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The one and only Mucke Thread (Nur Rezensionen)

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Pain Of Salvation – BE

Daniel Gildenlöw ist ein extrem kluger Kopf. Jedes Pain Of Salvation Album glänzt nicht zuletzt durch ausgeklügelte Konzepte mit extrem viel Tiefgang. Doch der neueste Output übertrifft sie alle. Gildenlöw versucht dem Hörer mit diesem Album einen Einblick in sein Verständnis unserer Existenz zu geben. Nach eigenen Angaben packten ihn diese Gedanken seit 1996 und liessen ihn nie mehr wirklich los. Ihm ist durchaus bewusst, dass sich seine Gedanken und Überlegungen niemals auf einem einzelnen Album darstellen lassen: „All-in-all, I have tried to give you a sort of blueprint, a rough map suggesting some different routes down which you may want to begin your own journey through „BE“ – and trust me, the journey can be as long as you desire. As for myself, I am happy to hand over this torch, and leave it on your doorstep with weary hands. I have been living with it since 1996. I need to sleep“.

Viel mehr, als das, was Gildenlöw im Booklet notiert hat, weiss ich auch nicht über das Konzept. Ich hab mich noch zu wenig mit den Lyrics und den Gedanken auseinandergesetzt, um etwas gehaltvolles darüber aussagen zu können. Alles was ich sagen kann ist, dass es sich bei „Be“ um mehr als nur ein weiteres Konzept-Album handelt. Man sollte vielleicht eher von einem „Projekt“ mit musikalischer Untermalung sprechen. Dies ist auch der Grund, warum es so schwer fällt, das hier dargebotene irgendwie einzuordnen. Da fühlt man sich manchmal an ein Hörspiel oder Broadway-Musical erinnert. Dann scheint wieder etwas „klassisches“ Pain Of Salvation-Material durch um im nächsten Moment wieder in Kevin Moore’sche Klangtexturen zu zerfallen. Tatsächlich fühlt man sich gelegentlich etwas an Chroma Key erinnert. Doch der Reihe nach.

Das Album beginnt mit einem gesprochenen Intro. Danach folgen typische PoS-Klänge. Die Atmosphäre erinnert sofort an Remedy Lane. Allerdings wartet man vergeblich auf einen Gesangseinsatz. Die Instrumente werden wiederum nur von Sprachsamples begleitet. Man beginnt sich zu Fragen, was das denn soll. Es folgt ein folkiger Song, der ein wenig an Chain Sling erinnert, ebenfalls vom Vorgänger-Album. Der Song gefällt auf Anhieb und bleibt auch sofort hängen. Doch schon ist es wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Ein 5 Minütiges Piano Stück folgt. Nicht wenige sprechen von einem dramaturgische Fehlgriff par excellence. Ich hab auch nach dem 10ten Durchlauf den Sinn dieses „Zwischenspiels“ noch nicht verstanden. Es folgen wieder etwas vertrautere Klänge. Wieder viele Sprachsamples, trotzdem typisch PoS. Vor dem nächsten Track graust es mich hingegen auch jetzt noch. Komische Chorgesänge, nur von einer Slide-Guitar unterlegt. Das zieht sich auch wieder über fast 4 Minuten dahin, bevor der Track wiederum in ein paar Sprachsamples übergeht. Diese leiten allerdings das erste Highlight des Albums ein. Dea Pecuniae ist ein 10 minütiger O(h)rgasmus. Gildenlöw in Hochform. Dieser Song ist schlussendlich nicht unwesentlich für die Musical-Referenz verantwortlich. Abwechlungsreich, bombastisch, schlichtweg genial. Was folgt, ist wieder eine Art Zwischenspiel. Menschen sprechen zu Gott, unterlegt von Piano-Klängen. Diffidentia klingt dann wieder nach PoS wie wir sie kennen. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob auf den Vorgänger-Alben schon Streicher eingesetzt wurden....whatever ;). Nihil Morari schlägt ungefähr in die selbe Kärbe. Wiederum viele Sprachsamples. Auf diese beiden „richtigen“ Tracks folgen wieder zwei kürzere Zwischenspiele. Latericius Valente ist hauptsächlich Instrumental, von den schon gewohnten Sprachsamples abgesehen, und auf Omni gibt’s Gildenlöw’scher Flasetto-Gesang, begleitet von einer Kirchenorgel.

Und dann folgt ein dermassen genialer Track, dass ich ihm sogar einen eigenen Abschnitt widme :D. Ich wage mal zu behaupten, dass Iter Impius das beste ist, was jemals aus den Federn Gildenlöws entstanden ist. Der Song entwickelt eine unglaubliche Dynamik. Anfangs nur Gesang, Piano und ein paar Streicher, ein genialer Refrain und abschliessende 2 Minuten, die wahre Freudensprünge provozieren. DAS Highlight des Albums! In Martius/Nauticus II wiederholen sich nochmal ein paar Themen und Melodien, bevor das Album in der selben Art und Weise, wie es begonnen hat, abschliesst.

Ich muss gestehen, auch nach mittlerweile an die 20 Durchläufen, kann ich nicht wirklich sagen, was ich von dem Album halte. Musikalisch gesehen ist es immer noch nicht mehr als ein Stückwerk. Ein Totalausfall, 2 wirklich GORSSE Songs und der Rest irgendwo dazwischen. So ganz zusammenpassen will es nicht. Gildenlöw scheint dem Konzept an sich absoluten Vorrang gegeben zu haben. Das soll nicht heissen, dass es sich hier um ein schlechtes Album handelt, im Gegenteil. Es bietet sehr viel Abwechslung, genialer Gesang (Gildenlöw besser denn je, meiner Ansicht nach), ein sehr interessantes Konzept, eine hohe Wiederspielbarkeit...uvm. Trotzdem, kein leichtes Album, bei weitem nicht. Ich hab noch bei keinem Album so lange auf den endgültigen Klick gewartet (irgendwie warte ich immernoch darauf). Eins ist allerdings sicher, dieses Album wird noch lange Zeit von sich reden machen, in welcher Hinsicht auch immer. Ich sehe mich ehrlich gesagt nicht in der Lage, dem Album eine endgültige Note zu geben.


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NARTVIND - Until their ruin

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Nartvind gehören so zu der Sorte Bands, die Metal, oder Black Metal im speziellen, ohne Bass spielen. Es gibt, wie zu erwarten, auch nicht viele Bands die das machen, und die, die es tun, kommen komischerweise zum größten Teil aus dem französisch-sprechenden Raum. So eben auch Nartvind, die uns aus Belgien ihre hasserfüllten Töne entgegenschleudern. Nunja, viel haben Ghoul und Nihil (welch geistreiche Namen), die beiden Köpfe hinter Nartvind, bis jetzt nicht zu Stande gebracht, das hier vorliegende Until their ruin aus dem Jahre 2002 ist bis jetzt das einzige Lebenszeichen (falsches Wort, eh?). Schade eigentlich, denn was sie hier fabriziert hat, ist gefundenes Fressen für meine Gehörgänge.

Wie der geneigte Leser sicher schon erahnt haben wird, zocken Nartvind Black Metal, und zwar den der ganz rauhen Schule. Das fängt schon mit dem Sound an, der sich nicht so ganz entscheiden kann, ob er nun Mono oder doch Stereo sein möchte. Ich hatte zuerst nur die Promo des Albums in den Händen, und nahm an, die finale Release Version würde leicht aufpoliert werden. Aber is nich. Der Sound an sich ist auch nix für High-End Fetischisten (diese würden wahrscheinlich Herzpillen beim Hören benötigen), tippe mal auf 4-Spur Aufnahme - also genau der Sound, den Black Metal dieser Art benötigt. Denn das ganze klingt wirklich so, als hätte man beide Musiker in einen Kerker gesperrt und die Instrumente hinterhergeworfen. Absolut hasserfüllt und zornig brettern sich Ghould und Nihil durch die acht Songs (das nichtssagende, da kaum vernehmbare Intro sei mal ignoriert). Mal Mid-Tempo hier, mal Gerase dort, der übliche Mix ist vorhanden. Was dieses Album aber eben von den tausenden anderen Releases dieser Art unterscheidet ist die unglaubliche Intensität der Songs, die auf ihre Art künstlerisch sicher primitiv sind, aber eben das gewisse Etwas haben. Hass pur. Über allem throhnt das unglaublich heftigen "The end of another human life". Pure hate!

Also, wer diese Art des Black Metals mag, sollte der Scheibe eine Chance geben. Ist in meinen Augen auch eines dieser Kleinode, die aus der Masse einfach hervorstechen.



VLAD TEPES/BELKETRE - March to the black holocaust

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Aus der gleichen musikalischen Ecke wie Nartvind stammen Vlad Tepes und Belketre. Beide gehören zur französischen Black Legion, die sich voll auf Black Metal ohne Bass "spezialisiert" hat. Die hier vorliegende Split ist eine der wenigen Veröffentlichungen beider Bands auf einem Massen Tonträger (ich zähle jetzt MC und Vinly mal nicht als solche). Vlad Tepes haben noch eine Mini CD und eine weitere Split CD mit Torgeist zu bieten, während es für Belektre der einzige CD Release ist (ansonsten haben beide Bands nur MC's veröffentlicht).

So, fangen wir mal an mit:

Vlad Tepes

Die Band hat einige ihrer bisherigen Demoaufnahmen ins Studio geschleppt und für diese Split CD nochmal aufpoliert, was sich vor allem im besseren Sound niederschlägt. Selbiger treibt zwar Fetischisten immer noch in den Wahnsinn, ist aber schon um einiges besser als auf den Demos. Sieben Songs plus einem Instrumental, welches als Intro fungiert, haben es auf den Tonträger geschafft. Nach dem eher uninspiertem Intro, und dem etwas zähen "Massacre song from the devastated lands" kommt mit "In holocaust to the natural darkness" schon der erste Brecher daher. Ja, auch in Frankreich hat man schon von Bathory gehört. Der Song geht sofort voll auf die Zwölf, richtig thrashiges Riffing wird geboten. Und dann folgt, ich nenn es mal eine Hymne, "Drink the blood of the celtic disciple". Was für ein wahnsinniger Song. 12 Minuten lang nur irrwitziges Gerase mit leicht zu folgendem Tonlauf, voller Wahn, voller Hass, voll kranker Atmosphäre. Ganz, ganz starker Song, vor allem die diversen Soli wissen zu gefallen!
Nach diesem Wahnsinn folgt "Dans notre chute", welches allerdings nur als Intro zu "Misery fear and storm hunger" dient. "Misery fear..." hat eigentlich alles was ein guter Song braucht: Up-Tempo, eingänge Melodie, es werden sogar teileweise Riffs von "Drink the blood..."wiederverwertet...aber irgendwie fehlt hier diese zornige Intensität, die diesen Song so einzigartig macht. Beim nächsten Song, "Diabolical reaps" horcht man erstmal auf: 3/4 Takt? Beim Black Metal? Na wie geil! Der Song ist ein echt kultiger Nackenbrecher, der mal so richtig gut abgeht. Eigentlich sollte man meinen, das Krächz-/Kreischgesang zu sowas gar nicht passt, aber...es passt.
"Under the carpathian yoke" bildet den Abschluss, und auch hier wird nochmal fröhlich den frühen Bathory gefröhnt. Wobei es besser ist zu sagen, so hätten wohl Bathory geklungen, wenn sie nen halben Gang zurückgeschaltet hätten.

Belketre

Im Gegensatz zu Vlad Tepes haben sich Belektre nicht lumpen lassen, und neben einem alten Song ("Despair") gleich sechs neue plus Outro zu dieser Split beigesteuert (wobei "Hate" auch kein wirklicher Song, sondern mehr ein böses Keyboard mit ein wenig Gurgeln ist, und "The last sigh of god" ein reines Instrumental). Sobald der erste Song anfängt, ist man geneigt, die Lautstärke etwas zu erhöhen, da anfangs alles nach schlechter Produktion klingt. Der Eindruck täuscht aber, da Belketre nur alle Instrumente ausser den Drums stärker verzwerrt als gewohnt. Dadurch rückt vor allem der Gesang leicht in den Hintergrund. Dies fällt aber in keinster Weise negativ auf, man muss sich halt nur dran gewöhnen. Ansonsten hält sich das Songwriting mit Überraschungen gepflegt zurück, die Songs bieten den "üblichen" Mix aus Up- und Midtempo, wobei das Gerase doch überwiegt. Nur der stärker verzerrte Sound lässt die Songs aus der Masse herausstechen. Das heißt nicht, das sie besser als der Rest der musikalischen Welt sind, aber eben...anders. Einzig der Anfang von "Night fo sadness" birgt eine gewisse Genialität in sich.


Abschließend sei gesagt, das sich die Split mehr wegen den Vlad Tepes Songs als derer von Belektre lohnt, vor allem, da erstere eben endlich einen akzeptablen Sound aufweisen (und wegen "Drink the poetry...".



JUDAS ISCARIOT - Heaven in flames

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From the ashes of extermination to the ruins of a fallen kingdom

Nun, ich mag ja der Einzige sein, der es so sieht, aber ich finde, das Akhenaten (der Kopf hinter Judas Iscariot) mit Heaven in flames seine Doktorarbeit abgeliefert haben. Dieses Album ist ein Meilenstein, ganz einfach. Es ist so kalt, so hasserfüllt, brutal, misantrophisch, einfach der pure Wahnsinn. Eine solch herbe Atmosphäre ist mir auf einem ganzen Album nur selten vorgekommen (eigentlich fallen mir im Moment nur Death - Pierce me von Silender und Suicidal Emotions von Abyssic Hate ein). Allein der Opener "An eternal kingdom fo fire" ist schon den Kauf des Albums wert. Ein wahnsinnig dramatischer Up-Tempo Song, den man einfach hören muss, um meine Begeisterung zu verstehen. Oder das todesweihende "Eternal bliss...eternal death"...oder das derbe Riffing von "Before a circle of darkness"...oder das treibende "From hateful visions"...oder, oder, oder. Leute, Ihr müsst es selber hören, es ist einfach unbeschreiblich.

Tausende Bands haben sich das letzte Jahrzehnt lang bemüht, ein solches Album hinzulegen, und sie sind alle gescheitert.

Denn wie gesagt: Meisterwerk....



KATATONIA - Brave murder day

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...12 shapes bow before her...
...I am still one of them...
...12 morbid ways to die...
...her beauty scares me...


Kommen wir mal zu etwas leicht Anderem. Yonder schrieb in seiner Rezi zu Katatonias Viva Emptiness, das reine Metalheadz von diesem Album kaum ausreichend bedient werden würden. Nun, da kann ich nicht widersprechen, da ich Viva emptiness nicht kennen. Wohl aber kann ich sagen, das mir Katatonias viertes Release, Brave murder day verdammt ans Herz gewachsen ist. Ich kann Yonder verstehen, das es ihm schwer fiel, Katatonia einfach als Metal abzustempeln, denn das wird der Musik wirklicht nicht gerecht. Es ist mehr...
Was Brave murder day vor allem auszeichnet ist die schon greifbare Traurigkeit. Selbst wenn Du in einer absolut tollen Stimmung bist, lassen Dich die ersten Riffs von "Brave" schon in einen tiefen und nachdenklichen Gemütszustand abdriften. Katatonia gleiten hier sanft in den Wogen zwischen Death, Doom und Rock. Die Songs sind aussergewöhnlich gut strukturiert, es gibt einfach keine Längen, jeder Song überrascht immer wieder aufs neue. Die von Yonder schon angesprochenen Parallelen finden sich auch auf Brave murder day wieder, in Form des sehr ruhigen Songs "Day". Dieser kommt mal ohne das traurige Riffing aus, das die anderen Songs kennzeichnet, und ist auch gar nicht sooo traurig. Er wirkt wie ein kleiner Lichtblick, als ob der Wolkenhimmel eines verregneten Nachmittags aufreissen, um die Sonne für einen kurzen Moment scheinen zu lassen - nur um sie dann gleich wieder zu verschlucken.
Versteht micht nicht falsch - dies ist keins der Alben, die einen depressiv werden lassen, so das man gleich zur Rasierklinge greift. Es ist einfach nur...traurig schön.
 
Blackfield - Blackfield

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Eins der schönsten Zitate, die ich von Steven Wilson gelesen habe, ging ungefähr so: "Ich würde nie auf die Idee kommen, ein Instrument in die Hand zu nehmen und zu spielen, wenn ich damit keine Platte aufnehmen würde". Und Platten aufnehmen - jetzt kommt der Bogen zurück zu Blackfield - kann er.

Vielleicht tue ich Aviv Geffen, dem zweiten beteiligten Musiker an diesem Projekt, unrecht, aber nach meinem Empfinden ist Blackfield eine Platte von Steven Wilson. Es klingt jedenfalls für das Porcupine-Tree-geschulte Ohr nichts überraschend. Wie ein langer ruhiger Fluss fließt die CD dahin, unaufgeregt, fast immer mit akustischen Gitarren eingeleitet, dazu Wilsons sanfte unpretentiöse Stimme - man können meinen, Porcupine Tree in Zeiten von Stupid Dream oder Lightbulb Sun vor sich zu haben. Und das ist wahrscheinlich auch der offensichtlichste Kritikpunkt, den man Blackfield vorhalten kann. Aber wenn man nicht von jedem Song die Weltrevolution fordert, kann man mit dieser Platte schon glücklich werden.

Mit "Here's the song from an open mind" beginnt die Platte. Mir scheint dieser offene Geist auch das Thema von Blackfield zu sein. Wilson hat sich ziemlich oft und lange in Israel aufgehalten, denn über dein Zeitraum von 3 Jahren ist diese CD so nach und nach in verschiedenen israelischen Studios aufgenommen worden. Die Kooperation mit Aviv Geffen, einem in Israel außerordentlich erfolgreichen und populären Liedermacher und Friedensaktivisten, war wohl das eigentliche Abenteuer an diesem Album.

Noch ein paar Worte zur Musik. Hello - Leser des WHIGFM-Threads kennen das Lied ;) - wäre in normalen Zeiten ein Single-Hit. In MTV-Zeiten wird so was natürlich nirgendwo gespielt. Pain und The Hole In Me, die beiden Songs für die Aviv Geffen alleine als Urheber verantwortlich ist, sind wunderbare Songs, fein und unique instrumentiert. Blackfield und Lullaby sind von Wilson allein, und der Rest nennt Wilson & Geffen als Komponisten. Hier würde mich wirklich interessieren, wie das für so einen Egomanen wie Steven Wilson funktioniert. Immerhin hat Wilson so ziemlich das gesamte Porcupine-Tree-Repertoire alleine geschrieben.

Drums spielen übrigens die PT-Drummer Maitland und Garrison, womit wir zur finalen Bemerkung kommen wollen: Wer Porcupine Tree mag, kann mit Blackfield nichts falsch machen. So viel ist sicher. :)
 
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Sirenia – Sirenian Shores


Nur etwas über ein halbes Jahr nach dem Erscheinen des letzten vollwertigen Sirenia-Albums An Elixir for Existance setzt uns Ex-Tristania-Now-Sirenia-Mastermind Morten Veland eine EP mit dem Titel Sirenian Shores vor. Eine EP nach nur zwei vollwertigen Alben und einer Tour? Das soll gut gehen?

Für 10 Euro erhält man mit dieser EP lediglich fünf Tracks, was einem schon mal spanisch vorkommen sollte. Das macht einen Stückpreis von zwei Euro pro Song, was in Zeiten, in denen selbst der kostenpflichtige Download von Musik aus dem Internet noch in den Kinderschuhen steckt, vollkommen überteuert ist. Aber gut, wenn die Qualität stimmt soll man ja nicht meckern, denn selbige hat ja bekanntlich ihren Preis. Stimmt die Qualität denn?

Klares NEIN! Zwei der fünf Songs sind schon beim bloßen Blick auf die Tracklist als Remakes zu erkennen, ein dritter kommt einem beim Hören schon sehr sehr bekannt vor. Die beiden anderen sind neu.


Der Opener und Titeltrack der Sirenian Shores ist jener Song, der einem beim ersten Durchlauf schon sehr bekannt vorkommt. Er ist nur eine leicht abgewandelte Variante von „Star-Crossed“ aus dem letzten Album. Um genau zu sein unterscheidet sich der Anfang der beiden Tracks durch zwei unterschiedlich Akkorde, aber selbst ein Taubstummer würde die Ähnlichkeit hören. Dennoch ist der Song einigermaßen brauchbar, er ist auf dieser EP der Track, der Morten Velands Handschrift noch am deutlichsten trägt.
Track Nummer zwei, „Save me from myself (Remix)“, ist eine Neuauflage des gleichnamigen Songs aus dem letzten Album, und nichts was ein guter DJ mit dem richtigen Material nicht innerhalb einer Stunde hinzaubern könnte. Das sehr atmosphärische Original wird mit einem recht harten Gitarrenriff und einem Schlagzeug neu aufgemixt, und es passt überhaupt nicht. Der zarte, hauchende Gesang von Henriette Bordvik passt in keinster Weise zum Riffing, dabei stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Ganz übel...
Beim dritten Stück hat Morten Veland aus dem Klassiker „Meridian“ vom dem ersten Sirenia Album At Sixes and Sevens eine Akustik-Version gemacht. Akustik? Ich könnte auch Halluzinationen haben, aber ich meine im Hintergrund Synthesizer-Sounds zu hören, womit die ganze Geschichte dann wieder eine Mogelpackung wird. Ausserdem könnte mal jemand dem Herrn Veland mitteilen dass auch eine Akustik-Version durchaus ein Schlagzeug beinhalten darf, denn dieses ist meist ein akustisches Instrument. Das schlechteste Stück dieser EP, fancy bezeichnet sowas in seinen Rezis glaub ich gerne als „Totalausfall“.
Der vierte Track ist einer der beiden neuen Tracks, mit dem schönen Namen „First we take Manhattan“ [/Ironie], ein Leonard Cohen-Cover. Leider sind nur die Pianopassagen noch mehr oder weniger Sirenia-like, mir fehlen die üblichen Grunts, und das Riffing mag ich auch nicht wirklich. Emmanuelle Zoldan macht ihren Job ganz ordentlich, obwohl mir Henriette Bordvik besser gefällt. Insgesamt akzeptabel für die EP, aber trotzdem unter der normalen Sirenia-Qualität.
Der fünfte und letzte Track „Obire Mortem“ ist etwas völlig anderes. Keine Gitarre, kein Schlagzeug, kein Piano, keine Grunts, keine Henriette, nur ein Orchester und ein Chor. Mir persönlich gefällt das Stück äusserst gut, sehr atmosphärisch, stilvoll, der beste Song der Sirenian Shores, leider nur etwas über zwei Minuten lang. Es stellt aber insgesamt ein Armutszeugnis für eine Dark Gothic Band aus wenn ein rein klassisches Stück das Highlight der CD ist.

Schade Sirenia, aber mit sowas verspielt man bei mir Sympathien. Da ist auf den Nightwish-Singles für weniger Geld mehr und besseres Material (ich erinner mal an den Album-Track Planet Hell auf der Nemo-Single), so ein Werk zu so einem Preis abzuliefern ist eine Frechheit. Ich gebe trotzdem drei Punkte, da Obire Mortem ein schöner Song ist, und der Titeltrack recht brauchbar ist, wenn ich das Preis / Leistungsverhältnis beurteilen müsste würde ich mich sträuben auch nur einen halben zu geben. Achja, und das Cover find ich hübsch (faszinierend an was man sich doch hochziehen kann wenn man eine Band mag). Doch sollte die Sirenian Shores ein Vorgeschmack auf das nächste Studioalbum sein, ist diese Band für mich gestorben.

3/10
 
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Marduk - Panzer Division Marduk
1.Panzer Division Marduk
2.Baptism By Fire
3.Christrapping Black Metal
4.Scorched Earth
5.Beast Of Prey
6.Blooddawn
7.So2
8.Fistfucking God's Planet


Hier ist mein Review zu meiner absoluten lieblings Black Metal Scheibe !

Warum gerade die ? Nun, erstmal vorweg habe ich schon viel Black Metal gehört, aber gefallen hat es mir nie. Alberne Texte á la "ich bin so böse ich hasse euch alle hail satan brennt die krichen nieder scheiss christen", schlecher Sound so dass es nur noch nach Audio Matsch klingt (ja ich weiss, manche Bands wollen das so) dazu auch noch Grausamkeiten wie weiblicher Sänger und Keyboard *arg*

Hier aber nicht !
Erstens das Kriegsthema welches ich für BM sehr passend und vorallem am glaubwürdigsten finde und dazu noch das geniale Cover. Der dezente Einsatz von Samples (Panzergeschütze, Stuka Angriffe etc) eine glasklare Produktion , gedrosche in Maschinengewehr Geschwindigkeit und der Sänger, hier noch Legion, gibt den Songs extrem viel hass und brutalität - was sich wiederum perfekt mit den Thema vereint.

So stelle ich mir BM vor, so wie man hier hören kann !

Der Soundtrack zum dritten Weltkrieg ;)
 
Höhö, mein Cover von Panzerdivision sieht besser aus. :cool:


NASHEIM - Evighet/Undergång

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Wow, einfach nur wow. Dieses Album ist eines der besten Stücke Black Metal, die dieses Jahr veröffentlich wurde. Und das es sich hierbei "nur" um Demomaterial handelt, macht das Ganze noch beeindruckender.

Na der Reihe nach. Nasheim kommen aus Schweden. Wie kennen wir schwedischen Black Metal? Schnell, brutal, infernal. Siehe Marduk, Setherial, Dark Funeral, Dissection. Das es die Schweden auch anders können, bewiesen schon Pest, und Nasheim beweisen es auch. Wie schon im Mucke Thread erwähnt, sind Nasheim für mich die skandinavische Variante von Night Conquers Day. Nicht so theatralisch, dafür dunkler und frostiger, aber mit genau derselben Dramatik, die Night Conquers Day schon auszeichnete. Auf dem Album befinden sich fünf Songs, die Gesamzspielzeit beträgt allerdings fast 45 Minuten - das sagt doch einiges. Die ersten drei Songs, "Ändlös Flykt Från Tiden", "Allt Svartnar" und "Undergång" stammen vom ersten Demo Undergång, der vierte Song "Evighet" stammt von der gleichnamigen Promo-CD, und der letzte Song "Blood fire death" ist ein Bathory Cover und als Bonus zu verstehen (das Album ist Quorthon gewidmet).
Die Atmosphäre der Songs ist einfach überwältigend. Allein der Titel des zweiten Songs, gleichzeitig auch Anspieltip, "Allt Svartnar" trifft es im Kern - alles wird schwarz. Man denkt auch nur an Schwärze, wenn man das Album hört, einfach pure Genialität!

Fazit: Das ist Black Metal, so wie ich ihn hören will. Ich will mehr davon, noch viel mehr!!!!!!!




GODLESS NORTH - Summon the age of supremacy

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Tja, wer hätte gedacht, das auch in Kanada Black Metal fabriziert wird (jaja, Blasphemy sind auch von dort, ich weiß), und noch weniger Leute (mich eingeschlossen) hätten gedacht, dass es dort solche Könner gibt. Summon the age of supremacy ist eine Breitseite tiefschwärzesten, grimmigsten Black Metals der alten Schule. Die Gitarren sind typisch hoch gestimmt, die Schießbude klingt nach Müllereimer (aber in keinster Weise so grottig wie bei Lars Ulrich), es wird gerast, gehasst, gekotzt. Man spürt, das Godless North wirklich mit einer brennenden Seele dabei sind, die Intensität ist regelrecht greifbar. Sicher, die Songstrukturen sind alles andere als abwechslungsreich, man ist geneigt zu sagen, sie sind monoton. Und genau so muss Black Metal dieser Art auch sein.

Summon the age... beginnt mit einem eher nichtssagenden namenlosen Synthie Intro, das garantiert von irgendwo her übernommen wurde. Und ab da wird nur noch gerast, gerast, gerast...in "Glory of the past returns" wird gerast, in "Dark skies over Vinland" wird gerast (genialer Song übrigens), "Under the veil of night" ist auch nicht anders, "Winter of cleansing" ist...halt doch. "Winter of cleansing" ist etwas anders, da der größte Teil des Songs nach Oi klingt...liegt nahe, da der Sänger Othalaz von Amageddos obenrum recht kahl ist. Und Überraschung, im nächsten Song ("Upon heathen battlefields") wird auch nicht gerast...zumindest nicht in den ersten 80 Sekunden. Danach gehts im üblichen Tempo weiter, auch "Dawn of a new empire" fällt nicht aus dem Rahmen, und der finale Song, "Wisdom of the ancient cults" auch nur ein bisschen...wieder ein gediegener Anfang, der dann in furiose Ballerei übergeht, aber zwischendurch auch mal Luft holt. Wobei...etwas anderes würde in das Gesamtbild von Summon the age of supremacy auch gar nicht reinpassen. Und so endet dann nach dem Outro "...the wolf unleashed" und 53 Minuten der Abstecher in den grimmigen, hasserfüllten, kanadischen Black Metal Underground.


Fazit: Wer auf diese Art Black Metal steht, kommt um den Kauf nicht herum. Punkt!
 
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Eagles of Death Metal: Live at Slims

Hi ihr Fans von EofDM. Hallo auch an die, die es noch werden wollen.
Auf der Homepage (genauer, hier: http://www.eaglesofdeathmetal.net/album.html ) von den Eagles gibt es jetzt einen live-Mitschnitt als komplettes Album zum herunterladen! 12 energiergeladene Stücke in altgewohnter Manier. Insgesamt sehr gut gelungen und auch der Ton ist recht gut in den Kasten gebracht worden. Als Fazit muss ich sagen, die Eagles of Death Metal sind eine weitere Band, die ich mir live mindestens einmal antuen muss. Ich drück' mir die Daumen für eine Europa-Tour
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.

7/10
 
PYRE / NIHIL NOCTURNE - Borderline Inferno / Ex Terminus Split

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Widmen wir uns heute mal Split Tonträgern aus deutschen Landen. Den Anfang machen Pyre und Nihil Nocturne mit dieser 7"er Split, die dieses Jahr (2004) bei der Wotanstahl Klangschmiede erschienen ist. Gleich vorne weg, wie bei so vielen ist auch diese 7"er viel zu kurz, denn beide Bands präsentieren sich hier ausgesprochen gut.
Pyre belegen mit dem Song "Borderline inferno" die Seite 1. Der Song ist schnell und scheppernd, dazu gesellt sich noch der starke Gesang von M.W.-Pyre. Die Instrumente klingen recht dumpf, klingt 'n bisschen nach Hellhammer oder Messiah. Wer Pyre mag, wird auch an "Borderline inferno" sicher seine Freude haben.
Nihil Nocturne kommen mit "Ex Terminus" sogar noch ein Stück düsterer, aber auch atmosphärischer daher als Pyre. Der Song ist ebenso recht schnell, bietet in der Mitte auch einen langsamen Part, in dem auch ein wenig norischer Glanz erstrahlt (sprich ein wenig Epic noch dazu kommt). Auch ein sehr hörenswerte Song.
Abschließend bleibt nur zu sagen, das die 7"er wie oben schon erwähnt einfach viel zu kurz ist. Sehr Schade.



ENCOMIUM / GRAUPEL - Upon the ashes... / Heil dem Wód Ván! Split

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Auch diese 7"er stammt wurde dieses Jahr veröffentlicht, in einer Kooperation von Westwall Produktion und Phlegethon Productions. Im Gegensatz zur obrigen Split sind hier beide Bands mit je zwei Liedern vertreten.
Encomium haben ganz offensichtlich die Auffassung, das Black Metal sich hervorragend mit Thrash Metal verträgt - und sie vertreten Ihre Überzeugung auch dementsprechend. Während der erste Song "Ashes of a thousand years" noch Black Metal Elemente im Überfluss hat, ist der zweite Song "To burn the temple of moral" eine Thrash Granate sondersgleichen. Nur der Gesang und die rauhe Produktion erinneren noch an die musikalische Herkunft Encomiums, der Rest ist ein oberheftiges Riffgewitter. Äußerst gelungen, meines Erachtens nach.
Kommen wir zu Graupel. Ich denke es ist mittlerweile bekannt, dass es sich bei Graupel um die neue Band von Zingultus (Nagelfar) handelt. Und so klingen sie dann auch...nicht. Die beiden Lieder, "Weiß wie Schnee" und "Seelenkampf" sind all das, was Nagelfar nicht waren: roh, ungeschliffen, und zornig bis ins Mark. Die Songs könnten auch locker vom Anfang der 90er stammen, so rasend, brutal und unverkrampft wie hier gezockt wird. Wahnsinnig gut.

Als Fazit bleibt zu sagen, das sich hier zwei musikalisch differenzierte Bands eine Split mit sehr guten bis exzellenten Songs teilen.
 
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!!! - Louden Up Now

Um in der heutigen Musiklandschaft Aufmerksamkeit zu erregen, dazu bedarf es schon einiges. Zb. einen außergewöhnlichen Bandnamen. !!! ist so einer, bei dem man unweigerlich aufhorcht und nachfragt, was denn für eine Band dahinter steckt. Wer eine dreifache Abfolge von Ausrufungszeichen als Bandnamen nutzt, der scheint es wirklich wissen zu wollen. Nein halt, der weiß es wohl schon ...

Und dann, die ersten Takte von "When the Going Gets Tough, the Tough Get Karazzee" und man ist erstmal kurzzeitig wie gelähmt. Irgendwo berechtigt, denn wir haben ja großes erwartet. Gelähmt deswegen, weil einem die Musik kaum Zeit zum Atmen lässt. Funky Bassläufe, extrem tanzbare Beats, zackige, z.t. sehr hektische Gitarren Licks, schräge Percussion, dazu gerne mal Salsa-artige Klänge, Bongos, Saxophon, Kuhglocken und nicht zuletzt Nic Offers äußerst cooler Gesang. Letzterer gibt zwar öfters ziemlich obskure, gar anstößige Lyrics zum besten, zwischen den Zeilen aber auch immer mal politische Statements und Kritik. Wie auch immer. Auf die Lyrics kommt es bei !!! eh nicht an. Vielmehr geht es hier um die Summe der einzelnen Teile und zweifelsohne, da kickt und groovt es an allen Ecken und Enden. Eine wahre Freude ist das.

Es fällt zudem schwer, !!! in eine Schublade zu stecken. Einflüße finden sich nämlich derer viele. Im groben ist es wohl eine Mischung aus 80ér New-Wave, Disco Funk und Indie Rock. Mal extrem smooth und chillige Passagen mit fein einlullender Gitarrenarbeit, in der nächsten Sekunde überdrehter PunkWave Trash auf LSD-Trip. Das Gehörte is dabei erfrischend unkonventionell und vor allem, durch die sich abwechselnden Stimmungen und dutzenden Instrumente, auch nach merhmaligem Hören immer wieder interessant. Ja, es gibt immer wieder neues zu entdecken.

"Hello? Is this Thing On?", ist einer von den Songs, bei denen man sich fragt, warum zum Teufel sie nicht im Radio gespielt werden. Denn eines haben alle !!! Kompositionen noch gemein, sie sind verflucht eingängig. Schon nach dem ersten hören, gehen die groovigen Killersongs nicht mehr aus dem Ohr. Die neunminütige Wundertüte "Me and Giuliani Down by the School Yard (A True Story)", im gehaltvollen "Pop" getränkt, mit zauberhaften "Du-du-du"-Chören und herrlich geilen Gitarrenlicks, ist nur ein Highlight unter vielen. Einzig das schräg dainplätschernde (zum Glück auch nur kurze) Interlude "King's Weed" und das ebenfalls, rein instrumental gehaltene "Theme from Space Island" stören ein wenig den Gesamteindruck, laßen sich aber locker überhören.

Jaja, fünf New Yorker Guys und zwei Jungs aus Sacramento, das sind !!!. Und was diese jungen Künstler mit "Louden Up Now", übrigens ihrem zweiten Album, geschaffen haben, lässt Fans von tanzbarem Indie/Wave Rock mit der Zunge schnalzen. Wer über den musikalischen Tellerrand hinaus schauen kann, für den besteht dringender Hörbedarf ...

9/10
 
A Tribute To Judas Priest - Legends Of Metal

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k, reden wir mal über Cover-Versionen und Tribute-Alben. Da mir die Veröffentlichungssituation der hier vorliegenden drei CDs nicht ganz geheuer ist, handle ich sie mal in einem Abwasch ab.
Sicher ist, dass es sich um eine vom Magazin Rock Hard unterstützte und von Götz Kühnemund - als Metaller sollte man diesen ulkigen Vogel kennen - kompilierte Auswahl handelt. Tipton und Downing schreiben ein paar warme Worte im Booklet, also kann man auch davon ausgehen, dass hier alles mit dem Segen Judas Priests vonstatten geht. Schauen wir uns die einzelnen Tracklisten mal an:

A Tribute To Judas Priest - Legends Of Metal, Vol. I

Helloween - The Hellion / Electric Eye
Ganz okay, eine saubere Sache. Gut produzierter, fetter Mid-80er Metal performt einen der "Hits" von Judas. Was hier vorliegt, ist sozusagen Variante 1 einer Cover-Version: Der identische Klon. Es gibt keinerlei musikalische Abweichung vom Original und mit Andi Deris singt auch noch jemand, der als Halford-Imitator durchgehen könnte. Daher - und weil Halford eigentlich keine Imitatoren verträgt - ist die Version auch letztlich uninteressant.

Fates Warning - Saints In Hell
Schon ganz was anderes. Saints In Hell entstammt der Stained Class von 1978 und ist daher einer der älteren Priest-Songs. Da Stained Class doch schon ein bisschen angestaubt klingt, ist die Blutauffrischung durch Fates Warning hochwillkommen. Da FW eine technisch sehr talentierte Band ist, gelingt ihr auch die komplexe Rhythmik des Songs hervorragend. Und Ray Alder ist einfach ein geiler Shouter. Er kann extrem klar und hoch singen, was der Song auch braucht. Alles richtig gemacht, Daumen hoch!

Gamma Ray - Victim Of Changes
Vom Original sind ja sowohl die Studio-Version von Sad Wings Of Destiny (1976) als auch die Live-Version von Unleashed In The East hochinteressant, da total verschieden. Gamma Ray covern eher die Studio-Version und auch sie machen wie Helloween eigentlich alles richtig. Der Song ist allerdings auch unzerstörbar und von höchster Klasse. Ein bisschen fehlt allerdings auch hier die Überraschung - Klon, aber guter Klon. :)

Devin Townsend - Sinner
Sinner ist in der Studio-Version eigentlich ein bisschen schlaff, in der Live-Version aber umso mächtiger. Konsequenterweise tut auch alsso auch HevyDevy's Version so, als sei sie live. Klar ist, dass Devin an Halfords Gesang um Längen nicht heranreicht, aber das muss ja auch nicht sein. Was Devin aber natürlich drauf, ist die Wiedergabe des Ozeanischen, des Orgiastischen der Vorlage. Das lange, atonale Solo von KK, der spacige Mittelpart - "The Sinner is near!" - der Charakter des Songs ist voll getroffen. Schwachpunkte sind die etwas lahmen Drums - hier trommelt ein gewissen Marty Chapman - und die laue Produktion. Das Original ist besser.

Mercyful Fate - The Ripper
Da ich eine Schwäche für King Diamond habe, mag ich auch diesen Song gern. Des Kings Gekreische passt hervorragend zur Killer-Thematik des Songs. Ansonsten wird hier halt die erstklassige Priest-Komposition abgespielt, aber der letzte Refrain macht mich erzittern. So schön schreit der King hier. :)

Rage - Jawbreaker
Klarer Fall: Schwach. Ich halte eh nicht viel von Rage, obwohl ich anerkenne, dass es brave deutsche Metal-Arbeiter sind. Aber Peavys Gesang ist einfach zu schlecht für diesen Übersong. Und das Solo ist einfach lächerlich. Hey, KK's Jawbreaker-Solo ist IMHO eins der besten Metal-Solos ever. Was KK hier im Original macht - dieses gedehnte, laszive Ausbrechen und Zucken des Monsters, das hier besungen wird - kann nicht annähernd reproduziert werden.

Radakka - Night Crawler
Die Band kenne ich nicht, und das Original ist von Painkiller, einer IMHO schlechten Judas-Platte. Uninteressant.

Doom Squad - Burnin' Up
Das Original von Killing Machine (1978) finde ich extrem geil, aber das reicht bei weitem nicht, diese Version gut zu finden. Doom Squad sind eine eigens für dieses Projekt zusammengestellte Band mit Scott Ian und Jörg Fischer an den Gitarren, aber das war's dann auch schon. Der Laut-Leise-Wechsel, den Judas im Mittelteil des Songs genial vollziehen, wird von Doom Squad einfach durchgescheppert, da geht die Dynamik natürlich über die Wupper.

Lions Share - A Touch Of Evil
Weder das Original, noch das Cover geben mir irgendwas. Weitergehen, meine Damen und Herren, hier gibt es nichts zu sehen. :)

Testament - Rapid Fire
Hehe, cooler Song. Hier liegt ein klarer Fall von Cover-Typ 2 vor: Die Vereinnahmung. Das heißt, es handelt sich hier um einen Testament-Song. Klar, das Original bietet sich für eine Übernahme durch eine Thrash-Band an, aber Testament übernehmen so komplett, dass es ein eigener Song sein könnte. Nur beim ersten Solo erkennt man einen Fremdkörper, der Rest ist relaxtes Durchdeklinieren der Testament-Trademarks. Gut so!

U.D.O. - Metal Gods
Hmm. Udo Dirkschneider & Band. Ich finde keinen einzigen Song, den Udo in der Phase nach Accept gemacht hat, wirklich gut, und auch hier geht eigentlich alles daneben. Metal Gods von Judas lebt extrem von dem starren Rhythmus, aber vor allem von Halfords majestätischer Aggression. Davon hat Dirkschneider schlicht gar nichts. Überflüssig.

Saxon - You've Got Another Thing Comin'
Hmm. Auch so ein Song. Schon im Original mag ich ihn nicht besonders. Zu sehr auf Hymne komponiert, zu wenig echter Metal. Passt gut zu Saxon, könnte man sagen, und so kommt Mittelmäßigkeit zusammen und vereinigt sich zu Belanglosigkeit.

A Tribute To Judas Priest - Legends Of Metal, Vol. II

Iced Earth - The Ripper
Von Iced Earth würde ich glatt sagen, dass ihre wahre Bestimmung im Erstellen von Cover-Versionen liegt. Die Band kann einfach keine eigenen guten Lieder schreiben, aber technisch haben sie alles drauf. Tighter Groove, astreiner Shouter - aber eben keinen Komponisten in der Band. Macht ja nix, dafür gibt's ja die Mighty Priest. :) Solide Sache, und ein bisschen anders interpretiert als King Diamond beim selben Song auf CD 1.

Blind Guardian - Beyond The Realms Of Death
Ich weiß, dass es echte, heiße BG-Fans gibt, aber ich gehöre nicht dazu. Bei mir läuft jeder Versuch dieser Band unter "gut gemeint". Das gilt auch für diesen Song, der ja nun wirklich ein Highlight des Priestschen Schaffens ist. Aber an die Macht der Vorlage kommen Blind Guardian niemals auch nur im Ansatz heran. Bei Priest ist das Ende des langen Gitarren-Solos, wo der letzte Ton im Feedback gen Himmel entschwindet, ein Moment großen Zaubers, aber hier passiert gar nichts. Und vom Gesang wollen wir mal gar nicht reden. Aber eins wird doch klar: Judas waren eine große Band!

Heavens Gate - The Sentinel
Saugeil! Einer meiner Favorites auf diesen CDs. Heavens Gate ist so eine Band, die in der Lage ist, ihren ganz eigenen Spirit diesem schon im Original großartigen Song einzuflößen. IMHO ist die Band ohnehin total unterschätzt - vor allem im Vergleich mit Blind Guardian, die im Prinzip dieselbe Zielgruppe bedienen. Auf jeden Fall ist die hervorragende Priestsche Gitarrenarbeit hier exakt nachvollzogen, der Gesang passt - alles bestens.

Nevermore - Love Bites
Tja, das hier ist vielleicht der beste Song überhaupt. Warum? Weil er nun wirklich ganz anders ist als der Priest-Song. Der Text ist derselbe, aber ansonsten bleibt kein Stein auf dem anderen. Das Riff ist bis zur Unkenntlich verfremdet, der Gesang ist eigentlich ein Hauchen und Stöhnen - aber der Charakter des Songs - das Eindringen der Gefahr ins Vertraute - ist perfekt und ganz eigen realisiert. Großartig!

Gamma Ray - Exciter
Für Exciter gilt dasselbe wie für Victim Of Changes: Alles gut gemacht. Schon erstaunlich, wie exakt Ralf Scheepers hier die Stimmlage von Halford trifft. Die Gitarrenarbeit ist perfekt, Kai Hansen ist eben ein Guter. Die Originalität kommt vielleicht ein bisserl zu kurz, aber einer feiner Song von einer feinen Band bleibt's trotzdem.

Forbidden - Dissident Aggressor
Nun, es gibt ein Cover dieses Songs von Slayer, das ist einfach besser. Das ist vielleicht mein Hauptproblem mit diesem Song. Lassen wir's mal dabei. ;)

Angra - Painkiller
Yeah! Alles gut hier. Painkiller, IMHO der einzige gute Song auf Painkiller, trifft hier Gesinnungsgenossen. Dieser Song ist nun echt nicht leicht zu singen, aber Andre Matos hat das drauf. So entsteht hier ein weiterer 1:1-Klon, vor allem beim Gitarrensolo.

Overkill - Tyrant
Beschissen produziert, beschissen performt. Ein echter Tiefpunkt.

Kreator - Grinder
Grinder ist schon ein merkwürdiger Song, weil er so stur ist, so stupide. Aber Judas machen das irgendwie charmanter. Aber da Kreator eh eine total uncharmante Band ist, kann man hier wohl nicht viel erwarten. Ich hätte Grinder an Milles Stelle nicht gecovert.

Skyclad - Dreamer Deceiver
Nein, so nicht. Die Vorlage ist vielleicht kein ganz großer Song, aber doch ein sehr interessanter Ausflug von Judas Priest in die Balladenwelt. Aber wo Rob Halford mit Gefühl, Ausdruck und Stimme singen kann, kommt hier gar nichts. Damit ist der Kern des Songs zerstört.

Stratovarius - Bloodstone
Das Auftakt-Riff spielen sie ganz schön, aber danach ist der Song langweilig. Weiter.

Virgin Steele - Screaming For Vengeance
Eine Band ohne Eigenschaften spielt einen Song ohne Eigenschaften. Da kommt natürlich nicht viel bei rum. Kann sein, dass jemand, der das Original mehr schätzt als ich, hier etwas ernten kann. Ich kann es nicht.

Leviathan - Night Comes Down
*hust* Foreigner? Dieser Song ist im Original schon ein bisschen kitschig, aber in kitschigen Momenten ist er halt groß. Davon bleibt hier nichts übrig, sondern hier ist alles Schmalz und Butter. Schwach und unerfreulich.

So, und nun gibt es noch diese komische rote Version. Die heißt einfach nur Legends Of Metal und soll wohl ein Best-Of der beiden Vorgänger sein. Ist sie aber nicht, denn sie bietet nicht nur nicht das Beste, sondern auch noch einen ganz neuen Track:

Strapping Young Lad - Exciter
Also noch mal Devin mit einem der ekstatischsten Priest-Songs. Diesmal ist es wohl eine echte Live-Version - ich habe leider das Booklet meiner Digi-Pack-Version verschlampt - und das tut dem Song gut. SYL spielen sehr exakt an der Vorlage und rocken dabei wie die Sau. Gute Version, aber natürlich macht ein Song noch keinen Sommer, bzw. gibt noch keinen Grund, diese CD zu machen. Der Rest der Tracklist sieht so aus:

Helloween - The Hellion / Electric Eye
Testament - Rapid Fire
Fates Warning - Saints In Hell
Mercyful Fate - The Ripper
Strapping Young Lad - Exciter
Doom Squad - Burnin' Up
Nevermore - Love Bites
Overkill - Tyrant
Kreator - Grinder
Iced Earth - The Ripper

Fazit? Keine Lust mehr, der Text ist eh viel zu lang. Danke für die Aufmerksamkeit. :)
 
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Bananafishbones – Come to Sin (Single)


“And now for something completely different“
- John Cleese

Nun mal wirklich zu etwas komplett anderem. Wer mich und meinen Musikgeschmack kennt weiß dass ich eigentlich aus dem Gothic- / Symphonic-Metal Bereich komme, und mit Rock relativ wenig am Hut habe. Und doch möchte ich jetzt eine meiner Lieblings-Rock-Scheiben rezensieren, auch wenn es nur eine Single ist. Ich würde ja gerne das Album dazu (Viva Conputa) rezensieren, aber ich habe es nicht, und auch keine Ahnung wo ich das nach all den Jahren noch her bekommen soll.

Der Hauptsong der Single (Come to Sin) stellte 1998 den Durchbruch für die drei Bad Tölzer dar, er erreichte vor allem durch die Verwendung in der C&A-Werbung seiner Zeit einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Doch auch der Rest auf dieser Single ist absolut nicht zu verachten, grade die beiden anderen Songs sind zwei sehr gute Stücke Rockmusik.

Die Single beginnt natürlich mit ihrem namensgebenden Song, „Come to Sin“ von der Viva Conputa. Ich glaube zu diesem Stück brauche ich nicht viele Worte zu verlieren, die meisten werden es eh kennen, und denen die es noch nicht kennen sei es mal ans Herz gelegt. Ein toller Rocksong, der mit dem Glockenspiel zwar etwas freakig wirkt, aber sehr gut rüberkommt.
Der zweite Song dagegen, „Urban Laughter“, das genau wie Come to Sin auch von der Viva Conputa stammt, schlägt die etwas härtere Gangart an. Toller, erdiger Rock, mit einer extrem verzerrten, dreckig klingenden Gitarre, die Melodie gefällt mir hervorragend, und Sebastian Horn leistet ganze Arbeit am Mikro. Besonders gut gefällt mir die Stelle nach dem Solo, ab Minute 3:28. Zusätzlich zu dem normal gesungenen Refrain liegt im Hintergrund noch ein extrem tiefer, fast schon deathig-grunzender Gesang. Sehr geil...
Stück drei, „Bicycle“, vom 1995er Debüt „Grey Test Hits“, fährt dagegen eine ganz andere Schiene. Der Anfang kommt fast schon Country & Western-like rüber, die Gitarre bleibt bis auf wenige Ausnahmen akustisch, der Gesang ist im Refrain für Sebastian Horn sehr tief und die Mundharmonika tut ihr übriges um diese Atmosphäre zu kreieren. Ein sehr witziges, vor allem in den Strophen sehr lebendiges Stück, mit einem äusserst verzweifelt klingenden Ende.
Den Abschluss bildet die Akustik-Version von „Come to Sin“, das eine Strophe mehr hat als das Original. Schön anzuhören, aber nichts wirklich bemerkenswertes, nichts über das ich in Jubelstürme ausbrechen würde.

Fazit: Sehr interessante Single, mit mehreren tollen Songs drauf. Die Zehn Mark oder wieviel die früher gekostet hat haben sich auf jeden Fall gelohnt. Bewertung gibt’s keine, sowas mach ich nur bei vollständigen Alben, doch wenn das Album die Qualität der Single hält würde ich 8-9 Punkte vergeben.

P.S.: Ein Amazon-Bild vom Cover war nicht mehr aufzutreiben, deswegen nehm ich das Cover von der offiziellen Homepage der Band.
 
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Tocotronic - Nach der verlorenen Zeit

'Nach der verlorenen Zeit' ist ein Minialbum, das kurz nach 'Digital ist besser' veröffentlicht wurde. "Kann eigentlich nich gut sein", denkt sich der normale Mensch, denn nach einem solchen Top-Album wie Digital ist besser kann man nicht gleich noch einen draufsetzen, zumindest ist es bisher bei fast allen Bands schief gegangen. Tocotronic ist keine Band davon :p. Dieses Album ist fast noch einen Tick besser als sein Vorgänger, zwar kurz, aber mit hoher Qualität. Schöne Texte, stilvolle und gute Melodien, Mitreißer, alles dabei. Für Einsteiger vielleicht etwas enttäuschend, weil sie insgesamt wirklich kurz ausfällt, für Tocotronic-begeisterte allerdings ein muss.

Anspieltipps: Gott sei Dank, haben wir beide uns gehabt, Ich habe 23 Jahre mit mir verbracht, Michael Ende, du hast mein Leben zerstört

VÖ: 1995



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Tocotronic - Es ist egal, aber

1997 kam das bis dato vierte Tocotronic-Album heraus, man hat es schon begeistert erwartet. Zum Glück haben Tocotronic immer recht schnell ein neues Album raus. Oder auch zum Pech, man muss sich auf so viele Dinge auf einmal konzentrieren :clown:. Das ist bestimmt auch Mitgurnd dafür, dass die meisten dieses Album als das schlechteste von Tocotronic einstufen, relativ natürlich. Das kann man nicht so sagen, finde ich, es sind immernoch Aufrufe, gute Ideen und gute Musik darauf zu finden. Nicht mehr so viele wie auf den Alben zuvor, aber dennoch. Und ich glaube bei dieser Musik-Flut die von Tocotronic ausgeht.. Unter Anbetracht dieser Tatsache kann man das ruhig verzeihen. Es ist ein weiteres glänzendes Album von einer weiterhin glänzenden und guten Band Deutschlands. Es ist definitiv gut.

Anspieltipps: Meine Schwester, Dieses Jahr, Nach Bahrenfeld im Bus

VÖ: 1997


@Yonder: Vielleicht könnte man bei meinen anderen Tocotronic-Rezensionen die Punktebewertung weglöschen? Das wäre fein :)
 
Nightwish - Once
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Tracks:
Dark Chest of Wonders
Wish I had an Angel
Nemo
Planet Hell
Creek Marys Blood
The Siren
Dead Gardens
Romanticide
Ghot Love Score
Koulema Tekee Taieilijan
Higher Than Hope



Tja..was soll man noch groß über die fünf Finnen erzählen, was nicht schon längst irgendwie bekannt wäre. Mit jedem Album erfinden sie sich immer wieder irgendwie neu, kein Album klingt wie der Vorgänger bzw. der Nachfolger. So ist es in diesem Fall auch bei Once: es gibt wirklich kaum Vergleichsmöglichkeiten mit dem Vorgängeralbum Century Child. Bevor ich jetzt aber noch Stunden mit Fachsimpelei verbringe, kommen wir lieber zur Rezension

Schon der Opener "Dark Chest of Wonders" ist ein regelrechter Augenaufreißer. Nach einer beinahe hypnotischen Einleitung kracht einem ab Sekunde vier eine Wand aus ungewohnt rohen und dröhnend krachenden Gitarrenriffs entgegen. Wenn dann zum ersten mal das Orchester einsetzt hat man beinahe das Gefühl als würden sich die Klänge wie ein gewaltiges Monument vor einem auftürmen. Da wirkt es beinahe wie ein starker Kontrast, dass Tarja den Text geradezu leicht und beschwingt vorträgt, was der Musik trotz ber Bombast-Wirkung des Orchesters eine seltsame Frische verleiht.

Nach gut viereinhalb Minuten klingt der Eröffnungstrack aus und mündet in Track Nummer zwei und wohl auch in einen der am meisten diskutierten Tracks der Scheibe. "Wish I had an Angel". Ja ich geb es ja zu. Die Mischung klingt extrem ungewohnt. Die rauen Gitarrenriffs, die hohen Synthieklänge und eine relativ "gewöhnlich" singende Tarja gepaart mit Marcos unverwächselbarer "Eisenröhre". Ich weiß das sich sehr viele Leute über diesen Song das Mundwerk zerrissen haben, darum nehme ich es keinem übel wenn wohl einige meine Meinung nicht teilen werden. Mir jedenfalls gefällt diese ungewohnte Mischung zumindest in diesem Gesamtkonzept sehr gut.

Zu Track drei des Albums, "Nemo", brauche ich ja wohl nichts weiter zu sagen, da ich diesen schon bei der Rezension der Single in den höchsten Tönen gelobt habe. Selbiges gilt für den Brachial-Schädelsprenger "Planet Hell". So möchte ich mich lieber einem weiteren..sagen wir mal auffallenden Track der Scheibe widmen. "Creek Marys Blood" wird wohl schon gleich zu Beginn durch die Indianergesänge und die Flöte für Verwunderung sorgen. In der Tat haben sich Nightwish für diesen Song den amerikantisch-indianischen Musiker John Two-Hawks an Bord geholt. Das Ergebins dieser Zusammenarbeit ist meiner Meinung nach sehr zwiespältig zu sehn. Zwar hat dieses Lied einen unvergleichlichen Zauber, erstreckt sich allerdings leider mit ganzen achteinhalb Minuten über viel zu viele Längen, was mit der Zeit leider irgendwie Langeweile aufkommen lässt. Wirklich schade.

Bei "The Siren" wurde gleich nochmal in eine ganz andere Richtung experminetiert. Es beeindruckt vor Allem durch sehr orientalisch anmutende Klänge. Wieder einmal entsteht eine herrliche Symbiose aus Tarjas und Marcos Stimme, die trotz ihrer unüberwindbaren Gegensätzlichkeiten unerwartet gut zusammen passen. Track Nummer sieben, "Dead gardens" sticht nicht nur wieder durch die, auf diesem Album jetzt fast schon gewohnten Dröhnriffs heraus, sondern auch und viel mehr durch den sehr ungewöhnlichen Text. Man könnte beinahe meinen das Tuomas keine Lust mehr hätte länger Musik zu machen und Songs zu schreiben. In Wirklichkeit war es eben dieser Song, der eine lange Schreibblockade beendete, die Tuomas während der Arbeiten am Album plagte. Genauer gesagt ist „Dead Gardens“ der erste Song gewesen, den er für dieses Album schrieb. Nichtsdestotrotz ist ein relativ guter Song herausgekommen. Ein astronomischer Kritikpunkt ist allerdings das geradezu abstoßende Hau-Ruck-Ende, was irgendwie an einen Diskman erinnert, bei dem mitten im Lied die Akkus versagen. In diesem Fall Daumen hoch für das Lied, jedoch ganz weit nach unten für den Schluss.

Track Nummer acht, "Romanticide", ist ein weiterer Brachialkracher des Albums und weißt einige Paralelen zu „Slaying the Dreamer“ (Century Child) auf. Ein ganz großes Lob möchte ich an dieser Stelle mal an den Herrn an der Schießbude aussprechen. Jukka liefert das gesamte Album über, und besonders bei Romanticide eine fabelhafte Arbeit ab. Nach fünf Minuten ist auch der letzte Ton von Romanticde verklungen und der Weg ist frei für das musikalische Highlight des Albums. Das zehnminütige Orchesterstück "Ghost Love Score". Ich sage mit Absicht Orchesterstück, da dieses in diesem Song die wichtigste Rolle übernimmt.

Es ist wirklich faktisch unmöglich bei diesem Song objektiv zu bleiben. Was einem da an gigantischer Tongewalt entgegenkracht, grenzt schon fast an übermenschliche Machenschaften. Ganz großes Kino und zweifellos der absolute Höhepunkt des Albums. Nachdem auch der letzte Funken dieses Klangfeuerwerks verglüht ist, wird es erstmal wieder sehr ruhig. Track zehn und damit seit "Erämaajärvi" (Angels Fall First) endlich wieder ein finnischer Song auf einem Nightwish Tonträger. "Kuolema Tekee Taiteilijan*" (*Der Tod macht den Künstler). An diesem Song finde ich wirklich keinen einzigen Kritikpunkt. Wunderschöne Melodien gepaart mit traumhaft schönem Gesang... unbeschreiblich.

Diese wunderschön sanften Melodien setzen sich auch im Beginn des elften und damit letzten Songs des Albums "Higher than hope" fort. Zu diesem Lied gibt es die verschiedensten Theorien. Die einen sagen Tuomas hätte es für die verstorbenen Mutter von Tarja geschrieben, andere wiederrum sagen, dass er den Song für einen krebskranken Fan geschrieben hat, der wenige Tage nach einem Treffen mit ihm an dieser Krankheit starb. Angesichts einiger Sprachfragmente (Minute 3:13 bis 3:50), die eben dieser Junge angeblich auf Tuomas' Anrufbeantworter gesprochen haben soll, halte ich die zweite Theorie für glaubwürdig. Was auch immer nun die Beweggründe gewesen sein mögen, dieser Song wird ihnen mehr als gerecht. Was als ruhige Ballade beginnt, mündet letztendlich in ein monumentales und atmosphärisches Tonwerk und wird zu einem würdigen Ausklang dieser Platte.

Fazit: Um es kurz zu machen: Dieses Album ist bei weitem besser als sein Ruf. JA ok ich gebe zu es ist kein Album das auf Anhieb gefällt, aber es braucht einfach Zeit. JA meinetwegen soll es auch kontrovers sein und ich sehe sowieso schon unzählige Tarja-Puristen die Wände rauf und runter rennen weil Marco auf diesem Album ungewohnt oft zu Wort kommt. Aber verdammt nochmal wo lieg denn das Problem? Es ist vielleicht nicht das beste Album was Nightwish in ihrer gesamten Karriere konstruiert haben, aber es hat sich einen Platz unter den Besten allemal verdient. Dennoch kann man über einge wenige Kritikpunkte (siehe „Creek Mary's Blood“, „Dead Gardens“ usw.) nicht hinweg sehen. Alles in allem jedoch ist Once ein durch und durch ausgereiftes und gelungendes Album
8/10
 
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Disillusion - Back to Times of Splendor

Wie beginnt man ein Review zu einem Album, das alles, was der Rezensent dieses Jahr bisher gehört hat, in den Schatten stellt und gleichzeitig so vielschichtig und überwältigend zugleich ist, dass einem nichts anderes übrigbleibt als zu staunen. Passende Worte für dieses Meisterwerk zu finden ist in meinen Augen fast unmöglich.

Es verhält sich da ungefähr wie mit Opeth’s My Arms Your Hearse:
Ein solch unbeschreibliches Album, mit einer Intensität, die sich auf die eigenen Gefühle auswirkt, die kaum noch Platz zum atmen lässt und dem geneigten Schreiber ohne Worte zurücklässt.
Opeth, das ist wohl der beste Anfang für eine solche Rezension. Sind sie nach dem ersten Hören wohl die größte Inspiration dieser Band. Doch tun sich beim genaueren Hören noch viele andere Gruppierungen auf, von denen die drei Musikanten hier ihre musikalische Genialität beziehen. Gefühle wie bei Opeth, Melancholie von My Dying Bride, Brachialität und Komplexität eines „Prometheus“ von Emperor und etliche andere.
Komplexe Gitarrenriffs paaren sich mit aggressivem Thrash-Shouting und gehen über in so träumerisch traurige Passagen, dass es einem völligen Umsturz der Gefühlswelt gleichkommt.
Wut wird zu Verzweiflung wird zu Hoffnung, ob man es wohl doch schafft, zurück zu den Zeiten der Pracht zu gelangen. Jede Gefühlslage wird durchfahren, wird bis zum letzten ausgereizt, aber nie überstrapaziert, Disillusion schaffen es immer wieder zum rechten Zeitpunkt einen so brachial und gleichzeitig genialen Übergang zu finden, um den Hörer in eine noch extremere Dimension seines Inneren zu transportieren und ihn wieder aufschrecken lässt, ob es sich denn immer noch um die selbe Band handelt, die einem zu Anfang eine solch gewaltige Welle von Aggression entgegenwarf und sich nun der puren Melancholie verschreibt.

Träumen lässt dieses Album sein Publikum, es zeichnet einen Film, der für jeden Einzelnen eine andere Geschichte erzählt und irgendwie findet man sich doch selbst darin wieder.
Ein Spielfilm für die Ewigkeit, der immer wieder neu wirkt, noch mehr Facetten hinzufügt und dich dabei alles vergessen lässt, was um dich herum passiert. Komplex richtet sich ein Bollwerk aus verschiedenen Melodien, Rhythmen und Tempi auf und lässt mich mit der Frage zurück: „Wie soll man das als Konsument verkraften?“

Sechs Werke von 4:54 min bis hin zu 17:03 min eröffnen sich ihrem Publikum, sofern es gewillt ist, hinter diese Vielfalt an Gefrickel und Komplexität zu schauen und zu erblicken, wie intensiv Musik sein kann. Jedes der einzelnen Lieder trägt seine eigene Stimmung mit sich und doch bilden sie im Ganzen ein unbeschreiblich großes und umwerfendes Schauspiel, dass sich nicht gleich zur ersten Minute seinem Opfer offenbart. Zu vielschichtig preschen die Melodien aus den Boxen, zu brachial brechen die Gefühle über dich herein. Schon allein die wunderschöne Geigenmelodie zu Beginn von Back to Times of Splendor, dem Titelstück, weckt so viele Emotionen, als dass man nicht das gesamte Stück daran denken muss. Und so verhält es sich mit jeder Minute, jeder Sekunde dieses Albums, jeder Moment muss bedacht werden, jeden Augenblick eine neue Nuance, die sich zeigt und den Hörer in seine Welt entführt. Gerade deshalb ist dieses Album kein Werk zum Nebenbeihören, man muss in ihm versinken, ja fast schon ertrinken in den nahezu überladenen Arrangements. Es bietet sich zu viel, was beim ersten Hören auf einen hereinbricht; man kann dieses „Gedicht“ nicht von Anfang an begreifen, man muss sich mit ihm beschäftigen, es für sich selbst entdecken, entdecken, dass diese Überladenheit nur ein Schein ist, hinter dem sich eine wundervolle Musikwelt verbirgt. Und öffnet man sich erst einmal für die Welt von Disillusion, wird man sich ihr nicht mehr entziehen können, und ich, für meinen Teil, will es auch nicht mehr.

Eigentlich ist diese Rezension absolut nutzlos, da dieses Album bei jedem anders wirken dürfte, jedem eine andere Gefühlswelt offenbaren wird.
Ihr wollt eine Stilrichtung hören? Unmöglich! Melodic Death Metal ist es nur wenn man einmal darüber hinweghört und kommt wohl der einfachsten Variante gleich dieses Album zu klassifizieren. Ich möchte dieser Musik kein Genre geben, dafür ist sie zu vielseitig, zu intensiv, zu schön, zu erdrückend.
Für mich ein zeitloses Stück Musik, nicht leicht zugänglich aber auch nicht zu verworren.

Ein Film, für den man das Drehbuch selber schreibt. Die Texte sind klasse, versteht mich nicht falsch, sie erzählen den groben Rahmen, doch die eigentliche Geschichte verläuft in deinem Kopf.
 
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----Achtung, hier folgt eine exrem subjektive Rezi-----

Yes - Relayer

Ach, ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass die Trilogie (ok, Trilogie ist vielleicht der falsche Ausdruck, da die Alben inhaltlich keinen Bezug zueinander haben und nur nacheinander veröffentlicht wurden) The Yes Album, Fragile und Close To The Edge für mich die mit Abstand beste Schaffensphase der Band und nicht zuletzt der Höhepunkt des klassischen Prog-Rocks darstellt. Aber Relayer ist.....ist einfach schrecklich, grauenhaft, komplett abgedreht. Bei aller Liebe zu dieser Band und zu komplexer Musik...die hier dargebotene Frickelorgie KANN ich mir nicht anhören. Ich bekomme buchstäblich Kopfschmerzen. Ich weiss nicht wie häufig ich schon alleine aufgrund des 20-minütigen Openers The Gates Of Delirium, die CD entnervt wieder ins Regal zurück stellte. Sound Chaser treibt den Irrsinn sogar noch eine Stufe weiter. Warscheinlich stehe ich mit dieser Meinung mehr oder weniger alleine auf weiter Flur. Aber während für die einen Relayer das absolute Yes'sche Meisterwerk dartellt, beginnt hier für mich der Abstieg. Ich habe diesem Album viele Chancen gegeben, aber jetzt reicht es. Ich will mir dieses Gedudel nicht mehr anhören. Warscheinlich werden mir deswegen die vielleicht vorhandenen Qualitäten dieses Albums für immer verborgen bleiben....aber das ist mir egal.

Die Note setzt sich folgendermassen zusammen:

1 Punkt für die Musik
1 Punkt für die technischen Fähigkeiten der Musiker
1 Punkt Sympathiebonus (besonders für Keyboarder Patrick Moraz [ist ein Schweizer], sowie für das grossartige Artwork)

3 / 10
 
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Chroma Key - Graveyard Mountain Home

GMH ist bereits die zweite Veröffentlichung des nach Istambul umgezogenen Ex-Dream Theater Keyboarders Kevin Moore in diesem Jahr. Anscheinend fand er nach dem von ihm verfassten Soundtrack zu einer türkischen Horror-Komödie namens Okul (siehe Review zu Ghost Book) Gefallen an der Vertonung von Bildern. Für das neue Album seines Chroma Key Projektes nahm er sich jedenfalls wieder einen Film als Grundlage. Es handelt sich um einen in halbem Tempo abgespielten Experimentalfilm mit Namen Age 13. Der Film handelt von einem Jungen, der durch Anstarren eines alten Radiogerätes versucht, seine tote Mutter zurück ins Leben zu holen. Tja, und irgendwie klingt das Album genau so. Es beherrschen, wie für Moore üblich, die ruhigen Klanggebilde. Doch während auf den ersten beiden Chroma Key Alben noch jede Menge "richtige" Songs zu finden sind, erinnert auf GMH lediglich Sad Sad Movie und der Titeltrack an diese ersten Errungenschaften. Die restlichen Tracks lassen grösstenteils Strukturen vermissen und dümpeln irgendwie vor sich hin. Insgesamt erinnert das Ganze viel eher an Ghost Book als an die bisherigen Werke mit Chroma Key. Und das ist nicht das, was ich vom Chroma Key hören will. Man findet kaum Gesang, die Instrumentierung ist summa sumarum noch minimalistischer und irgendwie macht sich einfach schnell Langeweile breit. Während ich Ghost Book aufgrund seines "interessantes Experiment"- Images einiges abgewinnen kann, geht mir Graveyard Mountain Home leider etwas zu sehr in die selbe Richtung.

Ich will damit nicht sagen, dass es sich hier um ein schlechtes Album handellt, nur damit wir uns nicht falsch verstehen. GMH bietet viel Atmosphäre und eignet sich bestens um einen Abend ausklingen zu lassen. Die manchmal fast schon meditativen Klanggebilde hinterlassen ein wohliges Gefühl im ganzen Körper und nicht zuletzt lässt Moore auch Klänge seiner neuen Heimat mit einfliessen, was dem Album einen willkommenen Abwechslungsreichtum beschert. Aber eben, da das Album nunmal unter dem Label "Chroma Key" erschienen ist, muss es sich eben den Vergleich mit dem absolut grandiosen Dead Air For Radios und dem auch über weite Strecken genialen You Go Now gefallen lassen. Und da sieht Graveyard Mountain Home leider kein Land. Bleibt zu hoffen, dass sich Mr. Moore für das nächste Album (mit Chroma Key) wieder etwas mehr auf seine Qualitäten als Songwriter zurückbesinnt. Eine Notiz am Rande, die Limited Edition enthällt eine Bonus-DVD mit dem kompletten Age 13

6.5 / 10
 
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Creature - Der Ursprung

5 Wörter :
Deutscher :top:
Underground :top:
Pagan :top:
Black :top:
Metal :top:

Samples :

http://www.christhuntproductions.com/chp/download/mp3/creature_derletztekrieger.mp3
http://www.christhuntproductions.com/chp/download/mp3/creature_nordblut.mp3
http://www.christhuntproductions.com/chp/download/mp3/creature_einbruchdernacht.mp3

Nach 2 sehr erfolgreichen Demos bringen Creature jetzt ihr erstes Album "Der Ursprung" raus, welches mir sofort gefallen hat. Sehr melodisch, viele Taktwechsel und auch guter , hasserfüllter Gesang mit stimmigen Texten. Es fehlt aber auch nie an der nötigen Rohheit und Härte in der Musik, so das ich dies Werk jeden (Black)Metaller ans kalte Herz lege.

Zu beziehen über Christhuntproductions
 
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Nick Cave & The Bad Seeds - Abattoir Blues / The Lyre Of Orpheus


Vor etwa vier Monaten hörte ich auf der Fahrt nach Hause (es muss schon nach Mitternacht gewesen sein) einen Song im Radio. Eine eingängige Pop-Rock Nummer. Hm...ganz nett. Doch etwas kam mir spanisch vor. Der Sänger kam mir irgendwie bekannt vor. "Nein, das kann doch nicht Nick Cave sein, das klingt doch überhaupt nicht nach ihm". Der Moderator bestätigte dann allerdings meine Vermutung und fügte hinzu, dass dies die erste Single-Auskopplung des neuen Albums sei. Sofort fingen meine Alarmglocken an zu klingeln. "Nick Cave macht jetzt eingängige Pop-Musik?!? BITTE NICHT! DAS DARF DOCH NICHT WAR SEIN!". Weitere Recherchen liessen allerdings vermuten, dass es sich bei diesem Track um eine Ausnahme handelt. So langsam begann ich mich auf das Album zu freuen. Heute dreht es sich noch immer täglich in meinem CD-Player und ist mein persönliches Album des Jahres 2004.

Doch der Reihe nach. Die wichtigste Änderung gegenüber dem Vorgänger (und auch allen anderen Alben der Bad Seeds) ist der Weggang von Gitarrist Blixa Bargeld. Dafür wird Cave nun von einem stimmgewaltigen Gospel-Chor unterstützt. Ansonsten ist alles beim alten geblieben. Oder doch nicht? Bereits der Opener Get Ready For Love rockt wie die Sau. So hat man Cave und die Bad Seeds noch nie gehört. Das selbe gilt für There She Goes, My Beautiful World, eine Gospel-Rock Nummer erster Güte. Der Chor kommt hier prima zur Geltung. Daneben finden sich auf CD1 (Abattoir Blues) auch vertrautere Klänge (e.g. Hiding All Away, Cannibal's Hymn oder der Titeltrack). Let The Bells Ring erinnert von der Stimmung her ein wenig an alte Dire Straits Glanztaten. Nature Boy ist die zu Beginn erwähnte Pop-Rock Nummer. Anfangs hatte ich etwas Mühe, aber im Kontext des Albums wirkt dieser Song besser. Den Abschluss bildet Fable Of The Brown Ape, irgendwie ein ganz besonderer Song. Musikalisch und vom Gesang her einfach nur grässlich. Aber er hinterlässt ein so komisches Gefühl in der Magengegend, wie ich es noch von keinem anderen Song von irgend einem Interpreten erlebt habe. Irgendwie ein Mix aus völliger Verstörtheit, panischer Angst und Abscheu...ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung wie ich das beschreiben soll und ich weiss auch nicht ob es anderen genauso geht.

CD2 (The Lyre of Orpheus) ist etwas ruhiger gehalten als Abattoir Blues. Supernaturally ist die einzige Nummer, die eher in die rockige Gegend tendiert. Ansonsten wirkt diese CD eher wie aus einem Guss, allerdings aufgrund der geringeren Abwechslung auch etwas langweiliger. Speziell erwähnenswert ist die Nummer Breathless. Wiederum eine eher poppige Nummer, eingeleitet von einer Querflöte, luftig und leicht, bisschen kitschig, eingängiger Refrain, unterm Strich irgendwie lustig. Easy Money ist meiner Meinung nach der beste Track dieses Doppelalbums. Irgendwie genau das Richtige um einen laaaaaaangen Abend ausklingen zu lassen. Trotzdem, The Lyre Of Orpheus kann nicht ganz mit Abattoir Blues mithalten.

Fazit: Nick Cave erfindet sich auf seine älteren Tage hin noch einmal neu. Allerdings finden sich noch genügend bekannte Elemente, um Fans seiner älteren Alben nicht zu verscheuchen. Der Weggang von Blixa Bargeld wirkte sich nicht negativ aus, im Gegenteil. Der Gospel-Chor, welcher durchs Band mehr oder weniger auffallend vertreten ist, klingt super und verleiht den Songs noch mehr Charakter. Ich spiele mit dem Gedanken, dieses Doppelalbum (als Ganzes) mit Let Love In auf eine Stufe zu stellen, was es somit zum mitunter besten Werk von Nick & The Bad Seeds machen würde.

Abattoir Blues 9.5 / 10
The Lyre Orpheus 9 / 10
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eine aufgerundete 9.5 ;)
 
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Raunchy - Confusion Bay


Kommen wir diesmal zu einem meiner Lieblings Alben dieses Jahres. Confusion Bay von Raunchy. Erstmal ist zu sagen das dass Album schon seit dem 9. Februar raus ist und ich es mir erst vor ein paar Tagen zugelegt habe. Das Video zu Watch out habe ich davor schon auf diversen Musiksendern gesehen.

Musikalisch gesehen bewegen sich Raunchy zwischen einem Mix aus Fear Factory und für mich persönlich noch einer Priese Soilwork. Vorallem der Sänger der Band Lars Vognstrup hat mich überzeugt, ob nun schreiend oder melodisch singend.(Leider verließ er die Band kurz vor dem Album Release, seinen Platz nahm Kasper Thomson ein)

Schon der Opener "Join the Scene" bläst erstmal den längst fälligen Staub aus den Boxen und überzeugt durch schöne brutzelnde Gitarrenriffs und wie oben schon erwähnt Lars Vognstrup’s Gesang. "Watch out", die Erste Single und mein persönlicher Favorit auf der Scheibe setzt noch einen drauf. Genialer Keyboard Einsatz, wieder wunderbarer Gesang aber auch überzeugendes Shouten und scheppernden Riffs.(Das Video gibt es übrigens Hier) "Confusion Bay" beginnt mit mitreißendem Key Einsatz und ruhigem Gesang bleibt aber im Endeffekt hart und überzeugend. Beim letzten Lied "Bleeding #2" fliegen einem am Anfang die Synthies nur so um die Ohren, als ob man denkt es sind Faith No More (Noch zu Chuck Mosley Zeiten) am Werk. :D

Was soll ich sagen... seit Soilworks Figure Number Five hab ich lange kein so gutes “Modern Metal“ Album gehört. Die Band überzeugt auf ganzer Linie, die Produktion ist großartig und ich hoffe das diese Band noch so lange Musik machen wird, bis ich sie mal Live gesehen habe. ;)

9,5/10
 
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