Jeden Tag eine Kanone abzufeuern, ging ja auch ins Geld - auch wenn nicht jedesmal eine Kugel dabei heraus kam (hoffe ich zumindest). Jetzt fragt sich so mancher "Hä, warum schmeißen die's Geld zum Fenster, respektive zu Kanone hinaus?"
Tja, das ist eigentlich einfach: aus purer Angeberei
Im späten Mittelalter hatten reiche Städte das mit dem Stadtmarketing nicht so richtig kapiert und protzten gerne sinnlos: prächtige Rathäuser, und... ja was gab's denn sonst noch zum Angeben?
Das teure Salz einfach so auf die Wege zu schmeißen fiel erst in der Neuzeit den Stadtverwaltungen ein, außerdem war das nicht so repräsentativ. Ein lauter Knall aber, und schon wussten alle Nachbarn, dass da jemand das Geld "für das bißchen Pulver" locker hatte (in beiden Bedeutungen). Außerdem wurde somit auch schnell klar, dass nicht nur das Geld, sondern auch die notwendige Wehrhaftigkeit vorhanden war.
Geblieben ist davon der Ausdruck "sein Geld verpulvern".
Soweit die verständliche Antwort.
Nach Beratung mit meiner Tochter, welche meinte, dass manche Städte einfach keine Glocke für ein Mittagssignal hatten, habe ich mich entschlossen, doch lieber auf meinen untrüglichen Sinn für, äh, ungewöhnliche Wahrheitsdeutungen zu setzen.
Und wie immer ist eine Frau schuld. Es gab da so eine bestimmte Frau, welche von ihrem verblichenen Gatten (General a.D. v. C.) mehrere dieser Kriegsmaschinerien geerbt hatte. Das sie ansonsten ausreichend vermögend war und es ihr nur an Aufmerksamkeit mangelte, vermachte sie diese Ungetümer verschiedenen Städten - mit der Auflage, jeden Tag ihr zu Gedenken die Funktionstüchtigkeit dieser Geschenke entsprechende nachzuweisen.
Die Stadträte waren zwar hocherfreut über diese Kanonen, waren aber etwas pikiert über diese Auflage. Als einer der Herren das unvorsichtigerweise andeutete, bekam er von der Witwe eine zentriert / gescheuert /... .
Daher kommt auch der Ausspruch "eine gedonnert bekommen".
Wenn wir schon bei sinnvollen Sprüchen sind, dann darf natürlich nicht folgender fehlen:
"Mit Kanonen auf Spatzen schießen".
Nun denkt so mancher, dass dies nur im übertragenen Sinne galt, mitnichten (und mitneffen)!
Im Spätmittelalter gab es tatsächlich eine unerträgliche Plage: die Ratten der Lüfte (sog. Tauben) breiteten ihre Weltherrschaft von Venedig unerbittlich über Mitteleuropa aus. Man beschloss, dieser Heimsuchung auf militärischem Wege zu Leibe zu rücken. Als der erste Vorschlag kam, dies mittels Kanonenschüssen zu probieren, lachte auch so mancher Ratsherr und verwies darauf, dass die Tauben sowieso schwerhörig seien
(der musste sein). Der Erfolg in diversen Städten aber, welche tatsächlich ihre Vogelplage mittels Kanonenschüssen vertrieben, wurde nachgeahmt und später nur noch aus Tradition einmal täglich wiederholt.
Nur Venedig selber widersetzte sich dieser Methode mit dem fadenscheinigen Argument, dass die Struktur der Stadt (=> Pfahlbauten) durch die Erschütterungen (Kanonenschläge) bedroht sein könnte. In Wahrheit hatte sich die Taubenjunta aber einfach schon so etabliert, dass keiner gegen deren Lobby ankam.
Einen hab' ich noch:
es gab da so eine Wette oder so ein Ausspruch, dass irgendwer (Kaiser,..) irgendwas nicht machen würde (Steuergeschenk in Milliardenhöhe,...), bevor es nicht dreizehn Uhr schlagen würde (ihr merkt schon, welches Sprichwort ich noch unbedingt verwursten will).
Nun waren die entsprechenden Chronometer aber in der Hand jenes Versprechengebers, so dass die strenge Anweisung galt, nie und nimmer dreizehn Uhr zu schlagen - manche eifrigen Küster ließen sogar zweimal hintereinander elf Uhr schlagen und anschließend gleich ein Uhr, nur um die Zwölf nicht durch Zufall zur Dreizehn werden zu lassen.
Manche findige Bürgermeister kamen aber auf die Idee, eine Kanone um zwölf Uhr abzufeuern, und anschließend zu behaupten, dass man den dreizehnten Schlag nur nicht hätte hören können. Und das tagelang, wochenlang, monatelang.
Bis schließlich sich die lärmgeplagten Bürger zusammentaten und die entsprechende Leistung selber erbrachten. Bei der Übergabe wurde der Ausspruch berühmt "Jetzt schlägt's dreizehn!".