Ach wir haben hier gerade sone schöne Zitaterunde, da möchte ich doch noch Volker Pispers zu Wort kommen lassen.
Aber nu ists eh gelaufen, man spricht sich in vier Jahren wieder.
Höhere Löhne bedeuten für Produzenten höhere Kosten. Je nach Preiselastizität der Nachfrage des produzierten Gutes hat das verschiedene Konsequenzen. Bei der unelastischen Nachfrage eines Gutes (z.B. Müllabfuhr, wegen Anschlusszwang) werden die Mehrkosten praktisch vollständig auf dem Verbraucher überwälzt. Bei einem Gut mit elastischer Nachfrage kommt es dagegen unwiderruflich zu einem Nachfragerückgang, der in Wohlfahrtsverlust für Verbraucher und Produzent, sowie einer niedrigeren Beschäftigung resultiert.
Mindestlöhne sind daher im besten Fall eine Zwangsumverteilung von Konsumenten an bestimmte Arbeitnehmer. Im schlechtesten Fall führen sie sogar dazu, dass alle verlieren: Konsumenten, Arbeitgeber und auch - als ganzes betrachtet - die Arbeitnehmer.
Zu der ökonomischen Problematik gesellt sich zudem auch noch eine politische, respektive soziale. Beim Kombilohn (oder auch der negativen Einkommenssteuer) bezieht ein Müllmann in Thüringen seine Transferzahlungen mittelbar auch von Menschen in Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen. Beim Mindestlohn würden (in dieser Branche) ausschließlich die Konsumenten in einer Region mit relativ schwacher Kaufkraft belastet, während sich in oben genannten Bundesländern aufgrund des hohen Lohnniveaus wenig ändern täte.
Und warum existieren Mindestlöhne dann in gut 20 anderen europäischen Ländern? Nun, sogenannte "Dumpinglöhne" sind das Ergebnis eines Überangebots meist minderqualifizierter Arbeitskräfte. Aus Sicht eines Politikers gibt es daher zwei Möglichkeiten das Problem an zu gehen:
1. Man bekämpft die Ursache, nämlich staatliche Missregulierung und überbrückt die aktuelle Situation mit Kombilöhnen oder negativer Einkommenssteuer.
oder
2. Man betreibt Mindestlohnkosmetik, führt also unter dem Deckmantel der "sozialen Gerechtigkeit" (das zieht ja immer) eine Abgabe ein, die von Arbeitgebern und Verbrauchern getragen wird, aber von der Bevölkerung als solche nicht erkannt wird. Im Gegensatz zu oben genannten Modellen belasten Mindestlöhne auch nicht den Haushalt oder die öffentlichen Kassen (wohl aber die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt).
Bedient man als Politiker nun eine wirtschaftlich eher desinteressierte, leicht mit vermeintlich "sozialen" und tendenziell "antikapitalistischen" Ideen zu beglückende Wählerschaft, ist die Entscheidung ungemein einfach.