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[Story] Saqqara

Ich hab jetzt mal echt ein Problem...
Die Geschichte heute gefunden erstes Kapitel gelesen und beschlossen ich brauch das komplett!!!
Aber wie krieg ich es gebacken 270 Seiten am Computer zu lesen???
Werde mir die Srory ausdrucken aber mein Drucker ist im Arsch :(((

Jetzt werde ich solange warten müssen bis er wieder geht und das ist SCHEISSE!!!!! :cry: :cry: :cry: :cry:

naja die neuen Ups die kommen freuen mich deshalb zwar aber du kannst dir Zeit lassen:D Ich les sie sowieso erst recht spät...
 
Ich weiß ich sollte das nicht machen aber:

SPAMMMMMMMMMMMMMMMMM

Mag nichts unversucht lassen die Story schön oben zu halten. Nich das ich wenn mal wieder nen neues Up da is die Story vorher ausversehen abgerutscht is und ich sie nicht finde , nicht auszudenken. *smile*

Mfg Chaos

:top:
 
ChaosTheRogue schrieb:
Ich weiß ich sollte das nicht machen aber:
SPAMMMMMMMMMMMMMMMMM

Warum machst du es dann? Upholdposts reichen einmal um den Thread vor Seite 2 zu retten, mehr nicht!
Wie auch beim Thread von Tomgar3, in Zukunft behalte ich mir das Recht vor solche Posts kommentarlos zu löschen.

Ich finde es dam Autor total unfair gegenüber wenn sein Storythread mit so was zugemüllt wird.
Wer Fragen oder Kritik dazu hat bitte PM an mich.
 
huhu Reeba,

alles Gute zu Deinem Geburtstag :kiss:

Ich bin erst jetzt dazu gekommen, Deine letzten beiden Kapitel zu lesen, kein Wunder bei der Geschwindigkeit, die Du an den Tag legst.

Ich fand die Szene auf dem Schiff toll, die Beschreibung der Beziehung zwischen Eya und Hadan und die Reaktion von Menrad auf die Narbe von Hadan.
Ich bin immer wieder fasziniert von Deinem Schreibstil und Deinem Umgang mit der Sprache.

Der Übergang von unserer Vierergruppe zu Urel ist interessant und ich glaube keiner hat erwartet, dass Du das so löst. Aber es ist wiedermal gelungen.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und den Bericht von Urel, was alles so passiert ist. Lass blos Menrad nicht vom rechten Weg abkommen.

Viele Grüße

Liska
 
Huhu Liska, danke für die Glückwünsche :)
Freut mich, dass du noch dabei bist.
Eigentlich ein guter Tag für ein neues Kapitel, oder?
@ChaostheRogue: danke auch für die Wünsche zur Prüfung - hat geholfen ;)


...oh, und das Forum schenkt mir ein Forenbug-freies Posting o_0
.........................







XXXIV. Alte Waffenbrüder




Das muss ein Irrtum sein.
Das Schicksal erlaubte sich einen Scherz mit ihnen.
Ohne länger auf die Gefahr durch die aufgebrachten Menschen des Feldlagers zu achten, ohne die Zügel in ihren Handschuhen zu fühlen oder die umgebenden Geräusche zu hören, nicht einmal die barsche, wiederholte Frage des nähergekommenen Barbaren, stieg Eya ab.
Das muss ein Irrtum sein. Gegen die flüsternde Ahnung in ihrem Inneren, die sich längst schon festgesetzt hatte, bewegte sie den Satz im Kopf. Gewiss verzerrte ihr eine Ähnlichkeit den Blick, oder die Verwirrung durch das tobende Gebiet, in das sie vorgestoßen waren. Hunderte von Männern konnten einem einen lange vermissten Gefährten vorgaukeln.
Sie stand regungslos neben ihrem Reittier.
Nein, sie täuschte sich nicht. Die abgetrennte linke Hand war unverwechselbar.
Der Mann, den sie anstarrte, hatte sich den vier Ankömmlingen halb zugewandt, immer noch abgelenkt durch die ihn Umstehenden, doch jetzt hörte er ihnen nicht mehr zu.
Seine breiten, festen Züge verhärteten sich in Ungläubigkeit, im Spalt zwischen Zweifel und Wiedererkennen. Die braunen Augen weiteten sich, und seine Bewegungen gefroren.
Er war es. Eya hatte dieses Gesicht in unzähligen Augenblicken gesehen, gutgelaunt lächelnd, angespannt im Kampf, lichtübergossen an nächtlichen Feuern und unter hervorkommenden Sonnenstrahlen.
Aber wie hatte er sich verändert! Noch war Eya zu sehr gefangen im Bann der Begegnung, um sagen zu können, woran es lag, doch es war nicht allein, dass jetzt langes Haar und ein Bart seine Züge umrahmten. Quer über seinen massigen Rücken war ein riesiges Schwert geschnallt, hervorschauend hinter dem kupfernen Ton einer neuen Rüstung.
Hinter ihr verharrten auch die Gefährten unbeweglich. Sie sah sie nicht, spürte nur das lastende Schweigen, dann eine winzige Erschütterung, als Ifrah vom Sattel auf den Boden glitt.
Endlich kehrte die Aufmerksamkeit der Assassine zu dem Barbaren zurück, der Antwort verlangte und schon sein Schwert drohend erhoben hatte. Sie wich zurück. Ihre Augen hefteten sich ohne ihr Zutun wieder auf den Kriegsherrn des Lagers.
Hadan war vorgetreten und hob beide Hände, doch an der Steifheit seiner Bewegungen erkannte sie, dass auch er wie benommen war.
„Niemand kommt einfach in unser Lager“, knurrte der Mann vor ihnen. „Sagt, wer ihr seid, oder muss ich euch erst erschlagen?“
„Wir suchen euren Anführer“, antwortete der Nekromant, und Eya sah seine bleichen Augen sich wieder auf die Gruppe am Pfahl richten. „Wir... kennen ihn.“
Der Andere wandte zögernd und wenig überzeugt den Kopf nach hinten. Das Umsehen verriet seine Verwunderung, und er schaute nach einem Zeichen des Kriegsherrn.
Der hatte sich nun in Bewegung gesetzt. Langsam, die verstummten, nur noch murrenden Barbaren nicht mehr achtend, kam er näher.
Mit jedem Schritt, den er tat, zeigten sich Eya neue Unterschiede, Unterschiede zu früher, als sie ihn noch ihren Waffenbruder genannt hatte, den jüngsten der Gruppe. Er war gealtert, auf rasche, unbarmherzige Weise, und seinem allein durch schiere Körpergröße und Kraft beeindruckenden Auftreten hatte sich eine Sicherheit zugesellt, die ihr einen tatsächlichen Kriegsherrn offenbarte, der es gewohnt war, Befehle zu geben und sich gegen die Widrigkeiten einer solchen Stellung hart zu machen.
Er richtete den Blick auf den Barbaren, der auf ihn wartete, und die Gefährten hörten seine vertraute, tiefe Stimme: „Es ist gut, Herlac. Mir sind diese Leute bekannt.“
Der Andere wirkte immer noch misstrauisch, nahm aber dann mit einem Anspannen der Schultermuskulatur hin, dass er weggewinkt wurde. Nach einem letzten Blick auf die Gefährten ging er.
Ihr alter Mitstreiter war in einigen Schritten Entfernung stehen geblieben und sah sie an.
Wiedererkennen lag auf seinem Gesicht, auch ein nur langsam dem Begreifen weichendes Zögern, doch keine Freude, kein offenes Lächeln, wie er es früher so freigiebig verschenkt hatte.
Eya vermochte sich nicht zu rühren, mit fast schmerzlich zusammengezogenen Brauen und brechender Fassung.
„Urel.“ Nach einer halben Ewigkeit, so schien es, trat Hadan vor. „Wir hatten nicht erwartet, dich so bald zu finden.“ Nach einem Stocken streckte er die Rechte aus.
Endlich überwand ihr alter Gefährte die letzten Schritte. Er schlug in die Hand des Nekromanten ein, umfasste dann dessen Unterarm und blickte darauf nieder, als habe er Ähnliches schon lange nicht mehr gesehen.
Ein Bann war gebrochen. Doch Eya spürte nicht nur ihre eigene Unsicherheit, als die ehemalige Gruppe sich wieder sammelte. Zögernd, fast furchtsam kam Ifrah näher. Ihre Augen waren hellster Bernstein. Und auch sie selber wagte kaum, sich hinzuzugesellen.
Betreten, sehr klein vor seiner riesigen Gestalt, wartete sie, bis Urel sie ansah.
„Eya.“ Immer noch lächelte er nicht, aber eine leichte Aufhellung überflog seine bärtigen Züge. Sie wusste nicht, ob er sich an ihren Abschied in Harrogath erinnerte, wie sie alle einander umstanden hatten, schwer versehrt, und ob er einfach nur der Tatsache ihrer Genesung Respekt zollte. Je näher man ihm kam, desto unveräußerlicher hing ein Schatten über ihm.
Aber sie hatte gelernt, das Alte wieder unter Fremdheit und einschüchternden Veränderungen hervorzuzerren, dies zumindest war der Gewinn des hinter ihr liegenden Weges, musste es sein. So betrat sie den Raum, den er mit seiner schweren Panzerung in der staubgeschwängerten Luft einnahm, und legte beide Hände auf seine Schultern. Ihr Gesicht fühlte sich so taub an, dass sie keine Gewalt über den Versuch eines Lächelns bekam.
Der Kriegsherr der Barbaren legte ihr die Linke um den Rücken. Kurz holte er sie zu sich heran, ließ sie dann wieder los.
Als sie zurücktrat, haftete die Berührung mit den Kupferbeschlägen seiner Rüstung noch an ihrer Wange.
Urel straffte sich. Ein flüchtiger Blick galt Ifrah, die jetzt verzerrt lächelte, und blieb an Menrad hängen. „Ein Paladin“, sagte er, nicht drohend, aber mit verfinsterten Brauen. „Was tut dieser Mann unter euch?“
Sich umwendend, sah Eya Menrad absteigen. Er war unter Fremden, vielleicht sogar unter möglichen Feinden – den Nordmännern, die gegen seinen Orden, die Macht seiner alten Heimat und die Städte seines Landes ins Feld zogen. Er verbarg es gut. Nur seine schmalen, angespannten Züge und die Behutsamkeit, mit der er sich bewegte, verrieten ihn, und auch das nur für scharfe Augen.
„Dieser Mann begleitet uns seit Wochen“, sagte Hadan. „Er ist mit uns den Unruhen des Ostens entkommen und in jeder Hinsicht vertrauenswürdig.“
Urel betrachtete den Nekromanten prüfend – den ersten Mitstreiter, dem der junge Barbar vor weit über einem Jahr in der Westmarsch begegnet war, rief sich Eya in Erinnerung. Sie hatte des Verhältnis der beiden Männer gedanklich nie durchdrungen. Doch Urel, die zügellose Kraft, ein Kämpfer, wie es kaum einen zweiten auf Erden gab, war Hadan stets gefolgt, ohne das Misstrauen, das die Meisten dem Nekromanten aufgrund seiner Klasse oder seiner Erscheinung entgegenbrachten.
„Gleichviel“, sagte der Barbar schließlich und nahm den Blick von dem einsamen Lichtkrieger. „Mitten unter uns kann er ohnehin nicht viel ausrichten.“
Das war offenbar alles, was er zu ihrem Begleiter äußern wollte. Er sprach anders als früher, rascher, hatte sich mit Worten vertraut gemacht, ehemals nicht eine seiner Stärken.
Die immer noch unter dem Pfahl wartenden Männer schienen Urel an seine Aufgaben zu erinnern, denn er schloss das eigenartige Wiedersehen ab, indem er sich halb zu ihnen umwandte. „Ich muss mit den Clanobersten sprechen“, er ließ die Augen noch einmal über die Gefährten gehen. „Wenn ihr bleiben wollt, sucht euch einen Platz an einem der Feuer. Heute werden wir nicht weiterziehen.“
„Wir brauchen deine Zusage, dass wir uns im Lager ungefährdet bewegen können“, sagte Hadan leise. „Besonders Menrad.“
„Euch wird nichts geschehen“, gab Urel zurück. „Wer mit mir unter aller Augen spricht und wen ich dulde, hat von meinen Männern nichts zu befürchten.“
Seine Worte unterstrichen ein weiteres Mal seinen Rang. Nickend, schweigend fassten die Gefährten nach den Zügeln ihrer Pferde und ließen ihren alten Mitstreiter, der sich so sehr gewandelt hatte, zu den wartenden Barbaren zurückgehen.
Ihre Ankunft hatte sich in der Tat im Lager herumgesprochen. Als sie suchend durch die Ansammlung naher Feuerplätze und Gruppen gingen, schauten viele Krieger sie an, schwer gerüstete Männer, denen oft stirnrunzelndes Erstaunen in die derben Gesichter geschrieben stand. Aber niemand griff sie an, niemand erwartete mehr Auskunft.
Von einem kleinen Feuer kam ihnen ein einzelner Barbar entgegen. Er war noch jung. Blondes Haar hing ihm lang auf den Rücken, und er war der Erste, der ihnen keine feindselige Befremdung oder barsche Worte entgegenbrachte.
„Ihr da“, rief er sie an und stoppte vor den Vieren. „Ihr seid Urels alte Waffenbrüder.“
„Wir sind dir bekannt?“ Hadan fasste den Anderen ins Auge.
„Er spricht nicht mehr viel über andere Dinge als über den Krieg“, antwortete der blonde Barbar mit einem vagen Nicken zum Lagerpfahl hin. „Aber ich habe Ohren, und eine Nacht vor Monaten hat mir eure Namen zugeflüstert.“ Er grinste – ein ungewohnter Anblick in dieser von Unbehagen angefüllten Stunde. „Der meine ist Bostac. Kommt an mein Feuer.“
„Wir sind geehrt, es zu teilen“, gab Hadan die übliche Entgegnung unter Hochländern zurück.
Bevor sie dem Krieger folgten, die Pferde hinter sich herziehend, wandte Eya noch einmal den Kopf. Die Menge unter dem Pfahl war nur noch als Masse von Körpern zu erkennen. Eine Gestalt aber ragte heraus, größer als alle anderen, ein ganz in Eisen und Kupfer eingeschlossener Riese.





Der Abend brach herein und die Dämmerung schluckte das schmutzige Gelb und Graubraun der aufgewühlten Erde. Die Ausdehnung des Barbarenlagers versank nach und nach in der Dunkelheit. Nur die Feuer stachen noch hervor. Vereinzelt tauchten vorbeischreitende Gestalten in ihren begrenzten Schein. Rings um das Lager standen, auch wenn man sie von seiner Mitte aus schwerlich sah, Wachposten, bis fern auf Anhöhen hinaus. Gruppen von Kriegern umstreiften in weiten Kreisen das rastende Heer.
Selbst für Fremde war zu erkennen, dass Männer kamen und gingen, sich ablösten, Neuigkeiten austauschten. Die Marsch war ausgedehnt, natürlichen Schutz wie Felsrücken oder Wasserläufe gab es kaum. Jederzeit konnten Feinde aus ganz beliebiger Richtung angreifen.
Doch bislang war es ruhig geblieben.
Hadan näherte sich dem Feuer, an das die Gefährten eingeladen worden waren. Nach den fast drei Tagen ununterbrochenen Tragens wog die Rüstung schwerer als sonst, und bei den letzten Schritten löste er mit einem erleichterten Ausatmen die groben Riemen, die Vorder- und Rückseite des Harnisches zusammenhielten. Er fühlte, dass er massiger und stärker war als früher, doch nicht jünger, und zuweilen stemmte sich die erweiterte Brust, die das fremde Fleisch barg, unangenehm gegen den eisernen, starren Schutz.
Am Feuer fand er nur Ifrah und Menrad vor. Der Barbar Bostac war nirgendwo zu sehen, mochte selbst nachts nicht abreißenden Ketten von Aufgaben nachgehen, und Eya war fort, leichtfüßig unterwegs in der schützenden Finsternis. Er musste nicht davon unterrichtet sein, um zu wissen, dass sie keine Ruhe finden würde, bis das ausgedehnte Lager zu ihrer vorläufigen Zufriedenheit umrundet und abgeschätzt war.
In der Nacht würde man seinen schwarzen Vogel nicht sehen, und Urel hatte zudem Wort gehalten: man ließ sie in Frieden, vielleicht halbwegs überzeugt davon, dass sie keine Feinde waren. Oder sie meiden uns einfach.
Menrad saß weiter weg vom Feuer, zwischen dem Lichtkreis und den Pferden. Es war zu spüren, dass er keine Gesellschaft wünschte, und Hadan konnte es ihm nicht verübeln.
Wenn Ihr nicht bei uns bleiben wollt oder könnt, hatte er den Anderen vor Stunden angesprochen, dann geht. Nehmt Euer Pferd und folgt dem, was Euch Euer Herz eingibt. Ein Jeder von uns würde es verstehen. Ihr habt uns gegenüber keine Verpflichtung. Das sollt Ihr wissen.
Aber der Paladin hatte stumm das Haupt geschüttelt und sich dann niedergesetzt, wartend, brütend, und so saß er immer noch da.
Ifrah blickte auf, im Schneidersitz nahe des Feuers, als der Nekromant sich neben ihr niederließ.
„Hast du einen von ihnen sprechen können?“ fragte sie, ausweichend, aber sie beide wussten, dass sie Urel meinte.
„Nein.“ Hadan hob den Harnisch über den Kopf, legte ihn griffbereit neben sich und streckte Schultern und Nacken. Der Staub war bis unter die Rüstung gekrochen, eine feine Schmutzschicht, verklebt vom Schweiß der vergangenen Tage. „Sie halten sich von uns fern. Aber die Antworten, die wir suchen, will ich überdies von Urel selbst, von keinem Anderen.“
Das Einatmen der Magierin offenbarte ihre Anspannung und Besorgnis, die sie hinter ihrer ruhigen, nervenstarken Art nicht mehr verbergen konnte. Sie blickte zu Boden, dann in die Flammen.
Nach einem Zögern sagte sie leise: „Ihr, du und Eya, kennt ihn viel länger als ich. Aber man muss blind und taub sein, um nicht zu begreifen, dass er...“ Sie brach ab, und jetzt blickte sie ihn doch wieder an. Ihre Augen, die im Feuerschein eine fast goldene Tönung hatten, waren unter ihren wie gemalten Brauen schwermütig und wachsam verengt. „Was ist nur mit ihm geschehen?“
„Unter der Rüstung und dem Auftreten eines Mannes, der zu einem Kriegsherrn aufgestiegen ist?“ Sein kurzes Meiden des wahren Gegenstands ihrer gemeinsamen Beobachtung war ihm selber als letztes Ausweichen bewusst. Dann räusperte er sich und begegnete ihren Augen erneut und fester.
„Ich weiß es nicht, Svasdaana-La“, antwortete er, die alte Anrede für eine Kundige der Elementarmagie verwendend, die er in Gesprächen unter vier Augen mit ihr oft gebrauchte. Es war ein Wort, um der geschätzten Gefährtin sein Vertrauen und seine Hochachtung zu bekunden.
„Er ist hart geworden“, sagte sie ernst. „Er schien nicht erfreut, uns wiederzusehen.“
„Hart, ja“, bestätigte Hadan. „Mich wundert das kaum, auch wenn es erschreckend ist. Vielleicht erstickt die Härte die Fähigkeit, andere Empfindungen zu zeigen, bei ihm, und auch bei uns, ohne dass wir das Letztere selber so deutlich wahrnehmen wie andere.“ Ich bin immer unnahbar gewesen, dachte er vage. Erst seitdem Eya in mein Leben getreten ist, vermag ich es immer weniger. Aber dennoch, Urel hat sich gegen etwas Furchtbares wappnen müssen.
Dem Nekromanten fiel ein lange zurückliegender Tag wieder ein, ein windiger, sonniger, kalter Tag auf einer steinernen Terrasse über den Dächern von Harrogath. Der junge Barbar auf der Bank, verstummt und niedergezwungen durch das Leid, das ihnen allen und jedem Einzelnen auf besondere, widerwärtige Weise widerfahren war. Sein eigener heimlicher Blick auf den verstümmelten linken Arm des mutigen Kriegers, sein Gedanke: Mit welchen Lügen hat Baal dir die Seele vergiftet, Freund?
Was Urel bis hierher erlebt hatte, konnten sie nur erahnen, doch seine Verwandlung hatte schon weit früher ihren Anfang genommen.
„Er rasiert sich das Haupt nicht mehr“, fuhr er gedämpft fort. „Du weißt, was das bedeutet?“
Ifrah regte sich schwach. „Trauer“, sagte sie. „In jedem Falle aber eine innere Abweichung von einem bisherigen eigenen Weg.“
Zumindest hierfür kannten sie beide die Sitten der nördlichen Hochlandmänner gut genug.
„Auch seine Waffen sind jetzt andere“, sagte die Magierin noch, schleppend, dann verstummte sie.
Schweigend saßen sie da und schauten in die Flammen des kleinen Feuers.
Immer noch hielt der Bann der nahezu unwahrscheinlichen, schicksalhaften Begegnung sie fest, verwob sich mit ihrer Lage, eingekesselt zwischen streitenden Völkern des Westens, zwischen Ereignissen, auf die sie hier noch weniger einwirken konnten als im Osten. Die Welt hatte sich längst unwiderruflich in Bewegung gesetzt, nach eigenem Ermessen. Ihre Gelegenheiten zum Eingreifen begannen sich zu erschöpfen angesichts ihrer geringen Zahl und Stimme unter abertausend anderen Wütenden, Verzweifelten, vom Krieg Mitgerissenen. Und eben dies band sie wiederum an den einzigen Menschen, den sie kannten, dem sie hier begegnet waren, auseinandergetrieben durch ein volles Jahr der Unruhe und der bösen Ahnungen.
Letztlich war es unvermeidbar. Sie mussten mit Urel sprechen, ihn notfalls drängen, sich ihnen zu offenbaren. Anders konnte sich nicht zeigen, ob aus der zerfallenen Gemeinschaft wieder eine neue werden würde und ob es Ziele gab, die ihnen allen Dasselbe bedeuteten.
Und anders würden sich viele Fragen nicht beantworten lassen – gegen wen das so weit im Süden agierende Heer der Nordmänner zu gewinnen hoffte, welchen Ausgang der Unruhen es erzwingen wollte. Wie tief sich seine Krieger in Ereignisse verstrickt hatten, die der Nährboden für all die Gerüchte von zügellosem Hass, Grausamkeiten und rätselhaften Vorfällen waren. Wohin es weiterzuziehen oder zurückzukehren gedachte, wenn das fast nicht vorstellbare Ende der Kämpfe oder eine Beilegung der erbitterten Streitigkeiten erreicht war.
Wir sind inmitten eines Krieges, den keiner der Teilnehmenden durchschaut. Woher er dieses sichere Wissen nahm, wusste der Nekromant nicht zu sagen.
Der Anhänger, den er im großen Tempel zu Travincal aufgehoben hatte, ruhte zwischen seinen Habseligkeiten, harmlos und dennoch wie ein böses Artefakt, das eine eigene Macht derart verkörperte, dass es ihn bisweilen drängte, das schwere, blasse Gold wegzuwerfen, unwillkürlich übergraust.
Ifrah hatte gesagt, wenn sich mit der Zerstörung des Steins Grenzen geöffnet haben, dann Gnade uns das Schicksal.
Sie hatten sich geöffnet. Es gab daran keinen Zweifel mehr.
Die Rastlosigkeit der Menschen, ihre Bereitschaft zum Fanatismus, zu Grausamkeit, zur Verhärtung der Klassenunterschiede und der alten, fast schon überkommenen Vorurteile wiesen ebenso, wenn auch nebelhaft, darauf hin wie die Versuche der großen Städte und Glaubenszentren, Land und Macht an sich zu raffen, als könne es davon gar nicht genug für ihre Ziele geben. Und hinter allem kehrte sich eine ganz andere Macht hervor, zögernd, teils geschickt verschleiert, und doch nicht geschickt genug, dass sie keine Spuren hinterließ.
Erneut durchlitt er die Empfindungen in Travincal, vor dem Tod des Kindgottes, den Menrad treffend als ‚Götzen’ bezeichnet hatte.
Denn nur ein Götze war es gewesen, eine Figur, an der sich ein Personenkult hatte aufrichten können, für den seine Landsleute so anfällig waren. Eine Figur, die etwas anderes, fremdes hatte überdecken sollen.
Gib, dass sie weitere Fehler machen, Pakrah, Herrscher über die Zwischenwelten, ob dort oder anderswo.
Sie alle spürten, dass sie dem wahren Gesicht des Fremden näher kamen – Hadan las es an der Aura seiner Vertrauten, die weniger bedrückt und gelähmt waren als vor Wochen noch, dafür jetzt witternder, wachsam, gewarnt.
Ihre Gruppe setzte sich aus Vertretern verschiedenster Klassen zusammen, ein schwieriges, aber wertvolles Gefüge, und drei von ihnen hatten den Fall des Weltensteins miterlebt und sich oft während der letzten Wochen daran erinnert. Einen vierten aber brauchten sie noch, jenen, den die Ereignisse des Vorjahrs vielleicht am schwersten belasteten.
Der große Mann senkte leicht den Kopf. Ich wünschte, ich könnte dir als jemand anderes gegenübertreten, alter Freund – nicht als ein nagender Geist der Vergangenheit, der mühsam Vergessenes, Überspieltes wieder heraufbeschwört.
In eben dem Augenblick, als er Ifrah einige seiner Gedanken mitteilen wollte, rührte sich die Magierin als Erste.
„Sieh mal“, flüsterte sie. „Die Frau dort.“
Er sah auf und folgte ihrem Blick in die Dunkelheit zwischen den Feuern.
Eine der wenigen weiblichen Gestalten, die gelegentlich unter den Barbarenkriegern auftauchten, stand in einigem Abstand da und schaute zu ihnen herüber, zu weit entfernt, um sie beide hören zu können, doch nah genug, dass die Feuer ihre Erscheinung in schwaches Licht tauchten.
Sie war jung, vielleicht in Eyas Alter, und in schlichte, erdfarbene Kleidung gehüllt. Langes, lockiges Haar fiel ihr bis zur Hüfte hinab, hing auf beiden Seiten um ein glattes, nicht sehr dunkles Gesicht. In der Rechten trug sie einen Wassereimer.
Sie regte sich eine Weile nicht, wirkte, als habe sie direkt auf das Feuer zugehen wollen, an dem die Gefährten saßen, es sich dann aber doch anders überlegt.
Dann, nach einem letzten, langen Blick, wandte sie sich ab und verschwand mit müden, eigenartig schweren Schritten in der Nacht.
Nur Atemzüge später tauchte Eya aus dem Schwarz hinter ihnen auf, geräuschlos, ein Schatten, der erst im Feuerschein wieder greifbare Formen annahm. Sie ließ sich neben ihnen nieder. Nur ihr rascher Atem verriet, dass sie weit gelaufen war und sich zuletzt Mühe gegeben hatte, nicht bemerkt zu werden.
„Habt ihr sie auch gesehen?“ fragte sie und wischte sich verschwitztes Haar aus der Stirn.
„Ja“, sagte Ifrah leise, um dann in fragendem Tonfall hinzuzufügen: „Eine Barbarenfrau? Vielleicht die Gefährtin von Bostac, der uns hierher gebeten hat.“
„Das glaube ich nicht“, sagte die Assassine. „Ich sah sie vor einer Weile anderswo mit Urel sprechen, und er...“ Zögern dämpfte ihre Stimme, vielleicht Scham darüber, dass sie einen alten Gefährten ausgekundschaftet zu haben fürchtete, auch wenn es eine zufällige Beobachtung gewesen sein mochte. „Er berührte sie, wie es unter Eheleuten üblich ist.“
Die Gefährten sahen sich an. Wo in den aufgewühlten Landen konnte ihr alter Mitstreiter eine Begleiterin gefunden haben?
„Vielleicht eine Frau aus seiner Heimatgegend“, mutmaßte Ifrah.
„Nein.“ Hadan rief sich die Gestalt der jungen Fremden noch einmal zurück. „Ihre Gegenwart war von Magie begleitet. Kein sehr starker Abglanz, aber er war da. Eher eine Druidin aus den nördlichen Wäldern.“
Nachdenklich saßen sie noch eine Weile beisammen.
Als es sich abzeichnete, dass Urel sie so bald nicht aufsuchen würde, legten sie sich schließlich zum Schlafen nieder, eher aus Vernunftgründen denn weil irgendeiner von ihnen wirklich ruhen wollte.
Hadan spürte Eyas Kopf an seiner Schulter. Er lag auf dem Rücken, das Kurzschwert neben sich, und die Assassine schmiegte sich seitlich an ihn, wie sie es sich zur Gewohnheit gemacht hatte.
Sie lauschten auf die Geräusche des Lagers, Fußtritte, ferne Stimmen. Nach einigen Augenblicken wanderte eine schmale, warme Hand unter das Hemd des Nekromanten und ruhte auf seiner Brust. Er lächelte in die halbe Finsternis.
„Eine Druidin“, kam es leise von seiner Seite. „Lässt das nicht zumindest ein wenig hoffen?“
Sein Lächeln verschwand, und er schlang den Arm um den Körper neben sich.
Bekannte sich Urel offen zu einer Frau aus dem Volk, das Jahrhunderte dauernde Entzweiung und Zeiten offener Feindschaft von den Barbaren trennte, mochte das mit Glück bedeuten, dass er einer seiner größten Stärken – fast unterschiedsloses Respektieren aller Menschen und unverbrüchliche Herzensgüte – noch nicht ganz verlustig gegangen war.
„Ja, vielleicht, Shatryindjah“, gab er zurück.





Der Morgen weckte die Gefährten unsanft, zumindest jene von ihnen, die tatsächlich Schlaf gefunden hatten.
Eine Schar von Barbaren schritt lautstark durch das Lager, Männer des Rotwaldclans zumeist. Um das nur noch schwach glimmende Feuer herumstehend, sahen die Gefährten sie Leuten Vorräte zuwerfen, Säcke mit Mehl, geräuchertes Fleisch. Aber nicht nur. Auch Waffen waren darunter. Kriegsbeute.
Die Angekommenen lachten, riefen den Lagerangehörigen Verschiedenes entgegen. Mit einer kühl ihre Haut überlaufenden Anspannung, die ihre Müdigkeit augenblicklich vertrieb, bemerkte Ifrah, dass die eigenen Waffen der Männer blutig waren. Ohne ein Wort stand sie neben Eya und Hadan. Selbst vor ihrem Lagerplatz landete ein Beutel, und ein Krieger, der sie kurz abschätzte, warf ihm noch einen eckigen Eisenschild hinterher. Sie brauchten ihn nicht genauer zu betrachten, es war zweifelsohne Westmarschener Ausrüstung.
Ifrah beobachtete, wie sich Hadans Gesicht verfinsterte.
Von Feinden Waffen zu erbeuten und gegnerischen Lagern oder auch Höfen, die das Pech hatten, inmitten des Kriegsgebiets zu stehen, Vorräte abzunehmen, war üblich, vertretbar und musste noch nichts Übles bedeuten. Aber wie ihre Begleiter gewiss auch, dachte sie unwillkürlich an die gehäuften Gerüchte von Grausamkeit, die keinen Unterschied mehr zwischen den Bewohnern einer überrannten Gegend macht.
Sie warteten und bemühten sich, den Zurufen zu entnehmen, was vorgefallen war.
Es schien, dass noch in der Dämmerung Wachen im Umland auf einen Trupp von Paladinen gestoßen waren, der in Richtung der alten Königsstadt unterwegs gewesen war, und diesen in einen Kampf verwickelt hatten. Nebenbei hatte man noch einen Hof um sein Hab und Gut erleichtert. Die Kriegsbeute sprach dafür, dass wenige Gegner die Auseinandersetzung überlebt hatten. Doch eine Bemerkung, die die Hochstimmung der Angekommenen trübte, betraf Männer des Lichtordens, denen es gelungen war, zu fliehen.
Einigen der Umstehenden schien dies Anlass zur Sorge zu sein, und sie murrten, man solle durch solche Attacken nicht noch mehr auf den Ort aufmerksam machen, an dem sich ihre Streitmacht befand. Andere nickten grimmig und zufrieden, bevor sie zu ihren Feuerstellen zurückgingen.
Uneinigkeit. Die Magierin hob die Teile ihrer Rüstung auf, die sie zum Schlafen abgelegt hatte, und legte sie wieder an. Es war ihr unangenehm, sie über ihren ungewaschenen Leib zu ziehen, aber dieser Morgen ließ keinen Raum für mehr, als schnell einen Schluck zu trinken und eine Handvoll Nahrung herunterzuzwingen.
Auch die Anderen kleideten sich vollständig in ihre Rüstungen. Plötzlich ging Ifrah auf, dass das Lager keine Anstalten machte, sich aufzulösen. Die Menschen gingen zwar umher, schärften ihre Waffen, doch nirgendwo wurden Feuerstellen wirklich verlassen.
Vielleicht warten sie, bis die Anführer entschieden haben, was das Heer tun wird. So weit im Süden lief es in immer größere Gefahr, starken Truppen aus Fadraîs, das es weder überwachen noch erobern konnte, zu begegnen und sich auf allen Seiten angreifbar zu machen, von Verstärkung um so mehr abgeschnitten, je tiefer es den Fuß in das Zentrum der Westmarsch setzte.
Sie glaubte nicht, dass der Lichtorden seine Wehrhaftigkeit bereits erschöpft hatte. Die Westmarsch mochte an zu vielen Fronten gleichzeitig kämpfen, aber es war ein Gebiet sehr alter Ordnung, vertraut mit der Kriegsführung, und die Kunde von dem bedrohlich nah gerückten Barbarenheer hatte Fadraîs sicher längst erreicht.
Wenn die Kriegsherren, sie mied Urels Namen in Gedanken, die Männer ohne Beachtung dieser Tatsachen weiterziehen lassen, wird das Heer in immer unberechenbarere Gegenden kommen, und vielleicht sogar in eine Falle geraten.
‚Hütet Euch vor den Reden von einer Himmelsmacht’,
hatte Leander, der abtrünnige Paladin, zu Menrad gesagt. Die Worte waren hauptsächlich eine Warnung vor der Verblendung gewesen, die den Orden befallen zu haben schien, doch spürte die Magierin erneut das lähmende Kitzeln einer Ahnung.
Hadan hatte ihr auseinandergesetzt, welchen Empfindungen er in Travincal begegnet war.
Ist es denkbar, dass die fadraîsche Obrigkeit ebenso von einem uns noch unbekannten Einfluss beherrscht wird, wie es in Travincal schien?
Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sie Urel sah.
Er kam durch den Mittelweg des Lagers, hin und wieder aufgehalten von Männern, die ihn sprechen wollten, hielt aber stetig auf Bostacs Feuer zu, an dem die Gefährten warteten. Flüchtig entdeckte die Magierin auch die junge Frau in der Nähe, die sie am Vorabend gesehen hatten. Sie blieb jedoch abseits.
Ifrah straffte sich unwillkürlich.
Urel hatte den Lagerplatz erreicht und hielt inne, die Gefährten der Reihe nach ansehend.
Die Bewegung, die durch sie alle lief, offenbarte die neue Unsicherheit.
Der junge Barbar zog seinen Handschuh aus und fuhr sich kurz über das breite Gesicht. Es war ein offenes Zugeständnis an seine Müdigkeit, und vertraulicher gestimmt warteten sie, bis er zu ihnen sprach.
„Bostac hat euch an sein Feuer gebeten, das ist gut“, sagte er. „Mangelt es auch an nichts?“
Hadan schwieg, sich vielleicht kurz besinnend. „Es mangelt höchstens an Auskünften“, gab er zurück. Dann änderte sich sein Tonfall, wurde auf eine Weise bittend, wie Ifrah sie selten von dem Nekromanten gehört hatte. „Um der alten Freundschaft willen – gewähre uns ein Gespräch, Urel. Wir sind noch nicht lange genug wieder im Westen, um die Ereignisse einzuschätzen oder gar zu durchschauen. Wir haben den Osten im Chaos zurückgelassen, und es sind dort... Dinge geschehen, die sich mit herkömmlichem Denken nicht erklären lassen. Hier scheint dies nicht viel anders. Es mag sein, dass wir Berichte für dich haben, die nicht ohne Wert sind.“
Urel zögerte, aber es war schwer einzuschätzen, aus welcher Regung heraus.
„Wir haben wenig Zeit für Kunde aus anderen Gebieten“, sagte er schließlich abweisend. „Die alte Königsstadt ist nah, und es ist ihnen nicht an Verhandlungen gelegen.“ Seine braunen Augen überschatteten sich. „Die Zersplitterung unseres Landes, unserer Leute, haben sie bereits erreicht. Wenn wir in den Norden zurückkehren, erwartet uns keine friedliche Heimat, sondern neues Blutvergießen. Fadraîs hat den Eisenclan und den Clan des Schwarzen Waldes auf seine Seite gezogen, und sie sind nicht die Einzigen.“
Urels Worte begleitete eine solche Verachtung und ein solcher Grimm, dass die Gefährten betroffen verstummten. Er sprach von seinen ehemaligen Brüdern, einstmals respektierten anderen Stämmen seines Volkes, aber es klang nicht mehr so.
„Dann wird der Krieg sich weit über den ganzen Kontinent ausbreiten.“ Hadan hielt den Hünen ruhig im Blick.
„Das ist längst geschehen.“ Urel rührte sich nicht, aber seine Stimme gewann an Härte. „Ihr seid nicht dort gewesen. Ihr habt das Elend der jetzt verfeindeten Gegenden nicht gesehen.“
Es war eine deutliche, fast herrische Zurechtweisung und auch eine Abgrenzung vor Außenstehenden.
Der Nekromant schluckte sie.
„Das mag sein“, sagte er vorsichtig, „und dennoch sind die wahren Schuldigen vielleicht nicht unter unseren eigenen Völkern zu suchen, womöglich nicht einmal“ – er hielt kurz inne – „unter der Menschheit.“
Man konnte nachgerade sehen, wie Zweifel, Wut und tiefe, langsamere Ströme des Denkens auf den Zügen des jungen Barbaren miteinander kämpften. Sich von einem Außenstehenden Rat anhören zu müssen, so behutsam dieser auch vorgebracht war, mochte sich mit seiner Stellung schlecht vertragen, und vielleicht duldete er Hadans Worte nur, weil dieser ein ehemaliger Vertrauter war und keine weiteren Barbaren zuhörten.
„Fadraîs ist der Verursacher der Unruhen“, sagte er dann unbeirrt. „Solange der Orden sich nicht aus unseren Gebieten zurückzieht und an seinem Wahn, den ganzen Westen zu beherrschen, festhält, werden wir nicht weichen. Das schwöre ich beim Blut der Gefallenen.“ Er legte die Rechte dorthin, wo früher sein eines Kurzschwert gehangen hatte. Für die, die seine Bewegung sahen, hatte sie neben ihrer Grimmigkeit auch etwas Schmerzliches. „Ich werde dieser Sache ein Ende bereiten.“
Ifrah fühlte die Anspannung des Augenblicks wie einen Stein in der Leibesmitte.
Ähnlich wie auch das erste Wiedersehen litt das Gespräch unter hundert Unwägbarkeiten, und kaum begonnen, verlief es anders, als sie alle wünschen konnten. Dennoch hätte sie keine anderen Worte gewusst als jene, die Hadan gebrauchte.
Von der Seite sah sie seinen vorsichtigen, zugleich ernsten, bitteren und lauernden Blick. Er schätzte Urel hoch, aber sie ahnte, dass er sich mit den bisherigen Antworten des Barbaren nicht zufrieden geben würde. Als er wieder sprach, wurde es klar.
„Und was ist damit?“ Der Nekromant deutete auf den daliegenden Vorratssack. „Was ist mit der Angst der einfachen Leute vor euren Männern?“ Er äußerte jetzt, was sie alle bedrückte, verwerfend, ob es sich nur um ein Gerücht handelte oder um mehr. „So darf es nicht enden, Urel.“
Die Magierin versteifte sich, als Urel sich sichtbar reckte, finsteren Blickes und mit mahlenden Kiefern. Er ist nicht länger der gutmütige Jüngling, durchfuhr es sie. Ihn herauszufordern, ganz gleich wie unbeabsichtigt, ist gefährlich. Selbst für uns.
„Wie es endet, liegt nicht allein in meiner Hand“, knurrte der Hüne.
„Du bist Kriegsherr“, entgegnete Hadan, dem Ifrah unter äußerlicher Ruhe ebenfalls Anspannung ansah. „So nenne ich dich, und so nennen dich alle, die dich kennen. Aber weißt du auch, welche Namen die anderen Menschen euch geben? Es liegt sehr wohl in deiner Hand, unnötiges Blutvergießen zu verhindern. Du bist groß, aber willst du auf diese Weise in die Annalen eurer größten Krieger eingehen – als Schlächter, der das Blut von Schwächeren an den Waffen seiner Leute duldet, die Höfe überfallen, so dass man sich auch nach Generationen noch an sie erinnern wird?“ Die Stimme des Nekromanten, die zuletzt drängend, beinahe zornig geklungen hatte, wurde wieder ruhiger. „Du hast dich sehr verändert, Freund. Lass es nicht noch schlimmer werden.“
Für die Dauer weniger Lidschläge wurde es sehr still. Alle Geräusche verrannen.
Dann sah Ifrah Urel auf den Nekromanten zutreten und ihn an der Kehle packen, und sie keuchte entsetzt auf.
Ein Schritt trug sie nach vorne, bevor sie erstarrte.
Hadan war ein großer Mann, aber der Barbar überragte ihn noch um ein gutes Stück, und seine Rechte umspannte den Hals des Anderen spielend zur Hälfte.
„Zweifelst du an meiner Gesinnung?“ Das gepresste Knurren des Barbaren fiel schwer in das lastende Schweigen. Von hinten hörte Ifrah Eyas Atem, ein Winseln nur.
Der Nekromant wehrte sich kaum. Lediglich seine Rechte schloss sich um das breite Handgelenk des Barbaren.
„Lass mich los, Urel“, sagte er leise, halb erstickt. Seine weißen Augen waren fest in die braunen des Barbaren versenkt, die ein dunkles Glühen jetzt vollkommen verfremdete.
Ifrah wagte nicht, dazwischenzugehen.
Die Auseinandersetzung war nicht unbemerkt geblieben. Von den benachbarten Lagern blickten Menschen herüber. Manche sahen wieder weg, andere stutzten. Auch die fremde junge Frau war unter ihnen, und ihr Gesicht nur ein blasser Fleck über zu Stein gewordener Bewegung.
Es mochte Erinnerung sein, vielleicht auch eine tiefe, verborgene Verzweiflung, die den Zorn des Barbaren klärte.
Das Glühen erlosch. Langsam löste er die Hand.
Hadan trat weder zurück, noch ließ er das Gesicht seines Gegenübers aus den Augen. „Ich wollte dich nicht beleidigen“, hörte Ifrah ihn sagen. „Auch nicht deine Ehre in Zweifel ziehen.“ Er zog sein Hemd zurecht, das unter dem Griff des Hünen verrutscht war.
Urel stand stumm da. Mit einem Mal wirkten seine Züge müde und seltsam eingefallen.
Ein Zittern überlief Ifrah, als sie ihre Glieder behutsam lockerte.
Da der Andere keine Anstalten machte, ein Wort zu sagen, sprach Hadan ihn erneut an, tastend und mit sichtlichem Bedauern, den alten Gefährten gereizt zu haben. „Es stimmt – wir waren nicht dabei. Wir haben von den Unruhen und dem Leid der Völker hier nur gehört, und noch wenig davon gesehen.“ Die Männer standen jetzt reglos voreinander, beide hilflos in einer Zeit zu vieler Wirrungen, zu drückender Verantwortung. „Aber wir haben Hinweise, dass zumindest im Osten noch andere als menschliche Mächte ihre Hand im Spiel hatten. Nicht zuletzt darum sind wir über das Meer gekommen. Was, wenn es hier auch so wäre?“
Urel, der zuletzt ins Nichts gestarrt hatte, sah den Nekromanten wieder an.
„In den Reden von Paladinen, denen wir begegneten, tauchte eine ‚Himmelsmacht’ auf“, sagte Hadan noch, bevor er schwieg. „Der Plan von einer Einigung des Westens mag Fanatismus sein, ein Aufwallen gegen einen befürchteten Niedergang ihres Glaubens, aber die Eile und den blinden Eifer erklärt dies nicht.“
„Es sind“, entgegnete Urel rau, langsam sprechend, als müsse er mühsam Gewalt über seine Gedanken zurückerlangen, „Dinge geschehen. Einheiten, die nicht weit ins Land zu Erkundungen auszogen... sie kehrten nicht wieder. Als wir Männer hinterherschickten, fanden sie nichts. Garnichts. Seltene Spuren von Kämpfen, aber keine Gefallenen. Und es ist nicht die Art der Lichtkrieger, Tote beiseite zu schaffen. Darum kämpfen wir so weit im Süden, mit den Tapfersten, hier, wo es immer eigenartiger wird.“
Ifrah sah den Barbaren über sie alle hinweg in die Ferne blicken.
„Wir hatten in den letzten Tagen keine Zeit, dieses Rätsel zu lösen“, fuhr er fort. „Die Männer sind unruhig.“ Mit einem Ruck straffte sich der massige Leib des jungen Mannes. „Die Ahnen mögen geben, dass wir nicht sinnlos sterben.“
An den jetzt ruhigeren Mienen der Männer getraute die Magierin sich abzulesen, dass die Gefahr, der Zwischenfall, vorüber war. Die Hitzigkeit wich der Erkenntnis, dass man in aller quälenden Ratlosigkeit und Wut die Gegner nicht unter den eigenen Vertrauten suchen durfte. Sie sind alles, was wir noch haben.
Bevor die Gefährten weitere Worte wechseln konnten, noch während Urel sich erst allmählich wieder den Augen der Umstehenden aussetzte, näherte sich ein Krieger.
Unterdrückte Eile haftete seiner Erscheinung an. Gemäß der Sitte der Barbaren, Verhandlungen durch ihre Obersten nur zu stören, wenn es dringend Not tat, hatte er gewartet, bis die beiden Wortführer der Auseinandersetzung schwiegen.
Jetzt schritt er drängend herbei.
Urel wandte sich ihm zu. Sie tauschten ein paar rasche Worte aus.
Während der Mann einige Schritte zurücktrat, unterrichtete der Kriegsherr die Gefährten.
„Ich muss fort“, sagte er mit wiedererlangter Festigkeit, und nur sein leichtes Zögern war ein Zugeständnis daran, dass er den Austausch aufschieben, aber nicht begraben wollte. „Wachen haben ein heranrückendes Heer gesichtet. Noch ist es eine Wegstunde entfernt, aber es hält direkt auf uns zu.“
Die Gefährten nickten ernst.
Der Hüne ging davon, aber noch bevor er weit gekommen war, verhielt er und kehrte noch einmal zurück.
Wind bewegte sein braunes Haar, und Ifrah meinte, auf seinem Gesicht Bedrückung und versteckten Kummer zu sehen.
Vor Hadan blieb er stehen, fasste aber der Reihe nach alle ins Auge, wie sie dastanden, immer noch im Bann der ersten wahrhaftigen, derb geratenen Begegnung. Er setzte an, brach dann ab. Mit dem Rücken zu seinen Kriegern, in diesem schmalen Augenblick, war er wieder der alte Urel – um Worte verlegen, nicht in der Lage, Empfindungen zu verbergen.
Dann gingen seine Augen zu Hadan, und die Auseinandersetzung mit seinem ältesten Mitstreiter schien ihn schwach zu durchzucken. „Allem zum Trotz“, sagte er gedämpft, „- kann ich auf eure Hilfe hoffen?“
„Bis zum Ende.“ Der Nekromant regte sich nicht. Nur eine Windböe riss an seinem schwarzen Umhang.
Als Urel gegangen war, traten die Gefährten dichter zusammen. Allein Menrad, der, wie Ifrah beobachtet hatte, den Vorfall erst mit ernstem Erstaunen und dann mit wachsendem Interesse verfolgt hatte, hielt sich abseits.
In Hadans Gesicht fand sie etwas, das verschlossenes Nachdenken, aber auch Selbstvorwurf sein konnte. Er würde hier und jetzt nicht darüber sprechen, ahnte sie, doch kleidete er sich nicht in seine alte Unnahbarkeit. Sein Blick war zu Boden gerichtet, seine Bewegungen kamen starr, fast erschöpft.
Er sah erst auf, als sich ihnen erneut eine einzelne Gestalt näherte.
Es war die junge Frau, von der sie vermutet hatten, dass es sich bei ihr um eine Druidin handelte. In der Tageshelle konnte man sie nun weit besser erkennen.
Sie war etwas größer und breitschultriger als Ifrah oder Eya, schlank dabei und dennoch von eben der geschmeidigen Kräftigkeit, die die Menschen des Waldvolkes auszeichnete. Nur auf Höhe ihres Unterleibes wölbte sich die pelzbesetzte Weste, die sie trug, leicht, aber deutlich nach außen, und Ifrah hielt unwillkürlich den Atem an.
Grüne Augen, die in dem gebräunten Antlitz wirkten wie ein unerwarteter Weiher am Rande eines Kornfelds, wanderten zögerlich über die Gruppe.
„Ihr seid... Urels alte Begleiter“, kam es mit einer angenehmen, etwas scheuen Stimme, doch war es keine Frage. Sie wusste es längst.
„Die sind wir.“ Hadan sah sie aufmerksam an, bevor in der Andeutung einer Verbeugung, die ungewöhnlich artig anmutete und seinem Bedauern über den Vorfall entsprechen mochte, den Kopf neigte. „Dies ist Ifrah al Dhakir, das dort Eya, meine Gefährtin, und Menrad Victorin Callist vom Orden des Lichts seht Ihr dort drüben. Mein Name lautet Hadan.“
„Ich weiß“, sagte die junge Frau mit einem leisen, beinahe traurigen Lächeln. „Ich bin Marej... Urels Gefährtin.“ Sie streckte die Rechte aus.
Der Nekromant ergriff sie, sich zuvor den Handschuh abstreifend. Unter Druiden galt es als unhöflich, die bloße Hand des Gegenübers nicht mit der eigenen Haut zu berühren. Er hielt die Rechte der Frau ein Weniges länger fest, als es notwendig war, doch Marej zog sie nicht fort.
Ifrah und Eya taten es ihm gleich. Die Magierin erwiderte das tastende Lächeln auf dem schönen Gesicht vor ihr. Fast augenblicklich fühlte sie, dass sie die junge Frau mochte, und das geschah ihr selten in solcher Weise.
Marej blickte rasch in die Richtung des Lagerweges. Als sie sich den Gefährten wieder zuwandte, war ihr Lächeln verflogen, und ihre Stimme stockte. „Er ist nicht... ihr müsst ihm verzeihen. Die hinter uns liegenden Monate waren finster. So ist er nicht immer.“
„Es gibt nichts zu verzeihen“, sagte Ifrah, die den Wunsch verspürte, die Druidin zu beruhigen, die den Vorfall vielleicht noch ganz anders miterlebt hatte als sie selbst.
„Es war mein Fehler“, fügte der Nekromant hinzu. Marejs sichtbare Bekümmerung und ihre offene Art lösten die Starre, die über ihnen allen lag.
Wenn uns doch mehr Zeit bliebe, dachte Ifrah. Viel mehr Zeit. Aber noch während sie hier standen, geriet das alarmierte Lager zunehmend in Bewegung.
Männer, die ihre Rüstungen prüfend abklopften, schritten vorbei, auch ganze Gruppen, und hielten stetig auf den Nordrand der Ansammlung von Feuern und behelfsmäßigen Schlafstätten zu. Bis zum sicheren Kampf würde es nicht mehr sehr lange dauern, und er warf seinen Schatten bereits auch über ihre Begegnung.
Die Druidin fasste mit beiden Händen nach ihren Oberarmen, als fröre sie. „Werdet ihr die Krieger begleiten?“
„Ja.“ Hadan zog seinen Umhang fester, besann sich dann und legte ihn ab. Ringsum beschleunigten sich die Schritte der vorbeigehenden Barbaren bereits. Das Heer lief zusammen, und von ferner hörte man raue Rufe, die dazu aufforderten. Man würde das Lager nicht mehr abbauen können, es einfach zurücklassen mit den Verwundeten und Kampfunfähigen – das Letzte, was einige der Krieger heute sehen würden. „Was ist mit Euch, Marej?“ Die Frage war zweifelnd, er mochte wie Ifrah etwas bemerkt haben an der jungen Druidin, die ansonsten durchaus wirkte wie eine Frau, die auch zu kämpfen verstand
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf und sah dann zu Boden. „Er erlaubt es mir nicht mehr.“
Der Nekromant nickte. „Gebt auf Euch Acht.“ Dann ging er, um auf dem Lagerweg stehen zu bleiben, und Ifrah sah ihn das Haupt senken, die Rechte um ein Amulett an seinem Hals geschlossen.
Menrad gesellte sich zu ihm, aber die Männer sprachen nicht miteinander. Auch für Marej hatte der Lichtkrieger in seiner Zerrissenheit, zusätzlich betroffen von der Aussicht, ein weiteres Mal gegen seine eigenen Brüder antreten zu müssen, nur einen flüchtigen Blick übrig gehabt.
„Ich ginge gern“, sagte die Druidin leise, als die Männer außer Hörweite waren. Deutliche Qual zuckte auf ihren glatten Zügen. „Aber ich kann nicht. Ich bin schwanger.“
Leben und Tod so nah beieinander. Ifrahs Herz krampfte sich zusammen. Doch nichts davon ließ sie auf ihre Miene, nahm stattdessen die schlaff da hängende Rechte der Druidin und drückte sie.
„Verzweifle nicht“, sagte sie fest. „Wir haben schon viele Kämpfe heil überstanden. Ich werde in seiner Nähe bleiben, das verspreche ich.“
„Ich ebenfalls.“ Eya war hinzugetreten und legte der Druidin die Hand auf die Schulter. Mit raschen Schritten, den Kopf gesenkt, lief sie dann Hadan hinterher.
Widerstrebend ließ Ifrah Marej stehen, und als sie bei ihren Gefährten angelangt war und mit ihnen zum Nordrand des Lagers davonging, wandte sie sich noch ein letztes Mal um. Einsam, rasch kleiner werdend, sah sie die Gestalt der jungen Frau dastehen, still zwischen den erloschenen Feuern.
Die Gefährten hatten vereinbart, ihre Pferde nicht in den Kampf mitzunehmen. Wie die Barbaren würden sie zu Fuß gehen, denn bis dorthin war es ohnedies nicht mehr weit, und die Tiere mochten sie zwischen den Kriegern eher behindern.
Am Nordrand fanden sie keine feste Versammlung mehr vor, nur noch Horden von Barbaren, die ihre mächtigen Waffen, Langschwerter, Äxte und die kürzeren, breiten Kurzschwerter, gezogen hatten und den flachen Hügel hinaufeilten, der das Lager hier begrenzte. Die Luft war erfüllt von Geschrei, das nicht nur von ringsum, sondern stark auch von jenseits des Hügels kam.
Weit über fünfhundert Männer – auf diese Zahl ließ sich die nordische Streitmacht schätzen, die größte Menge barbarischer Krieger, die Ifrah je gesehen hatte. Dennoch wirkte sie in der Weite des Landes verzweifelt klein, ein beachtliches Aufgebot zwar, das sich aber verlor, wenn die Ebene auf allen Seiten zum Horizont hinstürzte. Und noch hatte sie das gegnerische Heer nicht erblickt.
Während sie neben den Gefährten durch das tiefe Gras den Hang hinauflief, links Eya, rechts den Paladin, dessen Gesicht zu einer Maske der Anspannung erstarrt war, bemühte sich die Magierin, ihr rasendes Herz zu beruhigen.
Wenn sie doch nur anstelle ihrer Magie etwas ganz anderes hätte beschwören können – eine Stille, ein Zwingen, das ein weiteres Gegeneinanderfahren des Westens und der aufgestandenen Völker verhindern und sie zur Besinnung bringen konnte. Aber die Hoffnung verrann auf dem unter Fußtritten bebenden Boden, im Zurückrufen der Erinnerungen an alle Hinweise auf die unbeugsamen Absichten der Westmarsch, das Land mit Gewalt unter ihr Banner zu zerren. Und wieder, nah am Kamm des Hügels jetzt, ließ die Ahnung größerer Zusammenhänge sie nicht los, denen sie alle halb blind und fast ohne eine Wahl entgegenstürmten, Narren, weil sie nicht weiter sehen konnten, und doch keine Narren, weil sie den Geschehnissen nicht tatenlos zusehen durften.
Der Kamm fiel vor ihrem Blick ab, den jetzt schon Schweiß trübte, und gab die nächste Ebene frei. Und dort war das gegnerische Heer.
Hunderte. Der Wind riss an ihrem Haar, das sie vergessen hatte zusammenzubinden.
Hunderte von Lichtkriegern, ein Meer von gerüsteten Leibern, von Köpfen, über denen die stolzen Standarten der alten Königsstadt flatterten.
Wenn es Verhandlungen oder auch nur den Austausch von Bedingungen gegeben hatte, war es schon vorbei.
In der widerwärtigen Wärme wurde ihr kalt.
Es war zu spät. Der Kampf war nicht mehr abzuwenden.
Weit vorne entdeckte sie eine vertraute, riesige Gestalt unter den ersten Kriegern des Barbarenheers. Urel. Er schrie noch etwas, seine Stimme trug sich weit über den anschwellenden Lärm, über den beginnenden Sturm. Vielleicht hatte er, der Unterredung mit Hadan eingedenk, versucht, zu verhandeln, zu beschwichtigen. Aber auch das war schon vorüber, und jetzt warf er sich mitten unter die Frontlinie der Lichtkrieger, flankiert von seinen Männern.
Ifrah erinnerte sich an ihr Versprechen, ihn nicht im Stich zu lassen.
Sie blinzelte rennend, den Abhang hinunterspringend, in die Sonne.
Es war so hell, ungeheuer hell auf der Ebene.
Aus dem Paladinheer, das sich jetzt mit dem entsetzlichen Krachen aufeinandertreffender Streitmächte in seine Gegner schob, kam eine gestaltlose Welle, über die Köpfe aller Menschen hinweglaufend, und man wusste nicht mehr, ob der Lärm einen schon taub machte oder ob es seltsam still wurde.
Als Ifrah nach einem letzten Blick auf die lichtübergossenen Gesichter ihrer Gefährten voranstürmte, erreichte die Ahnung sie wieder, heraufbeschworen durch diese Helligkeit. Sie konnte nicht der Sonne allein entstammen, es sei denn, sie hatte sich zu der umkämpften Erde hinabgesenkt, um die zu blenden, die den entscheidenden Kampf ausfochten.
Sie hob die Hand vor die tränenden Augen. Die Luft begann zu singen.
Um Himmels Willen, was ist das. Aber es blieb keine Zeit mehr. Nicht für die drückende Vorahnung. Nicht für Angst. Nicht für das leiseste Zögern.
Zwischen brüllenden Menschen dachte sie an ihr Kind, an das ungewordene Leben in allen Teilen der Welt, und teleportierte.
 
Das ist die erste Geschichte die ich lese, bin noch nicht so lange dabei. Aber das ist wirklich verdammt gut.
 
Ui, ein Geburtstagsupdate! :eek:

Alles Gute für das neue Lebensjahr, Reeba!
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Es ist quälend, daß sich die Gefährten nicht aussprechen konnten, denn beide Seiten müssen unbedingt wissen, was die jeweils anderen in den letzten Monaten erlebt haben. Ich hoffe, sie haben nach der Schlacht dazu Gelegenheit. Besonders Urel muß wissen, auf was die Gruppe gestoßen ist.

Interessant ist, daß wir von den Ereignissen um Urel in etwa genauso weit entfernt sind wie die Gruppe aus dem Osten, auch wenn wir etwas mehr wissen; aber letztlich stehen wir ebenso neben den vieren im Lager und bemerken erstaunt: eine Gefährtin? Schwanger? Kriegsherr? Was war da los? Was ist alles passiert während der Schlacht um Kurast?

Im vorletzten Satz ist dir der Forencode entglitten:

[Um Himmels Willen, was ist das.[/I] Aber es blieb keine Zeit mehr. Nicht für die drückende Vorahnung. Nicht für Angst. Nicht für das leiseste Zögern.
 
danke für dieses super update.

das erste mal glaube ich, dass ich einen kleinen fehler bei dir gefunden habe:

und zwar sibnd in der vorletzten zeile ifrahs gedanken nicht keursiv, da du einen teil des einleitungs-tags vergessen hast.

das war das einzigste was mir negativ aufgefallen ist.

der rest hat die gewohnte (gott sind wir verwöhnt) hervorragende qualität. und wie auch schon gewohnt, freue ich mich aufs nächste up.

Gruß, Helldog

€: jetzt finde ich das erste mal einen fehler bei dir und schon war wieder einer schneller als ich. aber da sollte ich kein problem mit haben.

€2: jetzt habe ich es doch glatt bei all der aufregung über das neue up vergessen: ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!!!
 
Vielen lieben Dank, ihr :)
Die Kursivzeile hab ich korrigiert.
 
juhuuuuuu :)


@ voll super .. leider nix zu kritisieren ^^


und alles gute zum geburtstag :) :kiss:


tigerle
 
Sooo, nach einer halben Woche hab ich die Saqqara-Saga endlich durchgelesen. Echte Augenarbeit, muss ich sagen. :read:

Und ich muss sagen, dass die Härte Urels mich ein wenig erschreckt hat. Ganz anders als noch zu Anfang der Geschichte, wo er hoch im Norden entschied, weiterzugehen. Und nochmals ganz anders als in der GdW-Saga.

Bin schon ganz gespannt auf das nächste Up.

Gruss Segan
 
Alles Gute nochmal, meine Süße!

Und dass du uns zu deinem Ehrentag ein neues Up schenkst, ist umso netter von dir!! Ich habe es wieder mit wachsender Begeisterung gelesen. Es hat mir ja fast das Herz gebrochen, dass sich die ehemaligen Weggefährten so misstrauisch und fremd gegenüber stehen.
„Er ist nicht... ihr müsst ihm verzeihen. Die hinter uns liegenden Monate waren finster. So ist er nicht immer.“
Was hat unser armer, alter Freund in der Zwischenzeit nur mitgemacht? ;(
„Er erlaubt es mir nicht mehr.“
:eek: Marej lässt sich etwas verbieten? Nun gut - wahrscheinlich auch im Eigeninteresse...


Ich danke dir für die Familien-Zusammenführung! :kiss:

:hy: Insidias
 
Herzlichen Glückwunsch nachträglich Reeba!

Und hier eine Anmerkung:

Ich hätte gerne gewußt, was in Menrad vorgeht, worüber er brütet, ich hoffe das kommt irgendwann in den nächsten Updates. Das hat mir jetzt gefehlt.

mfg Scirocco
 
Danke für die Glückwünsche, @alle.
@Scirocco und andere, die Menrads 'Sicht' in diesem Kapitel vermisst haben - ihr glaubt doch nicht, dass ich ihn vergesse? ;) Ich kann nur nicht aus der Sicht aller Charaktere reihum berichten, es muss eine Auswahl geben.
 
Wie der letzte Post ausgenommen meiner is vom 19.2. .............................
HALLO!!! UPDATE WIR WARTEN!!!! *grinzfrech*


Mfg Chaos
 
Hallo Reeba!

hab mich zwar bisher erst einmal hier gemeldet, aber immer fleißig mitgelesen.
Ich hoffe es ist in deinem Interesse, wenn ich deine Story im Forum meines Jahrgangs verlinke und kräftig Werbung dafür mache.
 
HALLLOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO..........................................................................HALLO[Echo]..............................................
Tja genau wie ich ich angenommen hatte nix los hier.......................also langsam wirds happig. *steht sich schon Löcher in den Bauch*


Also wenn sich nich mal langsam hier was tut bin ich beleidigt und les die Story einfach nich mehr weiter *lüg ohne rotzuwerden*!!!!


Mfg Chaos

Ps: Reeba wenn du RL technisch verhindert bist dann entschuldige wegen dem Zwergenaufstand ; wenn nicht.........dann.......*mit dem Finger droh*
 
:hy:
Ich schätze, Reeba ist noch immer RL-technisch verhindert (Prüfung oder so). Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass demnächst wieder ein Update kommt. ;) Denn solch eine Produktivität - mit gleichbleibend super Qualität - habe ich noch nicht gesehen. :kiss:

Eine Formulierung habe ich zum letzten Kapitel, die meiner Meinung nach nicht ganz passt (aber vielleicht habe ich da auch Scheuklappen auf ;)):
Urels Worte begleitete eine solche Verachtung und ein solcher Grimm, dass die Gefährten betroffen verstummten.
Ich finde, 'verstummen' sollte gegen etwas anderes ausgetauscht werden. Als Urel redete, hat doch keiner der anderen etwas gesagt, oder? Ich kann mir die Szene gut bildlich vorstellen, aber sie senken wohl eher die Köpfe, oder der Blick verändert sich, oder sie pressen die Lippen aufeinander.
Wie gesagt, eine Kleinigkeit, zumal ein weiterer Einwand sich beim Nachdenken soeben aufgeklärt hat. ;)

Viel Schaffenskraft weiterhin

Ratopher
 
So, nach langer Zeit habe ich mir wieder ein paar Stunden Zeit genommen und deine Updates gelesen.


Ähm ja, mir gehen die Adjektive aus.


Großartig, wieder dicht und atmosphärisch und stimmig und und....
Nimms als Kompliment :) und nachträglich alles Gute um Geburtstag und viel Erfolg bei deinen Klausuren.


*Hoffe dass das bald wieder besser wird.*


*Verneig*

Grüsse DV
 
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