GLC-Ber
Guest
nookiestar schrieb:>>>Stimmt nicht ganz, die Kassen wissen ganz genau, wer was für wieviel bekommt,
>>> sie nehmen ja das Geld ein und gebens auch wieder aus.
Haha, schön wär's. Die Kassen zahlen an die kassenärztlichen Vereinigungen, die das Geld schließlich an die einzelnen Ärzte weiterleiten. Keine Kasse kann nachprüfen, welcher Arzt wie behandelt hat, geschweige denn, wen. Diese Daten dürfen von den KV übrigens auch nicht weitergegeben werden - warum auch, zu viel Transparenz könnte dem "Geschäft" ja schaden.
Teilweise ist das richtig. Die Kassen (also gesetzliche, nicht private) leisten an die kassenärztliche Vereinigung, wenn es um Gelder einzelner Ärzte mit Kassenzulassung geht. Bei Geldern von Krankenhausärzten rechnet die Kasse hingegen direkt ab.
Die kassenärztliche Vereinigung hat übrigens die von Dir erwähnte Kontrollfunktion durchaus und auch jetzt schon. Es fehlt bisher eben an Leuten und an Richtlinien, die in die Praxen gehen und sich dort auch anschaun, ob Arzt X oder Gehilfin Y die Spritze oder was auch richtig setzt. Das ist genau das angeplante Qualitätsmanagement, an dem es bisher fehlt, das aber kommen wird. Aber es gibt Medikamentenlisten, die ja nicht die Politiker machen, sondern Ausschüsse der Leistungsträger, Vereinigungen und ich glaub die Ärzte sind auch dabei, aber das sind durchweg Fachleute.
Eine Kontrollfunktion ist zudem nur bedingt notwendig, solange alles glatt geht. Im Falle von Behandlungsfehlern, die der Patient bei seiner Kasse muniert, erfährt auch die Kasse ganz genau wie und vom wem der entsprechende Patient behandelt wurde. Solche Daten werden nur nach genauer Begründung durch die Kasse von der Vereinigung an die Kasse übergeben, der von Dir schon erwähnte Datenschutz.
Und die Pharmavertreter können noch so lange durch die Lande tingeln und ihre Medikamente an den Arzt bringen, der darfs eh nur verschreiben, wenn das beschlossen wurde.
Ist z.B. auch ein Grund, warum heute Zigaretten, würde man sie heute erfinden, überhaupt nicht mehr auf den Markt bringen könnte. Die gibts nur noch zu kaufen, weil es sie eben schon so lange gibt.
Ob ein Arzt gut oder schlecht ist behandelt, spielt für seine Besoldung ebenfalls keine Rolle. Und das kann er jahrelang tun, da hier keinerlei Kontrollmechanismen seitens der Krankenkassen installiert sind. (grobe Kunstfehler natürlich mal ausgenommen, aber selbst da kommt die Initiative von Seiten des Patienten und nicht von Seiten der Kasse)
Das ist richtig. Zahnärzte ... ging ja auch durch die Presse. Diese Kontrollfunktion haben bisher wenn, dann die kassenärztlichen Vereinigungen, private Kassen .. weiß ich gar nicht, ob sie sowas auch haben.

Ob ein Lehrer aber gut oder schlecht unterrichtet spielt für seine Besoldung ebenfalls keine Rolle, da sind Ärzte nicht die einzige zu nennende Berufsgruppe. Wenn ein Arzt aber unzufriedene Patienten hat, gehen die woanders hin.
Das ist ein sehr schönes Beispiel für das was ich meinte. Konzepte wie das Kirchhof-Modell sind, so schön sie in der Theorie auch aussehen, politisch schlicht unbrauchbar. Jeder sagt immer, ja Subventionen weg, am besten alle.
Dann kommt die SPD, polemisiert mit 2-3 Beispielen und schon ist die ganze Reform in Frage gestellt. Auf einmal sind die Nacht- und Feiertagszuschläge ein Thema, jeder regt sich auf, weil er es ungerecht findet, dass diese auf einmal wegfallen sollen und überhaupt.
Dass die Zuschläge keinesfalls wegfallen sollen, sondern nur die Besteeuerung derselben, geht dann irgendwann fast unter. ~
Da sind wir ja auf dem gleichen Nenner.
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Zum Thema Globalisierung: Ich meinte damit gar nicht, dass man sich an irgendwelchen anderen Ländern orientieren sollte.
Ich wollte auf etwas anderes hinaus: Die Mobilität des Kapitals und auch der Menschen ist in den letzten Jahrzehnten unglaublich gestiegen. Die Bedeutung des einzelnen Nationalstaates ist hingegen unwiderbringlich zusammengeschrumpft. Zusammen mit der demographischen Entwicklung in Deutschland ergibt das einen Mix, der einfach zu große Herausforderungen an die Politik stellt. Dazu noch die Folgen der Wiedervereinigung...
Wir sind doch schon mittendrin in einem Steuerwettbewerb. Der Staat macht immer mehr Schulden, senkt trotzdem die Steuern und rettet die Sozialsysteme mit schöner Regelmäßigkeit nur kurz vorm Kollaps. Auf der anderen Seite kürzt man auch noch die Investitionen in die Bildung, die unsere einzige Zukunftschance verkörpert.
Man macht also so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann.
Da kommt die Linkspartei daher und fordert, die Leistungsfähigen unserer Gesellschaft wieder stärker in die Verantwortung zu nehmen. Hallo? Haben die immer noch nicht kapiert, dass all jene, die zu hoch belastet werden, anfangen zu tricksen oder gleich ganz abhauen? Da braucht es doch nun wirklich nicht viel Vorstellungskraft, man braucht sich doch nur die von dir erwähnte "Bescheiß-Mentalität", die es schon heute gibt, vor Augen führen! Das ist 20. Jahrhundert, da haben solche Rezepte noch funktioniert!
Im Prinzip bleibt nur genau das, was andere Länder (England z.B., die ganzen Klamotten, die gerade beim Zoll liegen ..) gerade vormachen: Billigproduzierte Waren aus dem Ausland hier zum Verkauf nicht mehr zulassen. Solange es derart grobe Lohnunterschiede gibt in asiatischen Billiglohnländern und der Transport der Ware weniger kostet als die Arbeitsdifferenz, wird hier kein Schwein mehr produzieren (es sei denn, wir sind qualitativ eben soviel besser und dieser Unterschied will auch bezahlt werden), aber hier sollen wirs am Ende kaufen (bis keiner mehr das Geld dafür hat). Die Folge ist eine Kapitalverschiebung.
Wenn man einen Weltmarkt haben will, dann muss man auf diesem Weltmarkt auch für ausgewogene Bedingungen sorgen, diese sind jedoch nicht ansatzweise vorhanden. Man kann nicht erst einfach alle Märkte öffnen und denken "ach das wird sich schon einpendeln". Das das nicht so einfach geht, sehen wir ja schon in Europa und dem Euro, was das finanzpolitisch für Probleme gab.
Ach übrigens. Ja, ich bin ziemlich pessimistisch angesichts der momentanen Situation - daher fragte ich dich auch nach Vorschlägen. Ein sozialer Kahlschlag nach neoliberalen (auch so ein Modewort!) Grundsätzen überzeugt mich nämlich ebensowenig wie die realitätsfremde Klassenkämpferrhetorik der Linkspartei.
Mich auch nicht, der kann auch nicht gewollt sein. Aber es muss auch einen Punkt geben, wo man ansetzt. Niemand wird sich hinstellen können und sagen "ich habe die richtige Lösung", denn es wird so ganz ohne Ausnahmen nicht gehen, aber gleichzeitig sich hinstellen und sagen "das ist aber schon wieder die erste Verwässerung" ist dann auch nicht ganz fair.
Die Bildungspolitik, da gebe ich Dir völlig Recht, ist enorm wichtig, aber dafür ist ja auch kein Geld da. Ich kenne das aus meinem eigenen Bundesland, unser Schul- und Bildungssenator Böger .. der wollte zu Beginn letzten Jahres 1200 Referendare einstellen (für die Schulen, nicht Rechtsreferendare

Und noch viel schlimmer: Meinst Du, sie sagen das nur einem Studenten bei Antritt seines Lehramtsstudiums? Kein Wort. Die lassen die Leute zu Hunderten auf die Unis rennen, damit sie dann noch 4 Jahren (bzw. jetzt nach 3, wird ja alles in "Bachelor" umgetauft, neuer Name neues Glück und nur noch das beste Drittel kann dann das letzte vierte Jahr machen ... irgendwie so läuft das, habs mir noch nicht ganz genau angesehen) dastehen und ihre Ausbildung nicht richtig zu Ende bringen können.
Ich bin auch recht pessimistisch angesichts der momentanen Lage und wenn ich ehrlich bin, mir fällt aus den Reihen der derzeitigen "Spitzen"politik nicht einer ein, den ich wirklich gerne als Kanzler dieses Staates sehen würde.
Frau Merkel hat bisher durch nichts gezeigt, dass sie dafür auch nur irgendwie geeignet wäre, Herr Schröder hat immerhin gezeigt, dass er 7 Jahre lang das Land nicht wirklich vorwärts bringen konnte, ob es andere in den 7 Jahren noch stärker hätten rückwärts laufen lassen .. ist ja nicht nachprüfbar (wenn auch im Falle von Herrn Stoiber durchaus leicht vorstellbar).
Die FDP .. da wären Gerhard und Westerwelle, Gerhard ist mir zu verbissen, nicht abgeklärt genug, Westerwelle ist für mich einfach nur ein arroganter Schnösel.
So, SPD. Früher kamen ja gern spätere Spitzenpolitiker im Bund aus Berlin, aber ich kann mir Wowi nunmal null als Kanzler vorstellen, das issn Partytyp, Politik ist für ihn eigentlich nur Nebensache. Ließ im Sommer Termine mit hochrangigen Vertretern osteuropäischer Wirtschaft platzen (was ja evtl. Geld hätte in die Stadt bringen können) um irgend ne Eröffnung in Ösiland oder der Schweiz mitzumachen. Frühere Leute wie Momper ebensowenig.
CDU ... Koch? Wird ja auch schon genannt, ist aber ebenfalls in Schmiergeldaffären verwickelt und nachdem sogar Kohl aus der ganzen Sache rauskam, fällt es schwer in anderen Fällen wie dem von Koch zu glauben, dass er eine weiße Weste hat, auch wenns natürlich nicht wirklich erwiesen ist bzw. zu einer Verurteilung geführt hätte.
Merkel hatten wir schon. Stoiber? Der Mann ist nicht mal einem Herrn Schröder gewachsen, in Bayern mag er ja gute Landespolitik machen, aber vom Bund möge er doch bitte die Finger lassen. Herr Söder ist mir erstmal zu neu auf der Bildfläche, über den kann ich nix richtig sagen.
Grüne: Käme wohl ohnehin nur jemand wie Fischer in Frage, Trittin ist da imho nicht der richtige Mann für, obwohl er gerade in letzter Zeit wieder eine recht gute Figur in der Öffentlichkeit abgibt, über die Damenriege Roth/Künast muss an der Stelle auch nicht gesprochen werden.
Mir fällt keiner ein, wo ich wirklich sagen könnte "der isses". Über eine Mehrheit einen Kanzler bestimmen zu wollen, halte ich für unangemessen angesichts des Wahlergebnisses, es muss also eine Einigung geben in welcher Form auch immer und kein Kanzler, egal wer es wird, hat mehr als gut ein Drittel der Stimmen des Volkes hinter sich. Egal wer es wird, es ist eine undankbare Aufgabe geworden.
@Last: Das mit den Staatsanleihen (Bundesschatzbriefe) stimmt so, die kannst Du bei Deiner Bank sogar erwerben. Ich weiß nicht genau, wie die heute verzinst sind und in welcher Höhe man die heute kaufen kann, vor ein paar Jahren waren es 5000,-DM und 5% Verzinsung bei glaube 3 Jahren Laufzeit. Staaten leihen sich aber auch bei anderen Staaten Geld, ich weiß nur nicht, wieviel Staatsanleihen davon prozentual ausmachen, die auch der dt. Bürger erworben hat.
Bundesschatzbriefe sind doch aber jetzt als Wertanlage gar nicht mehr so richtig aktuell bzw. ne extrem konservative Form.