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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Kapitel 77 – Fragen, die die Welt bewegen

Wir kommen also kurz nach Deckard beim Meister an. Die beiden Menschen haben es sich bereits auf Stühlen gemütlich gemacht; wie ich sehe, ist der Meister schon wieder präsentabel, er ist in legerer Kleidung – mit einem fragwürdigen Oberteil, er hat wohl wirklich nicht mehr viele gute Hemden, und das von heute...tja – die Rüstungsgegenstände liegen leicht verteilt im Raum herum. Gut sieht keines von ihnen aus. Er selbst wirkt sehr müde, verständlich, seine Haare sind noch feucht, die Finger rosig geschrubbt, etwas, was ich auch gern getan hätte. Deckard trinkt gerade aus einer Tasse Milch, der Meister starrt in seine. Ohne aufzublicken spricht er mich an.

„Ah, schön, dass du auch da bist. Ich nehme an, wir sind zu früh und du bist pünktlich?“

„Tatsächlich bin ich vierzehn Sekunden zu spät dran.“

„...das können wir mal unter den Tisch fallen lassen. Also, Deckard, tut mir Leid, dass ich dich habe warten lassen...jetzt können wir aber in Ruhe reden, ohne dass ich Alles dreckig mache. Konkret also zum Fortschritt unserer Reise: Wir sind in Travincal angekommen, hatten...Widerstand und sind sobald wir ihn überwunden hatten per Wegpunkt hierher gekommen, also ist noch nicht viel dort geschehen. Morgen dürfte aber tatsächlich der Tag sein, an dem wir die hypnotische Kugel zerschmettern, also wäre es gut, genauer über Khalims Organe Bescheid zu wissen.“

Deckard räuspert sich.

„Welcher Art war der Widerstand denn, von dem Ihr spracht?“

Der Meister zögert.

„Nun...ist das so wichtig?“

„Ja.“

„...es waren ehemalige Zakarumiten, unterstützt durch heilende Priester. Ich hatte selten einen so harten Kampf. Die Details wären...nicht besonders erfrischend, möchtest du das wirklich hören?“

„Also...es waren Menschen, die von der Hypnotischen Kugel verwirrt worden waren, habe ich das richtig verstanden?“

„...korrekt. Und ihre Körper sind zudem grausam verformt worden. Die Priester übrigens sind sich durch die Bank im Klaren darüber, was sie tun – sie huldigen nun Mephisto.“

„Ach so? Der Glauben ihrer Kaste war stark, aber...egal. Aber...wie habt Ihr sie denn letztlich überwunden, wenn ich fragen darf?“

Die Antwort lässt auf sich warten.

„...ich habe sie alle getötet.“

„Wir haben sie alle getötet.“

Zweiter, verdammt! Bist du irre? Du kannst doch keinen Stolz in deine Stimme legen, wenn du das sagst!
Deckards Blick zuckt zu mir – mit mäßigem Entsetzen gefärbt – der Meister hat es überhaupt nicht bemerkt, weil er sofort nach dem Einwurf des Zweiten weiterredet.

„Ja, verdammt, aber ich bin letztlich doch verantwortlich für das, was du tust, Golem! Und mir gefällt überhaupt nicht, was wir getan haben, das kannst du mir glauben, Deckard. Aber...was hätte ich machen sollen? Mephisto hat uns eine Falle gestellt, wir waren in kürzester Zeit umzingelt, die Priester haben die Skelette zerschossen, wir mussten um unser Leben kämpfen. Es war grauenvoll, Schläge noch und nöcher, ich habe noch nie so oft so viele Schmerzen überall erdulden müssen. Irgendwie haben wir gewonnen, es war dreckig, es war hässlich, es war falsch, aber es war die einzige Möglichkeit...vielleicht komme ich dafür in die Hölle, aber sag mir, Deckard, wie hätte ich handeln können? Das Schicksal der ganzen Welt steht auf dem Spiel, ich darf nicht aufgeben, wenn die Gegner beschließen, die Regeln zu brechen...“

Der Horadrim-Weise starrt kurz auf seine gefalteten Hände, dann sieht er den Meister mit bedauerndem Ausdruck an.

„Mein Freund, Ihr habt das Grundproblem jedes Krieges erkannt, die zentrale Frage: Wie groß muss der Zweck sein, damit er welche Mittel heiligt? Zu oft beantworten die verfeindeten Parteien diese nur mit 'für unseren Zweck ist jedes Mittel Recht', was verwerflich ist und in den Abgrund führt, für alle Beteiligten. Sich die Frage überhaupt zu stellen zeichnet Euch schon einmal grundsätzlich aus, problematisch ist die Sache allerdings, weil Ihr sie Euch erst im Nachhinein stellen könnt – das soll kein Vorwurf sein, Ihr hattet in diesem Moment offenbar nur die Wahl zu töten oder zu sterben, und Ihr wärt ein sehr seltsamer Mensch, wenn ihr nicht das Leben gewählt hättet. Dennoch ist es berechtigt, sich schuldig zu fühlen, denn wäre es nicht so, wärt Ihr ebenfalls ein sehr seltsamer Mensch – im überaus negativen Sinne.
Es ist nun nicht an mir, Euch Absolution zu erteilen für das, was Ihr getan habt, aber ich möchte Euch ein paar Denkanstöße liefern. Dafür müssen wir auf die Eingangsfrage zurückkommen...“

Der Meister hebt die Hand.

„Deckard, Schluss. Ich muss dich hier unterbrechen, weil ich ein ganz großes Problem mit dem habe, was du gerade gesagt hast.“

„...mein Freund?“

„Du meinst, ich wäre ein sehr...seltsamer Mensch, wenn ich mich nicht schuldig fühlen würde? Nun...wie soll ich es sagen? Seien wir provokatisch: Ich fühle mich nicht schuldig.“

Was?

...so schnell stellt sich Vernunft ein?

Aber...frag ihn, was das soll, was meint er damit!
Schon hebt der Meister eine Hand, um Deckards Antwort erneut zu unterbinden.

„Pass auf, ich weiß, wie seltsam das klingt. Und es schmerzt mich zutiefst, das sagen zu müssen, aber wir müssen ehrlich sein. Mein Hirn schreit mich an, dass es falsch war, was ich getan habe, dass ich alle diese Unschuldigen getötet habe, will mich geißeln dafür, will, dass ich mich vor Scham und Schuld auf dem Boden winde...aber mein Herz weigert sich, das zu tun. Wenn ich daran denke, was in Travincal geschehen ist, spüre ich keine Schuld, nur den äußerst unangenehme Ekel vor einer wirklich schlimmen Erinnerung...wegen der Schmerzen, wegen der Hilflosigkeit, wegen der Verzweiflung; nicht wegen den Leben, die ich genommen habe. Ich spüre Zorn auf Mephisto, dass er das mit diesen Menschen getan hat, sie gegen uns geschickt hat, um uns moralisch fertig zu machen, ja, ich hasse ihn dafür – aber ich fühle mich auf beängstigende Weise eben nicht moralisch vernichtet. Weil der andere Teil meines Hirn mir sehr überzeugend einredet, dass ich eben keine Wahl hatte und mich nicht fertig machen sollte wegen etwas, das überhaupt nicht in meiner Macht stand. Ja, ich hätte aufgeben können, mich töten lassen können statt Leben zu nehmen, aber das wäre dumm gewesen, was du mir sicher gleich gesagt hättest, also was solls? Es wäre genauso dumm, sich jetzt groß den Kopf deswegen zu zerbrechen, ich muss weiter machen, da habe ich genauso keine Wahl.
Verstehst du mich?“

Seine Frage ist fast flehend. Deckard lehnt sich zurück und blickt ihn leer an.

„Das...überrascht mich, General. Ihr habt auf mich nicht den Eindruck eines Menschen gemacht, der seine Vernunft so sehr über seine Gefühle stellen kann. Euer Fazit ist richtig, zweifelsohne, ich wäre auf kein anderes gekommen. Aber der Weg dahin...er macht mir Angst, mein Freund. Was da draußen geschieht...Ihr habt es richtig ausgedrückt, es steht eigentlich nicht in Euerer Macht...und es verändert Euch. In einer Weise, die mir überhaupt nicht gefällt.“

„Mir auch nicht, Deckard. Ich habe einen unglaublichen Horror davor, ein kalter Bastard zu werden, den es überhaupt nicht mehr interessiert, was er tut, solange er seine Mission erfüllen kann...aber ich kann Nichts gegen meine Gefühle tun. Beziehungsweise deren Abwesenheit. Jetzt den verzweifelten Sünder zu geben, wäre heuchlerisch. Es macht mir Nichts aus, dass ich ein Massaker veranstaltet habe, obwohl es das sollte. Tut mir Leid...“

Meister...was geschieht mit dir...

Wie gesagt, er wird vernünftig.

Das ist...er wird zu einem Monster, wenn das so weitergeht!

Er wird...wie mein Meister!

Nein. Nein! Oh Himmel, das...ich muss...
Schnell schlage ich meine geistigen Hände über meinen ebensolchen Mund, aber der Gedanke ist gedacht, und es ist klar, was meine Intention ist.

Du wirst ihn nicht warnen – du kannst ihn nicht warnen. Ich bin jetzt hier, um ihn auf seinen Weg zu leiten. Auf dem richtigen Weg. Lass es einfach geschehen, es wäre früher oder später sowieso geschehen. Auch dir wird es noch geschehen...oder du wirst komplett wahnsinnig. Dass diese Gefahr gleich um die Ecke lauert, sollte dir in der letzten Stunde klar geworden sein.

Ich...das ist so falsch, ich möchte ihn schütteln, ihn ohrfeigen, ihm Verstand einprügeln! Er kann doch nicht...aber wenn es ihm so geht, wie er das schildert...seine Gefühle sind wirklich nicht durch ihn kontrollierbar. So wenig wie ich meine kontrollieren kann...kann ich ihn wirklich verurteilen? Es ist sicher auch schlimm für ihn. Und vielleicht hat der Zweite Recht, und der Meister muss kalt und abgestumpft werden, um letztlich obsiegen zu können.

Natürlich. Denn wenn er erst einmal verstanden hat, dass die Vernunft immer über das Gefühl siegen wird, dann kann er mit Gefühlen auch tun, was du gerade so vorschnell als unmöglich abgetan hast: Sie kontrollieren.

Da durchzuckt es mich, aber diesen Gedanken behalte ich sehr gut für mich. Der Zweite hat hier nicht Recht. Er hat seine Gefühle gut unter Kontrolle, das muss man ihm lassen – indem er sie völlig abtötet. Die meiste Zeit fühlt er überhaupt Nichts. Eine Existenz, die Niemanden zu wünschen ist – was wäre ich denn ohne Gefühle? Ein Nichts, ein Niemand, eine verhasste Maschine! So wie der Zweite angeblich gerne wäre...aber er hat, wie ich, eine Seele. Denn obwohl er seine Gefühle gut unter Kontrolle hat, ist diese Kontrolle bei Weitem nicht perfekt. Immer wieder brechen seine Emotionen durch seine abweisende, glatte Schale der Vernunft, des Pragmatismus'...und das ist jedes Mal eine komplette Katastrophe. Gefühle werden ungern eingesperrt, in etwa so wie ich.
Nein. Er hat so Unrecht, wie es nur gehen kann. Der Meister darf seine Gefühle nicht verlieren, und ich werde garantiert nicht diesen Weg beschreiten – ich werde kämpfen dafür, dass er wieder Schuld spüren kann, Schmerz und Bedauern – und das Gegenteil von all dem ebenfalls.
Deckard reagiert nun.

„Ich kann Euch keine Gefühle einimpfen, die Ihr nicht habt. Es ist sehr gut, dass Ihr hier so ehrlich seid...vielleicht habt Ihr auch einfach noch nicht genug Distanz zu dem Geschehenen? An Euerer Stelle würde ich eine Nacht darüber schlafen, vielleicht zwei. Dass es Euch sehr beschäftigt, dass Ihr Probleme habt, echte Schuld zu fühlen, ist auch etwas, was ich als sehr positiv sehen würde...ich weiß es nicht. Ihr scheint vor einem Scheideweg zu stehen. Mehr als hoffen, dass Ihr Euch für die richtige Richtung entscheidet, kann ich nicht, weil ich so wenig Einfluss habe wie Ihr auf das, was Euch noch erwartet. Einfach wird es auf keinen Fall, aber ich bete darum, dass es Euch nicht vernichtet.“

„Im Zweifelsfall habe ich ja noch einen guten Berater, Deckard...“

Er weist auf mich. Ein eisiger Klumpen formt sich in meiner Brust.

„Auf Golem kann ich mich immer verlassen, wenn ich mal gar nicht mehr weiß, wohin mit mir.“

Mit Zähnen und Klauen versuche ich zu verhindern, dass der Zweite huldvoll nickt, aber ich bin zahn- und klauenlos.

„Wir haben viel zu reden, General. Mir geht es nämlich ähnlich wie dir. Aber vielleicht machen wir das unter zwei Augen aus?“

„Tun wir. Also, Deckard...lenken wir den Blick auf Dinge, die wichtiger sind als mein Seelenheil. Travincal. Die Kugel. Khalim.“

Der Weise seufzt.

„Ja. Also, Ihr seid sehr schnell dort angekommen, was mir gute Hoffnung macht – auch, dass Mephisto offenbar Alles daran setzt, Euch aufzuhalten, warum sollte er das tun, wenn die Übel zu dritt auf Euch warten? Das heißt, die Kugel steht im Weg, denn er wird sie benutzen, um Euch zu verwirren. Ich sehe keine Chance, diesen Einfluss zu brechen ohne sie zu zerstören, und das geht nur durch Khalims reinen Willen. Ein wenig habe ich mich den schon beschafften Organen bereits gewidmet, ihre Macht ist groß – das Auge wird durch die Illusion sehen, das Gehirn sie verstehen. Aber ich weiß nicht, ob es genug ist. Ohne die Macht der Gefühle können wir in diesem Krieg nicht gewinnen, und das heißt, wir brauchen das Herz...nur es wird den Mut haben, Mephistos Macht zu brechen.“

„Das...ist jetzt nicht so gut, immerhin sind wir schon in Travincal. Und wenn es irgendwo im Dschungel versteckt ist, sind wir prinzipiell verloren, ich könnte Jahre damit verbringen, das Gestrüpp zu durchsuchen.“

„Es ist nicht so lange her, dass Ihr Kurast erreichtet – wie gründlich habt ihr das abgesucht?“

„Überhaupt nicht, ich kann nicht in jedes Haus sehen, das ist völlig ausgeschlossen!“

Der alte Mann holt tief Luft.

„Ich hatte gehofft, der Himmel würde uns hierbei helfen...durch einen scheinbaren Zufall...aber wenn es nicht sein soll...ich weiß nicht, was wir da tun können. Vielleicht genügen zwei Organe, es war eigentlich auch schon Glück genug, überhaupt an diese zu kommen. Möglicherweise möchte uns das Licht auch sagen, dass wir wirklich keine Gefühle brauchen können? Aber ich gerate ins Plappern. Mein Rat für den morgigen Tag ist: Dringt in den Tempel ein. Der Hohe Rat wird dort warten. Wenn die Priester die Seite gewechselt haben, ohne durch ständige Illusionen dazu gezwungen werden zu müssen, werden auch sie dem Einfluss der Kugel erlegen sein. Was genau mit ihnen geschehen ist, kann ich nicht vorhersagen...dass ihr Anführer Sankekur zu Mephistos Avatar wurde, nachdem er Khalim tötete, wisst Ihr ja. Es ist gut möglich, dass sie in irgendeiner Art und Weise dabei helfen können, die Macht der Kugel zu brechen...und wenn Ihr die Informationen aus ihren kalten Leichen lesen müsst, da hilft Alles Nichts. Wenn sie schon freiwillig Mephisto anbeten, sind sie ohnehin verloren.“

„Denkst du denn, sie werden mir helfen, wenn ich ihnen gut zurede?“

Schweigen erfüllt den Raum.

„...das dachte ich mir. Wir dürfen also wieder die Klingen wetzen...“

„Ich wünscht, es wäre anders...“

„Spar dir das, Deckard. Mach du dir keinen Kopf wegen etwas, das ich tun muss, ich hab selbst genug daran zu kauen. Was ich jetzt tun werde, ist schlafen. Vielleicht ist die Leere in mir nur der Tatsache geschuldet, dass ich kurz davor bin, einfach ohnmächtig umzufallen? Ich wünsche dir eine gute Nacht...bis Morgen, Golem. Du wirst sicher etwas finden, mit dem du dich beschäftigen kannst...adieu.“

„Ich wollte noch mit Euch über...nein, das kann bis Morgen auch warten. Dann aber sofort...bitte verlasst die Stadt nicht, ohne noch mit mir zu sprechen. Nun schlaft gut...und ungewollte Träume mögen Euch verschonen.“

Der Meister geht wortlos zu Bett. Deckard steht auf und verlässt leise den Raum. Der Zweite wartet kurz, offenbar unentschlossen. Sehr gut – er soll hier bleiben! Deckards Angebot zu einem Gespräch ausschlagen! Der Weise muss dann merken, dass etwas nicht stimmt mit mir...

Tja, dann wollen wir mal sehen, wie gut diese goldene Zunge von mir noch funktioniert, hm? Wäre doch gelacht, wenn ich den alten Zausel nicht einlullen könnte.

Gah, heute ist der Himmel wirklich nicht auf meiner Seite! Ich versuche es trotzdem...
Das ist Deckard Cain, den du als „alten Zausel“ bezeichnest, Zweiter. Denkst du wirklich, du kannst den letzten überlebenden Horadrim in irgendeiner Hinsicht täuschen? Er kennt alle Tricks!

Ja, aber er erwartet nicht, dass ich diese kenne, oder? Wenn ich nicht auf sein dämliches Redeangebot eingehe, weiß er sicher, dass etwas nicht stimmt. Und das weißt du auch, nicht wahr?

Ja, verdammt. Ihm gegenüber schweige ich nur, was vielsagend genug ist...
Der Meister schläft schon, als wir die Hütte verlassen. Deckard wartet tatsächlich draußen auf uns.

„Möchtest du mein Angebot annehmen, Golem?“

„Sehr gerne. Ich bin mir sicher, ich werde aus unserem Gespräch wertvolle Erkenntnisse gewinnen, die ich auch dem Meister vermitteln kann, wenn wir uns später über das Gleiche unterhalten.“

„Möchtest du denn mit mir auch über das reden, was in Travincal passiert ist?“

Wir gehen langsam in Richtung des Leuchtturmplatzes. Der Regen hat aufgehört.

„In der Tat, weil das ja auch die Quelle meiner...Verwirrung ist. Ich habe mich gefragt, ob es noch richtig ist, was wir da tun...dass wir diese unschuldigen Menschen töten...für eine Weile dachte ich, ich müsste aufgeben, verzweifeln wegen diesem unglaublichen Dilemma, in das wir gezwungen wurden. Ich...ich habe so viele getötet...ständig schwebt mir das Gesicht von einem Gläubigen vor Augen, schrecklich entstellt, aber eindeutig menschlich, mit Augen voll Angst, als ich das Leben aus ihm sauge, er war nicht älter als fünfundzwanzig vielleicht...“

Mir wird schlecht, als ich meine eigenen Worte vom Zweiten ausgesprochen höre, der kein einziges von ihnen ernst nimmt, aber durchaus so klingt, als würde er. Er ist ein extrem guter Schauspieler...meine Mut sinkt, dass Deckard sich doch nicht narren lässt. Aber noch hat das Gespräch kaum angefangen!
Der Weise nickt.

„Das heißt, du fühlst, was dein Meister vermissen lässt...“

„Ja.“

„Dann kehren wir doch zurück zu der Frage, die so zentral ist für diese Situation: Wie groß muss der Zweck sein, damit er welche Mittel heiligt? Du wirst erkennen, dass es weder nur auf einen Zweck ankommt, der groß genug ist, noch auf eine bestimmte Wahl der Mittel, denn kein Zweck ist groß genug, um wirklich jedes Mittel zu rechtfertigen, und gleichsam sind manche Methoden durch kein noch so hehres Ziel zu entschuldigen. Wir müssen also beide Seiten der Frage gleichzeitig beantworten, und das macht sie ja so schwierig! Beginnen wir mit dem Zweck. Kannst du dir einen höheren Zweck vorstellen als die Rettung der Welt?“

Natürlich nicht!

„Kann ich. Den Schutz der Seelen ihrer Bewohner. Denn selbst, wenn alle Menschen sterben, können sie immer noch sicher in den Himmel gelangen. Sollte die Hölle allerdings ihren absoluten Sieg davontragen, wäre wirklich Alles verloren.“

...oh.

Scheint, als hättest du immer noch nicht verstanden, wie ernst diese Sache hier ist, hm?

Deckard nickt. Mittlerweile sitzen wir bei ihm zuhause.

„Eine gute Antwort, Golem. Eine sehr gute Antwort. Sie zeigt uns, dass die Obergrenze der Wichtigkeit deines Meisters Mission immer noch nicht erreicht ist – denn im ewigen Kampf des Guten gegen das Böse führen wir nur ein Scharmützel, keine Schlacht und schon gar keinen Krieg. Gleichwohl können auch kleinste Gefechte den Ausgang des ganzen Konfliktes bestimmen. Deswegen dürfen wir nie aus den Augen verlieren, dass wir tatsächlich auf der Seite des Guten sind, kompromisslos; das ist ein wirklich ultimatives Gebot. Aus diesen beiden Gründen sehen wir, dass die Wahl Eurer Mittel wirklich extrem wichtig ist; gleichzeitig ist klar, dass das, was ihr tut, auf jeden Fall extrem wichtig ist.“

„Ja, aber ist es wirklich wichtig genug, um das Töten von Unschuldigen zu erlauben?“

„Genau diese Frage ist es, die wir mit diesen Voraussetzungen beantworten müssen! Und wie du dir denken kannst, ist sie nicht allgemein beantwortbar, nur in diesem speziellen Fall. Und vielleicht nicht einmal besonders befriedigend. Also, welches Mittel habt ihr gewählt? Es war Mord. Ja, es war ein Kampf um Leben und Tod, aber ihr habt absichtlich Leben genommen, da ist die Definition klar. Dies wäre ein schlimmes Verbrechen...wenn ihr tatsächlich eine Wahl gehabt hättet. Hattet ihr aber nicht, weil Mephisto euch diese genommen hat. Tötet oder sterbt, das war seine Absicht, und seiner grausamen Falle musstet ihr euch beugen.“

So ist es, und das Verbrechen ist begangen, die Schuld lässt sich nicht abstreiten! Warum schränkt er da ein?
Der Zweite findet andere Worte.

„Moment, wir hätten ja eine Wahl gehabt. Nämlich, wie Ihr selbst sagt, zwischen töten...und sterben.“

„Und das ist der springende Punkt!“

Er hebt seinen Zeigefinger.

„Habt ihr in diesem Moment die letztlich richtige Wahl getroffen? Es war, wie schon erwähnt, eine logische Wahl – Selbsterhaltung ist völlig natürlich – aber wir sind deswegen Menschen, weil wir uns über den reinen Instinkt hinwegsetzen können. Hättet ihr Mephistos Falle ins Leere laufen können, indem ihr einfach gestorben wärt?“

„Vielleicht...“

„Natürlich nicht! Weil das eine Situation war, in der ihr nur verlieren konntet! Seine Falle hätte so oder so Erfolg gehabt, also kommt es nur darauf an, was die Folgen für euch sind, nicht für ihn! Im einen Fall wärt ihr tot gewesen, die Übel würden sich in Bälde völlig ungehindert vereinen, und weil nur ihr von Anfang an direkt am Geschehen wart, käme die Schreckensnachricht zu spät für Andere, um rechtzeitig reagieren zu können. Dämonenhorden würden Sanktuario überfluten und die Menschheit vernichten.
Im anderen Fall – der Fall, in dem wir uns jetzt befinden – besteht eine gute Chance, dass dein Meister mit deiner Hilfe genau diese Entwicklung aufhalten kann. Ihr könnt den Plan der Übel vereiteln, sie zurück in die Hölle senden und Sanktuario retten. Gleichzeitig birgt dieser Fall aber auch die weit größere Gefahr. Zumindest für euch persönlich. Denn wenn ihr zwar den physischen Kampf gewinnt und überlebt, aber euere Seelen verliert, ist das weit schlimmer.“

Das...

Frag ihn.

Aber das ist doch...er kann nicht...

Du weißt, dass du ihn fragen wirst. Weil du dir sonst nie sicher sein kannst.

„...heißt das, Ihr glaubt, dass ich eine Seele besitze?“

Er atmet tief ein.

„Sagen wir es so, Golem...allein die Tatsache, dass du diese Frage stellst, macht es mehr als möglich. Ob dem so ist, weiß ich nicht. Ich kann es nicht wissen, weil die Natur der Seele das größte Mysterium überhaupt ist. Aber ich kann dir eines sagen: Ich kenne dich nun schon eine Weile, und hättest du nicht diesen Metallkörper, müsste ich sagen, du wärst einer der wertvollsten Menschen, die ich je kennen gelernt habe.“

Das ist...

Ein klares „Jein“. Toll.

Aber ich...
Für einen Moment ersetzt ein anderes Gefühl die drückende Schuld in mir. Eine gewisse...Wärme.

Das lassen wir mal gar nicht aufkommen hier. Wird Zeit, dass der Alte zum Punkt kommt.

„Nun, das ist schön, Deckard...aber was meint Ihr denn damit, wir könnten unsere Seelen verlieren? Das ist doch nicht möglich.“

Er runzelt die Stirn.

„Ich meinte das nicht wörtlich. Stell dir doch vor, Golem – was wäre, wenn euch irgendwann egal ist, wen ihr töten müsst, um euere Ziele zu erreichen? Wenn irgendwann die Ziele nicht einmal so hoch gesteckt sein müssen wie das aktuelle, damit ihr dafür das Morden beginnt...wenn ihr gar nicht mehr nach einer anderen Lösung sucht?
Dann wäre irgendwann euer einziges Motiv Egoismus...auch, wenn ihr das euch und anderen gegenüber vielleicht nicht zugeben würdet. Und selbst, wenn ihr bis dahin die Übel besiegt hättet – was ich bezweifle, denn ich glaube nicht, dass sie schlagbar sind, wenn man sich auf ihr Niveau hinunter begibt – wärt ihr nicht besser als sie.
Dann hätte nicht das Gute gewonnen, sondern das Böse wäre nur durch ein anderes Böses ersetzt worden. Dein Meister und du, ihr wärt nicht mehr dieselben. Ihr wärt selbst zu großen Übel geworden.“

Ich schlucke innerlich. Das wäre...nicht gut.

Geniale Erkenntnis. Das Böse ist nicht gut.

„Klingt...bedenklich.“

„Ja, Golem. Deswegen macht es mir auch so Angst, dass der General keine Schuld verspürt...das Ausschalten von Reue ist der erste Schritt auf dem Weg ins Böse. Zum Glück bist du nicht so, nicht wahr? Du fühlst diese Schuld...und deswegen kann ich ihre Spitze mildern, Golem. Nimm das mit, wenn du in deine lange Nacht gehst, und denk darüber nach: Ihr habt durch euere spontane Entscheidung, die im Nachhinein eine sehr schwere war und für die ihr nicht zu beneiden seid, dem Guten ermöglicht, direkt und physisch über das Böse zu triumphieren. Deswegen war diese Entscheidung prinzipiell richtig, egal, was ihr dafür tun musstet – weil genauso noch die Möglichkeit besteht, dass ihr durch Umsicht und Glauben an euer Ziel den Blick auf das wahre Gute nicht verliert. Deine moralische Festigkeit ist am Wanken, aber sie ist auf keinen Fall gefallen – auch nicht die des Meisters, wenngleich er in größerer Gefahr ist als du. Lasst, was in Travincal geschehen ist, eine Ausnahme für die Ewigkeit sein. Ein großes Opfer, das ihr bringen musstet, für das Wohl Aller – und denkt mit Bedauern daran, erinnert euch daran als etwas, was nie wieder vorkommen darf, haltet es als weiteren Grund fest, warum die Übel fallen müssen. Schuld ist mehr als erlaubt, sie zeigt dir, dass du noch nicht in Richtung des Bösen abdriftest – aber lass sie dich gleichzeitig nicht niederdrücken. Ich kann euere Tat nicht entschuldigen, aber ich kann dir sagen, dass ich nicht anders gehandelt hätte an euerer Stelle – mit ähnlich großem Widerwillen. Solange dieser immer vorhanden ist, ist Alles in Ordnung.“

Was für ein Haufen Unfug.

Was für...eine befreiende Sichtweise.
Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich einfach so hinnehmen soll, was Deckard gerade gesagt hat...ich werde darüber nachdenken, diese Nacht habe ich Zeit. Was aber absolut sicher ist: Ich muss den Meister erreichen, koste es, was es wolle – und sei es meine eigene Seele. Er darf nicht böse werden! Er darf einfach nicht! Dafür gebe ich gerne Alles...

Danke für das Soufflieren.

„Das ist eine befreiende Sichtweise, Deckard. Ich danke Euch vielmals, das hilft mir sehr. Dann möchte ich Euch allerdings nicht weiter belästigen...Ihr habt Eueren Schlaf sicher nötig.“

„Ja, Golem. Lass dir durch den Kopf gehen, was ich für unzureichende Worte gefunden habe für dein großes Problem...es würde mich sehr freuen, wenn sie ein wenig helfen. Und dem General. Gute Nacht.“

„Schlaft gut...“

Und wie ich ihn narren konnte.

Stolz und Hochmut, zwei sehr gefährliche Gefühle...
Dieser Kommentar lässt mich nur eisiges Schweigen ernten.
Wir gehen in die Nacht hinaus. Sofort begibt der Zweite sich zum Wegpunkt, grüßt die Wache mit falscher Freundlichkeit und meldet sich für eine ganze Weile ab; danach landen wir im Spinnenwald.

So! Dann machen wir uns mal nützlich und beschaffen Material für Morgen. Der Meister braucht Leichen für Skelette, die soll er bekommen...

Meine Klingen fahren aus.

...ich werde mit dem größten Vergnügen dafür sorgen.

Hab du nur deinen Spaß – ich habe zu denken. Und ich werde dich wieder in deine Schranken weisen...irgendeine Möglichkeit finde ich. Es gibt immer eine Möglichkeit.
Himmel, hilf mir.
 
ein sehr schönes kapitel :)
ist sehr interesant wie der 2. an macht gewinnt und sogar der meister zeigt, dass er einen ähnlichen weg wie der meister des 2. wählen könnte.
aber am besten gefiel mir wie dekard den golem (also den ersten) lobt und nicht weiß, dass er mit dem 2. redet...

fehler hab ich auch keinen gefunden.
also ein sehr schönes kap, weiter so :)
 
Die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt, ist sehr schwer zu beantworten und sicher auch sehr provokatisch. Oder provokant? Oder provozierend?

Egal wie man zur Antwort Deckard Cains steht, sie war wieder einmal eloquent und sehr interessant zu lesen.
 
Huhu :hy:

Allmählich wird es für mich schon zur leidigen Gewohnheit, "ich warte mal das nächste Kapitel ab" schreiben zu wollen...
Hmpf. Angesichts der hier vorliegenden Entwicklungen scheint mir das allerdings nicht ausreichend zu sein. Daher zumindest in Kurzfassung: Der Einzige, der mir in diesem Kapitel zu wirklich großen Teilen aus dem Herzen spricht, ist der Meister. Cains Vortrag enthält sicher viel Material, das ich nicht kritisieren möchte, speziell seine Schluss-Folgerung (okay, schlechtes Wortspiel), dass er genauso gehandelt hätte, macht ihn mir wieder sympathisch. Aber sonst - gibt es nicht sehr wohl einen Unterschied zwischen Mord und Notwehr?
Golem(s) und Meister haben nun schon eine Zeit lang gründlich in den Abgrund gestarrt, das ist durchaus richtig. Und die Gefahr, abzustumpfen und nicht mehr zu fühlen, die besteht durchaus. Trotzdem... Hier wird wieder sehr eine Art Schwarz-Weiß-Muster geformt. Entweder von Schuldgefühlen fast erdrückt am Boden liegen oder aber kaltlächend (und vielleicht noch manisch kichernd) die Welt mit allen ihren Bewohnern und Seelen noch dazu in die Hölle verdammen? Es gibt doch ein wenig mehr zwischen Himmel und Erde (oder hier besser Himmel und Hölle) als nur diese Extreme. Das Hellgrau des Meisters, mit seiner eher praxis-orientierten Denkweise, finde ich durchaus vertretbar. Natürlich ist es eine Gradwanderung, natürlich ist "for the greater good" eine wunderbare Rechtfertigung, die ziemlich schnell auf den Weg mit den Atemmasken und den roten Lichtschwertern führt.
(Wer war eigentlich noch mal der Vater des Generals, drohen uns da im Kerker des Hasses womöglich grausige Enthüllungen?)

Gerade die Handlungen der Golems sind es im Übrigen, die mich immer wieder auf das nächste Kapitel warten bzw. hoffen lassen. Der Erste hat schon ein paar Mal Tendenzen zum 1.3-ten durchscheinen lassen - momentan dürfte er allerdings wieder bei einem guten 1.1-Wert liegen, maximal. Durch die direkte Kenntnis seiner Gedanken, nicht nur seiner Worte, ist diese Einschätzung allerdings auch weit leichter als bei seinem finsteren Zwilling, dessen Worte an den Ersten hier jede Tendenz Richtung 1.9 vermissen lassen. Die Ansprachen in Richtung Cain, die nun eben nicht alle direkt vom Ersten 'abgeschaut' sind, könnte man bei viel gutem Willen doch als Zeichen dafür auffassen, dass unter der pechschwarzen Schale (wie in der Traumsequenz des Ersten vor einem Kapitel) doch ein wenigstens dunkelgrauer Kern steckt, hoffentlich mit ein, zwei weißen Stellen als Bonus. Zumindest die offensichtlich am Zweiten nagende Frage der "Seelenhaftigkeit" von Golems scheint ein deutlicheres Zeichen in diese Richtung zu sein.

Wie gesagt, ich warte auf die nächsten Kapitel ;)

Und nebenbei...
liegt vor Allem daran, dass meine Samstage weit häufiger als früher verplant sind, woran das liegt, wisst ihr auch.
Ja, das strenge Uni-Leben mit der ganzen Arbeit ist schon grausam... *hust* :D

Seleya
 
Wenn deine Schlussfolgerung ist, dass du lieber wartest, dann möchte ich das folgende Kapitel mal für sich selbst sprechen lassen. Hoffentlich gefällt es dir mehr - und den Anderen auch.

Wär eigentlich Alles ;). Ich bin etwas in Eile.

Simon
 
Kapitel 78 – Eigen-Sucht

„Guten Morgen. Hast du...schön geschlafen?“

„Hmf. Morgen, Golem. Geht so, aber ich werds überleben...wie war deine Nacht?“

“Ich war fleißig.“

„Heißt was?“

„Am Spinnenwald-Wegpunkt wartet ein ganzer Haufen Leichen auf Verwertung.“

„Oh, das ist prima. Hoffentlich werden die neuen Skelette nicht gleich wieder alle durch einen einzigen Zauber ausgeschaltet, aber so oder so fühle ich mich mit ihnen weitaus sicherer. Dann ist dieser Zauber wenigstens einmal nicht auf mich gezielt. Hm, wenn du mich kurz alleine lassen würdest, ich bin dann in zehn Minuten oder so draußen.“

Der Zweite nickt.

„Aber natürlich.“

„Gut. Ach...ich nehme stark an, die Idee für die Leichensammlung kam vom Zweiten? Nur so ein Gedanke?“

„Tatsächlich tat sie das, ja.“

„Fein gedacht. Na denn, bis gleich.“

Er ist schlauer, als gut für ihn ist...

Stell dir mal vor, er wüsste Nichts von mir – dann könnte er glatt misstrauisch werden. Aber du bist so wunderbar einfach nachzuahmen, ein wenig Weinen über sinnlose Dinge und netter sein, als meinem Magen gut tut.

Ich habe gar keine Lust mehr, dazu noch etwas zu sagen...
Wir warten gleich neben der Tür, und ich genieße die Ruhe. Die Nacht war extrem anstrengend dafür, dass ich komplett ausgeschaltet war während ihr. Im Körper gefangen zu sein ist einfach kein Spaß, und dem Zweiten dabei zusehen zu müssen, wie er Horden über Horden von Monstern abschlachtet, auch nicht. Er hat sich immerhin etwas zurückgehalten – aus „Vernunft“ – aber es sind sicher die dreifache Menge an Leichen entstanden, als der Meister verwerten kann. Das ist allerdings nicht der Grund für meine geistige Ermattung...ich habe sogar festgestellt, dass es gar nicht so schwer ist, für was mein Körper so missbraucht wird einfach zu ignorieren. Die Bilder sind natürlich in mir gespeichert, aber ich muss mich ja nicht an sie erinnern, wenn ich nicht...argh, wie jetzt...drandenke. Wobei ich auch schon Schlimmeres gesehen habe. Es waren ja nur Dämonen.
Gleichfalls habe ich nach etwa einer Stunde fruchtlosen Kopfzerbrechens aufgegeben, eine Lösung zu finden, wie ich die Kontrolle des Zweiten loswerde...er hat einen „geistigen Block“ eingebaut? Ich habe keine Ahnung, was genau das bedeuten soll... ich weiß auch immer noch nicht, wie ich es letztes Mal schaffte, zu entkommen. Schwarze Tentakel...ich schaffe es nicht, die Wand an Metaphern in mir zu durchdenken.
Nein, ich habe mir wieder und wieder Deckards Worte durch den Kopf gehen lassen. Er hat sie an den Zweiten gerichtet, aber mich gemeint, und ich fühle mich durchaus angesprochen. Wobei ich mir immer noch nicht sicher bin, ob ich sie einfach so hinnehmen soll. Der Zweite hat sie sofort als Unfug abgetan, ich für meinen Teil verstehe sie nicht völlig. Hätte ich nur genauer nachfragen können!
Es ist noch nicht so lange her, dass ich erschaffen wurde...und von Anfang an habe ich mir schwer getan, mit der Verantwortung des Lebens umzugehen. Ich wurde in diese Welt geworfen als Kriegsmaschine mit eindeutigem Zweck: Schützen des Meisters durch Töten seiner Gegner. Gleichzeitig musste ich nach nur kurzer Zeit feststellen, dass ich mehr bin als das – und mehr sein will. Und mich das Töten an sich eigentlich abstößt. Bisher hatte ich selten eine Wahl, habe mir auch nicht wirklich viel Gedanken darüber gemacht, weil mir keine Zeit blieb...und der gefährliche Einfluss des Zweiten, zunächst noch völlig unentdeckt, tat sein Übriges.
Jetzt gingen mir schmerzhaft die Augen auf und mein Blick fiel auf die Entwicklung, die ich durchgemacht hatte...zum Schlechteren. Der allgegenwärtige Hass im Dschungel ließ mich weiter und weiter von dem abdriften, der ich eigentlich sein wollte: Ein Beschützer, kein Mörder. Und in Travincal kam es sogar noch schlimmer: Um zu beschützen, musste ich zum Mörder werden.
Schlimm genug, und die Schuld darüber lastet schwer auf mir, aber es ist nicht so, als ob ich wirklich etwas dagegen tun könnte, nachdem es nun geschehen ist. Ich bin davon überzeugt, dass ich auch ohne die „Hilfe“ des Zweiten darüber hinweggekommen wäre, eine sehr harte Lektion gelernt hätte und von nun an vermieden hätte, überhaupt in Situationen wie diese zu kommen. Rational weiß ich ja, dass unsere Mission extrem wichtig ist, und die Hauptmotivation meiner Existenz ist immer noch der Schutz des Meisters, dagegen kann ich nicht wirklich an, also war es nicht einmal wirklich meine Entscheidung in Travincal.
Aber jetzt kommt Deckard und bringt eine komplett andere Argumentation daher: Es sei also gar nicht so wichtig, was geschehen ist, sondern wie wir damit umgehen – Ersteres lag nicht in unserer Macht, aber die Aufarbeitung sei extrem wichtig. Das ignorierte allerdings komplett den Weg, der zu dem geführt hat, was im Tempelbezirk geschah, und das sollte auf keinen Fall so sein, finde ich.
Am meisten wurmt mich nämlich eigentlich, dass mir die ganze Reue erst hinterher kommt – ich hatte Hemmungen, ja, aber die sind erschreckend schnell gefallen. Der Eifer des Gefechts? Ja, aber warum bin ich denn so eifrig? Aber da sind wir wieder beim Einfluss des Zweiten, und davon kann Deckard ja Nichts wissen. Dennoch: Es ist sträflich, zu vernachlässigen, was bisher passiert ist und sich nur auf die Zukunft zu beschränken. Travincal markiert den Beginn einer ganz wichtigen Kreuzung in unserem Weg, der eine Weg führt sicher in den Abgrund, der andere „nur“ zu weiteren Prüfungen. Aber gerade, weil diese Kreuzung so wichtig ist, sollten wir uns doch die Zeit nehmen, zurückzublicken!
So weise er ist, denke ich doch, dass Deckard hier einen Fehler begeht...er versteht nicht völlig, wer ich eigentlich bin. Ich rechne es ihm hoch an, dass er mich behandelt, als wäre ich ein ganz normaler Mensch, der mit Problemen zu ihm kommt – als wäre ich ein Freund...
Aber ich bin keiner, so gern ich das wäre. Ich bin nicht einmal einen Monat alt! Verdammt, meine Intelligenz ist voll ausgebildet, mit einer gewaltigen Portion künstlich eingeführter Informationen vom Zweiten, was allein schon bedenklich ist, aber ich kann keine Erziehung vorweisen, keine Erfahrungen, keine Erinnerungen. Es ist ein absolutes Wunder, dass ich überhaupt fähig bin, sozial zu funktionieren – vielleicht ist das auch dem Zweiten zu verdanken, der mir einen Haufen von Verhaltensregeln mitgegeben hat – aber das ist Alles so...leer. Seelenlos. Und das darf es nicht sein. Der Großteil dessen, was ich tue, wie ich mich verhalte, wird von einer Fülle an Faktoren gesteuert, die sich komplett meiner Kontrolle entziehen. Was ich bisher aus persönlicher Motivation, dem schlichten Gefühl des Wollens tue, ist minimal – ich reagiere nur. Klar kristallisiert sich so langsam heraus, welche Rolle ich mir überhaupt für mich vorstelle, aber es ist so...vage. Ich weiß, dass ich eine Seele habe, es muss so sein, aber ich will das anerkannt haben! Ich will, dass man mich ansieht, und nicht denkt „aha, das ist der Golem des Generals“, sondern „das ist Golem. Nicht irgendein Golem, sondern der Golem. Ach ja, und er wurde vom General erschaffen, aber eigentlich ist er sein Freund“. Darüber hinaus...weiß ich nicht, was ich will. Freiheit, zu tun und lassen was ich will? Die hat nicht einmal der Meister, das verschieben wir auf friedlichere Zeiten. Aber doch zumindest in gewissen Grenzen...
Ich schweife wieder ab in meinen Gedanken. Wenn ich will, dass man mich als Individuum sieht, dann brauche ich eine eigene Persönlichkeit, nicht ein Konstrukt aus Regeln, Normen und Ideen, die mir ein Soziopath aufoktroyiert hat. So neutral diese auch scheinen. Kann ich es wissen? Wie soll ich etwas prüfen, was zu einem Großteil ich bin?
Nein, ich muss anfangen, meinen eigenen Weg zu gehen, meine eigene Moral zu entwickeln, basierend auf meinen eigenen Erfahrungen, meinen eigenen Erinnerungen – und ich muss dafür aus meinen eigenen Fehlern lernen.
Und Letzteres ist, was mich so beschäftigt, und eben jenes hat auch Deckard übersehen. Bisher war ich nämlich wirklich schlecht darin, genau das zu tun. Ich scheine unfähig, meine Lektion zu lernen und dieses Wissen dann auch anzuwenden. Wie oft muss ich mich noch daran erinnern, dem Zweiten nicht zu vertrauen? So sehr er weicher zu werden scheint...er ist im Herzen immer noch er selbst, ein Irrer. Von einem moralisch völlig korrumpierten Individuum erzogen, und im Gegensatz zu mir hatte er Niemand anderen, von dem er lernen hätte können. Ich bin zwar eingeschränkt durch die geringe Menge an Quellen für mein Wissen, aber ich kann wenigstens wählen, wem ich Vertrauen schenken sollen bei den wichtigen Fragen des Lebens – oder eben nicht.
Also, tut mir Leid, Deckard, so leicht ist es nicht. Das Gute kann durch uns noch siegen, und deswegen war es nicht absolut verdammenswert, was wir getan haben, aber mir persönlich hilft das nicht im Geringsten weiter.
Zurück ans Zeichenbrett also. Das konnte ich diese Nacht tun. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass hier der Weg eigentlich das Ziel ist. Was ich so mitbekomme von anderen Menschen, also Leuten, die gut zwanzig Jahre oder gar mehr Erfahrung mit dem Leben an sich haben, ist, dass es nie so ist, dass man sich absolut sicher sein kann, ob eine bestimmte Aktion richtig war, ob man auf dem richtigen Weg ist, ob es sich lohnt, seine Träume zu verfolgen. Dafür ist die Welt letztlich auch zu sehr durch Zufall bestimmt, und wir leben nicht in einem Vakuum – mit so vielen Leuten um uns herum, die einfach anders sind, mal weiser, mal verrückter, mal böse...kann man Nichts einfach festlegen. Philosophische Fakten gibt es nicht, deswegen muss man ja auch philosophieren. Aber, und da kann ich Deckard zustimmen, solange man erkennt, dass man sich immer Gedanken machen muss, dass man seine Handlungen stets hinterfragen muss, solange es so etwas wie Reue für einen gibt – dann ist man prinzipiell nicht auf dem falschen Weg. Dann besteht immer Hoffnung.
Und mit Hoffnung ist noch nicht einmal die Zufälligkeit der Welt ein großes Problem. Denn, das sagt mir meine Hoffnung, was auch passiert: Der Himmel wacht über mich. Etwas, das ich sicher nicht vom Zweiten gesagt bekommen habe. Und ich glaube auch mehr daran als der Meister, wenn ich mich nicht irre. Ich habe nicht einmal eine genaue Ahnung von der Religion, die die Menschen haben, mit denen ich täglich rede, weil sie ihnen offenbar nicht wichtig genug ist, darüber ständig zu reden – aber ich finde, das ist gut so. Schließlich ist es ja auch nicht so, dass der Himmel unser gesamtes Handeln bestimmt, das wäre grauenhaft. Wir sind unsere eigenen Herren! Nur manchmal ist ein kleiner Wegweiser in die richtige Richtung sehr willkommen. Ob man ihn annimmt, kann man ja immer noch entscheiden...nur sollte man die Augen offen halten, um ihn zu erkennen.

Was mir auch ein wenig das Magendrücken nimmt, weil ich auf keine Lösung gekommen bin, um wieder die Kontrolle zu erhalten. Es wird sich etwas ergeben, hat es letztes Mal ja auch. Mit Glück, ja, aber ich war auch geistesgegenwärtig genug, um die Chance zu ergreifen.

Du bist so still.

Ich denke über das Leben nach.

Was zur Hölle?

Willst du meine Schlussfolgerungen hören?

Verschone mich.

Sie sind nicht so übel, finde ich.

Uuund da kommt der Meister wie schade ich konzentrier mich dann mal auf ihn.

„Hast du hier etwa gewartet, Golem?“

„Was zu tun war, ist schon erledigt, also habe ich mir etwas Ruhe gegönnt.“

„Ja dann...also, reden wir mit Deckard über was auch immer...oh, vergiss es. Da ist er schon.“

Hm, er hat sicher schon eine ganze Weile hergesehen um darauf zu warten, dass der Meister ans Licht tritt – er wollte wirklich nicht, dass er das Gespräch über Alkor verpasst – aber dann hat er ja auch gesehen, dass mein Körper hier über zehn Minuten herumstand. Sonst ist er doch immer auf ein Pläuschchen aus, warum hat er keines mit mir gesucht, während wir warten?

„Guten Morgen, General! Golem. Wie war Euere Nacht?“

„Mäßig, aber ich hab auch schon schlechter geschlafen. Ich weiß, das ist leicht bedenklich, aber am meisten haben mich Gedanken wach gehalten, warum ich mir eigentlich so wenig Gedanken mache...vergiss es. Worüber wolltest du mit mir reden?“

„Hm. Äh, Alkor. Es geht um Alkor. Er macht mir schwere Sorgen.“

Der Meister wird bleich und schlägt eine Hand auf den Mund.

„Oh Himmel, den hatte ich komplett vergessen. Das tut mir jetzt aber ernsthaft Leid.“

„Dafür seid Ihr entschuldigt, aber jetzt sollten wir etwas tun. Er ist die ganze Nacht am Brauen gewesen, sein Kamin hört nicht auf zu rauchen, und er lässt Niemanden in seine Hütte. Ich habe Aschara darauf angesprochen, aber sie meinte, sie will Nichts tun, solange er Nichts tut – weil wir keinen Konflikt brauchen können auf den Verdacht, dass er sich mehr antut als seltsame Substanzen zu trinken. Dafür hätte sie noch Niemand festnehmen lassen, solange er brav bleibt. Das kann ich insofern verstehen...und sie war nett genug, ein Paar Eisenwölfe zur Bewachung seines Labors abzustellen – aber dennoch...wir sollten ihn wirklich davon abhalten, sich selbst zu zerstören.“

„Sicher, sicher! Gehen wir sofort hin.“

„Ich bin dabei.“

Natürlich sind wir das, aber du hast diese Angewohnheit, sinnlose Kommentare zu machen...

Du musst dich nicht wirklich konstant dafür entschuldigen, eine schlechte Imitation meiner selbst zu liefern...

Doch, muss ich, wenn ich nicht laut herausschreie, wie blöd es ist, explodiert mein Kopf.

Dann sollte ich dir öfter sagen, dass du still sein sollst – vielleicht hilft es ja einmal, und mein Problem löst sich in Luft auf?

Dich möchte ich mal sehen ohne mich. Wobei, lieber nicht, das wäre ein ziemliches Trauerspiel.

...nun, ich will dich ja auch nicht alleine agieren sehen, also sind wir uns mal wieder einig...

Die Wachen lassen uns kommentarlos durch. Einer von ihnen ist Vanji, der noch säuerlicher als sonst dreinblickt – kein Wunder, bei so einer ihm wohl sicher extrem sinnlos erscheinenden Aufgabe, das Haus eines alten Alchemisten zu bewachen. Wenn er wüsste...

Ob Aschara wohl zu Ohren gekommen ist, was er von ihr hält, dass sie ihn auf diesen Drecksposten gesteckt hat? Er sieht aus, als wäre er die ganze Nacht hiergewesen.

Hm. Und den anderen kenne ich doch auch als ziemlichen Nörgler...

Ha, mir kommt ein Gedanke. Erinnerst du dich an den Gesichtsausdruck der beiden, als wir aufgedeckt haben, dass Isenhart uns verraten hat? Und später, als Aschara uns das Gold und das Gerümpel angeboten hat, das er aus Unter-Kurast geklaut hat?

Ja...? Oh, du meinst, diese beiden könnten die gewesen sein, die ihm geholfen haben, das Zeug zu verstecken?

Ist Vanji zuzutrauen, oder?

Prinzipiell...ich sehe ungern auf das Schlechte in Menschen, aber bei Devak zum Beispiel fände ich den Gedanken sehr seltsam, bei ihm dagegen...nun, was soll es, wir wissen es nicht.
Ich brauche auch eine kurze Weile nach dem kleinen Dialog, um komisch zu finden, dass wir trotz unserer aktuellen Situation gerade ein ernsthaftes Gespräch ohne die kleinste Spitze geführt haben...
Der Meister klopft an die Holztür.

„Alkor! Wärst du so gut, mich rein zu lassen? Ich könnte ein paar Tränke brauchen...und würde mich gern kurz mit dir unterhalten.“

Es ist kurz still; dann dringt eine kräftige Stimme durch die Tür, viel tiefer, als sie sein sollte...viel tiefer. Sie erinnert mich ein wenig an die des Zweiten...

„Aaah, General. Leider muss ich dich enttäuschen, ich bin gerade mit einem sehr wichtigem Experiment beschäftigt, das meine volle Aufmerksamkeit verlangt. Wenn ich es vollendet habe, werden die Resultate...überwältigend sein, davon bin ich überzeugt! Geht mir nur etwas mehr Zeit...“

Der Meister wechselt einen Blick mit Deckard. Beide verziehen die Mundwinkel.

„Das klingt...nicht sehr vertrauenserweckend.“

„Es ist schlimmer geworden...“

„Was sollen wir tun? Wenn er uns nicht reinlässt...“

„Einfache Lösung.“

Der Zweite tritt näher an die Tür, greift an die obere Angel, drückt gegen das Holz, dreht seine Hände auf eine bestimmte, offenbar gut eingeübte Weise, und die schweren Holzbalken poltern zu Boden, die untere Angel mitreißend.

„Aaaaah!“

Nach nur einem Schritt hält der Zweite inne wie von einer Wand gestoppt. Alkor – oder was aus ihm geworden ist – lehnt an einem seiner Arbeitstische, den Arm vor sein Gesicht haltend. Er ist grotesk angeschwollen, wie der Rest seines Körpers auch. Sein Rücken hat einen asymmetrischen Buckel bekommen, eines seiner Beine ist verdreht, verkrüppelt durch zu schnell unnatürlich gewachsene Muskeln. Seine dicken Finger sind so weit voneinander weggespreizt, dass sie mehr wie die Krallen eines Vogels wirken. Trotz der Schwellung dürfte er noch gut mit ihnen umgehen können...und das macht die Sache noch schlimmer; er wirkt nicht irgendwie vernichtet durch den Übergebrauch der Elixiere, sie haben ihn tatsächlich stärker und geschickter und lebendiger gemacht, und womöglich auch seine Fähigkeit, Mana zu speichern, extrem erhöht, wobei man Letzteres nicht sieht. Nur...er ist zu einem Monster geworden, man muss die Sache beim Namen nennen.
Deckards Stimme ist von hinten zu hören, aber nur als Flüstern.

„Alkor...was habt Ihr mit Euch angestellt?“

„Das ist zu früh!“

Er reißt den Arm nach unten, und ich zucke innerlich zusammen, als ich sehe, was mit seinem Gesicht passiert ist.

„Golem, was fällt dir ein? Warum musstest du hier eindringen? Das ist...nicht in Ordnung! Ich bin, ich bin, ich sehe...imperfekt aus! Bald schon wäre er fertig gewesen, der Trank, der die Sache abschließt, meine Verwandlung in ein Überwesen vollendet, dank des Buches, das du und dein Meister mir so gnädig überlassen habt! Habt ihr denn keine Geduld?“

Der Zweite tritt einen Schritt näher.

„Alkor, du bist völlig wahnsinnig geworden.“

„Golem, nein...“

„Wahnsinn? Golem, du verstehst wohl nicht? Ich bin gesünder, stärker, besser als ich es je war! Sieh mich an! Ich war alt, ich war schwach, kränklich, meine Haare fielen aus, ich konnte nur gebückt gehen, jetzt bin ich jung, mächtig...nur eines fehlt noch, eine Komponente! Sie ist hier!“

Er gestikuliert hektisch auf den Kessel hinter ihm, in dem ein Süppchen zweifelhafter Qualität brodelt.

„Schönheit, meine Freunde! Ich habe es euch gesagt, ich werde ihr Geheimnis entdecken! Meine Selbstversuche...mir ist nicht entgangen, dass sie ein wenig hübsches Bild zeichnen, aber dem kann man Abhilfe schaffen! Wenn dies hier vollendet ist, dann bin ich es auch! Mir selbst würde diese Form genügen...ich verstehe das allgemeine Verlangen nach Schönheit nicht...aber stellt euch das nur vor, eine Mischung aus Tränken, ein Schluck, und man ist übermenschlich stark, geschickt, lebendig, der beste Zauberer der Welt und ätherisch schön! Man wäre...perfekt!“

„Mein alter Freund...so etwas wie Perfektion existiert gar nicht in diesem Universum...das macht es so interessant. Ihr zerstört Euch selbst mit Euerer Gier nach Macht, ich bitte Euch inständig, haltet ein!“

„Macht?“

Alkor schlägt eine gewaltige Faust in die andere; ich bilde mir fast ein, bis hier einen Luftzug zu spüren.

„Dass du mir das vorwirfst, Deckard, mein geschätzter Kollege! Ich bin nicht so wie die Feldherren, die Diktatoren, die du kennst! Nein...ich bin bescheiden. Was ich tue, tue ich nicht für mich! Seit jeher bin ich ein treuer Diener der Menschen, heile sie mit meinen Tinkturen, forsche für ihr Wohlergehen – was mache ich jetzt mehr? Wenn mein perfektes Getränk soweit ist, werde ich es jedem Menschen zugänglich machen! Wir werden eine Rasse, die über sich selbst hinausgewachsen ist – verwenden das Wissen der Dämonen gegen sie selbst, und nie wieder werden sie uns besiegen können, weil wir stärker sein werden als wir es uns je zu erträumen gewagt hätten!“

Der Meister ist auch in die Hütte gekommen.

„Du hast dir all das wirklich aus Altruismus angetan?“

„Welch größere Motivation könnte es geben? Ha, General, du machst doch auch nichts Anderes, oder tötest du all diese Dämonen nur für den Ruhm? Sicher...ich werde schon darauf achten, dass die Welt weiß, dass ich, Alkor, der größte Alchemist aller Zeiten für ihren Aufstieg verantwortlich war, aber ich will nur Anerkennung...nur, dass meine Arbeit die Beachtung findet, die sie schon immer verdient hätte...“

Eine armselige Träne rinnt aus etwas, das einmal ein Auge war, und mir wird etwas schlecht, während seine Stimme in diesem grollenden Bass sich überschlägt, von zornig zu träumerisch zu verbittert wechselt, wie seine Stimmungen auch. Die des Meisters ist auch nicht mehr wirklich fest.

„Sicher...wirst du Wertschätzung dafür bekommen, Alkor, aber...ich glaube nicht, dass es richtig ist, der Menschheit so etwas in die Hand zu drücken. Denkst du nicht, dass es extrem gefährlich ist, jeden Einzelnen so stark zu machen?“

Und geflüstert fügt er noch einen Satz hinzu.

„Abgesehen davon, dass einen das Zeug offenbar völlig den Verstand verlieren lässt...“

Deckard versucht es ebenfalls mit Diplomatie.

„Sieh doch, was aus dir geworden ist, Alkor. Vielleicht kannst du es noch korrigieren – vielleicht – aber das ändert Nichts daran, dass es falsch wäre, jeden Menschen durch dämonische Rezepte quasi unsterblich zu machen. Alles würde zusammenbrechen!“

„Natürlich nicht, was redet ihr! Und ihr meint, ich wäre wahnsinnig? Was könnte je falsch daran sein, Unsterblichkeit zu erlangen? Die ewige Furcht vor dem Tod, besiegt! Und...die ewige Furcht vor den Dämonen...mit dieser Macht, versteht ihr nicht, könnten wir die Hölle selbst stürmen! Unsere Fäuste in die Kehlen der Übel selbst rammen und ihre schwarzen Herzen herausreißen!“

„Wir dürfen dieses Ziel...nicht mit allen Mitteln verfolgen...“

Genau!
Ich sehe den Meister mit großen Augen nicken; er versteht. Aber Alkor...er ist jenseits jedes Verständnisses.

„Ihr Narren! Vielleicht habe nur ich den Mut dazu? Ich hatte immerhin den Mut, all diese Rezepte an mir selbst zu testen! Ihr werdet mir nicht meinen Triumph nehmen, und nicht der Menschheit ihre endgültige Rettung! Raus mit euch, raus! Das ist mein Haus! Hier geschehen Wunder!“

Plötzlich rennt er auf uns zu.

„Golem...!“

Aber noch bevor der Meister sein eines Wort haucht, hat der Zweite schon einen halben Schritt nach vorne gemacht – er war die ganze Zeit schon in kampfbereiter Stellung, dass das eine solche war, habe ich nur nicht bemerkt bis jetzt – und wenngleich Alkor schneller ist als bei der Masse erwartet, erwartet er auch nicht, dass wir so schnell sind. Und er ist alles andere als ein erfahrener Kämpfer. So trifft ihn die ausgestreckte Hand des Zweiten mitten auf der Brust, bricht seinen Ansturm, lässt ihn etwas zurückweichen, und mit einem rechten Haken direkt auf die Kinnspitze fliegt er nach hinten zurück. Sein massiger Körper knallt mit dem Hinterkopf gegen den Tisch, das Geräusch splitternden Holzes ertönt.

„...gut gemacht.“

„Du wagst es?“

„Huh?“

Alkor stemmt sich hoch. Was? Ich habe die Wucht des Schlages gespürt, den mein Arm durchgeführt hat, sein Kiefer müsste Staub sein! Aber er ist völlig unbeeinträchtigt...

Diese ganzen Vitalitätselixiere...

Verdammt!

„Du wagst es, den Fortschritt so aufzuhalten...ich dachte, ihr würdet noch zur Vernunft kommen, aber ihr seid...Verräter! Verräter an der Menschheit! Ich sollte euch Alle...“

„Alkor.“

Sein bisher unfokussierter Blick schießt zu mir; er wischt sich den Sabber aus dem Mundwinkel.

„Was?“

„Dein Schönheitstrank läuft aus.“

Tatsächlich – der Aufprall seines Gewichts auf den Tisch hat den Topf umgeworfen und die dicke Flüssigkeit rinnt auf den Boden.

„Nein!“

Schnell fährt er herum, uns komplett vergessend, und richtet das Gefäß auf.

„Es ist noch was da! Es ist noch...ich muss...es vollenden! Schnell! Bevor die Verräter...etwas hiervon...etwas davon...was brauchen wir noch...“

Er kippt hektisch Zutaten in den Topf, kurze Blicke in das Schwarze Buch werfend, das offen neben ihm liegt. Deckard legt mir eine Hand auf die Schulter.

„Golem, wir sollten...“

Da schießt mein Kopf zu der verschütteten Flüssigkeit, die gerade zäh auf den Inhalt eines achtlos auf den Boden geworfenen Gefäßes zurinnt, der sich in einem kleinen Haufen verteilt hat. Daneben sind noch weitere obskure alchemistische Zutaten, die Alkor einfach fallen hat lassen.

„Alkor! Komm zu Sinnen, dein Teufelstrank wird...“

Die Flüssigkeit berührt das weiße Pulver. Es zischt.

„Was...“

Eine Stichflamme schießt aus dem Gemisch.

“Hinter mich, Meister!“

Schneller, als ich dem folgen kann, frisst sich eine Flamme durch die verschiedenen Substanzen auf dem Boden, wechselt mehrfach die Farbe, erreicht eines der Regale...Alkor, der inmitten eines beginnenden Infernos steht, reißt seinen verzerrten Mund auf und beginnt einen Schrei...
Und Alles um ihn herum explodiert. Glühendes Feuer fährt mir entgegen, der Zweite breitet die Arme aus, als würde er es willkommen heißen, und meine Welt wird in unerträgliche Hitze gehüllt.
Für eine halbe Sekunde. Ein paar weitere braucht es, damit ich feststelle, dass ich noch lebe. Meine Sicht ist schwer verschwommen, als hätte Jemand die Welt mit Wasserfarben gemalt und vor dem Trocknen in einen Fluss geworfen, aber ich kann feststellen, wie es in etwa aussieht. Das Dach ist eingebrochen, ein guter Teil davon liegt auf mir, die gesamte Inneneinrichtung ist komplett zerstört...aber das ist egal! Der Meister muss noch leben, sonst würde ich es auch nicht mehr! Hoffentlich...hoffentlich ist er nicht kurz davor, diesen Zustand zu ändern...
Da kracht ein Fuß neben meinem Kopf hinunter. Oh...das glaube ich jetzt nicht...

„Ihr habt es zerstört!“

Alkors Stimme ist noch unmenschlicher geworden, als sie es vorher schon war.

„Wie konntet ihr das tun?“

„Alkor...wie zur Hölle...“

Er ist schwer verbrannt, sicher ist kein Zentimeter seiner Haut noch heil, aber das scheint ihm überhaupt Nichts auszumachen. Ohne sichtbare Beeinträchtigung packt er einen am Boden liegenden Körper und reißt ihn am Kragen hoch; der Meister baumelt an der gewaltigen Hand. Seine Haare sind versengt, sein Gesicht rußgeschwärzt, aber er wirkt ansonsten in Ordnung. Noch.

Er hat...wirklich viele dieser Elixiere getrunken...beeindruckend.

Zweiter...warum leben wir noch?

Ich habe keine Ahnung, was genau gerade Alles explodiert ist, vielleicht halten wir ja grüne Flammen besser aus als gelbe, was weiß ich? Nebenbei, die Explosion ist einfach über uns hinweggefegt, wir hatten gar keine Gelegenheit, groß zu schmelzen. Die Druckwelle konnten wir ab...

Schön, aber jetzt sollten wir etwas unternehmen! Schon schließt sich Alkors freie Hand wie die eines Monsters um den Schädel des Meisters.

„Du und dein Golem, ihr habt Alles kaputt gemacht! Ich hätte es für euch getan, aber jetzt ist Alles dahin! Das Buch ist vernichtet...meine Forschung war für Nichts!“

Das Buch?

Himmel, Zweiter, es war mitten in der Explosion, mich würde wundern, wenn überhaupt noch etwas übrig ist davon außer Staub!

Dieser...hätte er nicht besser aufpassen können? Argh! Das verkompliziert die Dinge nur unnötig!

„Alkor, was tust du?“

Hilf dem Meister!

Ja, verdammt!

„Du hast dafür gesorgt, dass ich in diesem Körper feststecke! Ich bin ein Monster wegen dir! Dafür zahlst du!“

„Du willst doch nicht etwa...Alkor, es gibt sicher Möglichkeiten, beruhige dich, wenn du jetzt ausrastest...“

„Ihr hattet keine Geduld – jetzt habe ich auch keine mehr!“

Und ich auch nicht.

Alkors Haut wäre vermutlich verdammt widerstandsfähig durch die ganzen Muskeln, die Schwellungen, womöglich auch dicker...sie hat dafür gesorgt, dass er eine Explosion überlebt hat, die ein ganzes Haus zerstörte.
Jetzt ist sie allerdings weg. Und damit hält Nichts den Krummsäbel des Zweiten davon ab, sein Herz zu durchbohren.
Mit einem erstickten Keuchen bricht er zusammen, den Meister fallen lassend wie einen nassen Sack.

„Das tut mir jetzt...tut mir Leid.“

„Alkor...“

Deckard Cain kämpft sich aus einem Haufen Holzsplitter heraus; er sieht ebenfalls zerrüttet aus, aber grundsätzlich unverletzt.

„...du hättest so viel Gutes mit deinem Talent tun können...“

Der Meister atmet heftig.

„Danke, Golem...ich wünschte, es hätte so nicht enden müssen.“

„Ich wünschte auch, die Sache hätte sich anders lösen lassen.“

Überraschenderweise schwingt kein bisschen Unehrlichkeit in der Aussage des Zweiten mit.

„Himmel...wir hätten früher eingreifen sollen...“

„Ich weiß nicht, ob Ihr etwas hättet tun können, mein Freund. Sein Schicksal war besiegelt, als er der Versuchung des Ruhms erlag. Nehmt ihn Euch als schlechtes Beispiel...“

„Ja...nun, damit tut es mir noch mehr Leid, dass ich Zeit verschwendet habe, um ihm das Schwarze Buch zu besorgen. Verdammt! Es ist vernichtet, und hat indirekt auch ihn vernichtet!“

Ein vielsagender Blick des Weisen streift den Meister. Dieser zieht die Schultern hoch.

„Es tut mir Leid, dass ich nicht auf Euch gehört habe.“

„Geschehen ist geschehen, mein Freund...“

„Das heißt, wir müssen wieder nach vorne blicken, hm? Ich denke, du wirst es schaffen, dich darum zu kümmern, dass hier Alles in Ordnung kommt. Wir müssen los...keine Zeit zu verlieren...“

„Was ist hier los?“

Eine Menge Schaulustige haben sich bereits versammelt, aber eine Eskorte aus Eisenwölfen hat dafür gesorgt, dass Aschara problemlos zu uns durchkam. Deckard wendet sich ihr zu.

„Es ist geschehen, was ich befürchtet habe...Alkor hat sich selbst vernichtet. Allerdings auf etwas andere Weise, als ich dachte...“

„Ich will Details! Alle Details! Ihr zwei, General und Ihr auch, wir sprechen uns privat, bevor ich nicht von Jedem gehört habe, was genau passiert ist, geht Niemand irgendwohin.“

„Aschara, ich muss los...“

„Nein. Ihr könnt jetzt nicht weglaufen, General. Ich denke zwar nicht, dass Ihr dafür verantwortlich seid, dass ein respektiertes Mitglied unserer Gemeinschaft hier jetzt tot in den Trümmern seines Hauses liegt, aber wenn Ihr einfach verschwindet, wird dieses Gerücht aufkommen, und das könnt Ihr auch nicht brauchen, oder?“

„Nein...“

„Und was zur Hölle ist diese Kreatur überhaupt? Ein neues Golemmodell?“

„Das...war Alkor.“

„Was?“

„Wenn ich kurz einen Vorschlag machen dürfte.“

Die Augen der Anwesenden richten sich auf mich, als der Zweite spricht.

„Vielleicht sollten wir Panik vermeiden. Wenn die Leute diese Leiche sehen – was aus Alkor geworden ist – ist die Chance groß, dass genau das entsteht. Ich denke, Ihr könnt auf mich verzichten in dem folgenden Verhör...erlaubt mir, den Körper in Stille zu beerdigen. Ein Tuch zum Verdecken, und ich beseitige ihn heimlich im Dschungel.“

Aschara wirft einen langen Blick auf das tote Monster.

„...keine völlig abwegige Idee. In Ordnung, Golem, mach das. Holt ein solches Tuch!“

Und so stehe ich binnen einer halben Stunde nach hastigem Abschied von den Menschen über einem ebenso hastig ausgehobenen Grab. Der Zweite ist ein sehr guter Totengräber...

„So, du verdammter Narr, das ist mehr, als du verdienst! Wie kann man nur so viel Potential verschwenden? Es macht mich krank, diese ganze Mühe umsonst! Der Meister hätte sterben können deswegen, und du dankst es ihm so? Pah! Wenn ich auf dich spucken könnte...fahr doch zur Hölle.“

Der Himmel möge seiner Seele gnädig sein...er wollte anfangs nur das Beste...

Haha, klar.

Für seine harten Worte legt der Zweite die verbrannte und durchbohrte Leiche erstaunlich sanft in die feuchte Grube, schaufelt schnell Schlamm und Erde darüber, packt sie fest und fügt noch eine Schicht Steine hinzu. Diese kaschiert er mit mehr Erde und pflanzt dann den Busch wieder darüber, den er ausgegraben hatte, um darunter das Grab zu schaufeln.
Warum diese Mühe?

Er hat gewaltige Mengen seiner Elixiere getrunken. Noch ist so etwas nicht möglich, aber ich kann mir gut vorstellen, dass man einmal in der Lage sein wird, aus seinem Körper die Zutaten zu extrahieren.

Du...siehst das hier als Vorratslager für extrem gefährliches Wissen für die Zukunft?

Wenn sie nah genug ist, kann der Meister selbst noch die Belohnung aus der Suche nach dem Schwarzen Buch abholen...das wäre nur gerecht.

Du bist völlig krank.

Ich halte das für sehr schlau.

Das will ich nicht einmal abstreiten. Aber es ist...perfide.

Als ob es etwas Neues wäre für dich, Leichen für bestimmte Zwecke zu nutzen...

Da reißt uns eine Teleportation des Meisters mit sich. Der Zweite hatte den Wegpunkt im Großen Moor benutzt, um eine gute Stelle für das Grab zu suchen, also zieht es uns in den Spinnenwald, als der Meister diesen Wegpunkt benutzt; wie geplant.

„Alles erledigt, Golem?“

„Ja. Er hat seine ewige Ruhe.“

„Schön. Diese Leichen hier haben dagegen noch etwas vor sich...aber bevor ich sie skelettiere, eine Frage.“

„Was, General?“

„Wie hast du es denn schon wieder geschafft, meinen Golem auszutricksen, Zweiter?“
 
Ich sage es nochmal..lass Dir Zeit Simon^^wir wollen ne tolle Story und nich etwas was in wenigen Stunden zusammengezimmert wird xD

Also los her mit dem Kapitel^^

UNd da war es auch schon xD

Nette Idee,Alkor zum Muskelpaket zu machen und letztendlich verenden zu lassen^^.Ein junger Alkor..mensch,mensch xD

Ich werde Ihn mir garantiert als schlechtes Beispiel nehmen,wenn man nach Macht giert^^

Wieder einmal,klasse Idee und Umsetzung ( ja ich weis,der SChleim trieft =D )
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde eher sagen "elegant Gelöst" das Thema mit dem losen Storyfaden bei Alkor.

Und dann bin ich natürlich mal gespannt darauf wie der General es geschafft hat den Golem zu durchschauen. Wenn man mal von der Brutalität gegenüber der Tür absieht ^^
 
Huhu :hy:

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Die Hoffnung kann ich hiermit bestätigen. Wenn auch der erste Sinnabschnitt gut dazu geeignet ist, Kopfweh auszulösen - ich wollte erst einen längeren Kommentar dazu reinsetzen, musste aber feststellen, dass das in kurz nicht zu machen ist. Und eine ernsthafte Philosophiediskussion loszutreten steht auf meiner Wunschliste für einen gemütlichen Sonntag Abend nicht ganz oben. Wie auch immer, grob gestolpert bin ich über keine Aussage und speziell die kurze Existenz des Golems sollte in diesem Kontext wirklich unterstrichen werden.
Im Übrigen...
So sehr er weicher zu werden scheint...er ist im Herzen immer noch er selbst, ein Irrer.
Wenn das ein Wink mit dem Zaunpfahl war - ich mag den Zweiten trotzdem ;) Und "Irrer"... Sagen wir mal so: Definiere mir "normal".

Die Interaktion zwischen den Golems gefällt mir hier wieder gut, die Schlussbemerkung des Meisters ebenfalls :)
Wenn ich mich nicht verlesen habe, finde ich die Geistesgegenwart des Generals durchaus bemerkenswert.

Und Alkor... Eine Warnung, eindeutig. "Begibst einmal auf den dunklen Pfad du dich, für immer wird bestimmen er dein Schicksal" - oder so ähnlich.
Ein bisschen weniger Holzhammer-Methodik hätte es vielleicht auch getan. Diese vielsagenden Blicke von Cain... Naja, ist noch so an der Grenze.

Um somit auch meinen Anteil zur Schleim-Party beizutragen: Ein schönes Kapitel, bitte mehr davon.

Seleya
 
Schleim-Party? Da muss ich auch mitmachen :D

Ich finde es wirklich super wie neue Storyelemente hier eingebracht werden, diese ganzen Geschehnisse um Alkor finde ich wirklich genial gut geschrieben.

Wo ich allerdings was zu meckern habe: Du lässt die Aussage des Generals wieder mal so stehen. Wir müssen wieder ne ganze Woche auf auflösung warten, das halte ich nicht durch >.< :D
 
Huhu :hy:
Die Hoffnung kann ich hiermit bestätigen. Wenn auch der erste Sinnabschnitt gut dazu geeignet ist, Kopfweh auszulösen - ich wollte erst einen längeren Kommentar dazu reinsetzen, musste aber feststellen, dass das in kurz nicht zu machen ist. Und eine ernsthafte Philosophiediskussion loszutreten steht auf meiner Wunschliste für einen gemütlichen Sonntag Abend nicht ganz oben. Wie auch immer, grob gestolpert bin ich über keine Aussage und speziell die kurze Existenz des Golems sollte in diesem Kontext wirklich unterstrichen werden.

Das ist eigentlich auch das Wichtigste. Was genau meinst du mit "Kopfweh"?

Im Übrigen...

Wenn das ein Wink mit dem Zaunpfahl war - ich mag den Zweiten trotzdem ;) Und "Irrer"... Sagen wir mal so: Definiere mir "normal".

War kein bestimmter Shout-out an dich oder so.

Die Interaktion zwischen den Golems gefällt mir hier wieder gut, die Schlussbemerkung des Meisters ebenfalls :)
Wenn ich mich nicht verlesen habe, finde ich die Geistesgegenwart des Generals durchaus bemerkenswert.

Und Alkor... Eine Warnung, eindeutig. "Begibst einmal auf den dunklen Pfad du dich, für immer wird bestimmen er dein Schicksal" - oder so ähnlich.
Ein bisschen weniger Holzhammer-Methodik hätte es vielleicht auch getan. Diese vielsagenden Blicke von Cain... Naja, ist noch so an der Grenze.

Bei Cains Blicken habe ich eigentlich nur an eine andere Szene gedacht..."lasst Euch diesen falschen Geisterbeschwörer eine Lehre sein", anyone?

Nebenbei...Alkors Tod auf diese Weise war schon ewig so geplant, noch bevor ich auf die "Pfad des Bösen"-Nebenhandlung bekommen bin, der Holzhammer ist hier rein zufällig eigentlich.

Um somit auch meinen Anteil zur Schleim-Party beizutragen: Ein schönes Kapitel, bitte mehr davon.

Seleya
Man dankt, auch den anderen :).

Simon
 
Huhu :hy:

Ehm, sorry, vielleicht hätte ich mir beim Formulieren des letzten Posts mehr Mühe geben sollen. War wohl etwas missverständlich.

Was genau meinst du mit "Kopfweh"?
Das, was man normalerweise mit "Kopfweh" meint ;) Hervorgerufen durch das ernsthafte Nachdenken darüber, wie man zu den Einzelpunkten steht, was überhaupt die wichtigsten Punkte sind, wie man seine Erkenntnisse dazu vernünftig auf den Punkt bringt - allerdings abgebrochen durch die erleichterte Erkenntnis, dass mich hier niemand zu längeren Analysen zwingt.
Und abgesehen davon wäre ein Zu-Müllen dieses Threads sehr kurzsichtig, wenn man weiterhin auf wöchentliche Fortsetzungen Wert legt, oder?

Was die von mir gesehenen bzw. nicht gesehenen Zaunpfähle anging - da hätte wohl noch ein ";)" hingekonnt. War schon klar, dass das keinen speziellen Bezug hatte, aber da ich gerade an der Stelle beim Lesen den Gedanken "Der Zweite ist trotzdem klasse" im Kopf hatte, passte das ganz gut als Pseudo-Antwort von der Seite des Golems.

Wer wo wie Holzhämmer, Zaunpfähle oder notfalls Kettensägen benutzt oder nicht benutzt ist im Prinzip auch gleichgültig: Die Kernaussage war "Kapitel ist gut, bitte mehr", das ist wohl auch so angekommen, und bevor der werte Autor großartige Post-Zerpflückungsaktionen von unqualifizierten Mitlesern zerpflückt, möge er sich doch lieber allen Mitlesern erbarmen und die gewonnene Zeit in ein, zwei Zusatz-Absätze der vorliegenden Geschichte umwandeln. :)

In diesem Sinne auf Sonntag hoffend
Seleya
 
hmm wir haben sonntag mittag, dank verletztem finger kann ich nicht zocken
also meld ich mich doch mal bei meiner lieblings-story:
UPDATE BIDDÖÖÖ
:-)

und noch was wichtiges:
diese tolle geschichte war mein einstieg ins FAS ^^
ich hoffe dass sie noch laaange weitergeht :-)
gruß snonzen
 
Sorry, schneller gings nicht...freut mich aber, dass es dich so freut, wenn ich mal update ;).

Und abgesehen davon wäre ein Zu-Müllen dieses Threads sehr kurzsichtig, wenn man weiterhin auf wöchentliche Fortsetzungen Wert legt, oder?
Ich hoffe, du siehst deine Beiträge nicht ernsthaft als Zumüllen? Ich freue mich immer, wenn Diskussion aufkommt, das schadet dem Thread überhaupt nicht, ein wenig mehr Aktivität unter der Woche wäre klasse, hilft mir ja auch, mich zu verbessern.

Tut mir auch Leid, wenn du meinst, ich zerpflücke deine Posts aus dem Willen, dich zum Schweigen zu bringen oder so, ich mach das eigentlich immer...

Na ja, zu heute: Ihr habt Pech, dass die Erklärung am Anfang so lang geworden ist, sonst wäre am Schluss für mehr Platz gewesen, aber irgendwann muss halt mal ein Ende sein :p. Enjoy auf jeden Fall!

Simon
 
Kapitel 79 – Der schlechte Rat

„Was...was meinst du damit? Ich verstehe nicht.“

„Ich glaube, du verstehst mich ganz gut.“

„Wirklich, Meister, wie könnte ich ihn irgendwie überlisten? So unfähig er ist, so gut ist sein Schutz vor mir.“

Mein nicht vorhandenes Herz rast. Die letzte Wendung der Dinge verstehe ich so wenig wie der Zweite, aber während sich bei ihm Panik breit macht, ist es bei mir beginnender Triumph.

„Hör auf, mich zu verarschen, Zweiter, das zieht nicht. Gib meinem Golem Kontrolle.“

Gegen den direkten Befehl kann er Nichts tun. Die Tentakel verschwinden, und ich erhebe mich. Langsam und bedächtig bewege ich einzeln meine Finger, froh, wieder da zu sein.

„Danke, General. Vielen Dank.“

„Keine Ursache. Also, kannst du mir sagen, was diesmal los war?“

„Ich war ziemlich fertig nach der Sache in Travincal...im Gegensatz zu mir hatte er keine Probleme damit und hat meine Schwäche ausgenutzt...es tut mir Leid.“

Kurz fasse ich zusammen, was passiert ist. Der Meister kommt näher und legt mir die Hand auf die Schulter.

„Es ist gut, Golem. Hat dich das wirklich so unglaublich beschäftigt?“

„Ja...“

Dann bricht es aus mir heraus, und ich erkläre ihm all meinen Schmerz. Als ich nach eine Weile geendet habe, weil ich keine Worte mehr finde, starrt der Meister mich leer an.

„Du bist wohl menschlicher, als ich es sein kann, Golem...“

Meine Stimme bricht.

„So etwas Ähnliches hat Deckard mir auch gesagt...ich will nicht daran glauben...“

„Darfst du, Golem. Wirklich. Allein, dass es dich so mitnimmt, ist ein sehr gutes Zeichen, so weh es auch tut. Mir tut es nur weh, dass es mich nicht allzu stört...“

„Der Zweite hat dir innerlich zu deiner neu gefundenen Vernunft gratuliert. Das macht mir Angst, General.“

Seine Stimme sinkt zu einem Flüstern.

„Mir auch...“

„Der Hauptgrund, warum der Zweite übernommen hat, war, dich auf einen Weg zu leiten, der dich seinem alten Meister ähnlicher macht – zu einem herz- und gewissenlosen Monster. Das hätte ich nicht ertragen...bitte, geh nicht in diese Richtung. Deckard hat mich auch davor gewarnt, es darf nicht passieren! Wenn du das Böse besiegst, indem du böse wirst, ist es schlimmer, als wenn wir nur verlieren...“

„Ich weiß, Golem. Manchmal kann ich nicht schlafen wegen diesem Gedanken. Aber oft fühle ich mich, als könnte ich Nichts dagegen tun. Mephistos Hass macht mich zu einem schlechten Menschen, ich spüre es doch auch, aber ich bin so machtlos! Es ist zum verrückt Werden.“

„Wir müssen durchhalten.“

„Werden wir. Wir haben uns. Und wir sind gewarnt. Bleib du, wie du bist, Golem – hilf mir, nicht irre zu werden bei dem ganzen Wahnsinn um mich herum.“

Ich sehe nur eine Möglichkeit, das zu erreichen.

Ich kenne deinen Weg. Bist du eigentlich nicht bitter?

Dass das nicht ewig halten konnte, war von vorneherein klar. Es kam früher, als ich dachte...jetzt bin ich aber nur verwirrt. Wie hat er mich so früh erkannt?

Er kennt mich einfach sehr gut mittlerweile? Wobei, vielleicht hättest du ihn nicht Meister nennen sollen, als das Haus explodiert ist.

Ach, verdammt.

Dafür muss ich ihm ohnehin noch gratulieren.

„Werde ich, General. Und du schützt mich dafür vor dem Wahnsinn in mir. Du glaubst nicht, wie froh ich war, als du den Zweiten zurecht gewiesen hast – du hast ihn erkannt, weil er dich 'Meister' genannt hat, als er dich vor Alkors feurigem Ende beschützt hat, oder? Unglaublich geistesgegenwärtig vor dir...“

Er hält inne, nachdem er schon, etwas beschämt von meinem Lob, bereits begonnen hat, die Armee aus den Leichen zu erschaffen, die der Zweite ihm hinterlassen hat.

„Wirklich unglaublich, weil ich es nicht bemerkt habe. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich es nicht selbst gemerkt habe. Vielleicht, wenn er angefangen hätte, kompletten Unfug zu reden, aber wir haben nicht viel miteinander geredet, seit er übernommen hat, da hatte ich gar keine Gelegenheit dazu.“

„Aber...wie hast du es dann herausgefunden?“

„Nachdem wir die Sache mit Aschara geklärt haben, hat Deckard mich kurz zur Seite genommen. Er hat mich wissen lassen, dass 'ihr' euch gestern unterhalten habt – und ihm gar nicht gefiel, welche Wandlung du durchgemacht hast. Als wärst du gar nicht du selbst, meinte er – und würdest das verstecken wollen. Ob ich vielleicht bei meiner letzten Beschwörung einen Fehler gemacht hätte? Du hattest ja einen neuen Körper, nicht, dass ein Dämon dich übernommen hätte oder so. In fast jedem deiner Sätze wäre eine unterschwellige Bösartigkeit und Falschheit gelegen, er hatte fast Angst, dass du ihn gleich umbringen würdest.“

Oh.

Ha!

„Und der Zweite meinte, er hätte es großartig hinbekommen, Deckard zu täuschen!“

Der Meister macht große Augen.

„Du hast geglaubt, Deckard Cain verarschen zu können?“

„Na ja...“

„Nein, lass ihn das sagen, das will ich hören.“

„Ich hatte keine große Wahl. Er war sehr redewillig.“

„Ja, weil du von Anfang an einen falschen Eindruck vermittelt hat. Deckard Cain täuschen...Himmel, warum nicht gleich Armdrücken gegen einen Blutbauch? Versuchen, holziger zu agieren als ein Dornendrescher? Größenwahnsinnig, oder was? Ha!“

Lachend erschafft der Meister die Armee fertig.

„Der alte Mann wirkt zwar manchmal wie ein seniler Narr, aber wer ihn unterschätzt, fällt schneller auf die Nase, als er seine Dummheit bereuen kann. Sein Geist ist so scharf wie eh und je, unglaublich, Zweiter, du bist ein schöner Idiot.“

...

Wo er Recht hat...

Du hast auch gedacht, ich hätte Deckard täuschen können.

Im Gegensatz zu dir ist er ein guter Schauspieler. Was hättest du denn gemacht, wenn er dir geradeheraus gesagt hätte, dass du ihm suspekt vorkommst?

...ich hätte ihn vermutlich getötet.

Eben, du Bastard. Er hat nicht so lange überlebt, weil er zu blöd zum Sterben ist.
Die Armee ist bereit, der Meister verschnauft kurz und überprüft derweil betrübt den Inhalt seines Gürtels.

„Wunderschönes Ding und so leer. Ich habe noch drei Heiltränke und zwei Manatränke, das muss irgendwie reichen. Verdammt, Alkor...“

„Er hätte sich wirklich später in die Luft sprengen sollen, hm?“

„Du sei ganz still. Immerhin hattest du auch deinen Anteil daran, dass die Situation eskaliert ist.“

„Ihr hattet diesen Gedanken, oder?“

„Ja, so zynisch er ist. Aber es ist ein Pragmatismus, den ich mir bereit bin zuzugestehen, weil ich das Zeug brauche, um nicht dauerhaft Glieder zu verlieren. Da ist mir die Mission doch wichtig genug, um wütend auf den toten Narren zu sein. Sein überaufwändiger Selbstmord wäre tragischer, wenn es mich nicht in einer Mistsituation zurück lassen würde. Überhaupt, du kannst jetzt ganz still sein. Sei froh, dass du mir ohne Wenn und Aber das Leben gerettet hast, sonst wäre ich jetzt auch echt sauer auf dich. Aber ich bin noch menschlich genug, um echte Dankbarkeit spüren zu können – tut mir auch Leid, Golem, ich will ihn nicht bestrafen, es sei denn, du sagst mir, er hat dir ernsthaft was angetan in dieser Nacht – es ist Nichts passiert, im Gegenteil, er hat mich gerettet.“

Ich zögere kurz. Jetzt könnte ich den Zweiten dafür büßen lassen, was er getan hat...
Aber es war nicht so schlimm. Ich habe die Pause gebraucht, um meine Gedanken zu ordnen...und er war ähnlich fair zu mir wie ich zu ihm. Hat das sogar zugegeben. Also wäre es glatt gelogen, wenn ich ihn jetzt für etwas anschwärzen würde, das er schlicht nicht getan hat.
Und das mache ich nicht.

Der einzige Vorteil, wenn man in einem naiven Idioten eingesperrt ist.

Pass bloß auf, auch die Geduld von naiven Idioten ist irgendwann am Ende.

„Nein, das ist in Ordnung. Ich habe das Gefühl, dass wir insgesamt besser miteinander klarkommen, weil wir langsam begreifen, dass wir ohne einander auch nicht können.“

Du ohne mich vielleicht.

Musst du Alles mit blöden Kommentaren versehen? Du gehst mir mal wieder tierisch auf die Nerven heute.

„Das ist schön. Also, rauft euch zusammen und hört um Himmels Willen mit diesen Kindereien auf. Ja, beide, präventiv, ich will eigentlich gar nicht wissen, was ihr intern so kabbelt.
Und jetzt gehts ans Eingemachte. Ihr habt es gehört, wir müssen den Hohen Rat ausschalten, ohne Kompromisse – sie müssen weg, Mephisto hat sie zu seinen kleinen Schoßhündchen gemacht, und wir werden sie einschläfern, weil sie tollwütig geworden sind. Irgendwelche Bedenken hier?“

Immer diese Fangfragen.

Ich hole innerlich Luft, aber ich habe mich bereits über Nacht entschieden, muss es nur noch aussprechen.

„Ich werde tun, was getan werden muss, General. Ich werde es nicht gerne tun, aber objektiv verdienen sie den Tod, und wir werden sie für ihren Verrat in der richtigen Währung zahlen lassen.“

„In harter Währung, Golem. Beim Zweiten muss ich mir keine Sorgen machen?“

„Wir töten ein paar alte, verdorbene Männer? Wenn er doch noch Skrupel bekommt, befiehlt ihm einfach, mich ran zu lassen.“

„Ich...werde darüber nachdenken.“

Er zwinkert mir zu – was der Zweite natürlich auch sieht, aber das ist ja egal. Dann geht er auf den Wegpunkt zurück.

„Travincal.“

Und wir kommen in der Tempelstadt an. Nach dem Regen von gestern sorgt das heutige schöne Wetter für extreme Schwüle. Der Meister ist nahezu sofort schweißgebadet.

„Boah, hier kann man die Luft ja trinken. Nur...gah, das würde ich nicht.“

„Riecht nicht gut?“

„Zu viele Leichen, Golem...“

Mir wird mulmig, als wir aus dem kleinen Steingebäude herausgehen, in dem der Wegpunkt ist; ich will nicht wirklich zurück hierher, schon gar nicht so kurz danach, aber wie üblich – eine Wahl habe ich ja nicht.
Keine Leichen liegen auf dem Steinpodest in der Mitte der großen Platzes, und obwohl ich halb eine weitere Falle erwarte, bleiben wir unbehelligt. Wo...
Oh.
Sobald wir oben sind, sehen wir, wo die Leichen verblieben sind. Die Prachtstraße, die direkt zum Fuße des großen Tempels führt, ist flankiert von Haufen toter Körper, wenn wir direkt zu unserem Ziel wollen, müssen wir durch die makabre Allee.
Der Meister lässt träge seinen Blick nach links und rechts schweifen, nachdem wir nach kurzem Zögern kommentarlos losgegangen sind. Als ich zu ihm sehe, runzelt sich seine Stirn; er scheint etwas nicht zu verstehen...ich fühle mich innerlich taub, aber wenn sie erwarten, uns damit fertig zu machen, muss ich sie enttäuschen. Es ist grausam, aber stärkt eigentlich nur meine Entschlossenheit, die hierfür Verantwortlichen büßen zu lassen. Mit dem leider einzigen Mittel, das ich habe: Gewalt.
Der Tempeleingang wirkt wie ein großes Maul, bereit, uns zu verschlucken. Die Treppen führen sehr steil nach oben, ans Licht quasi, mit einem Absatz in ihrer Mitte, der auf Höhe eines Ganges ist, der zwischen der Hauptwand der Tempels und den Säulen, die das Dach tragen, hindurch führt. Der Innenraum ist komplett unüberblickbar von unten, was wohl der Sinn war, um möglichst viel Ehrfurcht zu erzeugen, aber nun ist es ein taktischer Alptraum.

„Soll ich vorangehen?“

„Lass das die Skelette machen. Ich habe einen Plan.“

Da überholen mich die zwei Feuermagier und positionieren sich vor uns; normalerweise sind die verwundbaren Fernkämpfer die letzten, die einen Raum betreten...da schlägt er mir auf den Rücken.

„Los!“

Und die Truppe rennt die letzten Meter nach oben. Die Magier beginnen sofort, in die Ecken des Hauptraumes zu schießen, sie erleuchtend; die Mitte des Areals ist nämlich recht gut erhellt von dem Licht, das durch ein großes Loch in der Decke fällt. Trotz des ständigen Regens ist der Boden blitzblank; vielleicht kann man es verschließen, wenn einmal keine Sonne scheint? Egal...die Schüsse zeigen huschende Gestalten, die zischend ausweichen. Wir wurden erwartet.
Ohne, dass der Meister Anweisungen dazu geben muss, stürmen die Skelette – er hat kaum Wächter erschaffen, die einzigen zwei bleiben bei uns stehen – auf die Gegner zu und verwickeln sie sofort in Gefechte. Der Meister flucht Schwächen, und das helle gelbe Licht des Fluches zeigt uns sofort den ganzen Raum. Er ist, wie es von außen auch zu vermuten war, rechteckig; direkt vor uns steht ein blutbespritzter Altar, entweiht wie die anderen und von gleicher Bauart, nur größer. Links davon steht ein einzelnes Podest, als einziges Ornament in dem stuck- und freskenüberladenen Raum nicht symmetrisch angeordnet, darauf ruht eine Kugel, scheinbar aus Glas; in ihr wirbelt ein unsteter Nebel, der das quellenlose rote Licht darin immer wieder zu neuem Schattenwurf anregt. Erregung macht sich in mir breit, als ich das erste Ziel unserer Reise sehe...die hypnotische Kugel.
An den Seitenwänden haben insgesamt sechs Gegner auf uns gewartet...ich stutze kurz, als ich sie sehe, ihre Körper sind nicht mehr als menschliche erkennbar, die Vollendung der Verwandlung, die in den Zakarumiten schon begonnen hat: Sie haben grotesk verlängerte Arme, gehen fast auf allen Vieren, stets gebeugt; die Gesichter sind zu Fratzen verzogen, mit großen Hörnern, die aus der Stirn wachsen und eine unheilige Krone bilden. Die Haut ist kränklich braun und gespannt über fettlose, sehnige Muskeln, die an den Gelenken angeschwollen sind. Aller Augen glühen rötlich.
Ich stürze mich mit in den Kampf. Die Klauen, die aus den Fingernägeln geworden sind, schlagen durch die Luft, aber mich können sie nicht verletzen. Wir verlieren Skelette, aber gegen mich haben sie keine Chance. Meine Schwerter fahren herab, dringen durch dünne Hälse, und schnell sind die Ratsmitglieder auf meiner Seite ausgeschaltet. Die Taktik des Meisters hat funktioniert, wir haben sie überrumpelt.
Doch da, als ich mich umdrehe, sehe ich ein Problem: Auf der anderen Seiten haben sie es geschafft, sich zu koordinieren, und die Skelette zerstört. Schnell kommen die übrigen von hier zur Hilfe, aber da heben die drei nahezu synchron ihren rechten Arm. Ein gelb-schwarzes Glühen erscheint darum...
Ein Strahl selbiger Farbe erscheint einen halben Meter über dem Boden an einer Stelle direkt neben dem Meister, fährt in diesen hinein, und ein Feuerbusch blüht aus dieser Stelle auf. Er teilt sich in drei gleichgroße Abschnitte, die sich verschlanken, da verjüngt sich jede der Feuersäulen und plötzlich erscheinen bösartig blinzelnde Augen auf dem Zauberbrand, ein Maul mit Flammenzähnen und einer gespaltenen Feuerzunge öffnet sich, die Andeutung von Schuppen bildet sich auf dem Hals der erschaffenen Kreatur.
Jedes der Ratsmitglieder hat eine dreiköpfige Feuerhydra neben dem Meister erschaffen; alle Köpfe wenden sich ihm zu.

„Oh-oh...“

Aus neun Kehlen hervorgewürgt schießen von allen Seiten Feuerblitze auf ihn zu. Schnell hebt er seinen Schild, die Wächter springen hinter ihn, aber drei dringen durch, treffen auf seine Rüstung, verbrennen das Fleisch darunter. Er schreit auf, und schon schießen die Hydren wieder. Die Ratsmitglieder lachen hässlich und laufen plötzlich los, übermenschlich schnell, auf den Meister zu.
Die Skelette begegnen ihnen, aber sie werden schnell zerstört...
Da bin ich da, halte den ersten mit einer Faust ins Gesicht auf, und bevor irgendwelche Fragen aufkommen, packe ihn ihn am Hals, drücke einmal fest zu und werfe ihn einem Kollegen in den Weg. Da orientieren sich die Köpfe einer Hydra um auf mich, schießen mir aus nächster Nähe in die Flanke, und die Geschosse fahren durch meinen Körper als bestünde er aus Butter. Gah...ich sacke etwas zur Seite weg, bevor das Material sich wieder halb verfestigt. Die zweite Salve ist kurz davor, abgefeuert zu werden...
Eine Explosion ertönt, die Hydren verschwinden. Nur noch ein Triplett feuert, damit werden die drei Schilde aber fertig.
Der letzte, verletzt, rennt aus dem Tempel. Der Meister wendet sich mir zu, öffnet den Mund, wohl um mir zu befehlen, ihm zu folgen...
Da hält der Fliehende an und blickt sich gehetzt um; der Meister hält inne, winkt mich zu mir, und ich sehe, als ich vor den Eingang trete, wie drei weitere Ratsmitglieder von unten heranschreiten. Der eine Überlebende verbeugt sich und lässt sie durch.
Alle drei tragen einen langen Umhang, der hinter ihnen auf dem Boden schleift. Der des Linken ist blau, er hat Panzerhandschuhe um die Finger, vorne offen, um die Klauen frei zu lassen, sowie eine Kettenrüstung über dem Körper. Der Rechte hat einen braunen Umhang, ist leichter bekleidet, an seinen Schultern hängen menschliche Schädel, seine Finger sind mit dicken Goldringen geschmückt.
Der Mittlere hat einen scharlachroten Umhang und hält einen goldenen Zierflegel in der Hand, an dem an drei Ketten stachelbewehrte Kugeln hängen.
Er ist es, der zu sprechen beginnt.

„Ihr seid also gekommen, General. Und habt sogar unsere schwächeren Mitglieder überwinden können. Das zeugt von Mut und Kraft, aber letztendlich war beides dumm. Die Warnung von gestern war Euch nicht genug? Ihr wärt beinahe geschlagen worden. Jetzt ist Euer Tod gewiss, und er wird schrecklicher sein, als Ihr Euch vorstellen könnt.“

„Ich habe eine Menge Fantasie, Dämonendiener. Ihr Gestalten seid also der sogenannte Hohe Rat? Komischer Name, so gebückt, wie ihr geht. Zu viel vor euerem Herrn gekrochen, was?“

Der Sprecher mit dem roten Umhang hebt gebieterisch seinen Flegel.

„Mein Name ist Geleb Flammenfinger, Stellvertreter von Sankekur, Führer des Kultflegels des Que-Hegan. Mein Feuer wird Euch verbrennen und nur Asche zurücklassen.“

Der im blauen Umhang lässt seine Stahlhandschuhe zusammenknallen.

„Ich bin Toorc Eisfaust, Kommandeur der Armee des Lichtes, die Ihr geschlachtet habt. Dafür werde ich Euch zahlen lassen, ihr werdet unter meinem frostigen Angriff zerspringen wie Glas.“

Mit schmieriger Stimme stellt sich auch der letzte des Triumvirates vor, die beringten Finger aneinandergelegt.

„Nennt mich Ismail. Ismail Übelhand. Meine Berührung wird Euch in exquisite Agonie versetzen...Ihr dürft Euch darauf freuen.“

Geleb übernimmt wieder die Führung.

„Zusammen sind wir der Vorstand des Hohen Rates der Zakarum. Hier in Travincal endet Euere Reise. Wir werden Euch besiegen, aber nicht töten; Euer geschlagener Körper wird in stundenlanger Zeremonie geopfert werden, ein passendes Geschenk für unseren neuen Herrn. Zittert vor der Macht Mephistos!“

„Das machen wir dann, wenn wir ihn persönlich treffen.“

Ich schlage meine Faust in die andere Handfläche.

„Wenn ihr Komiker nicht ernsthaft mehr Widerstand bietet als euere Untergebenen, sind wir in spätestens fünf Minuten ohnehin mit euch fertig.“

Kommentarlos heben Toorc und Ismail ihre Hände und legen die Handgelenke aneinander. Da formt sich ein kleines Gewitter aus weißroten Blitzen zwischen ihren Fingern, löst sich, sie fegen als kleine Wolken durch den Raum – und zerbröseln die restlichen Skelette. Oh nein!

Wie schlimm. Jetzt müssten die Kerle an sich nur noch beeindruckend sein.

...na ja...
Der Meister für seinen Teil hebt kurz den Stab, blickt zu den Leichen der bereits besiegten Ratsmitglieder hinüber, schwenkt ihn kurz, und steckt ihn dann doch ein, um das Jade-Tan-Do hervorzuziehen.

„Scheiß drauf, ihr seid nur doppelt so viele wie wir, denkt ihr, das ist noch irgendwie beunruhigend nach dem, was gestern hier auf uns eingestürmt ist? Auf, Golem!“

Er rennt los. Mein Kopf zuckt voll Überraschung zu ihm hinüber, dann besinne ich mich und tue es ihm gleich. Auf halber Strecke begegne ich dem Überlebenden der ersten Welle, aber er ist verletzt durch die Kadaverexplosion, hinkt einmal zu viel und ein Schwinger von mir lässt ihn ein paar Meter zur Seite zusammenbrechen. Toorc Eisfaust ist mein Gegner, der Meister blockt schon einen Schlag von Ismail Übelhand; Geleb Flammenfinger zaubert Hydren, die schon zu feuern beginnen. Ich weiche aus, aber ein Schuss trifft mich im Bein. Verdammt!

Denk daran, dass es nachzieht, und dann ignoriere es, wir gehen in den Nahkampf, da brauchen wir die Füße nur für die paar wenigen Momente, wo du dich daran erinnerst, dass es Beinarbeit gibt. Halte seine Arme fest und schwing dich hinter ihn, damit er zwischen dir und den Feuerblitzen steht.

Als er die Hand hebt, zu einem Schlag ansetzend, modifiziere ich die Anweisung des Zweiten, ducke mich von dem Schlag weg, packe mit der linken Hand seinen rechten Arm und reiße ihn zur Seite. Er zischt, als ihn die Geschosse treffen, aber nicht aus Schmerz; mein Trick ärgert ihn nur. Schnell ist er wieder bereit und gibt mir einen Kinnhaken mit seiner Panzerfaust. Eisige Kälte breitet sich von der Stelle des Schlags aus, aber wie üblich ist mir diese völlig egal. Mein Schwert prallt harmlos an seiner Rüstung ab. Das ist nicht so gut...

Er ist nicht überall geschützt, oder?

Schnell pariere ich mit dem anderen Schwert einen weiteren Schlag. Stimmt, aber er ist...gah...recht geschickt mit diesen Klauen. Meine Klinge tanzt zur Seite, versucht es an der Flanke, aber wieder bewegt er sich so, dass ich nur auf Metall treffe.

Jetzt lass mich mal.

Na schön...
Der Zweite übernimmt, und sofort wird Toorc überrascht, als sein nächster Schlag nicht pariert wird, obwohl ich die Hand schon gehoben hatte; der Zweite wandelt das in eine Finte um, dreht sich zur Seite, und in dem kurzen Moment fehlender Balance, den der hohe Rat nach seinem Schlag hat, erhält er einen ordentlichen Faustschlag ins Gesicht. Seine reduzierte Nase knirscht, als die Metallknöchel den Knorpel zermalmen; ich spüre allerdings die Festigkeit der Knochen darunter, das wird eine harte Nuss zu knacken.
Der Meister...ist verflucht! Ismail muss eines der Fähnchen in seinen Ring gebaut haben oder so. Gerade weicht er einem Schlag aus, aber sein Gegner weiß wohl, dass er sich genausowenig erlauben kann, auch nur einmal vom Giftdolch getroffen zu werden und setzt deswegen nicht in nach. Hydrenschüsse fliegen dem Meister um die Ohren, aber er ist recht schwer zu treffen, da er so herumtänzeln muss. Geleb scheint sich darauf zu konzentrieren, die Hydren zu steuern und greift nicht in den Kampf ein, glücklicherweise. Toorc ist offensichtlich kälteverzaubert, wenn sein Anführer dem Namen nach zu schließen das Feuerelement in sich trägt, hätte ich ein gewaltiges Problem im Kampf gegen ihn.
Eine Hydra nimmt von hinter mir Feuer auf. Verdammt, wenn man von den Übeln spricht...der Zweite reagiert, macht einen Ausfallschritt, bleibt in Bewegung. Toorc fällt kurz zurück, kauert sich zusammen, dann springt er plötzlich.

Zu offensichtlich, mein Lieber. Mutationen durch dunkle Magie machen nicht automatisch gute Kämpfer aus ehemals faulen Bürokraten.

Noch während er dies denkt, packt er den im Zuschlagen begriffenen Arm von Toorc und schleudert ihn mit dem eigenen Schwung direkt auf das neueste Nest Hydren, die dadurch prompt verschwinden. Sofort ist mein Körper wieder in Bewegung, der Zweite springt jetzt selbst, das Schwert ausgefahren, will es mit voller Kraft in den gegnerischen Hals rammen.
Hektisch rammt Toorc seine Handgelenke aneinander und der Blitz daraus trifft den Zweiten. Er schüttelt ihn durch, der plötzliche Schmerz lässt unseren Körper verkrampfen, und das Schwert schlägt Funken auf dem Stein nur Zentimeter neben dem Ziel. Fast hätte der Zweite geschafft, es auf Ziel zu halten. Er fährt hoch, der Gegner auf, und wir beäugen uns wieder vorsichtig. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie der Meister und ein geschwächter Ismail immer noch ihren seltsamen Tanz führen, Geleb ist weiter beschäftigt damit, Hydren zu zaubern. Ich bete, dass der General gegen den schnellen Braunberobten bestehen kann. Derweil hacken der Zweite und Toorc weiter aufeinander ein, zwei klauenbewehrte Hände und zwei Schwerter treffen immer wieder aufeinander, ich spüre, wie die Verbissenheit des Zweiten zunimmt, weil er nicht durch die Verteidigung seines Gegner brechen kann...sein Fuß zuckt vor, Toorc, dessen Beinarbeit quasi nicht existent ist, zuckt zusammen, als sein Schienbein getroffen wird, und da holt der Zweite mit beiden Schwertern aus, sich für einen Gegenschlag öffnend, aber der kommt zu spät, und der Arm unterhalb der zustoßenden Klauen trifft sich genau mit dem in voller Kraft geführten Scherenschnitt.
Toorcs Hand fliegt dicht an meiner Wange vorbei. Er brüllt, als dunkles Blut aus der Wunde schießt. Der Zweite setzt ohne zu zögern nach und rammt seine Finger in den Stumpf, den schreienden Gegner in die Knie zwingend. Hydrenblitze schießen an uns vorbei, aber sie sind grausig gezielt, dem Himmel sei Dank.
Während der Zweite unseren Gegner besiegt, sehe ich im Hintergrund, dass der Meister Probleme hat. Ismail muss ihn getroffen haben, denn er hat eine klaffende Wunde an der Seite, und ist jetzt bedeutend langsamer am Ausweichen. Nein! Zweiter, reiß dich mal etwas los von dem Spaß, den du gerade hast, sonst haben wir ein großes Problem!

„Halte durch, Toorc! Ich heile dich!“

Geleb wendet sich uns zu. Was, die können das auch? Verdammt!

Der Meister muss noch etwas durchhalten, sonst werden wir den hier nie los!

Aber er...
Geleb hebt die Hand. Der Zweite tritt Toorc gegen die Brust, fährt herum, greift sich die abgeschlagene Hand, die hinter uns liegt, und schleudert sie aus der Drehung auf den Flammenfinger.
Die Klauen dringen in dessen Handfläche und unterbrechen den beginnenden Heilzauber.
Toorc ist derweil wieder aufgestanden...und rennt weg, auf den Meister zu.

Das tust du nicht, mein Freund.

Der Zweite läuft los, springt, streckt sich, und schafft es gerade so, mit ausgestrecktem Schwert die Ferse von Toorc zu treffen. Dessen Achillesferse entzweiht sich mit einem grausamen Schnalzen, er fällt zu Boden. Der Zweite springt hoch, rammt ein Knie in den Rücken des Rates, der gerade wieder mühsam aufstehen will, und hebt beide Schwerter über dessen Hals.

„Das wars dann wohl.“

„Du Narr...Mephisto...!“

Nein! Er ist zu nah!
Doch schon stoßen die Klingen nach unten, durchtrennen Toorcs Hals, und eine Kältenova geht in alle Richtungen von ihm aus...ich kann sie komplett ignorieren, aber der Meister wird voll getroffen, und er bricht keuchend zusammen.
Ismail springt heran.

„Jetzt wirst du leiden!“

„Ach?“

Plötzlich erscheint eine Skeletthand hinter Ismail und packt ihn am Arm. Sein Kopf fährt herum...und der Meister, nicht eingefroren, der seltsamen Fähigkeit des Jade-Tan-Dos sei Dank, hebt seinen Oberkörper und zieht den Dolch über die Kehle seines Gegners.
Ismail gurgelt, hebt seine Klauen, aber der Meister rollt sich weg und ein verrottender Kadaver fällt neben ihm zu Boden. Er steht auf, ich stelle mich neben ihn, und wir haben nur noch Geleb vor uns. Dieser runzelt die Stirn in unsere Richtung, extrem besorgt aussehend, soweit ich das auf seinem verdrehten Gesicht erkennen kann. Der Meister nickt mir zu.

„Die Ehre gebührt dir.“

Ich übernehme vom Zweiten; das will ich selbst übernehmen. Geleb weicht nicht zurück, als ich langsam auf ihn zugehe, auf Tricks bereit; die zwei plötzlich aufgetauchten Skelette, die Ismail so entscheidend abgelenkt haben, gehen ebenfalls auf seine Flanken zu.

„Jetzt! Pack ihn, aber töte ihn nicht!“

Was...

Der Meister!

Ich fahre herum...und sehe, wie der Meister einen Faustschlag in den Rücken bekommt, der ihn dazu bringt, das Jade-Tan-Do fallen zu lassen, ein Krallenfuß tritt den Dolch weg und dann legen sich messerscharfe Klauen an den Hals des Menschen. Nein! Das überlebende Ratsmitglied vom Anfang war nur bewusstlos durch deinen Schlag!

Ich war in Eile!

Das...nein! Wir hatten fast gewonnen!

„Ruft Eure Diener zurück, General.“

„Willst du reden, oder was? Ich sollte einfach sehen, ob sie dich schneller töten können als dein Kollege hier mich, damit ich wenigstens noch davon habe – und einen schnellen Tod.“

„Tatsächlich wäre dies verschwendete Mühe – und ich bin mir sicher, Ihr möchtet keinen sinnlosen Selbstmord begehen, wenn noch irgendeine Möglichkeit besteht, dass Ihr Euch retten könnt, oder? Ihr normalen Menschen seid doch so...falsche Hoffnung bis zuletzt.“

Die Augen des Meisters zucken in mehrere Richtungen. Ich sehe ihn verzweifelt an. Dann winkt er kurz mit seiner Hand, und die Skelette gehen zur Seite. Nein!

„Golem, unternimm Nichts, er hat Recht. Ich kann nicht aufgeben, solange es noch eine kleine Chance auf Rettung gibt.“

„Sehr vernünftig, General...“

Geleb kommt näher, den Flegel bedächtig an seiner Hüfte befestigend. Ich lasse ihn an mir vorbei gehen, verzweifelt.

Wenn ich jetzt...

Wir haben einen direkten Befehl, Zweiter...

Verdammt!

Geleb steht direkt vor dem Meister, aber zunächst wendet er sich dem anderen Ratsmitglied zu.

„Sehr gut gemacht, nachdem die anderen jetzt leider von uns gegangen sind, sollte dir das doch ebenfalls einen Titel einbringen, nicht wahr? Um genau zu sein, verleihe ich ihn dir sofort.“

Er legt seine unverletzte Klauenhand sanft auf die Schulter des Anderen. Der Meister runzelt die Stirn, eindeutig etwas planend...
Das Ratsmitglied lächelt, als Geleb weiterspricht.

„Ich ernenne dich hiermit zu...einer Leiche.“

Gelebs freie Hand schießt hoch, reißt den Arm des Anderen vom Hals des Meisters weg, und die Krallen der anderen fahren in den Hals seines Kollegen. Was zur...

...Hölle?

Der sofort leblose Körper des vorletzten übrigen Ratsmitgliedes fällt zu Boden. Geleb senkt langsam und bedächtig seine Arme. Von beiden tropft Blut, das am linken ist das seines Opfers, das am rechten sein eigenes aus der Wunde, die der Zweite ihm zugefügt hat.
Was ist gerade passiert?
 
nach sofortigem :read: finde ich das kapitel wieder sehr gelungen :-)
ein Literaturkritiker bin ich nicht, deshalb kann ich leider keine wertvolleren rückmeldungen geben
viele Grüße
snonzen
 
lass mich raten... mittelpunkt? verwirren? irgendsowas wirds gewesen sein :D

jedenfalls wieder ein super kapitel, allerdings hätte ich nicht wirklich erwartet, dass diese schlacht nach der vorherigen so vergleichsweise ... unspektakulär verläuft...

versteh mich nicht falsch, war schon auf nem sehr hohen niveau, aber ich finde mit der schlacht davor hast du die latte dann doch etwas zu hoch gelegt ;)
 
Hmm, dies war wieder ein Kampf mehr Richtung Duell und weniger ein Gemetzel, das wird's denk ich sein.

Wobei ich ehrlich sagen muss die Beschreibung der Atmosphäre hier finde ich besonders gelungen. Insbesondere im Ratsgebäude - obwohl ich nicht mla so genau sagen kann woran das nun liegt.

Der letzte Kampf gegen die Masse an Zakarumiten war gut, aber das Kap hier find ich sogar noch eine Spur besser - auch das Altbekannte geflame der Golems untereinander :)
Am Anfangs ist's höchstens etwas übertrieben, da hat man regelrecht den Eindruck der Golem bricht gleich in Tränen aus (JA er SOLL erleichtert wirken, aber eine schwankende Stimme die ihm fast versagt? In nem Metallkörper? der nichtmal nen richtigen Mund oder Stimmbänder oder sonstwas hat?) - vielleicht Simon hast du's da mit den Gefühlen ein klein wenig übertrieben.

Nett fand ich irgendwie auch das "Call me Ishmael" :)
 
seid knapp...3 wochen lese ich die story.

vom anfang bis hier.

wieso ich nicht ende sage? weil die so geil ist das ein ende einfach schade wäre. es ist zu cool für ein "langsames versinken im forum"


ein golem mit seele...und nicht nur mit einer absolut cool
 
Das letzte Update ist 2 Tage her, wieso sollte sie im Forum versinken :confused:
 
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