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The one and only Mucke Thread (Nur Rezensionen)

Na ich hoffe mir gehen nicht die CD´s aus, bevor Du wiederkommst. ^^

Mayhem - Grand declaration of war

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Oje, was hat dieses Album für Kontroversen mit sich gebracht. Für manche waren Mayhem schon nach dem Freitod von Sänger Dead gestorben, für viele erst recht nach dem weniger freiwilligen Tod von Bandleader Euronymus. Tja, aber sie haben weitergemacht. Denn Mayhem sind eine Legende, die stets vom Hauch des Mystischen umgeben sind. Nach den Ereignissen mitte der 90er in Norwegen haben Mayhem einen Teil ihrer DieHard Fans verloren...aber dafür umso mehr neue hinzubekommen. Wieviele dieser Fans aber Mayhem wegen der Musik die Stange halten...ich denke es sind weniger als 10%. Zu den produktivsten Bands gehörten Mayhem sowieso nie, es sind eben die nicht-musikalischen Aktivitäten, die Mayhem zur Legende machten.

Nunja, im Jahre 2000 erschien die vierte reguläre Veröffentlichung der Band (die Demos nicht mitgezählt). Erstaunliche Leistung, schließlich gibt es Mayhem seit 1984. Tja, und was soll man sagen: Es ist wieder komplett anders geworden, als man es erwartet hätte. Typischer Mayhem Style irgendwie.
Das Album beginnt vielversprechend: Ein sattes Riff, Hellhammers famoses Drumwork, aber gemäßigtes Tempo. Sänger Maniac kreischt seine Kriegserklärung ans Christentum vor, im Hintergrund werden Beschwörungsformlen intoniert. Ist mehr ein Intro denn ein "vollwertiger" Song, dafür aber über vier Minuten lang. Aber dann gehts mit "In the lies where upon you lay" so los, wie man es erwartet: Highspeed geknüppel, hauptsächlich von Blasphemer´s Gitarrenarbeit getrieben. Aber nach knapp einer Minute ist das Tempo schon wieder verflogen, von Mid Tempo getragen, trägt Sänger Maniac seinen Text mit normaler Stimme vor; danach wechseln sich Up- und MidTempo weiter ab, Maniac ist dann zweimal zu vernehmen, einmal mit der erwähnten normalen Stimme, zugleich der gleiche Text im Kreischgesang. Klingt recht interessant. "A time to die" ist dann eigentlich so, wie man es erwartet hat...aber nach den vorherigen Songs hatte man wieder doch was anderes im Kopf. Ist auf jedenfall durchgehendes Geknüppel. Nü folgen "View form Nihil" Teil 1 und 2. Teil 1 ist rabiates Gekloppe, Maniac kreist sich wirklich alles aus dem Leib. Teil 2 beginnt mit einem genialen Riffing, trägt sich dann aber im MidTempo weiter. Wieder ist Maniac "doppelt" zu vernehmen. Und nun kommt der...tja...so richtig ungewöhnliche Teil des Albums. Beginnen tut er wieder mit einem Zweiteiler: "A bloodsword and a colder sun" Teil 1 und 2. Teil 1 dient nur als Intro, man ahnt noch gar nicht, was da auf einen zukommt: Chill Out Mugge ala Mayhem! Seichtes Synthie-Drumming, die E-Gitarre meldet sich vereinzelt. Maniac flüster seine Text vor sich hin, es wird mit diversen Soundsamples rumgespielt, auch Stimmverzerrer kommen zum Einsatz. Erinnert ganz ganz leicht an Project Pitchfork. "Crystalized pain in deconstruction" rüttelt einen dann aber wieder richtig wach. Geiles Riffing, klasse Drumming....aber dann doch wieder nicht: Die ersten Gesangsparts sind astreiner Rap-Metal. Auweia. Verzerrter Gesang is auch wieder bei, Gekreische natürlich auch. Mitte bis Schluss wird richtig Schwarzbrenner gezockt. Ist noch der normalste von den ganzen Songs des zweiten Albumteils. Weiter gehts mit "Completion of science in agony Part 1". Der Song ist extrem langsam, wäre die Gitarre anders gestimmt, wärs Doom Metal. Maniac´s Stimme wurde auch wieder heftigst verzerrt, nur die Kreischparts bleiben unberührt. So ab Minute 6 bis zum Ende der achten gibts nur noch Soundsamples mit später einsetzemden Kreischgesang zu hören, dann kommen wieder Gitarre und Drum zum Einsatz. Ultra surreal (auf Mayhem bezogen) sage ich mal. Nun folgt ein Dreiteiler: "To damonion I-III". ´Oh shit` denkt man bein Anfang von Teil 1, dröhnt einem doch eine Roboterstimme entgegen. Doch weit gefehlt, kein Industrial folgt, sondern...tja...auch wieder weit gefehlt: Rock´n Roll! Zumindest zum größten Teil wird ein sehr einfach gestricktes Riff gezockt, Maniac singt auch sehr passend dazu. Aber kreischen tut er natürlich auch wieder, in diesen Teilen ist der Song auch astreiner Schwarzbrenner. Teil 2 beginnt mit einer kurzen, gesprochenen Einleitung, dann ist erstmal Stille im Äther. Und das bleibt auch bis zum Ende des Songs und die ganzen 7 Sekunden von Teil 3 so. Und dann ist man fast durch, es folgt der letzte Song, "Crystalized pain in deconstruction" Teil 2. Kann man eigentlich Instrumental nennen, da nur Gitarren und Drums im MidTempo zu vernehmen sind. Und nach zwei Minuten isses dann auch vorbei.

Tja, kein Partyalbum, ganz gewiss nicht. Und sicher nicht ein Album, das man von Mayhem erwartet hätte. Aber hey: Wann haben Mayhem je das gemacht, was man von ihnen erwartet? Grand declaration of war ist ein "Fuck Limits" Album, defenitiv. Und als solches Gelungen. Neue Impulse haben Mayhem dem Black Metal sicher nicht dadurch gegeben, aber dafür sich selbst. Wir werden sehen was da noch so kommt....und vor allem wann. ^^

Nur zur Info...nach diesem Akbum erschienen bis jetzt 3(!) Live CD´s samt Video, und eine Studio-Compilation, die die ersten 4 Studiowerke inklusive dem hier besprochenen Album beinhaltet. Das nächste Album erscheint dann wohl erst so 2010...vielleicht zeitglich mit dem Patch? :D


The Dead Soul schrieb:
Auch an dieser Stelle nochma Dank an Thorn und Fancy...
ohne euch stirbt dieser Thread...

Wie wo? An welcher Stelle denn noch?
 
Thorngrim schrieb:
Na ich hoffe mir gehen nicht die CD´s aus, bevor Du wiederkommst. ^^

Ach, das packst du schon ;)

So, nochmal was aus der Schweiz:

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Florian Ast - Spitz

Florian Ast ist sowas ähnliches wie der DJ Ötzi der Schweiz. Mit seinem Album "Spitz" hat er es in Toprotationen diverser schweizer Après-Ski Hütten geschafft. Die Mischung aus Mundartrock und schon fast Schlager ähnlichen Elementen kommt eben immer gut an wenn man einen Glühwein in der Hand hält und diverse halsbrecherische Abfahrten in den Beinen hat. Die Qualität der Texte lässt erwartungsgemäss zu wünschen übrig, kleines Beispiel gefällig? *I wot Sex vom morge bis am abig, i wot sex wer mir nid recht git de hät gloge" Denke das versteht man auch in Deutschland. Mal ehrlich, so zwischendurch tut es richtig gut mal das Gehirn abzuschalten und einfach mal ein bisschen rumzuhüpfen. (So als Gegenpool zu Dream Theater und Konsorten) und zu diesem Zweck ist dieses Album bestens geeignet. Sobald man aber wieder nüchtern ist kann man dieses Album getrost wieder für ein paar Monate im Regal verschwinden lassen.

2.5 / 10
 
So, dank Ausfall erst jetzt:

SEPULTURA - Arise

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Mit diesem Album schafften Sepultura den internationalen Durchbruch. Vorher schon als Geheimtip gehandelt, defenierten sie mit diesem Album einen neuen Härtegrad und gaben dem Thrash Metal neue Impulse. Slayer und Metallica gingen zu der Zeit ja aschon ein wenig seichter zur Sache, und so nahmen die Brasilianer die Flagge in die Hand. Wirklich mithalten in Sachen Härte konnten zu dieser Zeit nur die deutschen Vorzeigethrasher Kreator und Sodom.

Arise ist eine gekonnte Mischung aus deathigen Riffs und thrashigen Songstrukturen, die einfach ohne Ende ballert. Schon der Titeltrack und Opener ist eine Mosh-Orgie ohne gleich. Schnell, knallhart, kompromisslos. Eine Gitarrenwand und Doublebass, dazu Max Cavalera´s markerschütternde Stimme. Max ist meiner Meinung nach neben Mille Petroza der beste Shouter des Thrash-Genres gewesen (als Sänger versagen sie beide ^^). Die anderen acht Songs sind genauso derb mitten auf die Fresse, bieten aber auch überraschende Momente: "Altered state" zum Beispiel beginnt mit Tribal-Drums und Flöten, eine erste, leichte Homage an die Ureinwohner Brasiliens. "Under siege (Regnum Irae)" beginnt ebenfalls recht verhalten mit diversen Soundsamples und langsamen Gitarrengängen, dazu ertönt ein verzerrter Chor, sagenhaft. Die Soundqualität ist relativ roh, aber gerade das gibt diesem Album einen unglaublich reinen Geist. Und zeigt, wie ernst es Sepultura zu dieser Zeit meinten.

Arise ist ein defenitiver Pflichtkauf. Nicht nur für Thrash Fans.:top: :top: :top: :top:
 
Behemoth - Satanica

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Auweia. Da muss ich mich ja gleich mehrmals Ohrfeigen. Staubte diese Perle doch fast drei Jahre lang in meinem Schrank vor sich hin! Im Februar 2000 gekauft, einmal gehört, nicht gefallen, als Fehlkauf abgetan, ab in Schrank und Tür zu! Wie dämlich von mir!
Im Zuge der Rezensionen der vier Behemoth Scheiben in diesem Threat bin ich natürlich auch zur offiziellen Behemoth Page geschwommen. Dort dann bei den Downloads das Video zu "Decade of Oepion" gezogen und angeguckt. Heeeeeeeeeeftig! Ultrabrutale Gitarrenwände, Hetzgesang, der Song ist eine geniale Mischung aus Black und Death (das Video ist zudem hochprofessionell). Also gleichmal geguckt, von welchem Album der Song stammt. Und was seh ich: Satanica. Ergo Album rausgekramt und angehört. Und was soll ich sagen: Es ballert ohne Ende. Ich habe keine Ahnung, wie mir dieses Album damals nicht gefallen konnte. Egal, dafür dreht es jetzt Extrarunden im CD-Fach.

So, was wird denn so geboten...acht Songs erstmal. Sieben Highspeedgeschosse und ein MidTempo-Stampfer, besser gesagt. Was jeden Song auszeichnet ist das aussergewöhnliche tighte Gitarrenspiel von Nergal und Kaos, welches äußerst brutal und doch melodisch zu gleich ist. Dazu kommt ausgezeichnetes Drumming von Inferno, und Nergal´s rabiater Gesang. Jener ist mittlerweile vom Kreischen zum Brüllen übergangen, passt zu den Gitarrenläufen auch besser. Man wird beim hören zwangsläufig an die letzten beiden Emperor Alben erinnert. Hier wird Black und Death Metal gekonnt gekreuzt, und das um einiges besser als es die Norweger versucht haben. Und wo es für die Norweger gut war, aufzuhören, ist es für die Polen von Behemoth um so besser, das sie so weitergemacht haben.

Als Hörprobe gibts mal keine Songs, sondern das Video zu "Decade of Oepion".

Fazit: Killeralbum!
 
Disturbed - The Sickness

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"The Sickness" ist das Debut-Album einer amerikanischen Metal-Band aus Chicago. März 2000 erschienen, in Deutschland bei der BMG im Mai 2000 lieferbar geworden und schon im Februar 2001 wieder gestrichen. Heavy Metal und Major Companies - das geht einfach nicht mehr so richtig zusammen heutzutage. Dann ist die CD zu Warner gewechselt, wo man mit P.O.D., Linkin Park und solchen Bands immerhin ein kleines bisschen Erfahrung im Umgang mit Gitarren hat.

"The Sickness" ist eine dieser Platten, die ich mir monatelang nur über MP3s reinziehe, von denen ich dann aber überraschend entscheide, dass ich sie besitzen muss. Was ist das also für eine CD? Wie gesagt, eine Metal-CD ohne große Temposchwankungen. Solide gespielt und produziert, aber ohne spektakuläre Elemente. Heraussticht alleine der Sänger. David Draiman ist ein guter Typ! Er kann zwei Stimmen - eine klare, melodische und eine fast grindende, rauhe - die sich die Songs sozusagen gegenseitig erzählen. Das mag ich. Außerdem können die Jungs ganz gute Songs schreiben - hört mal "Down with the sickness" oder "Stupify" - solche Songs laufen im Winamp-Radio bei Shoutcast.com andauernd.

Wenn man Punkte vergeben müsste, würde ich so etwa 8/10 sagen. Ein Album, das man getrost hören und besitzen kann, aber keineswegs muss. Es ist nicht anzunehmen, dass sich unsere Kinder ehrfürchtig an "Disturbed" erinnern werden. :)

Reinhören kann man hier, mir aber reichen diese Real Audios nicht, also gibt es diese Musik natürlich auch bei Kazaa & Co.

Apropos Kazaa: Hilary Rosen, Chairwoman der US-Musikindustrieinteressenvertretung RIAA, ist zurückgetreten. Sie sei die Frau, so sagt sie, an die man sich als Bezwingerin von Napster immer erinnern werde. :clown:
 
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The Verve - Urban Hymnes

Bevor ich nun auf dieses Album näher eingehe, noch kurz etwas zur (trotz nur drei Alben andauernden) sehr abwechslungsreichen Geschichte der Band, die leider mittlerweile wirklich Geschichte ist. 1989 in Wigan, ihrem Heimatort in Nordengland (deshalb wird die Band auch zuweilen schon mal Wigan's Finest genannt), gegründet, erschien das erste Album, "A Storm in Heaven", erst 4 Jahre später, ohne in der Zeit einen bleibenden Eindruck zu hinterlaßen, auch die Verkaufszahlen ließen wohl eher auf einen typischen Insidertipp schließen.
Dennoch sind einige recht interessante, aber eher psychedelisch angehauchte Songs auf diesem Album zu finden, ein reinhören lohnt sich auf jeden Fall. 1995 kam dann der zweite Streich, "A Northern Soul", der dann mit mit "History" schon einen richtigen Hit zu bieten hatte, welcher vom Arrangement her mit seinen Streicher schon an "Bitter Sweet Symphony" erinnert. Überhaupt schienen die Kompositionen wesentlich ausgereifter und so kann man heuer "A Northern Soul" sicherlich zu den wirklich guten Brit-Rock Alben zählen.

Dann war erst einmal Ende im Gelände. Die Band löste sich einfach auf. Fast wäre der Nachwelt der famose dritte Geniestreich so vorenthalten worden, doch der Sänger und wohl auch Chef der Band, Richard Ashcroft, hatte ein Einsehen: Wie aus dem Nichts kamen sie 1997 wieder, besser denn je. "Urban Hymns" brach in Großbritannien alle Rekorde, belegte monatelang die Topposition der Albencharts und verkaufte sich allein dort mehrere Millionen Mal - und gewann dann auch zu Recht noch den Britaward für das beste Album 1997, neben noch einigen anderen Auszeichnungen.


"Bitter Sweet Symphony" als der Höhepunkt direkt am Anfang, versetzt einen auch gleich in eine sehr melancholische Stimmung. Einer der schönsten Songs, der je produziert wurde. Anleihen von den Rolling Stones sind nicht zu verleugnen, denn die Melodie stammt von ihnen. "Sonnet" ist die vierte Singleauskoppelung, so mich meine Erinnerung nicht trügt. Im Gegensatz zu dem Opener, der doch ein wenig untypisch für dieses Album ist, gibt dieser dann die Richtung vor und fügt sich sehr harmonisch in das Gesamtbild ein, welches vor allem vom Gitarrenspiel Nick McCabes geprägt ist. Rhythmuswechsel gibt es nur wenige, vor allem beim Refrain wird es etwas flotter, ansonsten ist es ein doch eher ruhiger Song.

"The Rolling People" fängt da schon etwas rockiger an, Drums stehen hier mehr im Mittelpunkt, dazu etwas verfremdet klingende Vocals. "The Drugs Don't Work" Ein weiteres Glanzlicht und die mit Abstand bitterste Ballade auf dem Album ist "The Drugs Don't Work". Vor allem der Refrain lässt einem Schauer über den Rücken laufen:

"Now the drugs don't work
They just make you worse
But I know I'll see your face again"


"Catching The Butterfly" ist ein recht mystisch klingender Song. Wieder ist auch hier die Stimme leicht verfremdet. Irgendwie auch psychedelische Einflüsse hörbar. Angenehm ruhig und gut geeignet zum entspannen. "Neon Wilderness", ein recht kurzes Stück, welches ich nicht wirklich herausragend finde, wirkt doch sehr eintönig, ohne tolle Melodie und ist wohl eher als Übergang zum nächsten Song zu sehen. Sehr ruhig und wieder leicht verfremdeter Gesang mit dafür recht hellen Background-Vocals.

"Space and Time" ist dagegen schon ganz anderer Natur. Ein sehr schöner Song, sehr ruhig, mit einer wundervollen harmony-line im Refrain. Passt eigentlich perfekt an diese Stelle, denn es leitet einige Songs ein, die eher im gemäßigten Tempo eingespielt wurden. "Weeping Willow" Klingt wie die logische Fortsetzung von Track No. 7. Nix aufregendes."Lucky Man" dagegen ist ein klasse Song, war auch die dritte Singleauskoppelung und erneut ein Top 10 Hit in England. Ganz geprägt von einer Akustikgitarre und wie immer der prägenden Stimme von Richard Ashcroft. Fantastisches Stück Musik, einer der besten Songs des Albums.


"One Day" ... 1000 Mal gespielt, also auf zum 1001. Mal. Vielleicht ungewöhnlich für diese CD; auf der viele "The Drugs Don't Work" oder "Bitter Sweet Symphony" zu ihrem Lieblingssong auserkoren haben. Für mich ist das hier eigentlich der Song, der über allen anderen steht.Als ich diesen Song das erste Mal hörte, wusste ich irgendwie sofort: das ist es, na ja, und kurz und gut, die Repeat-Taste gedrückt und schätzungsweise den halben Tag nur noch in voller Lautstärke genoßen ... laut kommt das noch besser. Melodisch, tieftraurig, geradezu elgisch,aber irgendwie auch wieder voller Hoffnung, dass es irgendwie doch mal irgendwann eine neue Liebe kommt oder man zumindest wieder wahr nimmt, dass das Leben auch so schönes für jeden bereit hält, wenn man dazu bereit ist.


"This Time" fällt doch leider deutlich ab im Vergleich zum Rest des Albums, zwar sehr langsam, aber doch keine Ballade. Plätschert fast schon sinnlos dahin. Immerhin, man kann es aushalten, ohne gegen die Wand zu laufen, aber mehr als Durchschnitt ist das nicht, eher ein Lückenfüller. Die Befürchtung allerdings, dass die restlichen Songs ab Track No. 11 nur dazu dienen, die CD vollzubekommen, bewahrheitet sich dankenswerterweise nicht. "Velvet Morning" fängt sehr langsam an, nur beim Refrain erhebt sich die Stimme etwas, um allerdings sofort wieder in ruhigere Gefilde abzutauchen. Leicht verfremdete Vocals, langsame Gitarre. Weiß zu gefallen ...


Das zweitlängste Stück auf dieser CD ist den reinen Zahlen nach das längste lautet auf den Namen "Come On". Der Song, ein berauschendes "rockiges" Finale mit kurzen "shout" Elementen (...Come on, playing god, playing god...). Wunderbare Gitarrenarbeit. Mit einem Wort; Wundervoll.

Letztlich bleibt der Eindruck, es hier mit einem Meilenstein der 90er Jahre zu tun zu haben. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack, ein Partyalbum ist es ganz bestimmt nicht, eher geeignet für ruhige und einsame Stunden, in denen man seinen Weltschmerz verarbeiten will oder sich einfach nur diesem hingeben möchte. Für alle, die Angst davor haben, depressiv werden zu können: Finger weg.

Die Höchstwertung für ein phantastisches Album, dass den Zeitgeist getroffen hat. Ähnlich eingeschlagen haben in jenen Tagen damals nur Radiohead und etwas später Coldplay. Diese seien denn auch genannt als, im weitesten Sinne und unter Vorbehalt, in einem ähnlichen Genre wildernde Bands: intelligente Popmusik mit Tiefgang, die zum Nachdenken anregt.
Schlußendlich bleibt fantastische Musik ... und allein darauf kommt es an.

10/10

Hörproben
 
@DeadSoul
Ich bin in der Lage zu erkennen, dass Bands wie Coldplay keine schlechten Bands sind, aber ich würde den Teufel tun, mir deren Platten zu kaufen. Rockt einfach nicht.

Ganz anders als diese:

AC/DC - High Voltage

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Ein guter Freund hat vor ein paar Jahren seine - ca. 500 Artikel umfassende - CD- und Plattensammlung verschenkt. Eine hat er behalten. Welche? Klar, die erste AC/DC. IMHO eine ganz hervorragende Wahl. Natürlich ist es schwer zu sagen, welche die beste AC/DC von allen ist. Man kann sich erst mal auf Bon Scott als Sänger committen, dann fällt allerdings die erstklassige "Black in Black" weg. Aber gut. Bleiben "High Voltage", "Dirty Deeds", "Powerage", "Let there be rock" und "Highway to hell".
"Highway to hell" scheidet aus, weil sie zu erfolgreich war. "Let there be rock" hatte ein paar schwache Songs. Sich zwischen
"Powerage" - ich liebe sie! -, "Dirty Deeds" und "High Voltage" zu entscheiden, ist praktisch unmöglich, also nehmen wir die erste, denn die erste ist immer die beste (:hy: Fancything).

"High Voltage", erschienen 1974, 75, oder 76 (je nach Land) ist eine Rockplatte. Kein Rock'n'Roll, kein Metal, nein, es ist Rock. Bluesige Riffs, gerade Basslines, Bumtack von den Drums - keine Überraschungen. Wenn man allerdings die Sache im Detail betrachtet, wird's schwierig. Wer von euch Gitarre spielt und schon mal versucht hat, das Riff von "TNT" so grooven zu lassen, wie Malcom Young es grooven lässt, weiß, wovon ich rede. AC/DC groovt wie die Hölle! Das Verdienst gebührt der Rhythm Section genauso wie den Gitarren. (James Hetfield hat mal auf die Frage, welchen Rhythmus-Gitarristen er für den allerbesten hält, gesagt: Malcolm Young, denn der können nicht nur ultra-rhythmisch spielen, sondern auch noch dabei saufen).

Was sollte man hören von dieser Platte? (Ich würde sogar sagen, was muss man kennen!): "TNT" - klar, eine Hit-Single. "Little Lover" - keine Frage, Bon Scott hat die Frauen verehrt!. "The Jack" - noch heute im Live-Programm - eine überragende Bluesnummer mit einem wundervollen Text, der zwischen Kartenspiel- und Syphilis-Metaphorik hinundherschwingt. "She's got Balls", "Live Wire" - großartige Rocknummern!

In den 80ern, als ich AC/DC ein paar Mal live gesehen habe, waren dann und wann irgendwelche Kirchenjünger vor den Halleneingängen und wollten den Anwesenden verklickern, dass AC/DC (Anti christ - death to Christ) eine satanische Band sei. Ich glaube, dass es kaum eine weniger satanische Band als diese gibt. Hier spielen ein paar Jungs Rockmusik und in den Texten geht es um 'getting drunk, stoned, beat up, and laid.' That's it.
 
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Talib Kweli-Quality

Das neue Hammer-Album von Kweli.

Tracks:

1. keynote speaker
2. rush
3. get by
4. shock body
5. gun music feat. cocoa brovaz :flame: Absoluter Burner
6. waitin' for the dj feat. bilal
7. joy feat. mos def :top: braucht wohl eh keinen Kommentar
8. talk to you feat. bilal
9. guerrilla monsoon rap
10. put it in the air feat. dj quick
11. proud
12. where do we go feat. res
13. stand to the side feat. novel & vinia mojica
14. good to you
15. won't you stay feat. kendra ross


Ich empfehle JEDEM, der auch nur ein gaaanz klein bisschen Hib Höb höhrt diese Platte/CD zu kaufen... Wer Talib mag wird von Quality begeistert sein.
 
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Apocalyptica - Reflections

Das neue Album der finnischen Cello-Rocker. Nach dem Zusammenschrumpfen auf nur noch 3 Cellisten Eicca Toppinen, Perttu Kivilaakso und Paavo Lötjönen haben sich die klassisch ausgebildeten Finnen nach "neuen" Wegen umgeschaut, das Ergebnis ist die Zusammenarbeit mit 2 Schlagzeugern und einem Komponisten musikalisch zusammengeführt in diesem neuestem Album.

Wenn man die CD einlegt, wird man nahezu überrumpelt. Ein sehr dynamischer lauter und überraschender Anfang lassen gleich das Konzept der neuen Platte erahnen: nicht mehr reine Melodien sondern nun auch ordentlich Beat dahinter - die Drummer zimmern voll rein. Jedoch ist Prologue (Aprehension) in meinen Augen nicht wirklich sehr gelungen. Die neue Linie mit dem Schlagzeug hört sich anfangs überraschend neu und gut an, man merkt jedoch hier früh das das Schlagzeug bei der eh sehr schnellen Melodie sehr treibt. Die ruhigeren Teile sind gut anzuhören werden jedoch immer vom überdynamischen Thema eingeholt.

Lied 2 heißt No Education und hier ist die Mischung aus Schlagwerk und Streichern extrem gut gelungen! Das Schlagzeug gibt auch hier wieder dynamisch den Takt an, jedoch nicht so Dominant wie in "Prologue". Des Weiteren bremst das langsamere, für Apocalyptica typischer klingende Thema zusätzlich ab. Wer Apocalyptica kennt, findet sich in der guten Qualität der Mischung aus den Cellos wieder und freut sich über den sonst fehlenden Beat der vergangenen Alben. Neue Hörer dürfte der Cello-Rock ein völlig neues Gebiet in der Musik eröffnen.

Das dritte Stück wird von Apocalyptica selber als Herzstück des Albums gesehen und ist ein wirkliches Meisterwerk. Es steht im krassen Gegensatz zu den ersten beiden Stücken und bietet etwas für Apocalyptice noch nie dagewesenes: Das Zusammenspiel mit einem Klavier. Hier wird sehr deutlich die Zusammenarbeit mit dem Komponisten deutlich. Ein langsames und sehr melodisches Klaviersolo leutet "Faraway" ein, nach und nach setzen die Cellis dazu ein, die Klavierstimme wird auf die Dreiklänge erweitert und später kommen noch die Schlagzeuge dazu. Ein stück das zum Entspannen und Staunen einlädt.

In "Somewhere around nothing" gehts dann wieder dynamischer zu. In gewohnter Apocalyptica Manier werden die Cellos geradezu gequält und hören sich dadurch fast wie normale Gitarren an. Dieses Stück bietet den typischen Apocalyptica-Standart, ein dynamisches Thema auch hier wieder gut unterlegt mit einem Schlagzeugbeat, das in diesem Stück durch geile Fills begeistert. Auch die verzerrten Cello Stimmen fehlen in diesem Stück, welche ja bei Apocalyptica gerne zum Einsatz kommen und einigen Stücken daher einen fast "kranken" Touch verleihen :D .

Stück Nr 5 ist dann "Drive". Es besticht durch sein eindringliches Thema und die diesmal höher liegende Melodiestimme. Bass und Schlagzeug halten sich sehr zurück und der melodische Aspekt kommt wieder sehr gut durch. Dieses Stück erinnert noch stärker an die früheren Stücke von Apocalyptice und man hört die klaren Vorteile der dazugekommenen Schlagzeuge.

In "Cohkka" und "Conclusion" geht es wieder ruhiger und melodischer zu. In gewohnter Weise wird in "Cohka" über ein melodiespielendes Cello gut Spannung im Stück aufgebaut, während die begleitenden Cellos mal einen beunruhigenden fast bedrohlichen (gerade der Bass) und mal einen friedlichen Eindruck vermitteln. "Conclusion" ist einer persönlichen Freundin der 3 gewidmet (Laura laut Booklet). Hier wurde komplett auf andere Instrumente verzichtet und die Cellos spielen ganz alleine die sehr langsame und fast deprimierende Melodie. Wie man es von melodischen Stücken Apocalypticas gewohnt ist, ist die Stimmung melancholisch schön und man genießt einfach die sanft eingespielten Töne des Leit-Cellos.

"Resurrection" - Auferstehung ist der Titel des achten Stückes von Reflections, etwas unpassend wie ich finde denn das Stück beginnt mit einer harten durcgezogenen Basslinie die wirklich düster klingt und den Titel nicht vermuten lässt. Das Stück besticht wieder durch die neue sehr gute Mischung aus Percussion und Cellos so wie "No Education". Kennzeichnend für dieses Stück sind die immer wieder auftretenden Off-Beats der Schlagzeuges und des Bass-Cellos und der Verzerrtheit in einigen Teilen des Stückes.

"Heat" macht seinem Namen alle Ehre: eine starke Basslinie leitet das Stück ein und die Cellos verleihten dem Stück einen mystischen Charakter, passend zu der Mythik des Feuers, welche schon seit Urzeiten andauernd. In diesem Stück werden die Schlagzeuge auf einmal durch ihre Drumms mit Melodieträger, was diesen Effekt noch weiter unterstützt. Dadurch wirken die Schlagzeuge dominanter als sonst, unterstützten aber durch ihr langsameres Tempo den eben angesprochenden Effekt.

"Cortége" beginnt zunächst wie man es von Apocalyptica gewohnt ist: mit einem melodischen, aber melancholischen Cello-Intro. Dieses schlägt aber urplötzlich in die neu eingeschlagene Linie von Apocalyptica ein. Schlagzeug und Bass setzen temporeich ein und übernehmen die Führung des Stückes. Was völlig überraschend für den Höhrer kommt hört sich einfach geil an. Die Dynamik dieser Explosion wird dann durch Verlangsamung des Tempos herausgenommen und findet sich wieder in einem sehr düsteren melodischen Teil wieder, der von einem ganzen Streich-Orchester gespielt wird und langsam ausklingt.

Zu "Pandemonium" kann man nicht viel mehr sagen, als dass sich auch hier wieder die gelungene neue Mischung aus Schlagzeug und Cello zeigt. Apocalyptica hat wirklich gut daran getan sich nicht mehr auf ihre kleine Klangwelt zu beschränken sondern sich für neues zu öffnen.

"Toreadeor II" ist wie der Titel schon sagt die Weiterführung des Apocalyptica Stückes Toreador. Die düstere und schwerfällige Basslinie würde einem schnellen dynamischen Thema gemixt und gibt eine sehr geile Mischung. Wenn man die beiden Toreador Stücke vergleicht lässt sich sehr gut hören, was an Apocalyptica alles neu ist und was beibehalten wurde...

Mit "Epilouge (Relief)" endet das Album in einer schön ausklingende Melodie. Ohne großes Trara wird die wieder melancholisch schöne Melodie von den Cellisten vorgestellt und beschreibt einen gelungenen Abschluß des Albums Reflections.


Ich habe mir diese Platte am Montag gekauft, gerade als sie rausgekommn ist und höre sie seitdem täglich rauf und runter. Gerade durch die neue Mischung mit Percussion ist sie für mich das bisher beste Album von Apocalyptica und ihr Geld in jeden Fall wert

10/10 ohne jeden Zweifel

EDANTS
 
The Cure - Seventeen Seconds

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Ein Konzeptalbum von The Cure, das den Grundstein für eine steile Karriere gelegt hat. Hiermit begannen die Klänge depressiver und düsterer zu werden, nach dem Einstieg mit softem Punk. Der Weg zum Dark Wave war geebnet. Die Platte ist relativ kurz, aber erzählt trotzdem eine Geschichte, die perfekt
von der Musik unterlegt wird. Überdies enthält sie einen Titel, der in den 80ern in allen Clubs gespielt wurde und nach und nach zum
Kultsong mutiert ist.

1.
A Reflection ist ein kurzes Piano-Intro, das wie der Beginn einer dramatischen Geschichte klingt.

2.
Die Platte beginnt schwungvoll mit Play for Today, einem Smash-Hit, der mit Drum-Beats und Akustikgitarre als Taktgeber sowie darauf folgendem Bass als Melodieführer das erste Highlight der Scheibe markiert. Diese Konzept wird im Grunde auf der ganzen Platte vollzogen. Klatsch-Geräusche im Hintergrund
und der allgemein intrumentierte Aufbau des Songs vermitteln das Gefühl, in einer Vorstellung zu sitzen, die nun beginnt. Textlich macht Robert Smith keine Gefangenen. Er erzählt von Jemandem, der es satt hat, nett und zuvorkommend zu sein, da ihn ohnehin nur Enttäuschungen erwarten. Das Mädchen, um das es geht, ist austauschbar, nur eine Rolle im heutigen Stück, dem "Play For Today" eben. Erst die folgenden Tracks bilden das Stück, womit sich dieser Song etwas Abstand zu dem Rest des Klangwerks verschafft und atmosphärisch andersartig rüberkommt.

3.
Secrets führt in die Geschichte sanft, aber bestimmt und mysteriös, ein. Ein neuer Drum-Beat gepaart mit leisem Flüstergesang und einem lauteren Echo erzeugt eine gehimnisvolle Stimmung, die durch den Einsatz des Pianos noch verstärkt wird. Das Lied erzählt von einer Affäre mit einer geheimnisvollen Frau. Erst nach mehrmaligem Hören erschliesst sich dieser Song als ein weiteres Highlight der Platte und geht durch seine prägnante Melodie, die mysteriösen Chants und den langsamen, meditativen Aufbau für lange Zeit nicht mehr aus dem Ohr.

4.
Mit In your house wird das bisherige Konzept der Melodieführung weiter aufrechterhalten. Dies ist ein weiterer eher langsamer Song, passend zur Stimmung, denn der Text erzählt von der Einsamkeit der Hauptperson, die alleine in dem Haus des mysteriösen Mädchens spielt. Ebenfalls eins der Lieder dieser Platte, das sich erst bei mehrmaligem Hören als ein kleiner Klassiker entpuppt. Musik und Atmosphäre passen auch hier wieder fast perfekt zusammen. Die Übergänge zwischen den Strophen weisen schnellere Bassläufe auf.

5.
Der nächste Track heisst Three und ist ein semi-Instrumental mit relativ unverständlichem Gerede im Hintergrund. Eine knappe Minute Tastenschläge später setzt der Rhythmus dieses musikalischen Intermezzos ein, der leicht verzerrt nach vorne spielt. Ein schnelleres Stück, das von einem doomigen Bass und
konstantem Drum-Beat begleitet wird und gegen Ende wie das Ticken einer bedrohlichen Uhr klingt, bevor es unvermittelt abbricht.

6.
Die Stunde hat geschlagen, The Final Sound ertönt und kommt scheinbar konzeptlos und unheilverkündend daher. Schräge Piano-Töne erzeugen eine bedrohliche, morbide Stimmung und lassen auf den Höhepunkt der Platte hoffen. Man erhält den Eindruck einer gigantischen Uhr, die gnadenlos zum Untergang ertönt.

7.
Nun folgt das eigentliche Kernstück der Platte, der Song, der ein Klassiker dieser Band werden würde. A Forest beginnt verhalten mit dem leisen Anklang der Hauptmelodie. Nach ziemlich genau einer Minute setzt der bekannte Drum-Beat ein, der diesmal mehr als jeher wie aus der Konserve klingt. Anders
als bislang spielt nun die Akustikgitarre die Melodie und der Bass gibt den Takt-Background vor. Der Gesang - der leicht nachhallt, um den Eindruck eines dichten Waldes zu erwecken - passt sich perfekt in das Sound-Gerüst ein. Zwischen den einzelnen Strophen zieht das Tempo an, um das Herumrennen im Wald
stimmungsvoll auszudrücken. Der Song wirkt durchgehend wie aus einem Guss, ein Meisterwerk der Eingängigkeit, gepaart mit Atmosphäre und Vielschichtigkeit.
Ein Klassiker durch und durch eben.
Die folgende Textpassage ist darüberhinaus eine gute Zusammenfassung des konzeptualen Inhalts der gesamten Platte:
"Suddenly I stop
But I know it's too late
I'm lost in a forest
All alone
The girl was never there
It's always the same
I'm running towards nothing
Again and again and again"
Der Jemand rennt der geheimnisvollen Frau hinterher, aber er findet sie nicht, da sie nicht existiert.
Wieder einmal hat er sich täuschen lassen. Nicht ist real. Er spielt nur ein Stück, das nichts mit seinem Leben gemein hat, in seiner Fantasie. Symbolisch für seine vergebliche Suche nach Liebe, Zuneigung oder Anerkennung generell.
Man muss dazu sagen, dass dieser Song am besten live rüberkommt, da man sich dort nicht eines Drum-Computers bedient. Die Akustik-Version klingt wie eine moderne Verpackung des Songs, der dadurch zwar seine Urtümlichkeit und den kultigen Sound verliert, aber ungeheuer an Melodiösität gewinnt. Lohnende Variante.

8.
M bringt schon wieder fast so etwas wie eine beschwingte Stimmung in das zunehmend dunkler gewordene Album hinein. Ein groovy Akustik-Rhythmus führt mit einem angenehmen Tempo durch diesen heimlichen Klassiker der Platte. In diesem Stück spielen 2 verschiedene Akustik-Gitarren, womit der Song vielschichtiger rüberkommt. Abermals erzeugt die Musik gepaart mit dem Gesang eine gewisse Atmosphäre. Der Jemand macht seiner Enttäuschung Luft, er reflektiert über die Illusion, der er aufgesessen ist. Hinter A Forest und Play For Today mein Lieblingsstück der Scheibe.

9.
Mit At Night erfolgt die Rückkehr zur depressiven Stimmung. Ein einigermassen frischer Drum-Beat und melancholische Akustik-Führung bildet den Auftakt des Songs. Kurz darauf erhebt sich der relativ leise und depressive Gesang von Robert Smith. Nach der ersten Strophe erfolgen leicht dommige Bass-Streiche.
Dieser Song ist exakt genauso lang wie A Forest und besitzt in etwa die gleiche Stimmungshaltung. Ein weiteres Highlight nach mehreren Durchläufen, das textlich wiederum das Thema Einsamkeit abhandelt.

10.
Ein schleppender Drum-Beat und das seit A Forest umgeschlagene Konzept von Akustik-Führung und Bass-Takt führt in Seventeen Seconds, Namensgeber und letztes Stück der Platte ein. Die Geschichte ist vorüber, dieser Track ist vergleichbar mit einem Abspann. Man lässt nochmal die Platte Revue passieren und depressiv ausklingen. Während der Gesangspassagen zieht das Tempo der Akustik-Führung ein wenig an. Der Song endet abrupt mit dem Abbruch des Drum-Beats.

Insgesamt ist diese Platte der Grundstein einer neuen Ära der Musikgeschichte und ein essentielles Album von The Cure. Das Konzept wird konsequent musikalisch untermalt und sowohl Musik wie auch Text sind gleichermassen anspruchsvoll. Es gibt bessere Platten von The Cure, aber diese gehört auf jeden Fall zu den oberen Drei. Nicht alle Lieder haben Hitcharakter - die instrumentalen Stücke passen zum Gesamtkonzept, markieren aber natürllich keine Höhepunkte - aber mit A Forest, Secrets und Play For Today sind 3 Klassiker gesetzt, sowie mein heimlicher Favorit M. Die Produktion ist für damalige Verhältnisse sehr gut, nach heutigen Maßstäben klingt sie ein wenig veraltet.

Fazit: 9/10
 
hehe, ich habs doch mal wieder geschafft etwas zu reviewen. Mein Deutsch ist etwas eingerostet aber egal...:D


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Nick Cave & The Bad Seeds - No More Shall We Part

Bis vor kurzem kannte ich Nick Cave nur vom hoerensagen. Klar das Duett mir mit Aussie Chick Kylie Minogue kennt vermutlich jeder und "Where The Wild Roses Grow" ist auch ein toller Song, aber was einem auf diesem Album erwartet uebertrifft das ganze locker. Ich hab mir diese CD nur so aus einer Laune, oder besser gesagt Langeweile gekauft (wenn man mit drei Frauen shoppen geht braucht man einfach irgend eine Beschaeftigung ;), und zum Glueck hatte ich meinen Diskman dabei ). Da haue ich also diese Scheibe rein, eigentlich voellig ahnungslos was mich da erwarten wuerde. Es begint mit ein paar Gitarrenakkorden und dazu ein bischen Pianogeklimper, klingt irgendwie nach Radiohead zu OK Computer Zeiten. Und dann DIESE Stimme ! Die zieht einem einfach in einen Bann und dieser laesst einem bis zum Ende nicht wieder los. Er zieht sich durch 12 duestere und unglaublich melancholische Songs. Das Album drueckt maechtig auf die Stimmung und ich habe es schon nach den ersten paar Minuten des Openers "As I Sat Sadly By Her Side" bereut dass ich die CD auch nur aufgelegt habe. Meine Stimmung sollte sich bis zum naechsten Morgen nicht mehr heben, sprich mir war einfach nur noch zum Weinen zu mute.

"No More Shall We Part' ist definitiv ein Album fuer die verschissenen Seiten des Lebens, die Freundin hat dich verlassen? Job verloren? Oder gehts dir sonst irgendwie beschissen? Leg NMSWP auf, lass deinen Gefuehlen freien Lauf, lass alles raus und du wirst sehen dass es dir gleich etwas besser geht.

Das Album lebt groestenteils von der unglaublichen Presaents von Cave's Stimme und seinen Pianoklaengen die mal klassisch, mal jazzig daherkommen. Allerdings vermisst man ein bisschen mehr Abwechslung und die Songs sind groesstenteils etwas sperrig zu Beginn (dies ist nicht unbedingt negativ zu verstehen) und sind nicht unbedingt jedermanns Sache, aber wenn man sich Zeit nimmt und die richtige Stimmung mitbringt ist es ein wahrer Genuss den Cave'schen Klaengen zu lauschen.

9 / 10
 
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Chris Cornell - Euphoria Morning

Nachdem sich Soundgarden 1997 auf dem Höhepunkt ihrer zwölfjährigen Karriere auflösten, führt Chris Cornell mit seinem ersten Soloalbum deren Tradition des Brechens mit üblichen Genres weiter. Euphoria Morning ist ein grandioses Debut, das durch perfekte Studiotechnik besticht und digitale Produktion aufs Angenehmste mit dem warmen Klang eines analogen Equipments verbindet.

Dieser Sound verschafft sich im Opener "Can´t Change Me" auch gleich den zu beanstandenden Raum; Gross, üppig und samten legt sich der Klang wie eine Decke um den Hörer. War Cornell bei Soundgarden mehr ein Instrument im Ganzen (die Texte die er schrieb wurden meist der Musik auf den Leib geschneidert) so ist es jetzt das genaue Gegenteil. Er schreibt die Musik passend auf die Texte.

Daraus resultieren bittersüsse, einfache und kummergeschwängerte Zeilen, wenn er beim Tribut an den viel zu früh gestorbenen Jeff Buckley, "Wave Goodbye", singt: "When you miss somebody, you tell yourself a hundred thousand times nobody ever lives forever." Zeilen, aus dem Bauch heraus aufs Papier gebracht. Wie auch beim Song "Sweet Euphoria", in dem sich Chris Cornell nur mit seiner Akustik-Gitarre präsentiert; filigran und schön: "Touched and broken are the things you love, using stars to light you candles."

Titel wie "Mission" fördern aber auch seine Hardrock-Wurzeln zu Tage und unterstreichen seinen Spass an technischen Spielereien. Über allem aber schwebt Cornells Stimme. Ob im bluesgetränkten "When I´m Down" oder dem opulenten "Disappearing One": Verschiedenste Gesangsstile, eine nahezu gleitende Stimme und gefühlvolle Lyrics machen den Reiz dieser Platte aus. Chris Cornell schafft es, den essentiellen Punkt, das gefühlsmässige Moment in Musik perfekt rüberzubringen und beschert uns mit Euphoria Morning ein vertontes Stück seiner Seele. Nicht überwältigend groß...aber auf dem richtigen Weg dorthin.

7,5/10

Hörproben
 
The Cure - Disintegration

(das Cover ist eigentlich blau und nicht grün wie hier abgebildet)
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Mit diesem Album ist The Cure zweifellos ein konzeptueller Meisterwurf gelungen. Dem Album liegt der typische Mix aus Gitarre, Drums und Keyboards zugrunde, der The Cure musikalisch seit Seventeen Seconds begleitet. Es geht hauptsächlich um eine gescheiterte Liebe und über die Dauer des Albums stellt Robert Smith sich selbst die Frage, warum diese Liebe gescheitert ist.
Dabei beginnt er mit dem Intro Plainsong gereadezu ephorisch, doch irgendwie trotzdem bedrückend. Die nachfolgenden Songs werden zunehmend melancholischer und/oder düsterer. Nachdem die Dose musikalisch geöffnet wurde, folgt nun feinster Beinahe-Pop. Pictures of You wird breit eingeleitet (der Radio Edit nimmt diesen Part einfach raus), startet dann mit einem sehr bekannten Song von The Cure. Mir gefällt die Mischung aus sanften Pop-Klängen, dem bedächtigen Tempo und den klagenden Vocals sehr gut. Das folgende Stück Closedown klingt leicht schräg und jammernd und wirkt wie ein Versatzstück zwischen den beiden Liebesliedern Pictures of You und Love Song. Der Love Song hat einen schlichten Liedtitel, aber es ist ganz einfach ein vollkommenes Liebeslied. Mit wenig Worten drückt Robert Smith ein Höchstmaß an Liebe aus. Der Refrain ist schon nahezu grausam eingängig. Ein Stück, das noch kürzer wirkt, als es wirklich ist. Auch wieder nahe an der Grenze zu Pop und Mainstream. Nach dieser Ode an die Liebe wird der Hörer mit Last Dance nun erstmals in die düsteren Gefilde hinabgerissen. Robert Smith jammert sich den Tränen nahe durch diesen Song, der sehr langsam daherkommt. Trotzdem ein heimlicher Hit nach mehrmaligem Hören. Dieser Tiefpunkt wird abgelöst durch das vielleicht bekannteste Stück überhaupt auf diesem Album, namentlich Lullaby. Der Song ist sehr experimental, die Vocals werden streckenweise nur geflüstert. Eine eingängige Melodie und ein Beigeschmack von Doom verfeinern diesen Track und lassen ihn zum Klassiker werden. Oft und gerne gecovert. Was folgt, ist einer meiner Lieblingssongs des Albums. Fascination Street zieht das Tempo an und schmettert für The Cure Verhältnisse leicht Industrial drauflos. Eine breite Intonierung sorgt für Vielschichtigkeit im Mittelpart. Der Song endet dämlich, aber ist über die gesamte Strecke ein Favorit. Nachdem dieses Stück etwas Böses hatte - man achte auf den Text - wird mit Prayers for Rain wieder tief in die Depri-Kiste gegriffen. Langsame düstere und tiefe Töne erklingen, darüber die klagende Stimme Robert Smiths.
Die Grundstimmung senkt sich zum Ende des Albums hin immer weiter und ufert in The Same Deep Water As You, einen über 9 Minuten langen Sterbeakt der Emotionen, begleitet von unablässigem Regenprasseln und einem schleppenden Taktgerüst, bevor mit dem ebenfalls epischen Disintegration der Groove wieder ausgepackt wird. Beide Songs haben ihre Glanzseiten. Ersterer ist an Melancholie kaum zu überbieten, aber nach einigen Durchläufen ein ganz wichtiges Stück des Albums, das durchaus variabel ist. Das Titelstück hingegen ist vom Text her nicht weniger düster, aber musikalisch bringt es den gewissen Groove rein, der den Song über die gesamte Strecke hinweg nicht zum Langweiler verkommen lässt.
Die beiden abschliessenden Stücke wollen lange Zeit nicht so recht homogen rüberkommen. Es fällt wirklich schwer, sie aus dem Gedächtnis in der Reihenfolge einzuordnen. Homesick ist eine Keyboard-lastige Erinnerung an vergangene Zeiten mit tiefgestimmten Vocals. Untitled beendet dieses geniale Album schliesslich mit einer final wirkenden Melodie, die geprägt ist von Robert Smiths Bedauern der Geschehnisse.
Was bei der Betrachtung des Konzepts auffällt, ist, dass Robert Smith der verflossenen Liebe verschiedenee Gesichter gibt. In Pictures of You ist man sich nicht sicher, ob die Partnerin nicht vielleicht sogar verstorben ist. Im Text wird sie als "stone white so delicate, lost in the cold" beschrieben. In Last Dance scheint sie weggegangen zu sein, Lullaby könnte als schlechtes Gewissen gewertet werden. Aber wofür? Die Antwort folgt mit Fascination Street, wo man sich des Gefühls nicht erwehren kann, dass er handgreiflich geworden ist, ja, sie vielleicht sogar umgebracht hat? Zumindest symbolisch. Er scheint sich nicht sicher zu sein. Prayers for Rain und The Same Deep Water As You sind sein persönlicher Tod, emotional gesehen. Dabei gibt er seiner ehemaligen Partnerin in letzterem Song die Schuld. Disintegration porträtiert ihn als Schweinehund, der seine Liebe vergrault hat, sie belogen und betrogen hat ("pictures of trickery"). Homesick erinnert an die alten Zeiten, und zwar an die eher frivolen Seiten der Beziehung, wohingegen Untitled letztlich nur noch Bedauern ausdrückt. Ein Wechselbad der Gefühle ist dieses Album also. Man könnte vermuten, es ist die Art und Weise mit der gescheiterteten Beziehung fertig zu werden, indem man dem Trennnungsgrund verschiedene Gesichter gibt (Tod der Partnerin unverschuldet oder durch eigenes Verschulden, Weggang unverschuldet oder durch eigenes Verschulden, einvernehmliche Trennung wie in Last Dance). Alles ist dabei. Und alles musikalisch prima umgesetzt. Man kann sich aussuchen, was man haben will.

Rundum gelungen und daher 10/10. Neben Pornography das beste Album der Truppe.
 
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Amen - We Have Come For Your Parents

Auf dem Cover sieht man junge Menschen vor rotem Hintergrund, bekleidet mit schwarzen Roben, böse drein blickend und blutigen Äxten in den Händen. Wahrscheinlich ein Haufen New Metal-Jünglinge auf Limp Kornknot-Pfaden und natürlich mit ganz viel "attitude". Laut Credits wurde das Album dann auch von keinem geringeren als dem "Godfather of Nüüü Metal" Ross Robinson produziert.

"...da fährst du auf dem völlig falschen Gleiss" meinte ein guter Freund von mir und legte die CD in den Player.

Und er sollte tatsächlich Recht behalten; Was mir da aus den Boxen entgegendröhnte, war definitiv kein New Metal.

Stattdessen überfiel mich Hardcore in allerfeinster Qualität. Soundmäßig ist es rotzig. Gitarren, Bass und Schlagzeug klingen nach dreckigem Punk, spielen aber eher Hardcore. Shellac haben sie auch irgendwann schon mal gehört. Dann der Gesang: solide Paranoia trifft auf grenzenlose Wut. Vergleiche? Wenn bei Zack De La Rocha die Stimme vor Zorn ins Kreischen umkippt, klingt das ein wenig wie bei Amen.

Nun hinken natürlich alle Vergleiche: Amen klingen nicht annähernd so trocken wie Shellac und bei weitem nicht so groovig wie Rage Against The Machine. Wie schon erwähnt, hat man es hier mit einem Hardcore-Punk-Bastard der ganz rotzigen Art zu tun. Geradliningkeit war gestern - viel zu komplex ist, was da aus den Lautsprechern quillt. Schnelle, schräge Breaks, ein Zusammenspiel der beiden Gitarren, das mehr als einmal haarscharf an völliger Dissonanz entlangschlittert. Und immer wieder diese Stimme. Amen haben Wut im Bauch, viel Wut. Wut auf Calvin Klein und das Modediktat, Wut auf die Gesellschaft, das System, die Kirche, eigentlich auf alles. Und was macht man mit aufgestauter Wut? Richtig...man schreit sie heraus, laut, direkt, ungeschönt. Amen sind roh, gewalttätig und brachial. Und das auf einem Major-Label. Geschliffen wurde hier nichts, die Kanten sind zu scharf, zu oft schmerzt das Zuhören, zu deutlich sind die Texte.

Der Anfang der Scheibe legt die Messlatte verdammt hoch. Nach ungefähr der Hälfte der Platte musste ich allerdings sehr zum bedauern feststellen, dass den Jungs die Luft ausgeht. Nein, sie nehmen nicht den Fuss vom Gas und werden langsamer. Gerade DAS ist wohl der Haken...nach einer halben Stunde Geprügel sehnt man sich nach etwas Abwechslung. Und leider nicht nur das: Das letzte Drittel fällt merklich ab. Die Songs wirken einfallsloser, haben weniger Biss. Nach 44 Minuten ist die Platte vorbei, der Zauber leider schon etwas früher. Schade eigentlich...trotzdem, eine ganz pasable Platte zum Aggressionsabau. Wer auch nur ein bisschen Interesse an Hc-Punk hat sollte zumindest mal reinhören.

7/10

Hörproben


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Kante - Zweilicht

Zweilicht ist nach Zwischen den Orten, das zweite Album der Hamburger Formation Kante. Minimalistisch-detailiert und inhaltsvoll in Text und Musik ist Zweilicht eine wunderschöne Fusion aus Indierock, Elementen traditioneller Weltmusik und Elektronik. Für die Original kitty-yo Produktion kam ein zwanzigköpfiges Orchester und Musiker wie Peter Thiessen (Blumfeld-Bassist) und Sebastion Vogel (Schlagzeuger bei Laub) zusammen. Die Singleauskoppelung "Summe der einzelnen Teile" rockt und zeigt, wie weit die Band mit der ´Hamburger Schule` gehen kann. Allerdings gehen die meisten Songs des Albums in eine wesentlich abstraktere und künstlerische Richtung. Klarinetten, Flügel, Chor, Orchester und komplexe, elektronische Rhythmusüberlagerungen erinnern an Blumfeld, den "neuen" Tocotronic oder den Sternen. Die Texte sprechen von Situationen des Zusammenlebens oder des Fremden. Sie geben ihnen ein surreales Antlitz; betrachten sie aus einem nahen, sensiblen und greifbaren Blickwinkel. Insgesamt schliesst das Album einen wunderschönen, musikalischen Kreis und ist jedem zu empfehlen, der auch nur ansatzweise etwas mit deutsprachiger Rock/Pop Musik auf hohem Niveau anfangen kann.

9/10
 
Hätte ich jetzt sowieso geändert, Fancy! ;)

The Cure - Pornography

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Gleich vorweg gesagt, dies ist die meiner Meinung nach beste Platte, die The Cure jemals aufgenommen hat, einfach weil der Sound für damalige Verhältnisse wohl untypisch und überraschend war. Allerdings ist das Album ein zweischneidiges Schwert, denn obwohl sie über weite Strecken absolute Killersongs aufweisen kann, sind gerade der Anfang und das Ende der Scheibe sehr gewöhnungsbedürftig und haben sich bei mir persönlich nie richtig durchsetzen können.
Wenngleich The Cure in allen ihren Schaffensphasen meinen Geschmack treffen können, ist dieser Abschnitt ihrer Musik der qualitativ hochwertigste. Anfang der 80er - wo ich noch nicht geboren war - hatten sie einfach die kreativste Phase mit Songs wie Charlotte Sometimes, einer Hymne des Dark Waves und natürlich dem Clubhit A Forest.
Allgemein ist das Album von düsterem, verhältnismässig schleppendem Sound und der dazu passenden Stimmlage geprägt. Kein Cure Pop, wie man ihn später kennt, keine Euphorie-Ausbrüche, kein Punk, sondern Dark Wave in scharzer Form wird hier geboten, mit tief gestimmten Keyboards, Gitarren und Drums.

Die Truppe legt gleich mit dem Einführungsstück One Hundred Years einen 8-Minüter hin, der unmissverständlich klar macht, dass es hier hauptsächlich um Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und den Tod geht. Also nix für unbeschwerte Stunden. Relativ eintöniger schleppender Song mit Hauptaugenmerk auf den Text. A Short Term Effect ist ein Stück mit langsam hämmernden Drumbeats, leicht verzerrtem Sound und abklingendem Hall in den Gesangparts. Hanging Garden ist das vielleicht melodiöseste und "freundlichste" Lied der Platte, begleitet von einem eingängigem, schnellerem Drumbeat, aber dennoch in düsterem Ambiente präsentiert. Nun folgt das glorreiche Triple. Angefangen mit dem abermals schleppenden Siamese Twins, wo Gesang und Drums perfekt zusammen passen. Melancholie pur gibt's dann in The Figurehead, dem vielleicht atmosphärischten Song des Albums, der mit kraftvollen trommelartigen Drumbeats und tiefem Bass sowie akustischen Einspielungen einen missmutigen Instrumentalteppich für Robert Smiths depressive Stimme auslegt. Hier erreicht die Stimmung ihren Tiefpunkt. A Strange Day spielt sich leise nach vorn. Ambient-Klänge und akustische E-Gitarre bilden das Grundgerüst dieses Hammer-Songs. Mein persönlicher Favorit. Besonders eine Art Solo in der Mitte des Stücks ruft Gänsehaut hervor. Nur der abrupte Abbruch stört irgendwie. Cold beschreibt die Stimmung passend. Ein Ambient-Sound im Hintergrund ähnlich des Plainsong von Disintegration und Xylophon-artige Einspielungen gepaart mit Robert Smiths gewohnt depressivem Gesang drückt das Gemüt wieder deutlich. Das Titelstück Pornography beschliesst eine grossartige Platte auf verstörende Art und Weise, geprägt von einem düsteren Sound und disharmonischem Gesang. Es hat seinen Sinn und Zweck und passt in die Atmosphäre, kann sich aber nicht als vollwertiger Song etablieren. Das ist schon mehr Kunst als Songwriting. Man könnte es als eine Art Sequel zu Three von der Seventeen Seconds bezeichnen.

Das Fazit muss trotzdem 10 von 10 Punkten lauten, denn der überwiegende Teil des Albums hat Kult-Format.

Keine Angst, ich rezensiere auch andere Platten. :D
 
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