Vermutlich, StoKy, Vermutlich....
beim oberflächlichen Durchlesen des Asyls fielen meiner Wenigkeit einige sehr nette Texte von Irenicus auf. Da packte es mich und meine sehr beschränkten Fähigkeiten wieder und ich vollendete, nein sagen wir lieber - ich beendete einen vor einiger Zeit angefangenen Text.
Ich hoffe es ist nicht zu arrogant und aufdringlich ihn hier zusätzlich zu meinem Blog auch noch zu posten - falls doch so bitte ich um Entschuldigung und Vergebung.
Den Tag über war alles so wie immer. Du warst zwar ständig in ihrer Nähe, aber die Umstände zwangen dich, ebenso wie die ganzen anderen Personen einfach dazu.
Ihr und die Anderen musstet den Tag zusammen verbringen und so war es eben. Alles war so wie immer, eben auch, dass sie bezaubernd aussah. Nichts aussergewöhnliches, kein spektakuläres Abendkleid wie im Fernsehen bei irgendwelchen Preisverleihungen, auch kein aussergewöhnlich kurzer Rock oder ein besonders tiefer Ausschnitt. Sie hatte sowieso nicht diese klassische 90-60-90 Figur, aber vor allem solch Plumpe Zur-Schau-Stellung nicht nötig.
Sie war einfach so wie immer. Sie hatte sich nicht aussergewöhnlich angezogen, aber die gelungene Zusammensetzung der einzelnen Kleidungsstücke deutete daraufhin, dass sie sich sehr wohl überlegt hatte was sie trug und nicht wie du einfach die beiden obersten Kleidungsstücke von deinem Hosen bzw. Pulloverstapel genommen. Alltagstauglich aber nett, wäre wohl die adäquate Beschreibung.
Das einzig bemerkenswerte, wenn auch nicht aussergewöhnliche an ihrem Outfit war, dass sie einen eng anliegenden Pullover trug, der ihre Figur betonte, die auch wenn sie nicht dem klassischen TV-Zeitungs-Cover-Schönheitsideal entsprach, so doch sehr feminin war. Die schmaler werdende Linie, die sich nach der Hüfte wieder öffnete zu einem - Funny van Dannen würde sagen “gebährfreudigen” - Becken wieder öffnete um danach mit den nicht langen, sondern eher pumeligen, aber dennoch hübschen Beinen, endgültig wieder schlanker zu werden.
Sie war gut gelaunt und locker gewesen, so wie sie es immer ausserhalb des offiziellen Rahmens war. Sie hatte Witze gemacht, über Witze anderer gelacht und herumgealbert und geredet. Dich hatte etwas beunruhigt, dass du einen Anflug von Eifersucht spürtest als sie sich von alleine für andere interessierte und die Initiative für eine nette Konversation von ihr kam, aber genauso hattest du es genossen wenn sie sich für dich interessierte und mit dir sprach. Auch wenn du dir im nachhinein immer Vorwürfe machtest an welcher Stelle du mehr Interesse, Entgegenkommen und Höflichkeit zeigen hättest sollen oder auf Fragen von ihr ausführlicher und fröhlicher antworten hättest sollen um nicht so abweisend zu wirken, wie du es eben warst bei Menschen bei denen dir eine natürliche Lässigkeit fehlte. Aber sie schaffte es sowieso immer (und leider bei allen) das Gespräch nett zu gestalten. Auch grübelste du wie so oft über Gesprächsthemen, die es dir ermöglichten dich mit ihr zu unterhalten ohne aufdringlich zu wirken, wobei die Themenwahl leider sehr beschränkt war (einer der Augenblicke an denen du bereutest ein solch unspektakuläres Leben zu führen) und daher die Gefahr bestand eben doch wieder aufdringlich-nervig immer mit Fragen zum selben Thema zu kommen, zumal diese Themen-Fragen natürlich den Eindruck erweckten, dass du eigentlich überhaupt nicht an ihr interessiert warst, sondern es nur um deine Zukunft, dein Studium und deine Fragen ging.
Nunja du hattest es mal wieder nicht geschafft “aus der großen Masse” heraus zu ragen, aber dies immerhin auch nicht auf negative Art und Weise getan.
Es war Abend geworden und du hattest Skat gespielt, weil sie Skat gespielt hatte und du warst verdammt froh vor langer Zeit mal Skat gelernt zu haben und dass sie das Spiel mochte, nicht weil du es auch übermässig mochte, sondern weil es verhältnismässig kompliziert war oder warum auch immer, es auf jeden Fall nicht so viele Personen konnten. Sie wollte etwas von draussen holen und du kamst mit in den Regen um ihr Tragen zu helfen. Da standest du nun und betrachtetest ihr Gesicht, deren bezaubernde Konturen sich im fahlen Licht wiederspiegelten. Dein Blick schweifte über ihren hübschen Hals, zu ihrem Kinn, ihren niedlichen Bäckchen, ihrer kleinen Stubsnase, zu ihren Augen, ihren unglaublichen großen Augen, mit der wohl eingesetzten Wimperntusche und letzendlich zu ihren Haaren, die zwar für eine Frau relativ kurz waren, aber dennoch auf eine neckische und feminine Art und Weise ihren kleinen Kopf umschmigten.
Kurz hattest du befürchtet, dass du zu lange in dieser Schwärmerei verweilt hattest, aber als sie dich fragend anschaut, antwortest und mit leicht gesengten Blick und auf ihre nicht ausgesprochene Frage sagst du diesen einen Satz, der zwar sehr plump war, aber du hattest es in der ganzen Zeit, den letzten paar Jahren nicht besser hinbekommen “Es ist schon ein bischen unverschämt so unglaublich niedlich zu sein” und - dich beunruhigt dieses Maß an perfektem Timing fast - dir kullert eine Träne die Wange herunter. Du senkst deinem Kopf verlegen zu Boden ohne aber zu vergessen einen Blick auf ihren Gesichtsausdruck zu werfen um ihre Reaktion einschätzen zu können.
Sie lächelte etwas verlegen aufgrund dieses Kompliments. Gleichzeitig war sie sichtlich überrascht und irritiert. Sie versuchte etwas verdutzt etwas zu sagen als ob etwas passiert wäre. Du drehst dich um und rennst weg, mit Tränen in den Augen. Ob Freudentränen, weil du dich ihr endlich offenbart hattest oder normalen Tränen, weil sie nicht reagiert hatte - du weisst es nicht. Nach einiger Zeit bleibst du stehen und hörst ihre leichten Schritte, hörst wie sie sich nähert, aber mit einigem Abstand stehen bleibt. “Hey Michael, du weisst dass das nicht geht….” “Ja natürlich, ich wollte es nur gesagt haben.” “Trotzdem danke für das Kompliment.” “Kein Problem”. Weitere Tränen rinnen langsam, aber zahlreich deine Wange herunter. Sie reicht dir ein Taschentuch, “Danke” “Ist es so schlimm?”, fragt sie mit dem besorgten Ton einer Mutter, nicht dem einer Person, die sich fragt ob sie etwas falsch gemacht hat. “Nein, geht schon.” Wohlwissend, dass es eine Lüge ist, aber dir war schon lange davor, schon immer bewusst, dass es nicht sein durfte, nie sein würde. Sie war zu alt, sie war in einer festen Beziehung - du hattest mitbekommen wie sie mit ihrem Freund mit dem sie schon vorher in einer Wohnung lebte umgezogen war. Man zieht nicht gemeinsam in eine neue Wohnung wenn man sich seiner Beziehung ungewiss ist. Dir war dies alles schon vorher klar und daher wolltest du nicht, dass sie sich Sorgen macht, daher die Lüge.
Du lächelst verschmitzt oder versuchst es zumindest um den Eindruck zu erwecken, das sei alles nicht so ganz ernstgemeint, zeigst auf das Zeug was sie holen wollte und fragst sie ob sie alles hat. Auf ihre Bejaung schnappst du dir das Schwerste um dennoch Gentleman zu bleiben und begibst dich mit ihr zurück ins Haus. Aufgrund des Regens fallen niemand deine weggewischten Tränen auf. Zum Glück war das Skat-Spiel sowieso schon zu Ende und du setzt dich zu einigen anderen und nimmst einen kräftigen Schluck Wodka-Cola. Der bloße Geschmack des Alkohol lenkt dich schon ab und so schaffst du es auch im Laufe des Abends auf andere Gedanken zu kommen.
Ihrem Blick nach den du völlig natürlich im Laufe des Abend streifst scheint es keine große Sache für sie zu sein. Warum auch… für sie natürlich nicht… aber gut wenigstens machte es das weitere Zusammensein nicht unnötig kompliziert, nicht komplizierter als dieses ganze Leben eh schon für dich war. Irgendwie bist du froh und du hoffst das alles nun besser werden würde.
In diesem Sinne eine geruhsame Nacht und einen schönen Dienstag, der je nach Definition nun schon begonnen hat
Kiryashon