Die Langzeitmotivation in Diablo 2 bestand also darin, viele Chars hochzuspielen, wenn man verschiedene Builds ausprobieren wollte. Warum wurden dann so viele Chars nach Hölle gerusht, um möglichst schnell den Endcontent zu erreichen? Weil das x-te Durchspielen eines Chars als langweilig empfunden wurde. Blizzard hat daraus ihre Konsequenzen gezogen.
In Diablo 3 wird es sich noch mehr um Items drehen als beim Vorgänger. Oder nicht? Das Finden von immer besseren Items macht die Diablo Serie eben aus. In Diablo 2 war es doch recht umständlich gelöst, was die Beschaffung eines bestimmten Items angeht. Nehmen wir mal an, ich wollte eine Windforce. Zuerst musste ich jemanden finden, der eine Windforce hat und der auch gewillt ist, diese an mich abzugeben. Dann musste ich etwas im Tausch anbieten, was derjenige haben wollte. Das alles war sehr umständlich gelöst. Der Tauschhandel Item gegen Item gehört im realen Leben nicht ohne Grund schon lange der Vergangenheit an.
Währungen gab es auch in Diablo zu jeder Zeit. Seien es Pgems, Sojs oder Runen. Nun ist es eben Gold. Warum auch nicht?
Ich empfinde das (Gold-)Auktionshaus als sinnvolle Neuerung und Weiterentwicklung. Wenn ich am 15.5. eine Windforce haben möchte, schaue ich ins Auktionshaus, sehe nach, was dafür verlangt wird und kaufe es. Für mich fällt somit nur die langweilige und umständliche Suche nach einem passenden Tradepartner weg. Was das RMAH angeht, darüber wurde ja schon genug diskutiert. Deshalb ist das einzige, was ich dazu sagen möchte, das in meinen Augen echtes Geld in einem Computerspiel nichts verloren hat.
Es gibt also viele sinnvolle Neuerungen und Verbesserungen gegenüber Diablo 2. Aber nicht alles wurde perfekt gelöst. Mein größter Kritikpunkt betrifft das Auto-Join- und das damit verbundene Questsystem. Was mir am meisten Sorgen macht: Die meisten Freunde habe ich bei den sogenannten "Runs" kennengelernt. Seien es Baalruns, Tristruns oder Tombruns. Man hat mit einer Gruppe von 8 fremden Leuten mehrere Spiele hintereinander gemacht, nebenbei gechattet und sich besser kennengelernt.
Wie wird es denn in Diablo 3 aussehen? Nehmen wir mal an, ich mache das D3-Gegenstück zu Tristruns. Ich gehe jetzt mal davon aus, das es Gebiete gibt, die beliebter sein werden als andere, sei es weil die Gegner dort in großer Anzahl vorhanden oder leicht zu töten sind. Ich joine ein Spiel und die Gruppe cleart das Gebiet X.
In Diablo 2 machte jemand danach das Game Tristrun-02,03,04... auf, ich konnte also länger mit denselben Leuten spielen. Und in D3? Wenn Boss X geplättet ist verlassen alle das Spiel, joinen das nächste Random-Game und spielen so ständig mit verschiedenen Radom Leuten, ohne die Möglichkeit sich besser kennenzulernen. Das Spielen mit fremden Leuten über mehrere Spiele hinweg wird mir fehlen. Klar wird das immer noch möglich sein, aber glaubt ihr ernsthaft, daß es die Regel sein wird? Nein, lieber schnell schnell das nächste Game joinen und weiter Farmen.
In D2 habe ich ein Spiel aufgemacht und konnte machen, was ich wollte und wo ich wollte. Ich konnte alle Gebiete des Spiels clearen oder nur die Bosse töten. Ich konnte Mephisto killen, während der Rest der Gruppe gerade bei Diablo war. Ich konnte mich per Waypoint jederzeit in jedes Gebiet des Spiels porten, wo ich bereits war. Ich konnte die Levelbegrenzung selbst festlegen. Ich konnte in Akt 1 kämpfen und meine Sachen in Akt 5 verkaufen. Ich konnte meinen Spielen Namen geben!
Was passiert denn, wenn wir in einem Spiel Boss X getötet haben und noch Lust auf Leoric haben? Ist der jetzt gar nicht mehr da, weil die Quest ja schon abgeschlossen ist? Müssen wir jetzt extra dafür ein neues Spiel aufmachen? Das ist umständlich und fördert nicht das Zusammenspiel in der Gruppe (was Blizzard eigentlich fördern will).
Eigentlich ist Auto-Join eine gelungene Idee, wenn man schnell Mitspieler für eine bestimmte Quest sucht. Aber wieviel Zeit verbringt man denn (verbrachte man in D2) mit Questen? Genau, solange bis man das Spiel durchgespielt hat. Im Endcontent sind Quests sowas von uninteressant und nebensächlich, dort wird gefarmt, gekillt und gehandelt, sonst nix. Trotzdem zwingt uns Blizzard das Questsystem auf, welches im Endgame einfach nichts mehr im Spiel zu suchen hat.
Diablo 2 war alles andere als perfekt, ABER: Es gibt einige Dinge, die waren "gut, so wie sie sind" und hätten problemlos in D3 eingebaut werden können.
Soviel zum Thema von mir.
Gruß
Valdorian