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[Story] Afterwards...

...*sprachlos vor begeisterung*...
 
:flame: Varla kriegt was auf den Deckel :ugly:

*freu*
 
So, ich denke, dieser Teil wird besonders die männlichen Leser erfreuen :angel:





Kapitel VIII - Teil X






Eigentlich verging bis zum Erscheinen von Chasim nicht sehr viel Zeit; in der Tat war er innerhalb von ein paar Minuten anwesend, doch für Naeemah, die mit schmerzenden Gliedmaßen immer noch an der Kutschwand gefesselt hing, waren diese wenigen, quälenden Minuten eine Ewigkeit. Sie hatte sich sicherlich ein oder auch zwei Sehnen gezerrt.
Aber als sie darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass es im Grunde ja sowieso egal war.
Schlussendlich würde sie von Ibn Sabbah entweder zum Tode oder zu ewiglicher Kerkerhaft verurteilt werden.
Sie persönlich hoffte auf den Tod, auch wenn sie nicht erwarten durfte, dass dieser kurz und schmerzlos werden würde. Die humanste Todesart, die man ihr zugestehen würde, wäre wohl das Vierteilen, das Zerreißen des Körpers von vier wilden Stieren; im schlimmsten Fall würde man sie öffentlich auf das Rad flechten.
Ein Stimmengewirr, das von draußen zu ihr hereindrang, riss sie aus ihren Gedanken.
Chasim war angekommen. Geräuschvoll atmete Naeemah aus und bereitete sich mental auf das vor, was folgen mochte.
Nur am Rande erhaschte sie Fetzen der Diskussion, die draußen um ihre Person geführt wurde. Man beratschlagte, wie man sie am besten in den Palast des Herrschers bringen und ihr die geplanten Behandlungen, mit möglichst geringer Gegenwehr ihrerseits, angedeihen lassen sollte.
Anscheinend hatte sich Chasim mit seiner stummen Beharrlichkeit durchgesetzt, denn er betrat als Erster die Passagierkabine der Kutsche. Ein Diener folgte ihm und brachte ein kleines Kästchen mit.
Das Holz der kleinen Truhe wies die charakteristische Färbung des Schlangenholzes auf; die rotbraune Grundfarbe war mit fast schwarzen, radial gerichteten Zonen streifig, schlangenartig gemasert und verbreitete einen eigentümlichen Glanz.
Ehrerbietig öffnete Chasim das schmucklose Holzkästchen und entnahm den darin befindlichen Gegenstand.
Er bestand aus einer langen Metallkette, an der eine mit Löchern durchsetzte Metallkugel wie ein großes Perpendikel hing.
Naeemah erinnerte sich, dass die Paladine diese pendelartigen Gegenstände benutzten, um während ihrer Messen Weihrauch zu verbrennen.
Ein scharfer Geruch, den die Kugel verströmte, verriet Naeemah jedoch, dass es sich bei dem Kraut, welches im Inneren der metallenen Sphäre ruhte, definitiv nicht um Weihrauch handelte.
Chasim hielt ihr nun das Perpendikel direkt vor die Nase, ließ sich von dem Diener die Nase und den Mund mit einem Seidentuch verdecken und entzündete das Kraut an einem Kienspan.
Das trockene Kraut fing nicht etwa Feuer, nein, es begann langsam glühend zu verbrennen. Dabei entwickelte sich eine Menge Rauch, welcher durch eifriges Wedeln des Dieners mit einem Fächer direkt in Naeemahs Gesicht geweht wurde.
Naeemah hustete und drehte den Kopf zur Seite, versuchte, die Luft anzuhalten.
Eine qualvolle Ewigkeit wehrte sie sich gegen den Reiz, tief Luft zu holen, doch auch dieser Widerstand brach und sie schnappte geräuschvoll nach Luft.
Sie schmeckte den Rauch auf ihrer Zunge, fühlte, wie er zusammen mit der Luft in ihre Lungen drang und dort sein unheilvolles Wirken entfaltete. Die stechende Hitze des Rauches biss ihr in die Augen, brachte sie erneut zum Husten, was dazu führte, dass sie noch mehr von den grauen Schwaden einatmete.

Dann, auf einmal, wurde alles still um sie herum. Es schien, als hätte die Zeit angehalten, denn weder Chasim noch sein Diener bewegten sich mehr.
Nur der Brodem, die dicken Schwaden, zog in feinen Linien auf sie zu. Gemächlich drehte und waberte der Rauch in sich, quoll unaufhörlich aus der Metallsphäre hervor.
Naeemah war es egal, langsam und bewusst atmete sie ein, beobachtete, wie sie die Rauchschwaden fast vollständig aufsog. Sie lächelte, als sie das wirre Spiel des nebligen Dunstes verfolgte und allmählich erschien ihr alles einfach sinnlos.
Mellilahs Tod, ihre Aufträge und das Widersetzen gegen Ibn Sabbahs Befehle, alles war einfach belanglos, so unwichtig geworden. Nichts war mehr wichtig, nur das Spiel des Rauches interessierte sie noch.
War es nicht vollkommen gleich, was mit ihr geschah?
Und waren ihre schrecklich-schönen Träume von einer geisterhaften Mellilah doch einfach nichts als Träume?
War sie so abergläubisch geworden, dass sie in diese Nachtmahre mehr hineininterpretierte als sie eigentlich waren – Schreckgespenster für kleine Kinder?
Warum war sie überhaupt hier?
Sie lächelte die fremden Menschen an, die ihr so unendlich träge die Fesseln lösten und sie langsam in das große Gebäude führten.
Sie bedauerte die Menschen, die so beschäftigt herumliefen und dabei die Schönheit des Moments vergaßen, aber sie, Naeemah, sie genoss den Augenblick.
Was waren das überhaupt für Leute?
Sie entdeckte eine rothaarige Frau. Einen Moment flackerte Erkennen in ihrem Gedächtnis auf und der Name der Frau erschien wie ein übergroßes Bild vor ihr, doch das gedankliche Bildnis zerstob vor ihr in tausend rauchige Schwaden als man Naeemah hindurchführte, und sie erkannte, dass Namen vollkommen belanglos waren.
Geduldig ließ sie sich von den Personen, die sich so absurd langsam bewegten, durch die marmornen Flure des Palastes geleiten, mal rechts, mal links durch die Bogengänge, bis sie schließlich ein großes Mahagoniholztor erreichten.
Der dunkelhäutige Mann, welcher ihr immer noch das rauchende Pendel vor das Gesicht hielt, betrat als Einziger mit ihr den dahinter liegenden Raum.
Naeemah tauchte in eine watteweiche Welt der Farben ein. Alles war so bunt, blendete sie in angenehmer Weise und badete die Welt in ein freundliches Licht.
Naeemah war sich sicher, dass dies nur die Anderswelt sein konnte. Vermutlich hatte man bereits das Todesurteil vollstreckt – doch war das nicht gleichgültig in der Welt der Farben und Lichter?
Weibliche Silhouetten lösten sich von den Wänden aus Licht, kamen näher, tanzend, singend.
Naeemah verstand zwar nicht, was diese elfenartigen Wesen sangen, noch konnte sie die Worte des dunkelhäutigen Mannes vernehmen, aber das war nicht schlimm.
Die Wesen lächelten sie so freundlich an, waren in derart kostbare Gewänder gehüllt und mit solch wertvollem Schmuck behangen, dass die Erkenntnis wie eine weiche Wolke in ihr aufstob: es mussten den Menschen zugeneigte Feien sein, die Sidhé!
Der Mann ließ ihre Hand los und ehe Naeemah sich versah, hatten die Feen sie ergriffen und führten sie als eine der ihren in ihre Mitte; mühelos folgte Naeemah ihren Tanzschritten.
Mit Staunen erkannte sie, dass sie die strahlende Farbenwelt verlassen hatten. Naeemah befand sich im Zentrum eines großen Raumes, dessen Wände prunkvoll mit Mosaiken von rankenden Pflanzen überzogen waren. Sie erkannte, dass auch der Boden mit exotischen Gewächsen zeigenden Mosaiken überzogen war, doch als sie genau hinsah, bemerkte sie, dass sich eine der grünen Ranken langsam und zärtlich um ihre Füße schlang. Mit hauchzarten Bewegungen schlängelte sich ein Spross aus den Steinen ihre Wade hinauf und ging knapp über ihrem Knie in einer prachtvollen, riesigen Blüte auf.
Fasziniert beobachtete sie das Wachstum der anderen Pflanzen, die sich über die Wände zogen, von der Decke herabhingen, bis eine der Feen sie sanft am Arm zupfte.
Es war Zeit zu gehen.
Naeemah folgte ihr leichtfüßig.
In der hinteren Ecke des Raumes entledigten die Feen Naeemah der Last ihrer Kleidung und bedeuteten ihr, in einem in den Boden eingelassenen Muschelbecken Platz zu nehmen.
Kaum hatte sie wie eine Perle in der Mitte der Herzmuschel Platz genommen, da gossen die Feen auch schon aus zahlreichen Krügen angenehm warmes Wasser über sie.
Als das Becken bis zum Rand gefüllt war, entledigten sich zwei der Feien - Naeemah waren sie schon durch das satte qahwah-Braun ihrer Haut aufgefallen - ihrer prachtvollen Kleidung, stiegen zu Naeemah ins Becken und begannen sanft, ihr Haar aus der üblichen Hochsteckfrisur zu lösen, während die anderen Feen duftendes Badeöl in das Becken rinnen ließen.
Findig entfernten die beiden Feen die zwei Haarnadeln aus Elfenbein, welche die Haare dicht am Kopf fixiert hielten, woraufhin sich eine Flut aus schwarzen Haaren über Naeemahs Nacken und Rücken ergoss.
Naeemahs schwarzen Haare bedeckten, aus der Hochsteckfrisur gelöst, beinahe die gesamte Oberfläche des Beckens, und zärtlich wuschen die beiden Feen ihre Haare, lösten Knoten und Verfilzungen mit einer Sanftheit, die Naeemah noch nie erfahren hatte.
Anschließend wurden weiche Schwämme gereicht und ebenso sanft wurde Naeemahs geschundener Körper von oben bis unten von den beiden dunkelhäutigen Sidhé gewaschen, deren Zähne wie unberührter Schnee auf den höchsten Berggipfeln glänzten.
Die beiden Fabelwesen kicherten und amüsierten sich wohl über den reizvollen Kontrast, den Naeemah mit ihrer elfenbeinfarbenen Haut zwischen ihnen bildete.
Naeemah genoss das opulente Baden sehr und wünschte, es möge nie enden.
Doch auf einmal begann die Zeit wieder anders, schneller, zu laufen.
Die schönen Gesichter der beiden Feen, welche sich lächelnd zu Naeemah drehten, verschwammen und verliefen zu grotesken Fratzen, und Naeemah erkannte mit einem Mal die wahre Natur der Sidhé: Nicht freundliche Fabelwesen hatte sie hier vor sich, nein, es waren böse Geister, vielleicht dschinnjiah, die sie mit ihrer aufgesetzten Freundlichkeit in das Wasserbecken gelockt hatten, um sie schließlich zu ertränken!
Doch Naeemah war nicht gewillt, sich von bösartigen Dämonen so hinterlistig töten zu lassen und so packte sie rasch eine der beiden dschinnjiah am Handgelenk und zog sie zu sich hin, so kräftig, dass diese einen Schmerzenslaut ausstieß, der nicht von dieser Welt war.
Ohne zu zögern packte Naeemah den Nacken der Dämonin mit ihrer anderen Hand und drückte ihren Kopf unter Wasser.
Die zweite Dämonin schrie entsetzt auf und versucht, an Naeemahs Arm zu ziehen, ihre Schwester loszureißen, doch Naeemahs Griff war fest.
Um die unter Wasser gedrückte Dämonin, welche im Todeskampf wild um sich schlug, besser fixieren zu können, ließ Naeemah kurz deren Arm los, verpasst der anderen dschinnjiah noch einen Schlag ins Gesicht und kniete sich dann mit ihrem ganzen Gewicht auf den Rücken der Dämonin.
Als die anderen bösartigen Geister sahen, was mit einer der ihren geschah, stoben sie um Hilfe kreischend auseinander und verstreuten sich in alle Winde.
Naeemah schwor sich im Blutrausch, jede Einzelne von ihnen zu töten.
Ihr erstes Opfer hatte indes seinen Kampf verloren, die immer schwächer aus ihrem dämonisch verzerrten Mund strömenden Luftblasen erstarben schließlich vollends und Naeemah ließ die dschinnjiah fahren, um sich ihre nächste Gegnerin zu suchen.
Doch auf einmal erschien der dunkelhäutige Mann wieder in dieser höllischen Welt und schwenkte sein kleines Pendel.
Dieses Mal schwor sich Naeemah, nichts von diesem teuflischen Rauch einzuatmen, und stürzte sich katzengleich, nass und nackt wie sie war, auf den Mann, der sie in diese grauenhafte Welt geführt hatte.
Der Angriff überraschte ihn und riss ihn hintenüber. Rittlings kam Naeemah auf ihm zu sitzen, ihre langen Haare fielen ihr ins Gesicht und nahmen ihrem Gegner die Sicht.
Dieser hatte während des Sturzes nach seinem kleinen Brustdolch getastet, der sich unter seinem Gewand verbarg, doch Naeemah schlug ihm die Waffe aus der Hand, ehe er sie einsetzen konnte.
Das Töten ihres Gegners gestaltete sich allerdings schwieriger, denn Naeemahs kleine, zartgliedrige Hände waren nicht groß genug, um den dicken, kräftigen Hals des Mannes zu umschlingen.
So schlug Naeemah ihn mit einem Faustschlag gegen die Schläfe bewusstlos, packte sich eine Strähne ihres nachtschwarzen, nassen Haares und drehte es ein.
Dann zog sie den Oberkörper des Mannes zu sich und brachte ihn so in eine sitzende Position.
Schnell kroch sie hinter ihren Gegner und legte geschickt die Haarsträhne um seinen muskulösen Hals.
Schließlich schlang sie ihre nassen Beine um seinen Oberkörper, fixierte so seine Arme und zog kraftvoll die Schlinge aus Haaren zu.
Der Mann röchelte, versuchte, seine Hände frei zu bekommen, doch an ihrer nassen und eingeölten Haut rutschten seine suchenden Finger immer wieder ab; schließlich zuckten seine Beine ein letztes Mal im Todeskampf, als Naeemah ihm mit den Oberschenkeln das allerletzte bisschen Luft aus seinen Lungen presste.
Fasziniert beobachtete Naeemah die letzten Sekunden von Chasims erbärmlichen Leben als Sklave seiner selbst.
Sein Kampf gegen die schlangengleich zuckenden Haarsträhnen Naeemahs war aussichtslos, wild wanden sich die Haare um seinen Hals, schnürten ihm die Luft ab.
Für Chasim war es die gerechte Strafe in Form einer Furie, die er für all die Gräueltaten empfing, welche er auf Ibn Sabbahs Geheiß ausgeführt hatte.
Naeemah hingegen, die nun auch ihre restlichen Kräfte verbraucht hatte, brach, nicht zuletzt aufgrund der Wirkung der Droge, ohnmächtig über ihrem letzten Opfer zusammen.
 
also ich weiß ja nun nicht, wieso das Kapitel besonders für männliche Leser interessant sein soll? :confused:
oder haben Frauen keinen Spass einer tötenden Assasine? :D
Ich muss schon sagen, vor Naeemah bekomm ich immer mehr Respekt. :eek:
Selbst stoned ist sie so schlau, improvisatorisch jemanden mit ihrem Haar zu erdrosseln :top:

Zwei kleine Fehler sind mir noch aufgefallen:
Nur der Brodem, die dicken Schwaden, zog in feinen Linien auf sie zu.
was zu Hölle ist ein "Brodem"? :confused:
Anschließend wurden weiche Schwämme gereicht und ebenso sanft wurde Naeemahs geschundener Körper von oben bis unten von den beiden dunkelhäutigen Sidhégewaschen, deren Zähne wie unberührter Schnee auf den höchsten Berggipfeln glänzten.
Leerzeichen zwischen Sidhé und gewaschen vergessen.
 
der ultimative horrortrip xD
aba das zeug muss ich auch ma ausprobiern ^^
was soll man noch sagen ... drogen sind schlecht, mkay.

aba was kommt nun? da liegt sie nu nackt bei ihren beiden opfern... noch völlig zugedröhnt von dem zeug
ich lasse mich übaraschen :D
 
lord freak schrieb:
was zu Hölle ist ein "Brodem"? :confused:

Das ist Rauch ;)

lord freak schrieb:
also ich weiß ja nun nicht, wieso das Kapitel besonders für männliche Leser interessant sein soll?

Pffffff ... Banause..

Nacktszene, drei Weiber + Wasser und Schaum und gegenseitiges Waschen... also wirklich ^^
 
Hallihallo!

Auch mal wieder melden. Leider komme ich nicht mehr dazu, deine Geschichte zu verfolgen, aber habe sie immer noch in meiner Übersicht drin, um neue Posts zu sehen.

Wenn ich nun aber deinen letzten Post lese, sollte ich vielleicht einmal darüber nachdenken, ob ich nicht mal nachlesen sollte. :D

Bis dann denn
Skuhsk
 
du verstehst es einen neugierig auf den nächsten teil zu machen :D :top:
 
@Skuhsk: Natürlich schade, das du zur Zeit nicht mehr mitliest. Hab mich schon gewundert, nichts mehr von dir zu hören ;)

Auf gehts, es ist Samstag früh, sehr früh - aber ich wusste nicht, wann ich das heute zeitlich schaffen soll. Also könnt ihr schon beim Frühstück Geschichten lesen, das ist ja auch nicht sooo schlecht.





Kapitel VIII - Teil XI






Sie erwachte, weil irgendetwas Spitzes unangenehm zwischen ihre Rippen stach.
Zuerst versuchte sie, das Stechen und Pieken zu ignorieren, doch je krampfhafter sie versuchte, weiter zu schlafen, desto heftiger und lästiger wurde der Schmerz.
Genervt versuchte sie, sich zur Seite zu drehen, doch ihre Handgelenke ließen sich nicht voneinander trennen.
Dies ließ sie schlagartig aufwachen.
Naeemah riss abrupt die Augen auf.
Grelles Sonnenlicht stach ihr in selbige und verursachte eine Explosion in ihrem Kopf.
Naeemah stöhnte und drehte den Kopf zur Seite, in den Schatten, und fand eine weiß getünchte Wand vor sich.
Sie brauchte ein paar Minuten, bis sie sich orientieren konnte, denn es waren nicht nur ihre letzten Erinnerungen wie von einem dicken Nebel umhüllt, auch ihr Kopf schmerzte unerträglich und ihr war wieder fürchterlich übel.
Naeemah vermutete, dass dies die Nachwirkungen der Droge waren, die sie einzuatmen gezwungen worden war.
Als die Übelkeit etwas nachließ, drehte sie sich wieder von der Wand weg und schaute sich in ihrem neuen Gefängnis um.
Es war nur ein kleiner Raum, vielleicht zum Verstauen von alltäglichen Dingen gedacht, denn in der linken Ecke standen einige Besen und an der Wand vor ihr hingen ein paar Regale, auf denen sich Handtücher und Seife stapelten.
Rechts neben den Regalen befand sich die Tür; sie war aus leichtem Holz und wirkte nicht sonderlich stabil.
Bei näherer Betrachtung war sich Naeemah sicher, die kleine Kammer zu kennen. Zwar hatte sie den Raum nie selbst betreten, aber in ihrer Ausbildungszeit einige Dienstboten hineinhuschen sehen.
Unwillkürlich tauchte die Skizze des Grundrisses der Zitadelle vor ihrem geistigen Auge auf, so dass sie jetzt wusste, wo genau sie sich in dem Gebäudekomplex befand.
Licht drang durch ein kleines, vergittertes Fensterchen in der Tür hinein, aber dieser schmale Lichtstrahl war nichts im Vergleich zu der gleißenden Helligkeit, die Naeemahs Kopf zum Bersten brachte.
An der Wandseite, an der Naeemah Schutz und Dunkelheit gesucht hatte, befanden sich nur knapp unter der Decke, aber außerhalb von Naeemahs Reichweite, zwei große, ebenfalls vergitterte Fenster, die zu dem gepflasterten Innenhof zeigten mussten.
Die schneeweißen Wände des Raumes warfen das so einfallende Licht tausendfach zurück und durchfluteten somit Naeemahs neue Zelle mit hellem Licht wie am wolkenlosesten Sommertag.
Naeemah ließ ihren Blick suchend über die Bestückung der Regale gleiten; sie hoffte auf ein Messer oder etwas ähnlich Scharfes, um die Fesseln zu durchtrennen, doch am Boden liegend hatte sie keine Chance, auf die höheren Regalebenen zu schauen.
Enttäuscht lehnte sie sich zurück und wurde prompt wieder von etwas in die Seite gestochen. Fluchend rollte sie sich herum, was zwar ihre Übelkeit wieder aufbranden, sie dafür aber den Missetäter in Augenschein nehmen ließ.
Es war ein kleiner Heuhalm, der wohl durch die Fenster hereingetragen worden war und nun einsam auf dem Steinboden lag.
Ein, zwei Minuten blieb Naeemah auf dem Bauch liegen, die Arme von sich gestreckt, und sammelte ihre Kräfte.
Dann versuchte sie vorsichtig aufzustehen.
Langsam zog sie ihre Arme an den Körper, stützte sich mit den Ellenbogen ab und zog dann die Knie an, unter sich. Sie suchte kurz nach dem Gleichgewicht und stand dann ruckartig auf.
Zumindest war dies Naeemahs Plan gewesen, doch durch die langen Kerkerhaft und von den Nachwirkungen der Droge geschwächt, versagten ihre Beine den Dienst.
Naeemah stürzte, und nur, weil sie Arme und Ellenbogen unter der Körper zog, landete ihr Kopf nicht auf dem harten Steinboden.
Einen wüsten Fluch ausstoßend drehte sie sich wieder auf den Rücken und atmete tief durch. Die Anstrengung hatte sie erschöpft, vor ihren Augen drehte sich alles.
Sie musste kurz trocken würgen, unterdrückte den Reiz aber, als sie von der anderen Seite der Tür Geräusche vernahm.
Zwei Personen näherten sich dem Raum; Reena und Màcha, vermutete sie anhand des Laufrhythmus.
Die beiden Personen mussten genau vor der Tür stehen geblieben sein, denn Naeemah konnte sie deutlich sprechen hören.
„Verflucht noch mal, Reena, was ist passiert?“
Màchas Stimme klang zornig, aber auch müde, so, als hätte man sie gerade aus dem Bett geholt.
„Varla war so aufgeregt, ich habe keinen vernünftigen Satz aus ihr herausbringen können, als sie Meldung machte!“
Reena antwortete hastig: „Ich weiß nicht genau, was da passiert ist. Ich weiß nur, dass Chasim das ganja anwandte – ich habe ihm davon abgeraten, ich war der Meinung, dass es bei ihr nicht richtig wirken würde. Aber er wollte davon nichts hören, nun, wahrscheinlich hat er ihr zu viel verabreicht. Ich weiß nicht genau...“
Reena machte eine kurze Pause und atmete hörbar ein.
„Zuerst schien alles gut zu klappen, sie ließ sich gut führen. Wir haben sie dann zu den Mädchen gebracht, um deinem Befehl nachzukommen und sie zu waschen. Was dann passiert ist, kann ich beim besten Willen nur vermuten. Die Mädchen erzählten, sie hätte sich urplötzlich und völlig grundlos Bunnii geschnappt und sie unter Wasser gedrückt. Dafinah wollte Bunnii helfen, aber Naeemah hat sie beiseite geworfen und ihr dadurch ein paar Rippen geprellt....“
„Bunnii ist tot?“, unterbrach Màcha Reenas Bericht.
Reena nickte.
„Ja, sie ist jämmerlich ertrunken.“
„Das arme Ding, den Fürsten wird das nicht gerade glücklich stimmen!“
Màcha legte besorgt die Stirn in Falten. Das hatte sie gerade noch gebraucht, königliche Nachforschungen!
„Wie ging es weiter?“, fragte Màcha interessiert, während sie überlegte, wie sie dem Fürsten den Tod des Mädchens erklären sollte.
„Tja, die anderen Mädchen sind natürlich weggerannt, du weißt ja, wie sie sind. Ein paar liefen wohl Chasim in die Arme, der wollte dann nach dem Rechten sehen. Den genauen Ablauf kann ich dir nicht sagen, aber auf jeden Fall haben die Zwei gekämpft, Naeemah hat ihn wohl angesprungen und überwältigt. Und bei den dreizehn Namen von ilah, ich sage dir, so etwas habe ich noch nicht gesehen!“
Auf Màchas Stirn bildeten sich leichte Zornesfalten und ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Als erfahrene Vorgesetzte kannte sie ihre Untergebenen und ihre gleichwertigen Schwestern in- und auswendig; Reenas seltsames Verhalten ließ sie in Sekundenbruchteilen darauf schließen, dass ihr der kommende Teil von Reenas Bericht nicht gefallen würde.
Gereizt fauchte Màcha: „Verdammt, Reena, was hast du gesehen? Raus mit der Sprache – du weißt, wie sehr ich diese Zurückhaltung hasse!“
„Màcha, sie hat Chasim erdrosselt!“
„Erdrosselt? Mit was? Hat sie sich eine Schnur verschafft? Mit ihren Händen kann sie es wohl kaum getan haben, Chasim hatte ja den reinsten Stiernacken!“
Genervt davon, dass Reena so viel Aufhebens bei ihrem Bericht machte, tippte Màcha ungehalten mit ihrer Fußspitze mehrmals auf den Boden.
„Nein, Màcha...“
Reena hielt kurz inne und wich Màchas starrem Blick aus.
„Sie hat ihn mit ihren Haaren erwürgt.“
„Bei ilah!“, entfuhr es Màcha erschrocken.
„Gott sei Dank ist sie dann bewusstlos geworden. Wir haben ihr dann notdürftig die Hände gefesselt und sie hier in die Kammer geschlossen – Kleider hat sie aber noch keine an.“
„Ist sie schon wach?“, fragte Màcha neugierig.
„Ich weiß nicht, vor ein paar Minuten war sie es noch nicht.“
„Gut, auf jeden Fall hat sie nun genug geruht, ajouz al gabal will sie sofort sehen. Schließ die Tür auf, Reena.“
Gehorsam löste Reena den schweren Schlüsselbund von ihrem Gürtel, öffnete Màcha die Tür und trat selber einen Schritt zurück, um der Ranghöheren den Vortritt zu lassen.
Naeemah empfing die beiden Frauen sitzend; nur mühsam hatte sie sich in diese Haltung gebracht, doch sie wollte um keinen Preis hilflos am Boden liegen, wenn ihre ehemaligen Schwestern vor ihr standen.
Wortlos packten Reena und Màcha Naeemah an den Handfesseln und zogen sie grob auf die Beine.
Reena löste die Fessel auf einer Seite, während Màcha Naeemah ein graues Bündel in die Hand drückte.
Es war das Gewand der Todgeweihten, welches nur an Mitglieder, die die schlimmsten Verfehlungen begangen hatten, ausgeteilt wurde, um unter die strafenden Augen von Ibn Sabbah zu treten.
Wortlos streifte sich Naeemah den rauen Kittel über, dessen löchriger und schmutziger Stoff bis zum Boden reichte.
In dem Moment wurde ihr klar, dass ihr Schicksal nun besiegelt war. Sie würde den Abend des heutigen Tages nicht mehr erleben.
„Vielleicht war es auch besser so“, ging Naeemah durch den Kopf, als Reena die Fessel wieder zuzog.
Dann wurde Naeemah von beiden Frauen an den Unterarmen gepackt und aus dem Raum hinaus auf den Säulengang geschoben.
Naeemah liebte diesen Teil der Zitadelle, denn gegenüber der Kammer befand sich der Durchgang zum Herzen der Anlage, den nur Eingeweihte betreten durften. Schlanke Säulen zierten den runden Garten, in dessen Mitte ein üppiger Springbrunnen plätscherte.
Vor Durst wurde Naeemahs Mund trocken wie Wüstenstaub, doch sie erlaubte sich keine begehrlichen Blicke auf das kühle Nass.
Reena und Màcha schoben sie erbarmungslos vorwärts.
Ungelenk tapste Naeemah barfuss über den Marmorboden.
Der Säulengang führte zu einem mächtigen Tor hin, vor dem zwei Wächter postiert waren.
Es waren zwei große, starke Männer, die die typische Kluft der Nomadenvölker trugen: einen schwarzen Kaftan mit kamelwollfarbenen Pluderhosen, während den Kopf ein ebenso schwarzer Turban zierte, dessen Endstück lässig über den Mund und die Nase geschlungen war.
Ihre Gürtel schmückte jeweils ein mächtiger Krummsäbel aus Damaszenerstahl, dessen blauädriges Muster im hellen Licht schimmerte.
Mit vor der Brust verschränkten Armen standen sie vor dem Tor Wache, dessen feine Schnitzereien großflächig vergoldet waren.
Erst als die drei Frauen vor ihnen standen, lösten sie sich aus ihrer grimmigen Starre.
Der rechte Wächter legte Naeemah ein Lederhalsband an und befestigte an dem halbkreisförmigen Ring an der Vorderseite des Halsbandes eine lange Metallkette, bevor er ihr die Fesseln löste.
Währenddessen hatte der Wächter auf der linken Seite die Torflügel aufgestoßen und seinem Gebieter die Ankunft der Kriegsherrin, des stellvertretenden Hauptmanns der Wache sowie ihrer Gefangenen gemeldet.
Grob wurde Naeemah von Màcha mit einem Schlag zwischen die Schulterblätter nach vorne gestoßen; sie stolperte, erlangte aber das Gleichgewicht noch rechtzeitig wieder.
Gerade, als sie aufrecht auf den Thron des Gebieters zugehen wollte, wurde sie von einem Ruck am Halsband zurückgezogen.
Brutal drückten die Türwächter Naeemah auf alle Viere und ließen sie wie ein Tier an der Leine hinter Màcha und Reena her kriechen.
Vage erkannte Naeemah, dass der Raum voll von Menschen war; anscheinend sollte an ihr ein Exempel statuiert werden. Allerdings drängten sich die dunkel gekleideten Schwestern im Dunkeln, denn die einzige Stelle, auf die in diesem Raum das Licht fiel, war der Weg der Ankömmlinge, selbst Ibn Sabbahs Thron versank im Schatten.
Naeemah schaute auf ihrem Weg nur zu Boden, betrachtete die unebenen Steine, die ihr die Knie aufrissen und ihre Hände schunden.
Der kurze Weg durch den Saal kam ihr wie eine Ewigkeit vor; sie spürte, wie Hunderte von Augenpaaren auf ihr lasteten und jede ihrer Bewegungen verfolgten.
Getuschel brandete auf, als sie auf den Knien vorbei kroch, den Wächter neben sich, der sie wie ein wildes Tier am Zaum führte.
Màcha und Reena hielten vor Ibn Sabbahs Thron an, verbeugten sich kurz aber ehrerbietig und traten dann zur Seite, um Naeemah und den Wächter in ihre Mitte zu lassen.
Naeemah musste, immer noch auf allen Vieren, zwischen den beiden Frauen anhalten, während sich der Wächter, der immer noch die Kette führte, hinter sie stellte.
Ein überraschtes Raunen ging durch den Saal, als sich Naeemah weigerte, die ehrbezeugende Geste zu vollführen, wie sie von Gefangenen verlangt wurde.
Ohne ein Zögern setzte der Wächter einen Fuß zwischen ihre Schulterblätter und drückte mit seinem ganzen Gewicht ihren Oberkörper nieder, bis ihre Stirn den Boden berührte, dann nahm er wieder seine Position hinter ihr ein, die muskulösen Arme vor der breiten Brust verschränkt.
„Du hast sie mir also gebracht, Kriegsherrin!“
Ibn Sabbahs kalte Stimme zog so schneidend durch den Raum, dass alles Geflüster verstummte.
„Ja, Herr, ich bemühe mich immer, Eure Wünsche zu erfüllen!“
Von Màchas selbstbewusstem Auftreten war im Angesicht ihres Herren nichts mehr übrig geblieben, und auch Reena sah hündisch zu Boden.
„Gut, ich bin zufrieden mit dir, Kriegsherrin“, erklärte Ibn Sabbah kurz.
„Gab es Zwischenfälle?“
„Nun, Herr, es hat sich ein unglückseliger Unfall im haram ereignet...“
Màcha wand sich förmlich unter den strafenden Blicken des ajouz al gabal, und ihr fiel ein, dass er wahrscheinlich schon gut über den Vorfall unterrichtet war, denn ihm entging nichts, was sich in seinem Umfeld ereignete.
„Zweifellos“, hub Ibn Sabbah zu sprechen an, „zweifellos wird Fürst Jehryn den Tod eines seiner Mädchen bedauern, aber er wird es verschmerzen können. Das Ableben meines Hofmeisters ist tragischer, aber durchaus ein lösbares Problem. Reena, kümmere dich bitte sofort darum, die Stelle neu zu besetzen.“
Reena verbeugte sich noch einmal und zog sich dann rückwärts gehend und in gebückter Haltung zurück; wie von Geisterhand schwang das große Tor auf und schloss sich dann vor ihr – die Wächter leisteten gute Arbeit.
Draußen atmete Reena erleichtert auf. Ihr war die kaltherzige Art ihres Herrn unangenehm; es flößte ihr regelrecht Angst ein, wie unbewegt er den Tod zweier Menschen, von denen zumindest einer in seinen Diensten gestanden hatte, hin nahm.
Erleichtert verdrängte sie die Gedanken daran, was sich noch im Audienzsaal abspielen mochte und dankte ilah dafür, dass sie gehen und sich um ihre Pflichten kümmern durfte.
Um nichts in der Welt wollte sie nun in Naeemahs Haut stecken!




So, und nu will ich ein Lob bezüglich der Menge hören! :D
 
*lob*
Schick, so ein frühmorgendliches Update :top:
ich hatte ja irgendwie gehofft, dass Naemaah rechtzeitig wieder klar im Kopf wird und abhauen kann. Übrigens wird mir jetzt erst klar, dass sie sich immer noch in Lut Gholein befindet :eek: Ich dachte die wär in irgendso einer Assasinen-Dschungel-Stadt :D
Btw, nächstes Kapitel wird hoffentlich endlich mal erklärt, was mit unserer Zauberin passiert ist! :go:
 
*noch mehr lob*
...einen typen mit den haaren zu erwürgen:eek:
der bericht von Reena war noch erschreckender zu lesen als die tat selbst.*lob #2*
aber die sin immer noch in Lut Gholein?? hab ich irendwas verpasst?
 
Öhm ja, die sind noch in Lut Gholein, ich dachte eigentlich, das wäre klar herausgekommen :D

Nun ja.

Schlechte Nachricht:

Dieses Wochenende gibts kein Update - ich komme einfach nicht voran. 5 Seiten geschrieben - die werd ich jetzt gleich wieder löschen, es gefällt mir einfach überhaupt nicht.
Bin da ziemlich unzufrieden und so einen Mist sollt ihr nicht lesen müssen.

Bis dahin:

Frohe Ostern und bis nächstes Wochenende dann ;)
 
naja, ok... muss wohl aufmersamer lesen:read:
 
moinmoin
ich bin erst vor ca 2 tagen auf deine geschichte gestossen und jetz gerade fertig geworden mit lesen und wollt einfach mal sagen, dass mir die geschichte sehr gut gefällt. ein grosses lob an dich.
jetz wart ich gespannt auf den nächsten teil :) ich hoffe, da hören wir mal wieder was von der hübschen zauberin.

so long, grüessli
 
Na, denn mal willkommen an Bord :hy:
Weiter gehts, aber auf Sadiras weitere Erlebnisse werdet ihr noch etwas warten müssen. Bis nächste Woche in etwa ;)




Kapitel VIII - Teil XII






Die eisige Kälte des Granits unter ihr fraß sich wie eine gezackte Klinge in ihre Hände und Knie.
Die schwarzen Granitplatten glänzten nur leicht im Dämmerlicht. Der nachtschwarze Grundton des Steines war durchsetzt mit aschgrauen Sprenkeln, deren scharfer Kontrast noch durch feine, bläuliche Nuancen verstärkt wurde.
Auch ohne den Kopf zu heben wusste Naeemah, dass auch der Thron, auf dem Ibn Sabbah saß, aus demselben glatten Stein bestand.
Sie kannte diesen Saal, denn der eigentliche Eigentümer, der Fürst von Lut Gholein, feierte hier mehrmals im Jahr rauschende Feste, deren Feierlichkeiten sie des öfteren beizuwohnen gehabt hatte.
Naeemah hatte die ausschweifenden Feste, auf denen der Dattelwein und die mbia in Strömen flossen, nur ungern betreten, war ihr doch das affektierte Gehabe der adligen oder kaufmännischen Oberschicht der Stadt zuwider.
Der von neun elfenbeinfarbenen Säulen, die den direkten Weg zum Thronsessel säumten, durchzogene Saal war nur zu oft Schauplatz ausgelassenster Orgien gewesen; an diesen Tagen schmiedeten sich neue Allianzen und zerbrachen ebenso schnell, wie der Alkohol zur Neige ging.
Obwohl sie den Blick zu Boden gerichtet hatte, sah sie diese Halle, tiefsten Sündenpfuhl, deutlich vor sich.
Die Wand hinter dem Thron war, wie üblich, wenn Ibn Sabbah erschien, statt mit Samt und Seide mit schweren Waffen behangen - Ausdruck von Ibn Sabbahs Überheblichkeit, der keinerlei Ängste hatte, einem Attentäter zum Opfer zu fallen - die restlichen Wände kahl und schmucklos.
Rechts und links nebst des Ganges zwischen den Säulen drängten sich Ibn Sabbahs Untergebene und Bündnispartner. So bildeten sie eine freie Gasse, denn keiner wagte es, in den Kanal aus Licht zu treten, als hätten sie Angst, von einem reißenden Strom fortgerissen und vor dem Thron niedergeworfen zu werden, so wie Naeemah jetzt auf allen Vieren vor den Stufen zum Thron verharren musste.
Die Stufen führten zu einem Podest, auf dem der Thronsessel stand, welcher von den höheren Würdenträgern und Offizieren umringt war.
Naeemah konnte sich genau daran erinnern, wie Ibn Sabbah hier Hof hielt:
Das linke Bein fest auf dem Boden; das Rechte, so weit es die schwarze, schmucklose Kutte zuließ, locker darüber geschlagen. Beide Hände lagen sicherlich fest auf den gepolsterten Lehnen und auch der Kopf, mit weit ins Gesicht gezogener Kapuze, lehnte entspannt am Polster der Rückenlehne an.
Ibn Sabbahs Kampfstab ruhte auf der obersten Stufe und wirkte auf den ersten Blick harmlos, doch Naeemah wusste genau, was in dem glanzlosen, etwas gekrümmten aber gut zwei Meter langem Eschenstab steckte: ein zierliches Rapier aus feinstem Blaustahl, die teuerste Variante der Damaszenerklingen.
„Kriegerin!“
Die fahle Stimme Ibn Sabbahs schlängelte sich leichenblass zur ihr herunter und lockte sie, ähnlich wie der Drogenrauch, aus ihren Gedanken.
„Sieh auf zu deinem Herrn, Naeemah!“
Nur langsam hob sie den Blick vom Boden, hatte sie der harte Tonfall doch überrascht. Ihr war klar, dass Ibn Sabbah sie nicht mit Samthandschuhen anfassen würde und es war auch klar, dass er sich keine Blöße vor seinen Untergebenen leisten konnte – doch niemals hatte er ihr gegenüber einen so kalten Ton angeschlagen. Nicht einmal in all den Jahren, als sie vom Clan aufgezogen worden war, hatte er so zu ihr gesprochen, nicht einmal, als sie die Wände eines Übungsraumes mit Tinte und Feder „verschönert“ hatte.
Ihr Blick wanderte die Stufen des Podestes empor, doch zu ihrer Überraschung glitt er nicht mühelos den schwarzen Granit hinauf, denn auf den letzten Stufen stieß er auf ein Paar Füße.
Als sie vollends aufschaute, erkannte sie, dass Varla zu Ibn Sabbahs Füßen saß, wie die Hure zu Füßen des Teufels.
Varla grinste Naeemah gehässig an, doch Naeemah zeigte mit keiner Regung, wie sehr sie diese Situation in Rage brachte.
Schließlich starrte Naeemah unverhohlen auf das in der Kapuze verborgene Gesicht.
Sie hatte keine Angst, woher auch?
Hatte nicht Ibn Sabbah damals höchstpersönlich Naeemah zu sich genommen, als er ihre kleinen Händchen in seiner Manteltasche auf der Suche nach Geld fand?

Für einige Sekunden herrschte eine atemlose Stille im ganzen Saal, nicht die leiseste Bewegung ließ sich ausmachen.
Dann, obwohl er nur sehr leise sprach, schallte Ibn Sabbahs Stimme durch die Halle, füllte den Saal gänzlich mit ihrer Präsenz aus und brach sich mannigfaltig an den Wänden wider.
„Du, Kriegerin, hast Uns schwer enttäuscht. Nicht nur hast du dich vom Clan abgewandt und direkte Befehle missachtet; viel schlimmer, du hast ein dir anvertrautes Mitglied des Clans verloren und bist somit für diesen Verlust, den du Meinem Eigentum zugefügt hast, verantwortlich. Bekennst du dich des Verrates am Clan und der Nachlässigkeit gegenüber eines Mündels des Clans für schuldig?“
Naeemah schluckte schwer.
Das Erwähnen des Todes von Mellilah machte ihr schwer zu schaffen, gerade auch, weil sie so explizit für ihren Tod verantwortlich gemacht wurde.
Das erste Aufbegehren, ihre Widerworte, wurden von der jahrzehntelang antrainierten Gehorsamsübung geschluckt und pflichtschuldig sprach sie ihre Antwort laut und deutlich aus:
„Ja, ich bekenne mich schuldig.“
Ein leichtes Rucken von Ibn Sabbahs Kopf verriet Naeemah, dass ihr ehemaliger Herr keine so einfache Antwort erwartet hatte. Seine rechte Hand zuckte und krallte sich um das Ende der Armlehne, doch in Sekundenbruchteilen fasste er sich wieder, ganz der eloquente Anführer des Clans, stärkster Kämpfer und spiritueller Führer seiner Truppen von Meuchelmördern und Spionen.
„Deine schweren Vergehen gegen die Gemeinschaft verurteilen dich von altem Rechts wegen zum Tode am Rad-“
Ibn Sabbah setzte eine dramatische Pause, auch, um das Raunen im Saal abklingen zu lassen, und beugte sich dann auf seinem Thronsessel angespannt nach vorne.
„Doch mildernd wollen Wir hier deine jahrelange Arbeit anführen. Der vergleichsweise schnelle Tod auf dem Rad wird in lebenslange Haft im Kerker meines hiesigen Palastes umgewandelt. Der Aufenthalt in Guan Eden, das Leben nach dem Tod im Land wo Milch und Honig fließt, sei dir als Abtrünniger jedoch verwehrt. So wirst du nach deinem Dahinscheiden auf ewig als ruhelose Seele in unerlöster Qual hier auf Sanktuarios Ebenen wandeln.“
Mit den letzten Worten auf den Lippen lehnte sich Ibn Sabbah wieder zurück; das Thema war für ihn hiermit erledigt.
Der Wächter, welcher Naeemah am Halsband führte, zog sie zur Seite, so dass nur noch Màcha vor dem Podest kniete.
Der ajouz al gabal richtete nun seine gesamte Aufmerksamkeit auf seine Kriegsherrin.
„Màcha, du hast dich im Angesicht des Clans als unfähig erwiesen. Die dir vor Tagen verkündete Strafe wird nun vollzogen – es wird kein Aufschub mehr geduldet. Dreißig Peitschenhiebe auf den bloßen Rücken mit der Neunschwänzigen. Außerdem bist du deines Amtes als oberste Kriegsherrin mit sofortiger Wirkung enthoben. An deine Stelle wird die ehrenwerte Varla treten, die auch die Bestrafung durchführen wird.“
Naeemah konnte erkennen, wie Màcha erbleichte. Sie hatte ihre Strafe erwartet, doch nicht gedacht, dass zuzüglich der Hiebe auch noch der Verlust ihres Ranges anstünde. Sie war jetzt nur noch eine gewöhnliche Kriegerin innerhalb des Clans und hatte innerhalb weniger Sekunden einen gewaltigen Machtverlust hinnehmen müssen.
Steif vor Schock kniete Màcha immer noch regungslos vor den Stufen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Wie eine Traumwandlerin ließ sie sich von Varla, die bereits in fast schon freudiger Erwartung aufgesprungen war, auf die Füße ziehen.
Varla führte die ehemalige Kriegsherrin die Stufen hoch, direkt vor den Thron des Herrn.
Dort ließ sich Màcha folgsam zu Boden gleiten und bekam dabei kaum mit, wie Varla ihre Arme in die eisernen Fesseln zwängte, deren Ringe am Fuß des Thronsessel angebracht worden waren, damit Ibn Sabbah die Zelebration der Bestrafung direkt aus der Nähe genießen konnte..
Varla zog schnell ihren Dolch aus dem Gürtel und durchtrennte damit in einer flüssigen Bewegung das Oberhemd von Màcha vom Nacken bis zur Lende, so dass es wie ein enthülltes Blatt offen klaffte.
Auf Ibn Sabbahs Nicken hin eilte Varla zu den an der Wand aufgehängten Waffen und wählte mit Bedacht eine besonders große neunschwänzige Katze. Die Peitsche reichte Varla in voller Länge von der Brust bis zum Boden und war, wie üblich, aus fest geflochtenem Ochsenleder gefertigt. In jeden der neun Riemen, die am oberen Ende des Griffs angebracht waren, waren winzige Metallstücke eingeflochten. Die Riemen endeten schließlich nicht, wie üblich, in einem einfachen Widerhaken, sondern in kleinen Metallkugeln, welche mit vielen kleinen Reißhaken bestückt waren. Dies ermöglichte es dem Bestrafer, dem zu Bestrafenden systematisch die Haut und auch das Fleisch von den Knochen zu ziehen.
Mit einem bösartigen Grinsen trat Varla wieder auf Màcha zu.
Die hochrangigen Offiziere und Würdenträger machten ihr eilig und bereitwillig Platz auf dem Podest, so dass Varla eine seitliche Position zu ihrem Opfer einnehmen konnte.
Langsam strich Varla mit den Fingern durch die Lederriemen und entwirrte sie, um ihre Wirkung zu steigern.
Einmal wog sie die Peitsche noch in der Hand, dann sauste der erste Schlag auf Màchas hellen Rücken nieder.
„Eins!“
Ein unterdrückter Schmerzenschrei entrang sich ihrer Kehle, ihr ganzer Körper zuckte unter dem Schlag zusammen, als hätte sie ein Blitz ereilt.
Dieser erste Schlag war dennoch ein recht harmloser, Varla hatte nur ihre Kraft abgeschätzt – und doch zeichneten sich schon deutliche Spuren auf dem hellen Fleisch ab. Das schnelle Zurückziehen der Peitsche hatte verhindert, dass die kleinen Krallen in die Haut griffen, so dass die Spuren nur oberflächlicher Art, aber trotz allem äußerst schmerzhaft waren.
„Zwei!“
Beim zweiten Schlag hatte sich Varla genüsslich Zeit beim Zurückziehen der Lederriemen gelassen; die Krallen griffen und rissen das erste Stück Haut aus dem vorher so makellosen Rücken.
Blut spritzte hoch auf, besprenkelte die Kutte des ajouz al gabal und überzog seine Hände mit einem durchlässigen Schimmer.
Auch Naeemah, die etwas weiter abseits immer noch auf allen Vieren kniete, bekam einige Tropfen aus roter Flüssigkeit ab.
Màcha schrie auf und klammerte sich an den steinernen Sockel des Thrones.
Die folgenden Schläge gingen ähnlich vonstatten, doch als Varla bemerkte, dass sie Gefahr lief, Màcha das Fleisch regelrecht von den Rippen zu reißen, weil die Haut und das Oberfleisch schon in Fetzen hingen, veränderte sie ihre Position und verabreichte der ehemaligen Kriegsherrin die restlichen Schläge auf Arme, Hals und Schultern.
Als die Tortur endlich vollendet war, erhob sich Ibn Sabbah von seinem Thron und trat ungerührt über die am Boden liegende Màcha hinweg.
Er nahm Varla, die über und über mit Blut besprenkelt war, an der Hand und verließ mit ihr gemeinsam den Saal.
Sofort zerstreuten sich alle Untergebenen und Offiziere durch die vielen Seiten- und Tapetentüren in alle Winde, während einer der Türwächter Màchas Fesseln löste und sich ihren geschundenen Körper mühelos über die Schulter warf.
Naeemah durfte daraufhin aufstehen und wurde aus dem Saal geführt.
Màchas Blut hinterließ eine rubinrote Tropfspur auf dem sonst so makellosen Boden.
Vor dem großen Tor trennten sich die Wege der zwei Frauen. Der eine Wächter trug die bewusstlose Màcha in Richtung des kleinen Lazaretttraktes, während auf Naeemah eine Kutsche wartete, die sie zur ihrer Zelle unter Ibn Sabbahs Stadtpalast und Kaserne zurückbrachte.

Kaum hatte sie der Torwächter der Zitadelle unsanft in den dunklen Raum gestoßen, da dauerte es nicht lange, bis sich die Zellentür erneut öffnete.
„Hallo.“
Naeemah grüßte nicht zurück.
Die Besucherin war Reena. Der Panzer funkelte golden im Licht der Fackel, die Reena in der einen Hand hielt, in der anderen hatte sie einen kleinen Korb.
„Ich bringe dir ausnahmsweise heute deine Verpflegung – ab morgen werden das die Kerkerwächter übernehmen.“
Mit diesen Worten setzte sie den kleinen Weidenkorb vor Naeemah auf dem Boden ab, dann steckte sie die Fackel in eine der Halterungen, die neben der Tür an der Wand angebracht waren.
„Ich lasse dir das Licht und werde auch dafür sorgen, dass dir die Wächter regelmäßig eine neue Fackel bringen, Naeemah.“
Reenas Stimme klang sehr unsicher. Unschlüssig stand sie in der Zellentür, als ob sie nicht wüsste, was nun zu tun sei.
„Plagt dich dein schlechtes Gewissen, Reena?“, fragte Naeemah mit scharfer Stimme.
„Nein, ich...“
Nur brüchig kamen die Worte aus Reenas Mund.
„Nein, ich... Ach, Naeemah, wir waren doch früher Freundinnen!“
„Ja“, stimme Naeemah zu, „früher einmal. Jetzt nicht mehr.“
Naeemah lehnte sich so entspannt wie es ging an die Steinwand ihrer Zelle und genoss ihre neue Bewegungsfreiheit ohne Fesseln ebenso wie die Kühle des Steines in ihrem Rücken, der die drückende Hitze der schweren Luft etwas erträglicher machte.
„Aber warum, Naeemah, warum? Wieso hast du dich abgewandt? Ich verstehe dich nicht, du warst früher doch so loyal! Deine glänzende Karriere, Macht, alles hast du weggeworfen!“
Naeemah sah kurz zu Reena auf.
„Ich war nicht loyal, keiner ist es. Wir sind Marionetten in einem üblen Spiel, Reena, aber keiner sieht es.“
Reena schluckte schwer und erbleichte.
„Bei ilah, unterlasse deine Ketzereien, Naeemah, bist du nicht sowieso schon für Guan Eden verloren?“
Naeemah lachte laut auf; Reenas Engstirnigkeit und ihre beschränkte Sichtweise belustigten sie.
„Eben drum, Reena, eben drum. Wenn nicht ich solche ketzerischen Reden führen darf, wer denn dann? Für mich ist es doch sowieso schon zu spät, meine Seele wird ewig wandern, hast du das noch nicht gehört?“
Reena erbleichte noch mehr und vollführte eine Geste, die Böses abwehren sollte.
„Ich werde für dich und dein Seelenheil beten, Naeemah, um der alten Freundschaft willen, die uns damals verband“, sagte Reena ernsthaft und voller Inbrunst.
Naeemahs lautes Lachen dröhnte ihr noch in den Ohren, als sie schon längst den Gefängnistrakt verlassen hatte.
 
Also Naeehma ist ganz schön leicht davongekommen im Endeffekt :D

Hast du vor uns noch weiter mit Infos zu Naeehmas Vergangenheit zu versorgen ?
 
also irgendwie hab ich mir das Leben in einer Assasinengilde ganz anders vorgestellt :eek:
vor allem nicht so sektiererisch Oo
tolles update :top: bin ja mal gespannt, wie lange sie Naeemah im Gefängnis festhalten können... ich geb ihr 2 Tage :D
 
@Santa: Nun ja, ganz ohne Vorgeschichte gehts nicht. Wird es demnächst genaueres (wenn auch trotzdem viel im Unklaren bleiben wird) zu geben. ;)

@lord freak: Ich muss sagen, ich habe mich an historischen Fakten orientiert. Wen es interessiert, der kann ja mal nach Ibn Sabbah und Assassinen googlen.
Ich bin ja der Meinung, Geschichten sollen auch bilden, dementsprechend gibts hier einiges Bildendes in der Geschichte. Fast alle Fremdwörter (kursive Ausdrücke) sind Begriffe aus dem Arabischen. ;)
 
wieder ein tolles update:top: und
wieder konnte man die ganze szene vor den augen sehen:top:

zum ibn Salah:sein ganzer name(falls du den meinst engel)ist Al-Afdal ibn Salah, der war ein sohn von Saladin(der könig der jerusalem gegen Löwenherz veteidigte). Zudem war er auch Emir, d.h. er befeligt eine muslimische soldatentruppe, passt, er(jetzt der ibn Salah in der geschichte)befeligt alle assasinen.
 
Also ansich hab ich ja nix gegen einen gesunden Sardismus aber das auspeitschen war da dann doch schon grenzfertig finde ich - jedenfalls sehr bildlich, brutal beschrieben. Da muss einem Macha ja eigentlich weit mehr Leid tun als Naeemah. Aber ich denke mal Varla wird da schon nen Weg finden ihr die Kerkerhaft noch etwas unangenehmer zu machen...

Na mal sehen, vielleicht verbindet ihr Hass auf Varla die beiden ja noch :)

Freu mich jedenfalls schon wieder auf näcshte Woche
 
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