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The one and only Mucke Thread (Nur Rezensionen)

so, eins vorab: ich hab in die übersicht geschaut, die allerdings nur bis seite 33 geht. wenn das nun behandelte album in dem bereich zwischen seite 33 und ende auftaucht, so bitte ich zu entschuldigen, dass ich mit isdn nicht all die bilder und seiten laden wollte.
und ein zweites vorab: ich bezeichne mich selbst, wie wohl viele andere menschen für vieles anderes, als größten zep-fan aller zeiten. das ist nicht anmaßend, sondern ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand anders diese musik mehr liebt, als ich. dass es aber leute gibt, die sich zigmal besser auskennen, was musik-theoretisch und praktisch dahinter steht, was die geschichte der band und der alben und anderes angeht, das glaube ich aufs wort. deswegen bin ich niemandem böse, dessen zep-rezensionen ich bisher gelesen habe, dass ich manche dinge anders zu wissen glaube, und das erhoffe ich mir auch umgekehrt.
lest euch einfach durch, was ich zu sagen habe, und nehmt es an oder lehnt es ab. aber seid mir nicht böse;)

bisher rezensiert sind ja bereits die III, IV, houses of the holy, the song remains the same und how the west was won. bleiben also noch einige. aus diesen einigen wähle ich eins, das bei vielen leuten, die zep kennen und schätzen, oft nicht auf liebe stößt. viele, inklusive meines vaters, der mich erst zu dieser musik brachte, haben spätestens nach physical graffiti der band den rücken gekehrt, weil die musik sich deutlich verändert hatte. ich, als jemand der nicht unter dem einfluss des jeweiligen zeitgeistes der erscheinungsdaten steht, kann das werk aber in seiner gänze lieben.
das tolle an zep ist für mich, dass ich alle 14 tage ein neues lieblingsalbum habe. und ich ergreife nun die gunst dieser woche und rezensiere:


Led Zeppelin - Presence
LedZepp7a.jpg


erschienen 1976 ist dieses album wieder eine neue selbsterfindung von zep. ich will euch hier aber nicht großartig mit langweiligen fakten nerven, die ihr leicht überall im internet recherchieren könnt. z.b. wie es dazu kam, das dieses cover erschien oder in welchen umständen und verfassungen die bandmitglieder im einzelnen waren. defakto ist presence ein eher hartes album, weit entfernt von dem folkloristischen sound der III oder dem bisweilen psychedelischen sound auf HotH. und weil alle andern worte über das werk so schwierig zu finden sind, bespreche ich mal die für mich stärksten stücke des albums in absteigender reihenfolge.

Achilles Last Stand
als opener der platte und eine der längsten zep-studioaufnahmen (10min 25sec) ist dieses für mich _der_ knaller der platte. ein ruhiger verhaltener anfang -nur durch gitarre- langsam steigend, dann abbruch und ein einzelner schlag von bonham eröffnet die unheimlich schnelle und gleichmäßige folge der gittaren- und baßriffs. wer bei dem treibenden beat dieses songs nicht auch liebend gerne mit einem schwert in der hand und einem schlachtruf auf den lippen einen strand stürmen will, der ist durch und durch pazifist. bonhams schlagzeug ist in der lage den eigenen herzrrhythmus zu ändern und der jones´ baß tut sein übriges, damit der hörer zep fühlt, denkt, atmet und liebt. plants gesang und pages gitarre lassen sich gegenseitig genügend platz für die volle eigene entfaltung. die anfangsworte "it was an april morning, when they told us we should go. as i turned to you you smiled at me. how could we say no?" sind mir so ins gedächtnis gebrannt, dass ich sie eigentlich wenigstens einmal am tag vor mich hinsumme. im mitttelteil gibt es ein wenig spielerei aller bandmitglieder, bis langsam der nicht zu kurze (~4min) schlussteil eingeleitet wird. das stück hat immernoch trieb und plant jault allerherrlichst vom guten alten atlas, der uns davor bewahrt, dass uns der himmel auf den kopf fällt. auch gegen ende flacht das stück keineswegs ab. plants ewiges "aha-ha" mag nicht für jedermann so lang zu ertragen sein. aber es gehört zum stück und es passt. das stück schafft dann auch wirklich nahtlos den ringschluss und hört auf, wie es begann: mit einer leisen gitarre.



Nobodys Fault But Mine
das zepstück mit dem wohl kürzesten text überhaupt startet mit einer leisen, verzerrten gittare. zu dieser gesellt sich platn, abermals mit seinem "aha-a", diesmal allerdings nicht treibend, sondern beschwichtigend. fast exakt nach einer minute wird diese symbiose von einem wechsel im gitarrenspiel erschüttert, in den schlagzeug und baß einspringen. das stück bekommt für kurze zeit ein vollkommen anderes gesicht. es wird ruckartiger, stärker, lauter. zwei strophen werden gesungen und verklingen jeweils mit einer art schrei von plant. dann wird der anfangsteil wieder aufgenommen, jedoch gestärkt durch die zwischenzeitlichen ausbrüche von kraft und wut. brüche, stopps und herrlichste klänge wechseln sich weitere rund 4 minuten ab, nur um am ende eines der wildesten zep-stücke zu hinterlassen. und für mich definitiv das, mit der besten einzelleistung von robert plant. wenn er uns fragt " How to roll the log tonight", dann antworten wir nicht, wir schreien mit.

For Your Life
da ist sie wieder, die gute alte limone von der zwei. als sinnbild von plants primären geschlechtsorganen musste sie bereits mehrmals herhalten, hier nun heisst es: "You said I was the only, With my lemon in your hand ". womöglich als vertonung eines kokain-rausches gedacht, verstehe ich das stück allerdings einfach nur als ausgezeichneten rock. wie immer räumt page sich selbst genug platz innerhalb des songs ein, um glänzen zu können. alle anderen glänzen mit ausgezeichnetem handwerk. von der rhythmusabteilung ist man nichts anderes gewöhnt und auch plant ergeht sich diesmal nicht in endlosen schreiarien. auch wenn der komplette verzicht darauf natürlcih nicht möglich ist.

der rest der platte geht ähnlich ab, und wenn ich über jedes der anderen stücke auch ebenso lang schreiben könnte, wie über die o.g., so lasse ich dies und schreibe über die einzige ausnahme, gewissermaßen den ausreisser, dieser platte:



Tea For One
zep zeigen, all der kraft der übrigen stücke zum trotz, dass sie den blues nicht verloren haben. wer sich bei "since i´ve been loving you" an der quietschenden fußmaschine stört und dennoch den langsamen zep-blues liebt, der sollte sich in den klanggefilden dieses stückes längere zeit aufhalten. er wird sich wohl fühlen.

und das ist das großartige an diesem album: es ist aufgebaut, wie ein gutes trainingsprogramm: achilles führt uns in kurzer zeit aber dennoch sanft an die gewalt der msuik der platte heran. und tea for one entläßt uns komplett entspannt und ausgeglichen. erschöpft aber glücklich. ein durch und durch gelungenes album bei dem leute, die nach 4 oder 6 aufgehört haben zep zu hören, so einiges verpasst haben, was mehr als hörenswert ist.

und den noch-nicht-kennern wollte ich folgendes nicht vorenthalten, was sicherlich mit eine rolle spielte, bei vielen, die sich von zep zurückzogen:
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über geschmack lässt sich eben doch streiten;)
 
The Rolling Stones - UNDERCOVER (1983)

Undercover kommt aus den frühen Achziger Jahren, genauer gesagt war es 1983. Es ist das Nachfolgealbum des genialen Tattoo You, ist eher unbekannt und ist für viele Stones Fans eines ihrer schlechtesten Alben.
Mit dem kann ich nicht unbedingt übereinstimmen. Ich bin auch keiner dieser reaktionären Fans die nur die alten Sachen gut finden :D
Es geht in den Liedern fast nur um Sex und Gewalt, der Sound ist kühl und grob, es findet sich auch keine Ballade darunter.
Man sagt oft, es ist eines der vergessenen Stones Alben, weil es auch nicht durch eine Tour unterstützt wurde. Mick Jagger meinte irgendwann, die Band wäre zerbrochen, wären sie damals auf Tour gegangen.
Aber jetzt zu den Songs:

1. Undercover of The Night: Das Titellied und wenn mich nicht alles täuscht die einzige Single. Klingt vielleicht ein wenig holprig und die Computer Spielereien (Drums zB) sind wahrscheinlich auch nicht jedermans Sache. Es ist ein etwas ungewöhnliches Stones Lied, vor allem im Vergleich zu älteren Sachen, mir gefällt es aber recht gut, vor allem die kreischende Gitarre.

2. She Was Hot: Ein ziemlich gutes Lied, mit dem klassischen Ian Stewart Piano, hätte meiner Meinung nach absolut das Zeug für einen späten Stones Klassiker gehabt, kam aber (glaub ich) leider nicht als Singel raus.

3. Tie You Up: Ein Albumfüller, aber er passt zu den restlichen Liedern

4. Wanna Hold You: Von Keith Richards gesungen, und wie alle Songs, die Keith singt (bis auf You Don't Have To Mean It)
ziemlich gut. Klingt anscheinend Beatles-artig, kann ich aber nicht beurteilen.

5. Feel On Baby: Eine ziemlich coole Reagge Nummer, erinnert mich an das Album Black & Blue

6. Too Much Blood: Ein sehr ungewöhnliches Stones Lied, aber ich mag es ziemlich gerne. Vor allem der Refrain und die Lead Gitarrre im Refrain klingen einfach genial

7. Pretty Beat Up: Wieder ein Albumfüller, nicht schlecht, würde aber auch nicht unbedingt abgehen

8. Too Tough: Jetzt kommen meine beiden Lieblingslieder von diesem Album. Too Tough ist ein schwungvoller Song, erinnert mich entfernt an Crazy Mama von Black & Blue. An diesem Lied mag ich einfach alles, den Text und wie Mick singt, wieder die Lead Gitarre im Refrain, Ronnies Solo...

9. All The Way Down: Genial, ein cooler Song, der ohne große Ideen einfach funktioniert. Wieder ein verdammt gut geschriebener Text von Jagger. ("All the daughters, all the sons, all were welcome, all would come")

10. It Must Be Hell: Das Gitarren Riff dieses Songs ist aus Soul Survivor von Exile on Main Street entlehnt, und auch sonst ist er nicht so innovativ. Anfangs hat er mir überhaut nicht gefallen, aber langsam mag ich ihn.

Zusammenfassend kann man sagen, Undercover ist kein perfektes, aber ein gutes Album. Mir gefällt es auf jeden Fall besser als zB Goats Head Soup. Ich kann verstehen, warum es vielen Stones Fans nicht so gefällt, aber ich mag wie gesagt auch die "neueren" (1983 ist auch schon über 20 Jahre her :D) Stones Sachen recht gerne. Wäre ja langweilig, wenn sie immer wie anno 68 oder 72 klingen würden.
Meine Wertung wäre ungefähr 6.5/10
 
Ich bin mir durchaus bewusst, dass das hier wahrscheinlich nie jemand lesen wird, vor allem da der Index im Startpost bei Seite 33 aufhört. Warum mache ich es dann trotzdem? Ich habe gerade nichts Besseres zu tun :D

The Rolling Stones - VOODOO LOUNGE (1995)

Mit Steel Wheels (1989) haben die Stones bewiesen, dass sie wieder da sind und mit Voodoo Lounge bestätigten sie sich endgültig als die alten Meister der Rock'n'Roll. Auf Voodoo Lounge klingen sie meiner Meinung nach genau so, wie sie zu dieser Zeit klingen mussten. Das ist der wahre Stones Sound der Neunziger. Schwer, bluesig, kraftvoll.
Meistens wird behauptet, es wäre ein Back-to-the-roots Album, diese Meinung kann ich nur bedingt teilen, die Lieder klingen eigentlich überhaupt nicht wie früher.
Dafür aber von der Produktion her, es ist das erste Album seit 20 Jahre, das wieder einen "warmen" Sound hat. Auch kommt die Akustikgitarre nach langer Zeit wieder großflächiger zum Einsatz. Aber sonst haben die Lieder eigenlich weniger Ähnlichkeit zu den frühen Arbeiten. Sie haben nur diesmal wieder puren Blues-Rock gemacht, ohne Reggae, Soul, Funk und sonstigen Experimenten (die mir persönlich auch alle gefallen) wie auf den vorhergehenden Alben. Das haben sie zwar auf Steel Wheels auch nicht mehr gemacht, das hatte aber noch den kühlen 80er-Jahre-Stones-Klang.
Das einzige Problem von Voodoo Lounge ist, dass zu viele Lieder drauf sind. Keines der Lieder ist schlecht, trotzdem hätte der Geschlossenheit des Albums wegen eine stärkere Auswahl erfolgen müssen. Es dauert lange, bis man sich auf alle Lieder eingehört hat. Hätten sie Nummer 6, 10 ,11 und 13 weggelassen hätte Voodoo Lounge für mich durchaus als spätes Meisterwerk durchgehen können (was es irgendwie trotzdem ist).
Aber es bleibt meiner Meinung nach ein sehr gutes Album, ein Felsen mitten in der ganzen Pop Musik der Neunziger.

Die ersten 3 Lieder bieten einen imposanten Einstieg:
1. Love Is Strong: Für mich Der späte Klassiker der Stones. Eine verdammt gute Nummer, die genau den Klang des Albums für den Rest setzt.Die beiden Gitarren spielen wunderbar zusammen, dazu Micks Harmonica, ziemlich kraftvoll im Einsatz, wie der ganze Song eine einzige kraftvolle Nummer ist.

2. You Got Me Rocking: Ein purer Rocker, wie man ihn von den Stones schon länger nicht mehr gehört hat. Funktioniert perfekt.

3. Sparks Will Fly: Etwas weniger vorwärtstreibend als You Got Me Rocking, passt aber sehr gut zu den 2 vorhergehenden Nummern.

Danach wirds etwas ruhiger:
4. The Worst: Ein wundervoller kleiner Keith Richards Song (er singt ihn selbst), sehr schön unterlegt mit Ronnies Slide Gitarre

5. New Faces: Eine sehr schöne Akustiknummer, klingt frisch und fröhlich.

6. Moon Is Up: Dieses Lied hätte ich wie vorher erwähnt weggelassen. Mir gefällt es zwar recht gut, aber es würde auch nicht großartig abgehen.

7. Out Of Tears: Eine gute, vom Klavier getragene Ballade. Die beste seit 1981

8. I Go Wild: Wieder eine coole, schwere Rocknummer, die zu den ersten 3 passt.

9. Brand New Car: Da fällt mir jetzt nicht viel dazu ein :D Nettes Lied

10. Sweethearts Together: Das wäre mein nächstes Opfer. Schön, aber sie hätten das Lied auch weglassen sollen. Es ist schön anzuhören, aber mach braucht es einfach nicht wirklich

11. Suck On The Jugular: Eine Partynummer. Hätte ich auch weggelassen.

12. Blinded By Rainbows: Wieder eine wunderschöne Ballade. Beginnt langsam und ruhig, endet ziemlich stimmungsvoll.

13. Baby Break It Down: Den hätte ich als erstes weggelassen. Nicht schlecht, eine nette Nummer, aber funktioniert einfach nicht wirklich. Das Riff ist dem von Thru And Thru zu ähnlich und irgendwie klingt das ganze Lied einfachein wenig belanglos.

14. Thru And Thru: Eines der besten Stones Lieder überhaupt, auch von Keith Richards gesungen. Sehr stimmungsvoll im ersten Teil und am Ende Stones-90er-Rock pur. Ein Meisterwerk.

15. Mean Disposition: Ein guter, schneller Rocker, der das Album wunderbar abschließt und den Bogen zu den ersten Liedern spannt.


Wertung: schwierig, kommt darauf an, womit man es vergleicht. Sagen wir mal 7.5/10
 
The Rolling Stones - BRIDGES TO BABYLON (1997)

Bridges To Babylon ist der Nachfolger des vorher beschriebenen Voodoo Lounge, das zweite der einzigen 2 Alben aus den Neunziger Jahren. Vom Klang her ist es das genaue Gegenteil des Vorgängers. Ich habe in Zusammenhang mit diesem Album einmal das Wort "überproduziert" gelesen, was sicher teilweise zutrifft. Es hat wieder den kühlen 80er Stil der Stones, klingt ziemlich "glatt", aber eigentlich passt der Sound auch gut zu den Liedern.
Irgendwie klingt Bridges To Babylon ein wenig, als hätten Mick Jagger und Keith Richards eine Abmachung getroffen. Mick darf seine Computerspielereien großflächiger verwenden, Keith darf dafür drei Songs, die er selbst singt, aufs Album stellen.
Das Problem ist das selbe wie bei Voodoo Lounge: es sind zu viele Lieder drauf, und ich finde hier "stören" sie mehr als beim Vorgänger. Es wären das Nummer 3, 6 und 10.
Aber gesamtumfassend kann man sagen, es ist ein sehr gutes Album, das einen recht eigenen Sound hat. Und umso respektabler ist auch die Frische und der Schwung dieses Werks wenn man bedenkt, dass die guten Herren damals alle schon Mitte Fünfzig waren.


1. Flip The Switch: Das Album startet mit einem schnellen, coolen Rocker, der wieder den Sound für den Rest definiert. Man hat nicht die Schwere der Songs wie beim Vorgänger sondern einen vorwärtstreibenden Song, der vor Energie sprüht.

2. Anybody Seen My Baby: Die erste Single, und es war eine gute Wahl für eine Single. Eine coole Nummer, die vor allem gegen Ende, nach dem zweiten Refrain unglaublich stimmungsvoll wird.

3. Low Down: An dem schalte ich so gut wie immer vorbei. Erinnert entfernt an Baby Break It Down von Voodoo Lounge.
Wieder ein Keith Richards Song (wieder nicht von ihm gesungen), der einfach nicht so recht funktionieren will. Und Low Down funktioniert wirklich überhaupt nicht. Aus dem Riff hätte man mehr machen können, außerdem klingt er rein von der Produktion furchtbar.

4. Already Over Me: Eine nette Ballade, von Mick Jagger geschrieben.

5. Gunface: Ein etwas "härterer" Song der Stones, soweit dieses Wort bei den Stones Verwendung finden kann.

6. You Don't Have To Mean It: Das einzige Lied von denen die Keith selbst singt, das mir nicht gefällt. Eine Reggae-artige Nummer, die aber überhaupt nicht nach Rolling Stones klingt. Das ist glaube ich auch der Grund, warum sie mir einfach nicht recht gefallen will.

7. Out Of Control: Ein sehr stimmungsvolles Lied, das sich langsam anbahnt und dann im Refrain explodiert. Eine der besten Nummern auf dem Album. Auf dem der Bridges To Babylon Tour zugehörigen Live Album "No Security" befindet sich übrigens eine geniale Live Version dieses Lieds.

8. Saint Of Me: Ich würde sagen eine der besten Stones Nummern überhaupt.
Das Lied klingt frisch, innovativ, hat einen ziemlich guten Text und ergibt einfach ein wunderbaren Rocksong.

9. Might As Well Get Juiced: Ein etwas seltsames Lied, klingt vordergründig auch nicht recht nach Stones, aber hinter dem Mantel der Computer Effekte verbirgt sich eine coole, langsame Stones Nummer. Ich würde gern mal eine Live Version ohne den Technik Kram hören. Dann wäre es wahrscheinlich eine kraftvolle Blues Nummer.
Aber das Lied gefällt mir auch wie es ist ziemlich gut. Man muss solche Sachen von den Stones mögen können.

10. Always Suffering: Würde ich sofort weglassen. Eine von Mick Jagger geschriebene langweilige, belanglose Ballade, die nur das Album unterbricht.

11. Too Tight: Ein herrliches Lied, eigentlich mein Lieblingslied auf der CD. Nach einem genialen Intro kommt ein netter, schneller Rocksong, der perfekt funktioniert.

12. Thief In The Night: Am Ende kommen 2 von Keith Richards gesungene Ballade, beide recht gut. Thief In The Night ist allerdings besser als How Can I Stop

13. How Can I Stop: Was daran stört ist das lang hinausgezogene Outro, das stört nur und hätte wirklich nicht sein müssen.


Wertung. Ich sage mal 7/10.

Viele würden sicher sagen, ich bewerte es zu gut, es gibt genug Leute, denen die neuen Sachen der Stones nicht gefallen. Aber eine Band ändert sich eben, ist ja klar, dass man nach fast 40 Jahren anders klingt. Aber ich finde eben, nicht unbedingt schlechter. Sicher, die Stones hatten eine Blütezeit, sowas hat jede Band mal, aber ich kann es nicht nachvollziehen alle danach kommenden Sachen einfach nicht mehr gut zu finden, wie das bei den meisten Stones Fans der Fall ist. Meiner Meinung nach entgeht denen etwas ;)
 
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Nine Inch Nails - With Teeth

6 Jahre nach The Fragile dem zweiten Teil einer fantastischen Industrial-Trilogy kroch NIN .. nja er halt - Trent Reznor auch mal wieder aus seinem Loch um uns mit With Teeth zu geglücken.
So richtig wusste er wohl selbst nicht was er anstellen wollte.
Ein neues Hammeralbum um die inoffizielle Trilogy abzuschließen, ein Album gemacht für die Generation X+1, die lieber hinter irgendwelchen Rotkäppchen hinterherspazieren, eine Mischung aus beiden, was ganz anderes?
Irgendwie wusste er es selbst nicht.
Gute Hoffnung machte er sich wohl doch dran seine Rückkehr des Königs zu feiern doch .. er sollte scheitern.
With Teeth konnte auch nur scheitern. Welche Band konnte in den letzten Jahren überhaupt irgendwelche Erwartungen gerecht werden?
Die "Queen'ers" konnten einfach kein zweites Songs for the Deaf machen. Auch SoaD kommen mit dem aktuellen nicht so wirklich an Toxicity ran, obwohl es ein gutes Album ist. Aktuell Audioslave. Große Sprüch, der einstigen, "Superband"
Von Altrockern wie Metallica oder Aerosmith muss man hier nichmal anfangen.
Green Day (mit American Idiot) fallen mir direkt ein, an die hatte ja überhaupt niemand Erwartungen gesetzt.
Viel mehr wird die Musikwelt anscheinend jeden Tag mehr vom Englischen NME geprägt. In jeder neuen Ausgabe eine neue The "The" Band.
(Wobei Maximo Park wirklich stark sind, btw)
Wollte Reznor doch neben seinen aktuellen Stammpublikum noch die fallende Pop Generation X+1 abfangen.
Ist man sich mittlerweile selbst peinlich Britney Spears und Co gehört zu haben, sucht man sich eben neue Postermotive. Und Reznor ist ... gerade Perfekt für ein Poster Motiv ;)
Drum fiel With Teeth auch recht zutraulich aus.
Doch Reznor schafte den Spagat und schreckte nicht seine alten "Jünger" ab und wird wohl den ein oder anderen dazugewinnen.
Viele Songs ähneln in meinen Augen alten Klassikern. (Songtechnisch)
Textlich aber ist das Album doch erschreckend "friedlich" (Am NIN Standart gemessen).

Beim ersten hören fand ich vorallem die ersten Songs relativ "gewöhnlich", dass Album steigert sich aber von mal zu mal.
Der NIN Effekt halt.
Aber ... auch nach 1000 mal hören wird es wohl doch nicht der so krönende Abschluss.

Zu den einzelnen Songs

01 - All the Love in the World.
Ruhiger Opener, perfekt gemacht. Von der ersten Hälte des Albums noch einer der stärkeren Songs.
Reznors Gesang steigert sich, gegen Ende das Lied im Gleichtakt mit.
Wiegesagt. Einer der Höhepunkte auf dem Album : 9/10

02 - You Know What You Are?
Errinert mich stark an Wish. Gut gemachter Song. Überzeugt aber nicht ganz in meinen Augen. Live könnte der Song aber dank der supaa Livequalitäten vom Master-of-Gitarrenzersöring ein höhepunkt werden. Auf der Platte : 5/10

03 - The Collecter
Könnte eine typische Singelauskopplung werden. Der Song sticht aber in meinen Augen nicht wirklich aus dem Bild heraus. Hier überzeugt der doch recht radiofreundlich Refrain. Recht schnelle Nummer, die deutlich besser als der Vorgänger ist. Aber auch der wenigen guten Nummern von Hälte eins. Vorallem das Piano am Ende passt da irgendwie .. es passt irgendwie. 8/10

04 - The Hand That Feeds
Die erste Singelauskopplung. Gutes Ding, auch wenn es von vielen Fans gleich mal runtergemacht wurde. Der Song ist meinen Augen das Aushängeschild des Albums. Er machte schon im Vorfeld klar, wo es hin geht.
Die meisten kennen den Song ja schon. Ich find ihn gut 8/10

05 - Love is Not Enough
Ruhige Nummer mit Synthie Refrain. Fast schon der schlechteste Song auf den Album, wobei er recht NIN Typisch ist in meinen Augen.
Die Synthie nerfen. 5 / 10

06 - Every Day is Exactly the Same.
Typischer Titelsong eines Hollywood Blockbusters. Würde Spiderman 3 dieses Jahr kommen, wäre der Song ganz sicher mind. auf dem Soundtrack. Wenn nicht sogar der ThemeSong. Sehr Popig, noch mehr als the Collector.
Auch hier ist eine Singelauskopplung drin, wobei ich glaub, dass nur noch ein Song ausgekoppelt wird (dazu später mehr)
Sehr Radiotauglich der Spass, macht ihn nicht schlecht 8 / 10

07 - With Teeth
Nja die "laue" erste Hälte wird mit With Teeth dem Titelsong des Albums beendet.
Und der Song ist .. der wohl schlechteste in meinen Augen.
Refrain nervt hier wieder ein wenig. Was den Song nochmal rettet ist der Laut/Leise Wechsel am Ende, aber den haben sie auf March of the Pigs auch schon besser hinbekommen. (was wohl auch niemand ever wieder toppen wird...) 05 / 10

08 - Only
Der "DepecheModeGedenk" Song. Irgendwie jedenfalls.
Auch doch Joy Division, oder wer auch immer. Kraftwerk von mir aus. Jedenfalls Closer-mäßig. Und das ist auch der Punkt. Mäßig.
Aber er began ja die starke zweite Hälte. Der Song ist wieder recht Radiofreundlich. Eben wie Closer damals. Anscheinend hat man damals nicht so genau auf den Text gehört. 8 / 10

09 - Getting Smaler.
Der trittbeste Song "off the" Record. Recht gutes Tempo, welcher er gleich mal von Only übernimmt und noch ne Schippe drauflegt.
Auch hier wieder könnte der Song einer der neuen Livelieblinge werden.
Getreu dem NIN Motto - je Lauter die Anlage, desto besser der Song könnte der Song über früher oder lang einer der NIN Songs werden 9 / 10

10 - Sunspots
Und schon kommt der zweitbeste Song auf der Platte.
Gleich beim ersten hören hört man, dass hier alles richtig gemacht wurde, was von MM falsch gemacht wird/wurde/gewerden wird (erm oder so ähnlich)
Besonders nach dem zum zweiten Mal der Refrain einsetz sollte wohl keiner mehr, bei einem Konzert, hier still stehen.
Eigentlich nicht der schnellste Song der Platte. Doch sehr geil gemacht 10 / 10

11 - The Line Begins to Blur
Schwächster Song der zweiten Hälte. Leider. Achne ... das heißt ja schonmal gar nix. Der Song ist fast schon besser als die erste Hälfte. Hier verabschiedet sich Reznor von so ziemlich alles was ihm mit dem Pop verbinden könnte.
Auch wenn hier wieder der Refrain recht "tauglich" (ich brauch mal neue wörter) ist.
Der Song kommt gut und gerne als Mischung aus You Know What You Are und Every Day is Exactly the Same rüber. Hätte man auch beide weglassen können. nja .. oder auch nicht. 8/10

12 - Beside You in Time.
Der Warmmacher für das große Finale.
5:24 in fast schon Kid A Manier ... bloß mit paar mehr Wummen am Arm.
Nicht eingängig, sonst wäre es nur ein Lückenfiller geworden, so überzeugt er doch nochmal. Bevor nun der beste Song des Albums (des Jahres, DES JAHRTAUSENDS ... achne) kommt. 8 / 10

13 - Right Where It Belongs
DER Song der Platte. Der Song des Jahres. Einfach Wunderschön.
Schöner als Hurt, selbst wenn Cash Hurt nochmal aus dem Countryhimmel trällert und ihn "Ray", Hendrix und Co begleiten.
Ein Ausnahmesong den man nicht einfach mit 10/10 anstempeln kann.
Der Hurtersatz, nachdem wohl alle Kiddis bei Hurt jetzt denken sollte "Hey das Lied kenn ich, ist doch von dem Country Typen"
Reznor sah es wohl genauso. Oder er schenkte Hurt Cash und gab ihn dem Song mit in den Himmel.
Jeder der in seinem Leben vorhat einen Wunderschön ruhigen Song zu machen ... sollte diesen Song mal ganz genau anhören.
Einer der wenigen Songs auf dem die Todesstrafe droht, wenn man ihn wegdrückt. (wat für nen schlechter Komment, aber er passt ... sicher) Unglaublich. Keine Bewertung (da Unbewertbar genial, vorallem das Überraschende Ende des Songs)

14 - Home
Der letzte Song. Ach, nach Right Where It Belongs hätte nix mehr kommen dürfen. Man ist wohl auch nicht mehr in der Lage diesen Song richtig zu zuhören, Aber ... wird schon.
Recht Ruhig. Recht Radiotauglich (wieder). Zweikürzester Song der Platte (nach the Collector). Man hätte Home als 12. Lied nehmen müssen. Aber abbewerten tue ich den Song aufgrund der "Fehlstellung" nicht. 8 / 10

Insgesamt gesehen ein gutes Album. Vorallem wenn man es neben den ganzen Einheitsschrott und Marilyn Manson Platten stellt.
Reznor hat seine Zähne gezeigt. Wohl eine Art Lebenszeichen vom ihm
Mitte Juni ist die Band auf "kleine" Deutschlandtour (ua. Beim Hurricane+Berlin)

Ganz Nebenbei gesagt rockt Dave Grohl öfters mal mit.
Nebenbei gesagt, weil er ja eigentlich überall ist, und somit muss man es sicher nicht mehr erwähnen.

Die Platte bekommt gute 8/10 Punkten. Wäre ja schlimm, wenn ich jetzt den Durchschnitt der einzelnen Songs zusammenrechne. Da könnte ich auch Blink 182 Platten rezesionieren ;)
Anfang Juni und noch ist nicht viel besseres in dem Jahr rausgekommen.
Die King Platte der entäuschten sozusagen.

Anspieltips :
* Right Where It Belongs
* Sunspots
* Getting Smaler
* The Collector
* All The Love in the World

Btw, erste Rezi hier, nicht am schreibstil meckern ;)
 
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In Extremo - Mein Rasend Herz

Etwas mehr als anderthalb Jahre sind seit "7" vergangen und nun liegt das neue Werk der Mittelalterrocker von In Extremo vor - Mein Rasend Herz.

Nach der Veröffentlichung der ersten Single "Nur ihr allein" spalteten sich wieder die Lager in Pro und Contra: Die einen fanden den Song Frisch und interessant, die anderen verglichen das Lied mit den Toten Hosen (zumal das Einhorn in letzter Zeit eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Herr'n Campino aufweisst). Doch lies die Single auf das neue Album schliessen?

Ungewohnt flott geht der Opener "Raue See" über die Bühne, die Dudelsäcke wurden etwas in den Hintergrund gemischt und die Gitarre spielt eindeutig die Marschrichtung, in die sich der Song bewegt, alles in allem ein krachiger Rocksong der Marke "Werd ich am Galgen hochgezogen". Zum Text brauch man eigentlich nichts zu sagen, er ist In Extremo-typisch. Nach dem Opener folgt "Horizont", für mich beim ersten hören eine enorme Überraschung... Da singt doch eine Frauenstimme! Ich fühlte mich an an Oomph feat. L'âme Immortelle erinnert, der Song gefiel mir im Endeffekt auch nicht. Die Dudelsäcke wirken eher aufgesetzt und alles in allem hat das Lied mehr von Rammstein/Oomph als von In Extremo. "Wesserbronner Gebet", der dritte Track der Scheibe. Beginnt Mittelalterlich, entwickelt sich aber auch wieder zu einer Rocknummer. Vergleichbar ist das Stück mit dem zweiten Merseburger Zauberspruch auf In Extremo-Art. Schöne Stück, Mittelalter vermischt mit krachenden Gitarren. Eine angenehme Mischung. Nummer Vier: "Nur ihr allein". Jeder kann von dem Lied halten, was er will. Ich persönlich mag es. Ein herrlicher Saufrunden-Song für fröhliche Stunden im Freundeskreis. Bierhumpen heben, mitgröhlen und die Wand einschunkeln. Folgend: "Fontaine la Jolie". Mittelalter vermischt mit etwas Rock, diesmal sind die Dudelsäcke im Vordergrund, die Gitarre dezent in den Hintergrund gemischt. Der Gesang des Einhorns wird von einer Laute begleitet die passender nicht sein könnte. Guter Song mit fiesem Ohrwurm-mitsing-Refrain. "Macht und Dummheit" hies das nächste Stück und als ich den Titel auf der Verpackung las musste ich an die Böhsen Onkelz denken. Sollte In Extremo eine Wandlung zum Kritikrock probieren? Nein, Gottseidank nicht. Der Text enthält das Wort König, typisch In Extremo also. Melodie ist rockig und weniger Mittelalterlich, auch wenn In Extremo versucht hat die Elemente in Text und Refrain einzubauen. "Tannhuser". Mein absoluter Favorit auf dem Album! Der Text klingt wahnsinnig süss (Ich denke immer an kleine, pausbäckige Zwergenwesen mit roten Spitzmützen, die ein kleines Dorf im Gras haben und fröhlich umerhüpfen), unplugged Track für Burgentourneen, Hundert Prozent Mittelalter, keine elektrischen Gitarren. Was will man mehr? Liam. Was gällisches mit einem merkwürdigen Intro, das klingt als würde die Band erst einmal ihre Dudelsäcke stimmen. Wieder eine rockige Nummer, die im übrigen auch noch in der deutschen Version auf der limitierten Version der CD enthalten ist. Eher langweilig. Also skippen wir direkt auf "Rasend Herz", das nun gleich am Anfang stark nach Rammstein klingt, wäre da nicht dieses mittelalterliche Instrument, das sich den ganzen Song lang durch die Nummer zieht und immer mal wieder klimpert wenns dein nach Mittelalter klingen soll. Refrain enthält sowas wie einen Dudelsack, aber die Gitarre war so nach vorne gemischt das ich Stimme und Dudelsack im Refrain kaum vernehmen konnte. Klingt ganz lustig, aber die Lautstärke der Gitarre nervt ... zumindest bei In Extremo. "Singapur" heisst das nächste Stück. Versetzt mich direkt wieder auf "Reise, Reise", allerdings nur weil das Album fast so aufgebaut war wie das der Industrialrocker aus Berlin. (Moskau <-> Singapur?) Schönes Intro und ein pseudo-sehnsüchtiger Text. Hat mir demnoch gut gefallen, der Track. "Poc Vocem"... bietet wieder ein schönes Intro, wird aber wieder zum Gitarrengeschrammel. Kennen wir ja eigentlich von In Extremo. Aber die Gitarre war wieder so laut das ich mir jedesmal gedacht habe 'wieso nehmt ihr das Mittelalterliche Instrument nicht einfach raus?' "Ich bin nicht der Tränenwicht ..." sagte der "Spielmann" und läutet einen Knüller auf dem Album ein. Das Lied ist von vorne bis hinten geil. Ich mochte den Text, die Melodie ... eigentlich alles... Der Refrain ist wieder verdammt Ohrwurmig und Gänsehauterzeugend, die Strophen treiben durch das Schlagzeug voran, die Riffs sitzen und sind nicht wieder übertrieben laut. Lecker. Leider endet damit das Album, für die Besitzer der Limited gibts noch Liam auf Deutsch, ansonsten wars das.

Fazit:
Kein schlechtes Album, aber auch nicht das beste. In Extremo haben so manchen Track falsch gemischt. Aus guten Mittelalterliedern haben sie sinnlos laute Rock-Tracks gemacht, die einen schon so manches mal stutzen liessen wie man ein Lied so verhunzen kann. Das Rohmaterial kann man sicher gut auf einer Burgentournee verwenden, aber auf einer Plugged-Tour für das neue Album bräuchte die Band die mittelalterlichen Instrumente eigentlich gar nicht mitnehmen... es sei denn die Dudelsäcke werden an vergleichbargroße Verstärker angeschlossen und ein Viermeter große Riese bläst in die Musikinstrumente.

Trackwertung:

Raue See: 8/10
Horizont: 4/10
Wesserbronner Gebet: 7/10
Nur ihr allein: 8/10
Fontaine la Jolie: 9/10
Macht und Dummheit: 6/10
Tannhuser: 10/10
Liam: 5/10
Rasend Herz: 6/10
Singapur: 6/10
Spielmann: 9/10
Gesamt: 7/10 (78 : 110 = 0.71)

written by nw
(c)2005 @ SlayerJens aka NightWolf/Mad-Goth.de
 
PYRE - Murder.Satan.Holocaust.


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Lieben wir sie nicht alle, diese familienfreundlichen Albumtitel? Einfach herrlich. Aber PYRE dürfen das, denn genauso wie z.B. Impaled Nazarene gehören sie zu den Vertretern des Black Metals, die Bessenheit mit Wahnwitz (im humoristischen Sinne) gleichsetzen. Plakative Provokation wo es nur geht. Um das Backcover zu zitieren: "We are PYRE...BLACK METAL since 1993...FUCK OFF!" Und in die Vergangenheit fühlt man sich auch zurückversetzt, denn PYRE sind Deutschlands Antwort auf die alten Mayhem - 16 Jahre nach der Erstveröffentlichung, und 10 Jahre nach dem Re-Release, von Deathcrush klingen sie doch genauso wie die Norweger auf diesem Tape / dieser Scheibe - garniert mit einem kleinen Augenzwinkern. Schnell, roh, brutal - und vor allem nicht tanzbar (und genau DAS hat Deathcrush damals, beim ersten Release, ausgezeichnet - da war Schluss mit Friede, Freude, Eierkuchen ^^). Künstlernamen, Songtitel und -texte gehen da natürlich Hand in Hand:

Dreaming of the ancient circle

Dreaming of the ancient circle
Feel the death of blasphemy

I recall the darkened nightwing feeding
With flesh the blasphemy one to control the darkness

I was born to kill my enemies
HATE!
To create ancient unholyness pure
Fall of burning corpseblood

Enter the eternal hellgate
Feeding with flesh the blasphemy one
To control the darkness...

usw. usf.


Ich kann mir ein Schmunzeln nach wie vor nicht verkneifen. Zu geil. :D

Was bleibt als Fazit zu sagen? BM Puristen mit Hang zur Ernsthaftigkeit lassen die Finger davon, der Rest testet es an. ;)


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Und demnächst gibts die Navigator.
 
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Meshuggah - Catch Thirty-Three

Fantomas taten es vor gut einem Jahr, King Crimson, genauso wie Pink Floyd vor gut zwanzig und Meshuggah selbst, versuchten es auch schon auf einer Ep mit Namen "I". Darum geht es; ein einziger Audiotrack, ausgedehnt auf CD-Länge, welcher eines ganz besonders verlangt: deine totale Aufmerksamkeit.

"Catch 33" sollte also nun die logische Fortführung dessen werden, was mit "I" schon den Weg in die Ohren der geneigten Metal Zuhörer fand; ein Monstrum von einem "Song", fernab jeglicher Kategorisierung und sonstiger Otto-Normal Hörgewohnheiten. Und doch wurde in letzter Sekunde entschieden, den Bastard in 13 anwählbare Songs (ohne Übergänge) zu teilen. Wohl wissend, dass sie dieses Mal, würde man konsequent am Konzept festhalten, einfach zu viel vom Hörer verlangen. Recht haben sie, denn musikalisch dürfte mit "Catch 33", dass wohl krasseste Metal Werk des bisherigen Jahres erschienen sein.

Und das alles, obwohl "Catch 33" nur noch im groben nach dem altbekanntem Meshuggah Sound klingt. Um musikalisch nicht zu stagnieren, haben sich die Mannen um Sänger Jens Kidmann auf dem neusten Werk von jeglichen Thrash-Wurzeln entfernt und bewegen sich nunmehr irgendwo zwischen Noise-Doom, Ambient, Progressive Metal und Core, immer nahe an der kakophonischen Selbstzerstörung. Quasi eine Mischung aus Tool, King Crimson, Isis und Neurosis in ultra hart. Gerade die letzten drei Neurosis Alben scheint man öfters gehört zu haben, denn Meshuggah sind (im positiven Sinne) monotoner geworden, brechen handelsübliche Strukturen und bauen auf brutal intensive Endlosriffs. Wissen aber auch (noch) von übelsten Stakkato- und schnellen Breakabfolgen, die zwischendurch ihren Platz, in den durchweg höchst komplexen Kompositionen finden.

Dabei fängt das Album noch recht "gewöhnlich" an. "Autonomy Lost", "Imprint Of The Un-Saved" und "Disenchantment" dröhnen schon Recht gefährlich um die Ecke (gerade der Bass wurde noch nie so stark auf einem Meshuggah Album betont), machen aber letzlich nur Platz für die wirklich wahren Monster; "The Paradoxical Spiral", mit seinen merkwürdigem Hin und Her zwischen Industrial und Noise, unterlegt von völlig abstrakt stakkato Riffs. Oder "Minds Mirror", welches sich unter Sprechgesang und Donnergeräuschen, über einzelne Riffs, zu einer wahren Sound-Orgie aufbäumt, abklingt und im darauf folgenden "In Death - Is Life" gänzlich alles unter seiner Wall of Krach begräbt. Wer meint, es geht derber nicht mehr, klinkt spätestens ab dem darauf folgenden "In Death - Is Death" von der Raumstation "konventionelle Strukturen" ab. Was in diesen 13 Minuten, die der Song andauert "musikalisch" passiert, ist kaum in Worte zu fassen; Breaks am laufenden Band, Psycho Riffs, die einfach nicht von dieser Welt sein können, gefiepe, geblubber ... Mord und Totschlag. Fantastisch! "Shed" meint es dann wieder gut mit unseren Ohren, viel mehr noch... ein Groover, ein verflucht guter noch dazu. Die Ruhe vor dem Sturm? So könnte man es sehen ... Die folgenden "Personae Non Gratae" und "Dehumanization" sind komplex, brutal, nach vorne preschende Krachorgien, die keine Gefangenen machen. Wer jetz mit offenem Mund, höchst konzentriert und stellenweise überfordert dem lauscht was da kommt, wird in jedem Fall beim letzen Track, "Sum", aus dieser Situation erwachen. Denn was Kidmann da in 2 Minuten und 40 Sekunden an Schmerz, Pein und purem Hass herausbrüllt, dürfte selbst die Toten in ihren Gräbern wecken ...

Auch wenn es nun 13 frei anwählbare Songs sind, ist "Catch 33" eigentlich nur einer. Quasi ein ständig mutierendes etwas, welches oft und gern auch vorangegangene Themen nochmals aufgreift, diese in den Mixer steckt und als völlig neue Soundfragmente wieder ausspuckt. Für ungeübte Ohren kaum am Stück hörbar ist "Catch 33" aber eigentlich nur auf diese Weise wirklich verständlich. Meshuggah spielen sich über 47 Minuten konsequent in einen wahren Rausch und laden den Hörer ein, ihnen zu folgen. Wer sich darauf einlässt, erfährt was heuer EXTREM, im Musikalischen Sinne, wirklich bedeutet.Atonaler Hirnfick!

9,5/10
 
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Coheed & Cambria - In Keeping Secrets of Silent Earth: 3

Wer sich in der heutigen Rockwelt ein wenig auskennt, weiß, dass der Markt gerade mit sogenanten "emo" Bands überschwemmt ist. Emo steht für emotional und lässt sich grob als eine raue, eben sehr "emotionale" Form des Punk beschreiben. Unter dem eigentlichen Begriff emo stehen nochmals sogenannte Untergenres wie zb. emocore (My Chemical Romance ...), Screamo (Finch, The Used ...), Post-Hardcore (Posion the Well), der recht geradlinige Emo-Rock (Jimmy Eat World) und dergleichen mehr. Lange Rede, kurzer Sinn ... der Markt ist voll von Bands; die einen mehr, die anderen weniger begabt. Wer sich also innerhalb dieses Genres etablieren, gar hervorstechen möchte, muss nicht nur seine Instrumente beherrschen, sondern auch nen schlag guter Ideen und insbesondere einen eigenen Stil mitbringen.

Die durchgeknallten Jungs von Coheed & Cambria gehören zu dieser kleinen aber feinen Auswahl an Bands die heuer mit grandiosem Song- und Soundwriting, talentierten Musikern und großem Ideenreichtum punkten können. Dabei ist der Sound von CAC nun doch nicht mit einem Wort zu erklären; auf der einen Seite, eben ganz schön emo(core), mit rührenden Melodien, catchy Lyrics und einer markant herzzereissenden Heliumstimme seitens Claudio Sanchez. Andererseits, gehen sie aber auch als astreine Prog-rock/metal Band durch, die mit teils wirklich schwindelerregenden Arrangements, allerlei Finessen und ausufernden Songs, die oftmals an der 9 minuten Marke kratzen, ein jedes Muckerherz höher schlagen laßen. Die Band selbst betitelt ihren Sound übrigens als sogenannten "SciFi-Emo", was wohl weniger mit einem Stil an sich, als vielmehr mit der (äußerst konfusen) SciFi Story um das Album bzw. deren Lyrics zu tun hat. Wer sich einen kurzen Einblick verschaffen möchte, kann das zb. hier tun.

Aber kommen wir ruhig wieder zurück zur Musik. Die scheint auch nicht von dieser Welt, denn was CAC da innerhalb von 70 minuten zelebrieren, ist wahrlich als traumhaft zu bezeichnen. Manches mal erinnert das Ganze, bedenkt man Intensität, freigesetzte Energie und diese "losgelöste Art" der Kompositionen an Mars Volta. Zb. das dreiteilige "The Velourium Camper", welches sich vom einschmeichelnd, beinahe funkig anmutenden ersten Teil "Faint of Hearts" über das brutal antreibende "Backend of Forever" bis hin zum atmosphärisch äusserst dichtem Finale "Al The Killer" vorarbeitet. Dabei überrascht die Band immer wieder mit spannenden Wendungen und, bei aller progschen verquerheit, auch mit erstaunlich griffigen Melodien, die aber niemals abgespackt wirken, sondern stets großartig verpackt sind. Da geben sich hysterische Ausbrüche und ruhig, gar düster instrumentierte Passagen die Klinke in die Hand ... nachzuhören im wirklich atemberaubenden Titeltrack. Und immer wieder diese wundervolle Stimme. Spätestens, wenn Sanchez dann in bester emocore Manier sein Organ rauer und lauter werden läßt, kann sich auch ein Gefühls-Krüppel, der Gänsehaut nicht mehr erwehren. Ganz groß!

In Keeping Secrets of Silent Earth: 3 ist, ich möchte es jetzt schon sagen, ein Album für die Ewigkeit. Gemacht für Leute, die auch nach 50+ Durchläufen noch neue Facetten finden wollen. Mal wieder eines von diesen Alben, welches als Gesamtkunstwerk verstanden werden möchte, wo die skip-taste gedanklich nicht existiert. Wer auch nur ansatzweise etwas mit Prog-Rock oder emo zu schaffen hat, kaufe sich dieses Album und sei dann beeindruckt von soviel traumhaft schöner Musik. Bei aller Liebe, mehr gibt es nicht zu sagen.

9/10
 
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Nine Inch Nails - Broken EP


Nachdem Trent Reznor mit seinem 1989 erschienen Meilenstein "Pretty Hate Machine" die Welt aufklärte, wie erfolgreicher Electro-Industrial zu klingen hat, zeigte sich der eine oder andere doch überrascht ob der Härte der 92er EP "Broken". Anstatt melancholischer Electrospielereien, schlägt einem nun kompromissloser und ungeschliffener Industrialrock entgegen. Inspiriert fühlte sich Reznor durch seine, mit "Pretty Hate Machine" gewonnenen Live-Erfahrungen, die seine damaligen Songs härter, (unter zuhilfenahme von mehr Gitarrensound) druckvoller und schlichtweg brutaler klingen liessen.

Nach dem ziemlich ruhigen und nicht unbedingt hörenswerten -da es kaum etwas zu hören gibt- Albumeinstieg "Pinion" schlagen einem dann auch endlich die Gitarren entgegen. "Wish", einer der besten Songs, den Reznor jemals komponiert hat und seit je her fester Bestandteil einer jeden NIN Set-List, zeigt direkt was Reznor, anno 92, zum Thema harter Musik zu sagen hat. Ein kompromisslos brutal-lautes GitarrenBrett von einem Song. Die auf "Pretty Hate Machine" dominierende kalte Elektronik wird auf "Broken" durch harten, dafür aber auch wärmer und emotionaler klingenden gitarrenorientierten Industrialrock ersetzt.

"ich will Musik machen, die beim Hören Schmerzen bereitet" ... so Reznor im O-Ton. Das hat er geschafft! Die sägenden Gitarren und Reznors aggressives Geschrei schneiden sich förmlich ins Hirn und hinterlassen dort ihre Spuren. Nach 5 Songs (+2 etwas gemäßigten Bonustracks, zum einen das Adam Ant-Cover "Physical" und "Suck" von Pigface) scheinbar nicht enden wollenden Krachs, ist man dann auch erst einmal fertig mit der Welt. Das EP Format scheint in diesem Falle also wirklich optimal, denn ein ganzes Album in Form dieser brutalen, geradezu berserkerhaften Aggressivität, wäre einfach zuviel gewesen ... im schlechtesten Falle sogar einfach nur lächerlich.

War sein damaliges Video zur "Pretty Hate Machine" Auskopplung "Sin" aufgrund expliziter Darstellung gepiercter Genetalien und eines vollzogenen homosexuellen Aktes schon ein Fall für die Zensurenbehörde, trieb es der "Dark Prince" mit seiner visuellen Seite von "Broken" auf die Spitze;
Neben den Videos zu "Pinion", "Wish" und "Happiness in Slavery" (MTV akzeptierte schlussendlich keines der drei) entstand das berühmt-berüchtigte Broken Movie. Um es mit Reznors eigenen Worten zu sagen: "The most horrific thing you'll ever see." In dem Film, gibt es nochmals zu jedem der 6 regulären Songs ein eigenes Video. Das Ganze ist wiederum von einer "Story" umrahmt, in der ein junger Mann entführt, gefoltert und zum Schluss (beim letzten Track "Gave Up") in Snuff-Movie Atmo getötet wird. Ähnlich schlimm, dass schon angesprochene Video zu "Happiniess in Slavery" (welches damals wohl zumindest einen Tag bei MTV im Nachtprogramm lief), bei dem Performance Künstler Bob Flanagan von einer Maschine!!! missbraucht und schlussendlich getötet wird. In seiner klinischen s/w Ästhetik gedreht, ist dieser "Kunst"-Film äusserst schwer zu verdauen. Wahrlich nichts für schwache Gemüter.

Man kann der "Broken EP" ankreiden, dass sie ziemlich abwechslungsarm daherkommt. Während die Nachfolger "The Downward Spiral", "The Fragile" und nun auch "With Teeth" ihre Faszination aus der Vielseitigkeit von Sounds und laut/leise Momenten beziehen, sind die Broken Songs einfach nur Krach. Immerhin; Krach auf hohem Niveau.

8/10
 
Bright Eyes - Letting Off The Happiness



Den Anfang macht ein wie immer sehr melidiöser Song "If winter ends". Er handelt von Obersts Trauer, dem Faktum, dass er bestimmt sterben wird, was eben eine klare Sache zu scheinen vermag. Er möchte flüchten, weg von diesen jenen kalten Ort, irgendwo hin, wo es keine Trauer mehr gibt, gen dem Sonnenlicht. "and i scream for the sunlight / or a car to take me anywhere / just get me past this dead and eternal snow. / because i swear that i´m dying / slowly / but it´s happening".
Sein typisch ungeschminktes Geschrammel und seine sich vehement gegen alles weigernde Stimme sind abermals markant signifikant.
Weiters besingt er den Tod seines kleinen Bruders ("Padraic my prince"), der sein Leben, sowie seine Texte prägte. "I had a brother once/ He drowned in a bathtub / before he had ever learned how to talk." Seither verwendet er das Wort "bathtub" (Badewanne ~~) in vielen weiteren Songs als Sononym für den Tod. Ein spannender, energiegeladener, aber von Schmerz getränkter Refrain und der melancholische, aber gleichzeitig verarbeitende Text, sowie dieses impulsive Gitarrenspiel haben mich sofort überzeugt.
Es folgt eine Art Duett mit Neely Jenkins, wunderbar, dieses akkustische Ambiente. Wiedermal größtenteils nur die Gitarre und das Schlagzeug, dies bringt die nötige Atmosphäre in jenen Song.
Da ich jetzt kaum alle 10 Lieder ausführlich beschreiben und the Thematik behandel kann, da dies vermutlich langweilig und so garnicht knackig wirkt, will ich nur mehr kurz zu den einzelnen Stücken kleine Details erwähnen, eventuell sogar nur zusammenfassen. Ich kann euch die Meinung nicht bilden, das ist schon etwas, das man selbst tun muss. Deswegen behalte ich mir vor, großartig Eindrücke zu offenbaren.
"The city has sex" kommt unglaublich flott und gar rockig daher, fast ungewohnt, aber gut. Und wie.
"the Difference in the Shades", "Touch", "June on the West Coast", "Pull my Hair"
, "A poetic Retelling of an unfortunate Seduction" und "Thereza and Thomas" sind einfach nur Bright Eyes. Gefühlvoll, musikalisch am Folk, bis akkustisches Gitarrengeschrammel, traurige Texte, die von einem genialen Songwriter verfasst wurden. Kein künstliches Getue, fernab von jeglicher Schönmalerei, real und ungeschminkt. und herzhaftes schreien, nahe dem kreischen ist wohl Obersts Hobby, eines, für das ich ihn küssen könnte.

Nunja, meine Bewunderung gegenüber dieser Band hält sich kaum in Grenzen, ich kann größtenteils eben nur subjektiv berichten und bewerten, ich finde das Album nur wiedereinmal genial. Dieser Begriff wird zwar missbraucht wie kein anderer, trifft recht selten im wahren Leben und in Bezug auf Musik zu, aber hierbei ist es meinerseits mehr als angebracht, ihne zu verwenden.


Wertung :
10/10
 
Die Apokalyptischen Reiter - Have A Nice Trip

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So, das hier wird meine erste Rezi. Ich spiele schon seit Monaten mit dem Gedanken, eine zu schreiben, aber irgendwas kam immer dazwischen - sei es Uneinigkeit über das Album an sich, kein Internet, Studium etc.
Aber jetzt sollte es klappen.
Bleibt nur noch eine Frage: Wozu ein Reiter-Album rezensieren?
Meiner Meinung nach kennt diese Scheibe jeder, der hier und im Musikthread mitliest und postet.
Aber die Antwort ist so simpel wie überzeugend: Weil es großartig ist.
Ursprünglich wollte ich auch über die "All you need is Love" schreiben, aber das hatte ein gewisser Herr Cadraz ja bereits erledigt. ;)

Have A Nice Trip ist das vierte Album der Eukalyptiker, und nach Allegro Barbaro das zweite, in das ich reinhören durfte. Da Allegro Barbaro doch eher knüppelig ist, trotz der melodischen Untermalung, erwartete ich, dass dieses Album ähnlich sein würde.

Das trifft auf die ersten Tracks, "Vier Reiter stehen bereit" und "Warum" auch noch zu, doch danach wird es ruhiger. "Terra Nola" und vor allem "Baila Conmígo" faszinieren dagegen auf andere Weise, unglaubliche Ohrwürmer, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen und die man jederzeit hören und auch mitsingen kann, da clean gesungen und nicht mehr gekreischt wird. ;)

Gerade hat man sich an diese "neuen" Reiter gewöhnt, kommt auch schon "Fatima". Wie der Name schon sagt, lässt das Lied orientalische Klänge vermuten. Trifft zunächst auch zu, doch dann...ein "Rückfall", auf einmal nur noch Krach. Einfach großartig. Und danach noch "Wo die Geister ganz still sterben"
Der Titel ist blanker Hohn, die Jungs bolzen ohne Ende. Genau sowas hatte ich von Anfang an erwartet.
Zum Schluss wieder ein ruhiger Song, das Manowar-Cover "Master of the Wind"
Eigentlich kann ich Manowar überhaupt nicht ausstehen, wahrscheinlich liegt es daran, dass mir das Cover so gut gefällt.

Achja, ne Bewertung gibts auch noch:

10/10
Muss einfach sein.
 
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Nick Drake - Pink Moon

Wäre diese Welt eine Gute, gäbe es diesen fantastischen Singer/Songwriter wohl heute noch. Ist sie aber nicht und deswegen wählte Drake im Jahre 1974, zwei Jahre nach Veröffentllichung dieses Meisterwerks, den Freitod. Er starb im jungen Alter von 26 Jahren durch eine Überdosis Antidepressiva.

"Pink Moon" gehen noch zwei Alben voraus. Das Debut "Five Leaves Left" sowie deren Nachfolger, "Bryter Layter". Heute gilt diese Trilogy als eine der besten Erzeugnisse im Bereich des Folk. Das war aber nicht immer so. Zu Lebzeiten wurden Drakes Beiträge konsequent ignoriert. Die Zeit wollte es so. Im Jahre 1969, zur Veröffentlichung des Debuts, war Blues-Rock der Marke Led Zeppelin und The Who das große Ding. Keiner wollte mehr tief-traurig, melancholischen Folk hören. So war es damals also nur eine kleine Schar Käufer, die sich an dieser wundervollen Musik glücklich hörte.

Heute ist das anders. Heute wird Nick Drake in einem Atemzug mit solch großartigen Singer/Songwritern wie Bob Dylan, Leonard Cohen, Roy Harper und Richard Thompson genannt. Wieder eines dieser traurigen Beispiele, bei dem der Künstler seinen eigentlichen Ruhm, (und wirklicher "Ruhm", also Ruhm, der für die Ewigkeit gemacht ist kommt erst lange, lange Zeit später) nicht mehr miterleben durfte.

Mit "Pink Moon" schenkte Nick Drake der Welt eines der bittersten, traurigsten, poetischsten, wundervollsten, bezauberndsten und einfach schönsten Songwriteralben, die je auf einen Tonträger gebannt wurden. Es ist wie mit Johnny Cash zu "American Recordings"- Zeiten. Gebt dem Mann eine Gitarre und lasst ihn einfach seine Songs spielen. Nichts anderes passiert bei "Pink Moon". Drakes Gesang, seine Gitarre und einige minimale Pianopassagen; mehr braucht es nicht, um schöne Musik zu machen, die unter die Haut geht.

"Pink Moon" ist ein Album für so ziemlich alle Gelegnheiten im Leben. Es nimmt einen in den Arm, wenn man einsam ist. Tröstet, wenn man an Situationen verzweifelt. Holt einen aber auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn man himmelhoch jauchzend die ganze Welt umarmen möchte. Ist einfach da, wenn man es braucht.

"Pink Moon" (die anderen beiden Scheiben natürlich auch) sei hiermit jedem Freund melancholischer (Folk-)Töne ans Herz gelegt. Ein erhabenes Stück Musik.

10/10
 
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Radiohead - The Bends

My baby's got the bends...

Anscheinend ohne Mühe, doch mit so viel mehr als das, was nach ihnen kam, bescherten uns Radiohead, die ohne zu untertreiben eine der talentiertesten und vielleicht auch besten Bands der letzten 10 Jahre war und ist, ihr zweites Album The Bends.
So ziemlich jeder dritte der einigermaßen auf die Art von Musik steht oder stand, die Radiohead bis zur Jahrtausend_wende machten kennt OK Computer. Ein Album ohne wenn und aber. Ein Meisterwerk der 90er.
"Ok Computer" machte die Band zu Weltstars aber Anno 1995 als "The Bends" erschien machte man sich in der Musikwelt noch keine allzu großen Gedanken, was aus dieser Band mal werden könnte.
Amerika erlebte eine kleine Widerauferstehung des Punks, während sie gleichzeitig dem Ende ihres geliebten Grunges nachweihnten.
In Deutschland fragte man sich damals wohl, welches Lied Scooter oder wer auch immer als nächstes rausbringen würde. Jaja Anfang der 90 in Deutschland ... ist ... viel hat sich irgendwie nicht verändert.
Während aber heute in der großen Britanie' Retro/Synthy Bands gefeiert werden wie blöde gab es damals nur 2 Bands. Blur und Oasis.
Anscheinend waren alle mehr auf die Parklife / Great Escape bzw. Definitly Maybe / Morning Glory Nachfolger gespannt, bis halt eben Radiohead "The" Band wurden.

Aber das ebend erst nach dem fabelhaften The Bends.
Allein der Opener Planet Telex machte klar, was besonderes hier ranwächst. Wobei ich den Song noch zu "einfach" halte.
The Bends ist zwar für jeden Einsteigerfreundlicher, als die 3 Nachfolgealben (mal Hail to the Thief ausgenommen), doch irgendwie Komplex schön.

Der Titelsong The Bends geht sogar fast schon in Richtung Radiorotation, wobei er aber fast noch der einzige bleibt.
Die beiden nächsten Lieder senken das Tempo auf ein entspanndes Mittelmaß.
Vorallen an High and Dry kann man fast schon jeden zweiten Song von Travis ableiten (ich weiß die alte Leier, aber nja .. ist nunmal so)
Fake Platic Trees hingegen gehört in meinen Augen neben ein paar ausgelesenen Songs zur Radiohead_Must_Have_Setlist. (neben den obligatorischen Songs wie National Anthem, I Might be Wrong ...)

Nachdem in meinen Augen / Ohren Planet Telex verwandten Bones zeigen Radiohead wieder, wie einfach es ist, doch Radiotaugliche Songs zu schreiben, ohne auch nur einen funken von Ausverkauf rüber kommen zulassen.
Radiohead halten die angesproche Komplexität des Albums immer noch auf einen sehr hohen Level.

Das Tempo wird aber mit Nice Dream, dem Song, nachdem wohl Chris Martin beschloss ne Band zugründen, wieder auf ein Fake Plastic Tree / High and Dry Neveau gesenkt.
Man sieht hier, wie die Band es immer wieder so genial hinbekommt das Tempo nicht nur in ihren Songs zu wechseln, ohne das es irgendwen stören könnte.

Der Song endet ein wenig schnell und bietet eine perfekte Überleitung zu dem Song, der Radiohead um einiges populärer machen lies. - Just
Davon abgesehen, dass der Song so oder so fantastisch ist, er hat noch noch diese ... nja jeder kennt ... wo der Mann auf der Strasse liegt und ... Untertitel ... fantastisch. Das der Song aber auch wie die Faust aufs Auge zu dem Video passt ... Großes Kino.

Der nächste Song ist My Iron Lung defintiv einer der besten Songs auf der Platte / wenn nicht sogar von Radiohead. Wieder so ein Song, der durch sein Tempowechsel am Ende überrascht und wieder so nach Leichtigkeit des Seins klingt.

Mit Bullet Proof...I Wish I Was, Black Star und dem sehr schönen Sulk folgen wieder 3 sehr melodische, ruhige Songs. Wieder mit den The Bends typischen, fantastischen Tempowechseln.
Jede andere Band hätte nach Sulk wohl das Album beendet. Es seinen Dingen lauf nehmen lassen.
Wobei die meisten so einen Song wohl nicht mal hinbekommen hätten.

Das Album hätte doch so schön enden können. Doch Radiohead zeigten (ihre große) Klasse und ließen als letztes Lied, das wohl mit luftigten Abstand besten Lied des Albums Street Spirit (Fade Out), laufen.
Mit den Song erreichten Radiohead schon zu damaligen Zeit ein Niveau was sie bis heute mindestens hielten.
Hätte sie ihn nicht auf The Bends gepackt, wäre das kein Beinbruch, er wäre mit sicherheit auf OK Computer gelandet. Der Song bindet die beiden Alben regelrecht.
Dieser Song klingt für mich noch am meisten nach beiden Alben.
Sie wussten wohl schon, wie der the Bends nachfolger klingen wird.
Das sie heute dort stehen, wo sie stehen beweisen sie unter anderem mit diesem Song.


Insgesamt gesehen machten Radiohead, die zwar durch Creep schon recht bekannt waren, aber sich immer noch stark in der Brit Pop Schublade hinter Blur und Oasis verstecken mussten, einen rießen Schritt.
Aber so wie die Platten kamen enderten sich auch die Zeiten.
Radiohead entfernten sich (zwar noch nicht mit The Bends, und auch nicht mit Ok Computer) immer mehr vom rockigen Sound (von Pablo Honey).

Viele werden sicher mit The Bends am Anfang mehr anfangen können, als mit den anderen Platten. Viele werden die Platte auch als beste Empfinden.
Doch die Radioheadplatten untereinander zuvergleichen.
Das würden soviele Faktoren einen Rolle spielen, dass wohl nie einer von sich behaupten könne, dass the Bends oder Kid A oder Ok Computer oder Amnesiac die beste Platte ist.
Das geht einfach nicht.
Radiohead ist ein Gesamtkunstwerk und Aus.

Dicke 10/10 - (nicht mehr so) verstecktes Meisterwerk.
 
THE RUINS OF BEVERAST - Unlock the shrine

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Tja, mit diesem Album schlage ich mich schon mehrere Monate herum. Und auch nach 100 Durchläufen frage ich mich immer noch, ob der Künstler hier von jemandem unter Androhung körperlicher Gewalt dazu gezwungen wurde, die Songs zu veröffentlichen.

Na der Reihe nach. The Ruins of Beverast sind ein Soloprojekt von Meilenwald, ehemals Nagelfar. Das hier Black Metal gespielt wird scheint offenkundig, aber so einfach ist die Sache gar nicht. Irgendwie ist es mehr - und auch weniger. Wer einen würdigen Nachfolger von Nagelfar erwartet, wird bitterlich enttäuscht werden. Eindeutig ist nur, dass Meilenwald seiner musikalischen Inspiration vollkommen freien Lauf ließ, und so entstand ein Album, welches wohl nur & ausschließlich für den Künstler gedacht sein kann. Hier konnte er mal all dass einbringen, was bei Nagelfar vielleicht übertrieben gewesen wäre. Es mag an meiner durchgeknallten Fantasie liegen, aber auf mich wirkt Unlock the shrine mit all den Intros, Outros und Zwischenspielen wie eine stark überzogene Interpretation der ersten vier Burzum Veröffentlichungen. Mit dem Unterschied, das Unlock the shrine in keinster Weise eingängig oder leicht verständlich ist - mitnichten.

Insgesamt bietet das Album sechs "vollwertige" Songs, und ebenso viele Zwischenstücke, die zum Teil nur aus Geräuschen ("Cellartunes") oder Geräuschen mit Sprechgesang ("Skeleton coast") bestehen, zum anderen Teil aus Instrumentals ("God sent no sign"). Die meisten Songs haben ebenfalls nochmal eine Art Intro oder Outro spendiert bekommen, manche schließen auch an das vorige Zwischenstück an. All diese Zwischenstücke und Intros/Outros wirken extrem bizarr, fast krank, schaffen es allerdings nicht, zur Atmospäre beizutragen respektive eine allumfassende Atmosphäre zu erschaffen (zumindest ist es bei mir so).
Die Songs sind sehr eigenwillig komponiert, mit meines Erachtens zu vielen Breaks. Aber wie schon erwähnt scheint es nicht die Intention von Meilenwald gewesen zu sein, Unlock the shrine für jemand Anderes "hörbar" zu machen. Dabei kann man einigen Songs eine gewisse Eingängigkeit absolut nicht absprechen, teilweise, wie beim "musikalischen" Teil des Openers "Between brone walls" oder dem Mittelteil von "The clockhand's groaning circles" blitzt auch mal pure Genialität mit Ohrwurm-Charakter durch.

Eine Wertung oder Kaufempfehlung kann ich hier nicht abgeben. Ich gehe aber mal soweit zu sagen, dass dieses Album unter Umständen bei Leuten gefallen finden könnte, die weniger mitg Metal, dafür mehr mit experimenteller Musik zu tun haben.



Achja, falls Yonder hier mitließt: In der Rezi Datenbank fehlt meine Rezi zu Satyricon's Dark medievil times. Ist in einem Post mit The forest is my throne & The shadowthrone zu finden.
 
Der erste Deutsche, der richtig Welle schiebt
Fler spaltet die Feuilletonts und eint die deutsche Jugend.

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[Bedeutungsschwanger?]

Popmusik als Kultur für die Massen war lange Zeit eine eher unpolitische, glattgebügelte Angelegenheit, sieht man von einigen Emporkömmlingen aus den Tiefen der Subkulturen einmal ab. Politische Statements oder Analysen zu meiden war lange Zeit eine eiserne Regel, wollte man Erfolg haben und nicht sein Leben in eben diesen Subkulturen fristen. Lediglich ein paar politische Statements, massenkompatibel versteht sich, durften sich zwischen den Zeilen über Liebe, Einsamkeit und Partys ab und zu tummeln. So wurden Themen wie Fremdenfeindlichkeit, der Hunger in der sogenannten Dritten Welt oder auch mal Religionskritik thematisiert. Doch was wird aus dieser eisernen Regel, wenn sich die Begehrlichkeiten der Massen ändern und dem Volk plötzlich nach Politik ist? Na, dann ändert sich auch die Popmusik. So waren es vor einiger Zeit Mia, die mit nationalistischen Statements ein neues Deutschlandbild beschwören wollten. Oder Hunderte von deutschen Künstlern, die sich mit einer absolut realitätsfremden Argumentation für eine Radioquote für deutsche Popmusik einsetzten. Natürlich blieben derartige Argumentationen nicht unwidersprochen und leise wurde Kritik laut. Doch wie soll die Kritik einiger Linken Besserwisser im Mainstream ankommen, wenn sie nichtmal Gehör fand, als HipHop noch Subkultur war und und Homophobie in dieser Kultur zum Status Quo wurden. Umso erstaunlicher daher die aktuelle Feuilleton-Schlacht um den Berliner Rapper Fler. Fler setzt auf seiner CD »Neue Deutsche Welle« an der Argumentation um die Deutschquote an und präsentiert sich folgerichtig als einziger deutscher Rapper in einer von Migranten beherrschten Kultur. Ähnlich wie bei anderen rassistischen Argumentationen spielt auch hier der Wahrheitsgehalt dieser Grundannahme keine Rolle; vielmehr geht es darum, von dieser Grundannahme möglichst schlüssige Reaktionen und Lösungsansätze abzuleiten.
So auch Fler: Statt auf seine Herkunft zu scheissen, geriert er sich als Bürgerwehr gegen angloamerikanischen Einheitsbrei und migrantischen Unterschichten-HipHop gleichermaßen. Paradox? Nein! Man muss es nur richtig Vermarkten können. So wurden für den Titeltrack diverse deutschnationale Parolen aneinandergereit und auf ein Sample aus Falcos »Amadeus« gerappt. Konsequent wird Falco als der Urtyp des deutschen Rappers verkauft. Garniert mit Zeilen wie »Schwarz, rot, gold. Hart und Stolz« und dem Reichsadler als Halskette wird der neuen deutschen Mittelschicht scheinbar aus der Seele gesprochen. Und die Feuilletons? Hier wird sich ebenso wie in der Bravo und auf VIVA darum gestritten ob Fler nun Nazirap sei oder nicht. Diese Frage zeugt jedoch eher von einem Missverständnis gegenüber Popkultur als von politischer Weitsicht. Für die Kids ist es völlig belanglos, was Flers Intention für derartige Parolen ist. Sie finden sich darin wieder und rezipieren sie ganz individuell. Je nach Sozialisation oder Umfeld werden Flers Statements irgendwo zwischen Satire und Argumentationshilfe eingeordnet. Angebrachter scheint daher doch wohl die Frage nach genau dieser Rezeption und nicht nach der belanglosen Intention eines Fler. Diese Frage stellt aber kaum einer, und so kommt kein Feuilleton drumherum, nicht doch noch mal schnell einen O-Ton von Fler einzufangen und ihn alles ins rechte Licht rücken zu lassen. Ins rechte Licht einer Feuilleton-Leserschaft, die sich wahrscheinlich eh lieber wieder über die Benachteiligung deutscher Künstler in der Radiolandschaft und die geeignetste Verpackung der Parole »Ich bin stolz, Deutscher zu sein« unterhalten würde. Ab und an würde dann noch festgestellt, dass mit diesem Land im allgemeinen und der Jugend im speziellen sowieso alles den Bach runtergeht. Dann kommt vielleicht wieder die Zeit für Konzerte gegen Hass und Gewalt, bei denen sich ein richtig verstandener Fler als Headliner natürlich geradezu aufdrängen würde. Nur wie versteht man Popmusik richtig? – Darüber stimmt immer noch die Masse ab.

[F.S. - R.A. - A.B.]

Link zur eigentlichen Erscheinung (Antiberliner).
 
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Eiskalte Engel (Cruel Intentions) (1999)

Eiskalte Engel erschien 1999. Ein Total unbekannter Regisseur. Ein haufen junger B-Cast Schauspieler, eine relativ schnell durchschaute Story, aber mit einem fantastischen Soundtrack.
Ohne viel auf den Plattentellern der Welt rumzuschaun kann man sagen, dass der OST zu einem der besten Sampler Soundtracks aller Zeiten gehört.
Selten war ein zusammengestellter Haufen Alternative wunderbarer als auf diesen Soundtrack. So ziemlich alle Lieder sind auch vertreten. Meist könnte man meinen, die Bilder richten sich nach der Musik und nicht umgedreht.

Eine Menge künstler die dem Mainstream noch nicht so bekannt waren zu der damaligen Zeit sind auf dem Album vertreten.
Placebos fantastisches "Liebes"-Lied Every You, Every Me von ihrem "wohl" besten Album [Without You I'M Nothing]. Dazu Coffee & TV von Blur's vermeindlich besten Album [13] Und nicht zu vergessen eins der wohl schönsten Lieder der 90. The Verves "Bittersweet Symphonie", was Samples von dem Stones' Song Last Time (danke @Bone) beinhaltet. Welches wiederrum auch auf ihren besten Album [Urban Hymns] zufinden war. Entspannend zu sehen, dass derjenige der das Privileg hatte den Soundtrack zusammenzustellen (wohl der Regisseur), einfach mal die besten Alternativ Bands, die es zu der Zeit gab, zu nehmen, sich von deren besten Platten auch noch die popigsten Songs zu bedienen und auf den Soundtrack zu packen.

Der Sountrack hat aber noch einige Stücke zu bieten, sich aus einem anderen Gerne kommen. Zb. Fatboy Slim's Dancehit Praise You. Das schön Beatlastige Bedroom Dancing von Day One.
Doch das wohl passende Stück kommt von den Pop/Rock/Folk/Contry Veteranen von Countring Crows. Colorblind wird von den meisten in Verbindung mit den Film gebracht. Ein ruhiger Song, ein ganz ruhiger recht trauriger Song.
Perfekt für den Film. Weiteres Highlight ist klar Aimee Mann's You could make a Killing. Was nach ein paar Stück wie zb. Skunk Anansie's Secretly folgt.
You could make a Killing ist auf ihrem 1995 Album [I'm with Stupid] zu finden und zeigt, dass sie die bessere Sherryl Crow ist. Auch zu empfehlen btw. ist der Soundtrack zu Paul Thomas Anderson Meisterwerk Magnolia auch von Aimee Mann, und zwar komplett. Anscheinend schafft es auch nur diese Platte nach Aimee Mann Faithless folgen zu lassen, ohne dass jemand dies als negativ betrachten könnte. Der wohl temporeichste Song, neben Every You Every Me und dem vorletzten Track, dem sehr rockigen You Blew me Off von Bare Jr.

Das ganze Thema bis jetzt ist klar. Der Soundtrack ist ein einziges großes Liebesbekenntnis.
Wie im Film so auch auf der Platte - der letzte Song ist The Bittersweet Symphonie. Ein Song der wahrlich erstmal etwas ebenwürdiges finden muss. Richard Ashcroft wusste schon, warum er nach Urban Hymnes die Band auflöste.

Eben wie (großes imho) The Bittersweet Symphonie einer der besten Songs der neunziger ist. Ist der Sountrack eins der besten Alternativ Platten der selben Dekade. Einfach nur durchgehend gut.

8/10
 
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The Arcade Fire - Funeral (2005)

Irgendwer in Kanada muss sich nen Tape aus Bright Eyes, Cure, Björk, Bowie, Pixies und vorallem Interpol zusammengestellt haben und es Arcade Fire zur Inspiration geschickt. OK, ich sag mal so. Auf vielen Tapes in den letzten Monaten war The Cure vorhanden aber Arcade Fire lassen es mit ihrem non LP Debut nich so deutlich raus wie Gernekollegen Hot Hot Heat oder The Killers.
Viele Leute müssen gestorben sein, wenn man sein Album Funeral nennt.
Nach Funeral hört sich das Album auch an.
Gut, bei meiner Beerdigung wäre ein Song wie Crown of Love relativ unpassend, vorallem da der sehr ruhige Song am Ende nochmal richtig Tempo aufnimmt. Gleiches Tempo hat der Opener.
Neighborhood. Genauergesagt Neighborhood #1 (Tunnels). Die Band muss eine richtig große Nachbarschaft haben, denn ingesamt gibt es deren 4 auf dem Album zu finden. Der erste klingt sehr stark nach Interpol. Der zweite Laika nach französischen Pixies.
Ich will hier der echt fantastischen Band nicht unterstellen, dass sie nur geklaut haben, aber irgendwie stark inspiriert wurden die Kanadier von relativ vielen Alternative Bands.
Anders aber als Franz Ferdinand oder White Stripes lassen sie weniger die Gitarren gesprechen. Der Sound ist sehr abwechslungsreich.
Ich glaub im Laufe der knapp 50 min hat man alle Instrumente die es auf der Welt gibt mindestens einmal gehört. OK, dieses Australische Blasdingens nicht.
Kaum ein Song gleicht dem nächsten. Verwechslungsgefahr ist ausgeschlossen.
Der dritte Song Une annee sans lumiere, ein Song, fast schon in Bright Eyes Manier. Mit Neighborhood #3 [Power Out] und #4 [7 Kettles] beendet die Band ihre kleine Nachbarschaftsweltanschaung.

Highlight ist klar Crown of Love. Extrem schleppendes Tempo was sich aber sehr genial am Ende steigert.

if you still want me, please forgive me, the crown of love is not upon me.
if you still want me, please forgive me, because the spark is not within me.
i snuffed it out before my mom walked in my bedroom.
the only thing that you keep changin' is your name. my love keeps
growin' still the same, just like cancer, and you won't give me a
straight answer!

Sowieso erstmal wer Cancer auf Answer reimt. Aber was sich die Band dabei dachte den Song so temporeich enden zu lassen? Es hat aber auch was geniales an sich. Massakerliebeslied in schönster Form und schönster Tradition von Liedern wie "Where the wild roses grow" oder "Whit or Without you".
Rebellion (Lies) ist wieder ein Schmuckstück, Musikalisch top.
Auch die anderen Lieder fallen nicht ab, wobei das Herzstück Crown of Love bleibt.

Das perfekter Life after Death Album. Nachdem die beste Beziehung aller Zeiten vorbei ist. Man eh schon depri ist und man denken müsste, das Album zieht einen noch mehr rein. Es bewirkt aber auf wundersame Art und Weise dies nicht.
Neben Worlds Apart bislang mein Lieblings Album des Jahres 2005.
Es kommt einen so vor, als ob man beide Alben parallel hören kann, ja fast schon muss. Nur sie zeigen in verschiedene Richtung.
Worlds Apart find ich zwar immernoch ein Stück besser. Aber viel geht nicht mehr über...

10/10
 
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Opeth - Morningrise

Ein Jahr nach dem grandiosen Debut Orchid, veröffentlichten Opeth den Nachfolger Morningrise. Das Prinzip von Orchid wurde natürlich fortgesetzt und auch bis heute beigehalten. Progressiver DeathMetal mit akustischen Einlagen und cleanem Gesang(Prog Rock). Morningrise war das letzte Album mit Johan DaFaralla (Bass) und Anders Nordm (Drums), produziert wurde es von Dan Swanö, seinerseits Sänger bei Edge of Sanity. Aber kommen wir nun zum wichtigen, der Platte selbst.

Der Opener Advent beginnt mit gezieltem Riffing und verzaubert sogleich schon mit einer sehr frühen, kurzen Akustikpassage. Åkerfeldt’s Death/Black Shouting ist markanter den je (nicht so überproduziert wie auf Orchid). Ein wunderbarer, treibender Song. Besonders der ruhige, träumerische Mittelpart ist genial. The Night and the silent water beginnt leicht träge, schleppend und mit melancholischen Black-Shoutings bis es in einen akustischen Teil mit wunderschönem cleanen Gesang seitens Åkerfeldt geht. In der Mitte des Songs gibt es nochmal einen leicht trägen Part(Träge soll dabei nicht abwertend klingen), bevor ein geniales kurzes Akustikgefrickel einen auf den nahenden Höhepunkt vorbereitet, welcher schlichtweg genial ist. Der Song wird zunehmend schneller und Åkerfeldt lässt einen flüstenden Gesang einfließen, Gänsehaut garantiert! (Wird ja vom ihm als einer der schlechten Songs angesehen was sicher nicht am Song selber liegt, sondern an der Thematik die der Song behandelt). Nectar ist wesentlich schneller gestaltet als der vorherige Track, wunderbares Solo im Mittelteil und grandioser Wechsel zwischen Akustik und schellem Riffing am Ende.

Black Rose Immortal hat eine Spielzeit von 20 Minuten! und ist für viele Opeth-Fans mit der beste Song, für andere hingegen aber auch ziemlich langatmig, recht geben kann ich beiden Seiten. Anfangs fand ich den Song auch total sperrig, er war zwar gut, aber die Länge brachte mich immer wieder dazu den Song abzubrechen, nach 2-3 ganzen Durchläufen ändert sich das aber schlagartig. Für mich weißt der Song keinerlei Längen mehr auf, ein solch facettenreicher Song ist wohl einzigartig. Bemerkenswert sind noch die Geigeneinspielungen in der Mitte des Songs und das fast schön beängstigende Ende. Definitiv ein Meisterstück.

Mit To bid you farewell haben Opeth noch eine klasse Ballade als krönenden Abschluss draufgebracht, die ganz ohne Black/Death Shouting auskommt. Eine lange akustische Einleitung, eine progressive Leadgitarre und Åkerfeldt’s cleaner Gesang(Der hier seinen Höhepunkt findet, da kommen nichtmal Credence oder Harvest ran). All das geht zu Mitte des Songs in einen schnelleren Part über und klingt sehr ruhig und gelassen aus.

Jetzt wollt ihr sicher wissen ob ich nach all den Lobpreisungen in dieser Rezension auch die Morningrise am besten finde. My arms, your hearse und Blackwater Park werden als die besten angesehen und ich sage Morningrise gehört da definitiv auch rein.

10/10
 
bright eyes digital ash in a digital urn



Schnelle Schritte gefolgt auf lautes Atmen, ein Summen hallt durch den Raum, die Satzfragmente "Death. Data entry. Ant hill law. Encoded arc our common cause. Drink liquid clocks ´til i see god. Crystal display. Can´t turn it off." stellen mehr Fragen als sie beantworten.. "Shhhh.....shhhh.....shhhh, don´t talk. Don´t talk."
Harte beats, wieder dieses Summen, es wird geredet, ein Klavier.
Abermals lautes atmen.
Die Uhr tickt. Abrupt läutet der Wecker.
Time Code, das Intro. Schon munter ?
"Gold mine gutted" folgt, etwas Rhytmisches, wie das ganze Konzept des Albums überhaupt.

/Elektronik hatte man ja infolgedessen garnicht erwartet, frühere Werke waren größtenteils an den Folk angelehnte Schrammeleien, wer ahnt da eine überproduzierte, elektronisch klingende Platte ?
Das eigentlich zum wundern Bewegende ist, dass "Digital ash....." gleichzeitig mit der Folk-Scheibe "I´m wide awake it´s morning" rauskam, somit also den entgegengesetzten Pol darstellt.
Viele stellen durch das in den Himmerl gepriesene Country Teil jenes schwarze, düstere Werk in den Hintergrund, meines Erachtens schwer nachvollziehbar, da diese Cd der andren in Nichts nachsteht./

Oberst wollte zum tanzen einladen, was so gesehen totaler Schwachsein zu sein scheint, denn wer schwingt die Hüften schon gerne zu Texten, die den Tod behandeln, vom Schmerz erzählen und von Leid nur so triefen ?....
Auferstehung, Neubeginn und das Aufstehen, obgleich diese positiven Elemente im Grunde den Kern dieses Albums darstellen, zählen die negativen natürlich wie immer gewichtiger.

Man sitzt neben den Boxen, lässt sich Zeilen wie "Each morning she wakes with a dream to describe. Something lovely that bloomed in her beautiful mind. I say. I´ll trade you one, for two nightmares of mine. I´ve got somewhere i die. I´ve got somewhere we all die." durch den Kopf gehen.
Man möchte darüber nachdenken, wird aber ohne Erbarmen weiter mit bedeutungsschwangeren Phrasen durchlöchert. Und das versteht sich ganz und gar im positiven Sinne.
Selbst Liebeslieder können im Bright Eyes´schen Repertoire bestehen, führt man sich den Song "Ship in a Bottle" zu gemüte : er möchte der Chirurg sein, der sie aufschneidet, um all die Fehler des Lebens zu korrigieren, das Haus sein, indem sie aufwuchs, sich wohl fühlte. Eine reinigende, aufweckende Dusche.
Nach dem gut gelaunten, genial-refrainigen "Light Pollution" und dem mit einer Harfe wunderbar versetzten "Theme to Pinata" ("I wish I had a parachute ´cause I´m falling fast for you.") folgt "Easy/Lucky/Free".
Nach all dem Scheiß, der passiert ist, erscheint Conor Oberst tröstend und wohlwollend "But don´t you weep. Don´t you weep for us. There is no one as lucky. Honey don´t you weep. Don´t you weep for us. There is nothing, as lucky, as easy, free."
Das Keyboard, das Mischpult, das Schlagzeug.......es scheint als wäre eine imposante Party im Gange, ein Schild davor "keine Saiteninstrumente!".
Erlaubt ist alleine die sexy Violine, jedoch auch nur, weils sie so stimmig ist, hervorgehoben, jedoch nie aufdringlich. Hier und da schleicht sich Mister Gitarre ein um ein paar Akkorde zum Besten zu geben und danach auf schnellsten Wege zur Tür geleitet zu werden.

Nun, nach diesen 12 Nummern bin ich mir im Klaren, dass dieses elekronische Experiment bitte keines bleiben, sondern bestehend und stets zelebriert werden soll, als wäre es nie als solche Gedacht gewesen.

10/10 ...
 
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