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[Story] Lagerfeuer

Endlich wieder ein Update:)

Originally posted by DoD-Messiah:
soweit gut, bis auf diesen kitschigen scheiss ... das is ne abenteuer geschichte mit gewalt, da passt einfach keine kleine süße mini-stachelratte hinein 8[

Also das fande ich eigentlich okay bringt Abwechslung in die Story und außerdem ist es bei ner Story sowieso gut wenn man Eigenschaften von Charakteren miteinbezieht so lernt man sie auch gleich besser kennen:top:



„Verzeih, aber du bist kein guter Nahkämpfer“, warf Khalid freundlich, aber unmissverständlich ein.
„Ja, das stimmt.

Ich finde es aber nach wie vor komisch dass du Catulo so schwach gemacht hast. Zuerst klappt er nach ein paar Twistern zusammen und dann heißt es auch noch das er im Nahkampf schwach ist. Mal sehen wie er sich bei Andariel macht vielleicht fängt er ja wirklich nur einen Schlag ab.:read:
 
Dark Summoner schrieb:
Ich finde es aber nach wie vor komisch dass du Catulo so schwach gemacht hast. Zuerst klappt er nach ein paar Twistern zusammen und dann heißt es auch noch das er im Nahkampf schwach ist. Mal sehen wie er sich bei Andariel macht vielleicht fängt er ja wirklich nur einen Schlag ab.:read:



sooo schwach kann Catulo gar nicht sein, schließlich hat er die ganze Ebene vor Andys Kloster in einer Nacht geleert... Was ich mit dem Satz von Khalid meinte, war, dass er als Mensch ne Kampf-Niete ist. :autsch:
Zwei Kämpfe im Kloster und beide Male musste er sich retten lassen... tss tss tss ... wird Zeit, dass wir den Wolf zum Spielen raus lassen...

:hy: Insidias


Mir ist grad mal aufgefallen, dass immer mehr User hier im Forum ein kleines unterstrichenes Wörtchen in ihrer Signatur herumtragen.

Dieses Wort heisst "Lagerfeuer".


:cry: :cry:DAAAAAAAAAAAAAAANKE :cry: :cry:


Ich bin echt gerührt!
 
jajaja, demnächst tanzen sie mit dem wolf, jajaja...
ich hoffe, ihr versteht die anspielung... :rolleyes:

- einer hofft, dass es bald weiter geht -

und an den "pHiL_w": wat soll dat sein? wenn du was posten willst, sollst du es ruhig tun, es sei denn, es ist nur kompletter müll, passt nicht zum thema oder du hast im falschen thread gepostet, aber das kann man eigentlich ausschließen.
also: bitte, mach nicht noch mal sowas, k? ein-wort-posts = P.Löt...
 
Wie wärs wenn Catulos' Wolf ganz viele kleine süße,putzige Hundebabies bekäme...

nein mal im ernst, mal wieder ein schönes update, und auch das mit der Stachelratte ist sehr lustig.
wie vorhin schon geschrieben wurde ist das einzige was mich stört das du zu sehr d2storygebunden bist,
ich spiele diablo schon seit .. naja seit es eben released wurde und ich kann die story in und auswenig+nichtmehr sehen/hören.
Fände es sehr gut wenn du noch irgendwie ein wenig Abwechslung reinbringen würdest.Wenn du den akt2 nicht nacherzählen willst, lass dir einfach etwas komplett anderes einfallen... sie müssen ja nicht nach lut gholein gehen.. da jaella dort sowieso nicht gern gesehen ist ...aber bitte nicht nach andy aufhören.. ok klingt vielleicht alles ein wenig dämlich...hab ja keine ahnung :D

ansonsten einfach nur sehr gut.

mfg
 
Originally posted by Insidias:
Zwei Kämpfe im Kloster und beide Male musste er sich retten lassen... tss tss tss ... wird Zeit, dass wir den Wolf zum Spielen raus lassen...

:top: word

„Auch der Wolf verliert an Kraft, je länger wir hier unten sind, doch ich werde ihn rufen, wenn es nötig ist.“

Irgendwie gibt mir dieser Satz aber doch zu denken
hoffentlich passiert dem nix;(
 
Ein geniales up :top:

Ich bin ja nich mehr so fest im Forum aktiv, aber ich werfe all paar wochen mal einen Blick ins FAS-forum, da kann mich mir ja nichts entgehen lassen. Bei so guten Geschichten wäre das eine Sünde(kann ich Sünder sein, wenn ich Atheist bin:confused:)

mfG Lord Bahamut

ps: atm bin ich mehr im Chaos Empire Forum tätig, da ich ja auch dem Chaos verfallen bin.
 
Guten Abend, sehr verehrte Gäste,
auch ein zaghftes "Hallo" an pHiL_w, war das ein Post oder ein Fehldruck? :confused:
ihr habt lange ausgehalten, doch nun hat das Warten wieder ein Ende. Ich präsentiere voller Stolz:



Kapitel 24: Weiter durch dunkle Gänge incl. Khalids Geschichte

Nach einigen Stunden unruhigen Schlafes, der keine Erholung brachte, verließen die Gefährten den Raum, der ihnen als Schlafplatz gedient hatte und machten sich wieder auf den langen und dunklen Weg in die Tiefen des Klosters.
Wieder durchsuchten sie Raum um Raum und drangen über versteckt liegende Treppen immer tiefer in die Kellergewölbe des riesigen Klosters ein.
Sie gingen einen langen, vielfach gewundenen Korridor entlang, der nur spärlich von wenigen flackernden Fackeln erhellt wurde, als der schwarze Wolf plötzlich anhielt und leise knurrte.
Unterdrückt und beinahe unhörbar drang das Klacken von Krallen auf steinigem Untergrund an ihre Ohren. Ein metallenes Kratzen, als würde ein Schwert über eine Niete hinweg aus seiner Scheide gezogen.
Auf einen kurzen Wink des Druiden hin flog der Rabe voraus und kehrte schon nach wenigen Lidschlägen zurück. Wortlos verständigten sich die Gefährten und machten sich bereit für den Hinterhalt.
Eilig zog Khalid die Verschnürungen an seinem Kettenhemd enger und setzte den locker am Gürtel getragenen Helm auf. Seine Tragetasche lehnte er an die Wand, sie würde ihn im Kampf nur behindern. Jaella hatte ihren Bogen ohnehin angriffsbereit getragen, doch nun fuhr sie noch einmal prüfend mit dem Daumen die Sehne entlang und kontrollierte deren Befestigung an den Schenkelenden des Bogens. Ihr Köcher war gut gefüllt, der Dolch stak griffbereit daneben. Als sie ihren Schulterbeutel ablegte, fiel ihr Blick auf den Druiden. Er stand mit bloßem Oberkörper da und hielt seine Stiefel in der Hand. Mit einer befangenen Geste deutete er auf seine Beinkleider, die er von Khalid geliehen hatte, und flüsterte: „Das ist die einzige Hose, die ich noch habe, aber dem Wolf passt sie nicht, also...“ Er stellte die beschlagenen Stiefel ab und zog an den Verschnürungen, die die Hose zusammenhielten. Mit puterrotem Gesicht wandte sich Jaella ab und wartete bis sich sein leises Keuchen in ein grollendes Knurren verwandelt hatte.
Die Verwandlung war schnell und brutal. Mit einem einzigen Hieb wischte die Bestie den Mann beiseite und ergriff die Kontrolle. Der Mensch krümmte sich in der Agonie der Umformung und als es getan war, brüllte der Werwolf befreit auf.
Jaella sah wieder hin, und dort, wo eben noch der vertraute Mann mit dem schiefen Grinsen gewesen war, stand nun das unförmige Ungetüm. Es richtete sich auf die Hinterbeine auf und bleckte angriffslustig die dolchartigen Zähne. Das einzige, das noch an den Druiden erinnerte, war das Amulett, das er auch in dieser Gestalt nie ablegte: ein einzelner durchbohrter Reißzahn eines erwachsenen Wolfes.
Jaella wusste, dass er die Furcht in ihren Augen sehen würde, auch wenn sie versuchte es zu verbergen. Khalid blickte dagegen vollkommen ausdruckslos, er hatte sich bereits gesammelt für die Schlacht. Mit dem Schild an seinem linken Arm gab er den Kameraden ein Zeichen, gemeinsam stürmten sie los.

Den schweren Schild vor sein Gesicht haltend stürmte Khalid um die Biegung des Ganges. Noch im Laufen fällte er mit einer wirbelnden Bewegung seines Schwertes den ersten Schemen. Dumpfe Einschläge an seinem Schutz bewiesen, dass man sie erwartet hatte. Aus dem Licht kommend konnte er im Dunkel noch keine Gestalten erkennen, daher hieb er ungezielt nach vorne und stieß auf Wiederstand. Als er die lange Klinge zurückzog, fiel ein schwerer Körper polternd zu Boden. In diesem Moment fegten zwei schwarze Schatten von hinten an ihm vorbei und verbissen sich knurrend in die Schar der Gegner. Jaella bog als letzte um die Ecke und legte mit grimmigem Gesicht an. Doch der Pfeil blieb an der Sehne. „Ich sehe die beiden nicht!“, rief sie ängstlich und wagte nicht zu schießen, um nicht versehentlich den Wolf oder den Druiden zu treffen. Sie rückte näher an den Paladin heran und spähte in die Dunkelheit. Erst als sie bis auf vier Schritt herangekommen war, konnte sie schemenhaft die Gegner ausmachen. Die Distanz war viel zu kurz für einen wirksamen Schuss. Hilflos stand sie da und konnte nichts tun, um ihren Gefährten beizustehen.
Eine verwundete feindliche Jägerin stolperte an Khalid vorbei. „Die übernehme ich!“, rief Jaella eilig und zog ihren Dolch hervor. Mit einer Gegnerin, dazu verletzt, würde sie schon fertig.
Khalid dachte ähnlich, und außerdem riss der Strom der anstürmenden Feinde vor ihm nicht ab, daher konnte er sich nicht umwenden, ohne von mehreren Seiten attackiert zu werden.
Die dunkle Jägerin lachte verächtlich und hob ihr Schwert, doch sie war durch den Blutverlust geschwächt. Ihr Angriffe waren langsam und Jaella konnte ihnen leicht ausweichen. Nur wenige Momente später, fand Jaella eine Lücke in ihrer Verteidigung und stieß ihr die vergiftete Klinge tief in den Bauch. Mit einem dumpfen Aufschlag war ihr unehrenhaftes Dasein beendet.
Mit selbstzufriedenem Lächeln drehte sich Jaella wieder zu dem Paladin um und ihr Lächeln gefror.
Khalid strauchelte unter einer heftigen Attacke und fiel rücklings zu Boden. Er wurde begraben unter mehreren Angreifern.
Entsetzt kreischte Jaella auf und stürzte sich auf das Knäuel sich windender Gestalten. In der einen Hand hielt sie den lächerlich kurzen Dolch, mit der anderen riss sie hastig eine Fackel aus seiner eisernen Halterung. Ohne auf ihre eigene Verteidigung zu achten, stach und hieb sie wild mit wehenden Haaren auf die schemenhaften Angreifer ein. Vielleicht waren es diese unkontrollierten Bewegungen, die sie vor Treffern schützen. Zwei direkte Kopfschläge mit der brennenden Fackel warfen zwei Höllen-Clans zur Seite. Durch die verringerte Last gelang es Khalid endlich sich unter den Feinden herauszuwinden und aufzustehen. Er blutete aus zahlreichen Wunden, seinen Helm hatte er verloren. Doch er lebte und war willens und fähig weiterzustreiten. Schon hob er wieder das Schwert und wehrte die zahlreichen Monster ab. Eine feindliche Jägerin holte mit ihrer Lanze zum Streich gegen den Paladin aus.
Brüllend schleuderte ihr Jaella die Fackel entgegen. Das Pech des Kienspan tropfte auf den Umhang der Jägerin und setzte ihn in Flammen. Als lebende Fackel torkelte sie schrill kreischend zurück und erhellte für einen Moment, was Jaella nie wieder vergessen würde:

Hoch aufgerichtet auf seinen unförmigen, gebeugte Hinterbeinen stand der Werwolf inmitten einer Gegnerschar, die ihn von allen Seiten attackierte. Zu seinen Füßen wand sich der schwarze Wolf, in alle Richtungen schnappend und beißend. Durch sein dichtes Fell geschützt, erreichten Catulo die Schläge von Krallen oder Klauen kaum. Lediglich waffengeführte Angriffe wehrte er beiläufig ab. Mit mächtigen Schlägen seiner Pranken schmetterte er seine Feinde zur Seite, so dass sie wie Lumpen gegen die Mauern des Ganges flogen. Das Bersten und Brechen ihrer Knochen und die Schreie der Gefallenen dröhnte schmerzhaft in Jaellas Ohren.
Der Wolf in mir hat ungeheure Kräfte.
Ja, das hatte er. Er allein nahm es mit einer Gegnerschar auf, der Jaella mit dem Paladin gemeinsam nie gewachsen gewesen wäre.
Kannst du denn seinen Anblick ertragen?
Die brennende Jägerin fiel und das Licht erlosch. Ein Mantel der Schwärze und Schatten legte sich wieder über das Geschehen. Entschieden schob Jaella das Bild beiseite und griff wieder in den Kampf ein, an der Seite des Paladins, und versuchte ihre Angst und den Ekel, den sie empfand, in ihre Attacken zu legen.

Schließlich zog Khalid aufatmend seine Klinge aus dem Leib des letzten Gegners. Kein weiterer Feind kam aus dem dunklen Flur vor ihnen. Für den Moment hatten sie eine Ruhepause.
Vorsichtig hockte sich Jaella neben den Körper einer Jägerin, die versuchte, mit ihren Händen ihre hervorquellenden Eingeweide zu halten. Ihre Augen waren voller Schmerz, doch die seltsame Trübung war daraus verschwunden. Nahezu verwundert blickte sie die blonde Amazone an. „Was haben wir getan?“, flüsterte sie. „Ich erinnere mich nur noch an ein Gefühl des Fallens... so alleine.“ Sie hustete und Blut benetzte ihre Lippen.
Jaella strich der Fremden über das Gesicht. „Sag mir, Schwester, wo ist Andariel?“
Die Verletzte sammelte ihre verbliebene Kraft und stöhnte: „Sie ist in Diablos Gruft, im nächsten Kellergeschoss. Der Abgang ist dort hinten.“ Sie winkte schwach den Flur entlang. Ihr Atem ging schwächer und die Augen begannen zu verblassen.
„Geh in Frieden, Schwester“, sagte Jaella mit belegter Stimme. „Du bist frei.“

Das leise Klicken von Krallen auf Stein näherte sich und die Gestalt des Werwolfes trat in das spärliche Licht. Auf allen Vieren kam er heran und stellte sich vor die Gefährten. Seine Schnauze war blutverschmiert und an den Krallen der Vorderläufe hatten sich Gewebereste und Fellfetzen verfangen.
Khalid kam heran und warf ihm den Umhang einer gefallenen Jägerin über. „Wandle dich wieder, Catulo. Die Gefahr ist zunächst vorüber.“
Jaella wandte sich ab und ging die Gepäckstücke holen, zum einen aus Scham, zum anderen um die Traurigkeit in seinem Blick angesichts ihrer offenkundigen Abscheu nicht sehen zu müssen.
Als sie zurückkehrte, hatte sich der nun wieder menschliche Catulo notdürftig gereinigt. Sorgsam achtete er darauf, die Amazone nicht zu berühren, als sie ihm seine Kleidung übergab. Sie sah ihn nicht an, verzweifelt blickte er ihr nach, als sie den Rest ihrer Habseligkeiten holen ging.
Die Hand des Paladins legte sich auf seine Schulter. „Komm, mein Freund, suchen wir uns einen geschützten Platz zum Ausruhen.“ Und mit einem Blick auf die sich entfernende Frau fügte er leise hinzu. „Sie wird sich fangen, lass ihr Zeit.“
Khalid entzündete zwei Fackeln und so gingen die Männer langsam, sich den Weg durch die unzähligen Kadaver bahnend, den Korridor entlang. Nach ein paar Schritten erreichten sie den Wolf, der winselnd neben einem schwarzen, gefiederten Häufchen saß. Catulo bückte sich rasch und hob sorgfältig seinen Raben auf. Er konnte kaum seinen Schmerz überspielen, als er den erkaltenden Leib seines Freundes an sein Gesicht hob. Khalid streckte die Hand aus. „Ich könnte versuchen...“
„Nein, es ist zu spät“, entgegnete der Waldläufer mit gebrochener Stimme. „Sein Herz hat aufgehört zu schlagen, du kannst nichts mehr tun.“
Über ein Jahr hatte der Rabe ihn begleitet und war ihm mehr ein Freund geworden, als so mancher Mensch. Catulo verbarg die Träne nicht, die sich langsam und warm einen Weg über seine dreckverschmierte Wange suchte.
Sie gingen langsam weiter und suchten sich einen Raum am Ende eines langen Ganges, den man gut überblicken konnte. Dort würden sie, vor Angriffen einigermaßen geschützt, ein paar Stunden ruhen, bis sie sich endlich ihrer größten Feindin stellten.

Als sie gemeinsam am Feuer saßen und warteten, dass das Wasser im Kessel kochte, zog Khalid Charsis Malus hervor. Auf den ersten Blick sah er aus, wie jeder gewöhnliche Schmiedehammer, und doch ging von ihm etwas aus, ein leises Beben, wenn man ihn hielt, das seinem Betrachter zeigte, dass Magie in ihm steckte.
„Ich werde Charsi bitten, mir damit eine neue Rüstung zu schmieden, wenn wir wieder im Lager sind“, sprach er so leise, dass Jaella hätte vorgeben können, ihn nicht zu hören.
Sie sah zu ihrem Gefährten hoch und betrachtete sein schwermütiges Gesicht.
„Aber mit einen neuen Rüstung würdest du das Wahrzeichen der Zakarum nicht mehr tragen“, sagte sie mit fragendem Tonfall.
Traurig wandten sich seine Augen ihr zu. „Ich habe das Recht verloren, es zu tragen. Ich kann mich nicht länger als Paladin bezeichnen.“
„Was, um der Götter Willen, meinst du getan zu haben?“
Auch Catulo war aufmerksam geworden und verfolgte mit Spannung das Gespräch.
„Ich habe den Wünschen des Ordens zuwider gehandelt, als ich mich davonstahl, um Cain zu retten. Fahnenflucht nennt man es in Kriegszeiten, oder Verrat. Allein dafür haben sie mich sicher längst verstoßen. Und nun trete ich die Regeln meines Ordens mit Füßen. Ich ziehe mit einer Frau und einem Werwolf gegen die Feindin eines fremden Volkes. Sie werden mich nicht am Leben lassen, würde ich je wieder in ihre Nähe gelangen. Ich hab kein Zuhause mehr.“
„Hast du denn keine Familie, zu der du zurückkehren kannst?“, fragte die Amazone mitleidig.
Khalid schwieg eine Weile mit geschlossenen Augen und schüttelte den Kopf.
Dann öffnete er wieder seine Augen und blickte doch nur ins Nichts. In diesem zeitlosen Moment gab es nur Raum für Wahrheit, keine Ausflüchte mehr. Sollten sie sein Versagen erfahren, es war unwichtig.

*****

Er war ein tüchtiger Seemann, nein, besser ein furchtloser Pirat. Die Taue knirschten vor Last, die Holzbohlen waren schmierig vor Seewasser. Sie waren ganz alleine mitten auf dem mächtigen Ozean und mitten in einem unglaublich starken Sturm, einem Orkan-Sturm. Doch er musste ganz da oben ins Top klettern, um das Segel loszuschneiden, sonst würde der gewaltige Wind das ganze Schiff zum Kentern bringen. Also erklomm er, mühsam das Gleichgewicht haltend, seinen gefährlichen Krummsäbel zwischen den Zähnen, die oberste Querstange seines Klettergerüstes. Endlich lag er bäuchlings oben und rief trotzend in den Sturm. „Du wirst mich nicht klein kriegen, Meer!“
Mit einem einzigen Schlag seines Säbels kappte er die Taue – alle waren gerettet.

Doch was war das? Am Horizont sah er ein gefährliches Seemonster auftauchen. Ganz still verhalten jetzt, bloß nicht rühren! Er schmiegte sich enger an die Holzstange, doch zu spät: Sie hatte ihn bereits gesehen und packte ihn am Fuß.
„Nein, Du wirst mich nicht bekommen!“ rief er und klammerte sich mit aller Kraft an das Holz, doch sie zog ihn Stück für Stück hinunter bis er schließlich kichernd in die Arme seiner Mutter fiel.
„So, mein junger Husar, Zeit fürs Abendessen.“
„Neeiiin, ich bin kein Husar! Ich bin ein Pirat!“
„Na gut, dann bekommst du nur Schiffszwieback und getrockneten Fisch, aye?“

Nach dem Essen rief sein Vater ihn zu sich. Der Junge liebte es, wenn er die goldschimmernde Rüstung trug. Er wirkte dann wie ein Engel, vielleicht einer dieser gefürchteten Racheengel.
Sein Vater kniete sich vor ihn und legte ihm die Hände auf die Schultern.
„Ich muss für ein paar Tage fort.“
„Wirst du böse Männer verfolgen?“
„Ja, mein Sohn, ich muss ein paar sehr böse Männer verfolgen.“ Er lachte auf und wuschelte ihm das blonde Haar. „Und solange ich das tu, hast du hier die Verantwortung. Pass auf deine Mutter und deine Schwestern auf, klar? Du bist jetzt der Mann im Haus!“

Du bist jetzt der Mann im Haus!
Er nahm sich diesen Satz sehr zu Herzen und deshalb war er auch sofort mit gezücktem Holzschwert durch die Falltür in den Raum unter der Küche gestürmt, in dem seine Mutter die Lebensmittel und die Holzkohle lagerte. Seine Schwester Rosalie war kreischend daraus geflüchtet, weil sie eine Ratte gesehen haben wollte. Dieses Untier musste er ausschalten.
Er verschmolz mit dem Schatten, er wurde eins mit dem Spiel aus Licht und Dunkel, er war ein Meister der Assassinen und er war auf der Hatz – nichts würde ihn aufhalten.
Weit entfernt hörte er seine Mutter etwas rufen, aber die königliche Garde würde ihn niemals finden, ganz leise zog er die Falltür zu. Fremde konnte sie kaum sehen, so sehr verschmolzen die Fugen mit dem belebten Muster im Boden der Küche.

Plötzlich hörte er Rosalie im Garten schreien, eilige Schritte trampelten durch das Haus. Eine große Schüssel fiel klirrend zu Boden und zerbarst in tausend Stücke. Das Baby fing an zu weinen, aber niemand kam, um es zu trösten.
Eine barsche Männerstimme brüllte „... ergeht es dir wie deinem Ehemann...“ dann ein reißendes Geräusch und seine Mutter begann panisch zu kreischen. Doch unvermittelt verstummte der Laut, wie abgehackt. Etwas Schweres polterte zu Boden.
Seine Schwester schluchzte lautstark und rief um Hilfe.
Doch der tapfere Assassine war verschwunden, zurückgeblieben war ein verängstigter, am ganzen Körper bebender fünfjähriger Junge. Stumme Tränen des Entsetzens rannen über sein pausbäckiges Gesicht. Er musste da nach oben, musste die Eindringlinge vertreiben, er musste die Frauen schützen.
Du bist jetzt der Mann im Haus!
Er hatte es seinem Vater versprochen, doch er konnte sich nicht rühren. Er stand einfach nur da und lauschte dem Entsetzlichen. Die Schreie seiner Schwester wurden leiser, bis sie schließlich ganz verstummte.
Nur das Baby weinte immer noch.
Erst Stunden später fanden Nachbarn den kleinen Waisen.

***

Khalid schwieg einen Moment. Dann murmelte er tonlos weiter, als ob er über jemand Fremden sprach:
„Sie brachten mich zu dem Orden der Zakarum, dem auch mein Vater angehört hatte. Sie zogen mich auf und bildeten mich aus, damit ich eines Tages seinen Platz einnehmen könne.“ Er lachte bitter auf, ohne jegliche Fröhlichkeit.
„Als ob ich in der Lage gewesen wäre, seinen Platz auszufüllen. Ich konnte ihren Idealen nicht gerecht werden, ich werde niemals so werden wie er. Und ich will es auch gar nicht, nicht für sie. Dieser verfluchte Orden hat mir meinen Vater genommen.“ Die letzte Worte spie er geradezu aus und Jaella wurde klar, dass er nie zuvor so über seine Heimat geredet hatte. Und endlich verstand sie ihn.

Catulo war es, der als erster wieder zu sprechen anhob: „Einst waren Paladine echte Krieger des Lichts. Sie kämpften für das Gute in der Welt, und es war ihnen egal, welchem Volk ein Hilfsbedürftiger angehörte. Sie interessierten sich für die Belange anderer und hatten keine Furcht vor kämpfenden Frauen oder Anwendern der Magie. Seit einigen Jahren hat sich ein Schatten über den stolzen Orden gelegt. Doch du bist diesem Schatten entronnen, Khalid. In meinen Augen bist du der einzige, der sich als Lichtkrieger bezeichnen darf. Du bist ein würdiger Paladin, und die Götter sind mit dir.“

„Du bist dabei Großes zu leisten“, fügte Jaella leise hinzu. „Du legst dich hier mit den Mächten der Hölle an und ganz gleich ob wir siegen werden oder scheitern, dein Vater wäre heute sehr stolz auf dich!“
Und langsam schob sich der Schatten von seinem Gesicht.




Jaella saß auf dem kalten, harten Steinboden, den Rücken gegen den Türrahmen gelehnt. Sie hatte die Beine dicht an ihren Körper herangezogen, die Arme um die Knie verschränkt und wachte über den Schlaf ihrer Gefährten.
Die junge Stachelratte kauerte zu ihren Füßen und knabberte an den Essensresten, die sie ihm hingelegt hatte. Dann kroch das Kleine auf ihre Füße und sah seine Herrin mit seinen schwarzen Knopfaugen wie fragend an.
Das Fehlen eines menschlichen Gesprächspartners lenkte Jaellas Gedanken auf den Allesfresser.
„Meine Mutter fehlt mir“, flüsterte sie. „Nicht diese unbekannte Amazone, sondern meine richtige Mutter. Ich wünschte, sie wäre bei mir und ich könnte mit ihr reden. Nichts gegen dich, du seltsames Biest, aber du kannst mir keinen Rat geben.“ Sie seufzte tief. Die Ratte ließ ein leises Knurren vernehmen, als wolle sie die Frau zum Weitersprechen ermutigen.
„Was soll ich nur machen? Was soll ich tun, wenn das alles hier vorbei ist. Falls ich dann noch lebe...“
Ein heiseres Auflachen ohne jegliche Freude entfuhr ihrer Brust. Ihre Stimme wurde noch leiser. „Wo soll ich nur hin?“
Khalid trat aus dem Schatten auf sie zu und setzte sich neben sie. Röte überzog ihr Gesicht. Hatte er sie Reden gehört?
„Ich glaube, du hast eine Frage vergessen“, sprach er leise und strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Als sie nicht antwortete, fuhr er fort.
„Ich bin nicht blind, Jaella. Ich habe doch bemerkt, wie du ihn angesehen hast – und er dich.“
„Er ist ein Monster“, wisperte sie verzweifelt.
„Ist das nicht ein zu hartes Wort? Er ist menschlicher, als einige, die immer auf nur zwei Beinen gehen. Ich habe derer viele gekannt, und glaube mir, er ist ein guter Mensch.“
Eine ganze Weile saßen sie noch nebeneinander stumm da und schwiegen miteinander.



Später in der Nacht, oder dem, was die Gefährten dafür hielten, saß Khalid an den Türrahmen gelehnt und spähte den Flur hinunter, wie seine Weggefährtin kurz zuvor. Mit langsamen, gleichmäßigen Strichen zog er den kleinen Wetzstein an der langen Klinge seiner Schwertes entlang.
Bald schon würden er und sein Schwert beweisen, was sie wirklich wert waren. Der Paladin hatte ein paar Entscheidungen getroffen und war ruhiger geworden. Er würde sich erst einmal dem Dämon stellen, dann seinem Leben.

Jaella hingegen hatte sich in ihre Decke eingerollt und grübelte weiter. Wenngleich der Schlaf gewaltsam an ihr riss, wollte sie ihm noch nicht nachgeben.
Mit leisem Murmeln drehte sich Catulo neben ihr auf seine linke Seite. Seine Decke verrutschte und gab den Blick auf seinen Rücken frei, der von einem feinen Geflecht von Narben überzogen war, manche dünn und kaum zu sehen, andere verdickt und schlecht verheilt.
Peitschenhiebe – nichts anderes konnte diese Zeichen hinterlassen.
Hatte man ihn der Bestie wegen gefoltert, die er in sich trug?
Sie hatte kaum gewagt, ihn nach dem letzten Gefecht anzusehen. Diese brutale Gewalt, mit der er kämpfte, hatte sie erschreckt und fasziniert. Immer noch pochte ihr Herz drängend an ihre Brust, wenn sie sich an seinen Blick erinnerte. Nichts menschliches war in seinen braunen Augen gewesen, der Wolf hielt die Kontrolle über sein Tun.
Nach seiner Rückverwandlung war er geschwächt gewesen, stolpernd hatte er seinen Weg gefunden, er hatte all seine Kraft für die Gruppe gegeben. Und als er dann den toten Raben an seinem Gesicht barg, hatte sein Schmerz tief in ihre eigene Seele geschnitten. Beinahe wäre sie zu ihm gegangen, um ihn zu trösten, doch dann verzagte sie.

Vor lauter Furcht vor dem Unbekannten hatte sie vergessen, was sie in seiner Nähe so gefesselt hatte, seit er beinahe lautlos in ihr Leben getreten war. Seine Gelassenheit, seine Augen, sein gesamtes Wesen.
Langsam hob Jaella ihre Hand und zeichnete sanft mit ihren kühlen Fingerspitzen die Linien auf seinem Rücken nach.
Still lag der Waldläufer da, mühsam beruhigte er seinen galoppierenden Herzschlag und wagte kaum zu atmen.
Zwei Dutzend Hiebe waren es gewesen, die seinen Rücken zerrissen hatten, er kannte den Verlauf jedes einzelnen Treffers. Schließlich erforschten ihre Finger die Narbe des letzten Schlages. Der Hieb war seitlich geführt worden. Tief hatte sich die Peitschenschnur in seine Haut gegraben, über Rücken und Seite bis zu seinem Brustbein. Dort kamen ihre Finger zum Stillstand.
Er nahm ihre Hand und drehte sich zu ihr um. Tief versenkten sich seine grünen Augen in den ihren, und sie spürte seinen heißen Atem an ihren Wangen.
Sie zitterte, jedoch nicht vor Kälte.
„Nicht jeder akzeptiert einen Wolfsmenschen in seiner Nähe.“ Heiser klang seine Stimme. „Ich war damals beinahe noch ein Knabe. Aber ich hatte Glück. Mein Vater und einige Nachbarn fanden und befreiten mich, sonst wäre ich heute nicht hier.“
Tränen des Mitgefühls stiegen ihr in die Augen, zärtlich wischte er sie mit seiner freien Hand fort.
„Weine nicht um mich. Denn hier und jetzt bin ich glücklich.“
„Was wird sein, wenn das alles hier vorbei ist?“, fragte sie flüsternd.
„Ich werde dir folgen, wenn du mich lässt, ganz gleich wo dein Weg dich hinführt. Ich liebe dich, seit ich dich das erste Mal sah.“
Wieder bildete sich eine einzelne Träne, und diesmal küsste er sie sanft weg.
„Und ich liebe dich.“ Hatte sie es geflüstert? Hatte sie die Worte geschrieen, die ihr seit Tagen auf der Zunge brannten?
Zärtlich, doch unnachgiebig, zog er sie an sich und sie verlor sich in seiner Umarmung.

Mit leisem Scharren zog Khalid die Tür hinter sich zu und ging einige Schritte in dem Korridor entlang. So hatte sie also nun ihre Wahl getroffen. Erst jetzt, da sein eigenes Herz in Scherben zerbrach, erkannte er, was er früher hätte merken müssen. Es waren keine geschwisterlichen Gefühle gewesen, die er ihr gegenüber empfand, doch nun war es zu spät.


:hy: Insidias
 
"Und wieder einmal haben wir einen weiteres Gast.
Lieber Forenbug, was möchtest du unseren Gästen denn heute erzählen?"

"Hmm, äääh, äääh, hihi... äääh."

"Ah, ja sehr interessant. Wenden wir uns doch unseren zweiten Gast zu. Insidias, was möchtest du unseren Gästen noch mit auf den Weg geben?"

"Jaa, zunächst mal danke an alle und äh, achja, wenn ihr glaubt, das ging mit den beiden dann doch ein wenig fix, nunja, in der Liebe und im Krieg ist bekanntlich alles möglich. Hey, und wir haben hier beides."

"Ah,ja, dann danke ich Ihnen für Ihr Kommen. Zurück ins Funkhaus!"
 
thx für das up. ich muss morgen früh raus und habe noch was zu tun bevor ichin bett komme, aber ich konnte es mir nicht verkneifen noch das anze up zu lesen. mir hat es gut gefallen und ich finde die beiden haben sich ja durchaus schon ein wenig kennengelernt. ob die beziehung halten kann, wenn der ständige druck des krieges weicht ist fraglich aber für den moment ist es gut so wie es ist.

Gruß, Helldog

p.s.: ich habe nur etwas mitleid mit dem paladin.
 
Hallo, meine Liebe :kiss:
Da hast du uns aber ein bittersüßes Mahl gekocht: Kampf und Liebe und die Last der Vergangenheit.
Einfühlsam und bewegend geschrieben.
Nimm es einfach als Ausdruck meines Interesses an deinen Figuren, wenn ich sage: es geht mir teils wieder ein bisschen zu schnell. Oder besser: ich würde gern erfahren: warum akzeptiert Khalid Catulo trotz der tierverwurzelten Abneigung gegen den Wolfsmenschen? Und wer hat Catulo bestraft, was ist damals wirklich geschehen? Wie denken Catulo und Jealla übereinander? Bis zu Liebe und/oder Anzeihung ist es noch ein Wegchen hin, selbst in so einer Situation.
Ich würde darüber gern mehr erfahren und hoffe, dass diese Themen mit diesem Kapitel noch nicht angehandelt sind.

Eine tolle Nachtlektüre.
Vielen Dank dafür :)
 
Wegen dir komme ich jetzt zur spät zur Schule..
Was ich wohl in mein Entschuldigungsbüchlein schreiben soll... :D

Zu dem Up, das ganze ging mir doch ein wenig zu schnell das mit catulo+Jaella..
die kennen sich doch garnicht, im gegensatz zu Khalid.Stimme da Reeba zu.

Hätte gedacht das mit ihm mehr geht,armer Paladin,vielleicht kommt er ja auchnoch auf seine Kosten.
Nichtsdestotrotz ein sehr spannendes update (sonst würde ich jetzt in die Schule fahren anstatt hier zu sitzen und blöde comments zu schreiben)

:top:

mit freundlichem Gruß
 
Endlich ein Update :D

Eigentlich finde ich Liebesgeschichten immer toll, aber diese Situation hinterlässt in meinem Bauch irgendwie ein ungutes Gefühl. Vielleicht versteh ich auch nur nicht, wie Du Dir das weiter gedacht hast, aber ich weiß auch nicht....

Wobei die Beschreibung, wie sich Jaella wieder getraut hat, ihn zu berühren, fand ich echt klasse!

Nur der arme Khalid tut mir leid.

Trotzdem, schreib weiter, meine Meinung kennst Du ja,

die Liska
 
Boah Catulo und Jaella hätte ich jetzt nicht erwartet:eek:
Hab eigentlich gehofft du bringst Jaella und Khalid zusammen;(
 
chrchrchr...
ein kapitel nach meinem geschmack... hehehe...
dass es mit catulo und jaella zu schnell ging, finde ich nicht. es waren doch immerhin ein paar tage. wenn ich mir so manche meiner bekannten ansehe, die haben manche madln innerhalb einer stunde schon rumbekommen... :rolleyes:
mitleid verspüre ich uch ein wenig mit khalid, aber ich denke, dass du das schon richtig regelst, ist schließlich deine geschichte. mir selbst brodelt schon der kopf vor ideen - und ich bin recht einfallslos - , bin gespannt, was du machst.

freue mich schon auf die nächsten kapitel!
(lauernd nach nem update schau, hehehe...)

achja, bevor ich es vergesse: thx 4 up!
 
Hallo Ihr Lieben, sehet es dämmert schon


Dieses Kapitel ist für Reeba, Danke :kiss: für die wunderschöne Nacht :eek: :D




Kapitel 25: Die Tochter der Qual

Nach einem hastigen Frühstück brachen die Gefährten auf. Sonderlich viel Schlaf hatte keiner von ihnen gehabt, doch die Unruhe zog sie weiter. In wenigen Momenten würde es soweit sein: Sie stünden Andariel gegenüber.
Den Abgang in das letzte Kellergeschoss fanden sie recht bald. Sie schlichen die schmale Treppe hinunter und gelangten in einen durch Fackeln hell erleuchteten Vorraum. Regale an den Wänden waren gefüllt mit obskuren Gegenständen, zum Teil zerbrochene Statuen und Gefäßen, zerfledderten Schriftrollen. Alles Reliquien, die einst der Fesslung Diablos gedient haben mochten. Staub und Zerfall trübten die einst ehrfürchtige Stimmung, die dieser Raum verbreitet hatte.
Als Khalid sich der bronzebeschlagenen Tür näherte, die von diesem Raum abging, strauchelte er plötzlich und fasste sich mit todbleichem Gesicht an die Brust. Jaella und Catulo eilten herbei und stützten ihn. Der Wolf hatte unterdessen den Schwanz zwischen seine Hinterbeine geklemmt und winselte leise.
„Was hast du?“ zischte die Amazone beinahe unhörbar. Laute Stimmen schienen hier höchst unangemessen.
Ächzend sackte der Paladin auf die Knie und atmete schwer. „Sie ist da drinnen“, erwiderte er nach einer Weile. „Etwas unsagbar Böses geht von ihr aus, das jegliches Licht beinahe zum Erlöschen bringt. Die Götter stehen uns bei! Sie ist nicht alleine, doch von ihr geht die größte Gefahr aus. Sie ist alt und sie ist mächtig“
Angestrengt bannte er den Dämon aus seinen Gedanken und konzentrierte sich auf die Mission und die Kameraden. Er schloss die Augen und rief lautlos die Lippen bewegend alle Götter an, die ihnen vielleicht beistehen würden. Unterdessen bereiteten sich Jaella und Catulo auf ihre eigene Art auf die folgende Schlacht vor. Dieses Mal wandte sich Jaella nicht ab, als der Druide die Kleidung ablegte und sich in den Werwolf verwandelte. Sie hielt den Kontakt zu seinen Augen, die rasch von grün zu dem eigentümlichen gelbbraun wechselten, und versuchte ihm so ihr Vertrauen in ihn zu vermitteln. Als die Umformung geschehen war, trottet er auf seine Geliebte zu und rieb seinen zottigen Kopf an ihrer Schulter. Dieses Mal war die Wandlung nicht so schmerzhaft gewesen, wie sonst. Vielleicht, weil es das letzte Mal sein sollte, die letzte Schlacht in diesem Krieg. Sie strich einmal über seinen Hals und flüsterte seinen Namen. Dann band sie sich das Haar streng nach hinten und kontrollierte ein letztes Mal den Sitz von Dolch und Köcher auf ihrem Rücken. Den Bogen ergriff sie mit kalten Fingern und stellte sich vor der Tür in Position.

Auch der blonde Krieger hatte sich wieder erhoben. Er war kampfbereit, das lange Schwert funkelte in seiner Hand.
Nickend sahen sich die Gefährten an. Sie würden es mit der Dämonin aufnehmen – koste es, was es wolle.


Als sie die schwere, dunkle Tür aufstießen, die sie zum Ort der entscheidenden Schlacht führte, offenbarte sich den Gefährten ein langgestreckter, durch viele kleine Feuer und Fackeln erhellter Raum. Die Wände und Säulen, die die tiefhängende Decke stützen, waren mit kabbalistischen Symbolen verziert. Ein Schauer überfuhr Jaellas Rücken, als sie erkannte, dass die meisten der Zeichen mit Blut gemalt waren. Kurz hinter dem Eingang war ein Pfahl in den unebenen Steinboden gerammt worden, an dem eine junge Frau, wohl eine der Klosterbewohner gefesselt war. Ihr Gesicht war bereits teilweise skelettiert und doch hatte sich niemand die Mühe gemacht, ihre Leiche anzunehmen und fortzuschaffen.
Mühsam drängte Khalid das Bild beiseite. Dafür war später Zeit, jede Ablenkung könnte einen von ihnen das Leben kosten.

Eine Horde missgestalteter Dämonen näherte sich. Es waren krötenähnliche Gestalten mit breiten Mäulern voller spitzer Zähne und grünlich, schuppiger Haut. Über ihren reptilienartigen toten Augen schwangen sich breite Hörner auf. Sie hüpften auf ihren gebeugten Hinterbeinen heran und drohten mit den armähnlichen, klauenbewehrten vorderen Gliedmaßen. Andariels persönliche Leibgarde.
Mit langen Sätzen fuhr der Wolf unter sie und verbiss sich in die Beine eines der Angreifer, um ihn zu Fall zu bringen. Einer war beschäftigt, ein zweiter fiel rasch unter den Einschlägen von Jaellas Pfeilen, die anderen sieben kamen weiter auf die Gefährten zu. Khalid und Catulo stürmten ihnen entgegen, Schwert und Klauen hoch erhoben.
Die Amazone huschte ebenfalls in den Raum hinein und stellte sich dicht an die Wand. Dann bemühte sie sich, ihre vergifteten Geschosse gleichmäßig auf die Unwesen zu verteilen, damit jedes ihre hindernde Wirkung erfuhr. Der Werwolf verfiel bald schon in eine Raserei, der der Paladin kaum folgen konnte. Mit Urgewalt hieb er nach den Feinden und zerschmetterte mit wenige Schlägen Schädel und Rückgrate. Khalid folgte ihm so schnell er konnte und ließ seine Klinge ihre blutige Arbeit verrichten. Einem der Dämonen hieb er mit einem Schlag der Arm ab und blockte gleichzeitig mit seinem Schild die Attacke eines weiteren. Schnell zog er auch hier die Klinge nach und wurde überrascht durch einen erneuten Angriff des anderen, nunmehr einarmigen Ungetüms. Diese Biester wurde immer gefährlicher, je stärker sie verletzt waren. Sie steigerten sich regelrecht in einen Blutrausch. Tief fuhren seine Klauen in Khalids Rücken, doch der hohe Blutverlust und ein Pfeil in dem schuppigen Hals beendeten seine Bemühungen. Als Khalid den dritten Missgestalteten gefällt hatte, war es dem Werwolf gelungen, die restlichen Dämonen zu besiegen. Catulo trabte näher und schnüffelte an Khalids Wunde, der winkte rasch ab. „Sieht schlimmer aus, als es ist. Darum kümmere ich mich später.“
Jaella trat zu den Kameraden und spähte unruhig in den Raum vor ihnen.

„Ihr habt meine Schoßhündchen getötet“, erklang ein schauriges Fauchen. „Dafür werdet ihr einen langen und qualvollen Tod erleiden. Oder ich werde euch an ihrer statt zähmen und ihr werdet mir zu Füßen liegen und um meine Aufmerksamkeit winseln!“

„Andariel, Tochter der Qual, ich fordere dich auf, die Welt der Sterblichen zu verlassen und in die Hölle zurückzukehren, aus der du gekommen bist“, erklang Khalids kraftvolle Stimme.
Ihr Antwort war ein schrilles Lachen, das an Jaellas Nerven zerrte.

Dann trat sie aus dem Schatten zwischen den hohen Säulen hervor. Die Dämonin war nahezu doppelt so hoch wie ein Mensch, war aber von ganz ähnlicher Statur. Der gesamte Körper war von einer schuppigen, reptilienartigen Haut gelblich-brauner Färbung überzogen. Ihr massiger Leib stand auf zwei leicht gekrümmten Beinen, die in breiten Hufen endeten, die Arme waren grotesk kurz, jedoch versehen mit scharfen, spitzen Krallen. Auf Schulterhöhe ragten an ihren Seiten jeweils zwei weitere Fortsätze heraus. Schlangengleich wanden sich die Tentakel, gleich als hätten sie ein Eigenleben. Alle endeten in einer einzelnen verdickten, aber messerscharfen Klaue.
Über dem dünnen, grazilen Hals saß ein viel zu großer Kopf, umrankt von einem wilden Geflecht rotbraunen Haars. Anmutig geschwungene, blutrote Lippen entblößten spitze Raubtierzähne. Eine scharfgeschnittene Nase ragte unter ihren durchdringenden, gelb leuchtenden Augen mit schmaler Pupille. Ein Hauch von Wahnsinn lag in ihnen.
Allein durch die Kraft ihres Blickes wurde Jaella niedergedrückt und sie erkannte mit aller Macht, wie verblendet sie gewesen war, Andariel wollte den Jägerinnen nichts Böses, sie hatte sie befreit.
Dies war die schreckliche Macht der Dämonin, sie verwirte die Geister und presste alleine durch die Kraft ihrer Gedanken viele brave Krieger in ihre Dienste.
Genau wie Jaella hatten auch die anderen Jägerinnen in Andariels Gegenwart gefühlt, und jede war der Macht der Dämonin unterlegen gewesen. Und so senkte auch diese Amazone ihr Haupt und wollte niederknien, wollte alles für die Herrin des Bösen aufgeben, um ihr zu dienen, als ihr Blick auf den Rexinas Bogen fiel, dessen Griffstück sie noch immer mit ihrer linken Hand umklammerte. Flavie hatte ihr den Bogen übergeben, Flavie, die diese elegante Waffe jahrelang gehütet hatte, Flavie, die schwer verletzt wurde, als sie das Lager von dem Angriff von Andariels Schergen warnen wollte, Flavie, die nie aufgegeben hatte. Und plötzlich stahl sich auch Amplisas fröhliches, sommersprossiges Gesicht vor Jaellas inneres Auge.
Der Pfeil lag noch immer an der Sehne, seine Befiederung entsprang dem schwarzen Raben, der ihre Gruppe geleitet hatte.
Noch ein Opfer in diesem Krieg.
Jaella hob den Bogen und schoss.


Khalid starrte auf die Dämonin vor sich, doch sah er sie kaum an. Die pure Bösartigkeit troff nebelgleich aus all ihren Poren, aus ihrem Geiste und vergiftete seine Gedanken. Er, ein gefallener Krieger des Lichts, der Seite an Seite mit einem Wolfsmenschen focht, hatte wohl kaum die Mittel um dieses Übel zu vertreiben. Welcher der beschworenen Götter würde seinen Schwertarm führen, seinen Schild stärken? Er hatte keine Chance gegen diese geballte Kraft. Er würde wieder versagen.
Die lange Reihe seiner Verfehlungen zogen an ihm vorbei. So viele Gesichter, die er nicht hatte schützen können. Und dann verschmolzen all diese Gesichter zu einem. Jaella.
Fiel er, würde auch sie sterben.
„Nein!“, brüllte er, hob das Schwert und stürzte auf die Dämonin zu. Als sie erkannte, dass es nicht gelungen war, den Paladin auszuschalten, verzerrte sich ihr zu einer Maske des Hasses, grüner Atem zischte aus Nase und Mund.

Werwolf und Wolf waren weniger empfänglich für Andariels Beeinflussungen. In Wergestalt waren Catulos Empfindungen einfacher, direkter. Er sah das Böse vor sich und sprang mit langen Sätzen auf die Dämonin zu. Sein Wolf hatte das Signal zum Angriff bekommen und folgte seinem Herrn. Beide verbissen sich in ihrem festen Fleisch und fügten ihr tiefe Wunden zu. Rasend vor Schmerz und Wut hieb ihre Feindin mit ihren langen Tentakeln nach ihnen, doch gelang es den beiden immer wieder den Schlägen auszuweichen und ihrerseits weitere Angriffe gegen die Dämonin zu führen. Doch dann legte sich eine grüne Wolke über sie: Andariels tödlicher Atem nahm ihnen die Luft.
Ein harter Tritt schleuderte den Wolf weit in den Raum hinein, wo er für einen Moment stumm und reglos liegen blieb. Dann rollte er sich wieder auf seine vier Pfoten, schüttelte sich kurz und attackierte seine Feindin wieder unter furchtbarem Grollen. Catulo würgte, der grüne Schleier trieb Tränen in seine Augen. Ein mächtiges Husten krümmte seinen Körper und dann spürte er nur noch, wie zwei der Tentakel nach ihm hieben. Er wurde in die Luft gehoben und schlug gegen die feste Mauer. Knirschend brachen Schulter und etliche Rippen. Ein heißer Schmerz fegte durch seinen Rücken und riss ihn beinahe in die Ohnmacht. Mühsam rang er nach Luft, nur ein Lungenflügel entfaltete sich noch. Er kämpfte sich auf die Beine und sackte wieder in sich zusammen.

Durch die kurze Verzögerung vor seiner Attacke blieb Khalid von dem giftigen Atem verschont. Sein von unten rechts nach oben gezogener Streich wurde von der Klaue an einem von Andariels Tentakeln abgeblockt. Ein weiterer Arm schoss auf ihn zu, traf aber nur den hastig empor gerissenen Schild. Der nächste Schlag der Dämonin war ungezielt, da sie im Moment des Hiebes ein Pfeil in den Halsmuskel getroffen hatte. Die vierte Klaue zischte knapp über dem sich duckenden Paladin hinweg.
Wieder riss sie Schlund auf, um ihren tödlichen Atem freizusetzen, da traf Jaella sie direkt in den weitgeöffneten Rachen. Gurgelnd und schreiend packte Andariel den befiederten Schaft und riss ihn heraus. Mit ohrenbetäubendem Kreischen hieb sie mit allen vier Klauen gleichzeitig nach dem Krieger vor ihr. Zweien konnte er ausweichen, die dritte traf voller Wucht seinen Schild und warf ihn beinahe um. Die vierte jedoch bohrte sich tief in seinen Leib und schleuderte ihn beiseite. Hell schoss das Blut aus der Bauchdecke.

Mehr als einen flüchtigen Blick auf ihren vor Schmerz brüllenden Gefährten wagte Jaella nicht, denn Andariel stapfte mit langen Schritten auf die Amazone zu. Ein schneller, ungezielter Pfeil verließ die Sehne und flog weit an seinem Ziel vorbei. Dann hastete Jaella geduckt in die Tiefe des Raumes, drehte sich nach einigen Schritten wieder um und schoss erneut. Geschwächt durch die Reihe von Verletzungen, die ihr die Menschen und die Wölfe zugefügt hatten, doch noch lange nicht am Ende, verfolgte Andariel die Flüchtende. Die paar Pfeile, die sie trafen, vermochten ihr kaum etwas anzuhaben und der schwarze Wolf, der sich immer wieder in ihren Beinen verbiss war ihr eher lästig, als wirklich gefährlich.
Gemeinsam querten sie den großen Saal. Jaellas Lungen brannten als würde sie flüssiges Feuer atmen, die Beine zitterten und sie vermochte kaum noch den Bogen zu spannen. Wieder breitete sich eine grünliche Wolke aus und Jaella hastete mit tränenden Augen mitten durch sie hindurch. Sie hustete, stolperte und fiel. Sie wälzte sich herum und lag auf dem Rücken, und starrte der Feindin entgegen. Der Bogen war bei dem Aufprall davon geflogen, hastig griff Jaella nach dem vergifteten Dolch. Da sie selber mit ihrem Gewicht auf der Scheide lag, bekam sie nicht gleich herausgezogen. Panisch zerrte sie an dem schmalen Heft.
Der schwarze Wolf stellte sich mit gesträubtem Fell und hochgezogen Lefzen vor die Amazone, doch ein kurzer, beinahe beiläufiger Schlag schleuderte den Vierbeiner zur Seite, wo er betäubt liegen blieb.
Mit höhnischem Lachen baute sich die schreckliche Dämonin hochgereckt und aufrecht stehend vor der Amazone auf und stach dann mit allen vier Klauen gleichzeitig nach ihrem wehrlosen Opfer. Jaella sah die Spitzen auf sich zurasen und erstarrte.
Plötzlich zischte ein schwarzer Schatten wie aus dem Nichts durch die Luft und warf sich vor die Amazone.
Andariel traf den Werwolf mit allen Tentakeln, tief drangen sie in seinen Leib, zerfetzten die Lunge, zerschnitten das Rückenmark. Er sackte mit kläglichem Jaulen auf seiner Geliebten zusammen. Fassungslos schrie Jaella auf, als sie das Blut aus seinem weit geöffnetem Maul rinnen sah. Und wieder richtete sich die Dämonin zu ihrer ganzen Größe auf und holte aus. Doch der Schlag blieb aus.
Andariel gurgelte und stürzte zur Seite. Ein blitzendes Langschwert stak in ihrem Hals. Ein Zittern lief durch die Halle als der massige Leib auf dem Boden aufschlug.

Auf allen vieren kroch Khalid zu seinen Kameraden. Die Amazone hielt den Waldläufer in ihren Armen, der nun wieder menschliche Gestalt angenommen hatte und mühsam nach Luft rang.
Energisch drängte der Paladin den eigenen Schmerz beiseite und streckte seine Hände nach dem Druiden aus. Als er den Kontakt herstellte, fühlte er kaum noch Leben in dem Gefährten. Eine eisige Schwärze hatte sich über ihn gelegt und blockierte die Heilung. So sehr sich Khalid auch konzentrierte, er vermochte sie nicht zu durchdringen. Schließlich bekam er das Gefühl, die Schwärze würde in seine Hände eindringen und seine Arme hinaufkriechen. Entsetzt riss er sich los, griff jedoch sofort wieder zu.
Da schlug Catulo die Augen auf. Er flüsterte nur, doch beide verstanden die mühsam ausgestoßenen Laute.
„Du kannst mir nicht mehr helfen, Khalid. Die Nacht greift nach mir. Sie holt mich heim. Heile dich selber und bring sie sicher hier raus, versprichst du es mir?“ Jaella schluchzte auf und barg ihr Gesicht an seiner Schulter. Khalid würgte seine eigen Tränen hinunter und nickte. „Ich verspreche es, mein Freund!“
Catulo richtete den Blick auf das tränenüberströmte Gesicht seiner Geliebten.
„Ich wäre dir überall hin gefolgt, Liebste. Weine nicht um mich, denn ich gehe als glücklicher Mann.“
Ein Husten schüttelte seinen Körper, bevor er gequält weitersprach. „Lass dich nicht einsperren. Du bist nicht geschaffen für ein Leben im Käfig, sei er auch golden.“
Ein schwaches Zucken durchfuhr seinen sterbenden Körper, ein letztes Aufbäumen, mit dem sich der Leib weigerte, das Unausweichliche zu akzeptieren. Dann lag er still, die Augen brachen.
Laut seinen Namen rufend warf sich die Amazone über seinen Leib.

Neben den beiden saß der bleiche Paladin, erschüttert auf seinen gefallenen Kameraden blickend. Dass ihn selber das Leben in roten, seichten Bahnen verließ, bemerkte er kaum. Wie durch einen dichten Nebel hörte er das Schluchzen seiner Gefährtin, das Rauschen in seinem Kopf nahm zu und er bemerkte, wie seine Augen zufallen wollten. Er fühlte sich seltsam unbeschwert. Andariel war vernichtet, es gab keine Aufgabe mehr für ihn. Was sollte ihn noch kümmern?
Doch plötzlich war es, als würde er einen Schlag ins Gesicht bekommen. Er hatte versprochen, sich um Jaella zu kümmern. Dieser Gedanke riss ihr für einen Moment aus seiner Benommenheit. Mühsam öffnete er die Augen und konzentrierte sich fest darauf, seine rechte Hand nach der Gefährtin auszustrecken.

Die kalte Hand an ihrer Schulter brachte die Amazone wieder in das Hier und Jetzt zurück. Erschrocken sah sie auf und bemerkte die wächserne Blässe im Gesicht ihres Freundes. Eilig kroch sie näher an ihn heran. „Bitte, verlass mich nicht auch noch“, flehte sie. Ihre Hände griffen nach seinen und endlich richtete er seine Sinne nach innen, zapfte ihre breitwillig gegebene Energie an und begann sich zu heilen.
Aneinander gelehnt saßen die beiden Menschen dann auf dem kalten, steinigen Boden. Sie fühlten sich merkwürdig leicht, beinahe schwerelos. Zum Teil waren es wohl die Nachwirkung des Giftes, das sie noch umfing, zum Teil aber auch die tiefe Erschöpfung und die Trauer, der sie sich nun endlich hingeben durften. Ziellos schwebten sie durch die verrinnende Zeit.

In diesem Moment kam auch der tierische Begleiter des Druiden wieder zu Bewusstsein, rappelte sich schwerfällig auf und schlich mit gesträubtem Nackenfell näher. Bei dem Druiden angekommen, stupste er ihm mit der Schnauze vorsichtig in die Seite und ließ sein Welpengekläff hören. Viele Male erbettelte er so die Aufmerksamkeit des Waldläufers, bis er schließlich begriff, dass sein Herr ihm nicht mehr antworten würde. Er ließ sich auf die Hinterbeine sinken, streckte den Kopf weit in den Nacken und begann zu heulen. Es war ein herz- und markerschütternder Ton, eine reine, ehrliche Totenklage.
Als der Wolf schließlich aufhörte zu heulen, streckte Jaella unbewusst die Hand nach ihm aus. Das Tier kam näher, gesellte sich zu den beiden verbliebenen Kameraden und schmiegte sich eng an sie.

Nach einer Weile erhob sich Khalid und streckte die Hand nach der Amazone aus, um ihr aufzuhelfen.
„Komm“, sagte er. „Wir gehen heim.“



:hy: Insidias




Epilog

Gespanntes Schweigen hing über dem Lagerfeuer und wurde nur durchbrochen durch das Säuseln des Nachtwindes in den Blättern des nahen düsteren Waldes und das Zischen des feuchten Holzes in den flackernden Flammen.
Ein vergehender Harztropfen sandte einen hellen Schein auf das Gesicht der Erzählerin.
Mit einer beiläufigen Bewegung strich sie eine blonde glänzende Strähne zurück, die ihren Weg aus der dunklen Kapuze gefunden hatte. Die Kapuze war ein Teil des langen, waldgrünen Umhanges, der die Gestalt seiner Trägerin beinahe vollkommen verschleierte.
Unbemerkt von den Menschen, die sich versammelt hatten, um der Geschichte zu lauschen, war das tiefe Schwarz der Nacht langsam gewichen. Die Konturen des Waldes und der nahen Stadtmauer wurden nicht länger verschluckt, die Sonne würde bald aufgehen.

Ein wenig abseits von den anderen, in eine fadenscheinige Decke gewickelt, saß ein Mann, den blonden Kopf auf die angezogenen Knie gesenkt. Nun, da die Erzählerin schwieg, erhob er sich. Raschelnd sank die Decke zu Boden und enthüllte die kräftige Figur. Ein schwarzer, vom Staub einer langen Reise angegrauter Umhang bedeckte in weichen Falten die breiten Schultern und fiel beinahe bis auf den Boden. Wo er vor der Brust auseinander klaffte offenbarte er einen dunklen, beinahe schwarzen Brustpanzer. Er bestand aus mehreren Einzelteilen, die durch Nieten oder Ringe aneinandergefügt waren und so dem Träger eine größtmögliche Bewegungsfreiheit ließ. Auch Schultern und Nacken waren durch dieses geschmiedete Meisterwerk bedeckt.
Überall auf der Rüstung waren silbrige Verzierungen angebracht, zum Teil fremdartige Schriftzeichen, welche die Gunst der Kriegsgötter beschworen, zum Teil rankende Ornamente, die dem Betrachter Bewegung vorgaukelten, wo abwartende Ruhe herrschte.
Ein genauer Blick zeigte, dass selbst die Oberseite seiner Hände von einem Panzer ähnlicher Machart geschützt waren. Unzählige einzelne Plättchen schmiegten sich an jeden Knochen. Die Handinnenfläche hingegen wurde nur von dünnem Leder bedeckt, das einen festen Griff ermöglichte.
In dem Waffengurt des Kriegers staken ein anmutig geschwungener Dolch, wiederum mit seltsamen Runen auf Heft und Klinge, und daneben ein mächtiges Langschwert. Gewaltige Kräfte mussten von Nöten sein, um diese Waffe mit einer Hand zu führen.
Mit nahezu lautlosen Schritten näherte er sich der nun schweigenden Frau und legte ihr die Hand auf die schmale Schulter.
„Es wird Zeit, dass wir aufbrechen. Die Stadttore werden gleich geöffnet, so dass wir hinein können.“

Zunächst saß sie weiterhin stumm da, als hätte sie seine Worte nicht gehört, dann aber hob sie ihr blasses Gesicht und nickte langsam. Und während er sich wieder abwandte und sich sein Gepäck auflud, drehte sie sich halb zum Dunkel der Bäume hinter ihr um und pfiff einmal scharf.
Nicht wenige der Zuhörer, die sich im Laufe der Nacht um das Feuer versammelt hatten, schrieen erschrocken auf, als sich die Schatten teilten und ein riesiger, schwarzer Wolf heranschnürte. Begrüßend fuhr seine raue Zunge über ihre ungeschützte Hand.
In einer fließenden Bewegung warf sich die Frau eine schwere Tasche über die rechte Schulter und hob dann einen eleganten Kriegsbogen auf die linke.
Ohne erkennbares Zeichen schritten sie und der Wolf gleichzeitig los, in Richtung des wartenden Kriegers.

Sie wandte sich noch einmal um und sah jedem einzelnen der nächtlichen Gefährten ins Gesicht.
„Danke für Eure Gesellschaft“, sprach sie leise. Dann ging sie.

„Aber wie ging es zuende?“, rief eine junge Frau mit gelockten, dunkelblonden Haaren. :D

Diesmal drehte sich der blonde Hüne um. Ein erster Sonnenstrahl erhellte sein müdes Lächeln.
„Es ist nicht zuende. Es ist niemals zuende.“

Und dann gingen sie zusammen mit Händlern und anderen Reisenden auf den Ort zu, an dem sie aufgewachsen war, Lut Gholein.
 
So, Ihr Lieben,
Ich möchte abschließen, indem ich mich bedanke...
bei Damork, der meine ersten Versuche gelesen hat. Deine Anmerkung zu der 1,5 Sätze langen Beschreibung Radaments („versuch mal, ihn dir nach deiner Beschreibung vorzustellen“) habe ich mir sehr zu Herzen genommen. :angel:

bei Masiri, meinem Beta-Leser, der so manch kurze Nacht erlitt, weil ich ihn so gedrängelt habe. Viele deiner Anmerkungen und Verbesserungen haben den Weg in meine Geschichte gefunden. Und ja, ich kenne den Unterschied zwischen N und M, aber die sitzen auf der Tastatur so dicht beisammen... :D

bei Reeba, meiner treuesten Kritikerin, die mir keinen, aber auch GAR KEINEN Inhaltsfehler durchgehen ließ. Du hast mich zu vielen Editierungen getrieben – und das ist auch gut so! :kiss:

bei meinem Liebsten, für die vorsichtige Frage „Darf ich dich grad ansprechen?“

bei N007, meinem ersten Replier

bei Pitty, für die ermutigenden Worte

bei Nanette, fürs Probelesen und für die kleine Stachelratte

bei allen Lesern, die mich durch ihr Lob bei der Stange gehalten haben, ihr habt viele Monster das Leben gekostet. Und ich hatte zwischendurch echt Angst, der Met würde nicht reichen...
 
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