Nameless One
Guest
The Gathering - If Then Else (2000)
The Gathering ist eine Band, die ähnlich wie zB. Sentenced - die vom Death zum Kitsch-Gothic übergetreten sind - konsequente Stilwechsel vollzogen hat. Vom anfänglichen Gothic mit Death-Versätzen und männlichem Gesang, über Gothic-Metal ohne die Death-Parts, begleitet von der damals neuen weiblichen Stimme, bishin zum hauseigenen Stil, den sie mittlerweile gefunden haben, hat sich die Truppe bei ihren Fans nicht immer beliebt gemacht, aber auch neue Anhänger gefunden. Ich persönlich finde alle Phasen gut und interessant. Mit If Then Else sind die Holländer wieder ein Stück weit zurück in den Gothic-Hardrock - muss man fast sagen - geschwenkt, aber eigentlich ist seit "How To Measure A Planet" der überwiegende Teil stark balladesk und was für's Gefühl. Es werden nun verstärkt Streich- und auch Blasintrumente in den Songs eingesetzt, was aber beileibe nicht dazu beiträgt, die Stücke zu verkitschen.
Die Platte beginnt für alte Fans hoffnungsvoll rockig. Der Titel Rollercoaster lässt einen schnellen Song erwarten, aber das trifft nicht ganz zu. Mit Shot To Pieces folgt schliesslich der härteste Song der Platte. Danach geht es vorwiegend ruhig zu. Zwar ist mit Colorado Incident zwischendurch noch ein Midtempo-Stück mit von der Partie, aber hauptsächlich bekommt man hier Musik für Emotionen zu Hören. Die ruhigen Stücke differenzieren sich weiter.So ist das wunderschöne Amity von einem Drumbeat und schönen Gesangspassagen geprägt, Bad Movie Scene beginnt ganz ruhig und wird nach ein-einhalb Minuten plötzlich lauter. Herbal Movement hingegen ist eine getragene Ballade mit klagendem, hochgestimmtem Refrain. Analog Park ist ein Kernstück der Platte, mit Piano-artigem Beginn, ähnlich hohem Refrain wie Herbal Movements und atmosphärischen doppelstimmigen Gesangspassagen. Morphia's Waltz setzt direkt mit Streichern ein, droht aber nie in Kitsch zu driften. 2 reinrassige Instrumentals sind vertreten, von denen Eines härter ist, das Andere ist ruhiger und schliesst die Platte ab. Saturnine markiert meinen ehemals persönlichen Höhepunkt (inzwischen ist Amity deutlich gewachsen). Es beginnt mit Drumbeats wie Amity. Anneke von Giersbergen wagt sich hier auch in tiefe Stimmlagen - die ihr allerdings nicht so liegen, wie man doch merkt - um dann wieder zuckersüss zu singen. Eine schöne Platte, die von Annekes Stimme lebt, aber auch instrumental im oberen Bereich liegt.
9/10 ("How To Measure A Planet", die einen konsequenteren Stil haben soll, habe ich noch nicht komplett gehört, daher keine Höchstnote, vielleicht ändert sich das)
Iron Maiden - Fear of the Dark (1992)
Nach der Enttäuschung "No Prayer for the Dying" liefern die Götter des unverfälschten Heavy Metal...naja, zumindest der NWOBHM...erneut ein hochklassiges Album ab. Glorreiche Scheiben wie das Debutalbum oder "Number of the Beast" sind schwer zu toppen und das hat Maiden mit diesem Longplayer auch erwartungsgemäss nicht geschafft, aber dennoch haben wir hier ein starkes Stück Metall.
Die Eisernen Jungfrauen beginnen mit einem ihrer besten Songs wie ich finde, Be Quick or Be Dead, ein schneller Opener mit dem sich Maiden gleich wieder beliebt machen. Unvergessen ist der Titelsong Fear of the Dark, der die Platte mit der richtigen Stimmung abschliesst. Dieser Song kommt live am Allerbesten rüber und sorgt für Gänsehaut. Auch das Stück davor zählt zu einem meiner persönlichen Favoriten. Weekend Warrior ist schön eingängig und kann überzeugen. Ein paar schwache Teile sind allerdings vertreten, so schlägt From Here to Eternity irgendwie nicht an und klingt althergebracht, Judas Be My Guide hingegen ist nicht wirklich schlecht, aber nutzt sich ab, nicht zuletzt weil der Refrain fast gejammert daherkommt und nach einiger Zeit nur noch störend wirkt. Weitere Anspieltips sind Wasting Love, The Apparition und vor allem Afraid To Shoot Strangers, das mit cleanem Gesangspart beginnt - der beste Teil an dem Song für Nicht-Musiker - und dann stark instrumental wird, was aber ebenfalls prima gelingt. Ein starkes Stück. Der Rest der Platte ist Durchschnitt bis gutklassig.
8/10 (hier wäre ich versucht, Bruchnoten zu geben, aber lassen wir es bei den runden)
Cocteau Twins - Garlands (1982)
Nachdem ich Garlands und Blind Dumb Deaf gehört hatte, dachte ich mir, das klingt interessant, das musst du haben. Nachwievor sind diese beiden der insgesamt 8 Tracks die Besten. Der Rest kann da nicht wirklich mithalten. Den Sound dieses Debutalbums kann man schwer beschreiben. Am Besten ist er mit Siouxsie And The Banshees zu vergleichen, aber im Grunde passt auch das nicht 100%. Es ist ein eigener Stil, den die Twins da entwickelt haben, ungewöhnlich, experimentell. Die Richtung, die hier vorgegeben wird, sollte sich im Laufe der Karriere noch stark entwickeln und in teilweise völlig andere Bereiche übergehen. Man muss sagen, dass die 8 Songs zwar alle verschieden voneinander sind, aber dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass sie gleich klingen. Dabei heben sich die beiden oben gennanten Stücke noch von den anderen ab. Erwähnenswert sind daneben noch Wax and Wane sowie Shallow Then Halo, also man kann sagen, die Hälfte des Albums hat was und die andere Hälfte ist nur eine Kopie der bereits bekannten Songs. Wahrscheinlich würde mich ein Fan dafür steinigen, dass ich den Twins vorwerfe, ihre Songs klingen gleich. Vielleicht kann ich auf diesem Gebiet einfach die Unterschiede nicht wahrnehmen, weil die Musik so völlig anders ist, als alles was mir sonst bekannt ist. Trotzdem, die anfängliche Euphorie dieser Neuentdeckung ist schnell verflogen und übrig bleibt die Gewissheit, dass jene 2 bekannten Tracks das Äusserste gewesen sind und diese Platte leider nicht mein Freund werden will.
In Anbetracht zweier doch sehr interessanter Songs, lautet das Fazit daher 6/10. Naja.
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PS: Eigentlich wollte ich noch Reviews zu Hypothetical von Threshold und Misplaced Childhood von Marillion schreiben, aber ich kann mich da fancy bzw. Dead Soul nur anschliessen...da gibt's keine Widersprüche.
Ich mach's kurz:
Hypothetical - 9/10 (Keep My Head finde ich auch gut, Sheltering Sky und Narcissus top, btw Falling Away von der Critical Mass ist meiner Meinung nach schon ziemlich eingängig und sehr gut)
Misplaced Childhood - 9/10 (9,5 wär hier aber schon angebracht, denn auf der Scheibe ist einfach alles gut, vor allem wie schon richtig gesagt, wenn man es am Stück weg hört, denn so ist es definitiv gedacht, obwohl Kayleigh auch allein funktioniert - aber gerade das ist so schön an Track 1 und 3 gebunden...eine Schande, das ist wahr)