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The one and only Mucke Thread (Nur Rezensionen)

na dann probier ich mich auch mal ... und ich hab mir mal diese hier vorgenommen:

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Avantasia - The Metal Opera, pt. I
Genre: Melodic Speedmetal/Powermetal
Release: 2000

Tobias Sammet, seines Zeichens Sänger bei Edguy ("King of Fools"), langweilte sich eines Abends fürchterlich, denn er war alleine im Tourbus und mit ihm waren nur sein treuer Stift und der kleine sprechende Schreibblock 'Ulf'. Ulf kam sich ignoriert vor und sprang hinüber zu Tobias, in der Hoffnung dieser würde Verwendung für ihn finden. Und so wollte es der Herr, denn was wir hier in der Hand halten ist das Ergebnis dieses und mehrerer darauf folgender Abende in denen die Geschichte um das Fantasieland Avantasia entstand.

Angestachelt von seinen Bandkollegen überwand sich der Herr Sammet schließlich auch dazu, das Projekt musikalisch umzusetzen, fern von Edguy und nur für sich alleine ... nun gut, mit einer HORDE an Gastmusikern (z.B. Timo Tolkki von Stratovarius) und auch nicht fern von Edguy (Jens Ludwig spielt Leadgitarre in "Sign of the Cross" und "The Tower") ... und ich bin dankbar dafür das er das auch getan hat!

Aber erst einmal zur Handlung:
Gabriel ist ein angehender Mönch und dessen Stiefschwester (Sharon den Andel, Within Temptation) sitzt im Kerker und er ist auf dem Weg nach Rom und sie zu befreien. Doch leider muss sie da auch erstmal bleiben, denn Gabriel verschlägt es nach Avantasia. Das Land muss er nur mal nebenbei vor dem Untergang bewahren, da der Papst höchstpersönlich glaubt das er unbegrenzte Erleuchtung erhält, wenn er alle Sieben Teile eines Siegels in den Turm nach Avantasia bringt. Doch stattdessen würde das den Untergang bringen.

Nun aber zum wichtigsten Teil ... Der Musik:
Wenn man etwas bewandert im Powermetal-Genre ist, wird man für sich nicht viel neues finden. Reichlich Instrumentierte Tracks die zu einem ordentlich schnell, zum anderen aber auch recht Schwermetallisch daherkommen, aber nie langweilig wirken. Ein Ohrwurm jagt den nächsten und es ist schwer, die eingängigen Melodien wieder aus dem Ohr zu verbannen und wenn es dann doch gelingen sollte liegt schon der nächste Track bereit, der im Gehör auf und ab läuft. Ein riesen Kritikpunkt geht an die ständig gleich klingenden Stimmen. Man weiss nie wirklich wer nun eigentlich spricht oder singt, da jeder Powermetaller zu seiner Geburt die selbe Stimme zu bekommen scheint und - bei Gott, das hört man. Wenn man nicht die Texte mit den dazugehörigen Sprechern vor sich liegen hat, weiss man nie woran man eigentlich ist und verliert schnell den roten Faden, der durch das ganze Konzeptalbum führt. Aber das stört nicht wirklich, die bombastische Musik entschädigt diese Chronische Stimmenknappheit.

Alles in allem ein wahres Meisterwerk, das ich mir immer wieder gern anhöre und nur empfehlen kann. Naja, zumindest reinhören kann man einmal, es lohnt sich wirklich!

9/10

is fun :>
 
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Helmet - Strap it on

Was bei "Betty" noch ein gekonnter Mix aus Krach und Melodie war, ist auf "Strap it on" eigentlich nur gekonnter Krach gepaart mit einer schönen dreckigen Soundqualität. Klangtechnisch hört sich die CD ein bisschen an als ob das ganze in einer Garage aufgenommen wurde, was jedoch nicht negativ sein muss, im Gegenteil, gerade das macht Helmets Debüt so einzigartig. Auch Gesangstechnisch unterscheidet sich das Debüt klar von seinen Nachfolgern, der herrliche Gesang Hamiltons, der z.B. auf Alben wie "Betty" oder "Meantime" zu hören ist, ist noch nicht so ausgeprägt. Man könnte den Gesang mehr als leichtes "Shouten" bezeichen das genauso schön schmutzig ist wie der Sound. Vocals und Sound passen einfach perfekt zusammen und zeigen den HC in seiner größten Perfektion. Für mich sind nicht umsonst Lieder wie "Repetition", "Rude", FBLA" oder "Blacktop", Perlen dieses Musikstils. Wer auch nur ein bisschen was mit HC anfangen kann dem leg ich dieses Album wärmstens an Herz.

10/10
 
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Nightwish - Nemo EP

Hach ja. Lang lang hat es gedauert bis es endlich wieder neues Tonmaterial von Nightwish gab. Jetzt ist es endlich wieder so weit. Mit der ersten Singleauskopplung „Nemo“ aus dem kommenden Album „Once“ (voraussichtliche Veröffentlichung 7. Juni) melden sich die Finnen 2 Jahre nach ihrem letzten Album („Century Child“) wieder zu Wort. Es gibt insgesamt 3 Versionen der Single. Da ich gleich am 3. Mai (Veröffentlichung der CD Single [Collectors Edition und DVD Single erscheinen am 17. Mai]) in den Plattenladen gestürmt bin und mir die CD gekauft hab (Die letzte erwischt. Nur mal so nebenbei;) ), befasse ich mich mit folgender Tracklist:

1. Nemo (Album Version)
2. Planet Hell (Album Version)
3. White Night Fantasy
4. Nemo (Orchestral Version)
(5.) Enhanced Part (Studio Report/Photo Gallery)


Lange Rede kurzer Sinn. Fangen wir an:

Als ich „Nemo“ das erste Mal gehört hab, war ich sofort von diesem Song fasziniert. Auf der einen Seite hat man den üblichen (und von mir sehr geliebten) Nightwishstil. Auf der anderen Seite wirkt dieser Song irgendwie eine Portion „frischer“ (nicht in Bezug darauf das er neu ist) als alles andere was ich bis jetzt von dieser Band gehört hab. Man merkt deutlich, dass sich die Band in einem stetigen Entwicklungs-, Erneuerungs- und Verbesserungsprozess befindet und dieser Song ist mal wieder ein guter Beweis dafür. Einfach große Klasse!
Der zweite Song, „Planet Hell“, kommt, im Gegensatz zum doch eher etwas ruhigeren Opener, schon etwas brachialer daher. Nach einem Intro mit Chorgesang und Orchester wird man von den krachenden Gitarrenriffs und Marcos „eisenhaltiger“ Stimme quasi aus dem Traum gerissen den „Nemo“ gerade erzeugt hat. Wenn man allerdings den ersten Schock überwunden hat findet man schnell gefallen an diesem Song. Tarjas und Marcos Stimme wirken wunderbar harmonierend und zugleich differenziert. Die Atmosphäre die dadurch entsteht ist in keiner Sprache zu beschreiben. Keine Frage! „Planet Hell“ ist ein eindeutiger Beweis das Nightwish wieder einen großen und mutigen Schritt gewagt haben.
„White Night Fantasy“, der dritte Track der EP, mutet im Vergleich zu den Anderen zuerst etwas „gewohnter“ an. Dieser Eindruck trügt allerdings und wird sofort zerschlagen sobald Tarja zu singen anfängt. Sie setzt ihre irgendwie etwas hauchender ein. Wenn man die Augen schließt könnte man beinahe meinen man stünde in einem verschneiten Wald und jedes einzelne gesungene Wort ist eine fallende Schneeflocke. Ein wunderbares Lied um einfach mal der realen Welt zu entschwinden und in Träumen zu schwelgen. Mit der Orchesterversion von „Nemo“ endet die CD und wieder hat man Gelegenheit zu staunen. Man weiß zwar das es eine Art Remix ist, hört es dem Lied aber einfach nicht an. Alles ist einfach perfekt abgestimmt. So als wenn dieses Lied genau dafür geschrieben wurde.
Desweiteren befinden sich auf der CD noch einige Fotos und ein Studio Report. Beides sollte man sich auf jeden Fall mal zu Gemüte führen.

Fazit: Beeindruckend! Einfach nur beeindruckend. Es ist unglaublich wie Tuomas, Tarja, Emppu, Marco und Jukka es immer wieder schaffen selbst höchste Erwartungen zu übertreffen. Ich finde einfach keine Worte die meine Begeisterung für diese Scheibe zu beschreiben. Ich empfehle allen Nightwishfans und denen die es werden wollen diese Scheibe umgehend zu besorgen. Ich für meinen Tei habe den Kauf nicht eine Tausendstellsekunde bereut und freue mich jetzt schon riesig auf das neue Album.

10/10



In eigender Sache: Hiermit reservier ich mir schonmal die Rezi für "Once"!
 
Pink Floyd - The Making Of The Dark Side Of The Moon (DVD)

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Dark Side Of The Moon was an expression of political, philosophical and humanitarian empathy that was desperate to get out.

Mit der Stimme von Roger Water beginnt diese DVD über die Entstehung einer der - und ich denke, das ist in diesem Falle unbestritten - wichtigsten Platte in der Rock- und Pop-Geschichte. Ich will hier nicht über die CD reden - das habe ich ja eh schon ;) - aber über diese DVD.

Am Anfang steht wie Würdigung des Album. Die Band selber - we knew we had done something fantastic here und verschiedene Musik-Journalisten listen die Charterfolge (741 Wochen in den britischen Charts!) und die Sales auf.

Mit after Sid went crazy beginnt eine kurze Geschichte der Band. Immer wieder mit Einspielungen sowohl alter Konzertaufnahmen, Video-Clips aus den 70ern, aber vor allem mit Kommentaren der Floyds aus der Jetztzeit hinterlegt. Interessant dabei ist, dass die Bandmitglieder von heute ausschließlich alleine zu sehen sind. Offensichtlich sind die Differenzen in der Band immer noch so groß, dass man sie nur getrennt voneinander interviewen kann.

Dann beginnt eine Song-by-Song-Analyse dieses großen Albums. Ich kann versprechen, dass jeder, der das Album liebt, diese DVD lieben wird. Das ist exakt das, was ich mir von so einer Making-Of-DVD verspreche. Weit, weit geht sie über den banalen Making-Of-Standard heutiger VIVA-Huldigungen von Filmen hinaus, weil sie sich detailliert mit der Musik, dem Entstehungsprozess, den Texten, dem Konzept, der Band, der Technik... auseinandersetzt.

Geradezu genial sind Passagen, in denen David Gilmour in der Jetztzeit an der Gitarre in seinem Heimstudie sitzt und die Akkorde von Breathe spielt, danach der Switch in die 70er geschieht und Pink Floyd auf der Bühne zeigt. Dann wieder Alan Parsons an den Reglern, wie er die eine oder andere Spur wegnimmt und hinzufügt - Spitze!

Dann "On The Run" und die Beschreibung des Moog-Synthies, dazu Aufnahmen von 1972, die ich jedenfalls noch nie gehört habe. Die Uhren und ihre Synchronisierung bei Time, die Story von The Great Gig In The Sky mit Clare Torry, die diese sensationelle Leadstimme zum Piano singt... Alles hochinteressant und außerordentlich fesselnd geschnitten und erzählt.

Aber die besten Sätze sagt IMHO Roger Waters. Ich bin wirklich ein großer Fan dieses Musikers/Lyrikers. It's all about the question whether or not the human race is capable of being humaine oder zu Brain Damage, das ja klar von Syd Barret handelt: ... to defend the notion of being different. Dieser Mann hat so viele interessante Dinge zu sagen, dass man ihm zuhören sollte.

Zum Abschluss noch zu einer Schlüsselstelle des Albums. Wer es kennt, weiß, dass an manchen Stellen merkwürdige Stimmen zu hören sind. Sprechende alte Männer, die schlecht zu verstehen sind. Roger Water erklärt die Szenerie: Er wisse nicht mehr, wie er drauf gekommen sei, aber er habe angefangen, Fragen auf Karten zu schreiben und an die Crew zu verteilen. Die Crew, das sind Leute, die im Studio arbeiten, beim Catering, Busfahrer - einfache Leute also, die normalerweise nicht auf Platten reden. Anfangs, so Waters, habe er Fragen auf die Karten geschrieben wie "What's your favorite colour?", aber die Leute hätte keine wirklich interessanten Antworten gegeben. Dann "When was the last time you were violent? (Wann warst du zum letzten Mal gewalttätig?)" und plötzlich hätten diese Leute die merkwürdigsten Sätze gesagt. Oder wie ein Journalist IMHO sehr treffend sagt: These voices bring out the dark side of the record.

Es gäbe noch viele Dinge zu sagen, über das Riff von Money, die Hitsingle mit der most weirdest time signature, über die EMI-Kampagne in Amerika, über Saxophon-Solos und und und. Am besten, ihr schaut euch das selber an. :)

Die DVD ist weder synchronisiert, noch untertitelt, aber wie ich finde sehr gut zu verstehen, weil deutliches, britisches Englisch dominiert.

David Gilmour sagt am Ende: I'd love to be a person who could sit back with his headphones on and listen to that the whole way through for the first time. I mean I never had that experience *lacht*. But it would have been nice.
 
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System of a Down - Toxicity

Drei Jahre nach ihrem gleichnamigen Debüt legen System of a Down mit ihrem zweites Album Toxicity einen durchaus würdigen Nachfolger nach. Schon der das erste Lied Prison Song zeigt das System of a Down da anknüpfen wo sie in ihrem Debüt aufgehört haben. Hartes Gitarrengeknüppel und mittendrin Serj Tankians unvergleichliche Stimme. Daron Malakians heulende Vocals sind da eher nebensache.

Das erste große Highlight auf der Platte ist der Song Chop Suey. Was am Anfang noch ein ziemlich sanftes Gitarrengedudel ist entwickelt sich schnell zu einem brachialen und wilden Gitarrengewitter. Beim Refrain wird es wieder etwas ruhiger, zum Ende hingegen wird der Track erst richtig genial. Wenn Tankain anfängt "trust in my self righteous suicide, i cry, when angels deserve to die..." zu singen, bin ich immerwieder hin und weg. Das an dieser Stelle auch noch glänzende Pianoeinlagen gespielt werden sollte man auch noch erwähnen, denn die tragen ungemein zur tollen Atmosphäre in diesem Lied bei. Das darauffolgende Bounce ist dann wieder ein typischer, schneller, hektischer SOAD-Song.

Atwa fängt auch wieder ruhig und gefühlvoll an, entwickelt sich aber im Refrain und zum Ende zu einer genialen Krachtriade. Toxicity ist einfach nur ein toller Song zum abgehen, bei "New, what do you on the world? How do you own disorder, disorder..." kann man einfach nicht ruhig sitzen bleiben, es sei den man kann den Musikstil überhaupt nicht austehen.

Der letzte Song Aerials ist für mich klar der beste Song auf der Platte. Der düstere Anfang gepaart mit Tankains wunderbarer Stimme ist einfach atemberaubend und lässt sogar Spiders vom Debüt alt ausehen.

"Aerials, in the sky,
When you lose small mind,
you free your life.
Aerials, so up high,
When you free your eyes,
eternal prize."


Wer da nicht wenigsten ein bisschen emotional mitgerissen wird den kann ich weißgott nicht verstehen. Für mich ein fast schon episches Ende und ein würdiger Abschluß für diesen grandiosen Nachfolger.
Zwar gefällt mir der Vorgänger noch einen kleinen Tick besser, aber das heißt ja nicht das man hier keine volle Punktzahl vergeben kann ;)

10/10
 
Pink Floyd - Animals

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Die "große Phase" von Pink Floyd umfasst vier Alben und dauert 7 Jahre. In dieser Phase liegen Dark Side Of The Moon - der Beginn der weltumspannenden Berühmtheit, Wish You Were Here - von vielen Kritikern als etwas uninspirierte Kopie von Dark Side angesehen, nichtsdestotrotz ein weltweiter Hit (Ich glaube, sie war sieben Jahre ununterbrochen in den deutschen Longplay-Top-100), Animals und dann die Wall als grandios inszenierter Höhepunkt einer Band, bzw. des kompositorischen und dichterischen Genies Roger Waters'.

Animals ist von diesen vier Alben das unzugänglichste. Musikalisch und lyrisch. Fangen wir mit der lyrischen Seite an, weil sie einfacher zu beschreiben ist. Animals ist eine Fabel im klassischen Sinne. Es geht um Tiere mit menschlichen Eigenschaften, genauer gesagt, um die drei Tiere Hund, Schwein und Schaf. Diese drei Tiere haben ihre drei Songs - Dogs, Pigs, Sheep - alle über 10 Minuten lang. Darum herum liegt ein eher harmloses kleines Liedchen auf der akustischen Gitarre namens Pigs On The Wing, das als Part 1 und Part 2 die Platte einrahmt.

Der Hund ist ein Manager-Typ, der rücksichtslos ausbeutet und hinterrücks zusticht, Pigs sind Politiker und Schafe - nun, Schafe sind natürlich wir :). Die Texte sind bitter, schwarz, teilweise direkt auf englische Politiker bezogen - aber teilweise auch sehr lustig. Der Aufstand der geknechteten Schafe z.B. vollzieht sich über die Beherrschung von Karate...

Musikalisch wird auf Animals die Abkehr von der freundlichen Zugänglichkeit von Wish You Were Here vollzogen. Während "Shine On You Crazy Diamond" von Diavorführern gern zur Untermalung von Sonnuntergängen und Landschaftsbildern herangezogen wird, gibt es auf Animals keine schönen Passagen. Generell haben die langen Keyboard-Flächen von WYWH sehr akustischen und gitarrendominierten Tracks Platz gemacht. "Sheep" hat ein Keyboard-Intro und ein paar Hammond-Anteile, aber Gilmour beherrscht das Feld eindeutig.

Der stärkste Song auf Animals und das verdichtete Programm des Albums insgesamt ist "Dogs". Wie das Album in drei Tiere/Songs lässt sich auch "Dogs" in drei Teile zerlegen. Zwei Akkorde unterlegen eine unerfreuliche Gesangslinie und das über mehrere Minuten - keine leichte Kost. Nach mehreren Minuten bricht das Gebilde auf - der Takt verlangsamt sich - man fühlt sich ein bisschen an WYWH erinnert. Aber nur kurz. Ein dreckiges Gitarrensolo auf die Passage, die später mal den Kern des Songs darstellen wird:

So have a good drown
As you go down
All alone
Dragged down by the stone


Mit dem letzten Vers geht es in Part II des Songs. Eine langgezogene Keyboard-Sphäre durchbrochen von mechanischem Hundegebell - Pink Floyd lieben Klangspielereien - und den Pfiffen ihrer Herrchen. Dazu eine dumpfe Bassdrum - bumm, bumm - dann - bummbumm, bummbumm - alles sehr mystisch. Dann wieder die akustische Gitarre und Roger Waters' nasaler, geradezu gequälter Gesang. Dann, nach einem weiteren Gitarrensolo - geht es zurück in schon bekannte Melodien, bevor mit 11 Versen, die mit "Who was" beginnen, dieser wirklich sensationelle Song abgeschlossen wird.

In Kurzform: Animals umarmt dich nicht bei der ersten Begrüßung. Aber wenn du dich genähert hast, hast du einen guten Freund für's Leben.
 
Peter Gabriel - Up

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Zehn Jahre hat Ex-Genesis-Frontman und Multimediakünstler Peter Gabriel seine Fans auf ein neues, reguläres Soloalbum nach Us warten lassen. Im Jahr 2003 war es dann soweit und Up lag in den Läden, und die Wartezeit hat sich mehr als gelohnt.

Darkness, der erste Song der Platte, hätte mir fast einen Herzinfarkt beschert. Ich hörte das Album das erste Mal mit meinem Diskman auf dem Weg vom Laden nach Hause. Da ich nichts hörte drehte ich die Lautstärke voll auf, und auf einmal, nach einem geflüsterten "Darkness" knallt der Song los *schock* Ungewohnt harte Töne vom Meister, in einem ungewohnt düsteren Song. Elektronische Klänge, Streicher, harte Bässe, zwischendurch ruhige, geflüsterte Gesangspassagen mit Pianobegleitung, fast meditativ, dann wieder Tempo mit verzerrter Stimme. Ein sich stetig ändernder Song, in dem es um Ängste und Albträume geht.

Zweiter Song, Growing Up, Gabriels Bewältigung des Erwachsenwerdens. Nach ruhigem Anfang schon wieder Erstaunen: Gabriel, Progveteran und Weltmusiker goes Techno? So hört es sich an, doch es ist viel mehr als das: sanfte Pianoklänge und fremd erscheinende Töne umspielen die elektronischen Beats. Gabriels melancholischer Gesang rundet das ganze ab. Gewöhnungsbedürftig, aber mit jedem Hören faszinierender.

Dann kehrt mit dem Sky Blue Ruhe ein. Hier steht am Anfang Gabriels Stimme klar im Vordergrund. Doch bald stimmt der stimmgewaltige Männerchor "Blind boys of Alabama" mit ein, und spätestens an dieser Stelle schließt man besser die Augen und lässt sich davontragen, stellt sich einen blauen Himmel mit kleinen Wolken vor. Gegen Ende gehört das Feld den Blind boys dann alleine, ihr mächtiges "oh-ho-ho-ho-hooo" (verzeiht die Lautmalerei) beendet diesen Traum eines Musikstücks.

No Way Out beginnt verhalten und ruhig, wird dann jedoch zum typischen Gabriel-Song, verträumt, melancholisch, mit ganz ganz leicht poppigen Anklängen.

I Grieve ist wieder ein superruhiger Song, schön etwas älter und bereits auf dem Soundtrack zu "Stadt der Engel" enthalten. Wer den Film kennt, weiß wie sich der Song anhört, ruhig, traurig.

The Barry Williams Show, die erste Singleauskopplung, kommt als bissige, elektro-poppische Abrechnung mit Reality- und Talkshows daher. Lustig, aber sicher nicht Gabriels bester Song.

My Head Sounds Like That ähnelt No Way Out und I Grieve, besticht jedoch durch eine tolle, wenn auch zurückhaltene Pianobegleitung.

More Than This beginnt flott, wieder elektronische Beats, aber doch anders als Growing Up, dafür sorgt schon der erhabene, etwas ruhigere Refrain. Zum Ende hin wird der Song immer dichter und atmosphärischer.

Mit Signal To Noise kommt für mich nun das Highlight dieses tollen Albums. In diesem musikalisch von Streichern dominierten Stück steht Gabriels Gesang eher im Hintergrund, was zählt ist der "Gesang" des leider vor Veröffentlichung des Albums verstorbenen Qawwalsängers Nusrat Fateh Ali Khan, einfach unbeschreiblich. Gegen Ende schwillt der Song geradezu an, Dramatik pur wenn Gabriel "receive and transmit" singt.

Mit dem Pianostück The Drop, angeblich in nur einer Session eingespielt, endet Up, man kriegt noch einmal Gelegenheit über das Erlebnis nachzudenken, begleitet von fast schon einschläferndem Gesang.

Ingesamt ein Album mit dutzenden Facetten, eher schon Kunst als nur Musik. Großartig wie Gabriel den Sprung wieder weg von seiner kommerzielleren, poppigen Phase geschafft hat.
Ein Album, das eine zehnjährige Wartezeit durchaus rechtfertig. Mehr gibts nicht zu sagen, viele Leute werden mit der Musik sicher nichts anfangen können, aber ich liebe dieses Album vom Anfang bis zum Ende.

Hörproben
 
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Television - Marquee Moon

Rock Platte des Jahres 1977! Liest man oft (und gern) aus manchen alteingesessenen Musikquellen, wenns um die Resumees vergangener Tage geht. Aber es hat den Anschein, dass größtenteils nur die "alten Herren", was mit dem Namen dieser Band anfangen können. JAA, es ist wahrhaftig traurig, dass nur ein leichtes Achselzucken aufkommt, wenn man zwanzigjährige Stripes und Strokes Hörer (die Rock-hörer meiner Generation) nach dieser Band befragt.

1977, ein unglaublich wichtiges Jahr für die Musik bzw. einen Musikstil. Der Punk entdeckt den Mainstream. The Clash, die ab dato wohl bekannteste Institution des dreckigen Punk Rocks, warfen ihr gleichnamiges Debut Album auf den Markt. The Ramones, die ein Jahr zuvor schon einen Longplayer veröffentlichten, etablierten sich nun endgültig mit gleich zwei Alben; "Leave Home" und "Rocket To Russia". Suicide und The Jam lieferten, ebenfalls im Jahre 1977, wichtige, grandiose Glanzlichter zur Punk Kultur. Niemals wieder sollte es um diesen Stil besser stehen, als in diesem einen Jahr. Tja... und irgendwo zwischen lauten, schrammeligen und dreckigen 2:30 minuten Stücken wurde eine Band geboren, die zwar durch und durch Punk ist, dieses Genre auch mitbegründet hat und doch irgendwie alles anders machte, als man es von normalen Punk Bands dieser Ära gewohnt war...

Tom Verlaine, Richard Hell, Billy Ficca und Fred Smith kommen allesamt aus New York und begründeten dort auch ihre erste Band, The Neon Boys. Dies allerdings schon im Jahre 1973, also vier Jahre vor Television. Aus dieser Periode gingen nur eine Ep, sowie eine LP hervor. Anyway ... Im Jahre '77, dann schließlich die Gründung Televisions, welche auch gleich ein neues Mitglied mit sich brachte. Richard Lloyd, damit zweiter Gitarrist der Band. Was nun folgen sollte schimpft sich "Marquee Moon"...

Ein fulminanter Einstand! Selbst von Television niemals wieder in punkto Genialität getoppt, vermochte er allen Clashs und Ramones dieser Welt zu erklären, wie Punk auch klingen kann. Was Television vollbrachten und in vieler Ohren, die sich ihre CDs heut anhören, immer noch vollbringen, is recht simpel: Wilde, längst nicht so simple, aber dennoch irgendwo eingängige Rock Songs mit den Roots des Punk, der unbändigen wütenden Energie und dreckigen Atmo des Garage-Rocks, oftmals in fast epischen Ausmaße (man höre den unglaublichen Titeltrack). Nicht oft, aber mit kleinen aber feinen "Punk Solis!" unterlegt.

Ich möchte auch garnicht mehr Worte verlieren... jeder Mensch der sich auch nur ein bißchen für Punk Rock oder auch, allgemein gehalten, für Rock Musik interessiert, muß sich den Titelsong "Marquee Moon" zumindest einmal angehört haben. Normalerweise ist man nach Konsum dieses Meistwerks sofort infiziert, kauft sich das gleichnamige Album ... und, wenn man gerade noch Zeit und Geld hat, den ebenfalls grandiosen Nachfolger "Adventure" noch dazu. Der Rest ist dann ... Musikgeschichte!

10/10
 
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Isis - Celestial

Noch vor dem großartigen "Oceanic", veröffentlichten Isis, im Jahre 2001, ihren Debut Longplayer "Celestial". Davor wiederrum, fügten sie noch zwei Eps mit Namen "SGNL>05", sowie "The Red Sea", ihr erstes Lebenszeichen von ´99, der Band-Discografie anbei.

Wer, so wie ich, zuerst "Oceanic" in vollen Zügen genoss, und sich nun die Tracks von "Celestial" zur Gemüte führt, wird wohl ein wenig überrascht sein. Zwar ist, grob gesehen, der Stil sofort als der von Isis zu erkennen, trotzdem besitzt "Celestial" wie schon "Oceanic" zum vermeintlichen Grundthema passend, einen ganz eigenen Sound. Erinnern wir uns zurück: "Oceanic" war eine Homage an das Meer. Die Unberechenbarkeit dessen, die Ruhe und der Sturm, vertont in 9 fantastischen Tracks, die sich am Doom-Core genau so gern bedienen wie am Sludge Metal. Dabei wirkten die Songs sehr ausschweifend, so, als fühlten sie sich unwohl, in solch einem engen Song-Korsett zu stecken. "Celestial" geht da andere Wege. Die Songs wirken eher introvertiert. Wenn sie ausbrechen, dann nur, um den Feind kurz zu erschrecken, danach aber schnurstracks wieder in ihr Schneckenhaus zu verschwinden.

"Celestial" könnte man, betrachtet man das Artwork welches vornehmlich in Brauntönen gehalten ist, einem anderen Element zuordnen. Erde! Dazu gesellen sich symbolträchtige Aspekte wie Insekten, endlose Wüsten, irgendwelche Türme und kleinere Interludes, benannt mit den Kürzeln "SGNL>01" bis "SGNL>04" (wie die EP), welche nur Tastatur-geklimper enthalten. So ist es eben auch nicht verwunderlich und passt zur Theorie, dass alle Tracks auf Celestial straighter, "erdiger", deftiger klingen. Es gibt kaum Ruhepausen, oder, zumindest deutlich weniger, als auf der "Oceanic". Der Grundtenor ist wesentlich rauher, die Tracks kantiger, eben aggressiver.

Das Grundgerüst aller Songs ist, wie beim Nachfolger, eine Art Doom-Core und einigen Versatzstücken des Sludge Metals. Obwohl die Kompositionen sehr wütend und aggressiv daher kommen, besitzen sie immer noch einen sehr hypnotischen, gar, auf positiver Ebene, einlullenden Touch. Aaron Turner, Frontmann der Band, schreit (harmonisch ;)), die tiefen Gitarren dominieren, der Bass wummert ordenlich und die trockenen Drums tuen ihr übriges.

Atmosphäre! Ein wichtiges Wort, wenn es um Isis geht. Konnte "Oceanic" noch sofort eine Verbindung aufbauen, zwischen der Thematik (Wasser) und den Tracks, fällt das ganze bei "Celestial" ein wenig anders aus. Wo die Verbindung besteht zwischen Kompositionen und "Story?". Zu verquer sind alle Symbole, zu wenig haben sie miteinander gemein. Drei Durchläufe sollten es, zumindest für mich, werden, bis sich das alte Isis Feeling wieder einstellen wollte. Dann genoß ich die rauhe Art und ließ die Gedanken irgendwo, zwischen riesengroßen schwarzen Türmen, Sand, Insekten und der voranschreitenden Apokalypse schweben. ;) Heuer ist es immer noch so ... Wenn man sich drauf einläßt, erlebt man ein unbeschreibliches Kopfkino.

Genauso wie "Oceanic", sehe ich seinen Vorgänger als Konzeptalbum, welches, vom Anfang bis zum Ende, komplett gehört werden möchte. Das Album beginnt und endet, mit nervösem einhämmern auf eine Computer Tastatur (SGNL>1-4). Dazwischen gibt es sieben großartige Songs zu bestaunen, voll unbändiger Wut, Hass und einigen ruhigen Momenten. Ein ganz klein wenig schlechter und natürlich auch anders als "Oceanic", nicht ganz so einstiegsfreundlich, nicht ganz so packend aber immer noch ein kleines Meisterwerk.

Als kurze Hörprobe(n) empfehle ich: "Celestial (The Tower)", "Swarm Reigns (Down") oder auch das sehr treibende "Deconstructing Towers".

9/10
 
zu meinem dreijährigen forendasein meine dritte
und weils nem freund von mir schlecht geht gerade die hier

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Iron Maiden - The Number Of The Beast

Tja, was fällt mir dazu ein? Ich denke Iron Maiden brauche ich nicht rezensieren, denn wer kennt diese Band nicht? Ich bin einfach nur froh, dass ich diese CD entdeckt habe und zu meinem Besitz zählen darf, denn es ist einfach Wahnsinn wie gut sie ist. Die Stimme dieses Sängers ist unfassbar gut, wie kann ein Mensch so singen? Die Texte - Horror. Vor allem Stücke wie The Number Of The Beast oder Run To The Hills oder vor allem Hallowed Be Thy Name zeigen einem erstmals, wie viel Atmosphäre Musik schaffen kann und wie man durch Musik zum Aus-der-Seele-gehen-und-mitsingen animiert werden kann. Auch hier gibt es natürlich Ausnahmen, nicht alle Lieder sind der Hit. Dennoch insgesamt:
Glanzvolle Platte. Geht tiefer unter die Haut als man es erwarten würde.

9/10
 
Ludwig Hirsch - Dunkelgrau Live! (1999)
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So wahr eine Krone ein Hut ist, wo's reinregnet,
so wahr eine Raupe ein gepolsterter Wurm ist,
so wahr ein Dieb einer ist, der was findet,
was ein Anderer gar nicht verloren hat,
so wahr sind meine Geschichten.


Er erzählt Geschichten, dunkelgraue Geschichten und das kann er wirklich sehr gut! Geschichten, die sich jeder anhören sollte, dafür ist man nie zu alt. Man ist nie zu alt, Geschichten über die Omama, welche ihren Hitler noch so verehrt, Geschichten über Frösche, die keine Prinzen sind, Geschichten über Pädophilie, Geschichten über jemanden, der den Tod herbeisehnt, einfach DUNKELGRAUE GESCHICHTEN, zu hören.

20 Jahre waren die Dunkelgrauen Lieder alt geworden und Ludwig Hirsch (Gesang, Gitarre) und Johann M. Bertl (Gitarre) hatten sich entschlossen, diesen runden Geburtstag auf ganz spezielle Weise zu feiern, nämlich sich ins Jahr 1979 zurückzuversetzen und so wie damals zu zweit einen Abend, einen dunkelgrauen Abend zu gestalten. Ohne großen technischen Aufwand, hautnah, zimmerlautstark. Und mit viel Atmospähre. Wie es sich für eine wichtige Geburtstagsfeier ziemt. Eine Geburtstagsfeier, zu der wir alle recht herzlich eingeladen sind. Eingeladen, uns zurückzulehnen und das Live -Doppelalbum zu genießen:

Disc 1
1. Die Omama
2. Die Gang
3. I lieg am Ruck'n
4. Das Geburtstagsgeschenk
5. 1928
6. In Deiner Sprache
7. Der Wolf
8. Nicht Küssen
9. Peterle
10. Der Dorftrottel
11. Spuck den Schnuller aus

Disc 2
1. Der Turm
2. Die gottverdammte Pleite
3. Angst
4. Schutzengerl
5. Wunder
6. Der Herr Haslinger
7. Engerl
8. Der fremde Musikant
9. Die Gelse
10. Zart
11. Petite Valse
12. Die Hand
13. Komm großer schwarzer Vogel

Stimmung, im großen Sinn und viel Gefühl. Soviel Gefühl, dass selbst ein erwachsener großer Mann sich heimlich eine Träne aus den Augen wischt, wenn keiner hinschaut. Selbst eigentlich lustig klingende Lieder haben meist einen ernsten und traurigen Kern. Einzelne Lieder hervorzuheben hat wenig Sinn. Am besten ist, alles in einem ruhigen Moment anzuhören. Und vorallem ganz gut zuzuhören, damit man ja jedes Wort versteht und nichts von diesen großartigen dunkelgrauen Geschichten verpasst. Mehr möcht ich schon nicht mehr verraten, außer vielleicht noch diese kleine Geschichte:

Komm großer schwarzer Vogel, komm jetzt!
Schau, das Fenster ist weit offen,
Schau, ich hab' Dir Zucker auf's Fensterbrett g'straht.

Komm großer schwarzer Vogel, komm zu mir!
Spann' Deine weiten, sanften Flügel aus
und leg's auf meine Fieberaugen!
Bitte, hol' mich weg von da!

Und dann fliegen wir rauf, mitten in Himmel rein
in a neue Zeit, in a neue Welt.
Und ich werd' singen ich werd' lachen
ich werd' "das gibt's net", schrei'n,
weil ich werd' auf einmal kapieren
worum sich alles dreht.

Komm großer schwarzer Vogel, hilf mir doch!
Press' Deinen feuchten, kalten Schnabel auf
meine Wunde, auf meine heiße Stirn!

Komm großer schwarzer Vogel,
jetzt wär's grad günstig!
Die anderen da im Zimmer schlafen fest
und wenn wir ganz leise sind
hört uns die Schwester nicht?
Bitte, hol mich weg von da!

Und dann fliegen wir rauf, mitten in Himmel rein,
in a neue Zeit, in a neue Welt
und ich werd' singen, ich werd' lachen,
ich werd' "das gibt's net", schrei'n
weil ich werd' auf einmal kapieren,
worum sich alles dreht.

Ja, großer schwarzer Vogel, endlich!
Ich hab' Dich gar nicht reinkommen g'hört,
wie lautlos Du fliegst mein Gott,
wie schön Du bist!

Auf geht's, großer schwarzer Vogel, auf geht's!
Baba, ihr meine Lieben daham!
Du, mein Mädel, und du, Mama, baba!
Bitte, vergeßt's mich nicht!

Auf geht's, mitten in den Himmel eine,
nicht traurig sein, na, na, na ist kein Grund zum Traurigsein!
Ich werd' singen, ich werd' lachen ich werd' "das gibt's net", schrei'n.
Ich werd' endlich kapieren, ich werd' glücklich sein!
Ich werd' singen, ich werd' lachen, ich werd' "des gibt's net",schrei'n.
Ich werd' endlich kapieren, ich werd' glücklich sein!
Ich werd' singen, ich werd' lachen ich werd' endlich glücklich sein!


Ludwig Hirsch , einer der wenigen großen deutschsprachigen (österreichischer) Liederschreiber, hat mit dieser DCD, welche wie ein Best Of ist, ein wirkich wunderbares Stück Musik gemacht. Man braucht nicht mehr aber auf gar keinen Fall weniger von Ludwig Hirsch, darum:

10/10

Hörproben
 
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Nirvana - From the Muddy Banks of the Wishkah

Tja, wer wollte Nirvana nicht schon mal Live sehen.(Außer Fancy natürlich ;)). Ich für meinen Teil schon, denn was man so auf From the Muddy Banks of the Wishkah zu hören kriegt rockt gehörig. Auf ihr sind Live Aufnahmen aus den Jahren 89-94 zu hören die bei Festivals oder ähnlichem mitgeschnitten wurden. Die Platte kam 1996 nach Kurt Cobains Tod heraus, wohl als Dank an die ganzen Fans in der Welt. Im Booklet kann man auch noch so einiges interessantes über die Band und die Aufnahmen der Live-Tracks erfahren. Aber kommen wir nun zu CD.

Das Intro ist schon ziemlich verrückt, ein paar groovige Gitarrenriffs und plötzlich schreit Kurt wie ein Irrer rum. Man könnte meine er ist auf Droge(ist gut möglich das er es da auch wahr, wer weiß...). Jedenfalls geht es danach weiter mit einer Live Version von School, vom Debüt Bleach, die ordentlich rockt und Live noch ein bisschen innovativer klingt. Danach folgt Drain You, vom Millionen-Seller Nevermind.

Die Live Version von Smells like teen Spirit ist besonders gut, der Song wird viel schneller gespielt und ist ein gute Kontrast zur naja "etwas"langsamen Original Version ;). Chris Novoselic macht seine Aufgabe am Bass klasse. Natürlich gibt es für die Fans kein halten, warum auch der Song ist einfach Kult und das zurecht. Nach diesem coolen Song geht es weiter mit Been a Son und Lithium. Beide Tracks beweisen einfach das Kurt auch Live sehr gut singen kann. Kritiker, die behaupten er könne nicht singen haben einfach keine Ahnung und sollte sie diese Platte nicht überzeugen, dann sollten sie sich mal das Unplugged Konzert anhören. Wer dann noch der selben Meinung ist dem ist echt nicht mehr zu helfen.

Auch der wunderschöne Song Heart Shaped Box ist Live noch viel besser. Er hat irgendwie etwas magisches an sich. Vielleicht liegt es daran das Kurt's und Pat Smear's Stimmen im Refrain einfach wunderbar zusammen harmonieren. Pat Smear war 1993 neu zu Band hinzugekommen um den Sound zu verfeinern. Bei Milk it, denkt man mal wieder das Kurt was getrunken hat. Irgendwie nuschelt er den Text ziemlich hinunter. Hört sich jedoch sehr amüsant an.

Auf den Tracks Polly und Breed ist noch Chad Channing an den Drums zu hören. Der seine Sache aber genauso gut und überzeugend rüberbringt wie Dave Grohl. Blew ist der Letze Track auf der Platte und war wohl auch mal letzter Track eines Konzerts wie die kurze Ansage am Anfang vermuten läßt.

Insgesamt ist From the Muddy Banks of the Wishkah eine ziemlich gute Live-Scheibe. Jedoch finde ich das manche Tracks zu sehr dem Original ähneln. Da hätte man im Aufnahme Archiv doch bestimmt noch ein paar bessere Version gefunden. Nichts desto trotz lohnt sich der Kauf, für jeden Fan von Nirvana, und für die, die es noch werden wollen.


9/10
 
Ayreon - The Human Equation

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Ich will diesen Text mal als vorsichtige Näherung an einen richtig fetten Brocken Musik beschreiben. Immerhin liegen hier zwei CDs mit über 100 Minuten Spielzeit in 20 Songs, die selber Abschnitte einer komplexen Geschichte darstellen.

Die Story in Kurzform, denn 1. ist sie für die Beurteilung einer Rock-Platte nicht essentiell und 2. an vielen anderen Stellen schon ausführlich beschrieben: Ein Mann fährt am hellichten Tag und ohne erkennbare Ursache gegen einen Baum, fällt ins Koma. An seinem Krankenbett wachen seine Frau und sein bester Freund und rätseln, warum der Kerl nicht aufwacht, denn es gibt keinen physischen Grund für das Koma. Im Kopf des Komatösen toben mittlerweile die Gefühle und Affekte in beängstigender Direktheit, und den führen den Mann zu einer Reise durch die eigene Vergangenheit bis zur Erklärung für das Koma und die anschließende Heilung.

Die handelnden Personen - und jetzt kommt sozusagen der Clou dieser Platte - werden von verschiedenen Gastsängern dargestellt:

James LaBrie (Dream Theater) als Mann im Koma
Marcela Bovio (Elfonia) als seine Frau
Arjen Lucassen (Ayreon) als bester Freund
Devon Graves (Dead Soul Tribe) als 'Agony'
Devin Townsend als 'Rage'
Eric Clayton (Saviour Machine) als 'Reason'
Mikael Åkerfeldt (Opeth) als 'Fear'
Magnus Ekwall (The Quill) als 'Pride'
Heather Findlay (Mostly Autumn) als 'Love'
Irene Jansen (Karma) als 'Passion'
Mike Baker (Shadow Gallery) als 'Father'

Arjen, der auf der beiliegenden DVD erzählt, dass er nur deswegen selber eine Rolle übernommen hat, weil die Verhandlungen mit einem anderen Gast geplatzt sind, macht seine Sache übrigens nach meinem Empfinden sehr gut. Seine Stimme ist zwar nicht außergewöhnlich, aber angenehm. James LaBrie - und glaubt mir, es gibt kaum einen Sänger, der im Metal-Lager so polarisiert wie der Theatersänger von Dream Theater - macht seine Sache ebenfalls sehr gut. So gut, dass sie selbst mir nicht übel aufstößt. Alle anderen liefern sehr unique Performances, was der Unterscheidbarkeit der Songs und Charaktere notwendig ist. Mir - als keinem Freund von female vocals - gefallen sogar die Frauenstimmen ziemlich gut. Heather Findlay - Vocalistin der Folk-Rock-Band Mostly Autumn - verkörpert die 'Liebe' herzzerreißend schön, Irene Janson hat die Dramatik und Erregung der 'Leidenschaft' drauf, und wohl die größte Sensation: Marcela Bovio als liebendes Weib der Hauptperson. Diese Marcela hat Arjen über seine Webseite gecastet! Ein Aufruf an seine Fans, Tonbänder einzuschicken, wurde von über 100 Leuten befolgt und hat diese schöne Stimme ans Licht der Welt gebracht.

Zur Musik: Irgendwo habe ich ein schönes Etikett für The Human Equation gelesen: Prog Rock lite. Das passt insofern, als dass Ayreon an keiner Stelle das musikalische Rad neu erfinden. Alles ist ziemlich traditionell, wenig überraschend und viele Tracks lassen sich direkt auf ein musikalisches Vorbild beziehen. Es gibt Songs, die ohne weiteres auf einer Dream-Theater-Platte sein könnten, manchmal - vor allem wenn männliche und weibliche Vocals zusammenkommen, höre ich "Suite Sister Mary" von Queensryche's Operation Mindcrime, durch den häufigen Einsatz folkloristischer, akustischer Instrument fühlt man sich bei Jethro Tull zu Hause und wenn der Moog erklingt, ahnt man, dass Arjen exzessiv Pink Floyd konsumiert hat. Alles für sich ist traditionell, in der Mischung aber eigenständig, und in Kombination mit dem textlichen Konzept und den vielen Gastsängern sogar neu.

Die Instrumente auf The Human Equation verteilen sich wie folgt: Arjen Lucassen spielt alle Gitarren, Bass und die meisten Keyboards. Ed Warby an den Drums ist IMHO eine solide Besetzung, bläst mich aber - vor allem mit Killer-Drummern wie bei Porcupine Tree oder Opeth im Ohr nicht um. Die Folk-Instrument wie Flöten, Geigen, Celli werden von einer holländischen Folk-Band gespielt, und zu ein paar tollen Keyboard-Solos treten Leute wie Ken Hensley (Uriah Heep) und Oliver Wakeman an und sorgen für kleine Highlights.

The Human Equation liegt im Moment in drei Versionen vor: Als Doppel-CD, als special Edition Doppel-CD plus ca. 65min-DVD mit einem netten Making-Of, und als superspecial-Megafanbox mit Doppel-CD, DVD und 36-seitigem Booklet. Da die DVD wirklich zu empfehlen ist, sollte man es unter der special edition eigentlich nicht machen.

Zuletzt ein einziger Kritikpunkt: Die Texte gefallen mir nicht, und zwar nicht wegen des Inhalts - die Story ist gut - aber wegen des Stils. Wie jemand im Opeth-Forum schrieb "way too obvious" und ich würde hinzufügen: kitschig und plakativ. "face your deepest fears - you're fighting back the tears", "let her in, let her in - let the party begin", "is this a dream or is it real - sometimes a dream becomes reality" - das könnte auch von Dieter Bohlen sein, und ich finde, so kann man nicht texten. Ich gestehe natürlich zu, dass Arjen kein englischer Muttersprachler ist, aber hier sind ein paar allzu saftige Phrasen drin.

Okay, aber das kann den Gesamteindruck nicht trüben. The Human Equation ist ein großartiges Werk, das jedem Freund heutiger Rockmusik gefallen kann. Man muss Arjen vor allem für seine Fähigkeit als Komponist und Projektmanager loben. Die Zusammenstellung der Charaktere, der große Entwurf - das sind seine Leistungen, die ich hoch schätze. Ich höre die CD im Moment fast ohne Pause, daher 10/10 mit der leichten Einschränkung, dass sie den Test of time noch bestehen muss. Ob eine Platte für die einsame Insel taugt, zeigt sich eh nicht im ersten Jahr. :)
 
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Tocotronic - Digital Ist Besser 1995

So kommen wir nun einmal zu meiner allerliebsten Gruppe, Tocotronic, und deren Debüt. 'Digital ist besser' nennt sich das schöne Stück und man darf ruhig sagen, ein Meisterwerk und König in seiner Kategorie. Kategorie ist gut, ja, Tocotronic schaffen es doch glatt mich zum Grübeln zu bringen und lassen mich mich selbst fragen: "Hei, was zum Teufel machen die da eigentlich?". 'Digital ist besser' hört sich an wie ein deutscher Nirvanaverschnitt, gekoppelt mit kleinen unscheinbaren elektrischen Elementen, bis zum Abfallen verzerrte, unglaublich dröhnende Gitarren und einfaches Schlagzeugspielen, in dem hin und wieder die Becken scheinbar endlos ausklingen, begleitet von einem langsamen, trägen Bass und trotz all dem werden die Melodien klar. Die Texte - (meist) düster, zerstörerisch, hasserfüllt - gesungen und 'gesungen' von Dirk von Lowtzow, ein normal sterblicher Mensch und wie alle drei aus Hamburg (naja fast ;)). Mal schnell, mal langsam.
'Digital ist besser', eingeleitet von Freiburg, einem phantastisch kaputtem Lied, ein Schlag ins Gesicht gerichtet an alle Alltagsmuffel. Nein, auch die Fahrradfahrer werden nicht verschont.
Ein weiteres gestelltes Bein für Routinemenschen: Samstag ist Selbstmord. Was will die Welt mit Kaffee & Kuchen, was mit ständigem Ausgehen? 4 Minuten Text, so schön und so einfach erklärt. Drüben auf dem Hügel, Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk, Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit, Letztes Jahr im Sommer, sogar zum Nachdenken regen Tocos an. Sogar zum Singen regen sie an. Sogar die Haut regen sie zum Gänsehautbilden an. Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein, Über Sex kann man nur auf Englisch singen, Meine Freundin und ihr Freund - man könnte im Grunde die ganze CD von oben nach unten, von hinten nach vorne durchgehend aufsagen, es gibt kein Lied, dass einen nicht mitnimmt und sei es nur das Bein im Takt zu wippen.
'Digital ist besser', das 1995 aufgenommene Debüt von Tocotronic, ein Goldstück meiner CD-Sammlung, ein Meilenstein in deutschsprachiger Musik, ein Denkzettel an alle Biedermänner, ein Geschenk an alle Jugendlichen und definitiv eine CD für die einsame Insel.
 
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Tocotronic - Wir Kommen Um Uns Zu Beschweren 1996

das dritte in sachen "alben? tocotronic?". 'wir kommen um uns zu beschweren', der name verrät einiges von der CD, die wiedereinmal einen schrei nach außen loslässt. jetzt geht wieder alles von vorne los, ja das tut es wirklich. die ersten sechs langsamen traurigen und bedachten tracks der CD, die trotz dem naja selten auftretenden einfaltsgefühl einfach tierische spitzenklasse sind, vor allem kristallisieren sich hier so jung kommen wir nichtmehr zusammen und die welt kann mich nichtmehr verstehen heraus, werden ganz plötzlich, abrupt durch das verdammt flinke, ungewohnt verzerrte stück der cousin, welches das erste lied war, das ich von tocotronic gehört habe, welches seinen kompletten ersteindruck in meinen schädel graviert hat und ich sofort gefallen daran gefunden hatte, beendet und es leitet die man möchte schon sagen agressive jedoch kurze seite der 'wir kommen um uns zu beschweren'-CD ein. ich verabscheue euch wegen eurer kleinkunst zutiefst, bitte gebt mir meinen verstand zurück, die sache mit der team dresch platte; 4 flotte teils akustisch gespielte und meist sehr kurze stücke, alle mit einem hauch von ohrwurmkrümeln, die sich in meinen und deinen gehirnwindungen fest verankern und nimmermehr entfernt werden können. ich bin ganz sicher schon einmal hiergewesen, ich wünschte, ich würde mich für tennis interessieren ich werde mich nie verändern, ich möchte irgendetwas für dich sein, ich mache meinen frieden mit euch und ich heirate eine familie, die abschließenden wieder in gehässige und traurige wege geleiteten lieder, allesamt mit inhalt wie auch sonst jedes toco lied, jedoch, wenn ich es auch nicht erklären kann, von ihnen fröhlicher rübergebracht als alle stücke der cd 'digital ist besser'. nicht nur diese schlusslieder, nein die ganze 'wir kommen um uns zu beschweren' strahlt mehr positives aus als ihr älterer bruder. ich möchte nicht sagen dass dies der hauptgrund ist, nein aber sicher ein mitgrund dafür, dass mir die dritte tocotronic ein kleines stück besser gefällt als 'digital ist besser', was nichts an der volkommenheit letzterer ändert.

von mir wieder ein klares 10/10
verdient :p
 
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Tocotronic - K.O.O.K. 1999

'K.O.O.K.' - was ist nun los? ein völlig für tocotronic komisch klingender ungewohnter name eines albums. das cover bzw. das ganze booklet gespickt mit science-fiction-bildchen - hä? die cd düsterer als sonst? (ok fällt nicht auf den ersten blick auf :)). die titelfolge seltsam klein und lieblos aufgelistet?
nun irgendetwas muss geschehen sein seit 'es ist egal, aber', dem vierten album der hamburger deutschen rockpop gruppe. und es ist etwas geschehen, was sich nicht zuletzt an dem opener K.O.O.K. entdecken lässt. die elektrischen elemente schiessen einem sofort viel freudiger und intensiver entgegen, wenn auch bei diesem stück der text etwas langweilig erscheint. aber wen stört das bei einer solch guten begleitmusik? das nächste stück, das unglück muss zurückgeschlagen werden, juhu, wieder ein normaler tocotronischer titel. nach erstem hören lässt sich auch sagen, juhu, wieder ein gewohnt tocotronisches lied mit tocotronischem text und tocotronischer melodie - doch halt!- was ist das?- die stimme... meine güte, es muss sich tatsächlich etwas getan haben im hause tocotronic. die ungewohnt gute und krächtzfreie stimme dirks klingt wohlig und entspannend, jedoch gleichzeitig warnend und auftreibend. er möchte uns etwas sagen, und das kommt keinesfalls mit minder druck auf uns wie er es ausspricht. perfekt, gefällt mir. ein lied weiter, nun jackpot. fuck, ein dermaßen gutes lied dass ich auf der stelle tot umfallen möchte. ein mit in tocos verhältnissen viel elektronischem bearbeitetes lied, ein liebeslied oder wie auch immer, es handelt von einer person der gedankt werden will "du bist der jackpot meines lebens". auf diesem weg, eine gute wahl. let there be rock, hmm jetzt fällt es mir erst auf... ein englischer titel? tocotronic wechselt auf englisch? nein zum glück nicht und sie werden es auch nie, aber sie verbinden es mit ihrem bisher einwandfreiem gut durchdachtem deutsch. let there be rock, eine parole der jugendlichen an den rest der welt, ähnlich wie ich möchte teil einer jugendbewegung sein von 'digital ist besser'. oh ja, der unterschied ist gewaltig. keinesfalls jedoch negativ, im gegenteil, dermaßen positiv, dass es einen komplett einnimmt. man kann ohne bedenken sagen, 'K.O.O.K.' wird ab titel nummer 6, nämlich unter der schnellstraße, nurnoch besser. wie das geht, fragt tocotronic, es scheint unmachbar, aber es wurde gemacht. mitreißende melodien, gänsehaut-erregende höhepunkte, verdammt noch mal gute texte, erheiternde stimmungen, minutenlange ergreifende instrumentale parts, es wird alles mehr und mehr aufeinander und ineinander gestapelt. hör man lied nach lied mag man nicht glauben, dass das nicht der höhepunkt, das letzte lied der cd ist, nein, es ist gar erst lied nummer 10, jenseits des kanals. der gute rat, um die ecke (gedacht), die neue seltsamkeit, morgen wird wie heute sein, die grenzen des guten geschmacks, rock pop in concert und abschließend das ewige 17 machen diese cd unsterblich, sofern es nicht schon der erste teil der cd gemacht hat. das ist MEINE cd, die cd, mit der ich begraben werden möchte, die cd, die ich besser behüte als meinen schritt und die cd, die ich auf keinen fall und in keiner lebenssituation entbehren könnte. von oben bis unten, von rechts nach links und umgekehrt ein prunkvolles meisterstück musik, sogar deutschsprachig.

11 von 10 punkten
und wiedereinmal hochverdient
 
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Sonic Youth - Sonic Nurse

Rock-Noise-Punk! 23 Jahre lang! 19 Alben! Mal mehr, mal weniger gut und trotzdem: 100% Sonic Youth. Ihr Geheimnis? Der Sonic Youth Sound altert einfach nicht. Genauso wie ihre, oftmals sehr politischen, und eigentlich immer aktuellen Themen, die Auseinandersetzungen mit Medien und der Popkultur. Auch jung geblieben: Kim Gordon. Säulenheilige der Riot-Grrrl Bewegung, die heute, mit fast 51!, das muß man einfach mal sagen, noch verdammt fesch ausschaut. Die markanteste Stimme der Noise Geschichte ist aber eben auch stimmlich immer noch "disharmonisch" gut dabei, drückt Sonic Nurse ihren ganz eigenen Stempel auf. Trotzdem darf ich vielleicht schon einmal soviel vorweg nehmen und sagen: zusammen mit "Daydream Nation" und der "Dirty", dürfte "Sonic Nurse" in Zukunft als empfelenswerte "Einstiegsdroge" gehandelt werden ...

Sonic Youth waren ja schon immer mehr Kunst als wirklich Musik. Gefallen wollten sie nie, niemandem! Wie sagt man so schön: "... die wollen doch nur spielen" ... Wie weit kann man gehen, wo sind die Grenzen. Und wenn man sie erreicht hat, wie bricht man sie am geschicktesten ein? Zauberhafte Melodien aus einem wütenden Klangbrei entstehen lassen. Melodien die aufblitzen und so schnell von dannen zogen, wie sie kamen. Etwas neues kreieren. Letzlich, haben sie die Rock Musik wohl weiter gebracht, als kaum eine andere Band sonst, in den letzten zwei Jahrzehnten. Die Youth besitzen spätestens seit dem vierten Album "Evol", einen Status, den sich eigentlich jede Band wünscht. Einen Status, für den Retortenjungs wie Linkin Park ihre Platin Auszeichnungen und die neun Chaoten aus der Klapse, ihre Masken verscherbeln würden: Sonic Youth können machen was sie wollen, ohne dafür auch nur im entferntesten von der Fan Gemeinde oder auch der Presse verurteilt zu werden. Könnte daran liegen, dass eigentlich niemand wusste, was Sonic Youth da eigentlich genau machen. Vermutlich wußten sie es selbst nie so genau ... eindeutig ihrer Zeit voraus.

Der Auftakt, "Pattern Recognition", zeigt es. Kim Gordons einzigartige Stimme und Thurston Moores Noise Einsätze auf der Gitarre finden auch gern einmal harmonisch zueinander. Natürlich endet doch alles im lauten Krach, wobei dieses mal hauptsächlich darauf geachtet wurde, solche infernalen Kracheskapaden und Feedbacks entweder auf den Anfang oder das Ende eines Songs zu legen. Diese Idee macht die Arrangements zwar allgemein etwas nachvollziebarer (gut für Einsteiger), gleichwohl aber auch ein wenig berechnend. Wenige Ausnahmen, zb. der längste Song auf der Scheibe, "Dripping Dream" oder auch "Kim Gordon and the Arthur Doyle Hand Cream" schöpfen dann aber doch aus den Vollen. Bieten heftigste Dissonanzen und knallharte Noise Attacken im Wechselspiel, mit gar bezaubernden Melodien. Alles darf, nix muß. Das catchy-rockige "Stones", mit schleppendem Drums und rollenden Gitarren, steht neben dem kompakten fast-schon-Pop "Unmade Bed" ... Und ganz unten dann, die eine neue Hymne, welche ein jedes Sonic Youth Album braucht. Dieses mal heißt sie "Peace Attack". Rockt, quitscht und schreddert, dass es eine wahre Freude ist.

Sonic Youth bringen ein neues Album raus. Etwas weltbewegendes ist das nicht mehr ... aber doch immer wieder schön. Bissel berechnend und Popig-anders ist es geworden, aber doch immer noch kantig, schräg und laut genug um den ein oder anderen Hörer zu erschrecken. Allen anderen tun Sonic Youth nicht weh ... die ergötzen sich dieses mal an etwas leichteren Strukturen und einigen der schönsten Melodien seit 1988, dem Jahr der Daydream Nation.

8/10



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Minus - Halldór Laxness

Aufgabe für die Spezialisten: Was kommt bei raus, wenn sich Refused, Mr. Bungle, Pantera, Helmet und Entombed zum gemütlichen Kaffeekränzchen treffen? Minus! Weiß ich seit einigen Tagen, als mir ein Studi Kollege folgende CD mit Namen "Halldór Laxness" in die Hand drückte. Und er sprach: "Struktureller Lärm, im unstrukturellen Chaos, auf allerhöchstem Niveau". Klingt komisch? Ist es auch ...

Minus kommen aus Island. Und das die da keine normale Musik machen können, wissen wir ja spätestens seit der verqueren Björk, den merkwürdigen jungen Burschen von Sigur Ros oder auch den Electro Fricklern GusGus. Eine andere Gemeinsamkeit; allesamt fabrizieren sie wundervolle Musik.

Im groben spielen Minus Post Hc. Sehr deftig, kompakte Riffs + Jazz Elemente + knallhartes Drumming + eine Stimme die nach M. Patton auf Drogen klingt, ergibt eine wirklich äußerst interessante Mixtur...

Einen guten Magen sollte man auf jeden Fall mitbringen, denn man hat es hier ohne Zweifel mit waschechten Psychos zu tuen. Bei aller Dissonanz und verstörender Klänge, wissen Minus aber auch um ihr Talent schöne Melodien zu komponieren. Ein roter Faden ist also erkennbar ... Den Teufel sucht (und findet) man allerdings eher im Detail. Es gibt zuhauf nette Überraschungen, welche geschickt zwischen die ein oder andere Melodie gestreut wurden, um den Zuhörer zu packen und vom eigentlichen Weg abzubringen. Dem Ideenreichtum scheint dabei keine Grenzen gesetzt: sei es ein Black Metal ähnliches Zwischenstück, härtester Thrash-Core, eine total kaputte Jazz Darbietung und alles passt und sitzt perfekt. Katie Jane Garside aka "Krummi"'s Vocal Arbeit ist dabei recht abwechslungsreich und von überdurschnittlicher Qualität. Shouts und Growls werden genauso geboten wie cleane Parts, wobei er sich ganz klar M. Patton als Vorbild genommen hat.

Einfach hat man es mit dieser Band aber nicht ... denn auch wenn es die Ohrwürmer gibt, suchen muss man sie schon und richtig entfalten wollen sie sich dann auch noch. Zum Anfang wirkt alles doch sehr zerfahren. Spätestens aber nach drei - vier Durchläufen, sollte man die ersten Highlights ausmachen können. "Angel in Disguise" knallt wie Hölle. "Who's hobo" walzt in Entombed-Light Manier alles nieder und im doch recht konventionell gehaltenen Hc Track "The Long Face", überraschen Minus mit einer wundervoll arrangierten Jazz-Saxophon Darbietung.

Minus sind eine stimmige HC Band. Sie erfordern ein wenig Einarbeitunszeit, bieten dafür aber Abwechslung, vielerlei Überraschungen und Langlebigkeit. Ein feine Mischung aus verrücktem Noise und straighter HC Mukke.

8/10
 
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The Bloodhoundgang - Hooray for boobies

Wer kennt sie nicht, die Bloodhoundgang, 5 Total chaotische Jungs aus Philadelphia die nur eins wollen, Spass! Alles fing 1993 an als vier von ihnen eine Depeche Mode Coverband gründeten. Aus reinem dank an ihre Musik, bei der man auf Party's, die Mädchen am schnellsten zum entkleiden übereden konnte. Nach 2 Alben (Use your fingers und One fierce beer coaster) erschien 1999 nun das dritte Album Hooray for boobies, welches wieder den alt bekannten Mix aus Punk, Hardcore und Hip-Hop enthält.

Der Opener I hope you die rockt von Anfang bis zum Ende sehr gut, im Refrain sind dann auch immer mal ein paar Scratches zu hören. Der Gesang von Jimmy Pop Ali ist gewöhnungsbedürftig, aber man stellt schnell fest das er einfach zum Bluthundsound passt und ich könnte mir die Band sowieso garnicht mehr ohne ihn vorstellen. The inevitable return of the great white dope kommt dann schon ganz anderes daher als der Opener. Rap's, pumpende Beats und scratchen am laufenden Band, das ist zwar nicht gerade so mein Ding aber man muss zugeben das dieses Lied einfach nur gute Laune macht :D. Das Lied war übrigens auch der Titel Track zur Horrorfilm Parodie Scary Movie, zu dem auch ein Video gedreht wurde. Wer es noch nicht gesehen hat unbedingt mal anschauen.

Zwischendurch sind auch mal ein paar Einspieler enthalten. Mal Führt ein Bandmitglied ein interresantes Telefongespräch oder hustet ins Micro und fängt dabei fast an zu kotzen. Die Einspieler sind allesamt ganz lustig gemacht, wer aber nicht auf ein bisschen schwarzen Humor steht wird da auch nicht wirklich lachen können.

Yummy down on this überzeugt mit Hardcore lastigem Sound und Synthiegeklimper. Im Refrain wird gebrüllt was das Zeug hält(Später auch fast gekotzt :D). The ballad of Chasey Lain ist dann wieder eine ganz normale Punkrock Nummer die textlich auch wieder ganz lustig ist. Along comes Marry ist für mich wohl einer der besten Songs auf dem Album, eine straight Rocknummer mit wunderbarem Mitgröhl-Refrain.

Was soll man sagen, klar das kein Album der Bloodhoundgang ein wirkliches Meisterwerk war(Das hatten die Jungs auch niemals vor), weder wirklich innovativ. Doch muss man zugeben das ihre Platten wirklich spass machen, und gerade für Party's oder an sonnigen Sommertagen wohl die beste Wahl sind. Hooray for boobies ist ihre beste Platte die jeder mal gehört haben sollte ;)

8/10

PS. Die Bloodhoundgang kommt mal wieder nach Deutschland auf Tour. Vieleicht zieh ich mir die Spinner mal Live rein :D. Die Daten findet ihr übrigens Hier.
 
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Bohren und der Club of Gore - Black Earth


Die mörderischste Mucke aller Zeiten, kommt nicht aus dem Black, Speed, Gothic oder Thrash -Metal Genre. Nein! Es sind vier ganz gewöhnlich ausschauende Burschen, die suizid gefährdeten Menschen den letzten Ansporn geben können, um nun wirklich den Abzug des Revolvers, ganz durch zu drücken. Bohren und der Club spielen nicht irgendwas einfach definierbares. Sie spielen Lynch'ianischen Slo-Mo-Barjazz mit morbider Taxi-Driver Attitude, getaucht im tiefstem Moll das die Welt jemals gehört hat. Kurz: Horror-Jazz.

Anders, als man es nämlich sonst von den ganz, ganz bösen dieser Welt erwartet, spielen Bohren keine schnellen Riffattacken und grunzen böse dazu ... ganz im Gegenteil. Keine Vocals, keine heavy Guitars, keine lauten Drums, keine Speed-Orgien... was zur Hölle bleibt dann noch? Bass, Saxophon, Klavier, akustische Gitarre. Die Instrumentierung entspricht also eher der, einer typischen Jazz-Band.

Bohren versuchen den Hörer anders zu packen. Sie verweigern sich jedem Ansatz von Schnelligkeit, bannen jeden Moment der Hoffnung aus ihren pechschwarzen Klanggeschöpfen und zelebrieren in ihren rein instrumentalen Songs das, was vom Menschen nach einer langen Nacht, mit zermürbenden Gesprächen und viel Alkohol übrig bleibt. Es entstehen bemerkenswert düstere und beklemmend, äußerst monotone Kompositionen, die in ihrer Intensität kaum greifbar scheinen. So etwas wie Melodien? Ja, gibt es auch. Viel mehr orientieren sich Bohrens Gebilde im Grundstock aber an denen von Godspeed You! Black Emperor oder auch Mogwai, bei denen man einfach Musik aus einem Guß bekommt. Die eher das berühmte Kino im Kopf einschalten, mehr, als Hintergrundmusik im positiven Sinne dienen, um den Zuhörer tief in seinen Gedanken versinken zu lassen. Dabei entsteht eine Bildgewalt, die selbst oben genannte Referenz-Bands in den Schatten stellt.

Bei Bohren beherrschen Passagen fortwährender Stille oder sehr ruhiger Momente ganze "Songs". Aber gerade diese Spannungen wirken, kann man sich auf das Konzept einlassen, unglaublich intensiv, man könnte fast schon sagen, zermürbend, auf die eigene Seele. Die Songs einzeln in Worte zu fassen, ist quasi ein unmögliches Unterfangen. Wer antesten möchte, sollte sich an den ersten Track, "Midnight Black Earth" halten, welcher meiner Ansicht nach alle wichtigen Trademarks dieser Band auf den Punkt bringt. Erwähnenswert ist noch, dass Track 6 ("Constant Fear") sowie 7 ("Skeletal Remains"), ein wenig heraus stechen, ob nun positiv oder neagtiv, muß jeder für sich entscheiden, da sie, im Kontext einer Bohren Komposition, schon fast flott zur Sache gehen. Nett, weil es beim Zuhörer doch ein wenig "Erleichterung" schafft. Direkt im Anschluß, fährt "The Art of Coffins" allerdings wieder gerade wegs in den seelischen Abgrund, für manche vielleicht schon zu tief...

Eine Platte die Angst macht ... inzwischen kann ich nicht mehr ohne sie leben.

keine Bewertung ...
 
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Azure Ray - Hold On Love


Die Musik-Schmiede Saddle Creek aus Omaha, steht für intelligente und stellenweise herausragende Indie Rock Qualität, nicht zuletzt aber auch für Freundschaft. Der Hauptpol, Bright Eyes, stellvertretend durch Wunderknabe Conor Oberst, welcher auch das Label leitet. Die eher Rock-punkigen Cursive oder auch die, an Spiritualized erinnernden Bombastic-Indie Spezialisten, The Good Life, um nur drei Kapellen zu nennen. Wobei eben die Mitglieder dieser Bands, alles Freunde und Bekannte untereinander sind, die sich schon vor der eigentlichen Gründung des Labels kannten ... gleiches gilt auch für die beiden bezaubernden Damen von Azure Ray, namentlich Orenda Fink und Maria Taylor, welche ebenfalls, von Anfang an fester Bestandteil der Omaha-Familie waren.

Conor Oberst erkannte Potenzial und Eigenständigkeit in den beiden jungen Damen und nahm Demo-Songs mit ihnen auf. Der Sound entfernte sich vom Bright Eyes typisch orchestral arrangierten Indie Rock, hin zum einfachen Folk, wobei die oft klassisch akustischen Instrumente blieben (Klavier, Geige, Cello etc.), der Sound aber eher auf die zarten, zerbrechlichen Stimmen der Akteure abgestimmt wurde. Sprich sehr ruhige, minimalistische Arrangements. Auch fliesst durch alle Songs eine leicht elektronische Komponente, welches nun schlußendlich einen Gesamtsound erzeugt, der sich irgendwo an den ganz ruhigen Momenten von Portishead und Goldfrapp orientiert.

Auf die Band aufmerksam geworden, bin ich durch die Single "The Devils Feet". Ein Song voll bezaubernder, fragiler Schönheit, der langsam, mit klipperndem Klavier einleitet und sich unter leicht pluckernden Beats, feinen Streichern und einer Stimme, die zwar glasklar und deutlich, aber doch eher wie ein gehauchtes wispern wirkt, sich eher unbemerkt immer weiter zum Finale steigert. Es scheint so, als wäre man als Zuhörer in einem Traum gelandet, der zwar auch ein wenig nachdenklich, manchmal auch traurig-melancholisch stimmt (wenn man sich den Texten widmet), durch die zauberhaften Klänge aber immer auch die strahlende Sonne am Horizont zeigt.

Alles wird gut! Dieses Konzept zieht sich dann auch durchs komplette Album. Die Handbremse wird nur ganz selten gelöst, und wenn, dann entstehen so popig angehauchten Stücke wie "If you fall", oder solch, mit schönen Streichern verzierte Großtaten, wie "New Resolution".

"Hold On Love" ist ein Album für bestimmte Stunden, für bestimmte Momente und ganz besonders, für bestimmte Menschen, die in den langsam bedachten Stücken nicht gleich die totale langeweile sehen. Ein Album für die Seele. Das braucht man ja auch mal. ;)

7,5/10
 
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