niemand. Tritt. Zwischen. Mich. Und. Mein. Gold.“

Er lässt mich los. Und sein Grinsen wird wieder fröhlich, seine Stimme kehrt zurück zu dieser alten, verhassten Öligkeit.

„Nachdem das gesagt wurde – möchtest du nicht einen Gegenstand vom besten Schmied der Docks erwerben?“

Verdammt...was machen wir jetzt nach dieser Triade?

Uns ganz langsam davonschleichen? Ich scherze, natürlich.

Moment Mal. Er hat doch einfach Unrecht mit dem, was er meint, das wir tun wollten. Warum erzählen wir ihm nicht einfach die Wahrheit?

„Hratli, ich hoffe, du glaubst mir hierbei...aber es war überhaupt nicht meine Intention, dich zu irgendetwas zu drängen, das derart unangenehme Reaktionen von dir provozieren könnte. Garantiert habe ich Nichts im Interesse, das unsere gute Geschäftsbeziehung gefährden könnte.“

Er legt den Kopf schief, immer noch grinsend.

„Ach, ist das so? Was war denn dann dein Anliegen?“

„Um es auf den Punkt zu bringen: Die Barriere, die du und Ormus um die Docks errichtet habt, ist dabei, zusammenzubrechen. Wir dürfen das auf keinen Fall zulassen, darum würde ich mich überaus freuen, wenn ihr eine Lösung diskutieren könntet, am besten, bevor wir in den Dschungel aufbrechen.“

Das wischt sein Lächeln weg, als hätte ich ihm eine Ohrfeige gegeben.

„Die Barriere tut was?“

„Sie versagt.“

Er packt mich wie vorher.

„Woher willst du das wissen?“

Jetzt reichts mir aber. Ich entferne seine Hände von meinem Kopf.

„Ormus hat es uns gesagt. Und es stimmt. Der Hass steigt. Der Wahnsinn kommt näher. Ich spüre das überdeutlich.“

Der Schmied schlägt die zarten Hände über den Mund.

„Warum sagt er mir das nicht selbst?“

Hm...

Lass dir was einfallen.

Nein. Nein, diesmal nicht. Keine Lügen, Hratli ist ja ganz offenbar nicht blöd. Er wird wissen, wie sein Verhalten rüberkommt.

„Er kann dich nicht ausstehen – und der Hass verstärkt das.“

Hratli ballt eine Faust.

„Das ist äußerst unverantwortlich. Oh ja, äußerst unverantwortlich. Das gefährdet Alles, was ich mir hier aufgebaut habe. Und er sagt es mir nicht einmal.“

Oh-oh...

„Ich bin mir sicher, er hätte ganz anders gehandelt, wenn Mephistos Einfluss nicht so hinterhältig genau verhindern würde, dass ihr euch friedlich zusammensetzt...he!“

Er hat sich umgedreht und ist in das Dunkel seiner Schmiede gestürmt. Gerade will ich hinterher, als er mit einem kleinen Hammer in der Hand herauskommt.

„Mephistos Einfluss ist mir egal. Das lasse ich auf keinen Fall zu. Wenn Ormus nicht mit mir reden will, dann teste ich einfach mal seine Vorkehrungen gegen Leute, die an etwas von ihm wollen.“

Er...ist mehr als nur willig, was zu unternehmen? Im Gegenteil, er braucht überhaupt keine Überzeugungsarbeit?

Wofür haben wir uns eigentlich groß Gedanken gemacht, willst du fragen? Die Frage gebe ich zurück.

Aber...er ist so egoistisch...das sollte ihn überhaupt nicht stören...beziehungsweise es sollte ihn stören, aber anders...

Ja, wir haben uns gewaltig in ihm geirrt, würde ich sagen. Verdammt! Gerade erst habe ich doch gelernt, dass man sich nicht von ersten Eindrücken leiten lassen sollte! Und hier verbringe ich die ganze Nacht damit, aufgrund des ersten Eindrucks von Hratli ein Szenario zu entwerfen, das sofort in sich zusammenbricht, weil er in Wirklichkeit ganz anders ist!

Das ist es! Du hast ihn nicht ausstehen können – und wir sind schon wieder auf die Hasswellen hereingefallen! Zum Glück richtet sich sein Hass auf das richtige Ziel, den Dschungel...

Ja...jetzt halten wir ihn aber auf, bevor er Ormus den Schädel einschlägt mit dem Ding...huh, wer kommt denn da? Und wie sieht er denn aus?

„Ha, habe ich dich doch endlich gefunden, Golem. Hier hätte ich doch tatsächlich als Letztes gesucht. Na, Hratli, wen willst du damit denn verprügeln? Aber schön, dass du wach bist, wir wollten uns ohnehin ein wenig mit dir unterhalten, wenn du gerade Zeit hast.“

„Eigentlich nicht, General, aber für einen meiner besten Kunden mache ich doch immer eine Ausnahme. Wobei ich deinem Boten gerade eigentlich schon das Wichtigste gesagt haben dürfte. Nicht wahr, Golem? Aber wo bleiben meine Manieren – schönen guten Morgen, meine Liebe.“

Überzogen verbeugt er sich vor Natalya, die mit dem Meister angekommen ist, und küsst ihre Hand. Endlich finde ich meine Stimme wieder.

„Was ist mit deinen Haaren passiert, General?“

Sein Gesicht färbt sich ganz kurz rosig, als sich über den Kopf streicht – und die kurzen Haare darauf.

„Es wurde entschieden, dass ich so besser aussehe. Und ich muss zustimmen, nachdem ich zuerst skeptisch war, du hast das hervorragend gemacht, Nat.“

Er wendet sich ihr zu, und sie küssen sich.
Ein lautes „Klonk“ verrät mir, dass Hratli seinen Hammer hat fallen lassen. Hastig hebt er ihn auf.

„Wa...was wolltet...ihr Beiden...denn mit mir besprechen?“

Der Meister legt den Arm um die Schulter der Assassine und beugt sich verschwörerisch vor, wobei seine Miene ernst wird.

„Wir haben ein Problem, Hratli, ein ziemlich großes sogar. Es ist sogar wichtiger als unser Vordringen nach Travincal im Moment. Die Barriere, die du mit Ormus über die Docks gespannt hast, wird immer schwächer, und ihr müsst etwas dagegen unternehmen, koste es, was es wolle.“

Völlig verwirrt blickt der Schmied von ihm, zu Natalya, dann zu mir, wieder zum Meister.

„Ich...weiß das, General. Dein Golem hat es mir gerade eben gesagt. Ich wollte gerade aufbrechen, um Ormus ins Gewissen zu reden.“

Jetzt ist unser Pärchen an der Reihe, überrascht zu sein. Der Meister starrt mich an.

„Du...du hast mit ihm darüber geredet? Warum hast du nicht auf mich gewartet? Ich habe dir ganz sicher nicht den Auftrag hierzu gegeben, oder habe ich irgendetwas vergessen?“

„Nein...General...ich...“

Sag es ihm nicht sag es ihm nicht sag es ihm nicht!

„....ich dachte, dir wäre es wichtiger, sich um die Organe und Travincal zu kümmern, statt um die Barriere, also habe ich beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.“

Er weicht zurück, aber diesmal ist es Natalya, die mich anspricht.

„Du dachtest, er würde sich überhaupt keine Sorgen machen über dieses Problem? Fast wäre er nicht eingeschlafen, weil ihn das Problem so beunruhigt hat. Darum bin ich auch hier, natürlich werde ich mich auch einsetzen, dass die Docks nicht fallen.“

Der Meister wirkt...verletzt.

„Wirklich, Golem, wenn du denkst, etwas, das dich so beunruhigt, ist wichtig, warum redest du dann nicht mit mir darüber? Das wäre doch überhaupt kein Problem gewesen, und wir würden hier jetzt nicht völlig verwirrt herumstehen...“

„Es...es tut mir...“

„He!“

Hratli tritt zwischen uns.

„Sicherlich ist diese Konversation zwischen euch äußerst wichtig, und ich muss zugeben, sogar informativ, aber jetzt wollen wir uns doch lieber zu meinem geschätzten Kollegen mit dem Pronomenproblem begeben und versuchen, gemeinsam an unserer tödlichen Gefahr hier zu arbeiten, oder nicht?“

Die Menschen nicken. Dann sieht der Meister mich finster an.

„Wir reden noch darüber, Golem. Jetzt komm, wir besuchen Ormus und...Deckard?“

Gerade eben kommen die beiden alten Männer zusammen über den nächsten Holzsteg auf uns zu, beide äußerst überrascht dreinblickend. Der Horadrim-Weise begutachtet unsere kleine Versammlung.

„Das ist ja eine Zusammenkunft so früh. Gehe ich Recht in der Annahme, dass du unseren metallbegabten Freund hier bereits über Alles informiert hast, Golem? Ich konnte tatsächlich schon mit Ormus reden...“

Er nickt ihm freundlich zu.

„...und ich würde sagen, die Vernunft hat heute mehrere entscheidende Siege errungen. Wollen wir uns irgendwohin setzen und wichtige Dinge planen?“

Der Meister vergräbt eine Hand in seinem neuen Haarschnitt und starrt mich mit offenem Mund an.

„Golem...was hast du gemacht, als ich nicht hingesehen habe?“

Oh, verdammt, das wird nicht schön enden. Das wird sogar äußerst hässlich.

Und du dachtest, Dinge nicht zu sagen würde keinen Schaden anrichten.
 
Oha, ich freu mich schon auf das nächste Kapitel...
sieht so aus, als würde das recht interessant werden.
Wie der Golem wohl das alles erklärt...
 
Kapitel 39 – Es dämmert so Manches

[...]

"...zu meinem geschätzten Kollegen mit dem Pronomenproblem begeben.."

[...]

„Golem...was hast du gemacht, als ich nicht hingesehen habe?“

Oh, verdammt, das wird nicht schön enden.

:lol:
Gutes Kapitel ;)
 
hab "grad" (in den letzten wochen) alle teile gelesen... und muss sagen: :top: :top:
echt super was du so schreibst :)
pls more:hammer:
 
So, Simon... du weißt ja... bald schick ich nur noch von mir unterschriebene Fotos an dich, wenn ein Update um Punkt 00:01h Samstag nit da ist :ugly:
 
Zuletzt bearbeitet:
Willkommen bei den Fans, Map! Und vielen Dank! Danke auch all jenen, die dafür gesorgt haben, dass der Thread wieder auf 5 Sternen ist, wie ich gerade mit erfreuter Überraschung feststellen musste.

Bah, bin noch in Stelzsprache drin. Die letzten drei Stunden oder so durchgeschrieben :D.

Dafür gefällt mir das Resultat. Euch hoffentlich auch! Nach diesem Kapitel sind wir denn auch wieder bereit für ordentlichen Handlungsfortschritt im D2-Original-Sinne, meine eigene Handlung tut das ja erfreulicherweise schon länger mit Riesenschritten ;).

Enjoy!

Simon
 
Kapitel 40 – Ein guter Plan für einen schlechten Tag

Verdammt, verdammt, verdammt, wie erklär ich ihm das jetzt...das Schlimmste ist doch, dass es diesmal überhaupt kein Missverständnis gibt – ich habe ihm schlicht und einfach nicht vertraut!

Konzentrier dich! Wir brauchen ganze Stühle, keine kaputten.

Ja...ach, was soll das überhaupt. Ich wollte doch nur meinen Teil beitragen, die Welt zu retten, und was ich mache, ist falsch. Die ganze Aufregung hätte ich mir sparen können! Warum habe ich nicht mit dem Meister geredet? Als ob das je ein Problem gewesen wäre...

Fünf! Nicht vier!

Jetzt hör auf! So verwirrt bin ich jetzt auch wieder nicht. Der Meister sitzt doch auf seinen Skeletten!

Na schön, wenn du das meinst.

Tu ich. Gah, wenn ich nur daran denke, dass ich ihm bald Rede und Antwort stehen muss...
Die vier einfachen Holzstühle, die ich aus einem kleinen Lager geholt habe, sind nicht allzu leicht zu tragen. Einen fünften hätte ich gar nicht mehr mitnehmen können, würde ich sagen...die Menschen stehen derweil sich nervös über Belanglosigkeiten unterhaltend auf dem Leuchtturmplatz. Hratli hatte gemeint, dies wäre ein sehr guter Ort, das weitere Vorgehen zu planen. Und mich hat man geschickt, um für Bequemlichkeit zu sorgen. Wenn das keine Strafe ist, weiß ich auch nicht.

„Ah, da kommst du ja endlich...aber ist das nicht einer zu wenig?“

„Ich dachte, du würdest auf deinen Skeletten sitzen...“

„Denk nicht, Golem, tu, was ich dir sage! Wie oft denn noch!“

Ich hab dich gewarnt.

Ach, muss das denn sein. Kann ich nicht einmal was richtig machen heute?

„Ich konnte gar nicht mehr tragen...“

„Ja, klar. Schon gut, dann hol ich die Dinger eben. Verteil die Stühle jetzt!“

Niedergeschlagen stelle ich einen kleinen Kreis vor dem Leuchtturm auf. Der dritte Stuhl will nicht gerade stehen – ich rücke ihn hin und her, aber immer ist der Boden zu uneben. Na komm schon! Ich komme mir immer blöder vor, je länger er sich weigert, das Wackeln zu lassen...und Alle starren mich an...

„Lass es, Golem. Ich habe einen guten Gleichgewichtssinn.“

Dankbar sehe ich Natalya an, die zu mir getreten ist und sich grazil auf das peinliche Objekt niederlässt. Der Stuhl steht felsenfest unter ihr.

Mach den Kreis breiter, der Meister will doch sicher neben ihr sitzen.

Ach, die eine Stelle muss ja frei...oh, wenn mich das nicht so ablenken würde. Geradezu Bauchweh bekomme ich, wann immer ich mich an den Gesichtsausdruck des Meisters erinnere, als er herausfand, dass ich ihm nicht zugetraut hatte, an die unmittelbare Gefahr hier zu denken. Seine Enttäuschung versetzt mir Schlag um Schlag in die Magengrube...wie genau man hinter seinen Augen lesen kann, was er in diesem Moment dachte: Dass er das nie gedacht hätte.
Die Skelette klappern heran und formen sofort ihren Thron. Natalya schiebt ihren Stuhl daran und nachdem der Meister sich niedergelassen hat, die Arme auf Beinknochen ruhend, legt sie ihre Hand auf seine, darunter eine Ferse. Er lächelt kurz, dann blickt er wieder finster. Mittlerweise sitzt Jeder. Er hebt zu sprechen an.

„Nun, damit sind wir Alle zusammen, was ja reibungsloser ging, als die Meisten von uns dachten. Freut mich natürlich sehr, dann können wir ja sofort beginnen.“

„Wenn Ihr noch einen Moment entbehren könntet...“

Seine Stirn runzelt sich in Richtung der Sprecherin; dann weiten sich seine Augen, als er sie sieht. Natalya lächelt spöttisch, und wenn ich mich nicht irre, festigt sich ihr Griff um den Handrücken des Meisters.

„Es sieht nach Regen aus, Aschara. Habt Ihr keine Angst, Euch zu erkälten?“

Die eben aufgetauchte und tatsächlich wie üblich außer mit einer Schlange äußerst knapp bekleidete Söldnerführerin lächelt so lieblich zurück, dass es schon fast aufgesetzt wirkt.

Nein, wirklich.

Hm?

Selbstverständlich ist das aufgesetzt!

Verstehe ich nicht.

Dachte ich mir. Schau nur zu, vielleicht lernst du was.

„Ich bin mir sicher, einer meiner Männer ist so freundlich, mir einen Schirm zu halten, falls es denn anfangen sollte...Ihr habt Euch ja auch schon Jemand geholt, der das im Zweifelsfall tun kann. Dürfte ich mich denn zu Euch gesellen? Mir scheint, es würden Sachen besprochen, bei denen sicherlich meine bescheidene Meinung nicht schaden dürfte...“

Der Meister verzieht das Gesicht, als Aschara ihn beleidigt, aber sagt Nichts. Stattdessen steht er auf und deutet auf eine gerade ihre Hütte verlassende Frau. Sie erschrickt, als sie ihn bemerkt, aber er grinst sie nur gewinnend an und winkt sie her.

„Keine Angst vor uns! Wir sind eine offene Runde! Wenn Sie wollen, gesellen Sie sich zu uns! Wir besprechen nur Dinge von höchster Wichtigkeit, da ist doch Jeder willkommen, der dazwischenreden darf! Sogar Reptilien!“

Schnell ist sie zurück in ihrem Haus. Er dreht sich wieder in die Runde.

„Zu schade, hatte offenbar keine Lust, unser Gespräch zu bereichern. Aber wir finden sicher noch Jemand, der gerade Nichts zu tun hat! Laden wir einfach Alle ein!“

Ascharas Lächeln hat sich keinen Millimeter bewegt.

„Seid Ihr fertig? Das ist schön. Eine lustige Vorstellung, General, sicherlich schadet es nicht, zufällige Bürger einzuschüchtern und sich seltsam zu benehmen. So wenig, wie es schaden würde, sich in aller Ruhe über ‚Dinge höchster Wichtigkeit’ zu unterhalten, und dazu tatsächlich Jeden einzuladen, der Ohren hat.“

Es beginnt, leicht zu tröpfeln.

„Oh.“

Die eine Silbe reicht, dass ein Eisenwolf, der sie begleitet hat und sich bis jetzt sehr dezent zurückgehalten hat, vorspringt und sich wortlos hinter sie stellt, einen Schirm hochhaltend.
Als der Meister die Arme verschränkt, beginnt der Knochenthron, sich aufzulösen, da die Skelette aufstehen.
Kurz, bevor er etwas sagt, was womöglich keine gute Idee gewesen wäre, erhebt sich Deckard Cain mit ruhiger Würde.

„Nun, ich muss zugeben, dass unsere werte Dame hier, wenn ich mir einen Titel aus Unwissenheit sparen darf, durchaus nicht Unrecht hat mit ihren leise geäußerten Bedenken. Selbige kamen mir ebenfalls, aber aus Platzmangel dachte ich, hinnehmen zu müssen, dass ein gewisses Abhörrisiko besteht. Was sich nun wohl gelöst haben dürfte, nicht wahr? Es spricht sicher Nichts dagegen, unsere Diskussion unter dem Dach der Kaserne zu führen, zumal wir uns ja wohl einig sind, nicht nass werden zu wollen.“

Der Meister wird das nicht, denn ein Wächter hat seinen Schild über ihn und Natalya ausgebreitet, was sie sehr eng zusammen stehen lässt. Gerade will er wieder etwas beitragen, als ihn diesmal Aschara unterbricht.

„Selbstverständlich spricht Nichts dagegen. Tatsächlich habe ich schon eine entsprechende Anzahl an Stühlen holen lassen – und persönlich Tee gekocht.“

Darum waren so wenige im Lager?

Wie schnell hat sie bitteschön reagiert?

Wenn man bedenkt, dass die Eisenwölfe ihr bedingungslos gehorchen und ihre Augen überall haben...schnell genug ist nicht so unmöglich, wie der Unglauben in deiner Frage an Überzeugung deinerseits verrät.

...was?

Vergiss es.

„Sehr vorausschauend von Euch, aber ich muss ganz grob gestehen, dass es mir eigentlich nicht Recht ist, wenn der Gegenstand unserer Gespräche mehr Leuten als nötig bekannt wird. Mal ganz abgesehen davon, dass wir noch nicht einmal vorgestellt wurden, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt...?“

Das...läuft aus dem Ruder.

Dachte gar nicht, dass das noch mehr ginge.

Wenn das so weiter geht, weiß er bis heute Abend, dass du existierst und ich werde auf kleiner Flamme geröstet...okay, auf großer, die kleine wartet jetzt schon.

„Äh, General, sie weiß aber schon Bescheid über das, was wir gleich erörtern wollen. Tut mir Leid, dass ich das noch nicht erwähnt hatte...gestern Abend war ich schon in der Kaserne. Wenn ich die Vorstellung übernehmen darf...der General, mein Meister, Aschara, die Anführerin der Eisenwölfe.“

Mit halb offenem Mund und ausgestrecktem Finger steht der Meister einen Moment da, dann blinzelt er kurz.

„Golem...“

Natalyas Hand legt sich auf seine Schulter, und sie flüstert ihm etwas ins Ohr. Kurz spannt er sich an, dann schließt er kurz die Augen und atmet bewusst ruhig. Aschara scheint die Situation zu genießen.

„Ja, du hattest schon erwähnt, dass du auf eigene Faust bei mir bist, aber für so eigen hätte ich dich gar nicht gehalten, Golem. Na denn, wollen wir uns ins Trockene begeben?“

„Ja. Ja, tun wir das.“

Der Meister hat die Augen noch nicht geöffnet. Die drei Magier folgen Aschara und ihrem Schirmträger – es ist Jelani, wie ich sehe. Vorsichtig trete ich zu ihm.

„General...soll ich etwas Anderes tun...während ihr redet?“

Zwischen zusammengepressten Lippen dringt seine Antwort hervor.

„Du kommst jetzt mit, Golem. Ich hätte gut Lust, dir auch nicht zu erzählen, was wir gleich herausfinden werden, aber das wäre...irrational. Räum die blöden Stühle auf und wir treffen uns bei Aschara, du weißt ja schon, wo du hinmusst, wie es scheint.“

„Ich...“

„Und sei einfach still.“

Er dreht sich weg, ohne die Augen in meine Richtung geöffnet zu haben. Natalya wirft mir einen unleserlichen Blick zu und folgt ihm dann schnell.
Ich lasse mir Zeit mit dem Aufräumen. Am liebsten würde ich mich jetzt in eine Ecke setzen und einfach verschwinden.

Gut, dass du die Sache nur schlimmer machen wirst, wenn du jetzt trödelst.

...die Stühle sind schnell verstaut, und ich beeile mich, in die Kaserne zu kommen. Die Eisenwölfe lassen mich kommentarlos durch. Gerade wird noch Tee ausgeschenkt, also bin ich rechtzeitig, um nicht zu stören – schnell stelle ich mich hinter den Stuhl des Meisters, der seine Skelette im Regen hat stehen lassen, und bin, wie verlangt, still.
Der Meister nimmt einen Schluck aus seiner Tasse, hustet, weil er noch zu heiß ist, und winkt ab, als Natalya sich zu ihm beugt.

„Können wir dann beginnen? Hratli, ich bin mir sicher, du hast am Meisten beizutragen für den Anfang.“

„In der Tat! Mein Grund, zunächst den Leuchtturmplatz als Treffpunkt vorzuschlagen, war, dass dort der Kern unseres Problems liegt. Als ich nämlich unter den ersten Überlebenden hier ankam, galt es, so schnell als möglich für den Schutz unser aller Leben zu sorgen, weswegen ich mich des erstbesten Nexus’ magischer Energie bediente, den ich fand, um die Barriere aufzubauen. Trotz meiner durchaus beachtlichen natürlichen Begabung wäre ich nämlich ohne Hilfe von einer äußeren Quelle nicht dazu in der Lage gewesen, den Schutzschirm aufzubauen; ich benötigte einen Fokus, einen zentralen Punkt, und vor Allem Mana, eine ganze Menge Mana. Und über all das gleichzeitig stolperte ich in glücklichster Fügung!“

„Ormus ist sich sicher, dass das der einzige Grund war, dass mein geschätzter Kollege nicht einfach gewartet hat, bis mögliche Hilfe ankam – wie ich selbst, beispielsweise – und nicht etwa, dass er Ansehen und Anerkennung dafür wollte, das Problem alleine zu ‚lösen’...“

Der Blick des Schmieds schießt verärgert zum Taan-Magier. Aschara kichert. Deckard hustet und stupst Ormus an, neben dem er sitzt. Dessen dunkelhäutiger Kopf legt sich irritiert schief, dann lehnt er sich in seinen Stuhl zurück.

„Eigentlich wollte Ormus nur anmerken, dass ein langsames Auf-den-Punkt-Kommen erstrebenswert wäre.“

Nicht, dass er mit seiner anderen Anmerkung wohl groß Unrecht hatte.

Was allerdings nicht heißt, dass er durch Provokationen wie diese die ganze Unterhaltung riskieren sollte.

Zu wahr. Zum Glück hat sich Hratli wieder unter Kontrolle.

„Gerade war ich dabei, als ich rüde unterbrochen wurde, alter Mann. Erwähnter Nexus magischer Energie also bot sich mir dar wie ein Geschenk des Himmels, ein alter, vergessener, aber seltsamerweise noch erstaunlich gut erhaltener Altar – direkt neben dem Leuchtturm befindlich. Jeder von Euch wird schon hunderte Male an ihm vorbeigelaufen sein, ohne ihn groß zu bemerken.“

Man sieht genau, wie manche aus unserer Runde versuchen, sich ins Gedächtnis zu rufen, was er meint. Ich gehöre auch dazu, aber bin schneller als die meisten: Tatsächlich, dieses Steinornament in einer nicht einmal recht abgeschiedenen Ecke des Platzes wäre gut dafür geeignet, darauf Opfergaben darzubringen. Und der Altar ist mir auch noch nicht recht aufgefallen. Interessant, wer überlegt: Natalya, Aschara, eventuell der Meister, dessen Gesicht ich aber als einziges nicht sehen kann, Deckard nickt dagegen nur versonnen. Und Ormus ist überhaupt nicht überrascht. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich ihn auch oft gesehen, wie er einfach nur dastand – und den Altar betrachtete. Minutenlang.
Hratli fährt fort.

„Als ich das Potential dieses Reliktes erkannte, musste ich sofort handeln. Nach nur kurzer Vorbereitung konnte ich den Schildzauber wirken, eine effektive Barriere gegen alles Übel – und es ging weitaus leichter, als ich dachte, denn als die Energien durch mich flossen, stellte ich Erstaunliches fest: Nichts anderes als den Ort, an dem jetzt die Docks stehen, zu beschützen, war einst die Aufgabe dieses Altares gewesen. Er wurde errichtet an einer idealen Stelle für heilige Handlungen, mit ohnehin schon hohem Magiepotential, und die Rituale, die dort wohl über Jahrzehnte, womöglich Jahrhunderte durchgeführt wurden, steigerten dies nur noch. Ich musste nicht viel mehr tun, als den alten Schutzzauber zu erneuern.“

„Seltsam, vor ein paar Wochen hörte sich das noch nach der allergrößten Anstrengung an, die wohl nur einer der größten Zauberer vollbringen konnte. Ormus’ Ohren müssen sich geirrt haben.“

„Es reicht, Ormus.“

Des Meisters Stimme ist eisig, seine Teetasse völlig zitterfrei, als er sie zum Trinken hebt, der Rand wohl noch ein hartes Starren frei lassend, so abrupt, wie Ormus wieder still wird.

Vielleicht solltest du ihn öfter wütend machen, er ist auf jeden Fall weitaus effektiver in diesem Zustand.

Um Himmels Willen!

„Danke, General...nun, damit wären meine Beiträge zur Diskussion erst einmal erschöpft. Ich war sehr zufrieden mit der Barriere, als ich sie erschaffen hatte, und sie erfüllte ihre Aufgabe perfekt; jedoch, ihr Schwächerwerden ist unbezweifelbarer Fakt, und ich habe keine Erklärung dafür, noch weniger eine Lösung. Eigentlich müsste die gespeicherte Energie, die ich gespürt hatte, als ich den Altar das erste Mal sah, noch für Jahrzehnte des Schutzes reichen.“

Deckard sieht sich bedächtig um, ob Niemand sonst sprechen will, dann füllt seine ruhige und angenehme Stimme den Raum ohne Anstrengung.

„Ich danke Euch für die ehrliche Darstellung des Geschehenen, Hratli. Ormus! Wie ich nicht umhin kam zu bemerken, hattet Ihr schon länger Interesse an dem Objekt, um das es geht, gezeigt. Sicher könnt Ihr uns wertvolle Informationen dazu liefern.“

„Tatsächlich kann Ormus das. Worüber unser sehr geschätzter Eisenarbeiter hier wohl überhaupt nicht Bescheid weiß, ist der komplexe Hintergrund, der Kurast umgibt, und die wahre Bedeutung der Relikte, die sich direkt vor unseren Augen in Vielzahl verstecken. Dem modernen Menschen ist klar, dass seine Vorstellung des Himmels und der Hölle nicht nur auf blindem Glauben beruht, sondern auf harten Fakten, wie uns immer wieder überdeutlich durch die Existenz von Dämonen vor Augen geführt wird.“

„Und Engeln.“

Der Meister und Deckard Cain sehen sich an, nachdem sie gemeinsam gesprochen haben. Der Rest blickt größtenteils recht überrascht, sogar Aschara; Natalya lächelt schlau. Ormus räuspert sich schließlich.

„Nun, um zurück zum Thema zu kommen. Früher war Sanktuario glücklicher, da die großen Übel sich noch darauf beschränkten, unsere schöne Welt mit dem Aussenden von Dämonen allein zu quälen, statt selbst fleischliche Form anzunehmen und hier zu wandeln. Und diese Erscheinungen waren sporadisch. Das Wirken des Himmels, so...indirekt es manch Einem auch erscheinen mag, blieb allerdings ebenfalls nicht verborgen, wenngleich die wahren Ursachen allein der Vorstellung der Menschen vorbehalten blieben. So bildeten sich die frühen Religionen, Naturgottheiten anbetend und basierend auf Opfergaben in Gruppenritualen. Dabei nicht einmal zwingend Menschenopfer, wie Viele den primitiveren Kulturen nachsagen, aber natürlich reichlich fehlgeleitet.“

Als ob der Glaube der heutigen Religionen nicht auch in den allermeisten Fällen völliger Unfug wäre!

...du schließt Fälle aus? Was ich bisher vom Glauben des Meisters und Deckards mitbekommen habe, klang doch ganz vernünftig: Die Hoffnung darauf, dass der Himmel und seine Engel die Welt erlösen werden...

Nein, das ist Unfug. Die Erlösung, Unfug. Die Welt ist nicht dafür geschaffen, dass ihre Seelen irgendwann einen anderen Zustand erreichen als den des Lebens selbst. Hölle, Himmel, egal, wohin eine Seele nach dem Tod kommt, über kurz oder lang ist es unvermeidbar, dass sie wiedergeboren wird als neuer Mensch auf Sanktuarios Boden, immer wieder und wieder. Ein ewiger Zyklus des Lebens und des Todes.

Das klingt...grausam.

Nein. Das ist der gerechteste Zustand, den man sich vorstellen kann. Hältst du es denn für gerecht, dass ein Jeder nur ein Leben haben soll, eine einzige Chance, zu zeigen, was er kann? Und wenn das vorbei ist, ob es kurz war oder lang, kommt die Seele nach oben oder nach unten, unwiderruflich, auf ewig in hellster, freudiger Langeweile oder dunkelster, verzweifeltster Qual gefangen?

Das würde aber bedeuten, dass nicht einmal die Möglichkeit besteht, das ewige Glück zu erreichen.

Wer will das schon? Eine Ewigkeit ist vor Allem eines: Verdammt lang.

„Nichtsdestoweniger hatten die alten Religionen beträchtliche Macht. Das Gruppenerlebnis, Gesänge, Rituale waren schon immer am besten dafür geeignet, Energien vieler Menschen auf ein Ziel zu fokussieren. Dazu noch einige Ingredienzien, die schon damals als magisch bekannt waren, und die ersten Zauber entstanden. Eben solche, die die alten Götter schützen sollten, ihre Stätten, und die Menschen, die sich an ihnen trafen.
Lange hatte Ormus überlegt, warum der Altar hier so...leer schien. Nun erhielt ich die Antwort: Sein gesamtes magisches Potential wird in diesem Moment genutzt, um die Barriere aufrecht zu erhalten. So konnten auch die Magiefähigen unter uns seine Macht nicht erkennen; ich bemerkte ihn nur aufgrund seiner Form, nicht aufgrund irgendeiner Art von Ausstrahlung.
Und jetzt ist auch offensichtlich, was das Problem darstellt: Der Schutzzauber ist ein guter Zauber, keine Frage, überaus bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie lange es schon her ist, dass er das erste Mal angewandt wurde.
Aber: Jetzt zeigt sich sein Alter – seine Überholtheit. Denn wie wir schon festgestellt haben, gab es nie eine so starke Bedrohung der Welt und speziell dieses Fleckchens auf ihr durch die Mächte des Bösen. Sicher hätte die Barriere keine Schwierigkeiten, eine beliebige Anzahl von niederen Dämonen eine beliebig lange Zeit fern zu halten. Vielleicht ist gerade sie der Grund, weswegen Kurasts Handelshafen immer wie von Zakarums Hand geschützt schien, was zumindest die Paladine stets behaupteten.
Die Situation, die sich im Moment allerdings bietet, ist nicht im Mindesten vergleichbar mit irgendeiner, die es je zuvor gegeben hätte – die Kräfte, die auf den Schutzzauber einschlagen, sind unglaublich. Alle drei Großen Übel befinden sich in nicht allzu großer Entfernung – es ist ein Wunder, ein wahrhaftes Geschenk des Himmels, dass der alte Zauber überhaupt bis jetzt diesem bösen Einfluss standhalten konnte.“

Kurz breitet sich Schweigen über die Kaserne. Mehrere Eisenwölfe, darunter auch meine Bekannten Vanji und Jelani, hören uns gespannt zu.
Der Meister zeigt sich pragmatisch, als er das Schweigen bricht.

„Ich muss gestehen, recht beeindruckt von euerem Wissen zu sein. Aber...das hilft uns doch Alles nicht weiter, zumindest habe ich in der Richtung noch Nichts gehört. Die Frage ist: Kann sich einer von euch eine Möglichkeit vorstellen, die Sache in den Griff zu bekommen? Wenn nicht, verschwenden wir hier unsere Zeit, Nichts gegen euere versammelte Präsenz, aber dann sollte ich sofort aufbrechen und tatsächlich versuchen, die Übel zu schlagen, bevor hier das Chaos hereinbricht.“

Wohl gesprochen.

Ormus faltet seine Hände über den Mund, Hratli blickt etwas nervös zu den Anderen in der Runde, die insgesamt sehr ernst scheint. Nicht einmal Aschara lächelt, und streichelt automatisch ihre Schlange.

„Eine mögliche Lösung würde mir tatsächlich einfallen.“

Aller Augen richten sich auf Ormus.

„Es ist ein wenig weit hergeholt, aber könnte funktionieren. Wie Ormus schon sagte, ist der Altar als Quelle der Barriere ein Relikt einer Religion, die nicht mehr existiert und diesen Zustand schon seit sehr langer Zeit inne hat. Jedoch, wie wir ja klar festgestellt haben, sind diese Relikte noch vorhanden und besitzen trotz ihres Alters teils unglaubliche Macht.“

„...wenn wir an ein solches kommen könnten, müssten wir in der Lage sein, eine neue Barriere aufzubauen!“

Ormus hebt eine Augenbraue in Hratlis Richtung.

„’Wir’, tatsächlich? Nein, darauf wollte ich nicht einmal hinaus. Um meine These allerdings zu vervollständigen, benötigt Ormus noch eine Information. Kam es meinem großzügigen Kollegen denn so vor, als würde der Altar als Nexus tatsächlich seine volle Macht entfalten, die er schon immer hatte, bevor er diese Macht in selbstloser Weise dazu zwang, uns Alle zu schützen?“

Hratli springt auf und wirft seinen Stuhl um.

„Mir reichen jetzt deine ständigen Sticheleien, Ormus! Wenn du nicht in der Lage bist, mit mir wie ein vernünftiger Mensch zu reden, der über seine persönlichen Ansichten hinwegblicken kann, dann sehe ich nicht, was mich dazu bringen sollte, dir auch nur zu sagen, was ich plane, zu mir zu nehmen, sobald ich diesen Raum verlassen habe – was jetzt sofort der Fall ist!“

„Hratli, bitte.“

Deckards leise Worte halten den Schmied auf, als hätte der Horadrim-Weise statt ihrer ein Lasso benutzt.

„Erstens bin ich mir sicher, dass Ormus sich als vernünftiger Mensch, der er ja ist, gleich für höchstwahrscheinlich ungewollte, aber wohl leider doch geschehene Unstimmigkeiten entschuldigen wird. Zweitens wäre es doch höchst unvernünftig von Euch selbst, schon angesprochene persönliche Ansichten über ein anderes Mitglied unserer Runde dafür sorgen zu lassen, dass heute kein Ergebnis erreicht wird.“

Die roten Roben kommen langsam zum Stillstand, wo sie gerade doch noch in Wallung waren wie ihr Träger. Ein paar Herzschläge bewegt sich Nichts...dann dreht Hratli sich um.

„Na schön. Mehr als diese Information kann ich dann aber wirklich nicht mehr liefern, und will auch nicht mehr. Nein, ich war überrascht, wie viel von der Energie dieses Ortes tatsächlich ungenutzt blieb. Es schien, als sei in den Stein selbst eine Unmenge davon gespeichert worden, aber mir erschloss sich keine Möglichkeit, diese zu nutzen.
Ich hoffe, das half. Nun gehabt Euch wohl! Die Entschuldigung kannst du dir sparen, alter Mann. Du hast dir heute einen Feind gemacht, und ich werde sicher gehen, dass du dich noch einmal daran erinnerst und es dir bitter Leid tut, bevor dein wertloses, verbrauchtes Leben von selbst endet.“

Und weg ist er. Betretenes Schweigen herrscht.
Deckard hustet verhalten.

„Es tut mir Leid. Ich dachte, ich könnte ihn zum Bleiben bewegen mit diesem Argument, aber die Macht des Hasses ist stärker als ich geworden.“

Schwer zu sagen ob seiner Hautfarbe, aber Ormus wirkt...bleich.

„Es...es tut auch Ormus Leid...es hätte...nicht so weit kommen dürfen.“

Plötzlich trifft mich eine Faust an der Brust. Ein verhaltener Gong übertönt einen gleich darauf halblaut geäußerten Fluch, als winzige, unsichtbare Stacheln sich an mehreren Stellen durch die schlagende Hand bohren. Die dem Meister gehört.

„Unwichtig! Deine Schuld, aber daran können wir jetzt auch Nichts mehr ändern. Machen wir das Beste daraus. Kannst du diese Information brauchen, Ormus? Wenn nicht, dann sind wir gleich weg.“

Er ist nun das Zentrum der Aufmerksamkeit, aber seine Arme sind stur verschränkt und seine Lippen versiegelt. Ormus senkt den Kopf.

„Die Information...war genau, was ich brauchte. Ja, das bestätigt meine Theorie. Es ist eine halbe Ewigkeit her, dass der Altar tatsächlich benutzt wurde – aber nur durch Benutzung wurde er zu dem, was er ist. Ormus hat schon versucht, zu ihm zu beten, auch bereits Opfergaben dargebracht, heimlich des Nachts, seit er erkannte, worum es sich bei diesem Steingebilde handelt, aber all das hat seine Kraft nicht erweckt. Ich glaube aber fest daran, dass es möglich wäre, die Energie, die in dem Altar schlummert, zu erwecken, wenn wir ein weiteres Relikt der alten Religion hätten.“

Der Meister beugt sich vor.

„Was wäre das denn zum Beispiel?“

Ormus überlegt.

„Eine Trommel, mit der der Takt der Gesänge geschlagen wurde...andere Musikinstrumente natürlich auch...Schalen, in denen geweihte Kräuter verbrannt wurden...ein Opferdolch...“

„Das ist es!“

Wieder hat der Raum einen neuen Fokus...Jelani? Er zieht sich ein wenig zusammen, als die Blicke auf ihm landen. Aschara hebt eine Augenbraue.

„Du hast uns etwas zu sagen, Jelani?“

Beim Klang ihrer Stimme schlägt er sofort die Hacken zusammen und hebt den Kopf hoch.

„Ja, Madame. Ich erinnere mich gleichzeitig sehr gern und ungern an Kurast, da jedes schöne Bild nur neue Trauer herbeiruft, aber gerade ist mir etwas eingefallen. Als Kind nahm mich mein Vater...“

Er schluckt kurz.

„...oft in die Halle der Vergangenheit mit. Äh, dort waren Fundstücke vergangener Zeiten ausgestellt. Und eines von ihnen sah ich mir immer besonders gerne an, denn es war das älteste, und trotzdem von unglaublicher Schönheit: Ein herrlich gearbeiteter Dolch aus Stein, mit völlig gerader und durchaus scharfer Klinge, die nur etwa zehn Zentimeter lang war.“

Einen Moment lang überlegt er.

„Der Gidbinn. So hatten sie ihn genannt. Ein uralter Opferdolch. Das müsste genau das sein, was ihr benötigt – und dieses Ding hat bereits Jahrhunderte, womöglich Jahrtausende heil überstanden, eine kleine Dämoneninvasion dürfte da auch keinen Unterschied mehr gemacht haben.“

Ormus...strahlt.

„Das ist es! Genau so etwas benötigen wir! Wenn Ihr diesen Gidbinn finden könntet, wäre die Barriere wiederherzustellen und auf Dauer zu stärken, nur eine Frage von ein paar wenigen Versuchen.“

Relativ unbeeindruckt tippt sich der Meister mit einem Finger ins Gesicht.

„Schön und gut, aber wie soll ich einen etwa zwanzig Zentimeter langen Dolch im ganzen Dschungel finden? Womöglich sind wir schon längst vorbeigelaufen.“

Jelani schüttelt den Kopf.

„Die Halle der Vergangenheit war recht weit von den Docks entfernt. Bald nach ihr stadteinwärts begann der Basar, und bald nach dem schon Travincal. In diesem Dschungel könnt ihr auf die paar Tage nicht so weit gekommen sein.“

„Golem!“

Ich zucke zusammen, als der Meister mich ruft, ohne mich auch nur anzusehen.

„Ja, Meister?“

Hoppla, das ist mir so rausgerutscht. Ihn scheint es nicht zu stören.

„Wie viel Weg haben wir ungefähr zurückgelegt? Luftlinie!“

Oh, Himmel, die ganzen Kurven...wie soll ich das beurteilen?

Du sollst mich machen lassen. Ich habe ja nichts Besseres zu tun, wenn du gerade dabei bist, in Selbstmitleid zu ertrinken, also ist unsere interne Umgebungskarte mittlerweile nicht nur äußerst detailliert, sondern hat sogar einen gedanklichen Maßstab. Bitte, einfach ablesen.

Informationen fluten mein Hirn. Wahnsinn, wie viel Zeit hast du damit verbracht, das auszurechnen?

Weniger, als du vielleicht denkst. Ich habe festgestellt, dass egal, wie fokussiert er gebaut ist, ein Körper immer eine gewisse Ablenkung darstellt. Das ist der einzige Vorteil meines aktuellen Zustands: Ich habe die ultimative Konzentrationsmöglichkeit.

Na dann...Danke für die Mühe, würde ich sagen...

„Etwa...fünf Kilometer.“

„Was?“

Jetzt sieht er mich aber an. Völlig ungläubig.

„Wir...hatten ein paar Umwege, jetzt, wo ich darüber nachdenke.“

„Oh Himmel. Oh, heiliger Himmel.“

Jelani dagegen scheint die Nachricht nicht zu stören.

„Dann seid ihr ganz nah! Die Halle der Vergangenheit war noch etwas weiter von den Docks entfernt, aber nicht viel weiter.“

Des Meisters Blick alterniert zwischen mir und dem Söldner.

„Na dann...“

Er legt den Kopf schief und presst die Fingerspitzen wiederholt zusammen und lockert sie wieder.

„...trotzdem, wie finde ich einen kleinen Dolch in den völlig zerstörten Ruinen einer Halle?“

Ormus winkt ab.

„Ihr solltet in der Lage sein, ihn zu spüren, wie Hratli den Altar hier spürte; Ihr seid genauso in der Lage, Magie zu wirken, wie er und ich es sind.“

Mein weißhaariger Erschaffer breitet die Arme aus.

„Alles klar!“

Er steht auf.

„Dann suchen wir eben nach noch einem leicht tragbaren Gegenstand, wir haben ja noch nicht genug von denen zu finden. Vielleicht bewahren die Dämonen jetzt ja Khalims Leber oder so in den Schränken euerer Halle auf, das würde die Sache doch erleichtern. Danke für den Tee, und Abmarsch.“

Auch Natalya verabschiedet sich. Aschara bittet die beiden älteren Männer, noch eine Weile zu bleiben. Als wir nach draußen treten, warten die Skelette schon darauf, die Menschen vor dem Regen zu schützen.

„Hast du Alles dabei, mein Lieber?“

Ein endlich wirklich ehrliches und auf diesen Lippen einfach durch die Seltenheit wunderschön wirkendes Grinsen erscheint im Gesicht des Meisters.

„Ich muss noch ein paar Dinge mitnehmen, heute Morgen habe ich nicht gleich Alles angezogen. Kommst du noch kurz mit zu mir?“

Sie streicht ihm durchs Haar.

„Tut mir Leid, ich würde gern, aber ich muss dringend gewisse Menschen überzeugen, dass ich noch existiere. Ich wünsche dir alles Gute! Komm heil zurück, ich brauch dich noch! Tschüss...“

Ein langer Kuss, dann verschwindet sie. Hm, wer das wohl ist, den sie von „ihrer“ Existenz überzeugen muss...
Der Meister wendet sich mir zu. Meine Angst vor dem, was folgen wird, kehrt mit voller Wucht zurück.

„Ich habe nicht vergessen, dass wir uns noch lange unterhalten werden, aber jetzt ist keine Zeit dafür. Leg meine Sachen bereit, ich frage derweil Alkor, ob er meine Bestellung von Tränken schon zurecht gebraucht hat.“

Und weg ist er. Ich bin allein.

Nicht ganz. Hm, das erklärt, warum Alkor ständig am Köcheln ist.

Ja...ach, ich weiß nicht. Jetzt habe ich doch noch keine mündliche Abreibung bekommen, und mir wäre es fast lieber, wenn es gleich passiert wäre.
Darauf zu warten macht mich nur nervöser. Und ich will nicht wirklich mit ihm in einer solchen Stimmung zusammenarbeiten.

Tja, dein Problem. Aber ich versteh dich nicht. Was fokussierst du dich schon wieder auf diese triviale Sache? Konstant hast du gebangt, dass wir die Heimatfront verlieren, weil er Nichts tut, weil Ormus und Hratli nicht miteinander reden, jetzt haben wir die Lösung nur wenige Schritte entfernt, und du weinst, weil er deine nicht-ganz-Lügen aufgedeckt hat, und dann auch nur in dieser einen Sache?

Ich weiß auch nicht...eigentlich sollte ich mich freuen, stimmt.
Jetzt aber erst einmal beeilen, Alles herzurichten, und dann „Tees Bescheid sagen“, dass wir ein Stadtportal weiter sind, bevor er dabei sein kann...
Wie oft muss ich mir noch denken, dass heute ein grauenhafter Tag ist?
 
Zuletzt bearbeitet:
verdammt, immer wenn ich zu lesen aufhöre muss ich dran denken, dass du uns quälen willst... ich hätte am liebsten gleich ne fortsetzung :D
ich würde hetzt schon zu gerne erfahren wie der golem das nun erklärt oder ob er nun wirklich mit der wahrheit rauskommen muss^^

btw... der dolch heißt doch afaik gidbinn und nicht gibdinn...
 
falsche Taste.

Erinnert mich daran, auch mal wieder zu lesen.
 
ja gidbinn.

Aber da kann man mal sehen, dass man Teenager nicht mit der Rettung der Welt beauftragen sollte. Erst erlaubt er dem Golem Nachts seinen Geschäften nachzugehen (nämlich z.B. am Anfang mit der Söldnersache die der Golem wieder bereinigen und ihn anheuern wollte)... und dann ist der General doch selbst Schuld wenn er seinen Golem nicht fragt was der die ganze Nacht getrieben hat wo er doch weiß, dass der unterwegs war um irgendwas zu erledigen...
Sagen wir einfach der General sollte an seinen Führungsqualitäten noch arbeiten - dieser dumme, unfähige, gemeine... Necro :p
Das mit den Stacheln nach dem Gongschlag gönn ich ihm jedenfalls ;)

Ok, Spass beiseite: Ein schönes Kapitel mehr kann ich dazu eigentlich auch nicht sagen (außer das von desti, ich wünsch mit auch sofort ne Fortsetzung :angel: )
 
btw... der dolch heißt doch afaik gidbinn und nicht gibdinn...
Oops. Hab ich nie bemerkt, ich beschuldige D2s Schrift, dass ich ihn selten hole, kann man mir nicht vorwerfen.

Ansonsten vielen Dank ;). Ich weiß nicht genau, wie du das gemeint hast, Jyro; jedenfalls war es in der Tat meine Absicht, den Golem hier doch als den darzustellen, der den Großteil der Schuld in der Sache trägt. Klar hat ihm der Meister nicht gesagt, dass er ihm Alles haarklein erzählen soll, was er treibt, aber wenn der Golem sich Sorgen macht, dass der General etwas vergisst, dann ist es einfach seine Pflicht, den darauf aufmerksam zu machen, statt stillschweigend Unfähigkeit anzunehmen und wild herumzuimprovisieren.

Letztlich gibts noch mehr Facetten dazu, aber die findet ihr erst später raus :p.

Übrigens war das gar nicht als Quälerei gedacht - immerhin hab ich doch jetzt einen ganzen Subplot abgeschlossen, nämlich die Quest nach der Quest, seid doch froh :D.

Simon
 
Zurück
Oben