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[Story] Afterwards...

Kapitel IX - Teil II






„Das kann doch einfach nicht wahr sein! Dass einfach niemand weiß, wo sie abgeblieben ist!“
Frustriert ließ Skadhi die Arme sinken.
„Tja, ich kann euch leider nicht mehr sagen, als ich weiß“, antwortete Fara mit einem Schulterzucken und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Metallstück, welches sie gerade auf dem Amboss bearbeitet hatte, als Skadhi und Ivon in ihre Schmiede traten.
Skadhi sah Ivon verzweifelt an, der sich, müde von der langen Suche, enttäuscht mit dem Ärmel seines Gewandes die Schweißtropfen von der Stirn wischte.
„Hast du denn keine Idee, Fara, irgendetwas? Wohin werden denn die Gefangenen normalerweise gebracht?“
Fara setzte ihren Hammer abrupt nach dem Schlag auf den Stahl ab und schob das Werkstück erst mit einer Zange in die Esse, bevor sie antwortete.
„Normalerweise, Ivon, bringt man Gefangene der Stadtwache in den Stadtkerker. Dort seid ihr ja auch gelandet, was bedeutet, ihr hättet sie dort treffen müssen! Da ihr sie dort aber nicht angetroffen habt...“
Fara machte eine kleine Pause und bewegte das Metall in der Glut, dann betätigte sie den Blasebalg. Als das Fauchen des Balgs nachgelassen hatte, sprach sie weiter.
„... kann das nur eines bedeuten. Entweder, man hat sie woanders hingebracht oder aber, sie lebt gar nicht mehr.“
Skadhi zuckte zusammen.
„Aber warum sollte man sie getötet haben, Fara? Sie hat niemandem etwas getan!“
„Nun...“, Fara kratzte sich am Kopf und hinterließ dabei eine Spur von Asche und Ruß in ihrem Haar, „nun, bist du dir da sicher? Wie lange kennt ihr sie denn schon? Vielleicht war sie auch jemandem im Weg oder sie hatte etwas in ihrem Besitz, das...“
„Was sagst du da?“, unterbrach Ivon Fara, „meine Güte, vor ein paar Tagen haben Stadtwachen ihre Sachen aus der Schenke geholt, sogar die Rothaarige war dabei – wie konnte ich das nur vergessen!“
Er schüttelte den Kopf.
„Es war eine große Holztruhe dabei, die haben sie mitgenommen, weil sie sie nicht auf der Stelle öffnen konnten!“
Fara nickte zustimmend und setzte den ersten Schlag auf ihr frisch erhitztes Werkstück.
„Das würde natürlich... alles erklären... sie wird... irgendetwas... in... ihrem Besitz... gehabt... haben“, stieß Fara rhythmisch zwischen den Schlägen hervor.
Sie legte den Hammer wieder zur Seite und wischte sich ihre Hände an ihrer schweren Lederschürze ab.
„Wenn es so war, wie du erzählst, Ivon, dann kann ich auch nicht helfen. Hier in der Stadt gibt es so viele gegensätzliche politische Strömungen: die Königstreuen, die Vertreter des Volkes, die Kaufleute... und sicherlich noch eine oder mehrere Untergrundbewegungen, die im Verborgenen arbeiten. Es ist seltsam, dass sich Reena selber dazu herabgelassen hat, euch aufzugreifen und Sadira mitzunehmen und sie dann nicht ins Stadtgefängnis zu stecken – doch wir wissen ja nicht, ob sie dem Fürsten loyal ist. Hier in Lut Gholein kann man nie genau wissen, welche Hintermänner hinter einer Person stehen und wem sie wirklich Loyalität geschworen hat.“
Fara packte die Zange und schob das Metallstück ein weiteres Mal in die Glut.
„Der Fürstenhof ist ein rechtes Nest von Intriganten, wo jeder versucht sein eigenes Süppchen zu kochen. Fürst Jehryn hat es sehr schwer, an der Macht zu bleiben, seit die Bedrohung durch die Dämonen, Untoten und wilden Tiere aus der Wüste verschwunden ist und seine Wachen als Schutz nicht mehr nötig sind.
„Das Volk nimmt es ihm übrigens immer noch übel, dass er eines Tages seine Wachen einfach so in den Palast zurückgezogen hat – ohne eine vernünftige Erklärung. Zwar hat er zum Schutz einen Haufen von Söldnern angeheuert, aber die haben oft schlimmer in der Stadt gewütet, als es die Dämonen je hätten tun können. Kein Mädchen war mehr sicher auf den Straßen! Selbst ich habe mich eines Abends mit dem Hammer verteidigen müssen!“
Sie schüttelte den Kopf und häufte dann noch mehr Glut auf den Stahl.
„Wären Naeemah und Mellilah damals nicht gewesen, ich glaube, uns allen wäre es schlecht ergangen! Möge ilah seine schützende Hand über die beiden halten!“
„Wie viel weißt du über Naeemah?“, fragte Skadhi interessiert.
Fara rieb sich überlegend das Kinn.
„Nicht viel, fürchte ich. Sie tauchte hier vor ein paar Jahren auf; als junges Mädchen schon, und bewegte sich oft am Fürstenhof. Dann irgendwann verschwand sie, ich glaube, ihr Onkel Hassan schickte sie auf Reisen in den Osten, noch weit hinter die Zwillingsmeere und Kehjistan, hieß es. Ich weiß nicht, ob sie es wirklich geschafft hat, den großen Gebirgskomplex zu überwinden, doch als sie zurückkam, war Mellilah bei ihr. Die zwei waren unzertrennlich.“
Fara schürzte die Lippen; man sah ihr an, dass sie angestrengt überlegte.
„Hm, dann tat sich ein paar Jahre nichts. Naeemah ging weiterhin beim Fürsten aus und ein, wie es ihr beliebte; und Mellilah mit ihr. Dann, eines Tages, ich sehe es noch vor mir, als wäre es gestern gewesen, standen beide mitten in der Nacht bei mir in der Schmiede. Sie riefen mich aus dem Bett und kauften ein, als ob es kein Morgen mehr gäbe, wollten sich aber nicht erklären. Sie sind wohl noch in der gleichen Nacht abgereist.
„Ein paar Tage später fingen die Probleme mit den marodierenden Dämonen an; selbst die Karawansereien mussten schließen.
„Besonders schlimm betroffen war die Karawane aus dem Nordwesten, die kam gar nicht mehr an.
„Manch einer munkelte, die Abreise der beiden hätte damit etwas zu tun gehabt!
„Ich glaube nach wie vor nicht daran, denn nach zwei oder drei Wochen kamen die zwei hier wieder an – mit Warrivs Karawane!“
Fara senkte ihren Tonfall zu einem Flüstern: „Warriv erzählte mir im Vertrauen bei einem Humpen Bier, dass Naeemah und Mellilah - man stelle es sich vor, beide Frauen des Hofes! – in Khanduras richtig aufgeräumt hätten! Der Pass der Jägerinnen war wohl von einer abtrünnigen Ordensschwester der Schwestern des verborgenen Auges blockiert worden.
„Auf jeden Fall, als die beiden wieder da waren, dauerte es nur eine Woche, bis auch hier wieder Ruhe herrschte. Geblieben sind sie aber nicht, sie sind mit Kapitän Meshif weitergezogen; er befehligt ein paar Handelsschiffe, die Kurast ansteuern.“
Fara nahm ihr Metallstück wieder aus dem Feuer und trug es zum Amboss.
„So, mehr kann ich euch auch nicht erzählen, ich habe sie erst hier wieder gesehen, so wie ihr anscheinend auch. Vielleicht solltet ihr sie aufsuchen, sie scheint mir etwas besser eingeweiht in die unterschiedlichen Machtpole der Stadt zu sein!“
„Besser eingeweiht in die Machtpole der Stadt? Was willst du uns damit sagen, Fara?“
Ratlos zog Skadhi die Stirn kraus.
„Nun, man weiß nicht, woher sie kommt, man weiß nicht wohin sie geht oder warum...“
Fara trat vom Amboss zurück und schloss sorgfältig die Tür ihrer Schmiede, dann sprach sie weiter: „Sie hatte Zugang zum Fürstenhof, sie scheint im Kampf recht versiert zu sein und sie bevorzugt diese Klauenwaffen. Das spricht alles dafür, dass sie einer der mächtigsten Strömungen hier in Lut Gholein angehört. Die Leute erzählen sich, dass Hassan, ihr Onkel, der Anführer einer düsteren Sekte sein soll. Er besitzt eine Festung draußen in der Wüste – doch an eurer Stelle würde ich mich von dort fernhalten; es ist sehr gefährlich dort! Am besten vergesst ihr auch gleich wieder, was ich euch gesagt habe, lenkt auf keinen Fall die Aufmerksamkeit derer auf euch, hört ihr!“
„Aber warum...?“, begann Skadhi ihre Frage.
„Nein!“
Grob ließ Fara den Hammer niedersausen und schlug prompt ihrem Metallstück die Spitze ab.
„Verflucht, jetzt kann ich das hier wegwerfen!“
Wütend warf Fara das kaputte Werkstück auf den Haufen Altmetall neben der Esse, dann drehte sie sich zu Skadhi um.
„Skadhi, ich habe schon zuviel gesagt. Ich werde nicht weiter über dieses Thema reden!“
Auf einmal zeigte Fara einen regelrecht ängstlichen Gesichtsausdruck, der Ivon veranlasste, verständnisvoll zu nicken und Skadhi mit sich aus der Schmiede zu zerren.

Draußen auf dem Marktplatz schob er Skadhi schweigend erst einmal mit sich in eine der zahlreichen Nebengassen, bevor er sich ihr erklärte.
„Ich glaube“, sagte er sehr leise flüsternd, „wir sind da auf ein recht heikles Thema gestoßen; besser wir fragen nicht weiter danach, sondern behalten es im Hinterkopf.“
„Du wirst wie immer recht haben“, seufzte Skadhi und kratzte sich am Nacken, denn der Stoff der Schlinge, welche ihren verwundeten Arm hielt, kitzelte sie fürchterlich.
Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her, ohne auf die Straßen zu achten, die sie durchquerten.
Als sie dies bemerkten, fanden sie sich in einer sehr kleinen Nebenstraße wieder, die von baufälligen und heruntergekommenen Häusern gesäumt wurde. Teilweise hatten die Menschen schon begonnen, die Steine der Mauern abzutragen, um sie wohl in anderen Bauten wiederzuverwenden.
„Hm, sind wir hier schon einmal gewesen, Ivon?“, fragte Skadhi besorgt.
„Nein, aber ich habe auch keine große Lust, mich hier lange aufzuhalten. Wer weiß, was sich hier für Pack herumtreibt!“, entgegnete Ivon, nicht weniger besorgt.
Die einsetzende Dämmerung ließ die Schatten der Häuser länger werden und tauchte die Gasse in ein gespenstisches Licht.
„Ivon?“
Skadhi rieb sich fröstelnd den verletzten Arm.
„Mir gefällt es hier nicht, lass uns bitte heimgehen!“
„Schon gut, ich bin ja bei dir!“
Beruhigend legte Ivon seinen Arm um Skadhis Schultern und zog sie enger an sich.
„Ich glaube, wir müssen da hinten rechts abbiegen...“
„Nein“, entgegnete Skadhi, „wir sind doch von links gekommen!“
Die beiden wechselten entsetzte Blicke, dann sprach Skadhi aus, was beide dachten: „Na prima, wir zwei Helden haben uns glattweg verlaufen!“
Ivon musste lachen, was wiederum Skadhi ansteckte.
Das Lachen machte ihnen beiden wieder Mut und sie entschieden sich für die rechte Abzweigung.
Diese führte sie aber nur in einer Sackgasse, so beschlossen sie, umzukehren und die andere Straße zu versuchen.
Aber anstatt sie in einen Skadhi und Ivon bekannten Bereich zu führen, schien sich diese Gasse immer tiefer in das menschenverlassene Viertel von Lut Gholein zu winden.
Nach einer guten Viertelstunde voll Umherirrens in den Seitengassen Lut Gholeins gaben Skadhi und Ivon vorerst erschöpft auf und setzten sich auf einen umgefallenen Türpfosten.
Ivon legte sein altes Kurzschwert zu seinen Füßen nieder und Skadhi lehnte sich an seine Schulter an.
„Puh, ich kann nicht mehr! Ob wir hier jemals wieder herausfinden?“
„Na klar!“, erwiderte Ivon, „wir müssen nur etwas systematischer vorgehen! Dieses Viertel kann ja nicht unendlich groß sein! Irgendwann stoßen wir schon wieder auf andere Menschen, die wir nach dem Weg fragen können!“
Ausgelaugt schlossen beide für ein paar Minuten die Augen.

Ivon wurde durch ein leises Geräusch aus seiner Entspannung gerissen.
Aus dem Augenwinkel erkannte er gerade noch so einen Schatten, der um eine Ecke bog.
Just, als er den Schemen ansprechen und nach dem Weg fragen wollte, fiel sein Blick auf den Boden vor seinen Füßen.
Sein Schwert fehlte!
„Das darf nicht wahr sein! Skadhi!“
Ruckartig stand er auf.
„Was ist, Ivon?“
„Da, da hat einer gerade mein Schwert geklaut!“
„Was? Dann nichts wie hinterher!“
Durch die wenigen Minuten Rast erfrischt, sprang Skadhi auf.
Ivon war schon losgelaufen und bog gerade um die Häuserecke, als Skadhi zu rennen anfing.
Im Normalfall hätte sie ihn mühelos eingeholt, doch die Verletzung und das lange Liegen hatten ihre Muskeln geschwächt, so dass sie lediglich den Abstand zu Ivon halten konnte.
Verbissen verfolgte Ivon den diebischen Schatten.
Nach mehreren Minuten der Verfolgung sah Ivon gerade noch in der beginnenden Dunkelheit der Nacht, wie der Schemen in einem Hauseingang verschwand.
Ivon wartete kurz auf Skadhi.
„Er ist da drin, jetzt haben wir ihn!“
Skadhi atmete schwer.
„Ja, dann nichts wie rein da!“
„Bist du bereit?“, fragte Ivon, als er nach dem morschen Holz der löchrigen Tür griff.
„Ja, aber sei vorsichtig“, mahnte Skadhi, „wer weiß, was da drin auf uns lauert!“
 
Mehr Auflärung über die Vergangenheit unserer Assasine in einer wirklich guten Form sowie Spannung aufgebaut fürs nächste Update

:top:
 
kann mich dem santa nur anschließen :top:


PS: schicke kutte :D
 
Erseinmal:GRATZ!Tradeforen Moderatorin!


tolles update, mehr fragen geschaffen als beantwortet, alles im allem
weiter so!
 
giev me next update plss!!!
ich will wissen, wie grausam sie den Schwertdieb bestrafen. :ww:
tolles Update, dafür hat sich das warten gelohnt!
 
Heute mal etwas früher (aber pünktlich und mit einer Woche Abstand zum letzten Update \o/ )



Kapitel IX - Teil III






Vorsichtig legte Ivon seine Hand auf die von Rost angefressene Metallstange, die nur noch ein äußerst kümmerliches Überbleibsel eines Griffes darstellte.
Behutsam, damit das alte Schloss keine verräterischen Laute von sich geben konnte, drückte Ivon den Griff nach unten.
In dieser Position kurz verharrend atmete er noch einmal tief aus, bevor er unendlich langsam die Tür nach innen öffnete.
Überraschenderweise schwang die morsche Tür mühelos und ohne ein Geräusch auf.
Der dahinterliegende Raum stellte sich als Küche heraus. Erstaunlicherweise spottete die Einrichtung des Zimmers dem verfallenen Äußeren des Hauses, denn der Lehmboden war sauber gefegt und auf einem Tisch lag ein Bündel frischer Kräuter.
Skadhis geschultes Auge erkannte aber sofort die Spuren, die der Schwertdieb hinterlassen haben musste. Fasziniert kniete sie nieder, um sich die Abdrücke im Boden aus der Nähe zu betrachten, dann flüsterte sie:
„Ivon, was immer dein Schwert genommen hat, es ist bestimmt nicht menschlich. Sieh da!“
Ein schlanker Finger wies Ivons ungeübtem Auge die Richtung.
„Diese länglichen Furchen... I weiß wirklich nicht, was für a’ Wesen solch Abdrück hinterlässt...“
Skadhi schüttelte ratlos den Kopf. Ivon musste nur einen Moment lang leicht lächeln, denn Skadhis Akzent, der wohl immer in Stresssituationen auftauchte, war einfach zu komisch.
Dann besann er sich aber wieder ihrer Lage und riss sich zusammen.
„Dann wird es wohl gefährlich werden“, vermutete Ivon und bewaffnete sich vorsorglich mit seinem Essmesser.
„Allerdings wird es mein Schwert nicht zurückbringen, wenn wir hier weiter herumstehen und auf den Boden starren. Ich gehe jetzt rein und sehe mich um. Bleib du meinetwegen draußen, Skadhi, du kannst dich mit deinem Arm ja nicht vernünftig wehren, wenn es zum Kampf kommt!“
Ärgerlich runzelte Skadhi die Stirn.
„So, glaubst du?“, fragte sie spitz.
„Ich wette mit dir, ich kann es mit genauso vielen Gegnern aufnehmen wie du!“
Trotzig stieß sie Ivon mit ihrer Schlinge zur Seite und betrat als Erste die Küche des Hauses.
Ivon folgte ihr ohne Umschweife.
Die Küche hatte auf der rechten Seite ein kleines, vergittertes Fenster, welches nur wenig Licht in das Haus fallen ließ.
Die kleinen Lichtstrahlen fielen quer durch den ganzen Raum, zur linken Seite, wo ein anderes Zimmer an die Küche angrenzte. Genau im letzten Lichtstrahl lag Ivons Schwert, scheinbar auf seinen Besitzer wartend.
Mit einem triumphierenden „Ha!“ eilte Ivon auf seine Waffe zu und hob sie auf.
Erst als er den Blick langsam wieder vom Boden löste erkannte er, dass dies ein Fehler gewesen war.
Aus der Dunkelheit des anderen Raumes funkelte ihn ein Augenpaar gefährlich an.
Mit einem Satz sprang er zurück, hob sein wiedergefundenes Schwert und brachte sich in eine Verteidigungsposition.
„Skadhi, bleib zurück!“, warnte er seine Gefährtin, die hinter ihm Stellung bezog.

Die Minuten verstrichen, ohne dass sich ihr Gegenüber in der Dunkelheit regte. Es herrschte eine Totenstille; nur hin und wieder meinte Ivon ein eigenartiges Zischen zu vernehmen, doch er schrieb dies seiner Nervosität zu.
Schließlich, als es fast schon unerträglich war, in dieser festgefahrenen Situation auszuharren, begann sich das Augenpaar zu bewegen.
Es schwebte regelrecht etwas nach recht, dann nach links – unbestritten aber kam es auf Ivon und Skadhi zu.
„Bleib stehen, du Dieb! Ich warne dich!“, rief Ivon und wich zusammen mit Skadhi ein paar Schritte zurück.
Das Augenpaar verharrte einen Moment und verschwand dann völlig.
Ivon erwartete jede Sekunde einen Angriff, unruhig spannte er seine Muskeln an.
Dann, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, leuchtete ein heller Funke in der hinteren Ecke des Raumes auf und wenige Sekunden später tauchte ein sanfter Feuerschein seine Umgebung in ein weiches Licht.
Ivon erkannte nur grob die Silhouette der Person; sie trug eine schwere Kutte mit Kapuze.
Dann begann der seltsame Gastgeber zu sprechen.
„Willkommen, sssschön, dassss Ihhr esss gessschhafft habt. Ich habe Euchh erwartet! Bitte, nehhmt Platzzsss!“
Eine kleine Fackel, die die Gestalt auf einmal hielt, wies auf einen Haufen dicker Polster.
Nur zögernd traten Ivon und Skadhi näher und blieben etwas eine Schrittlänge vor den angepriesenen Polstern stehen. Ivon, dem die Situation immer unheimlicher wurde, senkte die Spitze seines Schwertes nur ein wenig.
„Ich bin Sssslarrrk, Priessssterrrin desss Sssonnenkultesss. Bitte, ssetzst Euchh, wirr müsssen rreden. Ess issst von sssehrr grrossserrr Wichhtigkeit!“
Da sich weder Skadhi noch Ivon rührten, fuhr ihre Gesprächspartnerin einfach fort.
„Verrzsseihht, dasss ichh Euerr Ssschwerrt gesstohlen habe, dochh frrreiwillig wärrt Ihhrr mirr sicherrlichh nichht geffolgt.“
„Auf den Versuch hätte i es ankommen lassen“, erklärte Skadhi trotzig hinter Ivons Rücken hervor.
„Und außerdem, was ist denn das für ein Benehmen, uns so einen Schrecken einzujagen, wenn Ihr, wie Ihr behauptet, nur mit uns reden wollt?“
„Verzssseihht, dochh... ohhne Zssweiffel, Ihhr wärt mirr nichht geffolgt!“
Zischelnd stieß ihre Gastgeberin die Worte aus, als hätten ihre Lippen und ihre Zunge Mühe, sie zu formen.
Die Schlange, denn das war ihre Gastgeberin, wie Skadhi und Ivon im sanften Fackelschein erkannten, ließ sich als Erste auf einem der Polsterhaufen hinter einem kleinen Tischchen nieder.
Ihre goldenen Reptilienaugen funkelten.
„Ichh weissss, dasss ihhr Eurre Fffrreundin suchht“, erklärte sie rundheraus.
Und endlich setzten sich auch Ivon und Skadhi nieder.


„Nun, wie war dein Besuch bei Ibn Sabbah?“
Naeemah, die ganz in ihre Gedanken versunken war, schrak hoch. Ihre Mitgefangene hatte sie ganz vergessen!
„Ich lebe noch“, antwortete Naeemah schlicht.
Sie saß direkt neben dem Gitter, welches die Zellen voneinander trennte, ihren Rücken an die Steinwand gelehnt. Das eine Bein hatte sie ausgestreckt, das andere an den Körper gezogen, und stieß mit dem Fuß spielerisch einen kleinen Stein immer wieder in die Luft.
Die Fackel hatte sie aus der Halterung genommen und neben sich auf den Boden gelegt.
Bei dem Gedanken an die Fackel kam ihr eine Idee: Flugs hatte sie sie aufgehoben und leuchtete durch die Gitterstäbe.
Enttäuscht musste sie feststellen, dass sie in der übermächtigen Schwärze nicht viel erkennen konnte.
Grob schätzte sie ab, dass ihre Kerkergenossin, wie sie zuvor, an der Wand gefesselt war, doch die Silhouette ihres Körper und die Konturen ihres Gesichtes blieben im Dunkeln.
Die Gestalt an der Wand seufzte.
„Sei froh, dass dir die Mildtätigkeit der Dunkelheit meinen Anblick erspart. Sie legt ein schwarzes Tuch über mich und mein Äußeres – und dafür bin ich dankbar.“
„Ich sehe gern, mit wem ich mich unterhalte“, erklärte Naeemah misstrauisch, legte die Fackel aber wieder auf den Boden zurück und beschäftigte sich weiter mit dem kleinen Stein.
Sie schnippte ihn mit der Fußspitze vom Boden hoch, so dass er auf ihrem Fußrücken landete. Dann warf sie ihn in die Luft und versuchte, ihn wieder aufzufangen, was ihr meistens gelang.
„Danke ilah, dass dein Fackelschein nicht zu mir hinüber reicht“, forderte ihre Mitgefangene mit solcher Inbrunst, dass Naeemah nur noch zustimmend nickte.
Ohnehin fand Naeemah die Stimme ihrer Gesprächspartnerin viel interessanter als das vermutlich verunstaltete Äußere.
Selbst für Naeemahs empfindliche Ohren war es schwer, die Frau zu verstehen. Ihre Stimme klang seltsam entrückt, als weilte sie nicht an diesem Ort, sondern fernab dieser Realität. Ein Rauschen und Hauchen verzerrte den Klang zusätzlich, löschte jedwede Menschlichkeit der Stimme aus und machte sie zu etwas Geisterhaftem, etwas Ätherischem.
Naeemah beschloss, ihre Mitgefangene zum Sprechen zu bringen; vielleicht würde sie so hinter das Geheimnis der seltsamen Klangfarbe kommen.
„Wofür hat man dich eigentlich eingesperrt?“, fragte Naeemah.
„Die Frage könnte ich dir ebenso stellen. Warum hat Ibn Sabbah seine rechte Hand in den Kerker geworfen?“
Naeemah merkte auf: „Du gehörst also zu uns? Natürlich tust du das, wie könntest du sonst von meiner Stellung wissen!“
Die andere lachte.
„Ja, ich kenne dich, ich kenne dich. Vielleicht kenne ich dich sogar besser als du dich selbst kennst, Naeemah.“
Eine kleine Pause entstand, dann sprach sie weiter.
„Man hält mich hier fest, man quält mich, um höheren Zielen Genüge zu tun. Ich bin ein Opfer, ein Instrument, so wie du auch!“
„Werkzeuge sind wir hier doch alle“, stellte Naeemah fest.
Sie beschloss, etwas mehr über sich preiszugeben, in der Hoffnung, die andere dadurch aus der Reserve zu locken.
„Ich sitze hier, weil ich ungehorsam gegenüber dem hohen Herren war. Ich habe meinen Schützling aus Unachtsamkeit verloren und den Ruf Ibn Sabbahs, zu seinen Füßen zu eilen, missachtet.“
Naeemah seufzte schwermütig.
„Ich verdiene den Tod, doch Er hat ihn mir verwehrt. Wir sind so sehr die Werkzeuge unseres Herren, dass wir nicht einmal eine grundlegende Entscheidung über Leben und Sterben selbst treffen können!“
„Wir sitzen im selben Boot“, stellte ihre Gesprächspartnerin fest. In ihrer entrückten Stimme schwang Trauer mit.
Naeemahs Betrübtheit wandelte sich auf einmal in Zorn.
„Mein ganzes Leben habe ich diesem alten Mann verschrieben, unmündig, von Kopf bis Fuß ein Kind! Und ebenso werde ich behandelt: Wie ein unerzogenes Balg schließt man mich weg! Abgeschoben wie ein Tier in die Dunkelheit!“
Wütend trat sie den kleinen Stein mit derartiger Wucht an die Wand, dass der leichte Sandstein auseinander bröselte.
Sie erhob sich vom Boden und lief rastlos ihre Zelle ab, schlug gegen die Tür und die Wände, bis ihre Knöchel bluteten.
„Es bringt dich nicht weiter, wenn du deine Wut an deinem Körper auslässt!“
Die sanfte Stimme brachte Naeemah wieder zur Vernunft.
„Du hast Recht“, stellte Naeemah fest und ließ sich an den Gitterstäben wieder zu Boden gleiten.
„Wir werden einige interessante Gespräche führen müssen“, mutmaßte Naeemah.
Ein Geräusch an ihrer Zellentür ließ sie aufhorchen.
Wenige Sekunden später stand Varla mit ihren Wachen in der Zelle, und Naeemah wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie doch ein paar Minuten zuvor hätte erscheinen mögen.
Langsam trat Varla auf Naeemah zu.
„Ich wollte mich verabschieden“, erklärte sie mit süßlicher Stimme.
„Hasan und ich heben den Hofstaat für diesen Monat in Lut Gholein auf und reisen zurück zu seiner Festung...“
„Was interessiert es mich, wo du für ihn die Beine breit machst?“, gab Naeemah kalt zurück.
Varla schlug sich gestellt schockiert die Hand vor den Mund.
„Also, diese Unfreundlichkeiten habe ich jetzt mal überhört!“
Dann gab sie ihren Wachen einen Wink.
Diese traten auf Naeemah zu und zerrten sie auf die Füße.
„Weißt du, ich wollte nicht ohne ein Andenken an dich gehen!“, schmeichelte Varla mit hoher Stimme.
Sie zog ihren Dolch.
„Dreht sie um“, befahl Varla ihren Wachen.
Naeemah fühlte, wie Varla sie an den Haaren packte.
 
Juhu, ein mitternächtliches tolles Update :top:
Ich frag mich, von welcher Freundin unsere Schlange spricht, schließlich werden doch im Moment 2 vermisst :D
Was Varla wohl mit Naeemahs Haaren machen will, oder will sie Naeemah einfach nur demütigen? :confused:
Fragen über Fragen :read:
 
Könnte das Meliah in der Nachbarzelle sein ?

Die unwirklich Stimme würde zumindest dafür sprechen :D

[x] Varla muss einen grauenvollen Tod sterben :flame:
 
also:
1. gut gelungenes update(wiederholt sich langsam aber ich lass es drauf ankommen)
2. Varlas ,hm..., wie soll ich mich ausdrücken..., überreste/Asche(falls von ihr jemals mehr als ein häufchen matsch übrigbleiben sollte) gehört in die gosse
3. die Zellgenössin, vllt jmd aus Naeemahs kindheit?
 
Oh oh - bitte nicht skalpieren... Bitte nicht... Die arme...

lg, Gandalf
 
ich pländire für die abgedroschene 'Decke-Kommt-Runter-Und-Zerquetscht-Das-Opfer'Aktion


ganz am rande:skalpieren wär eh zu schnell
 
MrBurns.gif




Ausgezeichnet
 
Originally posted by Schwarzer-Engel
Sie würde heimkehren, in ihre winzige Hütte, und dort Haschisch rauchend auf das Ende der Welt oder auf Hassan Ibn Sabbahs Schergen zu warten.

Wie jetzt??? Reggae-Assa oder wie^^

Sehr, sehr schöne Geschichte!!! Auch sehr schön geschrieben, vorallem die detaillierte Beschreibung jeder einzelnen Sache ist sehr gut gelungen :top:
 
wos is das update??
heut is sonntag und immer noch keins?!
 
Gibts dann nächste Woche . ich komme zur Zeit einfach nicht zum Schreiben.
Stecke mitten in der Klausurvorbereitung -.-
 
*willenlose zombiestimme*:uuuuuupdate, auch wenn ers nächste woche, wollen haben(ich weiß ich weiß, die grammatik..:)
 
Ich tippe so schnell ich kann :(
Diese plöde Lernerei + plöder anderer RL-Kram, der dem Schreiben einfach vorging.

Wird also verspätet, zum Betaleser muss es ja noch - und der soll sich auch in Ruhe damit beschäftigen können.
 
Doofes RL -.-

Häng den Trademodposten an den Nagel, dann hast mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Nämlich mir eine Freude mit deiner Story machen :p
 
@engel:mach dir keinen stress, war übertrieben von mir*shame*
 
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