Es ist schwierig, in so einem Thread die Übersicht zu behalten. Ich möchte daher grob zusammenfassen, wie sich mir die Situation derzeit darstellt und meine Darstellung am Schluß zusammenfassend kommentieren.
Für mich sieht das so aus, als gäbe es zwei grosse Lager:
Dagegen:
- Jene, die befürchten, dass sich ingame ein Ungleichgewicht zwischen "normalen" Spielern und "Kauf-"Spielern einstellt und zudem befürchten, dass Farmer (oder Botter und Duper) sowohl das Preisgefüge stark negativ beeinflussen als auch eine unüberwindliche Monopolstellung erreichen könnten, oder in ihrer Gesamtheit ein ebenso schädliches Oligopol errichten.
Hervorgerufen wird das durch die Möglichkeit, Echtgeld mit dem Verkauf von Items zu erlangen.
- Zudem wird die Gefahr gesehen, dass die Möglichkeit, Echtgeld für gute Items zu erlangen, sich auf das Spielverhalten der Spieler negativ auswirkt: Der Spieler muss nun die Wahl treffen zwischen Selbstnutzung oder Verkauf, wobei davon ausgegangen wird, dass der Spieler bei besonders guten Items den Verkauf bevorzugt und so den Monopolisten in die Hände spielt und sich letztlich um den Spielspass bringt.
- Das Sozialverhalten der Spieler verschlechtert sich, weil jeder nur noch an seinen eigenen Vorteil denkt.
- Ausserdem wird Blizzard vorgeworfen, sich ohne Eigenleistung durch fixe Provisionen an den Bemühungen der Spieler zu bereichern, sei es bei Gold-AH Trades, sei es bei Echtgeldauszahlung.
Abwartend, Neutral oder Dafür:
Jene, die versuchen, aus den bisher bekannten Fakten ein schlüssiges Wirtschaftssystem abzuleiten, eines, das aufgrund seiner Rahmenbedingungen die Gefahr des Mißbrauchs eingrenzt und auf lange Sicht ein brauchbares Trading-System abseits des Ingame-Handels generiert.
Nachfolgend ein paar, ggf. angepasste, Eigenzitate betreffend Ablauf der Käufe / Verkäufe und Echtgeldauszahlung
Der Trick mit der E-Balance und dem Echtgeld wird (so) nicht funktionieren:
Zitat Blizzard:
Ja, eine erweiterte Option sieht vor, dass Spieler die Möglichkeit erhalten, ein durch einen genehmigten Drittservice erstelltes Konto mit ihrem Battle.net-Account zu verknüpfen. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, können Erlöse aus dem Verkauf von Gegenständen im währungsbasierten Auktionshaus auf das Konto des Drittanbieters eingehen. Die tatsächliche Auszahlung geschieht dann durch den Service des Drittanbieters. Es ist zu beachten, dass bei diesem Service sowohl durch Blizzard als auch den Drittanbieter entsprechende Gebühren anfallen werden. Außerdem können jegliche durch Verkäufe von Gegenständen im währungsbasierten Auktionshaus erhaltenen Erlöse, die einmal auf dem Battle.net-Account deponiert wurden, nicht mehr an den Drittservice überwiesen werden / Ende Zitat
Das heißt, Du mußt Dich entscheiden, wo das Geld hin soll, wenn Du eine Echtgeld-Auktion erstellst. Du kannst deine Kohle auf dem E-Balance Konto also nicht horten um es Dir später auszahlen zu lassen. Gleichzeitig - wenn ich das richtig verstehe, denn sonst wäre es sinnlos, kann ich das e-Balance Geld NICHT dazu verwenden, einen Kauf im Währungs-Auktionshaus durchzuführen WENN das Geld an den anderen ausbezahlt werden soll. Kurz: Echtgeldkäufe die ausbezahlt werden sollen, müssen über die externen Konten (und dem registrierten Drittanbieter) der Beteiligten laufen. E-Balance ist also nicht direkt in Bargeld wandelbar. (Items und Gold dagegen schon)
Dein Account-Geld (e-Balance) ist nicht direkt an Dritte auszahlbar. Folglich MUSS das Geld von deinem Konto kommen.
Beispiel 1:
Auktion: Tolles Item, Mindestpreis: 10 Euro
Der Verkäufer bestimmt vorher, dass der Erlös an ihn über den Drittanbieter ausbezahlt werden soll.
Der Kunde, der das Item haben will, wird benachrichtigt:
Okay mein Lieber, dieses "Tolles Item" könnte deines sein, aber der Verkäufer möchte Cash, Kohle, Bargeld. Klar?
Also nix mit E-Balance. Das läuft über dein Privatkonto, soweit klar?
Beispiel 2:
Auktion: Tolles Item, Mindestpreis: 10 Euro
Der Verkäufer gibt nichts besonderes an.
Der Kunde, der das Item haben will, wird benachrichtigt:
Okay mein Lieber, dieses "Tolles Item" könnte deines sein, du kannst mit deinem E-Balance Guthaben zahlen oder mit Cash. Suchs Dir aus.
Kommentierung:
Das erweiterte Wirtschaftssystem soll nach Ansicht Blizzards sicherstellen, dass illegale Machenschaften weitgehend unterbunden werden. Ich gehe im folgenden davon aus, dass Dupes unmöglich sind und Bots erkannnt werden können bzw. die jeweiligen hyperaktiven Accounts (sehr viele Trades) nach einer gewissen Zeit gesperrt werden können oder werden.
Nachteil von "Legit" Spielern im Vergleich zu "Kauf-"Spielern.
Diese Anschauung setzt voraus, dass die eingesetzte Zeit und das gewonnene Geschick über die Erreichung der Spielziele hinaus einen eigenen Wert besitzt. Dieser würde beeinträchtigt, wenn sich jeder Items oder Accounts einfach nur durch Geld beschaffen könnte und dadurch Zeit spart oder einen Account hat, den er durch eigenes Geschick niemals erreicht hätte. Sprich, für diese Spielergruppe ist die Online-Reputation wichtig. Das ist klar Ansichtssache. MIr ist das nicht wichtig. Ich will nur das Spiel spielen. PK's und Town-PK's gibts ja nicht mehr.
Eventuell ist die Arena (PvP) betroffen, aber auch da zählt erstmal nur Geschick.
Monopol- oder Oligopol-Gefahr:
Sehe ich nicht so stark. Es wird übersehen, dass ab einer gewissen Anzahl von Trades per Woche der "Profi" strukturell benachteiligt ist, weil er höhere Gebühren zu tragen hat als der Durchschnittsspieler, der, sagen wir, 5 Trades in der Woche ohne Einstellgebühr durchführen kann. Der Gelegenheitstrader kann also gleichwertige Items grundsätzlich etwas billiger anbieten als der "Profi". Soweit das AH Realm-weit geführt wird, hindert bereits die Masse der Spieler ( > 20.000 bis 150.000 pro Realm oder mehr) die Errichtung eines Monopols oder Oligopols, da selbst hundert oder tausend Farmer des Möchtegern-Monopolisten in der Gesamtheit nicht gegen die hundertfache Menge anstinken können. Die Profis müssten zudem alles auf dem Markt befindliche aufkaufen. Das ist sehr sehr schwer, da das Auktionshaus jedem einen gleichberechtigten Handelszugang ermöglicht und in jedem Fall anfangs "Echtgeld" investiert werden muss um ein deutliches Übergewicht zu erhalten. Die "Abklingzeit" bei Trades ( gekaufte Items dürfen nicht sofort weiterverkauft werden) würde die Lager der Profis binnen kurzer Zeit zumüllen und erhebliche zusätzliche Organisationsaufwände und -kosten nach sich ziehen.
Weil Blizzard nun alles kontrollieren kann, dürften Trades über das AH gut erkennbar sein, statistisch auswertbar sein und im Fall des Mißbrauchs Accounts gesperrt werden können.
Negative Preisbeeinflussung:
Der Preis wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Setzen wir voraus, dass kein Monopol oder ähnliches entstanden ist, müssen die "Profis" den Marktpreis beachten. Sie haben keinen weiteren Vorteil als den, ihre 500 Farmer mit weniger zu entlohnen als deren "Arbeit" tatsächlich "wert" ist und aus der Differenz ihren Gewinn zu ziehen. Der Preis wird also nicht negativ beeinflusst. Tatsächlich könnte man sogar so weit gehen und sagen, dass die vielen angenommenen Farmer viele Items beschaffen und der Preis sich somit irgendwann auf einem niedrigeren Niveau einpendelt. Wie gesagt: Der Gelegenheitstrader hat strukturelle Vorteile und kann sein Zeug billiger anbieten als der Profi.
Der einzige, der darunter leiden könnte, ist der Gelegenheitstrader, der ein "SuperGutes, SuperSeltenes Item" gefunden hat und jetzt keine "Mondpreise" mehr dafür verlangen kann, weil es auf dem Realm, sagen wir, mehr als 50 solcher Items gibt. Der Preis wäre gleichwohl hoch wenn das Interesse des Marktes vorhanden ist. "Geile Trades" die den Gegenüber abzocken, sind für diese Personengruppe ebenfalls kaum noch machbar, weil das Preisgefüge transparenter ist (s.u.) und wenn der Gegenüber ein Minimum an Verstand beim Trade einsetzt.
Negativ beeinflusstes Spielerverhalten / Sozialverhalten:
Sehe ich nicht so. Der Spieler stand oder steht immer vor der Wahl, ob er ein sehr gutes Item selbst nutzt oder vertickt. Die neue Möglichkeit, "echtes" Geld damit zu machen, erhöht bei einigen sicherlich die Versuchung. Andererseits ist das Blizzard nicht vorwerfbar was und wie der einzelne Spieler entscheidet. Die monetäre Komponente war schon immer ein Anreiz für Trades, sei es in virtueller Währung oder in Echtgeld. Davon abgesehen kann der Spieler das Item auch erst nutzen und DANN verkaufen.
Sozialverhalten: Ehrlich: Was ist eine nette Geste aus der Sicht des beschenkten Spielers wert, die nichts oder kaum was kostet? (Itemverschenken)
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Was ist eine nette Geste aus der Sicht des beschenkten Spielers wert die mich etwas kostet?
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Deutlich mehr. Damit sollte dieser Punkt geklärt sein.
Blizzard verdient mit.
Naja, sollen sie doch. Mir ist das gleich. Das ist in jedem Handelssystem so. Wenn ich mit Aktien handele genauso, als wenn ich bei eBay verkaufe. Das System gibt es nicht umsonst. Ich muss ja nicht^^ BOTTER werden durch dieses System nicht wesentlich unterstützt ( Preise fallen ja)
Vorteile des neuen Trading-Systems:
Blizzard hat ja die - ebenfalls diskutierte - Onlinepflicht eingeführt, um die Kontrolle über die Aktivitäten der accounts, gerade in Bezug auf Echtgeld, zu haben. Anders ist das gar nicht machbar.
Das AH ist nicht verpflichtend, wer will, kann mit seiner Friendlist oder über das Tradefenster traden wie bisher auch. Tradehacks und dergleichen sind (noch) kein Thema.
Das AH macht durch die anscheinend taugliche Suchfunktion das Preisgefüge deutlich transparenter, da gleichwertige Items preislich miteinander verglichen werden können.
Die harte Arbeit des Einzelnen kann sich dann auch finanziell auszahlen wenn der einzelne Spieler es darauf anlegt oder wenn er seinen Account leert oder auflöst.
Ausblick:
Genau wegen der geschilderten Mechanik wird sich das "externe" Handelssystem trotzdem halten, das heißt, irgendwelche Foren oder eBay-Accounts, auf denen ingame-Sachen getradet werden. Das ist für die Profis einfach billiger. Die Risiken sind erheblich für den kaufenden Spieler und ich denke nicht, dass diesen Anbietern ein ebenso grosser Erfolg beschieden ist wie bisher.