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The one and only Mucke Thread (Nur Rezensionen)

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Sun Caged - Sun Caged

Selten wurde ein Album im Porg-Metal Genre schon vor seinem Erscheinen so sehr in den Himmel gelobt wie das Debut der fünf Holländer. Auswüchse wie "Dream Theater können einpacken" waren keine Seltenheit. Ich hab mir darauf mal den Vorabtrack Hollow angehört. Naja, so wirklich gepackt hat es mich nicht. Habe mir das Album trotzdem mal gekauft. Irgendwas muss am Hype doch dran sein, zumal auch Leute mitmachten denen ich in Musik-Fragen normalerweise völlig vertrauen konnte. Tja, die Enttäuschung kam promt. Das soll "wie Dream Theater zu Images & Words Zeiten klingen? Langweilige Gitarrenarbeit auf hohem technischen Niveau, kaum zwingende Melodien und ein Sänger der schon nach wenigen Songs gewaltig an den Nerven zehrt. Es braucht viel bis mir ein Sänger auf die Nerven geht aber hier wird das Mass überschritten. Dabei kann der arme Kerl nicht mal was dafür, technisch nicht schlecht und er tendiert auch nicht zu Kapriolen in den höchsten Tonlagen, aber diese Stimme....argh. Musikalisch wird wie schon erwähnt Dream Theater und Konsorten nachgeeifert, mit mässigem Erfolg. Keiner der Songs schafft es einen wirklich mitzureissen...es fehlt das gewisse Etwas. Doch es gibt auch Positives zu berichten. Die Produktion kommt äusserst fett daher und die Keybordarbeit wirkt frisch und unverbraucht (ganz im Gegensatz zur Gitarre). Auch mit Debut-Album Bonus bleibt im Grossen und Ganzen eine grosse Enttäuschung. Beim Zweitling werde ich aber gehörig reinhören bevor ich mich zum Kauf
entschliesse.

4.5 / 10
 
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Korn - Take A Look In The Mirror

Wenn ich lesen muß, dass viele Fans, die neue Scheibe der Körner, mit alten Großtaten wie dem selbstbetitelten Debut und der spontanen Selbstentzündung "Life Is Peachy" gleichsetzen, so wundere ich mich doch sehr ...

Tja ... Anno 1994. Da waren es noch keine Popgruppen, die, ob mitsingträchtiger Refrainknaller inspirierten, sondern, man mag es kaum glauben, der gute alte Grunge. Das Debut klingt wie in einer Garage eingespielt, mit Späßen zwischendurch, einfachem Equipment, roher Produktion und ganz wichtig: grenzenloser Spielfreude. Jo, Spaß an der Musik. Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass spätestens nach "Issues", dem guten Davis dieser Aspekt irgendwie abhanden kam. Vielleicht ist es aber auch der Erfolg, der einem die Entscheidungsmacht entreißt, seine Ideen umzusetzen. Vielleicht sind es die Fans, nein nicht "die" Fans, die nun bestimmen wie ein neues Album auszuschaun hat. Oder der Plattenboss, der aufgrund seiner harten Dollars, die er in solch eine omnipräsente Chartband wie Korn steckt, Quantität statt Qualität erwartet ... wie auch immer.

"Right Now", der Opener, besitzt all das, was wir von Korn seit der "Leader" Geschichte kennen. Halbgare 08/15 fünftklässler Lyrics, eingäng öde Riffs, Davis als leidendes Persönchen und natürlich den obligatorischen Monsterrefrain zum mitträllern. Schon nach einem kompletten Durchlauf, wird einem bewußt, dass das alles zwar für kurze Zeit Spass macht, aber dann über kurz oder lang aufgrund fehlendem ideenreichtums und Anspruchslosigkeit, im Toten Meer der Belanglosigkeit baden geht. "Break Some Off" zitiert schamlos bei den Clowns aus der Anstalt, "Counting On Me" bremst das Tempo und verkommt zum bombastischen Mumpitz. "Did My Time" langweilt mit Riffeinfallslosigkeit. Und das fürchterliche "Play Me" feat. Hip Hop Spacko Nas schockt mich dann auch nicht mehr wirklich ... debil ist als Titulierung noch untertrieben. Soviel Negatives scheint kaum noch topbar, denkt man zumindest. Mit dem Hidden Track, wird man leider eines besseren belehrt. Korn versuchen sich am Metallica Opus One und verhunzen so ziemlich jeden netten Aspekt des Liedes. Schade, schade. Wenn unser aller Rotkäppchen Freddy-Boy nicht schon mit seiner Adaption des alten Who Klassikers Behind Blue Eyes den Preis, für die schlechteste Coverversion des Jahres inne hätte, Korn wären ein heißer Kandidat darauf.

Ich bin enttäuscht! War der erste Höreindruck noch einigermaßen Positiv, bringen mehrere Durchläufe ans Tageslicht, was lieber im dunkeln geblieben wäre. Ideenlosigkeit, massentauglichkeit, anspruchslosigkeit ... usw. usf.

Ich werde Korn immer für ihr Debut und "Life Is Peachy" dankbar sein, aber für dieses Werk finde ich einfach keine guten Worte.

2/10
 
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Opeth - Damnation

Merke: Wo Death Metal drauf steht, ist nicht unbedingt auch Death Metal drin. So hat die letzte Veröffentlichung unserer aller Lieblinge, auch wenig mit den Vorgängeralben zu tun. Das heißt im Klartext, keine Growls oder Doublebass Attacken, keine Death/Black- Arrangements. Nein, Opeth reduzieren sich selbst aufs nötigste, es herrscht ausnahmelos cleaner Gesang seitens Mikael Akerfeldt. Dazu gesellen sich haufenweise Akustikinstrumente, sowie wunderschöne, aber niemals ins kitschig abdriftende Keyboard Elemente. Produziert wurde dieser melancholische Zauber von Porcupine Tree Bandmitglied Steven Wilson, der bei einigen Tracks zusätzlich als Gastmusiker fungiert.

Als Opeth Fan weiß man ... Neuland betreten die Jungs nicht wirklich, mit diesem, auf Damnation dargebrachten Stil. Schon immer gab es im Opeth Universum Tracks, die abseits des Prog Death standen, man höre "Patterns In The Ivy" von "Blackwater Park" oder auch das bezaubernde "Credence" von "My Arms, Your Hearse". Die Tracks funktionieren nicht nur als gelegentliche "Ruhepause" vor dem nächsten Orkan. Nein, sie sind allesamt so gut, dass man sich als Hörer, ja als Fan, oft mehr wünscht. Gerade dann, wenn man nicht in der Stimmung ist, für Blut und Krieg. Ob das nun der Grund für Damnation als eigenständiges Akustikalbum ist ... ?! Den Fans der ruhigen Momente zuliebe?

Das sich das ganze auch musikalisches lohnt, zeigt gleich der erste Track, "Windowpane", der sofort jeden Akustischen Song, den Opeth jemals auf die Vorgänger gepackt haben, als zweitklassig degradiert. Eine einfache, aber wunderschöne Gitarrenmelodie gepaart mit hellen Moog-Teppichen und der sanften Stimme Akerfeldts. Das ist vermutlich Pop Musik, die sich auch ein Metaller anhören darf, ohne rot zu werden. Pop ist hier natürlich mal wieder ein relativer Begriff. Opeth machen auch auf Damnation noch keine seichte Musik fürs Radio.

Jeder nachfolgende Track, fügt dieses Konzept weiter. So entstehen butterweiche, in Depression getränkte Soundwolken ("In My Time Of Need"), nebst der vertonten Einsamkeit ("Death Whispered A Lullaby"). Beim folkisch angehauchten "Closure" zeigt sich, dass Opeth auch bei akustischen Songs, ihre technische Eleganz besitzen. Trotzdem verstehen sie es, durch ein geschicktes Konglomerat aus klassischer Gitarre, allerfeinsten Moog-Teppichen und der durchweg anrührenden Stimme Akerfeldts, den Zuhörer eher mit der bezaubernden Atmosphäre zu konfrontieren, als mit Virtuosität zu nerven. Welche zwar auch sehr schön sein kann, aber eben nicht in den Kontext eines solchen Albums paßen würde. Nach "Hope Leaves", einem weiteren, wirklich wunderschönen Glanzpunkt auf dieser Scheibe, folgt der in meinen Augen schönste Track, "To Ride The Disease", der besonders in seinem Refrainteil die schon lang nicht mehr erlebte Gänsehaut auf den Körper zaubert. Das sei versprochen! Sehr atmosphärische Streichereinsätze, wundervolle Klavierarbeit gegen Ende des Songs. Das ganze kombiniert mit einer wunderschönen Bassline. Einfach Wahnsinn! "Ending Credits" fungiert als seichtes Instrumental und bildet die Vorhut für den Abschlußtrack. "Weakness", ein düsterer sehr minimalistisch arrangierter Track, mit feinstem Mellotroneinsatz seitens Steven Wilson. Besitzt nicht so eingängige Strukturen wie die restlichen Songs, dafür ist es wohl als das intensivste Musikgut auf "Damnation" zu bezeichnen.

"Damnation" ist ein fantastisches Hörerlebnis. Das Album klingt sehr harmonisch, ruhig und entspannend. Diese Tatsache ist sowohl positiv als auch negativ. Wer Opeth ausschließlich der Metal Songs wegen hört, wird wohl nicht wirklich Gefallen an "Damnation" haben. Andererseits ... Leute die Opeth eigentlich gar nicht mögen, oder eben nur auf die ruhigeren Songs stehen, können jetzt auch mal ein Ohr riskieren.

Mir persönlich gefallen sowohl Dr. Jekyll als auch Mr. Hyde.

9/10
 
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Arena - Contagion

Arena stehen etwas auf der poppigeren Seite des Prog-Rocks. Auf Contagion wird wie schon auf dem genialen The Visitor wert auf kompakte Songs mit wunderbaren Melodien und viel Atmosphäre gelegt. Das Beginnt schon beim stampfenden Opener Witch Hunt, der ein klein wenig von Rush's gleichnamigen Song inspiriert zu sein scheint. Clive Nolan's Keybord-Teppiche sind omnipräsent, manchmal auch ein klein wenig nervig.John Mitchell bezaubert mit seinen gefühlvollen Soli. Ach was soll ich noch gross schreiben...im Grossen und Ganzen ein The Visitor-Clone (siehe Rezi) bei dem die Details noch etwas besser ausgearbeitet wurden und eigentlich keine Schwäche aufweist. Einen Preis für Orginalität werden Arena für dieses Album nicht erhalten, trotzdem wird traumhafte Musik mit einem Hauch von Kitsch gespielt. Live kommt das ganze besonders gut, bin immer noch ganz bezaubert vom Konzert gestern :D

9 / 10
 
Porcupine Tree - Lightbulb Sun

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Ich verstehe verschiedene Sachen nicht. Ich verstehe nicht, wie Hitler möglich wurde, ich verstehe nicht, warum die Menschheit sich bekämpft, anstatt sich zu lieben - aber vor allem verstehe ich nicht, warum Songs wie Sound of muzak (von In Absentia) und Shesmovedon (von Lightbulb Sun) keine Single-Hits sind oder werden. Ich verstehe nicht, warum solche wundervollen, erstklassigen, in jeder auch kommerziellen Hinsicht überzeugenden Songs nicht in den Charts sind. Na gut, ich muss ja nicht alles verstehen.

Auf jeden Fall haben die Briten PORCUPINE TREE phasenweise das Zeug zu einer Hitcombo. In anderen Phasen allerdings nicht. Dann sind sie entweder esoterisch entrückt und vernebelt oder in anderen Phasen einfach eine Metal-Band. Ich gehöre zu den Opeth-Fans, die Porcupine Tree schon kannten, bevor Steven Wilson Opeth's Blackwater Park produzierte. Aber von Anfang an:

Porcupine Tree ist die Band von Steven Wilson. Dieser Wilson - Jahrgang 1967 - und eine Art Wunderkind an Gitarre und Keyboards, war besessen von dem Gedanken, Platten aufzunehmen. Nein, er wollte kein Popstar werden und er wollte auch keine Hits schreiben - er wollte Longplay-Alben erzeugen. Das tat er in jungen Jahren mit irgendwelchen obskuren Bands und in Eigenregie, bevor er irgendwann herausfand, dass ein weiterer Karrieresprung nur möglich war, wenn er live spielen würde - also brauchte er eine Band.

Porcupine - das heißt "Stachelschwein" - Tree war also seine Band und diese Band nahm einige Alben auf, und von ihrem 2000er Album Lightbulb Sun soll hier die Rede sein. Das Album ist wohl das ruhigste und textlich persönlichste von PT. Wilson hat in Interviews gesagt, dass ihm diese Form von Persönlichkeit - oder besser - Intimität oft als Mangel ausgelegt worden ist. Es mag halt nicht jeder, mit echten Gefühlen konfrontiert zu werden. Es geht hier um Liebe, Beziehung, Verletztheiten - und die Musik ist dementsprechend. Meistens von akustischen Gitarren dominiert, dazu weiche Keyboard-Vorhänge und ruhige Melodien von der Lead-Gitarre. "Lightbulb Sun", "Shesmovedon" , "Last chance to evacuate planet earth before it is recycled", "The rest will flow" und "Where would we be" fallen unter diese Kategorie.

Nicht, dass wir uns missverstehen: Auch wenn es ich um ruhige Songs handelt, und man Pink Floydeske Passagen hört, PT sind eine Prog-Rock-Band - immer auf dem Sprung, immer überraschend und für ein heftiges Break gut. Beste Beispiele und IMHO beste Songs auf diesem Album: "Hatesong" und "Russia on ice" - geniale, überlange (8, bzw. 13 Minuten) Collagen aus knochentrockener Bassline, sphärischem Gesang und langen Guitar-Solos. Wobei "Russia on ice" auch noch eine Verbeugung vor Led Zep's "No Quarter" sein könnte. Mächtiger Song!

In the end: PT sind eine tolle Band, und wer Steven Wilson live gesehen hat, wird von seiner Bühnenpräsenz und seinem phantastischen Spiel beeindruckt sein. Was man vielleicht dazusagen sollte ist, dass Gavin Harrison ein sagenhaft guter Drummer ist. Wie SW sagt: "Er ist kein Alphatier, das jeden Moment beweisen muss, wie gut es ist, aber er ist einfach gut". (Aus dem Kopf zitiert.).

Reinhören!
 
Hehe, schwarzer Hintergrund. Gleich mal ausnutzen.

Tja, lang nix mehr rezensiert von mir, aber nu gehts weiter.

Denn ma los:

ODAL - Einst verehrt von allen

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Odal aus Thüringen gehören zu den Black Metal Bands, die das umgedrehte Kreuz zwar gegen Thors Hammer getauscht haben, statt Rüstung und Schwert aber auch weiterhin Corpsepaint und Nieten tragen. Musikalisch gibt man sich dann auch weniger knüppelnd, es wird mehr Wert auf logische und einfach nachvollziehbare Songstrukturen gesetzt.

"Einst verehrt von allen" erschien dieses Jahr als Split LP mit Raven's Empire, gleichzeitig wurde auch eine MCD mit einem Bonus Song ("Germansk") veröffentlicht. Dieser Rezension zu Grunde liegt allerdings die Split LP. Deswegen sei mir auch das kleine und schwer erkennbare Cover verziehen, da die LP nicht unter meinen Scanner passt. Das Cover dort stammt von Odals Homepage. Odals Seite der LP enthält drei Songs, die für schwarzmetallische Verhältnisse allerdings recht lang sind (Gesamtspielzeit ca. 18 Minuten). Gespielt wird der klassisch-nordische Stil mit den üblichen verzerrten Gitarren, sehr klaren Drums und einem krächzenden Sänger. Die drei Songs bewegen sich alle genau in der Grauzone zwischen Mid- und Up Tempo, Tendenz mehr zum Up Tempo. Alle drei Songs gehen dank eingängiger und gefälliger Melodie sofort ins Blut über, man neigt auch leicht zum rythmischen Kopfnicken, besonders der Titeltrack lädt dazu von Anfang an ein. Der Höhepunkt des Albums ist aber für mich der dritte Track, "Durchwandernd die Heimat". Eine großartige Schlachthymne, mit einer wahnsinnig eingängigen Melodie. Sehr, sehr geil.

Zu den Texten kann ich eigentlich nur soviel sagen, das allesamt in deutscher Sprache verfasst sind. Um allerdings auch deren Innenhalt beschreiben zu können, müsste ich erst noch einen Lehrgang in Runenkunde belgen, denn in eben dieses sind die Texte abgedruckt. Anmerken muss ich noch, das die tontechnische Qualität insgesamt Black Metal typisch sehr räudig ist, komisch ist nur, das der erste Song trotzdem besser produziert ist als die anderen Beiden. Na seis wie es sei, Freunden des leicht bekömmlichen (im positiven Sinne gemeint) True Black Metal sollten Odal eine Chance geben. Bereuen werdet Ihr es nicht.


CLANDESTINE BLAZE - Fist of the northern destroyer

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Clandestine Blaze aus Finland sind einfach der beste Beweis dafür, dass der Black Metal Underground eine Menge richtig genialer Bands beherbergt!

Im Gegensatz zu "normalem" Schwarzbrenner aus dem Land der 1000 Seen ist hier aber nix mit frostig. Denn Clandestine Blaze kombinieren die Rohheit von Hellhammer/Celtic Frost mit dem norwegischen Black Metal der frühen 90er Jahre, und das auf eine Art und Weise, wie sie meine Ohren noch nicht zu hören bekamen. Derbe düsteres Geholze, noch düsteres Gedoome, ein röchelnder statt kreischender Sänger...Hammer! Keine Schnörkel, keine Solis, roh, ungeschlacht, menschenverachtend...einfach BLACK METAL! Wenn es einen Soundtrack zur Apokalypse gibt, dann sind es diese sieben Songs, dieses Album!

Mehr kann ich nicht schreiben, denn mehr gibts nicht zu sagen. Clandestine Blaze sind Black Metal in Reinkultur. Sie sind, wie auch Endstille, ein ganz brutaler Tritt in den Arsch der Pop Black Metaller.
 
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The Desert Sessions - Vol 9&10 (i see you hearin me / I heart Disco)

Geniales Teil. Muss man noch was sagen?
Josh Homme versammelt einen Haufen genialer Musiker (z.B. Twiggy Ramirez und Josh Freese von APC oder auch Polly Jean Harvey) um sich und man macht gemeinsam Musik. Klingt toll, ist es auch. Teilweise einfach genial eingängige Songs (In my Head... Or something ist der Ohrwurm schlechthin) wechseln sich ab mit verschachtelten Songs höchster Qualität. Geboten wird, was das lineup vermuten lässt. 45 Minuten Genie.
Einige Tracks könnten ohne weiteres einem QOTSA Album entstammen, aber das ist ja nun wirklich kein Zeichen verminderter Qualität. Aber gerade Songs wie auch der Opener "Dead in love" bieten immer noch das letzte Bisschen Variation und vor allem Innovation, um nie Langweilig zu werden.
Track Nr. 3 "Covered in Punks Blood" gefällt mir persönlich nicht, das liegt aber daran, dass die Gitarren mir für die sonst sehr ruhige, entspannende Atmosphäre des Albums hier zu schrammelig sind.
Aber alle die das nicht so mögen, werden mit Track Nr. 4 entschädigt. "There Will Never Be A Better Time" PJ Harvey singt, und dass tut sie von einer Akustikgitarre begleitet, und gerade diese reduziertheit macht das Genie des Songs aus, niemand kann sich dieser stimme entziehen finde ich.
"Powdered Wig machine" ist sicher der elektronischte Track des Albums, aber wieder ist es PJ Harvey, die mit einer unglaublichen Stimme fassziniert, so lange, bis man alles um sich herum vergisst.
Der achte Track, der nun wirklich nach den Queens klingt war es dann, der mich auf die Band stieß, an dieser stelle nochmals ein Lob an die Visions.
Abgeschlossen wird das ganze mit dem längsten Track des Albums, der sich von langsam, geradezu verzögert zu melancholisch aber doch mit drive steigert, und dann irgendwann wieder zurückfällt.
Mein Gesammturteil lautet natürlich
10/10
 
Opeth - Lamentations (DVD)

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Lamentations kann man in drei Teile zerlegen, die wir uns Stück für Stück vornehmen wollen:

1. Damnation live
2. Deliverance/Blackwater Park live
3. Dokumenation zur Entstehung von Deliverance/Damnation

1. Das Konzert wurde im Londoner "Shepard's Bush Empire" 2003 aufgenommen. Eine - wie man aus den wenigen Einstellungen, die das ganze Theater zeigen, und den Liner Notes entnehmen kann - schöne Konzert-Halle, die wohl so um 1000 Leute im Innenraum umfasst. Diese Tatsache ist allerdings ziemlich nebensächlich, denn das Publikum steht eher mit offenem Mund staunend da, als dass es die Vorführung beeinträchtigt. Kein Wunder, denn es wird ja auch viel geboten.
Opeth spielen im 1. Konzertteil die komplette Damnation, lassen also ihren ruhigen Geist fliegen. (Ich nehme an, dass die Leser dieses Textes mit den wesentlichen Opethschen Prinzipien vertraut sind :))
Der Sound ist erstklassig! Glasklar und Lichtdurchflutet fließt Damnation dahin, immer nur kurz durchbrochen durch Mikaels knappe Ansagen. Man sieht 5 - durch den Gast-Keyboarder ergänzt - Leute bei der Arbeit, die ihre Sache verstehen.
"Harvest" von Blackwater Park und "Weakness" von Damnation beenden den ersten Konzert-Part.

2. Zeit für Metal now: "Master's Apprentices", "The Drapery Falls", "Deliverance", "The Leper Affinity" und "A Fair Judgement" machen den zweiten Teil aus. Erstmals hört und sieht man Mikael seine berüchtigten Growls ausstoßen. Auch wenn es schnell wird, bleibt der Sound ultra-luzide und transparent. (Hier könnte eine Diskussion beginnen, die sich der Frage widmet, ob und wie sehr man Live-Erlebnisse im Studio nachmixen darf oder soll, bzw. wozu Live-Alben überhaupt gut sind).
Howauchever: Opeth rocken! Ich persönlich - und viele andere - hätte hier gerne noch mehr Stuff aus früheren Jahren gesehen. Kein Song von "Still Life", keiner von "My Arms Your Hearse" - das ist schon ein bisschen bitter.

3. "The Making of Deliverance & Damnation"
Der dokumentarische Teil der DVD - übrigens alles nur in Englisch verfügbar - lässt den Opeth-Mitgliedern viel Zeit über ihre persönliche Geschichte zu berichten. In der Reihenfolge Mikael, Peter, Martin I, Martin II, erzählen die Jungs, wie sie zur Musik im allgemeinen und zu Opeth im speziellen kamen. (In Kürze: Diese Jungs sind 80's Metalheadz und standen damals auf Judas und Maiden :))
Aber viel interessanter - IMHO - sind die Passagen, in denen Akerfeldt und Stephen Wilson - der Produzent von D & D - Gesang und Leads aufnehmen. Hier sieht man zwei hochbegabte Musiker bei ihrer Passion, nämlich einen uniquen Sound für jeden Song zu kreieren.

9/10 weil ein paar gute Songs - wie Blackwater Park :cry: - fehlen.
 
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Blur - 13

Blur, das "waren" zu Zeiten dieses Albums noch Damon Albarn (Vocals, Akustikgitarre und Melodica), Graham Coxon (Gitarren und [Background-] Vocals), Alex James (Bass) und Dave Rowntree (Schlagzeug) aus London/Grossbritannien. Im Jahre 1991 brachten sie mit "Leisure" ihr Debüt-Album an den Mann bzw. die Frau und konnten schon bald eine nette, kleine Anhängerschaft um sich scharen. Es war aber erst die durch die Medien angestachelte Rivalität zur Manchester-Formation "Oasis", die die Band 1994/95 zu weltweiter Bekanntheit verhalf. Britpop war zu dieser Zeit das Schlagwort schlechthin ... wobei mir aber bis heute nicht wirklich klar ist, wie man so verschiedene Bands wie Suede, Blur, Oasis, The Verve, Radiohead, Menswear, Coldplay, The Coral etc. in ein- und dieselbe Kategorie stopfen kann.

1999 erschien also die "13" ... Produziert wurde das Album von William Orbit, der auch schon mit der ehrenwerten Popgöttin Madonna arbeitete und ihrem, in meinen Augen wirklich mal gar nicht so schlechtem Album "Ray Of Light", die nötige Würze verlieh.

Aufgrund der sehr unterschiedlichen Stilmittel in ihren Songs, laße ich mich nach langer Zeit mal wieder zu einer Detailanalyse hinreißen ...

Erster Track der insgesamt, na?, natürlich "dreizehn" ;) befindlichen Songs auf dem Album zeigt gleich, Blur sind anders. Sie variieren gerne mir ihrer Musik. So sind Experimente mit "artfremden" Stilrichtungen daher nichts wirklich überraschendes - ob "Tender" aber nun wirklich nötig, gar schön ist?
Als der Song 1999 als Vorabsingle veröffentlicht wurde, dachte ich noch so bei mir "Ach, wie lustig, jetzt machen sie auf BritPop-Gospel" doch nach mehrmaligem Hören verging mir das Lachen. Nein, so schlimm war es dann nicht, aber dieses Lied ist nun mal sehr gewöhnungsbedürftig.
Zum einen hat man da die schleppende Akustikgitarren-Melodie, und zum anderen ist da ein Background-Gospelchor. Damon versucht den Zuhörer in seiner gewohnt liebenswürdigen Art die Sanftheit der Liebe nahe zu bringen und Graham intoniert den Ivor-Novello-Preis-verdächtigen Text "Oh my baby, oh my baby, oh why, oh my". :lol: Das wäre ja alles noch nich sooo schlimm, würde das ganze als Persiflage auf Kirchenmusik und ähnliches durchgehen. Leider meinen es die Jungs von Blur bierernst, so klingt das alles doch recht peinlich und keineswegs herzerweichend, wie es wohl mal gedacht war. Ein, wenn man es höflich ausdrücken will, sehr mittelmässiger Song.

Hat man diese erste Hürde, called "Tender" hinter sich gebracht, darf man wohl sagen: es kann nur besser werden. Wird es auch! "Bugmann" startet mit schrammeligen verzerrten E-Gitarren plus gelegentlicher Gitarrensoli, dazu Echosounds und Loops, Damons eindringlich-nervige Stimme (im positiven Sinne), die eine Gute-Laune-Stimmung vermittelt und im weiteren Verlauf dann schliesslich, ... eine Bohrmaschine! Was für eine Zusammenstellung - grossartig! Und als man schon glaubt, es sei zu Ende, weil die Musik langsam verzerrt ausklingt, noch mal der Umschwung - Drums, Gitarren, Damons "lalalalala oh no - space is the place" in ungewohnt hoher Tonlage und ein paar nette Halleffekte machen das Ganze schliesslich fast noch zu einem Dance-Song.

"Coffee & Tv" ist, ehhrlich gesagt, eines der perfektesten Indie Rock Stücke die ich jemals gehört habe. Graham übernimmt in diesem Stück den Hauptanteil der Vocals. Zuckersüss, aber leicht melancholisch angehaucht, dazu wird eine eingängige (Akustik-) Gitarren-Melodie gespielt, die zum Schluss noch von einer elektronischen Orgel begleitet wird. Sehr zu empfehlen auch, das wirklich brilliante Video - eine kleine Milchtüte spaziert durch die Gegend um ihren Besitzer wieder zu finden und erlebt dabei so manches Abenteuer.

Eigentlich wollte ich ja gar nicht mehr auf diese ganze Blur-Oasis Geschichte eingehen, aber an dieser Stelle muß dann doch noch eine Bemerkung gestattet sein: denn wie der Zufall es so will, haben Oasis auch mal ein Stück namens "Swamp Song" geschrieben ... Was erwartet den Zuhörer nun hier? Ein Midtempo-Stück mit Schrammelmelodie, Voice-Effekten und Damons Stimme, die an manchen Stellen an den guten alten Elvis erinnert. ;) Das Lied ist eigentlich sehr gleichförmig gehalten und überrascht eher weniger mit der Musik, als vielmehr mit Damons Stimmakrobatik, die den Song einen ganz eigenen Akzent verpasst.

"1992" besitzt ein langsames Tempo, leises Gitarren- und Schlagzeugspiel, im Hintergrund dann Klaviereinwürfe. Ein sehr atmosphärisch umgesetztes stück Melancholie, eine verquere Melodica-Melodie. Damon scheint sich in Trance zu singen wobei sich ab ca. der hälfte des Stücks leise eine Electro einfadet die zum Ende des Songs laut und quällend den ganzen Track vereinnahmt. Sehr sehr gut, aber auch sehr sehr gewöhnungsbedürftig.

"B.L.U.R.E.M.I." erinnert mich persönlich ein wenig an den legänderen "Song 2". Schnelles Tempo, dazu Punkgitarren und -drums, wenig später wird ein kurzes Melodica-Solo eingeworfen und im Refrain explodiert der Song dann schliesslich: zusammen mit Donald Duck (oder zumindest mit jemandem, der genau so wie Donald Duck klingt ;) ) Zum Ende hin steigert sich das Ganze dann noch mal im Tempo - ein typisch kurzes Blur-Punk Inferno.

Dunkel, mystisch, unheimlich. "Battle" gehört mit zu meinen Lieblingsstücken auf diesem Album. Damons Stimme erscheint anfangs noch recht süss und sanft, schwenkt dann aber in eine etwas härtere Gangart über. Die Drums erinnern mit ihrem Spiel an schleppenden Trip Hop, die Gitarren hingegen an Metal - hinzu kommen ein leichtes Keyboardspiel und untermalt wird das Ganze noch durch ein verzerrtes, durch den Computer-verändertes, Gitarrenspiel. Ein ziemlich schwieriges Stück, launisch, beängstigend, bedrückend und schwer - eine Stimmung zum Gänsehaut bekommen - absolut fantastisch.

Eine Akustikgitarre, eine zartbeseelte, melancholische Stimme, eine sanfte Melodie - so beginnt der "Mellow Song". Im weiteren Verlauf kommen dann noch Drums, Bass, Cembalo und Melodica hinzu. Die Akustikgitarre wird durch eine E ersetzt und es werden noch ein paar Halleffekte eingebracht. Der Song bleibt jedoch immer ruhig und lässt sich auch durch den vermeintlich härteren Gitarrenteil am Schluss nicht verändern.

„I lost my girl to a rolling stone“ - Damon geht im "Trailerpark" spazieren und besingt dabei den Liebeskummer. Verstimmte Gitarren, eine tiefe Stimme sowie eine recht einfach gehaltene Melodie kennzeichnen diesen Song bis zur Hälfte. Ab dann beginnt plötzlich eine richtig coole Basslinie, mit schönen Keyboardeinlagen. Nunja, besser als "Tender" ist es allemal.

Sanfte Gitarrenklänge, die einen an die 60er Jahre Hippiezeit erinnern, eine eingängige E-Orgel-Melodie und Damons zarter Gesang. Wunderschön ... "Caramel" fliesst nur so vor sich hin, getreu dem Namen, wie "Caramel" eben. ;) Zur Mitte hin steigert sich der Song, die Drums setzen ein, Computersounds ertönen im Hintergrund, die Gitarren spielen eindringlich und der Gesang wird leidenschaftlicher und verschmilzt schliesslich mit der Musik, ohne dabei seine Melancholie zu verlieren. Traumhaft. Bester Melancholiebrocken auf diesem Album.

Der wohl coolste Songs dieses Albums: "Trimm Trabb"
Klaviertöne, Damons Stimme, die wie eine Bahnhofsansage klingt, das Geräusch einer herannahenden U-Bahn, eine Akustikgitarre beginnt zu spielen, Drums setzen ein, Damons sanfter, melodiöser Gesang beginnt. Stille. Die Gitarre setzt aus, Damons Stimme wie in einer Nebelschwade, die Gitarre setzt -härter als zuvor- wieder ein, Damon singt durch ein Megaphon. Stopp. Ein lauter, lang anhaltender Schrei erklingt und äusserst verzerrte Gitarren sind zu hören. Dann löst sich alles in einem Overkill aus kaputten Gitarren und anderen Geräuschen auf. Ende.

Kurz vor Schluss werfen die Jungs dann noch mal eine kleine Ballade in den Raum. "No Distance Left To Run". Damons schlichter, bitter-süsser Gesang besingt hier wieder seinen Herz-Schmerz, aber im Gegensatz zum Trailer Park klingt dieser Song richtig herrlich traurig. Im Hintergrund ist eine seichte Gitarrenmelodie und ein "Uuhh, ooh intonierender Backgroundchor (Damon und Graham) zu hören. Erwähnenswert auch hier mal wieder das dazugehörige Video: da wurde die Band nämlich in ihrem nächtlichen Schlaf mit (Nachtsicht-) Kameras gefilmt.

Der letzte Song der Scheibe, ist dann ein reines Instrumentalstück. "Optigan 1" klingt sehr alt, so als würde man eine LP abspielen - rauschen, knarzen und leiern ist hier also angesagt. Das Ganze erinnert ein wenig an Jahrmarktmusik, die im Hintergrund zu hörende Kirchturmglocke tut dabei ihr übriges. Alles in allem nicht gerade ein berauschendes Ende für ein ansonsten grandioses Album, aber man kann es ja auch mal ruhig ausklingen laßen...


Wer auf abwechslungsreiche, im positiven Sinne, verkopfte Songs mit verzerrten Gitarren, skurrilen Computersounds, eigenwilligen Melodien und leicht überdrehtem Gesang steht, der sollte sofort in den nächsten Plattenladen stürmen, und sich dieses Meisterwerk zulegen.

Blurs 13 ist ganz klar, als eines der besten Britrock Alben ever zu bezeichnen. Ach ... Britrock. Es ist viel mehr als das ...

10/10
 
Anathema - Judgement (1999)

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Erstmal die persönliche Anekdote: The Dead Soul schrub mir eine PM, in der er mir vorschlug, mal die Band ANATHEMA auszutesten, seien sie doch so was wie eine Mischung aus Opeth und Porcupine Tree. Da seine Tipps nach meiner Erfahrung nicht aus dem hohlen Bauch kommen, sondern Fundament haben, habe ich Kazaa nach dieser Band durchsucht und ein paar Tracks downgeloadet. Das, was ich gehört habe, gefiel mir ganz gut, also habe ich ein bisserl weitergelesen, -recherchiert und geloadet. Dann bei EBAY 6 Euro für die "Judgement" geboten.
In dem Moment, als ich das tat, dachte ich noch, "Das Cover kenne ich doch"... und habe abends noch mal meinen CD-Schrank durchsucht. Und siehe da: Die "Judgement" habe ich. *freu* (Heute hat mich zum Glück jemand bei Ebay überboten).

k, was ist das für eine Band? ANATHEMA sind Briten, die Gothic Rock spielen. Die Stimmung ist traurig, aber der Gesang klar. Zuweilen hört man mehrstimmige Refrains mit sanften Stimmen, die über "Dreams", "Promises" oder "Oblivion" singen. Diese Platte ist nichts für Metalheadz-only!
Aber für Freunde von ruhigen Klangpassagen à la Pink Floyd oder eben den besagten Porcupine Tree ist hier was zu holen. "Judgement" kann man wirklich 3, 4, 5 Mal am Stück hören, ohne sich zu langweilen und mit guter Chance, immer mal wieder so richtig schöne Passagen zu entdecken. Akustische Gitarren spielen eindrückliche Themen, ein sehr klarer, sanfter und unaufdringlicher Gesang erklingt dazu.

Für die meisten regelmäßigen Leser dieses Threads - abgesehen von Thorngrim - muss eine klare Empfehlung ausgesprochen werden. "Judgement" ist eine intelligente, wohlklingende Platte, die zwar nicht wirklich weh tut, aber dafür einige Wunden heilen kann. :)
 
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Frameshift - Unweaving The Rainbow

Frameshift ist ein neues Projekt von James LaBrie (Dream Theater) und Henning Pauly (Chain) das sich thematisch mit dem gleichnamigen Buch von Richard Dawkins, einem der bedeutendsten Neo-Darwinisten der Gegenwart. Jeder der Songs befasst sich mit einen anderen evolutionstheoretischen Ansatz. Musikalisch unterlegt wird das ganze durch eine Vielzahl von musikalischen Stilen und Einflüssen. Songwriter Henning Pauly profitiert dabei von seiner Erfahrung als Filmsoundtrack-Schreiber. Er versteht es blendend die verschiedensten Stile sinnvol und nachvollziehbar zu einem Ganzen zusammenzufügen. Da hört man gelgentlich etwas Spock's Beard oder Dream Theater und im nächsten Track fühlt man sich in ein Musical versetzt. Pop-Rock gehört genauso zum Repertoir wie Funk, Metal, Jazz...und noch vieles mehr. Gelgentlich wird das ganze auch durch eine gehörige Portion Elektronik aufgepeppt (The Gene Machine...).

Wer mit James LaBrie nicht viel anfangen kann wird mit diesem Album so seine liebe Mühe haben. Pauly's grundlegende Motivation zu diesem Album war es, James LaBrie die Möglichkeit zu bieten mal ein anderes musikalisches Terrain zu betreten. Dem entsprechend focusiert sich die Musik auf seine Stimme und Gesang. Und James hat seine Sache wirklich gut gemacht. Sein Gesang fügt sich prima mit der Musik zusammen und das Ergebnis ist eine Scheibe, die mindesten ein Reinhören verdient hat. Frischer, aufregender Prog-Rock.

9.5 / 10
 
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Tomahawk - Mit Gas

Das Ende der großartigen Faith No More, sollte für solch einen umtriebigen Charakter wie Mike Patton, endlich die nötige Freiheit bedeuten, die er sich so lange gewünscht hat. Als bald sollte dann mit seinen Chaos Projekten Mr. Bungle sowie Fantomas, Bands folgen, die da weitermachten, wo der Abschiedsgesang vom "Album Of The Year" der ersten Ära ein Ende setzte.

Niemals wieder, wollte er sich dem Chartsmoloch hingeben ... , so ein O-Ton aus der Visions. Ohrenscheinlich, kann man als geneigter Zuhörer seiner Werke, diese Aussage nur untermauern. Mr. Bungle sind ein Bastard aus quirligen Jazz und thrashigen funk, Ska-Metal. Fantomas, ein Mischmasch aus abnormalen Klangkonstruktionen, feuilletonistischen Art-Jazz, Krach und Terror. Desweiteren unterstützte er tatkräftig den Dillinger Escape Plan, eine extreme Hc Gruppe die, so scheint es, ebenfalls fernab aller Realitäten musiziert. Da er auch mit so ziemlich jedem Major Label auf Kriegsfuß steht, gründete er 1999 kurzerhand sein eigenes. Unter dem Namen Ipecac, werden seit jeher nicht nur seinen eigenen Ergüsse, sondern auch andere Perversitäten dieser Musikwelt vermarktet. :D

Zurück zu Tomahawk die, und das ist die große Überraschung, mal wieder völlig anders klingen. ;) A: Straighter, bezogen auf einzelne Songs. B: Hörbarer (eigentlich ein dummer Begriff), bezogen aufs komplette Album. Mag wohl daran liegen, dass Tomahawk nicht wirklich Pattons Baby is. Der "leiht" zwar vorzüglich sein berauschendes Stimmchen, das von kreischen, opernhaftes, wimmern, über cleanen gesang bis zum roboterhaften stocken, mal wieder so ziemlich jeden Themenbereich abdeckt wo gibt, "Hauptleader" bleibt aber in diesem Fall Ex Jesus Lizard Gitarren Guru Duane Denison. Tomahwak bieten erkennbare Strophe-Bridge-Refrain-Schemen, immer noch weitab von leicht konsumierbar und doch näher dran an konventioneller Musik, als alles andere, an dem sich Mr. Patton seit dem Ende von Faith No More beteiligt hat.

"Birdsong", erster Track des Albums, beginnt mit freundlichen Vogelgesang, gleitet danach in die Eingängigkeit alter Faith No Morsche Großtaten, mal straight, mal etwas verwirrender, whatever. Dient vorzüglich als Paradebeispiel für einen typischen Tomahawk Song. "Rape This Day" ist, um es kurz zu machen, einer der treibendsten und überhaupt großartigsten Polterrocksongs dieses Jahres. Einfach, aber gut. "You Can´t Win" überrascht mit ungewohnt funkigen Riffs und Bassläufen, Mike Patton bedient sich hier mal wieder seinem gesamten Vocalischen Spektrum von hoch bis tief. "Maday" und "Rotgut" sind großartige Rocker, viel noise, viel verzerrtes, aber ohne großartige Überraschungen. Ganz anders, "Captain Midnite", der ziemlich verhalten mit Computer Drums trifft leichtes E Gezupfel beginnt, wohl Tomahawks Verständnis zum Trip Hop. Etwa zur mitte des Songs, der Umschwung zum grandiosen Monster Refrain, der leider genauso schnell verschwindet wie er gekommen ist und wieder zurück führt zum eigentlichen Thema. "Desastre Natural" erinnert an ruhiges, orchestrales Material Faith No Mores. "When The Stars Begin To Fall" ist Spaciger Bombast Crossover, "Harelip", das ganze in düster und "Harlem Clown", ein zumindest für den nächsten Track schön chaotisch arrangiertes Interlude, auf der anderen Seite an sich aber doch ein eher mittelmässiger Klangbrei. "Aktion F1-413" beendet dann das Album in sehr atmosphärischer Manier. Zwei Akustiks, eine leichte E im Hintergrund, dazu Pattons "Roboterstimme", verfremdet durch einen Sprachmodifizer oder ähnlichem Schabernack. Ab ca. 2:30 dann der Tod des Roboters in Form eines klanglichen Infernos aus Gitarren, Keyboards und Drums. Einige Sekunden Stille .... leichte Gitarrenmucke im Hintergrund und Fade-Out.

"Mit Gas", ist im besten Sinne das bisher "genießbarste" Album aus dem Hause Patton bzw. Ipecac. Wer die Stimme Pattons mag, sich aber nicht an Werke von Fantomas und Co. rantraut, sollte sich mal ein bis zwei Hörproben dieses wirklich schönen Werkes geben.

8/10
 
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Ich nutze den schwarzen Hintergrund, und komme zu einer Band, die ich erst kürzlich "entdeckt" habe, die aber meinen Geschmacksnerv voll und ganz trifft: Pest. Formationen mit diesem Namen sind nicht selten, diese hier stammt aus Schweden, und wurde 1997 von Necro und Equimanthorn gegründet. Pest spielen Black Metal der alten Schule, ohne Keyboards oder Frauengesang. Na denn:


PEST - Blasphemy is my throne


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Nach einem inoffiziellen und zwei offiziellen Demos (In eternity skyless, Black thorns) wagten sich Pest 2002 mit Blasphemy is my throne ins Unlicht der Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit besteht dabei allerdings nur aus 800 Leuten, denn die Veröffentlichung war stark limitiert aufgelegt worden (MLP 300, MCD 500). Na seis wie es sei. Die MLP enthält 4 Songs, die MCD erhielt als Zugabe noch zwei Songs vom Black thorns Demo. Das Pest aus Schweden kommen, hört man sofort heraus. Die Songs sind landestypisch kraftvoll produziert, ein wenig langsamer als Dark Funeral und Marduk, aber immer noch schwedisch. Zum Anderen offenbaren uns Necro und Equimanthorn, das sie Darkthrone wahrlich nicht abgeneigt sind. Der Opener und Titeltrack schlägt sich in sauberem MidTempo durch die Boxen, mit ein wenig Konzentration kann man sogar den Text heraushören (Seltenheitsstatus). Zu hören gibt es eben die typisch verzerrten Gitarren (eben auf schwedische Art verzerrt), saubere Drums mit n bissel Doubleblast, usw. usf.. Ohne Kompromisse macht der zweite Song, "Along the path of the fallen", da weiter, er ist sogar ein wenig langsamer. Da immer nur Mid Tempo aber auch mal langweilig wird, schießt "Towards desolation" in die entgegengesetzte Richtung: Up Tempo bis zum Abwinken, das zudem noch mit einem großartigen Riffing daher kommt. Das die beiden Musiker aber richtige Mid Tempo Lunatics sein müssen, merkt man dann, wenn der Song seine zweite Hälfte erreicht hat, dann ab da gehts wieder langsamer von statten. Schade eigentlich. "Circle of damnation five", Song Nummero vier, beginnt mit einem Celtic Frostschen "Ugh", und findet sich danach auch im Mid Tempo wieder...anfangs. Im Mittelteil wirds endlich mal wieder schnell, es gibt sogar eine Art Soli.
So, damit wäre die Rezi eigentlich beendet, aber da ich glücklicherweise im Besitz der MCD bin (Nummer 218), gibts da ja noch zwei Songs. "When darkness is complete" ist überraschenderweise durchgehend schnell, mit ner ziemlich gelungenen "Melodie". In die gleiche Kerbe schlägt auch "Thorns from underneath". Da interessiert es mich ja brennend, wie die anderen drei Songs vom Black thorns Demo sind. Werd ich wohl leider nie zu erfahren bekommen, da das Demo auf 50 Stück limitiert wurde, und die sicher im Umfeld der Band verkauft wurden. Schade, denn vor allem "Thorns from underneath" rockt doch schon gewaltig. Qualitätstechnisch weisen die beiden Songs übrigens eine zwar hörbare, aber doch nur leicht schlechtere Produktion auf.

Fazit: True Black Metal im Mid Tempo, nicht überragend, aber solide. Wer die Wahl zwischen MLP und MCD haben sollte, greife zur Letzteren, weil die Demo Songs wirklich sehr gut sind.


PEST - Desecration


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Ende diesen Jahres erschien dann der erste Longplayer, obwohl das eigentlich übertrieben ist. Denn mehr als sechs Songs gibt es hier auch nicht. Legt man die Scheibe ein, kommt man erstmal ins Grübeln, glaubt man doch zunächst, Darkthrone's Under a funeral moon eingelegt zu haben. Da geht das Grübeln dann weiter, denn auf diesem Album klingen Pest verdammt norwegisch, und vor allem verdammt nach Darkthrone. Naja, muss ja nix Schlechtes sein, auf jeden Fall kann sich der geneigte Leser nun vorstellen, wo er dieses Album musikalisch einordnen kann.
Der erste Song, "Ninth nocturnal departure", bricht schon mal richtig heftig los. Für Pest untypisch wird duchgängig Up Tempo gezockt, und das mit einem Riffing, das mir eine wohlige Gänsehaut und den Drang, irgendwas klein zu schlagen, verpasst. Und dann geht der Song auch noch sechs Minuten lang, schön schön. Sechs Minuten geht auch der nächste Song, "Commanding armageddon". Hier zuckt meine Hand aber ganz stark Richtung Skip Taste, denn der Song ist leider sehr schwach. Sehr langsam, mit uninspiriertem Riffing, quält sich der Song eigentlich nur vor sich hin. Abhaken. Song Nummer drei, "Hours of eternity and death", ist da schon besser, und für Pest einfach typisch: Mid Tempo, infernalisch und böse. "Dark northern winters" ballert dann mit der gleichen Qualität wie der Opener durch die Gegner. Pest sollten einfach viel öfter Up Tempo Songs schreiben, denn das haben sie einfach tierisch gut drauf, und dieser Song ist nur ein weiterer Beweis. "Descending", der nächste Song auf der Liste, zeigt, wie ein langsamer Song aussehen muss. Ich frage mich wirklich, warum so ein großer qualitativer Unterschied zwischen "Commanding armageddon" und "Descending" liegt. Denn im Gegensatz zu Ersterem ist dieser Song einfach nur geil. Auch wieder Gänsehaut bei mir, aber diesmal will ich nix zerkloppen. Und auf zum letzten Song des Albums, "I am the plague". Und als würdiger Abschluss wird hier noch mal richtig schön gerast, auch wieder mit einem exellenten Riffing und feinen Doubleblast Passagen. Killersong!

Fazit: Fünf True Black Metal Songs, so wie ichs liebe, plus ein Totalausfall. Wer auf die Art Musik steht, muss eigentlich zuschlagen. :top:
 
Genesis - Trespass

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Trespass aus dem Jahre 1970 war bereits das zweite Album der jungen Genesisler. Noch mit Anthony Phillips statt Steve Hackett und John Mayhew statt Phil Collins legte die Band hiermit nach dem doch sehr "folkigen" From Genesis to Revelation ihr erstes ernstzunehmendes Album ab, und was für eins.
Gabriel eröffnet Looking for someone bevor die Musik einsetzt. Klasse Song, der zum Ende hin immer stärker wird. Ruhige Momente wechseln sich mit schnelleren Passagen ab. Das ist melodischer Prog wie er sein sollte: Wunderschön und immer wieder überraschend.
Weiter gehts mit White mountain, welches beschaulich anfangt um dann doch ziemlich Gas zu geben (hierbei muss natürlich das Alter und das Genre der Musik bedacht werden). Gabriels Querflöte nimmt das Tempo immer wieder etwas raus, nur um erneut mit seinem Gesang loszulegen. Elektrisch verstellte Stimmen und sakraler Chorgesang runden das ganze ab. Tony Banks Keyboardspiel gefällt mir bei diesem Song besonders gut.
Mit Visions of angels folgt das schönste Stück des Albums. Ruhige Strophen, kitschig-bombastischer Refrain und eine tolle Instumentalpassage und schon schweben die Engel vor dem inneren Auge :angel:
Stagnation funktioniert nach dem selben Prinzip wie Looking..., was keinesfalls negativ ist, auch dieser Song ist klasse und schließt mit den beschwörenden Worten Then let us drink - Then let us smile - Then let us go.
Dusk ist das kürzeste und ruhigste Stück, nichtsdestotrotz wunderschön ("wunderschön" ist einfach das beste Wort um dieses Album zu beschreiben :D). Eigentlich dient es imo aber nur dazu, dass das anschließende The knife noch mehr überrascht.
Denn dieser Übersong ist das absolute Gegenteil zum Rest des Albums. Schnell und treibend setzt der Rhytmus ein und lässt einen so schnell nicht mehr los. Verzerrter Gesang und gesampelte Schreie und Schüsse unterstreichen die für Genesis ungewohnte Härte des Textes noch.
(Stand up and fight, for you know we are right.
We must strike at the lies, that have spread like disease through our minds.
Soon we'll have power, every soldier will rest,
And we'll spread out our kindness to all who our love now deserve
Some of you are going to die,
martyrs of course to the freedom that I shall provide.
)
Auch hier darf eine ruhige Passage nicht fehlen aber ansonsten rockt dieser Song richtig und durfte nicht umsonst bei keinem Genesiskonzert der Gabrielphase als Zugabe fehlen.
Bei Trespass deutet sich schon an wie groß Genesis mal werden sollten. Natürlich ist noch nicht alles perfekt, die Gitarren bleiben (bis auf The knife) zu sehr im Hintergrund, die Texte haben die spätere Genialität noch nicht erreicht, insgesamt ist das Album doch sehr ruhig. Aber das macht nichts, es ist trotzdem großartig. Außerdem muss man bedenken das die Jungs gerade mal 18 waren als sie dieses Album einspielten.
Melodischer Prog (fast) at his best :top:

Hörproben
 
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Andromeda - II = I

Ich habe noch selten ein Album angetroffen, auf dem Licht und Schatten so nahe beinander lagen. Doch der Reihe nach. Andromeda sind eine Prog-Metal Formation aus Schweden. Bei II = I handelt es sich um ein Konzeptalbum das sich thematisch mit Chemie befasst. Da wird über chemisch Reaktionen getextelt, wie sich verschiedene Moleküle zusammenfügen und was weiss ich...in etwa so packend wie das Mittagsprogramm im TV. Dies führte dazu, dass ich schon nach wenigen Durchläufen den Texten keinerlei Aufmerksamkeit mehr schenkte. Doch kommen wir zu Musik. Encyclopedia deutet schon an was einen hier erwartet. Wie schon erwähnt Prog-Metal, allerdings der extrem frickeligen Sorte. Zusammen mit Mirages und Reaching Deep Within bildet sich ein Trio das sich gewaschen hat. Gefrickel und tolle Melodiebögen halten sich in etwa die Waage, musikalisch geht alles Prima auf, Gedanken wie "wen kümmern schon die Lyrics, so darfs weitergehen!". Two Is One ist so etwas wie das Herz des Albums. Eine 9 minütige Halb-Ballade mit viel Abwechslung, ganz untypisch und überraschend, totaler Stilbruch. Erinnert mich irgendwie an die Flower Kings. Insgesamt der beste Track des Albums.

Tja, ab diesem Punkt geht wehement den Bach runter. Keiner der folgenden Tracks schaft es auch nur ansatzweise so etwas wie Spannung aufzubauen. Das Gefrickel nimmt Überhand und verliert sich in einem völlig belanglosen Brei.
Schade, wäre es mit der selben Qualität weitergegangen wie begonnen hat, wäre II = I ein ernsthafter Kandidat für den Titel Prog-Metal Album des Jahres geworden (wenn man mal von den Lyrics absieht). So reichts gerade mal für eine:

6 / 10


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King's X - Dogman

Wer genaueres über die Bnad wissen will, der lese sich bitte Yonder's Review zu Gretchen Goes To Nebraska durch, mit dem ich, von ein paar Kleinigkeiten abgesehen,einverstanden bin. Eine dieser Kleinigkeiten ist seine Bewertung von Dogman (;)). Seinem "nicht ganz so gut" setze ich mal mein "sehr gut" entgegen. Auf Dogman gibts kräftigen Blues-Rock. Alleine schon der Titeltrack hat mich mehr zum Headbangen "eingeladen" als 95% aller Metal-Tracks da draussen. Das Album hat eine unglaubliche Energie die sofort auf den Hörer übergeht. Einzig der Track Flies And Blue Skies kann mich nicht ganz überzeugen, irgendwie wirkt diese Ballade etwas erzwungen auf mich. Fazit: Wer behauptet dass Rock-Musik in den 90ern Tod war, der hat dieses Album bestimmt nicht gehört.

9 / 10
 
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Fantomas - Delirium Cordia

M. Patton. Neues von seinem Klapsenprojekt Fantomas, die, pünktlich zum Jahreswechsel, ihr neues, musikalisches Inferno mit dem netten Namen "Delirium Cordia" unters Volk werfen. Für uns Zuhörer, ist das mal wieder eine sehr zwiespältige Angelegenheit. Auf der einen Seite: Fans solch obskurer Krachlandschaften die Pattons Werke allgemein als ganz große Kunst ansehen. Auf der anderen Seite Menschen, die die "Musik?!" Pattons als unharmonisch, künstlerisch verkopften ... sagen wir es frei heraus, Schrott, bezeichnen. Wie so oft, reine Geschmackssache.

Fantomas sind noch viel weniger Faith No More als es Tomahawk schon nich mehr sind. Nun, eigentlich haben sie rein garnix mehr, mit der bekannten Crossover Combo der 90´Jahre zu tun. Wie schon mit Mr. Bungle, definiert sich die Band nicht durch ein Genre, sondern vielmehr durch Sounds. Fantomas, das sind ein Bastard aus 80´er Jahre Hairspray Metal, Doom, Speed und Jazz-Core, Soundeffekte. Dazu Mike Patton in Form von Brüllen, Schreien, Kreischen, Quietschen oder Grunzen, Fiepgeräuschen, Rock-Eruptionen, überdrehter Hardcore. Avantgarde!

Was allerdings noch vor der sehr "gewöhnungsbedürftigen" Musik auffällt ... ist die CD selbst. Es befindet sich nämlich nur ein einziger Track auf ihr. Dieser schöpft dafür fast das gesamte Volumen aus. Sprich, er hat eine Gesamtlänge von fast 75 Minuten! Das Konzept, ist wohl das genaue Gegenstück zum anno ´99 erschienenden, selbstbetitelten Debutalbum, welches mit 30 Stücken aufwartet, durchnummeriert von Page 1 -30. Das ganze sollte ein "vertontes Tagebuch" darstellen. Tja, der Patton kommt immer auch Ideen ... ;)

Den überlangen Track an sich zu beleuchten, fällt ziemlich schwer. Man hat kaum Ansatzpunkte. Klar, gibt es selbst für den Fan bestimmte Stellen im Song die weniger gefallen, dafür manche um so mehr. Genrell muss man aber sagen, "Delirium Cordia" ist ein Gesamtkunstwerk, das nicht nur theoretisch auf dem Papier so verstanden werden, sondern auch praktisch so gehört werden will. Es ist wahrlich erstaunlich, mit wieviel Leichtigkeit, Patton dermaßen viele verschiedene Stile aneinander reiht, die eigentlich gar nicht zu einander paßen "dürften", im Endresultat aber erstaunlicherweise, doch miteinander harmonieren. Das Album erfordert unglaublich viel vom Zuhörer: Aufmerksamkeit, mehr als "nur" eine Neigung zum Experimentellen. Ja, ich würde sogar sagen, einen wirklich starken Magen für manche Stilverquickungen, die im musikalischen Sinne oftmals einer Achterbahnfahrt nahe kommen.

Wem es gefällt, den erwartet mit "Delirium Cordia" das wohl verrückteste, musikalische Erlebnis dieses ausgehenden Jahres.

keine Bewertung ...
 
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Oceansize - Effloresce

Der Bandname deutet es schon an, Oceansize. Die unergründlichen Tiefen des Meeres, die ruhigen, besinnlichen Momente der See. Aber auch monströse Fluten, ein außer Kontrolle geratener Orkan. Ein unberechenbarer Charakter.

Der Stil zitiert irgendwo zwischen Tool (die Intensität), Faith No More (die Melodie), My Bloody Valentine (der Noise) und Massive Attack (der Chill). Ein wirklicher "Band- Vergleich" ist dann aber noch am ehesten mit den grandiosen Post-Rock Helden Mogwai und den New Prog-Rockern Porcupine Tree zuläßig (besonders deutlich zu hören, im Instrumental Feuerwerk "I Am The Morning" bzw. in den instrumentalen Passagen der Songs). Denn, genau so wie ihre englischen Landsleute, verstehen es Oceansize die Greifbarkeit der Stille, als auch die Faszination des Gewitters, gleichermaßen in ihrer Musik zu betonen. Da wo die Liebe ist, ist auch immer ein Stückchen Schmerz. Es existiert das Gute nicht ohne das Böse. Diese fünf jungen Menschen aus Manchester, lassen also Gefühle sprechen. Große Gefühle, die sich von liebreizend bezaubernden, gar schon einlullend, honigsüßen Melodien und Klängen, in Bruchteil von Sekunden, in gewaltige und furchteinflößende Monstren verwandeln können, schleppend im Tempo, grollend im Sound.

Progressive Sound ... nicht zuletzt auch aufgrund der Dauer mancher Songs. 5-6 Minuten pro Track sind keine Seltenheit. Vier der insgesamt zwölf Songs kratzen gar an der 9 und 10 minuten Marke, also kaum geeignet für den schnellen Quickie zwischendurch. Mit fast 80 Minuten reizen Oceansize das Medium CD dann auch bis zum letzten Quentchen aus. In der Länge steckt aber auch hier einmal mehr die Würze. Viele Tracks bauen sich langsam auf, verschachteln sich auf mehreren musikalischen Ebenen, unterleiden sehr oft "stimmigen" Stimmungsschwankungen und brechen nicht ungern aus, um sich einen gerne brachialen, aber immer durchdachtem, musikalischen Inferno hinzugeben. Die Band erzählt kleine Geschichten mit ihrer Musik. Sein es nun finstere Weltherrschaftsphantasien oder auch freudige Liebesgeschichten. Undenkbar zb. den fast elfminütigen Brocken "Women Who Love Men Who Love Drugs", welches mit meterdicken Gitarrenwänden aufwartet, auch nur ein paar Sekunden kürzer zu gestalten. Die Länge erlaubt es, viel tiefer einzutauchen. Die Songs haben mehr Zeit, ihre Wirkung vollends zu entfalten und steuern oftmals, nach dem Prinzip laut/leise auf bombastische Klimax-Situationen zu. Viel intensiver ist die Angst, Freude, Hass oder auch Liebe zu spüren, die Oceansize vortrefflich verstehen dem Zuhörer musikalisch näher zu bringen. Einer meiner absoluten Favoriten auf der Scheibe, ist das fantastisch treibende "Massive Bereavement", welches elgisch träumerisch beginnt, ab der Mitte allerdings an Tempo anzieht und in melodisch brachialen Rock, der Marke alter Faith No More Großtaten driftet.

Faith No More, genauer Mike Patton, kommt einem aber bereits viel früher in den Sinn. Wenn Mike Vennart im zweiten Song, "Catalyst", erstmalig seine Stimme erhebt, sind da so einige, verblüffende Ähnlichkeiten zu erkennen ... der Variationsreichtum (wirklich beeindruckend), als auch, die Art seiner Stimme in den ruhigen und schnellen Parts. Das kommt einem, im positiven Sinne, irgendwie bekannt vor.

Wirklich gravierende Kritikpunkte lassen sich von meiner Seite aus kaum bemerken. Ein Tick mehr Komplexität und Irsinn hätte ich auch noch vertragen, aber für viele dürfte selbst dieser Brocken von einem Album recht schwer zu verdauen sein. (Jene sollten vielleicht erst einmal den etwas popigeren Nachfolger "Everyone Into Position" antesten. Auch sehr zu empfehlen.)

Anyway ... Zu einem Klassiker reicht es nicht ganz. Aber Effloresce ist eine Debutscheibe, die eindeutig zu begeistern weiß.

9/10
 
Third Eye schrieb:
btw: ich hab mal alle Rezis durchgezählt. Mit dieser hier sinds 543 Plattenbesprechungen. :eek:

:cool:


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Steve Vai - Sex & Religion

Nach Passion And Warfare, welche in Gitarristenkreisen gemeinhin als DIE Instrumentalplatte schlecht gilt, mir aber streckenweise zu abgedreht ist (siehe Review), liess es Vai auf seinem dritten Album etwas gemächlicher bzw. konventioneller angehen. Anstatt praktisch sämtliche Instrumente selber zu spielen, schnappte sich Vai nen Sänger, Drummer und Bassisten und formte so quasi eine Band, sprich Vai sollte nicht mehr so sehr im Zentrum stehen. Nun, wer Vai mal auf der Bühne gesehen hat wird merken, dass er etwas exzentrisch veranlagt ist und so fiel es ihm wohl auch schwer, sich einem Konzept unterzuordnen. Zudem stiehlt ihm der Sänger völlig die Show. Es handelt sich dabei um einen damals noch völlig unbekannten, 19 jährigen Sänger/Gitarristen mir Namen Devin Townsend. HevyDevy hatte auf diesem Album seinen allerersten professionellen Auftritt und weiss mit seiner gewaltigen Stimme schon als Jungspunt völlig überzeugen und zu bezaubern. So dominiert sein Gesang mehr oder weniger sämtliche Songs. Da auch Devy alles andere als eine introvertierte Persönlichkeit ist, knallen hier zwei Naturgewalten aufeinenander. Obwohl dies den Songs nicht wirklich gut tut, macht es doch einen höllenspass den beiden zuzuhören. Devin singt sich die Seele aus dem Leib und Vai's Solo's sorgen auch hier für herunterhängende Kiefer. Allerdings kann das Album nicht als solches Überzeugen. Es bietet zwar einige grandiose Songs mit wunderbaren Melodien ( In My Dreams I'm With You, Still My Bleeding Heart [ï] oder das ein wenig an Queen erinnernde Sex & Religion), aber weder einen Steve Vai, noch einen Devin Townsend kann man "einsperren". Bei den beiden handelt es sich um zwei der kreativsten Musiker der vergangenen 20 Jahre. Da sind "Interessenskonflikte" vorprogrammiert. (Obwohl Devin's Stern erst noch aufgehen sollte, deuted er hier sein enormes Potential schon an). So ist das Album auch mehr als Experiment zu sehen, das zweifellos Spass macht, aber musikalisch nicht durchwegs überzeugen kann.

7 / 10
 
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