Anny dachte an ihre liebgewonnenen Gefährten aus der Taverne. In letzter Zeit hatte das Training sie sehr beansprucht, doch nun, da sie an Aranors Seite einen düsteren Forst durchquerte, schien genau der richtige Zeitpunkt für ein paar sentimentale Erinnerungen zu sein... Ach ja, damals... Als sie auszogen, die Pro7-Zentrale zu stürmen und unterwegs in ein Loch fielen... Oder wie sie durch die SchnitzÖl alle zu seltsamen Fähigkeiten gelangten... Einmal war Anny sogar Lara Croft gewesen (auch wenn sie keine Ahnung hatte, wer das eigentlich sein sollte)...
Die Assassine seufzte leise und bedrückt. Aranor nahm sacht ihre Hand - Worte waren nicht nötig, er verstand ihren Verlust.
Gerade fühlte Anny sich etwas besser, als sie auf eine wunderschöne Lichtung traten und vor sich in der Luft, knapp über dem moosigen Grund, ein silbrig-flirrendes Portal erblickten. Vorsichtig näherten sie sich und -
POLTER
"Autsch! Pass doch auf, du §?#&%$!!!!!"
Aranor und Anny sahen sich fassungslos an. Aus dem Portal waren soeben einige dunkle Schergen getreten - kein Zweifel.
Doch bevor die Assassine und der Necromant auch nur die Waffen ziehen konnten, polterte unter lautem Geheule und Gewinsel eine unglaublich große, sabbernde und dämlich glotzende Dogge aus dem Portal und riss sämtliche Schergen zu Boden, wo sie sie begeistert abschleckte.
Aranor sah Anny an und zuckte die Achseln. Auch die Assassine war hin- und hergerissen zwischen Lachen, Zorn und Mitleid mit dem vollgesabberten Haufen zu ihren Füßen.
Einer der Schergen, offensichtlich ihr Anführer, kämpfte sich schließlich aus dem schleimigen Knäuel frei, wischte völlig effektlos den Sabber auf seinem Gesicht hin und her und knurrte: "Ihr werdet hier nicht weitergehen! Dieser Bereich des Waldes steht unter SEINEM Kommando."
Anny ächzte genervt. Lange Wochen lang hatte die komplette Tavernenbesatzung damals gerätselt, wer zum Geier ER sein könnte - nur Insidias schien seine Identität zu kennen. Aber dieses ganze "ER ist sehr gefährlich" - "Jaja, ich weiß, ER auch" - "Ach Quatsch, das ist doch Fette" - "Wie, Fette ist ER?!?"... Nein wirklich, das hatte irgendwann gründlich genervt.
Sie besahen sich den sabbertriefenden Schergen, dann meinte Aranor trocken: "Na dann. Gegen euch haben wir wohl keine Chance, was?"
Der Dunkle knurrte gereizt, bewegte sich aber rückwärts auf seine Leute zu, die immer noch gegen die feuchten Liebesbekundungen des Hundes ankämpften.
Er zischte ihnen etwas zu, und kurz darauf zogen sie sich, Schleimspuren hinter sich herziehend, durch das Portal zurück, die Riesendogge zwischen sich.
Der Anführer rief Aranor und Anny noch zu: "Ihr kommt nicht weit, es gibt noch andere Wächter - und SEINE Kreaturen schützen diesen Weg, ihr habt keine - JETZT REICHT ES ABER ENDGÜLTIG, du widerliches Vieh, ich werde dich häuten und kochen und dann werde ich dich ..."
Das Schimpfen und Toben des Anführers verlor sich unter dem Berg von Hund, der nochmals aus dem Portal gesprungen war und ihm begeistert Fladen klebrigen Speichels um die Ohren schlug. Endlich kippten beide durch das Portal, und die Lichtung lag wieder still da - nur der breite Sabberteppich rund um das Portal blieb als glitschiger Beweis für das Auftauchen der Schergen zurück.
Anny sah Aranor an und meinte: "Keine Ahnung, was das für Witzfiguren waren, aber wir sollten von jetzt an wachsam sein." "Allerdings", erwiderte Aranor, "Und lass uns doch bitte einen Bogen um dieses Zeugs machen, ja?"
Sie lächelten sich kurz zu. Ein flüchtiger Kuss, dann zogen beide ihre Waffen und setzten ihren Weg am Rand der Lichtung entlang fort...