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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Damit wäre das Konzept von einer guten und einer bösen Persönlichkeit im Golem wohl gründlich abgeschafft... Sieht eher so aus als würde einer gerade durchdrehen und der andere ist schon fertig damit.

Irgendwie mag ich die lustigen Kapitel lieber als Schinderzerpflücken, aber das ist wohl Geschmackssache.


in meine bewussten Gedanken einzubringen - einzudringen ?
weinend auf dem Boden verbringend - verbringen ohne d
 
Irgendwo gabs doch aber auch schon mal die Erklärung (oder zumindest den Ansatz davon), dass der zweite nicht die "böse Persönlichkeit" ist, sondern dass die beiden sich einen Körper teilen weil die Beschwörnungsformel aus dem Buch kam und an der Formel ein Stück weit die Persönlichkeit des Golems allgemein hängt. Damit hat dann der junge General unbewußt mit der Formel auch einen Teil des Golems des ursprünglichen Necros (der das Buch ja geschrieben hat) mit beschworen - und das ist der zweite.
Erklärt doch durch dessen Erfahrungen aber auch warum er mehr wissen von der Welt hat, eine schlichte böse Persönlichkeit kann das ja eigentlich nicht besitzen.
 
Siiiimon....

Siiiiiiiimoooon...






SIMON!

:p


€: Tjaja *g*
 
Zuletzt bearbeitet:
Verdammt, ich freu mich schon auf ein Update und dann ist hier nur so ein Schreinom unterwegs :autsch:
 
Irgendwie mag ich die lustigen Kapitel lieber als Schinderzerpflücken, aber das ist wohl Geschmackssache.
Akt 3 ist einfach nicht besonders lustig :p. Ich weiß schon, dass ich ein Kapitalverbrechen begehe, indem ich die D2-Story für meine Zwecke ERNST nehme und generell ein wenig von dem lockereren Pfad abgewichen bin, aber na ja, muss auch sein. Lustigen Unfug kann ja JEDER schreiben :D.

Irgendwo gabs doch aber auch schon mal die Erklärung (oder zumindest den Ansatz davon), dass der zweite nicht die "böse Persönlichkeit" ist, sondern dass die beiden sich einen Körper teilen weil die Beschwörnungsformel aus dem Buch kam und an der Formel ein Stück weit die Persönlichkeit des Golems allgemein hängt. Damit hat dann der junge General unbewußt mit der Formel auch einen Teil des Golems des ursprünglichen Necros (der das Buch ja geschrieben hat) mit beschworen - und das ist der zweite.
Erklärt doch durch dessen Erfahrungen aber auch warum er mehr wissen von der Welt hat, eine schlichte böse Persönlichkeit kann das ja eigentlich nicht besitzen.

So ungefähr ;).

Der Zweite ist schon "böse" in dem Sinn, dass er nicht wirklich etwas von gängiger Moralvorstellung hält, keine Probleme damit hat, Leute zu töten etc. und daran durchaus auch SPASS hat, sozusagen Freude an seiner Arbeit zeigt. Gleichzeitig ist seine Loyalität zum Meister ohne Frage, er weiß wirklich eine Menge und was gerade Kämpfen angeht, ist er schlicht wirklich kompetent. Mal ganz abgesehen davon, dass es für sämtliches Verhalten des Zweiten tatsächlich eine Erklärung gibt, die ihr aber erst weit später erfahren werdet (:p), ist eine Persönlichkeit, die einfach nur BÖÖÖÖÖÖÖSE ist, auch kreuzlangweilig.

Was ich jetzt ganz vergessen hatte - weil nämlich recht beschäftigt - war, zu fragen, was ihr von meinen Metaphern haltet. Dass mehr als Einzelne von euch meine eher actionarmen Kapitel auch mögen, freut mich sehr (danke dafür), aber gerade in diesen bringe ich ja oft ein wenig...forcierte Bildsprache. Mich würde interessieren, ob das funktioniert. Der Ozeanvergleich der Gefühlslandschaft der Zweiten - solche Dinge.

Und noch was, ich weiß, ihr wartet, und ich hab hier auch schon was stehen - leider nur ein halbes Kapitel. Den ganzen Tag war ich unterwegs und die Woche davor hatte ich eh keine Zeit, jetzt bin ich hundemüde ;). Ich hoffe, ihr verzeiht mir, wenn ich im Interesse der Qualität er Morgen veröffentliche, sobald ich ausgeschlafen weiterschreiben kann :>. Gute Nacht oder so.

Simon
 
Kurz und knapp: Ich mag deine Metaphern, da diese manchmal einfach besser erklären als "normale Worte" es je könnten.

Und beeil dich :motz:
 
Also die Metaphern und Vergleiche gefallen mir eigentlich auch gut wobei man ja einfach sagen muss die guten nimmt man so hin und auffallen tut es einem eigentlich erst dann wenn es nicht passt - und da ist mir keiner negativ aufgefallen.
Manchmal sind sie eben von der "mittelalterlichen" D2 Welt geprägt und das muss einem beim lesen schlicht klar sein. Klassisches Beispiel ist wohl die Geheime Zuflucht wo man mit den Sternen im Hintergrund ne Menge Vergleiche rund ums Weltall anstellen kann, aber so viel Wissen über Astronomie kann der Golem ja ganz einfach nicht haben.

Ich stells mir daher auch manchmal relativ schwer vor da was passendes zu finden umso besser ist dann das was du letztlich schreibst. :top:
 
Simon... ich weiß, du bist auch nur ein Mensch, aber dennoch finde ich es gemein, sich nicht an nen üblichen Termin zu halten ohne dies vorher angekündigt zu haben ;)
 
@TwinYawgmoth: DANKE für die Verschiebung!
Nein, ehrlich - ich war den ganzen Tag außer Haus und hatte schon befürchtet, etwas verpasst zu haben :).
Lieber gut und vollständig als, naja..

Aber
[...]Lustigen Unfug kann ja JEDER schreiben :D.[...]
Stimmt einfach nicht! Unfug - ja, aber das entscheidende Quäntchen, damit es wirklich lustig ist, kann sauschwer sein.
 
War auch nur ein Seitenhieb auf die ganzen Stories, die hier auftauchen, und vor Allem lustig sein wollen, gelegentlich durchaus sind, aber halte selten ernst ;). Klar gibts Gegenbeispiele, und genauso klar ist es tatsächlich nicht leicht, eine wirklich GUTE lustige Story zu machen - vielleicht versuch ichs gerade darum auch nicht :D.

DU dagegen kannst das, Tom ;). Hut ab.

Danke euch dann für die Unterstützung meines Stils :>.

So, nun, ich verfluche mein RL, weils tatsächlich schon Montag ist, aber früher gings nicht, sorry nochmal. Dafür dürfte das ganz interessant sein. Und fast überhaupt nicht emo!

Simon
 
Kapitel 36 – Vertrauensfrage

Das blaue Glühen des Stadtportals mischt sich malerisch mit dem rötlich-orangen Sonnenuntergang, der das Meer in wunderschönen Farben strahlen lässt. Zwei Eisenwölfe stehen schon zum Empfang bereit, in Kampfposition, aber entspannen sich, als sie den Meister sehen, der sich noch mit einem Grinsen ins Nichts von Tees „verabschiedet“, die sich in ein paar Büsche zurückgezogen hat; bald wird es wohl wieder kurz sehr dunkel werden, und Natalya darf ein paar Leuten erklären, wo sie den ganzen Tag über war, ein kleines Problem für sie, nehme ich an.
Der Meister nickt lächelnd den Wächtern zu, ich nicke ebenfalls, zu mehr nicht fähig, die Skelette wandern im Gleichschritt und Formation unbeeindruckt weiter. Wir ziehen ein paar neugierige Augen an – im Grunde alle, die noch offen sind in der Nähe – aber so richtig ungewohnt ist der Anblick nicht mehr. Deckard Cain und Ormus sind wieder dabei, sich zu unterhalten; offenbar haben sie sich eine Menge zu erzählen. Beide sehen besorgt aus, aber der Meister grüßt sie fröhlich, was ihnen immerhin kurz eine ähnliche Reaktion aufzwingt.

„Fortschritte, mein Freund?“

„Schritte eine Menge, Deckard, sonst Nichts, aber wir kommen der Sache näher, da bin ich mir sicher.“

Stimmt ja auch. Nur wie effizient eben, das ist die Frage. Damit sind wir auch schon unterwegs zu unserer Hütte, wo der Meister sich erst einmal auf das Bett wirft, kurz die Augen zusammenkneift – und dann wieder aufsteht.

„Hast du die Nacht etwas zu tun, Golem?“

Die Nacht...hm...

Du kannst hier schon zustimmen, egal, ob du nur am Abend etwas vorhast! Verdammt, jetzt stell dich nicht so an, nachdem du eh schon einmal gelogen hast.

„...ja.“

„Schön, ich nämlich auch! Dann sehen wir uns Morgen früh sicher, viel Spaß bei was auch immer du tust, ich habe schon ein Treffen geplant...“

Er singt ja fast.

Nachvollziehbar.

Natalya?

Natürlich.

Na ja, er hat uns gerade ja fast herausgeworfen – dann gehen wir eben. Ich habe ja eh...noch etwas vor...

Du zögerst?

Ich sitze auf der Truhe und starre in den Sonnenuntergang.
Eigentlich wäre das jetzt eine gute Gelegenheit, um mit Aschara zu reden. Aber ich fühle mich gerade wirklich nicht in der Lage dazu.

Was soll das denn heißen?

Was denkst du denn? Du hast ja wohl mitbekommen, was heute Alles passiert ist. Aschara ist gefährlich. Ich sollte meine Sinne beisammen haben, wenn ich mit ihr rede, und genau aufpassen, was ich wann sage – denkst du, heute ist ein guter Tag für mich, um rational und konzentriert zu denken? Ich merke doch selbst, dass ich am Rande des Wahnsinns stehe!

Nun, wenn es nur das Wissen ist, das dich abhält, dann sollte deine Aversion sich doch leicht überwinden lassen. Ich bin ohnehin davon überzeugt, dass du völlig irre bist, seit ich dich kenne.

Hör auf! Ich habe wirklich keine Lust auf deine ständigen Sticheleien im Moment.

Und ich habe keine Lust auf dein Rumgeflenne. Du bist nicht der Einzige, dem es schlecht geht hier, oder? Reiß dich zusammen und rede mit Aschara. Dabei geht es mir überhaupt nicht um Devak, der kann meinetwegen angeln und Deck Schrubben, bis er Blasen an den Blasen an den fingern bekommt. Aber du hast dir vorgenommen, ihm zu helfen, du hast dich unglaublich schuldig gefühlt, weil du ihn warten lassen musstest – und jetzt willst du nicht, wo die Gelegenheit da ist? Der Meister ist den Rest der Nacht abgelenkt – wenn Natalya rechtzeitig zurück ist, aber wir kennen sie, das kann sie – es ist noch früh genug, wer weiß, wann du wieder dazu kommst.

Verstehst du denn nicht? Es geht heute nicht! Ich würde mich lächerlich machen! Natürlich tut es mir Leid um Devak, aber er muss einfach warten, sonst mache ich Alles nur noch schlimmer.

Soll ich dir einmal zeigen, wie du mich gerade aufregst? Deine Unsicherheit ist unerträglich! Für eine Weile schienst du echt zu was zu werden, du hast dich ohne zu zögern deinen Pflichten gestellt, meinen Ratschlägen zugehört, meinetwegen ohne ihnen blind zu folgen, und das Alles, ohne dabei alle fünf Minuten zusammenzubrechen, weil du gelegentlich Dinge tun musstest, die dir nicht so gefallen! Und was jetzt? Ich sitze in Kopf dieses minderwertigen Körpers neben einem Wrack, der das Geschenk seines „Lebens“, von dem er bisher so überzeugt war, schlichtweg verschwendet.

...weißt du eigentlich, wie sehr du mich verwirrst?

Brauchst du mich zur Verwirrung?

Das ist es nicht. Ich habe einfach, nach der ganzen Zeit, die wir uns kennen, keine Ahnung, was ich von dir halten soll. So oft du betonst, mich zu hassen oder zu verachten und ich wirklich spüre, dass du es in diesem Moment meinst, so oft scheint es mir nur aufgesetzt, als müsstest du dich selbst überzeugen, dass ich dir nicht doch langsam sympathisch werde.

Dieses Scheinen scheint Teil deiner Verwirrung.

Genau das meine ich. Wie du bewusst betonst, dass ich mich irren muss, den Gedanken mit beiden Händen von dir stößt. Und das verstehe ich nicht. Ich mag dich auch nicht...

Betonst du ja auch oft genug.

...aber das ist bei mir nichts Endgültiges, wie du deine Meinung mir gegenüber immer darstellst. Ich tu mir da einfach so schwer, weil ich so unerfahren bin. Aber je länger ich lebe, je mehr Personen und Persönlichkeiten ich kennen lerne, desto mehr merke ich, wie sehr erste Eindrücke täuschen können und wie oft man sie allein deswegen revidieren muss, weil Leute sich einfach ändern. Und du änderst dich auch, obwohl du das nicht wahrhaben willst. Leugne es, so sehr du willst, aber ich bin überzeugt davon, dass dein unbedingter Zynismus nur gespielt ist.

Traust du mir zu, ein derart guter Schauspieler zu sein?

„Trauen“ ist das richtige Wort. Schon vergessen? Du verwirrst mich. Und das stört mich so. Ich denke, ich kann gerade jetzt keinen Feind in mir brauchen, mit dem man tatsächlich reden kann – ich würde einfach gerne mit dir Frieden schließen, aber dafür müsste ich dir vertrauen können. Und das kann ich einfach nicht.

Beruht doch auf Gegenseitigkeit. Wenn ich mich recht entsinne, hast unseren letzten Pakt du gebrochen.

Das hat doch damit Nichts zu tun! Es geht hier nicht um Bedingungen. Ich will einfach nur wissen können, wie bedingungslos ich Ideen, Ratschlägen, Anweisungen von dir folgen sollte!

Und von meiner Vertrauenswürdigkeit soll ich dich genau wie überzeugen?

Keine Ahnung!

Hm, wie beurteilst du diesen Rat: Wir gehen jetzt zu Aschara und klären die Sache mit Devak?

Wirst du nie aufhören heute damit? Ich sagte doch bereits, dass der Zeitpunkt nicht schlechter sein könnte. Ich fühle mich auf keinen Fall in der Lage, dieses Gespräche zu fühlen.

Du hast Angst vor ihr, das ist es. Aber wer redet eigentlich von dir? Du, stimmt. Ich dachte, es ginge hier nicht nur um dich? Wir sind hier auf Gedeih und Verderb zusammen in der Sache. Also werde ich dich durch das Gespräch mit Aschara führen. Vertraust du mir genug, um jetzt aufzustehen und bei den Eisenwölfen anzuklopfen?

Du...mir helfen?

Ja, das würde ich tun. Also, vertraust du mir?

Warum?

Vertraust du mir?

...ich stehe auf und gehe zu der Kasernenhütte. Was solls...wenn der Zweite mich fallen lässt, weiß ich wenigstens, woran ich bin.

Hör auf, dir ständig Sorgen zu machen!

Die zwei Eisenwölfe vor der Tür des längeren Holzgebäudes heben ihre Schwerter, als sie mich sehen. Ich kenne keinen von ihnen.

„Was willst du denn hier?“

Ich zögere kurz. Scheinbar hat zumindest der Fragende, im Gegensatz zu Vanji, ein Problem damit, dass ich den Einkommensverlust seines Kollegen verursacht habe – das bedeutet, ich muss nicht nur Aschara gegenüber sehr vorsichtig sein mit dem, was ich sage, sondern hier und jetzt damit beginnen.

„Grüße zunächst. Es tut mir außerordentlich Leid, zu dieser doch recht späten Stunde stören zu müssen, aber gewisse Dinge verlangen einfach, dass ich mit Aschara reden darf. Sofern sie noch wach ist, heißt das.“

Derjenige, der zuerst gesprochen hat, spuckt in das Wasser unter der Brücke, über die ich gekommen bin.

„Ein reichlich schwacher Grund dafür, dass wir dich hier reinlassen sollten. Was ist denn genau so wichtig?“

Mist...das kann ich ihm doch nicht sagen...

Warum nicht?

Eigentlich eine gute Frage...aber Moment, gerade habe ich so getan, als ob die Sache von höchster Wichtigkeit wäre, was für Devak zwar zutrifft, aber wenn ich ihnen das jetzt sage, glauben sie, ich lüge sie an.

Was der Beweis dafür wäre, dass man sich auch in Aussagen verfangen kann, die zwar wahr sind, aber genauso gut Lügen sein könnten. Also?

...also habe ich, mal wieder, keine Wahl...

„Glaubt mir, ich würde mich gerne von euch fernhalten, wenn ich könnte. Aber ich habe direkten Befehl von meinem Meister, gegen den kann ich nicht handeln. Ich muss Aschara etwas mitteilen – und das darf sonst Niemand hören. Bitte.“

Und wieder eine Lüge...

Und wieder sehe ich das Problem dabei nicht. Sie lassen dich durch, und Aschara kannst du guten Gewissens sagen, dass du in Wirklichkeit auf eigene Faust herkommst. Dass du in der Hinsicht ehrlich bist, wird sie honorieren, denke ich.

Kurz überlegt der Sprecher; dann tippt ihm sein Kollege auf die Schulter.

„Ich weiß nicht, warum du dich gerade so anstellst. Wir sollten diesem Totenbeschwörer helfen, wo wir können, egal, was der Golem getan hat. Geht hier ja nicht um Devak alleine, oder? Ich mag dich auch nicht...“

Er funkelt mich an.

„...aber das hat damit ja Nichts zu tun. Sollte es zumindest nicht. Oder?“

Der Zweite schneidet eine Grimasse...dann nickt er knapp. Sein vernünftiger Partner nickt zurück.

„Dann sage ich Bescheid. Wenn ich hier schon dafür sorge, dass einer von uns mit Aschara reden muss, mache ich es auch selbst.“

Glück gehabt.

Nein, nur einen guten Grund erfunden.

Hm. Bereitet mir aber immer noch Bauchschmerzen.
Der allein gelassene Eisenwolf hat keine Lust, mit mir zu reden; kann ich ihm nicht verdenken. Wir warten in Stille, bis der Andere zurückkommt; er winkt mich nach drinnen, ebenfalls kein Wort verlierend.
Diesmal sitzt Aschara auf ihrem großen Thron, ansonsten wie ich sie das letzte Mal gesehen habe: sehr entspannt, lächelnd und mit einer Schlange um den Hals, die mehr Haut bedeckt als ihre Kleidung. Während ich näher komme, bemerke ich die feindseligen Blicke mancher Eisenwölfe, die sich gerade bettfertig machen; in diesem einzelnen, recht kleinen Raum gibt es keinen Platz für Privatsphäre. Gemurmel begleitet mich. Vor der Anführerin angekommen verbeuge ich mich kurz und förmlich. Sie lacht.

„Warum so steif, Golem? Nach deinem letzten Besuch hatten wir uns doch so gut verstanden. Ich würde dir einen Stuhl anbieten, wenn wir welche hätten, aber das macht ja Nichts, du stehst sicher auch gerne und so muss ich zu dir aufblicken. Wie geht es denn so?“

In Ordnung, sie versucht, dich durch ihre Freundlichkeit zu verwirren. Entweder, du fällst direkt darauf herein und wunderst dich, warum sie es ist, oder du durchschaust den aufgesetzten Charakter ihres Verhaltens – und machst Fehler, weil du dich fragst, was sie eigentlich vorhat, ohne darauf zu achten, was sie tatsächlich tut. Am besten konterst du mit der gleichen Taktik, würde ich sagen. Sei nett, zuvorkommend, und leg diese schüchterne Vorsicht ab, die ich gerade bei dir spüre.

Na schön...was soll ich sagen?

Ich bin nicht dein Einsager. Denk dir was aus, das kannst du doch wohl?

Seufz...ja.

„Den Umständen entsprechend, Aschara. Der Dschungel macht es uns nicht leicht. Aber wir haben ja zum Glück Verbündete, die uns mit Rat, Tat und Ausrüstung zur Seite stehen. Seht nur, was aus Euerem fast geschenktem Schwert geworden ist.“

Langsam lasse ich die Klinge ausfahren, damit Niemand nervös wird. Ihre Augen blitzen, und sie steht auf, die Schlange sich grazil um ihren Arm winden lassend. Fast zärtlich berühren ihre Finger die Klinge.

„Du hast etwas sehr Schönes aus dieser grifflosen Klinge gemacht, Golem. Wirklich gut improvisiert.“

Lass das nicht so stehen, sonst bestätigst du ihr, dass du den Griff nicht absichtlich zerbrochen hat – und sie kann erneut versuchen, deine Knöpfe zu drücken, indem sie den Meister beleidigt.

„Tatsächlich war das von vorneherein meine Absicht gewesen.“

Ihre Lippen verziehen sich zu einem spöttischen Schmollen.

„Ach, und du warst dir sicher, dass du das Schwert bezahlen konntest?“

„Wir hätten die Mittel, auch wenn wir uns nicht auf eine andere Art der Vergütung geeinigt hätten.“

Gut, gut! Strahle grenzenloses Selbstvertrauen aus.

Sie lächelt mysteriös, dann lässt sie von mir ab und sich auf ihrem Stuhl nieder.

„Sicher seid ihr auch überaus erfolgreich im Dschungelkampf dank euerer...Hilfen. Es hat mich gefreut, zu hören, dass es deinem Meister wieder besser geht. Eine wundersame Genesung. Wie es scheint, ist der Himmel doch noch auf Kurasts Seite.“

In Ordnung, die nächste Falle. Zwei Möglichkeiten: Entweder weiß sie, wie der Meister geheilt wurde, und will deine Ehrlichkeit ihr gegenüber testen, oder sie weiß es nicht und fischt nach Informationen.

Wir könnten die Sache einfach bei „dem Himmel sei Dank“ belassen und auf den Punkt kommen – die Gelegenheit ist gerade günstig.

Ich wäre dafür, ihr vage Details zu geben. Das macht sie neugierig, aber weniger, als wenn du gar Nichts sagst, und du verschweigst ihr Nichts, wenn sie tatsächlich Bescheid weiß; und du weißt, wie empfindlich sie auf Leute reagiert, die ihr etwas verschweigen.

Ups.

„Ja, dem Himmel sei Dank, dass wir rechtzeitig ein Heilmittel fanden. Wo wir schon bei meinem Meister sind: Wie ich den Wachen schon sagte, er hat mich geschickt, um etwas mit Euch zu besprechen. Können wir das unter vier Augen erledigen?“

Sie lehnt sich zurück und verschränkt die Arme hinter dem Kopf.

„Ach, ich vertraue meiner Truppe. Alles, was du mir sagst, kannst du auch ihnen erzählen.“

Oh, verdammt.

Was machen wir jetzt?

Nun, der ursprüngliche Plan ging gerade in Flammen auf. Wir können ihr nicht sagen, dass wir die Wachen angelogen haben, sonst läuft der Rest hier drin Amok. Also müssen wir uns etwas einfallen lassen, warum der Meister uns tatsächlich geschickt hat.

Und darum lüge ich ungern! Gah! Zum Glück...fällt mir auch da etwas ein.

„Nun gut. Folgendes: Wir wissen, dass Euere Truppe in voller Stärke gebraucht wird, um Kurast zu verteidigen. Dennoch würde es uns überaus helfen, wenn Ihr wenigstens einen Eisenwolf entbehren könntet, der uns begleitet. Einerseits wegen der erhöhten Kampfkraft gegen die immer stärker werdenden Monster, je mehr wir uns Travincal nähern, andererseits wegen der Kenntnisse der unzerstörten Stadt von einheimischen Mitgliedern, denn wir sind mehr oder weniger blind durch den Dschungel unterwegs.“

...und das stimmt sogar Alles.

Hm. Da muss ich doch tatsächlich ein Lob aussprechen.

...
Ja. Genau. Musst du. Ascharas Grinsen ändert sich kaum, aber was wird daraus...?

„Tja, Golem, ich kann nicht behaupten, dass mich diese Bitte überrascht. Um genau zu sein, habe ich sie sogar erwartet. Deswegen konnte ich mich bereits dem Bedauern stellen, das meine Antwort hervorrufen wird: Es ist ein ‚Nein’. Tut mir Leid. Wir haben ohnehin schon genug Probleme, die nötigen Posten zu füllen.“

Und auch das war zu erwarten.

„Mir geht es ähnlich wie Euch, Aschara: Auch ich habe diese Antwort bereits erwartet.“

Sie hebt eine Augenbraue.

„Was mir ebenfalls Bedauern erspart. Mich wunderte nämlich, als ich über Euch und Euere Personalnot nachdachte, eine Sache: Wenn Ihr viel zu wenig Männer habt – warum werft Ihr dann einen von ihnen aufgrund trivialer Umstände aus der Truppe?“

Ein Raunen geht durch die garantiert nicht an Schlaf denkende Menge hinter mir.

Das war vielleicht ein bisschen zu direkt.

Sie hat mir aber auch eine Steilvorlage geliefert. Und jetzt will ich ernsthaft wissen, wie sie das erklärt.
Die Augenbraue fährt wieder nach oben – aber gleichzeitig schwindet ihr Lächeln.

„’Triviale’ Umstände, Golem? Ich glaube, du bist schlicht nicht besonders gut informiert, sonst müsste ich das glatt als Beleidigung auffassen. Der Eid der Eisenwölfe mir gegenüber besteht aus genau einer Aussage, im Gegensatz zu dem, den sie Kurast schwören müssen: Absolute Ehrlichkeit. Und Jemand, der sich daran nicht hält, begeht das schlimmste Verbrechen, das ein Eisenwolf begehen kann – mir gegenüber, nicht Kurast gegenüber, wohlgemerkt. Egal, wie sehr wir ihn brauchen würden, ich habe gar keine Wahl, außer ihn hinaus zu werfen.“

Aber...Devak hat sie nicht angelogen. Er hat nur eine Sache verschwiegen, die er für unwichtig hielt.

Moment, das weißt du nicht. Vielleicht hat sie ihn direkt gefragt, und er hat zum Beispiel gesagt, er würde dich nicht kennen – was insofern stimmt, als dass er dich nicht gut kennt, aber wissen, wer du bist, das tut er schon länger.

Mist. Du meinst, sie wäre in dem Fall tatsächlich im Recht?

Es ist bescheuert, wegen so etwas stur und prinzipientreu bis zum Letzten zu sein. Aber wenn sie so viel auf diesen Eid hält, dann hat sie in der Tat richtig gehandelt – von ihrer Perspektive aus. Und Devak wird keine Gelegenheit erhalten haben, sich zu erklären.

Das glaube ich auch nicht, bei dieser Frau. Aber was soll ich jetzt sagen? Ich muss einfach darauf bauen, dass Devak nur durch Verschweigen gelogen hat.

Nein! Das ist ein zu großes Risiko! Und mir ist gerade ein besserer Weg eingefallen...

Doch noch während der letzte Satz des Zweiten in meinen Gedanken klingt, habe ich schon zu reden begonnen. Wir denken schnell zueinander, aber Zeit benötigt das doch; und noch länger hätte ich nicht schweigen können.

„Nun, Aschara, so wie ich das sehe, gibt es zwei Arten von Lügen. Einerseits die, die direkt die Unwahrheit behaupten und aus reinem Eigennutz bewusst falsche Aussagen sind; und andererseits die, welche schlicht gewissen Wahrheiten nicht sagen. Das kann aus Eigennutz geschehen – so, wie die anderen Lügen durchaus auch zum Schutze Anderer ausgesprochen werden können – aber meistens sind diese nicht einmal absichtlich.
...
Aber eigentlich ist das ja egal.“

Moment Mal. Das...wollte ich nicht sagen?

„Viel wichtiger ist doch Folgendes: Ich glaube, zu wissen, warum Ihr auch in einer Situation wie dieser so strikt sein müsst mit Eueren Regeln, und vielleicht sogar an Devak nur ein Exempel statuiert habt.“

Jetzt geht erst richtig ein Murmeln durch den Raum. Aber das interessiert mich gerade nicht. Meine Stimme gehorcht mir nicht mehr! Zweiter, bist du das etwa?

„Das...interessiert mich jetzt, Golem. Das interessiert mich sehr, was deine Erklärung für diese...gewagte Aussage ist.“

Schüttle deinen Finger verneinend. Das ist wichtig.

Hast du gerade meine Stimme benutzt?

Ja. Keine Zeit für Erklärungen, die bekommst du danach, versprochen. Jetzt spiel mit.

Gib. Mir. Meine. Stimme. Zurück.

Hör zu. Ich habe jetzt einfach keine Zeit, mich mit dir zu streiten. Nicht bei dem, was auf dem Spiel steht. Vertraust du mir?

Ich...

Du wolltest mir vertrauen, dass ich dich durch dieses Gespräch führe. Das tue ich jetzt, und zwar direkt, weil du fast versagt hättest. Also vertrau mir auch jetzt!

...jetzt bin ich auf eine Erklärung sehr gespannt.
Aber ich schüttele den Finger.

„Nicht einfach so, Aschara. Diese Information ist von einer gewissen Mächtigkeit, sonst wäre ich nicht in der Lage, eine so ‚gewagte Aussage’ zu treffen, nicht wahr? Ich will eine Gegenleistung versichert, bevor ich sie preisgebe – immerhin durch die Umstände nicht nur Euch, sondern auch den ganzen Anderen hier. Was ich sehr ungern tue. Hm?“

Ihre Schlange scheint bereit, zuzubeißen. Und sie wirkt ähnlich misstrauisch und gespannt.

„Und...wie hättest du dir das vorgestellt?“

Verschränk die Arme.

In Ordnung. Meine Stimme redet schnell weiter, nachdem ich es getan habe.

„Devak hat einen Fehler gemacht, und Pech hatte er auch. Aber als Gegenleistung für meine Information möchte ich dennoch, dass er wieder ein vollwertiger Eisenwolf wird, und weiter diese Aufgabe erfüllen kann, die ihm so am Herzen liegt.“

Noch mehr Raunen.

„Das ist deine Forderung? Ein äußerst hoher Preis nur für eine Information, denkst du nicht?“

„Zusätzlich dazu brauchen wir ebenfalls einen Führer. Wir hätten ja Devak selbst genommen, aber er will hier bleiben und bereit sein, im Ernstfall Kurast zu verteidigen. Was Ihr sicher wisst.“

Aschara schüttelt den Kopf.

„Zwei Forderungen nur für eine Information? Das ist zu viel. Darüber brauchen wir gar nicht nachzudenken.“

Linken Finger heben.

„Ich weiß, dass ich viel verlange, aber passt auf: Ich garantiere, dass Ihr in der Lage sein werdet, beide Forderungen ohne Probleme erfüllen zu können, sobald ich meine Information gegeben habe. Wenn dem nicht so ist, dann bleibe ich eben auf ihnen sitzen. Ich werde die Information jetzt preisgeben; bitte beurteilt selbst, ob meine Einschätzung ihrer Wichtigkeit für Euch korrekt ist oder nicht. Das Risiko, dass ich mich dabei irre, trage ich. Nur zuhören müsst Ihr.“

Sie streicht sich über das Kinn. Das ist dein Plan? Alles auf eine Karte zu setzen? Was für eine Information überhaupt?

Verstehst du langsam, warum ich das Reden hier selbst übernehmen musste? Dein Pfad hätte uns nicht weiter gebracht, im Besten Fall, und uns einen Rauswurf eingebrockt im schlimmsten!

„In Ordnung, Golem. Ich denke darüber nach. Dann schieß los, aber mach es interessant.“

„Keine Sorge. Die Information ist Folgende: Die magische Barriere, die die Docks vor dem Einfluss des Bösen schützt, steht kurz vor dem Zusammenbruch. Das lässt sich über mehrere Quellen, namentlich Hratli und Ormus, bestätigen.“

Und das Raunen wird zu Gemurmel. Lautem Gemurmel.

„Ruhe! Ich war noch nicht fertig mit Reden, und das steht mir zu. Je schwächer der Schild wird, desto stärker können die Wellen des Bösen, die der Dschungel aussendet, die Menschen darunter beeinflussen. Mephistos Hass steigert schon vorhandene Antipathien in den Köpfen hier auf immer gefährlichere Niveaus, und selbst, wenn die Barriere noch Wochen hält, haben wir keine Chance, diese Zeit zu nutzen, wenn wir anfangen, uns gegenseitig abzuschlachten, je mehr der Wahnsinn um sich greift. Und weil ich das weiß, zusammen mit den Aussagen, die Ihr gerade getroffen habt, Aschara, glaube ich zu wissen, was hier abgelaufen ist. Die Eisenwölfe sind unzufrieden. Nicht zwingend mit Euch, durchaus auch miteinander, aber fast Jeder, mit dem ich schon geredet habe, hat irgendein Problem mit einem anderen Mitglied der Truppe. Die Atmosphäre ist so giftig, dass ein kleiner Funke ausreichen könnte, um sie zu entzünden.
Darum regiert Ihr mit immer härterer Hand, Aschara, weil Ihr das auch bemerkt. Die Ressentiments wachsen, die Verzweiflung greift um sich, also glaubt Ihr, das unter Kontrolle bringen zu müssen. Darum musste Devak seinen Kopf hinhalten: Ihr habt ein Exempel statuiert, um dem Rest zu zeigen, dass sie überhaupt keinen Spielraum haben, um irgendeinen Unfug zu treiben. Dass er dann nicht mehr zur Verfügung steht, falls der Ernstfall eintritt, ist egal; Ihr wisst sicher, dass er, Eisenwolf oder nicht, die Docks mit seinem Leben verteidigen würde.
Diesen Weg halte ich für falsch. Je mehr der aufsteigende Hass unterdrückt wird, desto tödlicher wird er explodieren, wenn Euer Deckel dafür nicht mehr stark genug ist. Und das wird geschehen. Das ist aber tatsächlich unwichtig.
Es gibt eine Lösung für das Problem. Die Barriere kann repariert werden. Wie genau, muss ich zugeben, wissen wir nicht – aber wir kennen die Leute, die es tun, und mit denen werden wir so bald als möglich reden. Und ich halte Euch auf dem Laufenden, das verspreche ich.
Nun, zurück zu meinen Forderungen. Devak zurück in die Truppe bringen? Kein Problem, sobald der Hass wieder auf die Ebene reiner Antipathie zurücksinkt. Einen von euch entbehren? Ein noch geringeres Problem, sobald die Barriere wieder steht. Wie Ihr seht, hängt Alles, und damit meine ich Alles, davon ab, dass wir es schaffen, sie zu reparieren. Dafür brauchen wir Unterstützung, mein Meister und ich – von Jedem in den Docks. Von Euch benötigen wir, wie gesagt, einen Ortskundigen – nicht mehr, nicht weniger. Aber so bald als möglich.“

Jetzt herrscht erst einmal Stille. Aschara streichelt ihre Schlange, was sie begonnen hat, noch während der Zweite seine längere Rede gehalten hat. Langsam kommt Geflüster auf. Da packt ihre Hand zu, die Schlange zischt – und schlagartig ist es ruhig.

„Das war interessant, Golem. Wenngleich du sicher gelegentlich falsche Schlüsse ziehst, die allgemeine Aussage war klar und deutlich, und gibt mir durchaus zu denken.“

Sie beginnt, auf- und abzugehen. Willst du darauf Nichts sagen?

Darauf wartet sie. Kann sie meinetwegen auch länger.

Nach kurzer Zeit hebt sie ihren Finger.

„Mehr aber nicht, Golem! Ich werde mich informieren, ob deine Aussagen stimmen. Durch mehr Quellen als die, die du genannt hast.“

Sie dreht mir den Rücken zu.

„Bevor ich mir sicher sein kann, kann ich euch auch keine Unterstützung liefern. Meine Pflicht Kurast gegenüber verbietet es mir, den Worten einer einzelnen...Halbperson...so sehr zu folgen, dass das Schicksal Aller hier sich daran entscheiden könnte.“

Oh, verdammt.

Das ist ein Teilsieg. Unsere Informationen sind hieb- und stichfest.

Und wenn Hratli, Ormus und die möglichen anderen Quellen ihr das Falsche sagen?

Dann haben wir ein Problem, nicht wahr?

Nein, das werden sie einfach nicht tun. So hoch kann der Wahnsinn nicht gestiegen sein.

„Ich verstehe, Aschara. Ich werde mit meinem Meister über unser Gespräch reden. Vielleicht können wir uns ja bald auf mehr einigen als das, und ich hoffe, dass sich bald bestätigt, dass Ihr uns vertrauen könnt.“

„Das hoffe ich auch, Golem. Eine Zusage kann ich hingegen gleich tätigen, da ich deine Ehrlichkeit heute wirklich zu schätzen weiß: Wenn die Barriere wirklich am Zerbrechen ist, und ihr es schafft, sie wiederherzustellen, dann werde ich ohne zu zögern einen von uns euch zur Verfügung stellen. Und das kostenlos.“

Oha!

Na schau an, mehr als ein Teilsieg. Die Sache ist damit wohl erledigt für heute – du kannst die Stimme zurück haben.

Danke...oder so.

„Habt Dank für Euere Großzügigkeit, Aschara. Wir hören voneinander.“

Funktioniert. Sie winkt mich etwas fahrig nach draußen; wir scheinen sie doch ein wenig aus der Fassung gebracht zu haben...die beiden Eisenwölfe, die eigentlich die Tür bewachen sollten, stehen innen, wie ich sehe, und sehen mir etwas verwundert nach. Von hinten hallt Ascharas Stimme durch den Raum.

„War nicht eigentlich schon Zapfenstreich? Ich sehe ein paar zu Viele von euch noch wach dafür!“

Hastig folgen die Wächter mir nach draußen, bevor sie drinnen gesehen werden, aber das registriere ich nur am Rande. Ich warte noch auf eine Erklärung! Warum konntest du die Stimme kontrollieren?

Deine Stimme wird von deinem gesamten Körper erzeugt, wie ich schon einmal gesagt habe. Um sie zu übernehmen, muss ich also nicht die Kontrolle über eine bestimmte Körperpartie übernehmen, es reicht, von überall einen gewissen Anteil zu kontrollieren – und ich weiß genau, welcher Anteil das ist, du dagegen hast keine Ahnung, wie deine Stimme überhaupt funktioniert.

Na ja, grob vielleicht...das macht mir jetzt aber schon Sorgen.

Ich weise darauf hin, dass ich kein Schindluder damit getrieben habe.

Ganz und gar nicht. Hm. Es scheint, als müsste ich dir tatsächlich vertrauen – ohne dich hätte ich dieses Gespräch nie geschafft...Danke.

Keine Ursache. Wirklich...keine Ursache...
 
Hey,

da hat sich das Warten ja echt gelohnt. Gefällt mir ausgesprochen gut dein Update. Finde es sehr schön, dass die beiden mal zusammen an einem Strang ziehen und sich sogar bedanken :)

lg, Gandalf
 
Jop, das lag mir auch auf der Zunge, hat das warten gelohnt.
Die Uhrzeit hat dann wohl zu ein paar Kleinigkeiten geführt:

"die Skelette wandern im Gleichschritt und Formation unbeeindruckt weiter. Wir ziehen ein paar neugierige Augen an"
-> in Gleichschritt und...

Klingt ein bißchen komisch - wie wäre?
-> neugierige Augen -> neugierige Blicke - im Grunde alle in sichtweite

"Ich sitze in Kopf dieses minderwertigen Körpers neben einem Wrack, der das Geschenk"
-> im Kopf
-> DAS Wrack -> das das Geschenk

"Ich tu mir da einfach so schwer"
-> tu mich

"dass du den Griff nicht absichtlich zerbrochen hat"
-> zerbrochen hast

"Wir hätten die Mittel, auch wenn wir uns nicht auf eine andere Art der Vergütung geeinigt hätten"
-> ohne "nicht" oder???
 
Seh ich auch so, sehr schönes Kapitel.

Hat der Golem das mit Natalya von selbst verstanden oder hat ihm das jemand erklärt?


Blasen an den Blasen an den fingern - Fingern
 
Hat der Golem das mit Natalya von selbst verstanden oder hat ihm das jemand erklärt?
Vage Frage zu vagen Andeutungen ftw ^^? Klartext: Aufgeklärt hat ihn immer noch Keiner, aber er merkt natürlich schon, dass aus irgendeinem Grund Kontakt mit unserer Lieblingsassassine dem Meister verdammt viel Spaß macht.

Ich danke euch Allen für das Lob, wie üblich ;). Fehler hab ich noch nicht korriegiert - keine Zeit :(. Nebenbei, ich rechne es euch hoch an, dass ihr diesmal nicht schon um zwei Minuten nach Mitternacht gefragt habt, wann denn endlich das Update kommt ;).

Als Belohnung ein pünktliches :eek:. Alternativer Titel: "Notwendige Ablenkungen"...aber ein BISSCHEN zu klotzig.

Simon
 
Kapitel 37 – Ein Golem tut...

Es ist dunkel, die Nacht liegt vor mir. Eine Nacht, die nicht ungenutzt verstreichen soll!

So viel Elan?

Der Erfolg gerade...tut gut. Und ich habe jetzt eine Verantwortung, die zu tragen nicht leicht wird – aber sonst macht es ja Keiner, oder? Du hattest da Recht: Wenn man sich ein Ziel setzt, geht der Weg dorthin schon viel leichter, und Hindernisse werden nur zu Herausforderungen!

Und was genau meinst du damit?

Hast du dich zu sehr von unserer eigenen Lüge täuschen lassen? Im Gegensatz zu unseren Aussagen hat der Meister uns ja nicht geschickt, um Aschara das Problem der schwindenden Barriere ans Herz zu legen. Er meinte, er wolle „so bald als möglich“ mit Hratli reden; sieht es für dich so aus, als hätte er das vor?

Morgen. Vielleicht. Natalyas Ablenkung ist einfach zu gut. Das Problem ist, sie lenkt ihn schlicht gerne ab – ich bin mir sogar recht sicher, dass sie die ganze Sache primär angestoßen hat, um ihn von dir zu trennen und ihn ins Bett zu bekommen.

...was ist so spannend daran, Leute nackt auf Laken zu fesseln?

Aus zweiter Hand habe ich erfahren, dass es sogar sehr spannend sein kann. Das ist aber jetzt unwichtig. Du denkst, die beiden sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um ihre Pflichten im Blick zu behalten? Ich denke, da muss ich dir ausnahmsweise zustimmen.

Nun, nicht alle Pflichten. Der Meister ist durchaus fixiert darauf, die Organe zu finden und nach Travincal zu gelangen, und das ist auch gut so, weil es ihn offenbar befähigt, Mephistos Einfluss recht gut zu widerstehen. Aber solange er so fixiert bleibt – und was auch immer er mit Natalya macht ihn weiter entspannt – sieht er den Ernst der Lage hier einfach nicht. Wir müssen ihm Morgen sofort Vernunft einbläuen, sonst gewinnen wir vielleicht die Schlacht um Travincal, aber derweil zerbröselt uns die Heimatfront.

Was gedenkst du also jetzt zu tun, wenn du mir die Frage gestattest? Im Moment sieht es so aus, als würdest du bis Morgen warten wollen, um ihn auf die Situation hinzuweisen.

Ich werde ihm Morgen natürlich sagen, dass ein wenig Arbeit hier durchaus keine verschwendete Zeit wäre. Aber ich werde nicht die Docks aufs Spiel setzen, indem ich mich auf den Meister verlasse.

Du denkst, er würde nicht Alles tun, um die Überlebenden hier zu schützen?

Ich denke gar Nichts. Ich bin nur vorsichtig, das ist Alles.

Du vertraust ihm nicht.


Nicht absolut, nein.

Schau an, du kannst ja doch ehrlich zu dir selbst sein.

Davon mal abgesehen, dass es mir Angst macht, dass ich dir grundsätzlich mehr vertrauen würde, eine knifflige Situation zu meistern, als ihm – ich weiß einfach nicht, was ich von seiner Beziehung zu Natalya halten soll. Weil mir die Details fehlen.

Wink mit dem Zaunpfahl? Ich werde dir so viel sagen: Wenn ein Mann und eine Frau sich näher kommen, dann kannst du dir nie über irgendetwas sicher sein, was sie tun werden.

Also würdest du auch sagen, dass wir uns so weit als möglich selbst um die Sache kümmern sollten?

Ja.

Dann auf zu Hratli. Hoffentlich ist er noch wach.

Ist er nicht. Die Fäuste ballend stehe ich über seiner kleinen Matratze, das Heben und Senken des Lakens beobachtend. Eigentlich sollte ich ihn wachschütteln, ihm Vernunft einbläuen und sofort zu einem Treffen mit Ormus schleifen.

Halt dich zurück!

Ja...dann wäre das sicher kein konstruktives Gespräch...aber die Versuchung! Das ist sicher dieser verdammte Dschungel...
Wenn der Meister morgen wieder früh aufbricht? Dann können wir uns die magische Zusammenkunft in die Gelenke schmieren.

Vielleicht hält ihn Natalya ja noch eine Weile länger auf.

Ich gehe nicht noch mal allein in den Dschungel!

Whoa, schon gut. Wenn du unbedingt dein Wohlergehen vor das aller Überlebenden hier stellen willst...du wärst eh nicht allzu lange alleine da, weil du erst Hratli und Ormus zusammen führen müsstest. Und diesmal vergessen wir das Stadtportal nicht.

Ich...gah! Aber...der Dschungel...es muss doch eine bessere Lösung geben. Und eigentlich ist es ja auch schlecht, wenn der Meister sich weiter ablenken lässt. Wir müssen ja auch rechtzeitig nach Travincal.

Faule Ausreden. Aber schön, überleg dir was Besseres. Wir haben die ganze Nacht.

Jetzt sehen wir erst einmal nach, ob Ormus wach ist!

Dieser hat tatsächlich meine Ersatztür an seinem Haus anbringen lassen. Die ist nicht wirklich schalldicht – und man hört ihn schnarchen. Einen Fluch wert.

Er ist ein alter Mann, was erwartest du?

Deckard ist noch wach.

Deckard ist...anders.

Ich sehe ihn, auf dem Leuchtturmplatz ein paar Brücken weiter...
Reden wir mit ihm. Seit der Meister sich ständig von Natalya, ob als Tees oder nicht, ablenken lässt, komme ich kaum noch zu einem freundlichen Gespräch...

Versonnen starrt der Horadrim-Weise aufs Meer hinaus. Ich trete neben ihn, meine Präsenz lange schon durch das Klicken meiner Schritte auf dem harten Steinboden angekündigt. Sein Lächeln ist erfrischend ehrlich.

„Wie schön, dich zu sehen, mein Freund. Was liegt dir am Herzen in dieser herrlichen Nacht?“

Kurz stutze ich.

„Könnt Ihr selbst meine Körpersprache lesen, Deckard?“

Ein schnelles Lachen.

„Derart fähig bin ich nicht, Golem! Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass eigentlich immer, wenn du zu mir kommst, irgendeine Art von Problem dich bedrückt.“

Scham durchzuckt mich. Und Bedauern. Denn egal, wie sehr ich es möchte, auch dieses Mal werde ich über wichtige, ernste Dinge reden müssen, statt sich einfach in Ruhe über irgendetwas Anderes unterhalten zu können.

„Ihr wisst nicht, wie gerne ich einen netten Plausch mit Euch halten würde. Aber ich fühle mich wie verschlungen von einem Strom immer mehr Widernisse, und Ihr wart immer der, der mir am Meisten dabei helfen konnte. Es tut mir ehrlich Leid.“

„Aber das muss es doch nicht, Golem.“

Er zwinkert mir zu.

„Wenn ich dir nicht gerne helfen würde, wäre ich heute nicht so lange wach geblieben, um herauszufinden, was dich so antreibt, seit ihr aus dem Dschungel zurück seid.“

Und noch mehr Scham.

„Das wäre doch nicht nötig gewesen...“

„Es war meine Wahl, nicht? Wie gut diese war, entscheiden wir, sobald du mir dein Problem geschildert hast.“

Ich nicke, recht erleichtert von seiner Lockerheit.

„Wollt Ihr euch dafür hinsetzen?“


In seiner kleinen Hütte findet er eine Gelegenheit dazu. Mit einem Becher Wasser in der Hand hört er konzentriert zu.

„...Aschara weiß also auch Bescheid und wird sich erkundigen. Ich habe nur ein kleines Zeitfenster, um zwischen Hratli und Ormus zu vermitteln; dabei darf ich aber nicht zu eilig vorgehen, sonst sorgen die Hasswellen erst recht dafür, dass die Barriere nicht repariert wird. Wenn ich auch nur einen der Beiden vor den Kopf stoße, stellen sie sicher auf stur und ich kann die Sache vergessen.“

„Und dazu kommt wohl noch, dass Niemand von der Sache erfahren darf; wenn öffentlich wird, dass der Dschungel kurz davor ist, die Docks zu verschlingen, bricht hier schlimmeres Chaos aus, als Mephistos Einfluss über Wochen anrichten könnte.“

Oh, verdammt, das kommt ja auch noch dazu. Ich hebe hilflos die Hände. Deckard reibt sich bedächtig das Kinn, ins Leere blickend für eine längere Weile. Bis er seufzt.

„Eine knifflige Situation. Jedoch mir nicht unbekannt. Zwei Individuen, vom Stolz getrieben, unversöhnlich auf gegnerischen Seiten zu stehen, müssen sich verbünden, um einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen; sollte sie es nicht tun, gehen sie zusammen unter. Der leichteste Weg aus der Situation ist immer, Beiden klarzumachen, dass der Feind eines Feindes nie automatisch einen guten Freund macht. Hier ist es anders: Der Feind ist unsichtbar – und doch mächtig genug, die Versöhnung zu verhindern, bis es zu spät ist.“

Was, wenn ihm auch keine Lösung einfällt? Hätten wir doch mehr Zeit...

Mir fiele da etwas ein: Wir prügeln die notwendigen Informationen einfach aus Hratli heraus.

Nein!

Du würdest das auch nicht tun, um Alle hier zu retten?

...auf keinen Fall würde ich zu solchen Mitteln greifen.

Und wieder stellst du deine Bedenken, deine Furcht, über das Wohlergehen anderer. Ich hoffe, du bist sehr stolz auf deine nutzlosen und dann auch noch leicht zerbrechlichen Prinzipien.

Au.

„Nichtsdestoweniger würde ich mir eine Vermittlung zutrauen. Während ihr im Dschungel seid, ist hier eine Menge Zeit, meine Erfahrung einzusetzen.“

„Wie sollte ich so einen Gefallen je zurückzahlen?“

„Unterstütze deinen Meister dabei, die Welt zu retten! Eine bessere Gegenleistung kann ich mir zumindest nicht vorstellen.“

Ich gebe auf.

„Dann...werdet Ihr Morgen, sobald der Tag beginnt, versuchen, Ormus und Hratli dazu zu bringen, sich über mögliche Lösungen für die Stabilisierung der Barriere unterhalten?“

Er nickt.

„Und sobald sie eine Lösung ermittelt haben, können wir gemeinsam daran arbeiten, sie umzusetzen.“

Moment mal. Wenn die hier in der Stadt eine Lösung finden, und wir derweil im Dschungel sind, was bringt uns das dann? So, wie die Dinge hier stehen, könnte die Lösung gut auch im Dschungel liegen – und wir wandern blind daran vorbei...bis es zu spät zum Umkehren ist.

Verdammt. Ich gebe das Bedenken direkt an Deckard weiter. Er verzieht das Gesicht – und zuckt dann mit den Schultern.

„Es hilft Nichts, ihr dürft nicht mehr warten. Nichts ist im Moment wichtiger, als Khalims Organe zu finden und nach Travincal zu bringen. Selbst, wenn die Docks fallen, habt ihr noch eine Chance, die Übel aufzuhalten – ein geringer Preis für ganz Sanktuario.“

Eine eisige Faust umklammert mein Herz. Alle Menschen hier...aber Deckard hat Recht. Viel zu viel davon. Es ist grausam, es ist zynisch; aber zu zögern, würde mehr aufs Spiel setzen als nur die Leute hier.
Und damit weiß ich auch, was ich jetzt zu tun habe – auch, wenn es schwer wird.

„Vielen Dank schon jetzt, Deckard. Ich hoffe inständig, dass Ihr Erfolg habt – und uns dieser auch etwas nützt.“

Er nickt nur. Ich gehe schnell; er muss sich ausruhen, Morgen wird ein harter Tag für ihn.
Und uns erwartet eine harte Nacht.

Dich vielleicht. Du wirst eine Menge Überwindung brauchen, um deine Feigheit zu besiegen, bevor du auch nur einen Schritt tust.

Ich kann das schaffen. Für Sanktuario.
Als Erstes hole ich mir, was wir letztes Mal vergessen haben; das passiert mir nicht noch einmal. Und ich kann ein wenig verzögern, was ich bald tun muss: den entscheidenden Schritt zurück in die Höhle des Löwen.

Der Eisenwolf, der das Stadtportal bewacht, ist einer von denen, die mein Gespräch mit Aschara mitbekommen haben; es war wohl Schichtwechsel...er steckt sein schon gezogenes Schwert wieder ein, als ich ihn grüße.

„Golem. Du gehst öfter alleine in den Dschungel, habe ich mir sagen lassen? Kein Problem, du kannst durch.“

„Vielen Dank. Gerne tu ich das sicher nicht, aber was sein muss...“

Er lacht. Was mich ein wenig überrascht. Dann wird er ernst.

„Wir tun doch Alle nur, was wir müssen. Aber ich kann mir gar nicht vorstellen, was es für dich bedeutet, es absolut zu müssen, ohne deine Befehle in Frage stellen zu können – ich habe diesen Weg immerhin selbst gewählt, ich könnte meinen Eid aufgeben, wenn ich das wirklich wollte, aber du...du hast keine Wahl.“

Ich halte inne. Will er...sich ernsthaft mit mir unterhalten? Und er hat...Mitleid mit mir?

„Nun...tatsächlich habe ich die. Vielleicht hast du falsche Vorstellungen, was das angeht, aber ich handle im Moment wirklich auf eigene Faust.“

Sein Kopf schießt zurück.

„Du bist selbstständig?“

Das provoziert meine Schulterzuckersatzgeste.

„In Grenzen, ja. Aber sie sind weiter, als man denken könnte.“

Jetzt wird er vorsichtig.

„Heißt das etwa, es ist tatsächlich deine Schuld, dass Devak hinausgeworfen wurde? Meine Meinung war ja immer, dass wenn, dann dein Meister Schuld daran wäre, weil er dir die falschen Worte in den Mund gelegt hat.“

Niedergeschlagen schüttle ich den Kopf.

„Doch, das war meine Schuld. Ich habe es nicht mit Absicht getan, aber Unwissenheit schützt mich auch nicht davor, verantwortlich zu sein, oder? Aber ich gebe mein Bestes, um es wieder gut zu machen.“

„Diesmal meinst du aber, dass dein Meister sein Bestes gibt, oder? Immerhin hat er dich die Forderung machen lassen, Devak wieder aufzunehmen.“

Meine Hand öffnet sich entschuldigend.

„Falsch...das war meine Idee.“

Seine Augen weiten sich.

„Es tut dir so Leid, dass du sogar riskierst, der alten Hexe überzogene Forderungen zu stellen, die dein ganzes Anliegen riskieren könnten – ohne deinen Meister um Erlaubnis zu fragen?“

Ich deute Scham an.

„Offenbar...“

Er...entspannt sich? Irgendetwas an seiner Haltung ist lockerer geworden.

„Ich glaubs immer noch nicht. Dass ein Konstrukt wie du zu so viel Reue fähig ist – verdammt, dass ich mich gerade mit dir überhaupt darüber unterhalten kann – es ist ein Wunder. Magie ist ein Wunder.“

Jetzt entspanne ich mich. Seine Zurückhaltung ist völlig verschwunden; von ihm muss ich wohl keine Verachtung mehr befürchten, weil ich einen Fehler begangen habe.

„Das kannst du laut sagen! Ich lebe noch nicht lange, aber was ich schon an völlig Verrücktem gesehen habe...“

„Wirklich? Erzähl. Ich bin noch nie aus Kurast weggekommen, wie ist es da draußen? Stimmt es, dass die Mädchen in Lut Gholein dich mit nur einem Blick so verzaubern können, dass sie dir danach die Haare vom Kopf rauben könnten, und du würdest es nicht bemerken?“

„Haha! Na, mir ist das nicht passiert...ich hatte nie Haare...“

Zeit vergeht. Wir reden. Er ist ein guter Zuhörer. Ein williger Zuhörer. Ob ich ein guter Erzähler bin, weiß ich nicht; aber Beschwerden höre ich keine...

„...und dann kommt diese riesige Made aus dem Nichts, und ich fühle mich, als wären sämtliche Knochen in meinem Leib gebrochen, als sie mich frontal trifft; derweil hatte ich gar keine Knochen! Und was sie sagte, klingt immer noch in meinen Ohren nach...'suchst du Baal?'...“

„Was wird das hier, ein Teufelspakt?“

„Oh, Khalil! Ist es schon so spät?“

Der neu hinzugetretene Eisenwolf sieht mich misstrauisch an.

„...wenn du meinst, dass du jetzt abgelöst wird, ja, es ist so weit. Was will der denn hier? Worüber habt ihr geredet?“

„Die tollsten Sachen! Du solltest ihm mal zuhören, was der und sein Meister Alles erlebt haben!“

Khalil runzelt die Stirn.

„Nicht, wenn es sich nicht vermeiden lässt...schon gar nicht in der Mitternachtsschicht.“

Mein Zuhörer zuckt mit den Schultern.

„Besser, als auf dem Posten einzuschlafen, oder? Vielen Dank für die nette Unterhaltung, Golem! Gerne mal wieder. Ich bin übrigens Jelani. Wie heißt du eigentlich?“

Überrascht ergreife ich die mir dargebotene Hand und schüttle sie sanft.

„...Golem. Einfach nur Golem.“

Daraufhin verabschiedet sich Jelani von uns. Als er außer Hörweite ist, schnauzt mich Khalil von der Seite an.

„Was hast du denn mit dem gemacht? Was willst du überhaupt hier?“

Ich bin immer noch verwirrt von dem, was gerade passiert ist.

„...in den Dschungel gehen, würde ich sagen...“

„Dann geh! Tu, was du nicht lassen kannst. Ich habe zu tun.“

Erst, als das Stadtportal so weit hinter mir liegt, dass meine Nachtsicht Alles in klares Schwarzweiß taucht, komme ich darauf, warum ich mich so komisch fühle.
Ich habe gute Laune. Es hat Spaß gemacht, Jelani das Alles zu erzählen. Es war...ja! Eine nette Unterhaltung.

Und eine lange noch dazu. Zwei Stunden verschwendet! Ich dachte, du wolltest hier etwas tun, bevor es wieder Tag wird?

...ich habe dich sich nicht beschweren gehört. Und was mir gerade kommt: Ich dachte, ich hätte Hemmungen, nach unserer letzten Erfahrung alleine in den Dschungel zu kommen. Was nun? Hier stehen wir unter Bäumen, und mir ist nicht mehr als mulmig, weil ich nicht genau weiß, was mich erwartet.

Wer hätte gedacht, dass ein wenig sinnloses Gerede Alles ist, was es braucht, um dich dazu zu bringen, dein Geheule sein zu lassen?

Hmf. Aber so Unrecht hast du eigentlich gar nicht. Ich habe das gebraucht. Egal, was passiert ist. Ich bin immer noch der Golem, der durch seine offene und ehrliche Art leicht Freunde finden kann. Ohne Irgendetwas von diesen Menschen im Gegenzug zu verlangen als ein offenes Ohr und ein Lächeln. Das tut einfach gut.

Verlier dich hier nicht in Schwärmereien! Wir haben zu tun!

Ja. Das stimmt. Wir werden so viele Dämonen wie möglich auf dem Weg tiefer in den Dschungel vernichten, während der Meister und Natalya schlafen, wie geht, bevor die Sonne sich zeigt. Ich packe mein Schild fester und lasse das Schwert hervorschießen. Und Morgen sehe ich zu, dass ich mit Hratli und Ormus rede, sobald sie ihre Augen öffnen – wenn es irgendwie geht, sorge ich selbst dafür, dass sie sich eine Lösung erarbeiten, bevor Deckard noch mehr für uns tut – und der Meister mich in den Dschungel mitschleppt.

Hör auf, zu planen, und kümmer dich um das Jetzt. Die Gegner schlafen nicht.

Der Zweite trifft selten nicht fundierte Aussagen, und tatsächlich stürmen schon einige Schinder auf mich zu. Ich mache mich bereit...halt, falscher Ausdruck.
Ich bin bereit.
 
Nettes Update - wie immer *g* Hier noch mal ein dickes Kompliment an dich, dass du es schaffst, jede Woche nen neues Kapitel rauszubringen. Erfordert ne Menge Disziplin. Danke dafür.

lg, Gandalf
 
Und eine Menge Kreativität würde ich sagen ;)
Hattest du schon Phasen wo du überhaupt keine Ideen hattest? Oder fällt dir nach einer Zeit immer was ein bzw hast du die ganze Story schon komplett (von der Grundstruktur her natürlich)?
 
Ist ja richtig optimistisch am Ende, nette Abwechslung ;)


sich über mögliche Lösungen für die Stabilisierung der Barriere unterhalten - zu unterhalten

während der Meister und Natalya schlafen, wie geht, bevor die Sonne sich zeigt. - "wie geht" ist zu viel
 
Und eine Menge Kreativität würde ich sagen ;)
Hattest du schon Phasen wo du überhaupt keine Ideen hattest? Oder fällt dir nach einer Zeit immer was ein bzw hast du die ganze Story schon komplett (von der Grundstruktur her natürlich)?
Nun, manche Kapitel schreiben sich schwerer, manche fließen nur so dahin. Dabei hab ich mit einem NIE Probleme: Mit dem Anfang. Ich stelle mir vor, wo die nächste Szene spielt, und was passieren wird, und kann sofort anfangen, zu schreiben.

Am Meisten hab ich Probleme im Kapitel selbst, wenn ich merke, dass der Dialog nicht in die Richtung geht, die ich haben will, und ich mir eine Brechstange schreiben muss, um ihn geradezubiegen. Das ist das inhärente Problem damit, dass ich mir eigentlich fast überhaupt nie einen Plan mache, was ich eigentlich GENAU schreiben werde, bevor ich damit anfange.

Bei der Hälfte der Kapitel hab ich nicht mal eine grobe Ahnung ;). Ich fang einfach an - wie gesagt, das ist leicht - und lass den Rest sich selbst entwickeln. Zum Beispiel Dialoge zwischen dem Golem und dem Zweiten. Die haben kein ZIEL per se, außer ihre jeweiligen Charaktere noch feiner herauszumeißeln - aber ich schreibe sie gerne, man sagt, sie lesen sich gut, und ich spar mir blöde Zeitsprünge. Sie reden einfach, während irgendwas passiert, das deute ich nur an, und das passt also.

Klingt jetzt so, als würde ich hier grob rumimprovisieren. Stimmt aber nur zum Teil. Tatsächlich weiß ich längst im Detail, was für Wendungen mein Plot in Akt 3 machen wird, jede einzelne davon, um genau zu sein; wie die Jungs dahin finden - das ist IHRE Sache, eigentlich. Meine Charaktere sind fast lebendig in der Hinsicht, sie haben ihre Ziele, aber der Weg dorthin steht völlig offen...

Und noch mal zu der Frage, ob mir irgendwann mal gar Nichts einfällt: Kommt nicht vor. Freitag Abend, elf Uhr, ich hab keinen Plan und keinen Peil und keine Lust, aber ich hab versprochen, das neue Kapitel rauszubringen: Dann setz ich mich hin, und zwei Stunden später STEHT da eines. Ende.

Und @Esme: Da ich ja grundsätzlich ein optimistischer Mensch bin, hoffe ich eigentlich, dass, sobald der Akt oder die ganze Story mal fertig ist, der ganze Abschnitt der Verzweiflung und des nicht-Pessimismus bisher die Ausnahme ist, nicht umgekehrt :D.

Simon
 
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