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[Story] Afterwards...

Endlich Stof \o/

Die Geschichte wird von Update zu Update interessanter.
 
Hoffen wir mal, dass unser Paladin möglichst schnell zu seinen Kräften kommt, damit er die Amazone heilen kann. Ich hoffe nur, dass die drei Naeemah möglichst bald finden und befreien. Muss schon sehr bitter sein, dann so in einer Zelle zu hängen und jeder der rein kommt, sieht genau was mit ihr war. Die arme.

Die Länge des Kapitels war recht passabel - weiter so.

lg, Gandalf
 
Dafür wird er ja wohl demnächst langsam und schmerzvoll draufgehn... oder meinetwegen ne Oktave höher singen können.
Ausserdem sind die nicht mehr zu dritt.
Interessant wäre noch zu erfahren warum Naeemah ihn schon nicht leiden konnte (Vorgeschichte).
:top:
 
Simonska schrieb:
Interessant wäre noch zu erfahren warum Naeemah ihn schon nicht leiden konnte (Vorgeschichte).
:top:

:lol:

Da wirst du wohl oder übel auf die nächste Story von mir warten müssen :D
 
So, kurze Zwischenmeldung:

Da mich Fieber und Schüttelfrost noch schwer im Griff haben, bin ich leider nicht im Stande, euch einen weiteren Teil zu schreiben.
Ich wünschte, ich hätte wirklich so viel getrunken, wie sich mein Schädel anfühlt.

Hoffentlich wirkt bis nächsten Samstag endlich das Penicillin. -.-
 
Gute Besserung !:keks:
bleib bloss zuhause, und wenns dir besser geht, gib noch mindestens 2 Tage drauf.
hier tobt auch grad ne Grippe, so mit tagelang 40 Fieber :eek:
und ich darf Krankenschwester spielen :D
 
uiii,

na dann mal gute besserung von mir :kiss:

fand ich wieder gut den teil, weiter so.

:top:
 
Hm schade, auch von meiner Seite gute Besserung. Werde jetzt leider für längere Zeit keines deiner Updates genießen können. Ich ziehe für ein Praxissemester um und da hab ich dann kein Internet mehr. Na ja dann werde ich später gaaaanz viel zu lesen bekommen *freu* Also stell dir einfach vor, dass ich jedes deiner Updates kommentiere und gut heiße :) - obwohl es vermutlich oft viel zu kurz ist.

lg, Gandalf
 
Oh, das ist aber Schade - hoffentlich hast du in deinem Praxissemester wenigstens viel Freude!

Weiter gehts:




Kapitel VIII - Teil VII






„Ivon!“
Zart gehaucht drang sein Name an sein Ohr und weckte ihn aus dem seichten Schlaf, welchem er sich schon seit Stunden hingab. Seltsam verrenkt hockte er auf dem Stuhl und hoffte auf ein Lebenszeichen seiner Freundin. Nun endlich schien es soweit zu sein und voller Vorfreude riss er die Augen auf.
Da berührte ihn etwas flüchtig an der Schulter und erschreckt fuhr er herum.
Skadhi war nicht aus ihrer Ohnmacht erwacht, aber die Schankmaid hatte das Zimmer betreten und reichte Ivon nun verschüchtert einen Krug Wasser.
„Für Euch und Eure Freundin, Ihr müsst trinken, hat der hakim gesagt!“
„Dddaa...danke!“, stotterte Ivon unbeholfen und betrachtete wohlgefällig das nussbraune Haar des Mädchens, welches in der Abendsonne Funken schlug wie ein glühendes Schwert, welches der Ordensschmied mit einem Schmiedehammer bearbeitete.
„Herr Ivon?“, fragte das Mädchen leise und setzte seine Rede fort, „der hakim ist wiedergekommen, er möchte sich den Arm Eurer Freundin anschauen.“
„Ja, danke schön“, Ivon nickte erleichtert, „bitte, schick ihn doch gleich herauf!“
Mit einem ergebenen Knicks verließ die Schankmaid das Krankenzimmer.
Wenige Minuten später betrat der hakim den Raum, unter seinen Arm wieder den großen Arzneikoffer geklemmt.
„Ivon, wie schön, Euch wach zu sehen! Wie geht es Euch denn?“, fragte der Arzt und ein runzliges Lächeln überflog sein Gesicht.
„Verglichen mit Skadhi geht es mir wohl blendend“, murmelte Ivon bitter.
„Ja, nun, dann werfe ich doch gleich noch einmal einen Blick auf sie und ihre Wunde. Ist sie in der Zwischenzeit mal aufgewacht?“
Als Ivon verneinte, verwandelte sich das freundliche Lächeln zu einem Ausdruck von Sorge, die Stirn des hakims legte sich in Falten und er biss sich auf die Unterlippe.
Schnell öffnete er seinen Koffer und fischte die Verbandschere aus einem der Seitenfächer. Mit dieser trennte er den Verband der Wunde auf, welcher schon wieder mit einer gelblich-grünlichen Flüssigkeit getränkt war.
Al-Muthasib schüttelte sorgenvoll den Kopf, als sich innerhalb von Sekunden ein schrecklicher Geruch von Fäulnis in dem kleinen Zimmer breit machte.
„Das sieht gar nicht gut aus...gar nicht gut... Ich fürchte, ich muss ihr wirklich den Arm abnehmen, schade um das junge Ding!“
Auch Ivon erhaschte einen Blick auf die Wunde und musste dabei unwillkürlich würgen.
Die Wunde klaffte, sie war an den Ränder stark nässend und von gelbgrünem Eiter durchzogen, teilweise erkannte man auch bereits die ersten Anzeichen von Nekrose, so dass sich das ehemals rosige Fleisch schwarz färbte.
Al-Muthasib reinigte die Verbandschere und tauschte sie gegen ein Skalpell und eine Knochensäge ein.
„Ihr müsst mir helfen, Ivon, bitte haltet sie fest, während ich die Wunde versorge!“
Die Anweisungen des Arztes ließen kaum einen Widerspruch zu und doch wagte es Ivon.
hakim, bitte, könnt Ihr es nicht erst einmal mit einem Ausschneiden der Wunde probieren?“, Ivons flehentliche Stimme ließ Al-Muthasib die Knochensäge zurücklegen.
Der hakim wog schwer den Kopf hin und her und erklärte schließlich: „Wie Ihr wünscht, Ivon. Aber es ist riskant. Es kann sein, dass sie die heutige Nacht nicht mehr überlebt, je nachdem, wie weit der Brand schon vorangeschritten ist. Wollt ihr diese Verantwortung auf Euch nehmen, Ivon?“
Ivon zögerte, doch er war sich sicher, dass Skadhi ähnlich entscheiden würde, wenn sie die Gelegenheit dazu hätte.
„Ja, Al-Muthasib, bitte schneidet nur die Wunde aus. Ich werde Euch nichts vorwerfen, sollte Skadhi diese Nacht nicht überleben.“
„Nun, denn, junger Krieger! Bitte haltet jetzt trotzdem Eure Freundin gut fest, das wird nicht leicht.“
Ivon packte Skadhi fest bei den Schultern, während der hakim Skadhis Füße mit einem weichen Seidenband am unteren Bettrahmen fixierte.
Dann holte er ein Fläschchen aus seiner Tasche und schüttete reichlich Pulver daraus über seine Hände und Skadhis Wunde.
„Das ist zu Pulver zerriebenes Gift einer bestimmten Schlangenart, es desinfiziert hervorragend!“, erklärte Al-Muthasib nebenbei und band Skadhi den Arm ab.
Dann packte er sein Skalpell mit festem Griff.
Nachdenklich betrachtete er die Wunde und stellte sich im Geiste seine Schnittführung vor. Nach ein paar Minuten der Besinnung setzte er die scharfe Klinge behutsam an dem einen Ende der Wunde an.
Großzügig schnitt er in das gesunde Fleisch, während sich Skadhi vor Schmerzen wand und leise stöhnte.
Langsam und mit hoher Präzision zog er das Skalpell durch den Muskel, achtete darauf, keine Sehne zu verletzen. Blut quoll aus dem geschundenen Arm hervor und lief in einem langsamen, aber stetigen Rinnsal herunter.
Quälend verstrichen die Minuten für Ivon, denn er grämte sich, dass Skadhi solche Schmerzen erdulden musste.
Der hakim fuhr mit seiner Klinge durch Skadhis totes Fleisch wie ein Schnitter durchs Korn und es dauerte nicht lange, bis die ersten Fetzen des abgestorbenen Fleisches zu Boden fielen.
Al-Muthasib hörte erst auf, als die Wunde an jeder Stelle frisch aussah. Hastig legte er sein Skalpell zur Seite und stopfte eine breiige Masse in die frische, klaffende Wunde, die nun so tief war, dass sie sogar den Blick auf den Knochen freigab.
„Wir haben Glück, dass der Knochen noch nicht befallen ist! Ich hoffe, dass die Paste aus Weidenrinde hier ihre Wirkung entfalten wird.“
Al-Muthasib legte Skadhi noch einen neuen Verband an und begann dann, das Schlachtfeld, welches er hinterlassen hatte, zu beseitigen.
„Betet, junger Krieger, betet, wie Ihr nie zuvor gebetet habt!“
„Ja, Al-Muthasib, das werde ich tun! Und ich danke Euch!“
Ivon verneigte sich kurz vor dem Arzt.
„Schon gut, schon gut, dankt mir erst, wenn es Eurer Freundin wieder gut geht. Wenn sie die Nacht überlebt – falls sie sie überlebt – dann wird sie ihren Arm eine Weile nicht benutzen können. Die Wunde braucht viel Zeit, um sich zu schließen, mindestens einen Monat, schätze ich!“
„Ja, hakim, ich verstehe!“
„Euer Gott sei mit Euch, Ivon, und mit Eurer Freundin!“
Seufzend packte der Arzt seine letzten Sachen zusammen und griff nach seiner Tasche, in die er schnell das Bündel mit dem herausgetrennten Fleisch stopfte.
„Auf ein Wiedersehen, Ivon, so Gott will!“
Ivon verabschiedete sich von dem Arzt und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.
Erschöpft und verzweifelt betrachtete er das blasse Gesicht seiner Freundin.
Dann griff er nach ihrer gesunden Hand und presste sie an seine Stirn.
Langsam versank er in einer meditierenden Stille und betete, flehte seinen Gott um Hilfe und Beistand an.



Zäh wie gummi arabicum und klebrig fühlte sich der seltsame Ballen in ihrem Mund an. Je mehr sie erwachte, desto stärker wurde der metallische Geschmack in ihrem Mund, bis sich ihr Bewusstsein wieder auf einer Stufe befand, auf der sie erkannte, dass es sich bei dem Batzen klebender Masse um eine Kugel aus geronnenem Blut handelte.
Sie spie sie aus, ein Hustenanfall folgte.
Sie fühlte sich zerschlagen, erschöpft; ihr tat alles weh.
Ihre Nase schien geschwollen, auf jeden Fall aber waren ihre Atemwege verstopft, so dass ihr nichts anderes übrig blieb, als weiter über den Mund zu atmen, wobei sie bei jedem Atemzug den Geschmack des Blutes, ihres Blutes, stärker wahrnahm.
Dies bereitete ihr Übelkeit und sie musste sich ein paar Mal einem trockenen Würgreiz ergeben.
„Wie geht es dir?“, erklang eine zarte Stimme, so leise, dass sie sie beinahe überhört hätte.
„Ich hoffe, deine Schmerzen halten sich in Grenzen!“
So fein, so leise war die Stimme, dass sie noch nicht einmal in der Lage war, die Herkunft der Stimme zu orten. So beschloss sie, vorsichtig die Augen zu öffnen, was sich aufgrund der verklebten Lider als schwer erwies.
Doch auch mit geöffneten Augen konnte sie nichts erkennen, denn es herrschte immer noch staubige Dunkelheit in ihrem Verlies.
„Kannst du nicht mehr sprechen, Naeemah?“
Die Stimme klang aufrichtig besorgt.
„Nein... ich...“
Naeemah hustete.
„Es geht schon wieder. Aber woher wisst Ihr meinen Namen?“
„Nun“, die Stimme lachte, „deine Besucher waren nicht gerade von der leisen Sorte. Und ein paar rostige Gitterstreben eignen sich in der Regel nicht gut zum Lärmschutz.“
Ein Kichern erklang.
Naeemah bemerkte einen Unterton im Klang des Lachens, eine feine Nuance, die noch stärker hervortrat, als das Kichern zu einem Husten wurde. Schmerz, Trauer und vielleicht auch Bedauern schwangen mit und verdarben das Kichern mit einem giftigen Hauch der Pestilenz.
„Wo seid Ihr überhaupt?“, fragte Naeemah.
„Hier drüben, hinter den Gitterstäben... ach, die kannst du ja nicht sehen... Ich bin zu deiner Linken... Unser Zellenkomplex ist ziemlich lang, zwischen uns beiden liegen etwas zehn Meter, schätze ich. Wir sind durch Gitterstäbe getrennt und wäre es nicht so tiefdunkel, würdest du sehen, dass ich genauso an der Wand klebe wie du!“
Unwillkürlich drehte Naeemah den Kopf und versuchte, auf ihrer linken Seite etwas zu erkennen. Natürlich war dieses Unterfangen sinnlos und das war ihr auch klar, aber sie fragte sich, wann Varla ihre Kerkerräume so umgebaut hatte. Normalerweise befürwortete Varla strengste Einzelhaft, jeder Gefangene wurde in einer kleinen Zelle von dicken, schalldichten Felswänden umgeben.
„Und wer seid Ihr?“
Nervöses Kettengeraschel erklang, so, als ob sich der Besitzer der Stimme vor Unwohlsein wand.
„Ach, das tut wirklich nichts zur Sache. Du kennst mich sowieso nicht.“
Instinktiv spürte Naeemah, dass dies eine Lüge war. Sie entschied sich aber, dieses Wissen für sich zu behalten, wollte sie doch ihren einzigen Gesprächspartner nicht verlieren.
Doch etwas beunruhigte sie. Sie war sich sicher, diese Stimme schon einmal gehört zu haben. Allerdings lag so viel Fremdes darin, dass sie einfach nicht erkennen konnte, wer der Besitzer der Stimme war.
Doch ehe sie sich des Rätsels Lösung nähern konnte, versank sie wieder in eine leichte Ohnmacht, zu erschöpft war sie, zu groß die Schmerzen, um sich dagegen behaupten zu können.
Andererseits war es einem kleinen Teil ihres Verstandes nur zu recht, die Kontrolle über das Denken abgeben zu können.
Beileibe war es nicht das erste Mal, dass ihr von einem Mann Gewalt angetan worden war und auch wenn sich ihr Verstand schon insoweit abschotten konnte, so schmerzte es jedes Mal dennoch ungeheuerlich.
Die Hilflosigkeit und das Ausgeliefertsein zu ertragen widersprach dergestalt ihrem Naturell, dass sie oft meinte, dem Wahnsinn anheim zu fallen.
Auch dieses Erlebnis würde sie in ihrem hintersten Winkel des Verstandes vergraben, in der Hoffnung, es niemals wieder zu sehen.
Doch nicht jetzt, nicht in diesem Moment, da sich ihr Geist fallen ließ und alle Geschehnisse in den Hintergrund traten.
 
boah... ich bin platt!
s_013.gif

Hab selten Geschichten gelesen, wo das geschehen so gut rübergebracht wurde... Man kam sich vor, direkt neben dem Arzt zu stehen, als er operiert hat... (ob das jetzt gut oder schlecht ist, darüber lässt sich streiten) :D
tolles Kapitel :top:
hoffentlich gehts unserer Schildmaid bald besser *hoff*
btw, die Zellengenossen versprechen auch interessant zu werden...
 
Und das eklige Zeug, das er rausgeschnitten hat ? :eek: *brrr*



:top: Klasse. Meiner Meinung nach mit eins der besten Kapitel.
 
[Vorschlag]Solltest damit vllt. mal zu nem Verlag gehn'
is einfach:top: die Story
weiter so!
 
Thorfax schrieb:
[Vorschlag]Solltest damit vllt. mal zu nem Verlag gehn'
is einfach:top: die Story
weiter so!

Zumindestens sollte man nicht gleich die "Rechte" Ingame schenken... (Sollte Ingame recht haben)
 
xXMerlinXx schrieb:
Zumindestens sollte man nicht gleich die "Rechte" Ingame schenken... (Sollte Ingame recht haben)
Das habe ich mit oben schon geklärt ;)

Danke für das Lob, ich hoffe, der nächste Teil gefällt euch auch so gut.

Übrigens gehört ein Teil des Lobes DrvbrarH, der treibt mich in neue Höhen :D
 
:read: Kann mich da mal anschließen wirklich ein sehr "schöner" Teil und auch die Länge stimmt. Außerdem find ichs gut, dass du da direkt an mehreren Handlungssträgen weiter machst - da bleibt das frisch im Gedächtnis und man ist umso gespannter wie es da jeweils weiter geht

und *einBißchenLobAnDrvbrarHReich* :)
 
Da fällt mir doch beim Eier marmorieren (nein, das ist nichts unanständiges) siedendheiß ein, dass ich hier das Update verbummele.

Also, so, da isses, zwar ein bisschen kurz geraten (Schande über mein Haupt), dafür gibts dann nächstes Mal etwas mehr.



Kapitel VIII - Teil VIII






Ein traumloser Schlaf hatte ihn schlussendlich doch übermannt.
Doch er erwachte schnell, als ihn etwas am Arm berührte.
Das Erste, was er sah, war ein Paar blauer Augen, welches ihn müde ansah.
Sofort fiel alle Müdigkeit von ihm ab, denn nur ein Gedanke kreiste in seinem Kopf: Skadhi war wach!
Langsam streckte er die Hand aus und strich ihr zärtlich über das strohige Haar.
„Wie geht es dir, Skadhi?“, flüsterte er leise.
Skadhi öffnete den Mund, doch außer einem heiseren Keuchen drang kein Geräusch aus ihrer Kehle. Hilflos krächzte sie und sah dabei so verzweifelt aus, dass Ivon den Impuls nicht unterdrückten konnte, Skadhi vorsichtig in den Arm zu nehmen.
Er half ihr, sich aufzusetzen und stützte mit seinem rechten Arm ihren Rücken.
Fahrig tastete er mit der freien Hand nach dem Becher Wasser, der neben ihrem Bett stand.
Unendlich vorsichtig setzte er das lederne Trinkgefäß an ihre spröden Lippen und träufelte ihr Tropfen für Tropfen das kostbare Nass ein.
Skadhi schluckte gierig und hätte gerne mehr gehabt, doch Ivon wollte sichergehen, dass Skadhis ausgetrockneter Magen nicht revoltierte.
Er ließ sie nur ein paar Schlucke nehmen, dann setzte er den Becher ab.
Skadhi schluckte noch einmal und leckte sich die spröden Lippen.
„Ivon... ich fühl’ mich so schlecht!“
Nur zögerlich kamen ihr die Worte über die Lippen und strengten sie auch sehr an.
„Schon gut Skadhi, ich weiß. Aber es wird schon wieder!“
Tröstend fuhr Ivon Skadhi noch einmal über die Haare und strich sie ihr fürsorglich, Strähne für Strähne, glatt.
„Ich bin froh, dass es dir wieder besser gut geht und dass du endlich aufgewacht bist. Ich habe mir wirklich große Sorgen um dich gemacht. Der hakim war sich nicht sicher, ob du überhaupt überlebst.“
Ivons Stimme klang brüchig, doch er riss sich zusammen.
„Zeig mir mal deinen Arm, Skadhi, damit ich mir ansehen kann, wie er verheilt.“
Ivons Ton ließ keinen Widerspruch zu und so streckte Skadhi ihm ihren Arm hin.
Doch als Ivon ihren Arm betastete und versuchte, den Wundverband zu entfernen, schrie sie vor Schmerzen auf und versuchte, ihren Arm wieder zurück an den Körper zu ziehen.
Ivon ließ nicht los und Skadhi war nicht stark genug, sich zu wehren.
„Komm schon, bitte Skadhi, lass mich sehen, ich weiß, dass es weh tut. Aber das muss jetzt sein!“
Energisch zog er ihren Arm wieder zu sich und entfernte den Wundverband mit großer Vorsicht. Skadhi stöhnte.
Dann gaben die weißen Mullbinden endlich freie Sicht auf die Wunde.
Sie klaffte noch als großes Loch und die Ränder sahen rot und gespannt aus, aber zumindest war alles frei von Eiter; auch der üble Geruch war verflogen.
Ivon strahlte Skadhi an.
Als er ihr gerade sagen wollte, wie sehr er sich freute, dass die Wunde nun doch gut verheilte, ertönte ein Klopfen an der Tür.
Herein trat Al-Muthasib.
„Ah, unserem al ilāh sei Dank, unser kleines Vögelchen ist aufgewacht!“
Schmunzelnd trat er näher an das Bett heran und zelebrierte eine kleine Verbeugung.
„Darf ich mich vorstellen, holde Dame, ich bin Al-Muthasib, Euer behandelnder Arzt. Es freut mich zutiefst, dass Ihr aus dem Reich des Morpheus zurückgekehrt seid und wieder unter den Lebenden weilt.“
„Hallo“, krächzte Skadhi mühselig, „ich bin Skadhi – aber das werdet Ihr wohl schon wissen...“
„In der Tat hatte ich in den letzten Tagen genug Zeit, um Euch – nun ja – zumindest die Beschaffenheit Eures Armes näher kennen zu lernen.“
Die charmante Art des Arztes zauberte ein müdes Lächeln auf Skadhis eingefallene Lippen.
„Nun, Herr Doktor, dann wollt Ihr vielleicht doch noch einen Blick auf Eure Patientin werfen – ich kann Euch aber nicht versprechen, dass ich den Arm ruhig halte, denn“, Skadhi drehte sich zu Ivon um, „es tut verdammt weh, wenn jemand daran herumfingert!“
„Ich werde vorsichtig sein“, versprach der Arzt und lachte, während Ivon eine beschämte Miene machte.
Doch zuerst setzte der hakim seine Tasche ab und wusch sich seine Hände wieder mit dem Desinfektionsmittel. Dann griff er vorsichtig nach Skadhis verletztem Arm und zog ihn sich ins rechte Licht.
Sorgsam fuhr er die Wundränder ab und nickte zufrieden.
„Gut, dies sieht wirklich sehr gut aus. Ich denke, ich kann heute die Wunde nähen, dann legen wir noch eine Drainage und dann sollte das alles recht problemlos abheilen.“
Er sah zu Skadhi auf: „Es wird sehr weh tun, wenn ich die Wundränder schließe. Ihr werdet sehr tapfer sein müssen.“
„Tja, wenn ich muss, dann muss ich wohl.“
Skadhi nickte mutig.
Der Arzt wühlte in seiner Tasche und holte ein kleines Etui hervor.
Er öffnete es und holte eine lange, gebogene Nadel heraus, dann griff er in eine kleine Seitentasche des Etuis und zog einen dünnen Faden hervor.
Großzügig verteilte er noch einmal auf der Nadel, dem Faden und seinen Händen Desinfektionsmittel.
„Fertig?“
Skadhi nickte. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn.
„Nein, halt“, rief Ivon.
Er ergriff noch einmal den Becher und leerte das Wasser achtlos auf den Boden. Dann knickte er unter größerer Anstrengung das Leder, so dass der Becher fast flach lag.
„Da, nimm!“
Ivon hielt Skadhi sein Werk hin. Als sie ihn verständnislos anschaute, setzte er erklärend dazu: „Beiß drauf, das hilft. Glaub mir, ich kenne das.“
Brav öffnete Skadhi den Mund und ließ sich von Ivon den zusammengefalteten Lederbecher hineinstecken.
„Ich halte dich“, erklärte er und umfing sie mit den Armen.
Doch als Ivons Blick dem des Arztes begegnete, fühlte er, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg. Am liebsten wäre er wieder von Skadhi weggerückt, aber er musste sie stützen! Al-Muthasib lächelte nur stumm vor sich hin, er wusste genau, was den jungen Paladin plagte.
„So, es geht los“, kündigte Al-Muthasib an und zog den Faden durch das Nadelöhr.
Er warf noch einen prüfenden Blick auf die Wunde und schätzte ab, wo er seinen ersten Stich setzen sollte.
Dann, schneller als Ivon es sehen konnte, hatte er den ersten Stich gesetzt und Skadhi stöhnte laut auf. Ivon meinte sogar, sie wüste Flüche ausstoßen zu hören.
Doch der Arzt machte unbeirrt und konzentriert weiter, Schlaufe um Schlaufe setzte er, Knoten um Knoten zog er fest und fügte zusammen, was zusammen gehörte.
Er brauchte eine ganze Weile, bis er die Wunde verschlossen hatte.
Skadhi litt schreckliche Schmerzen, doch sie schimpfte nur unterdrückt zwischen den Zähnen hindurch. Nur unter großer Anstrengung schaffte sie es, ihrem Impuls nicht zu folgen, sondern ließ den Arm an Ort und Stelle.
Schließlich sagte der hakim: „Es ist vollbracht. Ihr habt Euch wacker geschlagen, werte Dame, nicht einmal die kühnsten Krieger habe ich so beherrscht im Angesicht des Schmerzes gesehen!“
Skadhi spie angeekelt den Becher aus.
„Pfui Teufel! Das schmeckt vielleicht widerlich!“
Auch Ivon war erleichtert, konnte er sich doch nun endlich dem Körperkontakt zu Skadhi entziehen. Rasch stand er auf und stieß dabei seinen Stuhl um.
Auch Al-Muthasib hatte sich erhoben und wischte sich die blutigen Hände an einem Tuch ab, welches als Schürze vor seiner Hose hing.
„Nun, dann werde ich mich jetzt verabschieden. Ich komme morgen noch einmal vorbei und schaue nach der Wunde. Auf bald, die Herrschaften, ich muss mich sputen, mein Dienst in der madrasah beginnt gleich!“
Mit einer eleganten Verbeugung schnappte sich der Arzt seine Tasche und stopfte schnell die kleine Nadel in das Etui zurück. Eilig verließ er den Raum.
„Wie geht es dir?“, fragte Ivon besorgt.
„Wie soll es mir schon gehen, wenn jemand in meinen Arm piekt, ich Leder im Mund habe und kein Trinkwasser mehr da ist, weil jemand es jemand achtlos auf den Boden geschüttet hat. Ich habe einen so großen Durst, ich könnte schon fast aus dieser Pfütze da saufen wie ein Kamel!“ Anklagend starrte Skadhi Ivon an.
„Kein Problem, ich hole dir neues. Bleib liegen und ruhe dich aus!“
Ivon wollte gerade den Raum verlassen, als Skadhi ihn noch einmal zurückrief: „Ivon?“
„Ja?“
„Wo ist eigentlich Sadira?“
 
das ist eine gute frage, die Skadhi da stellt! :D
Ich will wissen wer die Zellengenossen sind ;)
ansonsten ein kurzes, aber trotzdem ganz schönes update :top:
Hoffentlich gehts Skadhi bald gut genug, dass die beiden Sadira retten können...
 
War wirklich zu kurz ...

Aber wenigstens siehts jetzt schon wieder besser aus für unsere Helden :D
 
Ich dachte er fängt an zu beten... :eek:
sehr schön, endlich haben wir dieses Eiterthema vom Tisch. :D
Aber die ist doch auf Wochen nicht zu gebrauchen...:confused:
 
As promised - heute etwas mehr:




Kapitel VIII - Teil IX






Ivon schloss die Tür rasch hinter sich und blieb Skadhi die Antwort schuldig.
Anscheinend konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, dass Sadira von den Stadtwachen mitgenommen worden war.
Nachdenklich kratzte er sich am Kopf und überlegte, wie er Skadhi am geschicktesten beibringen konnte, dass er überhaupt keine Ahnung hatte, wo Sadira abgeblieben war.
Zwar hätte er gerne nach ihr gesucht, doch Skadhis Verwundung hatte ihm so zu schaffen gemacht, dass er es einfach nicht übers Herz gebracht hatte, von Skadhis Seite zu weichen.
Andererseits konnte er wohl erwarten, dass die resolute Magierin gut zurecht kam. Zumindest hoffte er das.
Langsam ging er die Treppe zum Schankraum hinunter und suchte nach dem Wirt, um etwas frisches Wasser für Skadhi und sich zu ergattern.
Schließlich fand er den behäbigen Mann in einem der Vorratsräume, wo er seine Waren sichtete.
Obwohl der Wirt noch eine ganze Menge seiner Vorräte zu inspizieren hatte, ließ er es sich nicht nehmen, höchstpersönlich in den Hof zum Brunnen zu laufen und seinem Gast das gewünschte Wasser zu bringen.
Ivon hatte es sich derweil auf einem der Barhocker bequem gemacht, als es kräftig an der Tür klopfte.
„Aufmachen! Im Namen des Fürsten, aufmachen!“, rief eine dunkle Stimme.
Erneut wurde kräftig an die Schenkentür geklopft.
Hastig stand Ivon auf und trat zur Tür. Es widerstrebte ihm, ausgerechnet den Stadtwachen die Tür zu öffnen, doch er erhoffte sich Neuigkeiten über Sadiras Verbleib.
Schnell öffnete er die Tür, blieb aber im Rahmen stehen, denn die Personen, die vor ihm standen, kannte er nur zu gut.
Es waren der Hauptmann der Stadtwache und seine rothaarige Stellvertreterin, Reena, sowie einige Soldaten. Sogar einen Lastkarren mit einem Maultier davor hatten sie dabei.
„Was wollt Ihr?“, fragte Ivon unwirsch und ließ seinen Blick über die Soldaten schweifen.
„Wo ist der Wirtsherr dieses Hauses?“, blaffte der Hauptmann der Stadtwache und kümmerte sich nicht um Ivons Frage.
„Fort“, antwortet Ivon.
„Dann lasst uns ein, wir werden auf ihn warten, denn wir haben etwas mit ihm zu besprechen!“
Geschickt hatte sich die Rothaarige an den breiten Schultern des Hauptmannes vorbeigedrängt und nötigte Ivon, den Eingang frei zu geben.
Unglücklich ließ es Ivon geschehen, wusste er doch genau, dass er gegen eine solche Übermacht keine Chance hatte.
Die Soldaten setzten sich in den Schankraum, während sich Reena hinter den Tresen begab und sich großzügig an den Hähnen selber zapfte.
Misstrauisch lehnte sich Ivon an die Wand und ließ keinen auch nur kurz aus den Augen.
Er hoffte, dass der Wirt bald wieder zurück kam, damit alles aufgeklärt werden konnte.
Es dauerte auch nicht lange, da öffnete sich erneut die Eingangstür und der Wirt trat herein.
Angesichts der Soldaten in seinen Räumlichkeiten erbleichte er schlagartig, drückte Ivon stumm den Krug mit dem Wasser in die Hände und bedeutete ihm, nach oben zu gehen.
Ivon eilte die Treppe hoch, blieb aber oben sofort stehen. Inständig hoffte er, ein paar Fetzen des Gespräches mitzubekommen.
Die schmeichelnde Stimme des Wirtes erklang.
„Oh, solch hochrangige Gäste zu so früher Stunde, womit habe ich diese Ehre verdient?“
„Schwatz nicht, du Becherschieber“, fuhr ihn der Hauptmann an.
Dann erklang Reenas Stimme.
„Wirtsherr, um es kurz zu sagen, es geht um einen Gast, den Ihr vor kurzem hier beherbergt habt.“
„Tut mir leid, aber da kann ich keine Auskunft geben. Ich habe so viele Gäste, da erinnere ich mich nicht an einzelne Personen.“
Die Stimme des Wirtes klang brüchig und unsicher.
„Ah, Wirtsherr, Ihr werdet Euch gewiss an diesen Gast erinnern. Es handelt sich um eine hübsche junge Frau mit braunem, langem Haar – die habt Ihr Euch bestimmt merken können.“
„Nein, wirklich, kann ich mich nicht erinnern...“
Der Wirt stotterte.
Ein Schlag ertönte, so, als ob eine behandschuhte Hand auf einen Tisch geschlagen wurde. Ivon zuckte vor Schreck auf der obersten Treppenstufe zusammen.
„Wirtsherr, es handelt sich hierbei nicht um eine gewöhnliche Frau, nein, zufällig soll sie sich der Magie verschrieben haben... Hilft Euch das mehr?“
„Nei-ein!“
Unten lief eine Person durch den Raum, Ivon schätzte, dass es Reena war.
„Aber, aber Wirtsherr... entdecke ich hier etwa Rattenkot? Ich glaube, ich muss Euch und Euer Etablissement den Behörden melden! Man wird es schließen und Euch die Lizenz entziehen, wenn Ihr Eure Räumlichkeiten so unsauber haltet. Und wenn Ihr Glück habt, müsst Ihr nur eine hohe Geldstrafe zahlen, vielleicht verzichtet man auf das Abschlagen der Hand...“
Reena räusperte sich.
Die flehentliche Stimme des Wirtes erklang.
„Ach, bitte, Hauptmann, hier hat es noch nie Ratten gegeben. Hier ist alles sauber, das können Euch meine Nachbarn bestätigen!“
„Eure Nachbarn? Aber genau die haben sich doch über Euch beschwert?“
Reena klang äußerst erstaunt.
„Nun, aber vielleicht können wir einen Handel schließen? Ihr sagt uns, was Ihr wisst und wir, nun, wir packen unseren mitgebrachten Rattenkot wieder ein. Was haltet Ihr davon?“
Ivon konnte förmlich sehen, wie sich der Wirt wand.
Schließlich wimmerte der Mann laut auf und schluchzend brach es aus ihm hervor: „Ja, ja, sie war Gast hier, bis sie irgendwann verschwand.“
„Na also, es geht doch!“
Reena schnurrte wie ein Kätzchen.
„Wo war ihr Zimmer und wisst Ihr, ob sie noch Sachen dort hat?“
Herrisch erklang die Stimme des Hauptmannes, Schritte erklangen uns signalisierten Ivon, dass sich jemand der Treppe näherte.
„Oben“, schluchzte der Wirt, „Nummer Fünf ist ihres. Ich habe darin nichts angerührt, ihre Sachen müssten auch noch da sein.“
Ein gewaltiges Getöse erklang im Schankraum, die Soldaten waren aufgestanden und im Begriff, die Treppe herauf zu kommen.
Eilig verließ Ivon seinen Platz auf der obersten Stufe und verschwand lautlos in seinem Zimmer, wo er vorsichtig unter dem breiten Türspalt hindurchlugte.
Kurz darauf konnte er viele Schuhe an der Tür vorbeilaufen sehen.
Die Soldaten verschwanden in Sadiras Zimmer; den Geräuschen nach zu urteilen, durchsuchten sie jeden Winkel des Raumes.
Ivon trat vorsichtig mit einem Fuß auf den Flur hinaus und horchte.
Gedämpfte Stimmen erklangen.
„Schaut auch in der Truhe da nach, aber gründlich, diese elenden Magier sind mit allen Wassern gewaschen, was den Schutz ihres Eigentums angeht.“
Ivon vernahm den dumpfen Klang von Metall, das auf hartes Holz traf.
„Herr, sie lässt sich nicht öffnen!“
„Sei’s drum. Nehmt die Truhe einfach im Ganzen mit. Packt ein, was Euch verdächtig erscheint – alles ist wichtig, jede Kleinigkeit, es könnte überall sein. Macht schon, auf den Karren damit und dann raus hier.“
Ivon versteckte sich wieder rasch in seinem Zimmer, als die Soldaten abzogen. Ihren Schritten nach waren sie schwer beladen.
In dem Moment ärgerte sich Ivon, dass er nicht schon selber auf die Idee gekommen war, sich einmal in Sadiras Zimmer umzusehen. Er konnte jetzt sicher sein, dass jeder Anhaltspunkt, der einmal da gewesen sein mochte, nun vernichtet oder verschwunden war.
Ivon wusste kaum etwas von Sadira, vielleicht hätte ihm irgendein Hinweis in ihren Besitztümern geholfen zu verstehen, warum die Stadtwachen sie verschleppt hatten.
Es musste einen bestimmten Grund dafür geben, da war er sich sicher!
Ihre Festnahme auf offener Straße war so verdächtig gewesen, Ivon wusste nicht einmal, wessen man sie beschuldigt hatte.
Niedergeschlagen kehrte er in Skadhis Zimmer zurück und bereitete sich darauf vor, ihr nun Rede und Antwort stehen zu müssen.
Doch zu seiner Erleichterung war Skadhi erschöpft eingeschlafen, den verletzten Arm wie ein waidwundes Tier an sich gezogen.
So stellte er den Krug mit Wasser leise auf dem Tisch ab und sank dann verzweifelt auf dem Stuhl nieder. Nachdenklich stützte er die Hände an den Kopf und zerbrach sich denselben, wie es mit Sadira weitergehen würde.

Prustend erwachte sie und verschluckte sich beinahe an der eiskalten Flüssigkeit, die man ihr ins Gesicht geschüttet hatte. Sie rang nach Atem, denn die niedrige Temperatur der Flüssigkeit hatte sie geschockt. Dabei gelangten einige Spritzer in ihre Luftröhre und lösten einen Hustenreiz aus.
Dann erhielt sie eine gewaltige Ohrfeige, welche ihr das letzte bisschen Müdigkeit aus dem Kopf schlug. Sie öffnete die Augen.
„Nicht so fest, Varla, verdammt, wir brauchen sie noch!“
Ein gehässiges Lachen erklang.
„Verflucht, die Schlampe hat mich angespuckt!“, protestierte Varla.
„Du bist selber Schuld, wenn du so nahe herangehst. Du weißt doch, wie das mit den Gefangenen ist, das ist doch nicht deine Erste!“
„Ja, Màcha, Entschuldigung!“
Schuldbewusst senkte Varla den Kopf, nicht jedoch, ohne Naeemah noch einmal böse anzufunkeln.
Schnell erfasste Naeemah die Situation. Varla und Màcha waren mit drei Wachen gekommen und drängten sich in ihrer Zelle. Nun, da der Kerkerraum von vielen Fackeln erleuchtet wurde, erkannte Naeemah ihren Irrtum. Dies war nicht Varlas privater Zellenkomplex, wie sie angenommen hatte; die Verarbeitung und Art der verwendeten Steine ließ eher auf den fürstlichen Palast oder den Hochsicherheitstrakt unter der Zitadelle, wo auch die kostbaren Pferde des Fürsten ihr Quartier hatten, schließen.
Doch lange genug, um ihren Aufenthaltsort zu bestimmen, konnte sie ihre an die Dunkelheit gewöhnten Augen nicht offen halten; zu hell und schmerzhaft fraß sich das Fackellicht in sie hinein.
Die enorme Hitze der bleckenden Flammen, die warmen Körper der vielen Menschen und die stickigen Luft in der Zelle trieben die Temperatur des Raumes noch höher als die von außen eindringende Hitze des Sommers es jemals vermocht hatte.
Naeemah ertrug die große Hitze kaum, auch das helle Fackellicht irritierte sie, sie blinzelte, wollte sich ihr Gesicht mit der Hand abschirmen, doch ihre Fesseln verhinderten dies.
Màcha trat näher an sie heran und hielt ihr die Fackel direkt ins Gesicht, worauf Naeemah ungehalten aufstöhnte.
„Varla, warum liegt ihre Kleidung auf dem Boden?“
Màchas Stimme hatte einen drohenden Unterton angenommen.
„Nun, ähm,... weiß nicht. Vielleicht hat sie sich die Kleidung beim Versuch, sich zu befreien, abgestreift.“
Mit den Schultern zuckend drehte sich Varla um und wollte die Zelle verlassen, doch Màcha packte sie an der Schulter.
„Bleib hier, wir sind damit noch nicht fertig“, zischte sie ihre Stellvertreterin an. Dann richtete sich Màchas Aufmerksamkeit wieder auf Naeemah.
„Was war hier los?“
„Varla war so liebenswürdig, mir Besuch zu schicken. Aufgrund einer Unebenmäßigkeit seiner geistigen Gesundheit verfuhr er äußerst grob mit meiner Kleidung.“
Angeekelt bei dem Gedanken an die Begegnung spuckte Naeemah aus.
Màcha verstand und beschloss, Varla später eine gewaltigen Standpauke zu halten. Auch wenn Naeemah eine Verräterin an ihrem Herren war, so verdiente sie doch einen kleinen Funken letzten Respekts, der einer ehemaligen, äußerst erfolgreichen Schwester zustand.
Wütend funkelte sie Varla an. Dann dreht sie sich zu den Wachen um und gab den Befehl, die Fesseln zu lösen.
„Der Herr erwartet dich“, erklärte sie Naeemah und setzte dann hinzu, „meine Güte, so können wir dich aber nicht zu Ihm bringen! Du siehst erbärmlich aus und würdest Seine Nase und Seine Augen beleidigen!“
Sie atmete tief durch.
„Wachen, bringt sie zum Vorsteher, er soll dafür sorgen, dass die Mädchen sie baden und wenigstens etwas vorzeigbar herrichten.“
Nachdem sie ihren letzten Befehl gegeben hatte, packte Màcha Varla an der Schulter, schob sie mit sich hinaus und verließ den Zellenkomplex.
Naeemah hingegen ließ sich nur widerwillig von den Wachleuten vorwärts bewegen und machte auch sonst so gut wie keine Anstalten zu kooperieren.
Sie hoffte, in einer vollendeten Form den Eindruck einer geschwächten Gefangenen zu vermitteln. Man schleifte sie durch den breiten Mittelgang zwischen den Zellen, der in eine Treppe mündete und schließlich zu einer schweren, mit Eisen beschlagenen Tür führte.
Als die Tür geöffnet wurde, traf die Kälte Naeemahs nackte Haut wie ein Schlag. Der Temperaturunterschied zwischen der Luft der Zellenanlage und der durch ein ausgeklügeltes Belüftungssystem gekühlten Luft der Wachstube war so gewaltig, dass Naeemah sofort zu frieren anfing.
Der quadratische Raum der Wachstube enthielt nicht viel, nur eine Pritsche, einen Stuhl, eine Kiste und einen Tisch, auf dem ein paar Weinbecher standen.
Zwei der Wachen stießen sie roh auf den Stuhl, wo sie stöhnend zum Sitzen kam, während die dritte Wache in der Kiste kramte.
Er zog einen aschgrauen, sackähnlichen Kittel hervor und bedeutete ihr, ihn überzuziehen.
Der Kittel war aus grobem Garn gewebt und kratzte auf der Haut.
Kaum hatte sie ihre Blöße bedeckt, wurde sie auch schon wieder von den zwei anderen unter den Armen gepackt. Der Dritte klappte die Kiste zu und öffnete die Tür – die Tür in die Freiheit!, dachte Naeemah, schlagartig hellwach.
Völlig beherrscht ließ sich Naeemah noch aus der Tür ziehen, doch dann versuchte sie sich unter verzweifeltem Einsatz aller Kräfte die ihr noch geblieben waren, loszureißen. Instinktiv bäumte sie sich wie ein wildes Tier auf, trat und biss um sich. Im Normalfall wäre es ihr vielleicht geglückt, die beiden Männer, welche sie an den Oberarmen gepackt hatten, loszuwerden, doch in ihrem erschöpften Zustand musste sie sich dem stahlharten Griff der Männer beugen.
Trotzdem lehnte sie sich noch einmal nach vorne, um sich frei zu winden, doch die dritte Wache packte sie beherzt am Haar und riss grob daran.
Vor Schmerzen stöhnend und fluchend gab sie auf.
„Ganz schön wild, die Kleine“, fluchte der eine Wächter.
„Na ja“, gab der andere grinsend zurück, „wenn man sie an den Haaren packt, hat noch jede pariert. Aber kräftig ist sie.“
„Los jetzt“, warf der Dritte ein, „beeilen wir uns lieber. Wenn wir sie zu spät bei Chasim abliefern, gibt es ein paar Peitschenhiebe gratis dazu!“
Die Drei schoben sie vorwärts.
Naeemah blieb kaum Zeit, um sich umzusehen, doch die wenigen Eindrücke, die sie sammeln konnte, bestätigten ihr die Lage ihres Gefängnisses. Anscheinend hatte man sie wirklich als gefährlich genug erachtet, um sie in der Zitadelle einzusperren.
Vor dem Tor wartete eine der Kutschen, die speziell auf Gefangenentransporte ausgelegt waren.
Unsanft beförderte man sie hinein und kettete sie in der Passagierkabine wieder an der Wand an.
Die vergitterten und getönten Scheiben ließen keinen Blick nach außen zu, so dass sie keine Vermutungen anstellen konnte, wohin die Kutsche fuhr. Anfangs konnte sie noch anhand der Fahrtrichtung ihre Position bestimmen, doch der Kutscher fuhr dergestalt kreuz und quer durch die Stadt., dass sie es bald aufgab, den Weg zu verfolgen.
Schließlich hielt das Gefährt und ihre drei Begleiter stiegen aus.
Sie hörte sie kurz draußen diskutieren, konnte aber nicht verstehen, was gesagt wurde.
Dann wurde die Tür aufgestoßen und das grinsende Gesicht einer rothaarigen Frau schob sich in Naeemahs Sichtfeld.
Reena trat vor die Türöffnung und nahm Naeemah die Sicht nach draußen.
„Guten Morgen Naeemah, schön, dich wieder zu sehen, auch wenn die Umstände etwas unglücklich sind!“
„Hallo Reena, lange nicht mehr gesehen. Sag mal, ist dir dein Harnisch beim Waschen eingelaufen oder sind die Speckröllchen, die da aus der Verschnürung lugen, neu?“
„Ah, du bist so stachlig wie eh und je! Warte nur, wir bekommen dich schon gebändigt.“
Reena lachte.
„Verzeiht, Herrin, aber mit dieser Hure ist nicht zu spaßen, sie hat vorhin schon versucht, sich loszureißen“, schaltete sich die eine Wache ein.
„Schon gut, ich hatte es nicht anders erwartet“, Reena grinste immer noch, „holt Chasim, der weiß genau, was in solchen Fällen zu tun ist.“
 
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