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[Story] Lagerfeuer

Frohe Weihnachten :santa: an alle meinen emsigen Leser, habe euch auch was mitgebracht...

Die ganzen Spekulationen über Catulo haben mir sehr gefallen *dämonisch grins*. Heute werde ich einige Rätsel lösen (nein, nicht mit Townportal und Hel-Rune). Ihr werdet sehen, der eine oder andere von euch hatte die richtige Idee!


Kapitel 22: Entscheidungen


Jaella war zunächst erschrocken zusammengezuckt, hatte sich jedoch wieder rasch im Griff und stellte sich an die Seite ihres alten Gefährten, ihrerseits den kleinen Dolch fest in der Faust.
Khalid sprach mit ruhigem Tonfall weiter: „Ich werde nicht zögern, Euch die Kehle durchzuschneiden, solltet Ihr Euch bewegen. Im Nahkampf bin ich Euch weit überlegen. Sind wir uns soweit einig?“
Der Waldläufer nickte stumm, ein Hauch von Resignation lag in seiner Mine.
„Ich werde nicht weglaufen“, entgegnete er trocken, da er bemerkt hatte, dass Khalid zwar die Blutungen gestoppt und die oberflächlichen Wunden und Blutergüsse versorgt, jedoch nicht sein Bein behandelt hatte.
„Dann erzählt mir mal von letzter Nacht“, forderte Khalid so ruhig, als erkundige er sich nach dem Wetter.
Ein flehender Blick erreichte die Amazone, die diesen kalt mit zusammengepressten Lippen erwiderte. Dieses Mal schaute Catulo als erster weg, schloss die Augen und schwieg beharrlich.
„Nun redet schon!“ Ein schriller Unterton hatte sich in Jaellas sonst so sanfte Stimme geschlichen.
„Was passierte, nachdem wir eingeschlafen... oh Ihr Götter!“
Entsetzt tauschten Paladin und Amazone einen Blick. Ein böser Verdacht war ihnen bei Jaellas letztem Satz gekommen.
„Ihr habt uns etwas in das Essen gemischt“, flüsterte sie fassungslos. „Darum haben wir so fest geschlafen und Ihr konntet in aller Ruhe tun, was immer Ihr tatet. Sie hätten uns in der Nacht abschlachten können, es war Euch egal...“
Der Druide zuckte hoch: „Nein! Ich hätte nie zugelassen, dass sie Euch etwas antun. Der Rabe hat über Euch gewacht und hätte mich geholt, wenn Feinde gekommen wären. Ich wollte Euch nie etwas Böses. Das müsst Ihr mir glauben!“
„Wenn wir Euch glauben sollen, müsst Ihr uns endlich die Wahrheit über Euch erzählen“, zischte Jaella. Doch wie sie sich selber eingestehen musste, vertraute sie den Worten des dunklen Mannes. Er log nicht, das fühlte sie.
Khalid hatte den halb aufgerichteten Waldläufer wieder zu Boden gedrückt. „Bleibt schön ruhig, mein Junge, sonst könnt Ihr gleich direkt durch den Brustkorb atmen“, knurrte er.
Ein heiseres Lachen war die Antwort. „Nennt mich nicht Junge, Paladin. Ich bin um einiges älter als Ihr. Und jetzt macht doch, was Ihr wollt. Aber denkt daran, ich habe Euch versprochen, Euch sicher zum Kloster zu bringen und das habe ich eingehalten. Wenn Ihr mich nun als Dank dafür töten wollt, kann ich Euch nicht hindern.“ Damit schloss er wieder die Augen.

Khalid war sprachlos. Stumm bedeutete er Jaella, den Bogen zu holen. Sie gehorchte und spannte einen Pfeil ein, den sie auf den Boden vor ihrem Gefangenen richtete. Khalid seinerseits zog seinen Dolch zurück, richtete sich auf und gemeinsam gingen sie außer Hörweite.
Flüsternd fragte er sie: „Und was machen wir nun? Ich kann ihn nicht töten, aber laufen lassen erst recht nicht.“
„Und wenn wir ihn mitnehmen?“
„Wir können doch nicht gleichzeitig uns den Weg durch das Kloster erkämpfen und auf den da aufpassen.“
„Vielleicht sollten wir ihn über den Wegpunkt ins Lager der Jägerinnen transportieren. Ach nein, da kommt er nicht hin. Dann zu Flavie, oder wer auch immer zur Zeit die Kalte Ebene bewacht.“ Jaella runzelte angestrengt die Stirn.
Khalid schüttelte den Kopf. „Und wie bitte sollen wir ihn gegen seinen Willen transportieren? Er muss doch an das Ziel denken.“
„Ihr könntet mich bewusstlos schlagen und dann als Gepäckstück mitnehmen“, warf der Druide hilfreich ein.
„Haltet den Mund!“, riefen die beiden anderen im Chor. Dann stutzen sie.
Jaella trat wieder näher an den Druiden heran. „Wie konntet ihr uns denn aus dieser Entfernung verstehen?“, forschte sie nach.
Catulo hatte nach wie vor die Augen geschlossen. „Ich habe ein gutes Gehör. Eure Pläne sind Unfug.“
Khalid warf entnervt die Hände hoch.
„Ihr habt sicherlich eine bessere Idee!“
„Lasst mich hier, in der Nähe des Wegpunktes. Ich kann ja nicht weglaufen. Sollte ich angegriffen werden, kann ich mich entweder wehren, oder bei Übermacht zur Kalten Ebene verschwinden. Es wäre allerdings nett, wenn Ihr Flavie vorher informiert.“
„Und vielleicht sollte ich Euch einfach hier anbinden, bis wir in ein, zwei Tagen wiederkehren!“, brach es voller Ärger aus Khalid heraus.
„Haltet Euch doch bitte zurück!“, rief Jaella überfordert. „Das hilft uns doch auch nicht weiter!“ Sie war den Tränen nahe.
Die beiden Männer verstummten betroffen.
„Catulo, ich versteh nicht, warum Ihr daraus so ein Geheimnis macht, aber ich verlange sofort eine Erklärung!“, rief die Amazone erregt.
Der dunkle Mann senkte den Kopf. „Der Paladin wird meine Antwort niemals akzeptieren. Er wird mich töten, wenn er die Wahrheit erfährt“, erklärte er mit dumpfer Stimme. „Das war der Grund für mein Schweigen.“
Jaella wurde hellhörig. „Ihr sagt, Khalid würde Euch töten, mich erwähnt Ihr nicht. Warum macht Ihr diese Unterscheidung?“
Die grünen Augen bohrten sich in ihre. „Jeder Lichtkrieger hasst uns. Sie verfolgen uns und schlachten seit Generationen Hunderte meiner Art ab“, zischte Catulo. „Sie können nicht akzeptieren, dass wir auch nur Geschöpfe der selben Götter sind. Wir stehen auf der gleichen Seite, aber ihr Hochmut macht sie blind für die Belange des wirklichen Lebens. Ihre begrenzte, kleine Weltanschauung ist alles, was sie kennen.“ Die letzten Worte spie der Druide aus und verstummte dann mit brennendem Blick auf den Paladin, der nach dieser Ansprache wie geohrfeigt dastand.
„Ihr kennt den Mann dort drüben doch gar nicht“, begann Jaella sanft aber nachdrücklich. „Er hat seinem Orden zuwidergehandelt, als er aufbrach, Cain zu retten. Glaubt Ihr nicht, dass er Euch verstehen könntet?“ Sie wandte sich zu ihrem Freund um. „Khalid, bitte sage mir, dass du selber entscheiden wirst, was du tust, egal welche Wahrheit er enthüllt. Handle nicht, bevor du überlegt hast. Versprichst du mir das?“
Khalid nickte stumm. Er hatte sich selber bereits teilweise von dem starren Denken seines Orden gelöst. Die Erdmagie des Druiden kannte er bereits und hatte sie stillschweigend akzeptiert, ja, er hatte sogar ihr Wirken bewundert. Er würde sich nicht von verstaubten Anschauungen leiten lassen. Oder doch?

Catulo hatte zwar das Nicken gesehen, er bemerkte aber auch die Zweifel im Blick des Hünen. Doch er stand eindeutig an einem Wendepunkt seines Lebens. Entweder er vertraute dem Urteilsvermögen des Paladins, der mit ihm gemeinsam gefochten hatte, oder er würde keine weitere Gelegenheit haben, seinem Volk zu helfen. Es half nichts, er würde es riskieren müssen.

Jaella blickte angespannt von einem zum anderen. Khalid war ihr während der gemeinsamen Zeit sehr ans Herz gewachsen und sie vertraute ihm blind, doch konnte es sein, dass er von alten Befehlen geleitet, den Waldläufer tatsächlich töten würde? Und was war das seltsame Geheimnis des dunklen Mannes, der sich so plötzlich in ihr Leben geschoben hatte. Ohne sich selber darüber bewusst zu sein, festigte sich in ihr eine Gewissheit. Sie würde nicht zulassen, dass ihm etwas geschah, und sei es durch die Hand ihres Gefährten. Lauernd starrte sie abwechselnd auf die Männer.

„Also gut“, seufzte Catulo. „Ich zeige es Euch.“ Er warf einen kurzen Blick zu dem verletzten Wolf, der leise winselte und wiederum seinen Herrn unverwandt ansah. Dann legte er seine Fellweste und die Stiefel ab und konzentrierte sich auf sein Inneres. Die alten Beschwörungen kamen wie von alleine über seine Lippen, er hatte sie unzählige Male ausgesprochen. Eigentlich brauchte er die Worte gar nicht mehr, aber sie halfen ihm, sich auf den Moment vorzubereiten. Dann fuhr es machtvoll durch seinen Körper. Er riss die Augen auf und so konnte Jaella von ihrer Position aus sehen, wie sich seine Augen aufhellten. Das Grün verschwand und machte Platz für das helle Braun, das sie schon einmal an ihm bemerkt hatte. Ein qualvoller Aufschrei entfuhr seinem geschundenen Körper, dann kam die Bestie und griff nach ihm. Sie übernahm seinen Geist und schob ihn achtlos beiseite, an die Stelle, wo sie den Tag über weilen musste, wenn er Herr über seinen Körper war. Die Verwandlung war grausam schmerzhaft, und doch war sie jedes Mal wie eine Befreiung. Sein Gesicht verzerrte sich, als sich die Knochen in den Beinen streckten und verformten. An den kräftigen Händen bildeten sich Krallen. Am ganzen Körper spross schwarzes, drahtiges Haar. Der Brustkorb dehnte sich und machte Platz für die wachsenden Lungen. Das Gesicht wölbte sich vor und formte eine lange Schnauze mit spitzen, wölfischen Zähnen. Es hatte nur wenige Momente gedauert, und schon stand eine Kreatur vor den beiden fassungslosen Menschen, wie sie sie im Wachen noch nie gesehen hatten. Es war eine grausige Mischung aus Mensch und Wolf. Die Verwandlung hatte die Wunde am Bein bewahrt, und so stand das Wesen auf nur einer Hinterpfote und stützte sich mit den handähnlichen Vorderläufen ab. Es sah mit seinen bernsteinfarbenen Augen wehmütig auf die Gefährten. Er war nach wie vor in der Lage zu denken, doch waren seine Empfindungen einfacher. Es gab Gut und Böse, es gab ihn und die beiden, es gab die Nacht und den Mond.
Sie betrat sein Blickfeld. „Catulo?“, fragte sie mit zitternder Stimme. Der Mensch in ihm schob sich in den Vordergrund und zwang den Wolf zu nicken.
Seine Nase zuckte, er nahm seine Umgebung deutlich wahr. Angst lag in der Luft. Zum Teil waren es die Ausdünste seines eigenen menschlichen Körpers gewesen, zum Teil die der anderen beiden. Der Paladin hatte sein Langschwert gezogen und richtete es auf ihn, und doch machte er noch keine Anstalten tatsächlich anzugreifen. Gut so. Obwohl es kaum einen Unterschied machte, befand die Bestie. Sei still!, befahl der Mann und hörte in seinem Geist das höhnische Lachen des Wolfes. Sollte der Paladin wirklich versuchen ihn zu attackieren, würde er sich wehren. Doch sie stand zwischen den beiden und schaute hektisch von einem zum anderen. Bereit, jeden von ihnen abzuwehren, sollte er den ersten Schritt wagen. Ihr würde er niemals ein Leid zufügen können.
Der Mann riss die Kontrolle an sich und zwang den Wolf zur Rückverwandlung. Diese war nicht minder schmerzhaft und sein eigenes Schreien dröhnte ihm in den Ohren, als er wieder er selbst wurde. Halbnackt lag er auf dem Boden, seine ohnehin zerschnittene Hose hatte die Verwandlung nur in Fetzen überstanden, doch sie bedeckte immerhin seine Männlichkeit. Beinahe blind und taub vor Pein und Erschöpfung griff er nach seiner Decke und hüllte sich in sie. Fremde Hände halfen ihm, seinen Körper zu verdecken. Eine mächtige Gabe hatte Mutter Natur ihm gegeben, und einen mächtigen Fluch gleichzeitig auferlegt. Die Verwandlungen kosteten enorme Energien und diese zwei aufeinander folgenden brachten ihn an den Rand einer Ohnmacht.
Als sich sein Blick klärte, sah er nicht in die Augen der Amazone, sondern hatte die stahlgrauen, unergründlichen des Paladins vor sich.


Der blonde Krieger hockte neben dem geschwächten Waldläufer, der nun wieder menschliche Gestalt hatte, und ordnete die grobe Decke um den ausgemergelten Körper. Weniger, um den Anderen vor Witterung oder Blicken zu schützen, als mehr, um sich selber in Aktion zu halten, die Hände zu beschäftigen. Stoppte er sein Tun, würde er sich mit dem nächsten Schritt befassen müssen.
In seinem Kopf dröhnten die Stimmen seiner Ausbilder.
Wolfsmensch, Werwolf, Gestaltenwandler.
Abschaum.
Widernatürlich.
Gelang es einem Krieger des Ordens der Zakarum eine dieser Kreaturen zu enttarnen, sollte man sie ausschalten. Es war eine heilige Pflicht, die Menschheit vor diesen Monstern zu schützen, die wehrlose Frauen angriffen und schändeten, das reine Blut von Kindern tranken. Und nun lag eines von ihnen wehrlos vor ihm und wartete auf seinen Tod.
Und doch hatten sie beide schlafend die Nacht in der Gegenwart des Druiden verbracht, ihnen war nichts geschehen. Ja, sie hatten sogar gemeinsam gegen andere Kreaturen der Hölle gefochten.
Sie stand einen halben Schritt hinter ihm und er war sich des Dolches in ihrer Hand bewusst. Er hatte bemerkt, wie Jaella den dunklen Mann in den vergangenen Tagen angesehen hatte. Schmerzlich zog sich sein Herz zusammen. Welche Konsequenzen würde sein Handeln dem Druiden gegenüber auf die Freundschaft zu ihr haben? Würde sie ihm verzeihen? Es wäre ein Leichtes, seine Pflicht zu tun. Sie könnte ihn nicht hindern, er würde sie mit Leichtigkeit entwaffnen können, sollte sie eingreifen. Aber würde sie eingreifen? Sie stand starr und still da, geschockt von dem Erlebten. Vielleicht verspürte sie Angst, oder gar Hass. Vielleicht wollte sie seinen Tod. Khalid wagte nicht, sich umzuwenden, um in ihrem Gesicht zu lesen.
Von ganz alleine, hatten seine Hände innegehalten und schwebten zitternd über dem wehrlosen Mann vor ihm im Gras.

Jaella stand fassungslos da. Das schreckliche Bild noch immer vor Augen. Sie hatte sich eingebildet, den Waldläufer zu kennen, ihn beurteilen zu können? Sie wusste rein gar nichts.
Eines begriff sie rasch: Catulo hatte Recht gehabt. Der Paladin würde eine solche Kreatur töten müssen, soviel hatte sie über seinen Orden schon gelernt. Aber der Fremde hatte an ihrer Seite gekämpft, hatte sie sicher hierher gebracht. Oder war das nur ein grausames Katz-und-Maus-Spiel gewesen? Stand Andariel hinter Allem?
Wollte sie in das Geschehen vor ihr eingreifen, musste sie schnell handeln. Warum zögerte Khalid? Warum zögerte sie selber? Wollte sie eingreifen?
„Khalid...“ Ihre Stimme klang dünn und zittrig. Und sie beendete den Satz nicht. Was hatte sie sagen wollen? Khalid, tu es nicht? oder eher Khalid, tu es!

Mit einem Ruck schnellte Khalid hoch und schleuderte den Dolch zu Boden. Aufschreiend wandte er sich um und attackierte mit den bloßen Fäusten eine der steinernen Säulen, die den Hof einrahmten.
Mit blutüberströmten Knöcheln stand er dann wieder vor der Amazone. Sie hatte sich noch immer nicht einen Jota bewegt. Sie hatte Zeit für ihre Entscheidung gewonnen. Aber alles was sie dachte, war, dass sie sich entscheiden musste, und dass die Zeit verrann.
Unausgesprochen hing die Frage zwischen ihnen.
„Ich weiß es nicht“, flüsterte sie endlich. „Er hat doch für uns gefochten, oder nicht?“
Sie wandte sich an den Waldläufer, der regungslos auf dem Boden lag und wartete, auf was immer kommen mochte.
„Was habt Ihr letzte Nacht getan?“, wollte sie wissen.
Sein Blick ging durch sie hindurch ins Nichts. Emotionslos antwortete er: „Ich habe die Gestalt gewechselt und gemeinsam mit meinem Wolf die Ebene von Andariels Schergen gesäubert, damit Ihr unbeschadete das Kloster erreicht, wie ich es versprochen hatte. Als Mensch wäre es mir nicht möglich gewesen, doch der Wolf in mir hat ungeheure Kräfte. Dennoch ist er nicht unsterblich.“
Als sie sich wieder umdrehte, hielt seine Stimme sie zurück. „Ich habe einen Wunsch.“ Doch er schaute nicht die Amazone an, sondern den Krieger hinter ihr. „Bitte heilt den Wolf. Er ist nur ein Tier, doch er kämpfte für Euch. Er kennt keine Lügen oder Geheimnisse. Ich bin das Band, das ihn an die Menschen bindet, er wird nach meinem Tod einfach verschwinden und Euch nie wieder behelligen.“

Vielleicht war es diese selbstlose Bitte, die etwas in Khalids Gedanken endlich einrasten ließ.
Er räusperte sich und sagte mit kratziger Stimme, als hätte er sie lange nicht benutzt: „Das Tier hat in der Tat für uns gefochten. Ich werde keinen Gefährten dem Tod überantworten.“
Dann kniete er wieder neben dem Waldläufer nieder und drückte ihm die immer noch blutigen Hände auf das Bein. Der Druide holte zischend Luft, als er zum ersten Mal im Wachen spürte, wie Khalids Sinne nach ihm griffen. Da er selber ein magiebegabtes Wesen war, kannte er solche Begegnungen und so erlitt er nicht den Schock, den Jaella verspürt hatte. Die zerrissenen Muskelfasern fügten sich wieder zusammen und die Wunde schloss sich. Wenige Momente später konnte er sein Bein wieder bewegen, auch wenn es noch steif war und die Nachwirkungen schmerzten.
Ein wenig fassungslos sah er zu dem Paladin auf, der sich wieder hingestellt hatte und dem Waldläufer die Rechte entgegenhielt, um ihm aufzuhelfen.
Langsam erhob er sich und griff nach dem angebotenen Arm. Die Finger der Männer umfassten den Unterarm des jeweils anderen und hielten sich fest, auch nachdem sie sich schon gegenüberstanden.
Tief verschränkten sie die Blicke und schmiedeten ein Band. Noch war es brüchig und filigran, doch es brachte Hoffnung für die Zukunft.
Jaella trat an die beiden Männer heran, und legte ihre beiden Hände auf die ihrer Begleiter, die wiederum ihre freien Hände mit den schmalen Fingern der Amazone verschränkten.

Eine ganze Weile standen sie da, bis sie sich schließlich gemeinsam dem Wolf zuwandten. Catulo kniete sich neben seinen Kopf und hielt ihn an Vorderpfoten und Nackenfell fest. Jaella packte auf Catulos Anweisungen hin die hinteren Tatzen und den Schwarz, um das riesige Tier unter Kontrolle halten zu können, wenn Khalid mit der Heilung begann.
Vorsichtig legte der Paladin seine Hände auf Brustkorb und Flanke. Drohendes Grollen durchzitterte den geschundenen Leib, nur mühsam konnte der Waldläufer seinen vierbeinigen Freund beruhigen.
Khalid ging so behutsam vor, wie er nur konnte. Langsam versenkte er sich in den ungewohnten Körper und suchte die Verwundungen. Am Rande bekam er mit, wie sich das Tier immer stärker wehrte, je gesünder es wurde. Schließlich kniete Catulo auf dem Hals, und hielt mit der freigewordenen Hand und leidvoller, aber unerbittlicher Miene dem Wolf Khalids Dolch an die Kehle, bereit zuzustoßen, sollte das Tier sich losreißen und auf den Paladin stürzen.
Obgleich er noch nicht ganz fertig geworden war, hielt Khalid inne und löste sich behutsam von den Sinnen des Wolfes und seinem Körper, und trat ein paar Schritte zurück. Catulo gab Jaella ein Zeichen, ebenfalls loszulassen und packte selber wieder mit beiden Händen zu.
Behände wich Jaella zu ihrem Freund zurück, bereit, den Wolf wenn nötig aufzuhalten.
Doch nachdem beide losgelassen hatten, beruhigte sich das Tier bald unter dem sanften Zuspruch des Druiden.
Erleichtert sahen sie sich an, dann wandte sich Jaella an den erschöpften Paladin.
„Als nächstes kümmerst du dich um deine eigenen Hände, bevor du noch unser aller Schlafdecken verschmierst, und dann wirst du dich einen Moment hinlegen. Und ich glaube, wir können alle einen Becher Tee und etwas zu essen gebrauchen.“
„Ja, Hoheit!“, grinste Khalid und Catulo, der als einziger die Anspielung verstand, prustete los. Doch er sollte auch noch Jaellas spitze Zunge zu spüren bekommen, als er sich dem Kochgeschirr zuwandte.
„Ich denke, ich übernehme das Kochen lieber. Ich möchte nicht den ganzen Nachmittag verschlafen...!“ Doch die Amazone sagte dies mit einem Lächeln.

:hy: Insidias
 
Zuletzt bearbeitet:
Nettes Weihnachtsgeschenk danke dafür:kiss:
Eine Frage habe ich aber noch: Was ist ein Jota?
 
Inhaltlich sehr schön, auch wenn mir die Einigung am Ende etwas zu schnell kommt.

Stilistisch ein harter Bruch.
Das Kapitel wimmelt vor Fragen, die Sätze sind im Vergleich zu vorher sehr kurz, die Sprache ist fast vollständig modern. Teilweise gefällt mir das gut, aber beispielsweise die Unterhaltung am Anfang hat mich ein paarmal zusammenzucken lassen. "..erzählt mir mal..", "..sonst könnt Ihr gleich.." oder "Und was schlägt der Herr dann vor?" sind Sätze, in denen jetzt die Umgangssprache regiert.
Deine Helden haben sich bislang aber eher altertümlich ausgedrückt (Ausnahme: die jungen Amazonen). Daher fällt das enorm auf. Es liest sich zwar recht leicht und flott, passt aber meiner Meinung nach weder zur Situation (die Auflösung des Geheimnisses!), noch zu den meisten vorherigen Dialogen.

"..., dass wir auch nur Geschöpfe des selben Gottes sind." <-- Ich dachte, die Paladine haben mehrere Götter?

Nochmal: inhaltlich sehr schön :)
Verzeih mir die Kritik am Stil - auf so etwas achte ich eben sehr. Besonders bei dir :kiss:


Danke für dieses Weihnachtsupdate. Erstaunlich, wie produktiv du über die Feiertage bist!
Deine Reeba
 
woohooohooooooooooooo update :angel:

ich fand die atmosphäre diesmal besonders toll...

kann mir vorstellen, dass man die stiländerung, die reeba beschrieben hat wohl bemerkt, wenn man das ganze zusammengefasst liest, aber als einzelnes update merkt man davon garnix.

frohe weihnachten euch allen & wieder ein special :kiss: to insidias :)
 
Huhu, wünsche schöne Bescherung gehabt zu haben...

Du hast natürlich Recht, liebe Reeba, ich hatte dieses Kapitel ursprünglich sprachlich ähnlich dem Rest verfasst, aber es funktionierte einfach nicht. Die haben sich seitenlang angeschrieen und sind sich nicht einig geworden, also musste ich es nochmal von vorne beginnen. Naja und so hab ich angefangen zu experimentieren. Mit diesen sprachlichen Mittel funktionierte diese Szene, passt aber wirklich nicht zum Rest. Egal - ich darf das, ich bin Anfänger :WD: ...
Nein, nein, keine Sorge, im nächsten Kapitel kommt kein Necro zum Team, der im Gangsta-Style redet... obwohl - coole Idee eigentlich.

Fragen hatte ich schon öfter früher eingesetzt, wenn die Chars mit sich selber "gesprochen" haben, aber noch nie so gehäuft - allerdings waren auch auch noch nie so viele Unklarheiten für die Ärmsten zu bedenken. Das, denke ich, ist nicht unbedingt ein Stilbruch. Die kurzen Sätze sollten eigentlich andeuten, dass die Gedanken wild im Kopf umher rasen. Wenn man so aufgeregt nachdenkt, denkt man auch nicht in langen, verschachtelten Sätzen. Schade, dass das nicht geklappt hat *seufz*

Paladine haben mehrere Götter? -> stimmt, aber Druis nicht. nee, nee reiner Vertipper, editier ich.

Und selbstverständlich verzeih ich dir die Kritik nicht, ich fordere sie vehement ein!! Ich WILL kritisiert werden!! ;) sonst lern ich ja nix! :kiss:

Obwohl es auch nett ist gelobt zu werden @ Der Patch Dankeschöööön :angel: Nicht, dass ich die Motivation verliere :go:

@ Dark Summoner Ich hatte Jota als altertümliches Längenmaß in Erinnerung, konnte es allerdings heute selber nicht in wissen.de finden. Ok, "Meter" findet er auch nicht. ALso das Ganze soll bedeuten, dass sie sich nicht einen Millimeter gerührt hat.

Die nächsten drei Kapitel sind übrigens fertig, aber da habe ich mich an ein Themengebiet gewagt, dass ich bislang nicht hatte und daher wird es jetzt so lange mit den nächsten Ups dauern, bis mein Beta hinterhergekommen ist... Die letzten beiden Kapitel hab ich wieder mal ohne seine Absegnung gepostet.
Ich kann also nicht versprechen, dass es dieses Jahr noch weitergeht.
Falls wir uns nicht mehr hören, wünsch ich euch allen einen "Guten Rutsch!"

:hy: Insidias
 
Da bin ich ja froh, dich nicht verärgert zu haben.
Fakt ist, dass ich dich für so intelligent halte und du bereits so schönen Lesestoff bietest, dass ich hinter solchen Dinge wie einem 'Stilbruch' (ob er nun wirklich einer ist oder nicht) einfach keinen Zufall vermute, sondern ein Experiment oder eine bestimmte Absicht.
Und das macht eben neugierig :D

Da darf man ja wieder doppelt gespannt auf alles Folgende sein :kiss:
Dir ebenfalls einen guten Rutsch, und allen Lesern hier natürlich auch :)
 
:top: sonst muss ich eigentlich nichts sagen, aber da ich gerne erde, sage ich noch ein paar sachen dazu:)
Du schreibst wie immer gut, dass das geheinmis mit dem Druiden aufgelöst wurde ist toll, es stellen sich aber immer noch fragen, aber ich denke die stellt sich am besten jeder für sich;)
Einfach toll, dass du hier für uns sogar während den feiertagen schreibst, ich finde das ganz toll:)

mfG Lord Bahamut
 
Hier auch mal eine Meinung von mir :)

Ich finde es einfach Genial, wie du das geschrieben hast.

Super Spannend, sehr gut beschrieben, inhaltlich top.. freue mich auf das nächste update :)
 
hohoho...
ne, falsch.

muhaha! deine story gefällt mir immer besser. was ich gut finde, ist, dass du im kloster erst nur die groben texturen(?) beschrieben hast und dann immer detaillierter wurdest. sowas is super. ich hoffe, dass du noch langelange weiter schreibst und uns noch vieleviele ups bescherst. gnihihi. weiter so.
 
hm °_^ ich frage mich ob man unser schreiberlienchen auch dazu überreden könnte n deutsch aufsatz zu schreiben xD. free "sehr gut". j0k3. einfach nur geile deine geschichte.

hab davor neon genesis evangelion gesehen ( psychisch teileweise fordernder anime ). omg ich hab zu viel irreale stories im kopf ich glaub ich werd bekloppt ^,^
 
@ DoD-Messiah: was fürn nonsens schreibtst du da? :irre: naja, wenn du den ganzen text nochmal auseinanderklaubst, könnt ich ihn verstehn ;)

@ geschichte: insidias, das hat kein lob verdient, das hat ein denkmal verdient!!!!!!

ne im ernst, so ne gute geschichte hab ich schon echt sehr lang net mehr gelesn.
viele grüße und hoffentlich kommt bald ein neues update
 
lavalancer schrieb:
@ DoD-Messiah: was fürn nonsens schreibtst du da? :irre: naja, wenn du den ganzen text nochmal auseinanderklaubst, könnt ich ihn verstehn ;)

@ geschichte: insidias, das hat kein lob verdient, das hat ein denkmal verdient!!!!!!

ne im ernst, so ne gute geschichte hab ich schon echt sehr lang net mehr gelesn.
viele grüße und hoffentlich kommt bald ein neues update

bin numa bissle bekloppt
uglyaua2.gif
 
xD

ps. wann kommt ein neues up??
ich wette, die halbe d2 comm wartet drauf aba traut sich net es zu sagn :D
 
Nach zwei anstrengenden Wochen Snowboard fahren kommt Komet zurück ans Lagerfeuer...
Er findet eine Gesellschaft vor die alle zittrig sind , da das neue Up noch immer auf sich warten lässt.
Gut, dass er ein neues Fass Met dabei hat , sonst hätten ihn die anderen vor Sehnsucht nach dem up wahrscheinlich zerfleischt.
Nun befinde ich mich in Gesellschaft der anderen Geschichtssüchtigen und zittere während ich diese Zeilen schreibe da ich auf ENtzug bin!!!!!!!:cry: :cry: :cry:

In Hoffnung auf ein baldiges Up

Komet
 
Hallo, Ihr lieben Gesellschafter in dieser dunklen Nacht. Ich musste ein wenig Luft holen, da mich die Erzählung doch immer noch sehr mitnimmt (kicher). Ich hoffe, wir sind noch vollzählig und niemand ist eingeschlafen?
Bitte verzeiht die lange Pause. Ich hoffe, dass jetzt, wo Weihnachtsstress und Jahresabschlussarbeiten das Leben nicht länger mit Sorgen beschweren, die Kapitel ein wenig schneller auf einander folgen.

Wo waren wir stehen geblieben? Achja, wir wollten das Kloster erforschen, nicht wahr?




Kapitel 23: Dunkle Gänge

Nach einigen Stunden der Ruhe und Erholung machten sich die Gefährten gemeinsam zum Aufbruch in die dunklen Tiefen des Klosters auf. Auch Catulo, zwar behindert durch die Nachwirkungen seiner Verletzung, ließ es sich nicht nehmen, die beiden anderen weiterhin zu begleiten.
„Sollte ich das Bein nicht mehr belasten können, werde ich eben auf drei Pfoten weiterlaufen“, witzelte er.
Nachdem die Kameraden sein dunkles Geheimnis gesehen und sich nicht abgewandt hatten, war eine riesige Anspannung von ihm abgefallen, die ihn seit Tagen niedergedrückt hatte. Seit frühester Jugend hatte ihn stets ein Satz begleitet.
Erzähle es niemandem!
Seit der Wolf in ihm durchgebrochen war, hatte er ihn so gut es ging vor Anderen versteckt gehalten. Viele, viele Jahre war es her, dass in der kleinen Gemeinschaft, in der Catulo geboren wurde, ein solches Kind zur Welt kam, denn selbst in seinem eigenen Volk war dies keine gewöhnliche Gabe. Sie trat nur ein paar Mal pro Generation auf, und immer wieder hatte er Ablehnung oder Furcht erfahren.
Während der Zeit, als er von einem Kind zum Manne wurde, war der Wolf besonders stark gewesen und hatte beinahe den Menschen verdrängt. Es existierten alte Geschichten über Wolfsmenschen, die ihre Menschlichkeit während dieser Phase ihres Lebens verloren hatten, und danach als wilde Bestien durch die Wälder streiften, getrieben von der Gier nach Blut. Diese erbärmlichen Kreaturen machten keinen Unterschied zwischen Verwandten und Beutetieren und wurden unerbittlich gejagt, damit sie ihrem eigenen Volk keinen Schaden zufügen konnten.
Diese Geschichten waren es, die ihren Weg aus den eigenen Reihen in die weite Welt fanden, und seither fürchteten alle Völker die Wut eines Werwolfes. Doch die schöne Amazone und sogar der misstrauische Paladin hatten ihn akzeptiert.

Die Freude darüber hatte ihn ungewöhnlich redselig gemacht. Er scherzte mit den Gefährten, und begann sogar beim Packen seiner wenigen Habseligkeiten, ein munteres Liedchen zu pfeifen.
Dafür war Khalid, nachdem er sich von den Strapazen der Schlacht und der Heilungen erholt hatte, beinahe vollständig verstummt. Finster waren seine Gedanken.
Zum Schlafen hatte er sein Kettenhemd abgelegt. Als er nun das schwere Geflecht unzähliger Ringe wieder anhob, betrachtete er es lange, als hätte er es noch nie zuvor gesehen. Leicht fuhr er mit seinen Fingerspitzen die Umrisse der zugreifenden vier-zehigen Klaue des jagenden Greifvogels nach, des Wahrzeichens, das seine Rüstung zierte. Dann streifte er es sich langsam, beinahe widerwillig über.

Jaella bemerkte die Schweigsamkeit ihres Gefährten nicht, zu sehr war sie selber gefangen in den Wirren ihrer Gedanken. Obgleich der schwarzhaarige Mann immer noch derselbe war, wie am vorigen Abend, war etwas Fremdes in die kleine Reisegruppe eingedrungen und hatte alles verändert.
Aus den Augenwinkeln warf sie einen Blick auf den Druiden und schmerzhaft durchzuckte es sie. Den Mann hatte sie gern in ihrer Gegenwart gehabt, doch ertrug sie die Nähe des Untiers?
Der Schatten des Paladins fiel über sie.
„Bist du bereit, Jaella?“
Stumm nickte sie, warf sich die Tasche über die Schulter und griff nach ihren Waffen. Ein kurzer Blick in ihren Köcher zeigte ihr, dass sie den Abend wieder damit verbringen würde neue Pfeile herzustellen. Sie bedeutete Khalid, dass sie schon vorausgehen würde, während er das Lagerfeuer austrat, und suchte dann den Ort des letzten Gefechtes nach unversehrten Geschossen ab, die sie an sich nahm. Auch die Pfeile der feindlichen Bogenschützen sammelte sie auf, obgleich sie ein wenig zu kurz für Jaella waren. Ihre normale Treffsicherheit würde sie mit ihnen nicht erreichen können, doch im Kloster würde sie wahrscheinlich nur auf kurze Entfernung schießen müssen, da sollten sie schon genügen.
Jaella trat an die Truhe in der Mitte des Raumes heran, an der Khalid seine Wut ausgelassen hatte, und zog die Bretter auseinander. Allerlei Rüstzeug fiel daraus, schartige Kurzschwerter, verbeulte Helme und zerschlissene Tuniken. Nichts davon schien nützlich, und so wandte sie sich wieder ab. Ein leises Fiepen aus einer Ecke ließ sie herumfahren. Blitzschnell lag ein Pfeil an der gespannten Sehne und wies zu dem Ursprungsort des Geräusches. Der leise Laut wiederholte sich, doch klang er nicht bedrohlich, und so schlich sich die Amazone vorsichtig näher. In der Ecke angekommen schob sie mit dem Fuß einige Trümmer zur Seite und sah verdutzt in die Überreste eines Stachelrattennestes. Die Eltern lagen tot neben dem wimmernden Jungtier, sie wiesen schwere Verbrennungen auf, die wahrscheinlich durch Catulos Feuerkugel entstanden waren. Mitleid füllte Jaellas Herz. Es waren nur wilde Tiere, und sie hatten keine Schuld an dem Schrecklichen, das sich im Kloster abspielte. Die stachligen Allesfresser waren zwischen die Fronten geraten und darin umgekommen. Wieder fiepte das Kleine herzzerreißend und der Laut ging der jungen Frau, die selber elternlos war, durch Mark und Bein. Sie entspannte den Bogen und beugte sich zu dem Jungtier hinunter. Es hatte noch die Augen geschlossen, und die wenigen Stacheln, die seine rosige Haut bedeckten, waren weich und noch giftlos. Ehe sie sich’s versah, hatte Jaella die kleine Stachelratte auf die behandschuhte Hand genommen und starrte sie hilflos an. Sie würde das Wesen nicht seinem Schicksal überlassen. An ihrem Gürtel hatte sie eine kleine Tasche, in der sie unterwegs gefundene Federn verwahrte, aus denen sie später die Befiederung für ihre Pfeile band. Sie bildeten ein bequemes Polster. Ein paar Schnitte mit ihrem Dolch fügten Stoffreste aus den Kleidungsstücken aus der Truhe dazu, um die harten Federkiele zu überdecken, dann setzte sie das Kleine ebenfalls in die Tasche. Vielleicht war es schon alt genug, dass es nicht mehr auf die Milch seiner Mutter angewiesen war und zerkleinertes Fleisch und Gemüse verdauen konnte.

In diesem Moment betraten die beiden Männer den Raum. Catulo hatte die Ersatzhose von Khalid abgezogen, da seine eigene nicht mehr zu flicken war. Der Waldläufer war zwar ein wenig schmaler gebaut als der Paladin, und so hatte er sich die Hose mit einem Stück Seil um die Hüfte binden müssen, aber ansonsten passten die Beinkleider einigermaßen. Dennoch konnte sich Jaella ein Grinsen nicht verkneifen, das nur von dem dunklen Mann erwidert wurde. Angesichts der Sorgenfalten auf Khalids Gesicht beschloss die Amazone, im Moment nichts von ihrem neuesten Begleiter zu erwähnen. Sie würde die beiden am Abend vor vollendete Tatsachen stellen. Unauffällig rückte sie die Tasche mit der kleinen Stachelratte an ihren Rücken. Hoffentlich blieb das Kleine still! Doch da brauchte sich Jaella keine Sorgen zu machen. Nur Lidschläge nachdem das Tier die Körperwärme der Frau durch die Tasche gespürt hatte war es nach all den Aufregungen des vergangenen Tages eingeschlafen. Jaellas Geruch durchzog sein neues Nest und im Schlafen gewöhnte sich der kleine Räuber an ihn und verband ihn mit Ruhe, Wärme und Geborgenheit.

Nacheinander traten die drei Menschen und die Tiere in den langen, dunklen Flur des Klosters. Er verzweigte sich nach links und rechts und zog sich um das gesamte Gebäude. Schmale Scharten in den steinernen Wänden gestatteten kurze Blicke in die Freiheit. An der Innenseite lagen unzählige hölzerne Türen, die in die unterschiedlichsten Räume und auch in weitere Flure führten.
Für den Uneingeweihten durchzog ein wahres Labyrinth aus gleichaussehenden Gängen diesen Teil des Kloster.
Eine unnatürliche Stille lag über den Korridoren, in denen einst farbiges Leben stattgefunden hatte. Nur aus großer Entfernung hallten manchmal entstellte Stimmen heran und das Scharren von Krallen auf kaltem Stein.

Nach kurzer Beratung wandten sich die Gefährten nach links und folgten dann dem nächsten Gang, der in die Mitte des Gebäudes führte. Nach Akaras Aussage sollten sie dort den Abgang in die Kellergewölbe des Klosters finden.
Vorher entdeckten sie allerdings die Schmiede des Klosters. Sie hatten leichtes Spiel mit den Kreaturen, die sich in ihr aufhielten, da sie von dem Eindringen der Gruppe vollkommen überrascht wurden.
Der Wolf sprang zuerst auf die Skelette in der Mitte des Raumes zu. Durch die Wucht seines Aufpralls fielen zwei von ihnen zu Boden, nur Momente später stoppten Zähne und Krallen des rasenden Tieres deren unseliges Dasein.
Ebenso rasch wie ihr vierbeiniger Freund reagierte die Amazone. Ihre Sehne sang ihr altes Lied des Todes und sandte Pfeil um Pfeil auf zwei Schamanen, die eben mit ihrer zerstörerischen Magie beginnen wollten. Die beiden Krieger stürmten unter ihrem Beschuss den Raum. Khalid wandte sich zur rechten, Catulo zur linken Seite. Mit heftigen Hieben fällte der Paladin einen einzelnen Zombie. Unterdessen hatten sich zwei dunkle Jägerinnen genähert und stießen mit ihren langen Speeren nach seiner Körpermitte. Ein Schwung seines Schwertes lenkte die gegnerischen Waffen zur Seite. Mit dem Schild hieb er nach der linken Angreiferin, drehte sich schnell um die eigene Achse und versenkte seine scharfe Klinge tief in ihrer ungeschützten Seite. Mit einem Ruck zog er sein Schwert aus ihrem sterbenden Körper und blockierte mit seiner Waffe grade noch rechtzeitig einen weiteren Streich der zweiten Jägerin.
Catulo war unterdessen in Bedrängnis geraten. Er war, um aus Jaellas Schussbahn zu gelangen, in die linke Ecke des Raumes gehuscht. Dort beschwor er kleinere Windwirbel, die den Zielen der Amazone die Sicht nehmen sollten. Einen heftigeren Sturm zu erzeugen wagte er nicht, um seine Kameraden nicht zu gefährden. Doch nun drangen, von den anderen unbemerkt, drei Zombies auf ihn ein. Durch die Nachwirkungen der Verletzung und die fehlende Nachtruhe geschwächt, fehlte ihm die Kraft sich dreien gleichzeitig im Nahkampf zu stellen. Er wich hinter eine Werkbank zurück und rief nach dem Wolf. Ein schwarzer Schatten durchschnitt die Luft und fuhr unter die Untoten. Einer von ihnen stürzte unter dem Ansturm, ein zweiter bekam die Kriegskeule des Druiden zu schmecken und fiel mit eingeschlagenem Schädel. Die Klauen des dritten fanden allerdings ihr Ziel, sie rissen lange Furchen in Catulos linken Arm. Mehr vor Ärger denn vor Schmerz brüllend wirbelte er seine Keule. Krachend zerbarsten mehrere Rippen des Zombies. Doch die Wucht seines eigenen Angriffs warf auch den Waldläufer zu Boden, seine Waffe rollte davon. Seine Augen begannen zu glühen. Energisch drängte sich die Bestie in ihm in den Vordergrund, doch er kämpfte sie mühsam zurück. Diese Schlacht wollte er als Mensch führen. Er sprang wieder auf die Beine, gerade als sein Angreifer wieder zum Schlag ausholte. Ihm blieb nur noch, die Arme als Schutz vor sein Gesicht zu heben. Doch der erwartete Treffer blieb aus. Hinter dem fallenden Untoten erschien die Gestalt der Amazone. Nach einem kurzen prüfenden Blick auf seine Verwundung warf sie ihm seine Kriegskeule zu.
„Das war der letzte“, meinte sie. „Der Raum ist nun sicher.“
Jaella wollte sich schon wieder abwenden, doch Catulo hielt sie zurück. „Danke für die Rettung“, sagte er mit schiefem Grinsen.
„Ist doch so üblich – unter Freunden“, antwortete sie nach kurzem Zögern und wandte sich schnell wieder ab um die aufsteigende Röte in ihrem Gesicht zu verbergen. Seine Blicke brachten sie immer noch aus der Fassung, und doch durften ihre Gedanken nicht von den Gefahren im Hier und Jetzt abgelenkt werden.
Khalid hatte das Zwischenspiel von der anderen Raumseite aus verfolgt und brütete einen Moment lang dumpf vor sich hin. Dann steckte er sein Schwert in den Gürtel und begann in den verwüsteten Regalen zu kramen. Ungeduldig trat die Amazone von einem Fuß auf den anderen, bis sich endlich das Gesicht des Paladins aufhellte und er innehielt.
„Das muss er sein!“, rief er erleichtert aus und zog einen Hammer aus den Trümmern. Auf die fragenden Blicke hin beeilte er sich zu erklären. „Charsi erzählte mir, sie hätte bei der Flucht aus dem Kloster ihren besten Schmiedehammer zurücklassen müssen. Dieser Malus birgt magische Kräfte, mit deren Hilfe sie mächtigere Waffen und Rüstungen herstellen kann. Sie wird sich sicher freuen, wenn wir ihn ihr zurückbringen.“
Ein Lächeln stahl sich auf Jaellas Gesicht. Dieses Werkzeug hieß zusätzliches Gewicht für den ohnehin voll beladenen Krieger, doch er würde ihn sicher mit sich führen, solange er selber laufen konnte. Er hätte wohl auch den Amboss mit sich genommen, wenn er damit jemandem hätte helfen können.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie schließlich den Abgang in die Kellergewölbe des Klosters.
Hier gab es keinerlei Fenster oder Schießscharten, durch die das fahle Tageslicht eindringen konnte, je tiefer sie in die Flure des Klosters eindrangen, desto mehr mussten sie sich auf die zuckenden, verzerrenden Lichter der Fackeln verlassen, die überall an den Wänden angebracht waren.
Ihre eigenen Schatten tanzten an den Wänden und gaukelten ihnen immer wieder Bilder von angreifenden Feinden vor. Nur die feine Nase des Wolfes ließ sich nicht täuschen. Näherten sich tatsächlich finstere Gestalten, so begann das Tier zu knurren, so dass die menschlichen Gefährten rechtzeitig gewarnt wurden.
Khalid ging voraus, den Schild vor sich haltend, das Schwert locker, aber angriffsbereit in der Hand. Der Waldläufer folgte ihm direkt nach, den Wolf an seiner Seite und die Keule im Anschlag. Der Rabe saß meist auf seiner Schulter und flog nur bei der Querung größerer Räume voraus.
Bald schon schwitzte Jaella vor Anspannung und vor der Anstrengung, den Bogen ständig gespannt in Schussposition zu halten. Immer wieder fuhr sie herum, um nach Angreifern zu spähen.

Sie öffneten jede Tür, an der sie vorbeikamen und sicherten die dahinterliegenden Räume, um vor Hinterhalten einigermaßen sicher zu sein. Einige dieser Türen zeigten deutliche Spuren des Angriffs von Andariels Dienern und hingen nur noch in Trümmern in ihren Angeln und in so manchem Raum, der sich ihnen offenbarte, fanden sie ebenfalls Spuren des feigen Überfalls. Die spärliche Einrichtung war größtenteils zerschlagen, an Boden und Wänden entdeckten sie immer wieder getrocknete Blutspritzer und Blutlachen, die davon zeugten, mit welcher Grausamkeit die Aggressoren vorgegangen waren. Überreste der Klosterbewohner fanden sie kaum und obwohl sie das Bild mühsam zu verdrängen suchte, schob sich immer wieder der Anblick der roten Teufelchen von Jaellas inneres Auge, die in Tristram die Leichen angefressen hatten. Trotz der Wärme, die sich zwischen den hohen Mauern staute, fuhr ihr ein kalter Schauer über den Rücken.

Glücklicherweise trafen sie meist nur auf vereinzelte Feinde. Andariel musste sich fest auf das Heer vor den Toren des Klosters verlassen haben, aber vielleicht gehörte das alles zu ihrem perfiden Plan, um die Gefährten sich in kleineren Scharmützeln aufreiben zu lassen, bevor sie selber den vernichtenden Schlag führte.

Tür um Tür öffneten sie, Raum um Raum wurde von seinen dunklen Bewohnern gesäubert. Catulo, der sich in steinernen Behausungen ohnehin nicht wohl fühlte, spürte jetzt die dicken Mauern immer dichter heranrücken. Der Zeitangabe durch das Tageslicht beraubt, glaubte er, schon seit Tagen in dem unübersichtlichen Labyrinth zu irren.
Wieder standen sie vor einer verschlossenen Tür, die Khalid ruckartig aufstieß. Sie huschten schnell hintereinander hinein und sicherten die Seiten. Aus den dunklen Ecken drang ein meckerndes Lachen und als dessen fünf Urheber ins Licht traten, erstarrte Jaella mitten in der Bewegung. Nie zuvor, weder im Schlafen noch im Wachen hatte sie solche Kreaturen gesehen. Menschengleich liefen sie auf zwei Beinen und waren nur wenig kleiner, doch ihr gesamter Körper war mit dichtem, dunkelbraunem Fell besetzt und ihre Köpfe glichen denen von Ziegen.
„Höllen-Clans!“, rief Khalid verächtlich aus. „Mehr hat Andariel nicht zu bieten?“
Angriffslustiges Blöken kam aus ihren Mäulern und sie trabten rasch mit gesenkten Hörnern und erhobenen Äxten näher. Waren die bisherigen Wesen, gegen die Jaella gefochten hatte, zwar untot oder beschworen gewesen, so stand sie nun das erste Mal echten Dämonen gegenüber, die Andariel aus den Tiefen der Hölle mit sich gebracht hatte. Eilig riss sie sich aus deren Betrachtung und legte auf die Unwesen an, die bereits von ihren Begleitern attackiert wurden. In der Enge der Kammer hatte Khalid einige Mühe, seine lange Klinge effektiv einzusetzen, er konnte kaum genug Schwung holen, ohne die Anderen zu gefährden. Auch der Waldläufer war in seinem Wirken behindert. Er konnte keine Stürme beschwören, da diese nicht zwischen Freund und Feind zu unterscheiden vermochten. So beschränkten sich beide auf das passive Abblocken der Gegner und überließen es den Zähnen des Wolfes und Jaellas Pfeilen, die Reihen der Gegner zu lichten.
Dumpf krachten die Äxte der Dämonen auf Schwert und Kriegskeule. Unter dem enormen Ansturm knickte der Waldläufer ein und konnte sich grad noch auf den Beinen halten. Zwei schnell hintereinander abgeschossene Pfeile staken im Kopf des Höllen-Clans und schafften dem Druiden einen Herzschlag lang Zeit, sich wieder zu fangen. Der Wolf hatte einen weiteren Gegner gestellt und in eine Ecke gedrängt. Wild schnappte er nach den fellbedeckten Armen des Unwesens und riss tiefe Wunden. Immer wieder gelang es ihm, den Attacken seines Feindes zu entgehen.
Drei Gegner verblieben für die Menschen. Als eine Axt auf seinen Kopf herabsauste, warf sich der Paladin geschickt zur Seite. Mit einem Schwerthieb von oben lenkte er die Bahn der gegnerischen Waffe zu Boden. Die schwere Kriegskeule des Druiden traf den Kopf des Dämons genau zwischen dessen Hörnen. Mit einem dröhnenden Poltern sackte der Leib zu Boden. Für einen Moment abgelenkt bemerkte Catulo nicht die nächste Attacke von der Seite. Ein harter Stoß von dem Paladin warf den Waldläufer aus der Bahn der Axt. Noch auf dem Boden hockend hieb er dann mit seiner Keule nach den Beinen des Höllen-Clans und zerschmetterte dessen Kniescheiben. Mit jammerndem Blöken sackte das Untier zu Boden und spürte kurz darauf Khalids Klinge tief in seinen Rücken eindringen. Der dritte Gegner hatte bereits eine stattliche Anzahl Pfeile in Rumpf und Schulter stecken und musste nur noch mit einem schnellen Streich erlöst werden. Als sich die Kameraden grade dem Gegner des Wolfes zuwenden wollten, fiel der Dämon bereits zu Boden. Mit schaurigem Grollen riss der Wolf dem nunmehr wehrlosen Feind die Kehle auf.
Siegreich standen sie schließlich in der Kammer und schauten sich an. Catulo hatte bei seinem Sturz leichte Verletzungen erlitten, die Khalids Fürsorge bedurften und das schwere Hecheln des Wolfes war weithin zu hören und die Amazone befürchtete, das Geräusch würde unnötige Aufmerksamkeit auf die kleine Gruppe lenken.
„Ich habe keine Vorstellung, wie lange wir schon durch diese Gänge gewandert sind, aber meinem Magen zufolge müsste es schon Abend sein“, bekannte Jaella und fügte dann rasch hinzu: „Aber wir können auch noch weitergehen.“
Mit einem schweren Seufzen lehnte Khalid seinen Schild an die Wand. „Nein, nein“, wehrte er ab. „Ich bin ebenso erschöpft.“ Er nahm seinen Helm ab, klemmte ihn unter seinen linken Arm und wischte sich mit seinem Ärmel den Schweiß von der Stirn. „ Wir sollten hier rasten. Den Raum können wir leicht mit einem kleinen Feuer erwärmen und der Gang davor ist hell und lang und lässt sich gut überwachen.“
Fragend sah er zu dem Waldläufer hin. „Was meinst du, Catulo?“
Der Angesprochene sah rasch zu dem Wolf hinunter. Eine leichte freudige Röte überzog sein Gesicht, die er hinter seiner langen Mähne zu verstecken suchte. Die vertrauliche Anrede einerseits und die Tatsache, dass der Paladin ihn in die Entscheidungen der Gruppe einbezog, lösten in ihm ein Zugehörigkeitsgefühl aus, das er lange nicht erlebt und hier kaum erwartet hatte.
„Wir bleiben hier“, entschied er rasch mit fester Stimme.


Nachdem sie den kargen Reiseproviant, Räucherfleisch und getrocknetes Gemüse, verzehrt hatten, wandte sich Jaella an den Waldläufer.
„Catulo, ich würde Euch ... dich gerne etwas fragen, aber es mag ein etwas heikles Thema sein und ich möchte dich nicht verletzen.“
Dunkelheit legte sich über sein Gemüt. Jetzt kam, was immer kam, nachdem er sein Wesen enthüllt hatte. Sie würde, um ihre Sicherheit besorgt, wissen wollen, was bei Vollmond sei. Sie würde erfahren wollen, was geschehe, wenn er Hunger litt oder wütend wurde. Er hätte ihr so gerne etwas Beruhigendes gesagt, dass er ihr nie etwas antun könnte, dass auch der Wolf in ihm zwischen Freund und Feind unterscheiden konnte, doch er schwieg, aus Angst seine Stimme könne brechen.
„Frag!“, mehr brachte er nicht heraus.
„Seit wir hier unten sind, hast du den Feuerball nicht wieder beschworen, und ich habe das Gefühl die Stürme verlören an Stärke.“ Unsicher brach sie ab, doch es war nicht nötig weiter zu reden.
Er war überrascht, so schnell hatte er nicht damit gerechnet, dass seine Kameraden es entdecken würden.
„Du hast recht“, begann er und bezog den Paladin mit einem Blick mit in das Gespräch ein. „Es sind diese von Menschen gemachten Mauern. Ich beziehe meine Kraft aus der Natur und sie ist hier unten kaum mehr spürbar. Je weiter ich mich von ihr entferne, desto kraftloser werde ich. Letztendlich wird mir nur der Nahkampf übrig bleiben.“ Er tätschelte seine schwere Kriegskeule.
„Verzeih, aber du bist kein guter Nahkämpfer“, warf Khalid freundlich, aber unmissverständlich ein.
„Ja, das stimmt. Aber ich werde Euch folgen und helfen, solange ich kann. Und wenn mein Körper zum Schluss nur dazu dient, einen Hieb abzufangen, der einen von euch niedergestreckt hätte, dann habe ich meine Aufgabe erfüllt.“
Betroffen wechselten Jaella und Khalid einen Blick.
„Was ist mit dem ... in dir?“, stotterte die Amazone unsicher. „Du sagtest, in der Wergestalt hättest du größere Kräfte.“
„Kannst du denn seinen Anblick ertragen?“ Catulo wandte sich zu dem Paladin um „Und du?“
Khalid antwortete als erstes: „Es ist nun mal in dir und wir haben dich als einen der Unseren akzeptiert, also werden wir mit dir Seite an Seite kämpfen, gleich in welcher Gestalt.“
„Ja, das werden wir“, äußerte sich nun auch Jaella. „Schließlich haben wir alle das gleiche Ziel.“
Erleichtert schloss der Druide für einen Moment die Augen. Dann hob er wieder den Blick. „Auch der Wolf verliert an Kraft, je länger wir hier unten sind, doch ich werde ihn rufen, wenn es nötig ist.“
Dann fuhr er plötzlich hoch und starrte auf die Wand hinter Jaella.
„Was war das?“
Auch Khalid hatte ein leises Zischen gehört, dass ihm nur allzu vertraut war.
„Hier nistet irgendwo eine Stachelratte, fürchte ich“, knurrte er.
Schuldbewusst kam ein kleines „Oh!“ aus Jaellas Richtung. „Die hatte ich ja ganz vergessen.“
Vier Augen wandten sich ihr in Erstauen zu, als sie in ihre Gürteltasche griff und die kleine Stachelratte heraushob.
Catulo begann zu lachen und Khalid war zunächst sprachlos, dann wetterte er los: „Jetzt schleppst du diese Viecher auch noch mit, soll es Andariels Schergen bei ihren Bemühungen uns zu vernichten helfen?“
„Wir haben seine Familie ausgelöscht, seine Eltern sind bei unserem Angriff umgekommen“, verteidigte Jaella vehement ihr Tun. „Es ist noch viel zu klein, um alleine überleben zu können und es tut doch keinem etwas.“
„Wir können uns nicht um ein Tier kümmern. Falls du es nicht bemerkt hast, wir sind losgezogen, um einen Dämon zu töten.“
Doch hinter seinem Zorn steckte nur die Sorge um ihr aller Wohlergehen, daher antwortete sie sanft aber bestimmt.
„Wir werden uns nicht kümmern, Khalid. ICH werde mich kümmern. Ich werde dieses Wesen nicht zurücklassen, und ich werde dafür sorgen, dass es keinem von uns etwas antut. Wenn es groß genug ist, kann ich es aussetzen. Vielleicht lässt es sich aber auch dressieren, dann habe ich einen lebendigen Pfeilspitzenvorrat dabei.“ Lächelnd beendete sie den Satz.
Khalid beruhigte sich so schnell, wie er sich aufgeregt hatte. Schulterzuckend fügte er sich. Auf einen eigenartigen Kameraden mehr oder weniger kam es wirklich nicht mehr an.
Unbemerkt war der große Wolf nähergeschlichen und äugte auf Jaellas Hand, in der sie noch immer das Jungtier hielt. Einen Moment lang forschte die Amazone in dem Blick des Vierbeiners, dann hielt sie ihm das neuste Mitglied ihres Rudels vor die Nase. Nach ausgiebigen Schnüffeln entschied der Wolf, dass dieses wimmernde Wesen keine Bedrohung darstellte und fuhr ihm mit seiner langen Zunge über die Seite. Entsetzt zischte die kleine Ratte auf und kuschelte sich enger in Jaellas Hand. Doch nach weiterem Schnüffeln und Lecken krabbelte es mutig auf die riesige Schnauze zu und fuhr seinerseits mit seiner winzigen rosigen Zunge über die Nase des Wolfes.
„Jetzt hat das Baby eine neue Mutter und ein Kindermädchen“, lachte Catulo auf.
Und schließlich stimmte auch Khalid in das gemeinsame Lachen ein.


:hy: Insidias


Ja, ich weiß, es ist kitschig, aber mir war halt grad danach... :D
 
uuuuuuuuuuuuuuuuuund hoch!

Hier hab ich wieder viel Platz zum editieren... na wie fein... :D
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edit1: Huhu Pitty, du hast ja vollkommen Recht und du bist KEINESWEGS lästig! Zu deiner (und eurer) Beruhigung: Die nächsten zwei Kapitel spielen vollständig im Kloster, so dass da ein wenig Platz war (sein wird aus eurer Warte) für Zwischenmenschliches. Nummer 24 und 25 sind auch schon bereits fertig und harren bei meinem Beta, der auch die 23 wieder abgesegnet hatte. Ich habe darin "neue Wege" beschritten, daher muss ich sie unbedingt Korrektur-lesen lassen... achja, den Rechtschreibfehlern tut das natütlich auch gut... :D


edit2: :kiss: Reeba, bitte nicht zu früh freuen, wg der Länge...ich glaube nicht, dass es einen zweiten Akt geben wird *schnell wegduck* eben wegen des Problems des Nacherzählens... darüber will ich eigentlich mittlerweile hinaus sein...
Mir fällt aber keine Geschichte ein, bei der ich den zweiten Akt nebenbei laufen lassen könnte. Aber nicht verzagen - ich arbeite daran!
 
lol, die idee mit der stachelratte gefällt mir :D ansonsten is das up imho wieder sehr nett. is das jetzt wieder betagelesen worden? ;)
ich weiß, ich bin lästig, aber mein ursprünglicher (einziger wirklicher) kritikpunkt steht immer noch: du hältst dich sehr eng ans spiel. für einen, der d2 nicht kennt, is die geschichte sicher ziemlich spannend, aber ich find irgendwie, daß du ereignismäßig mehr eigene ideen reinbringen könntest. daß das geht, hast du ja bewiesen (zb. der anfang in der wüste, jaellas training, der überfall auf das amazonenlager, die stachelratte^^, ...), deine chars sind alles andere als eindimensionale figuren, die entwicklung ihrer beziehungen untereinander is auch sehr schön beschrieben, es gibt immer wieder nette details... jetzt fehlen imho wirklich nur mehr ein paar überraschende oder zumindest unerwartete wendungen in der storyline.
im moment is es irgendwie so, wie wenn einem jemand 5 min nachm anfang eines films das ende erzählt (wenn der film gut is, schaut man ihn sich aber trotzdem an, und genau so gehts mir mit deiner story hier^^)
 
Es geht weiter :kiss:

Besonders gut hat mir dieser Satz gefallen: 'Er hätte wohl auch den Amboss mit sich genommen, wenn er damit jemandem hätte helfen können.'

Ein wenig überrascht hat mich, dass es im Gewölbe des Klosters warm ist. Aber gut, schließlich sitzt ja auch eine Dämonin im Keller :D Und dem abgenutzten Bild feuchtkalter Gänge entgehst du damit zusätzlich...

Das Kapitel hat mir gut gefallen, einzig die Kampfbeschreibungen lesen sich teilweise noch ein wenig zu nüchtern für meinen Geschmack ;)
Einige zusätzliche Zeilenumbrüche würden gut passen.
Zur Storyline muss ich Missy ein wenig Recht geben. Ist nützlich für einen Schreibeinstieg, sich eng an das Geschehen zu halten, aber ein paar unerwartete Wendungen einzubauen, dürfte dir bei deinem Erzähltalent ja nicht schwer fallen.
Das Gute ist: wenn du die gesamte Spielstoryline nacherzählst, haben wir alle noch lange, lange etwas zu lesen :D (Kapitel 23, und wir sind eben erst im Kloster)
 
soweit gut, bis auf diesen kitschigen scheiss :( ... das is ne abenteuer geschichte mit gewalt, da passt einfach keine kleine süße mini-stachelratte hinein 8[
 
so wie immer, einfach daumen hoch (:top:)!

und um die wartezeit auf das nächste up zu verkürzen, lege ich noch etwas holz nach, um ein richtig schönes feuerchen zu machen, auf dem man auch fleisch braten kann. :D
 
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