Kapitel 23 – Rettung
Wenn man dem Meister glauben kann, liegt furchtbarer Leichengeruch in der Luft. Ich kann wohl froh sein, keine Nase zu besitzen. Blutflecken sind die einzige Dekoration auf graslosem, verbranntem Boden, nur manchmal zeigt sich ein Fleck Grün. Ein Hauch des Todes liegt spürbar über Tristram, in zerstörten Häusern, die einst aus solidem Stein waren, brennen immer noch Flammen, am Leben gehalten von dem Bösen, das hier aus jedem Stein dringt. Rauch durchzieht in dicken Schwaden die Stadt.
Nichts lebt hier mehr, das nicht vom Bösen zerfressen ist wie der Rest der einst stolzen Hauptstadt Khanduras‘...
der letzte Teil war Kaschyas Zitat...
Und doch.
Ein letzter Lebensfunke muss hier noch zu finden sein, sollten unsere Mühen nicht umsonst gewesen sein:
Die unbeugsame Existenz Deckard Cains, der nach Akaras Worten zäher ist als eine Gargantua.
Baumkopf Holzfaust war eine Gargantua. Wenn die Dämonen nicht besonders viel Magie benutzen, wie ich, so steht es gut um Deckard.
Die beiden Menschen schütteln fast zeitgleich die unwillkürliche Starre beim Anblick Tristrams ab, die sie befallen hat, als sie das Portal durchschritten.
Der Meister lacht.
„Von so ein bisschen Gestank und Schmutz lassen wir uns nicht aufhalten, was, Kaschya? Es gibt wichtigeres als sich zu ekeln!“
„Wie recht du hast. Ich wette, Deckard wir auf dem Marktplatz gefangen gehalten.“
„Dann los.“
Und wir gehen. Widerstand ist zu erwarten; ich frage mich...
Einem Skelett steckt ein Pfeil in der Augenhöhle. Das macht ihm zum Glück nichts aus; wenn es Kaschya oder der Meister gewesen wäre, sähe die Sache etwas anders aus, aber dafür gehen ja die Untoten voran. Die Quelle des Pfeils ist ein Bogen, gehalten von fleischlosen Händen: Wie Blutrabe bewiesen hat, beherrschen auch unsere Gegner die Kunst der Nekromantie.
Schon laufen die Schergen des Meister in den Kampf hinein, als aus einer Lücke zwischen zwei Häusern ein kleines Kontingent an Skelettkriegern mit Krummschwertern erscheint.
Und in fensterlosen Fensterlöchern erscheinen weitere Bögen mit angelegten Pfeilen.
Mehr als zwei Dutzend gegen sieben, wie unfair. Aber da gibt es ja Möglichkeiten – man kann ihre Zahl verringern, und...
...meine Hand fängt einen Pfeil auf, der in ihr stecken bleibt, was mir nichts ausmacht, aber was den Meister doch eher gestört hätte...
...man kann verhindern, dass die eigenen Nummern schrumpfen.
Ich wette, auf solche Feinheiten kommt meine Kampfpersönlichkeit nicht, jedenfalls kann ich mich nicht darauf verlassen. Ich konzentriere mich auf meine Aufgabe hier und fange Pfeil um Pfeil der Gegner auf, die auf die beiden Menschen zielen.
Gut, dass Skelette lausige Schützen sind, kein Wunder, ohne Augen...
Kaschya hingegen kann zielen, und mit ein paar strategischen explodierenden Schüssen in die Ecken seines geschwächten Fundamentes bricht das marode Haus samt Skelettbogenschützen in sich zusammen.
Die Gelegenheit für mich, ihre Infanterie zu erledigen!
Wie schaffe ich es, dass sich die Kampfpersönlichkeit nicht einschaltet? Ich denke nach, was ich ja nicht verhindern kann, aber über den Kampf.
Mein Schwert ist ja weg – ich habe es zerfließen lassen, um Baumkopf Holzfaust zu packen – aber ich bin ja nicht waffenlos. Die Qualitäten von zwei Händen nutzend, packe ich die Arme eines Skelettes und reiße sie samt Schwert aus. Gott, diese Dinger sind langsam...
Nicht denken, hauen!
Wenn ihnen der Kopf fehlt, brechen sie zusammen. Hm, wenn ich mit dem stumpfen, schwertlosen Knochen gegen den Kopf des armlosen Skeletts schlage...
Genau! Er springt davon und schlägt den Kopf des Skelettes dahinter auch ab. Das macht Spass!
Vorspringen, dem nächsten Gegner ein Bein stellen...abrollen, packen, herumschwingen, auf Kopfhöhe!
Ha! Drei auf einen Streich, so und nicht anders gleicht man zahlenmäßige Unterlegenheit aus.
Dämonen können eben nicht denken, das ist der entscheidende und riesige Vorteil, den wir haben.
Die erste Opposition ist also rasch erstickt, und unsere Untoten haben nur einen von den Ihren verloren, weil Pfeile eben nichts bringen gegen Knochen.
Der Meister hebt einfach einen nahezu intakten Gegner auf, nimmt seinen Kopf, setzt ihn wieder auf den Rumpf, und schickt das Skelett zu unseren eigenen. Das nennt man wohl Resteverwertung...
Wir wagen uns zwischen die Häuser hindurch. Diesmal ist es ein Feuerball, der unser Anführerskelett trifft, und das lässt ihn nicht so kalt wie der Pfeil, haha.
Einer von uns weniger und ein Quartett von bunten Schamanen der Gefallenen gefächert auf dem freien Marktplatz! Aber nur einer von ihnen hat uns bisher entdeckt.
Grund zur Eile, denn noch sehen die Anderen nach außen – niemand hat wohl erwartet, dass wir die Skelette beim Eingangsportal so schnell überwinden, hehe.
Ein Hechtsprung meiner über den halben Platz reißt den mit lächerlichen Tierschädeln behängten Zauberer von den Füßen, sein Schuss geht ins Leere. Ich packe seinen Arm und drehe ihn ganz herum. Das Knacken von Knochen lässt ihn aufstöhnen, dass der wild Feuer spuckenden Stab seinen nächsten Schuss im Rücken eines Zweiten versenkt, wie ich erhofft und worauf ich gezielt hatte, lässt mich grinsen. Ein Kopfstoß bricht das Genick meiner „Waffe“, und als die beiden verbliebenen Beschwörer sich umdrehen, landet seine Leiche ihnen im Gesicht.
Jetzt sind die Skelette eingetroffen und machen kurzen Prozess.
„General, dein Golem macht sich. Ich dachte, der hätte bloß sinnloses Metzeln drauf, aber du hast es wohl geschafft, ihm den Kopf zurechtzurücken!“
„Natürlich, immer doch, Kaschya – ich wusste doch, für Tristram müssen wir ihn voll leistungsfähig machen...“
Angeber! Meine Kampfpersönlichkeit kommt nicht zum Arbeiten, das ist es!
Wütende blaue Dämonen stürmen heran. Das war noch nicht das Ende der Gegner, lange nicht! Tristram ist eine Festung der Gegner, und wird mit Zähnen und Klauen verteidigt!
Aber die stellen ja kein Problem dar. Ich stelle mich den Wogen gelassen entgegen und lasse den ersten Schwerthieb (Schwert? Rostiges Stück Blech!) ruhig über mich ergehen.
Dümmlich glotzt der kleine Gefallene – oder soll man die blaue Art anders nennen? So, wie es hier aussieht, sind das dann Schlächter – seine wirkungslose Waffe an. Seine Kollegen sind alle wie an eine Mauer gerannt stehengeblieben.
Ich grinse den kleinen breit an und richte mich zu meiner vollen Größe auf.
Wie ein Mann (Tier?) drehen sie sich um und fliehen in wilder Panik.
Das sollte es gewesen sein. Ich sehe mich noch ein bisschen um...
Da! Ein Käfig hängt über dem Marktplatz, darin ist eine menschliche Gestalt zu erkennen, in einer grauen Robe, mit weißem Bart, vom Tode gezeichnete Gesichtszüge.
Aber Deckard Cain, wenn er es denn ist, lebt noch, atmet, und seine wachen blauen Augen sehen alles ganz genau, was sich unter ihm abspielt.
„Deckard Cain! Wir sind gekommen, um euch zu retten!“
„Ich bin der General, und das ist Kaschya. Ist alles in Ordnung? Oh...dumme Frage. Golem, hol ihn da runter!“
Ich laufe auf den Pranger zu – denn dazu diente der Käfig wohl, ich möchte nicht wissen, was Deckard seit dem Fall von Tristram alles durchmachen musste – und anders als der Meister beeile ich mich auch, als mich etwas am Rücken trifft und beinahe umwirft. Was...?
Ich schnelle herum und sehe den Schlächter, dem ich so viel Furcht eingeflößt habe, vollkommen tot am Boden liegen – es sieht aus, als hätte er keinen ungebrochenen Knochen mehr im Körper.
Das ertönt ein wildes Geheul, schrill und disharmonisch aus den heiseren Kehlen von mehr Schlächtern, als mir lieb ist, denn die Erzeuger des Misstones quellen gerade aus allen gegenüberliegenden Gassen.
Das Wort, dass alle brüllen, habe ich bereits einmal gehört, realisiere ich. Als meine Kampfpersönlichkeit gerade die Kontrolle hatte, habe ich es das erste Mal gehört – im Kampf gegen den Schlächter, der noch ein tieferes Blau besaß als diese hier, der mich mit Blitzen schockte.
RAKANISHU! – und das war wohl sein Name, ein Held der Schlächter.
Kapitel 24 – Schlächtergemetzel
Mordlust und Hass glitzern in den Augen sämtlicher Dämonen, als sie sich auf mich stürzen, wobei sie Kaschya und den Meister samt Skeletten völlig ignorieren. Ich war es schließlich, der ihren Helden getötet hat – aber woher wissen sie das? Kann es ihnen jemand gesagt haben? Wer unter einer Horde von Dämonen kann denn bitte denken und hat genügend Macht, eine Schar von Schlächtern, die in Panik geraten sind, wieder zum Kampf zu zwingen?
Jemand, der, um zu motivieren, einen aus ihren Reihen erst einmal grausamst töten muss, damit sie gehorchen?
Jemand, der genügend Kraft besitzt, den toten Körper des Opfers über ein Haus zu schleudern, so dass er mich trifft?
Jemand mit Glatze, einer zerrissenen orangen Jacke aus grobem Tierfell und einem großen, blutigem Loch im Kopf?
Jemand mit dieser Beschreibung, der gerade um eine Häuserecke tritt und den langsamsten Schlächter mit derartiger Wucht tritt, dass dieser noch vor den anderen zum liegen kommt, leider ziemlich tot?
Jemand, der Griswold heißt?
„Oh mein Gott...Griswold, was tust du da?“
Genau, das Letzte weiß ich von Kaschya.
Griswold ist ziemlich sicher ziemlich tot, sonst hätte er kein Loch im Kopf. Ich denke, dass er als Dämon wiederbelebt wurde, um für Andariels Heerscharen eine Art General darzustellen. Und sie hat wohl eine gute Wahl getroffen – seine ohnehin bullige Statur und die daraus folgenden Körperkräfte sind in gewaltigem Maße durch die Kräfte, die ihn zum Diener des Bösen werden ließen, noch gesteigert worden, und er hat wohl auch genau die richtige Statur und das richtige Auftreten, um die ganzen Gefallenen hier einzuschüchtern, und er hat auch die richtige laute Stimme, um alle in Tristram befindlichen Dämonen zu Hilfe zu rufen, denn eine derartige Heerschar, die jetzt wie eine Flut auf uns hereinbricht, habe ich noch nie gesehen, und es scheint, als wären sämtliche Kreaturen der Hölle hier versammelt – sogar ein Kontingent der Ziegenmenschen mit den Hörnern und Stangenwaffen stürmt mit heran.
Und mir wird schon wieder so anders...
Nein! Kaltkrähe war wohl nicht die einzige, die den Fluch des verstärkten Schadens wirken konnte – auch Griswold ist offensichtlich dazu in der Lage, denn sämtliche Symptome des Fluches sind bei mir vorhanden. Statt festzustecken, dringt das Schwert des ersten Schlächters tief in meine Brust und verlässt sie schnell wieder, um noch einmal zuzustechen.
Moment, diesen Schlächter kenne ich! Es ist der selbe, der auch über die Häuser geflogen ist und der einmal schon seine Klinge in mich gesteckt hat.
Tatsächlich stehen weiter zwei Schamanen auf dem Platz und beleben gerade den Getretenen wieder.
Wie sollen wir diesen Kampf nur gewinnen können?
„Das ist überhaupt kein Problem, Leute! Ihr drei Skelette, rennt um die Häuser herum und fallt den Schamanen in den Rücken! Den großen blauen Deppen mit den Stöcken! Golem! Halt die kleinen Blauen auf, so gut, wie es geht! Kaschya, deine Pfeile gegen Griswold! Wenn der Anführer fällt, dann sind sie nichts mehr wert! Letztes Skelett, hilf dem Golem!“
Das ist es, was ich immer vom Meister erwartet habe! Endlich zeigt er die versteckte Kompetenz, die ich bei meinem ersten Kampf bemerkt habe! Der Mensch wächst eben an seinen Herausforderungen.
Der Golem hoffentlich auch. Ich beginne einen wilden Tanz, wobei nicht der Herr führt, sondern die Schwerter, Stöcke, Knüppel und sonstigen zusammengeklaubten Waffen der Schlächter. Ich denke, dass ich noch nie so gut gekämpft habe, so innovativ und so einfallsreich. Ich kann mich endlich voll auf das Kämpfen an sich konzentrieren, was Erinnerungslücken so gut wie ausschließt.
Ein kurzer Speer mit einem geschärften Stein an der Spitze wird von links auf mich zugestoßen, eine schartige Axt kommt von oben. Ich lasse mich nach rechts fallen. Mein Bein schießt vor und reißt den Schlächter mit dem Speer von den Füßen. Die Axt trifft meine Seite; das war kaum zu vermeiden. Aber zu vermeiden ist, dass sie viel Schaden anrichtet. Der Ton, der sowieso schon von Griswolds Fluch geschädigt und verweichlicht ist, fließt einfach auseinander. Der überraschte Schlächter stolpert nach vorne, von seinem Schwung überrascht. Seine Axt steckt jetzt verklebt in mir. Sein Gesicht auch, und das tut seiner Atmung nicht gut. Mit einer leichten Drehung meines Oberkörpers – meine Beine müssen sich ja nicht zwingend mitdrehen, genausowenig der Rest des Körpers – befördere ich seine zappelnde Gestalt zwischen mich und das halbverrostete Krummschwert des nächsten Angreifers. Ich kann es mir nicht leisten, sich über sein „Ups!“ zu amüsieren. Ich verkürze spontan meine Beine, um den Beiden, die sich auf jede Extremität stürzen, das Ziel zu nehmen. Ich verlängere sie wieder, und zwar in aufrechter Position. Wie eine Wippe schnelle ich hoch, die Füße fest in der Erde verankert. Sicher sind weitere Gefallene vor mir.
Genau! Zwei Fäuste, ein Treffer, einmal Streifen. Die Wucht meines auf – die – Beine – Kommens schleudert den Getroffenen in einen seiner Partner – er ist aber nicht anwesend, um das noch zu spüren. Es war der, der seinen Kameraden mit dem Schwert getötet hat.
Jetzt steht neben mir ein Schlächter auf, der mit dem Speer. Zwei liegen vor mir auf dem Boden, sie umklammern aber meine Füße. Der Arm dessen – ein neu Hinzugekommener – den ich gestreift habe, hängt unnatürlich verdreht herab. In der Ferne hat Griswold ein klaffendes Loch im Kopf (wie vorher) und ein klaffendes Loch im Bauch (das ist neu). Aber Kaschya kann wohl nicht immer explodierende Pfeile schießen; der Meister muss sich ja auch anstrengen, wenn er ein neues Skelett beschwört.
Ach ja – das Skelett, das mir hilft. Es hat mit seinem eigenen Knoten Feine schwer zu kämpfen, auch wenn das weniger sind – mit vieren hatte er sich zu beschäftigen, einer ist tot, einer verletzt, aber das Skelett hat auch nur noch ein Bein. Zeit für Zusammenarbeit.
Ich lasse den Ton meiner Füße um die Hände der Schlächter fließen, die sich daran festklammern, als hinge ihr Leben davon ab. Dann lasse ich die Füße fest werden.
Mein Körper wird etwas dünner, als ich neue Füße bilde, die auf den Steinen stehen, die aus den alten geworden sind. Ich springe hoch, als der mit dem gebrochenen Arm einen tiefen Schlag führt.
Und lande auf ihm. Er schreit, als ich ihn packe. Als ich ihn werfe, schreit sein Ziel – der Speerkämpfer.
Beide landen ohnmächtig an der selben Stelle am Boden. Gar nicht übel – dadurch, dass ich sie betäube statt töte, können sie nicht wiederbelebt werden.
Und auf geht es zum Skelett. Es liegt geschlagen da, ein Schlächter mit einem Stein bereit, ihm den Schädel einzuschlagen. Aber den schlage ich weg. Der Verwundete versucht zu laufen – und ich lasse ihn.
Ein Tritt für den letzten Gegner des Skelettes, und ich habe für einen Moment Ruhe.
Das erste Zusammentreffen der Schlacht um Tristram lässt hoffen, aber es ist noch lange nicht vorbei. Gerade jetzt treffen die Ziegendämonen mit den Hörner ein, und ihre Keulen haben eine böse Reichweite. Griswold hat sich wohl verkrochen, aber man kann immer noch seine brüllende Stimme hören, die den Horden Befehle gibt. Kaschya schießt jetzt auf die Schamanen, da die Skelette, die sie bekämpfen sollten, wohl außer Sicht, auf der anderen Seite der Häuserzeilen, Ärger mit ein paar Dämonen bekommen haben, da Griswold ja genau hören konnte, was der Meister rief.
Gerade ducke ich mich unter dem Schwung einer breiten Klinge, als ein einzelnes Skelett zwischen zwei Häusern im hinteren Teil des Marktplatzes hervorbricht und einen der Schamanen sauber köpft.
Leider sind die anderen beiden nicht eben langsam, und unser Knochenkrieger zerplatzt in einem kleinen Splitterhagel aus glühenden Knochen.
Kaum kümmern unsere Gegner sich aber wieder darum, dass der Speerträger von vorhin – er war wohl doch ganz tot – wieder aufsteht, als aus der Leiche des ersten Schamanen ein Skelett emporsteigt.
Jetzt sehe ich den Meister, als ich mich rückwärts rolle, weil mich schon drei der klumpfüßigen Dämonen bedrängen; er scheucht das Skelett mit wilden Gesten in den offenen Eingang eines Hauses, in dem viele kleine Flämmchen brennen, die nie zu erlöschen scheinen.
Was will er damit bezwecken? Oh, das war knapp – aber eine meiner Hände nimmt die Keule doch noch mit.
Idee! Ich packe den Klumpen Ton, der, nunmehr von mir getrennt und leblos, langsam zu Boden fällt. Noch einmal ducken – und er landet genau im Gesicht des Angreifers.
Während er mit einer Hand, gutturale Laute absondernd, seine Augen abwischt, entreiße ich ihm die Stangenwaffe.
Keine Ahnung, wie man mit dem Ding umgeht – aber für ein bisschen herumhauen reicht es. Das stumpfe Ende, das jetzt auf ihn zeigt, findet jedenfalls sofort sein Ziel in dessen Bauch – und weil ich nicht gerade ein Schwächling bin, kommt es auch hinten wieder heraus.
Ein ideales Schild bietet er! Ich schwinge seinen Kadaver hin und her, um die beiden anderen – stop, die drei anderen, die vier anderen! fern zu halten.
Wieder richtet sich mein Blick auf das Kampfgeschehen. Noch immer sind die beiden Beinumklammerer am mit ihren Felshandschellen neutralisiert. Der Speerjunge ist von dem Skelett, das immer noch am Boden liegt – sehr gut! gefällt worden, er muss es übersehen haben. Und bevor er wieder aufstehen kann, wird er kurzerhand selbst ein Skelett. Der Meister keucht schon etwas.
„Kaschya! Einen von den Kleinen weiter hinten!“
Und schon findet Kaschyas Pfeil sein Ziel in der Kehle eines Schlächters, der gerade von zwischen den Häusern heranrückt. Wie viele von denen sind bloß noch in der Stadt?
Dieser fällt um und wird sofort zum Skelett.
„Jetzt! Du aus dem Haus, auf den Schamanen links! Der neue, auf den Schamanen rechts! Macht ihn fertig, aber fix!“
Das also hat er damit bezweckt, ein Skelett warten zu lassen! Plötzlich müssen die Schamanen ihre Aufmerksamkeit aufteilen...
„Und ... Kaschya!“
Während sich beide Skelette auf denselben Schamanen stürzen – denn das eine Skelett hat ja in eine andere Richtung gesehen als das andere, bezüglich der Beschwörer – findet Kaschyas nächster Pfeil, ein rot glühender, endlich sein Ziel bei dem zweiten der Wiederbeleber. Eines der Skelette überlebt, nachdem sie gemeinsam den letzten zerhackt haben.
Und auf einmal hören die verdammten Viecher mit dem Zurückkommen auf!
Durch den genialen Schachzug des Meisters müssen die Schlächter auf einmal viel vorsichtiger kämpfen.
Tatsächlich sickert auch der Strom aus den anderen Teilen der Stadt nur noch langsam ein und hört dann ganz auf. Jetzt sind etwa ein Dutzend Schlächter auf dem Platz, in der Mitte. Fünf der Bocksdämonen scharen sich um den sechsten, den ich aufgespießt habe. Langsam beginnt dieser, sich von der Keule zu lösen.
Noch ein paar Skelettkrieger schlurfen langsam heran. Griswold ist immer noch versteckt.
Auf unserer Seite stehen ich, im Kampf mit den Hornköpfen. Der Meister und Kaschya, noch unberührt vom Kampfgeschehen an sich. Kaschya schießt auf die Skelettkrieger, die zwar noch etwas länger zum Kommen brauchen, die aber stärker sind als Schlächter. Ein kaputtes, aber sich noch bewegendes Skelett in meiner Nähe.
Der Meister erschafft gerade ein Neues. Das, das den Kampf mit dem Schamanen überlebt hat, beginnt an den ihn umgebenden Schlächtern zu scheitern.
Das neue Skelett ist genau das, was ich brauche! Mit seiner Hilfe kann ich vielleicht meine eigene Gegnergruppe ausschalten!
Aber der Meister ruft es zu sich. Warum tut er das? Ich brauche es jetzt und hier!
Der Meister sagt etwas zu dem Skelett. Seine Stimme ist schwach. Verdammt, warum ...
Die Kugel einer Keule fährt zwischen meine Schultern. Ich erstarre; ich war unaufmerksam. Idiot! Aber Griswolds Fluch ist lange schon abgeklungen, gedankt sei jeder, der es verdient.
Das ist noch lange nicht das Ende! Ich werde nicht wanken noch weichen, um den Meister zu beschützen.
Die nutzlose Waffe des ersten Gegners lasse ich fallen. Die Waffe hingegen, die noch in meinem Rücken steckt, ist alles andere als nutzlos.
Der Dämon grinst böse und versucht sie in meiner „Wunde“ zu drehen.
Was ihm gegen zähen Ton nicht gelingt. Als er sieht, dass ich danach reiche, will er sie herausziehen.
Klappt auch nicht. Ich packe die Holzstange. Zerbreche sie mit etwas Aufwand, weil der Winkel bescheuert ist. Das stachelüberzogenen Ende bleibt stecken, aber mit dem Griff, den er noch in der Hand hält, als gäbe es kein Morgen mehr, wirble ich ihn einfach um.
Für ihn gibt es kein Morgen, das stelle ich sicher.
Hinter ihm stehen aber vier weitere, und sie sehen wütend aus. Seeehr wütend. Ein wahrer Clan von den Hörnerköpfen scheint das zu sein; ein Todes – Clan, nach den tödlichen Dolchen, die aus ihren Blicken schießen zu scheinen.
Trotzig lasse ich meinen Fuß steinhart werden und zertrümmere den Kopf ihres Anführers, der mir den Keulenkopf in der Schulter verpasst hat.
Sie heulen auf! Wie ein Mann stürzen sie sich auf mich. Einer findet nur meine Faust, aber der Rest. Der Rest...
Zwei reißen mich um. Wo ist der Dritte?
Ich schaffe es, das Übel an den Hörnern zu packen und einen weiteren zu töten, während aber die Klauen (warum haben Dämonen immer Klauen?) des Übrigen an meinem Tonfleisch reißen. Mir schwindet...
Und er wird von mir gerissen. Wer steht über mir? Der Meister, der ihn auch an den Hörnern gerissen hat (die sind aber auch wirklich unpraktisch) und seinen Stab jetzt quer über seine Kehle hält, mit beiden Händen gepackt und wie ein Berserker ziehend. Sein Gesicht wird rot, auf seiner Stirn steht Schweiß, aber egal, wie sehr der Dämon sich wehrt und wie viele Kratzer und tiefere Wunden die Klauen zufügen, der Meister lässt nicht locker, bis der Ziegenkopf schlaff wird. Auch dann löst sich sein Todesgriff erst langsam.
Der Meister schnauft.
„Weißt du, es macht keinen Spass, dich zu retten...immer muss ich selber was machen, und diese verdammten Untoten schert das einen Dreck! Wenn die nur ein Fünkchen Hirn hätten...ach, lassen wir das. Kaschya! Sind jetzt endlich alle tot?“
Kapitel 25 – Der Plan
Als ich mühsam aufstehe, bemerkt Kaschya gerade, dass dem so nicht ist.
„In dem Haus da ist immer noch ein Widerstandsnest, und alles voller Bogenschützen. Wir hatten wohl Glück, dass die vorher nicht schießen konnten, aber so ist das ein hübscher Pfeilhagel – mich hats auch schon erwischt...“
Tatsächlich blutet Kaschya aus einer Wunde am Bein und steht an eine Wand gelehnt.
„Da kann man ja was machen.“
Der Meister gibt ihr ein Fläschchen mit roter Flüssigkeit, welches Kaschya trinkt. Ihre Verletzung verschwindet.
„Danke. Irgendwelche genialen taktischen Ideen, wie wir die auch noch erledigen? Wir könnten sie ja auch lassen, aber solange der Platz in der Schusslinie ist, kommen wir nicht an Deckard ran, und ich will die verdammten Dinger bluten sehen!“
„Da hab ich mir schon was überlegt, Kaschya. Du wirst sehen.“
Aha. Er hüllt sich mal wieder in Schweigen, wohl, weil er auf einen großen Auftritt mit seiner tollen Planung hofft. Schön, wenn es funktioniert, aber irgendwann wird es uns um Kopf und Kragen bringen. Wütend kann ich deswegen im Moment nicht sein, weil er mir immerhin gerade die Existenz gerettet hat, was ich für einen überaus feinen Zug halte.
Kaschya gibt jetzt das Fragen nach seinem Plan auf und wechselt das Thema.
„Dann bleib halt der geheimnisvolle Denker, solange dein Plan aufgeht, aber wehe...egal. Warum hast du eigentlich den Golem gerettet?“
„Ach, ich kann ihn doch nicht einfach so kaputtgehen lassen – immerhin war es furchtbar schwierig, ihn zu beschwören...und die Gelegenheit war halt einfach so günstig, weil er die Clanleute so prima abgelenkt hat...“
Na toll. Aber es ist mir recht egal, was sein Motiv war, hauptsache, ich bin noch da. Jetzt bin ich mal gespannt, wie er...
„Dann fangen wir mal mit der Ausführung des Plans an. Golem, du lenkst sie ab...“
Ach du verdammte...
„....und stellst dich auf dem Platz als Ziel dar. Kaschya, dieses Trümmerstück ist eine prima Deckung, ich möchte, dass du sie beschäftigst, allzu leicht sollen sie es nicht haben mit unserer mobilen Zielscheibe. Die Skelette kommen mit, bis auf eines, das bei dir bleibt, falls sie noch irgendwo Bodentruppen haben sollten.
Also los, ihr zwei!“
Zwei? Wo ist denn das vierte Skelett? Halt. Er hat eines vorher während dem Kampf weggeschickt, also ist das wohl woanders. Hat das was mit dem Plan zu tun, oder hat er es nur vergessen?
Ich muss es einmal versuchen. Ich greife seine Schulter, als er davongeht.
„He? Was willst du? Du solltest längst auf dem Weg sein!“
Ich zeige auf die drei Skelette, die in der Nähe sind, hebe vier Finger und mache ein dummes Gesicht.
„Ach so, das...keine Sorge, das vierte ist sicher aufgehoben, und nicht nur das...was für ein komisches Ding, wirklich...“
Das Letzte murmelt er zu sich, als er sich wieder zum Gehen wendet, ich höre es aber trotzdem. Was für eine Gratwanderung ich bloß vollziehen muss! Wenn ich nicht aufpasse, dann denkt er, ich wäre eine Gefahr für ihn, weil ich zu selbstständig bin. Wenn ich aber zu wenig tue, dann merkt er nie, dass ich intelligent bin, und bringt mich auch wieder dauernd in gefährliche Situationen. Wie jetzt.
Ich seufze und mache mich auf den Weg in den Schussbereich der Knochen – Bogenschützen.
Kapitel 26 – Aufräumarbeiten
Pfeile zischen um mich herum, und mehr als ein Dutzend stecken bereits im tönernen Fleisch. Kaschya macht ihre Sache prima, aber mittlerweile haben die Skelette angefangen, auch auf sie zu schießen, sobald sie sich zeigt, was sie vorsichtiger macht, und mich verwundbarer, weil ich dann eben einziges Ziel bin.
Aber die Hälfte des Platzes habe ich bereits in kurzen Etappen von laufen – stehen bleiben – Haken schlagen – laufen und so weiter bewältigt. Was ich wohl mache, wenn ich das Haus erreicht habe, in dem die Schützen stehen? Griswold ist ziemlich sicher noch am Leben, weil die Skelette allein nie auf die Idee kämen, ein anderes als das offensichtliche Ziel anzugreifen. Gegen ihn kann ich nicht gewinnen.
Mein Tanz geht weiter. Hoffentlich beeilt sich der Meister – denn die Pfeile beginnen langsam wirklich zu stören...
Da strömt eine kleine Gruppe von Skelettkriegern aus der zerstörten Tür des Hauses. Ich erinnere mich nicht, gegen irgendwelche Untoten gekämpft zu haben, also muss das die Gruppe sein, die ich ursprünglich beobachtet und dann aus den Augen verloren habe. Griswold muss seine Fußtruppen zurückgezogen haben, als der Kampf der Schlächter hoffnungslos wurde.
Mist, Mist, gegen diese Bagage werde ich sicher verlieren, da ich auch schon von den Pfeilen geschwächt bin. Jetzt muss aber...
„JETZT!“
...der Plan des Meisters in Aktion treten. Na also, das war eben seine Stimme.
Und zwei der Skelette in der lockeren Reihe vor mir tanzen plötzlich aus derselben. Ihre Schwerter zur Seite schwingend, enthaupten sie ihre Nachbarn. Das Grüppchen löst sich in Chaos auf.
Ich sehe meine Chance gekommen. Auch ich greife in den Kampf ein.
Von oben beginnen nach einem Moment der Verwirrung wieder Pfeile zu hageln. Sie erledigen eines der falschen Gegner – Skelette. Aber auch zwei der echten Gegner; wie ich bereits anmerkte, können Untote recht miserabel zielen.
In der ganzen Aufregung bemerkt keiner der Gegner, dass der Meister um die Ecke des besetzten Hauses schleicht und mit zwei Skeletten in den Türrahmen eindringt.
Mir wird bewusst, wie der Plan des Meister aufgebaut ist: ein meisterlicher, sicher. Geschickt hat er die Dummheit von Untoten ausgenutzt, um das Skelett, das er weggeschickt hat, in die Ränge der Gegner einzuschleußen. Es hat genau das Selbe gemacht, wie diese auch, und sich mit ihnen zurückgezogen. Und jetzt hat es seine Identität im richtigen Augenblick offenbart, um die gehirnlosen Feinde völlig zu überfordern.
Moment mal. Das Skelett? Haben sich nicht gerade zwei der Gegner gleichzeitig als Verbündete erwiesen?
Tatsächlich, mit dem Skelett bei Kaschya – das jetzt auch mitmischt – und den beiden, die der Meister bei seiner
„Eingreiftruppe“ hat, sind insgesamt fünf Skelette gleichzeitig existent.
Das war sicher eine Anstrengung für den Meister, wie er bereits vorher gesagt hat – „Mehr als vier schaffe ich nicht“ – sind schon vier nicht einfach, und dann noch ein fünftes, außerdem mich retten, einen Kampf befehligen, die ganze Zeit seinen neuen Fluch benutzen, und das in einem ziemlich kaputten Zustand, worüber er sich vor dem Kampf beklagt hat – mein Respekt wächst immer mehr. Offensichtlich kann er, trotz aller Fehler, tatsächlich etwas.
Jetzt ist der Widerstand hier gebrochen. Wie sieht es in dem Haus aus?
Da erscheint Griswold im obersten Fenster. Mit dem Rücken zu uns wehrt er nur durch Faustschläge ein Trio Skelette ab – ich kann das alles genau sehen, da das „obere Fenster“ nur ein Rahmen ist, weil das ganze Stockwerk dachlos und halbhoch ist – moment. Ein Trio? Doch nicht sechs Skelette...
Nein, das, das Kaschya begleitet hat, ist zu Staub zerfallen. Aber die Bogenschützen schießen schon lange nicht mehr, sollte das es schon gewesen sein?
Das letzte der drei im Fenster wird von Griswolds Bärenkraft zu Staub zerschmettert, ein neues, das gerade seinen Kopf über die Mauer hebt, hat gar keine Gelegenheit zum Aufstehen. Jetzt sehe ich den Meister – er steht alleine da, und ist ziemlich am Boden. Trotzig funkelt er Griswold an, der langsam mit ausgebreiteten Armen auf ihn zugeht. Nein, das kann doch nicht alles umsonst gewesen sein!
„Das ist für Tristram, du Mistkerl!“
Schreit Kaschya, und ihr Pfeil durchbohrt Griswold Hals, wo er explodiert.
Kapitel 27 – Deckard Cain
Der letzte Widerstand ist nun also gebrochen und Tristram endlich frei von Monstern und sonstigem Gewürm. Der Meister hat mit Griswolds Kleidung eine „Tolle neue Rüstung“ gefunden – besser als der Stofflumpen von vorher ist sie sicherlich. Und ja, endlich können wir Deckard Cain, den letzten Weisen der Horadrim befreien.
„Golem! Steh nicht dumm rum, sondern hol ihn da runter!“
Ja, die Stimme meines Herren ... gut, er hat es sich verdient, etwas/sehr ruppig zu sein. Die Schnur, die den Käfig, in dem Deckard schon dauernd mit klaren, wachen Augen zugesehen hat, hält, ist gerade lang genug, um ihn hoch zu halten. Ich klettere also (gut, dass Ton, wenn nötig, auch klebt) den Pfahl nach oben, der leicht schief in der Erde steckt, und biege die rostigen Gitterstäbe des schaukelnden Gefängnisses auseinander.
Cain bleibt regungslos, aber ich kann es ihm nicht verdenken, wer weiß, wie lang er schon hier drin war...seine graue Robe zumindest ist furchtbar schmutzig, auch der Käfigboden, aber trotzdem hat der Mann nichts von seiner Würde verloren. Mit erhobenem Kopf sieht er mir in die Augen, und hinter seinen schimmert eine tiefe Weisheit, die ich in dieser Form noch nicht einmal bei Akara gesehen habe, und gleichzeitig ein schelmisches Funkeln ungetrübter Freude; auch das ist verständlich.
Ich muss ihn auf jeden Fall nach unten tragen, aber er hat es nicht verdient, wie ein Kleinkind hervorgezogen zu werden. Ich muss ihm seine Würde lassen; wie sähe es aus, wenn er, ungebrochen von sämtlichen dämonischen Foltern, dann durch mich wie ein hilfloser alter Mann erschiene?
„Jetzt mach mal hin, der alte Mann ist sicher völlig fertig! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“
Ja, der Meister hat Deckards Augen noch nicht gesehen...
Ich lege fragend den Kopf schief.
Deckard lächelt schelmisch.
„Mein Freund, ihr braucht euch um mich nicht zu sorgen, im Gegenteil, ich bin froh über die Gelegenheit, die mir euer irdener Recke bietet, die steifen Glieder zu strecken...“
Dies ruft er mit fester Stimme dem Meister zu, lächelt mich abermals an und steht ohne ein Schwanken auf.
„Du musst mich wohl tragen, Golem, aber ich bin mir sicher, dass meine gebrechliche Statur für dich keinen Aufwand darstellt!“
Stimmt. Und weil er so nett zu mir ist (der Meister hat nie auch nur angedeutet, dass es ihn kümmern könnte, ob ich irgendetwas möchte) nicke ich ihm zu, grinse zurück und trage ihn so vorsichtig wie möglich auf den Boden. Dabei merke ich eines: hinter dieser Fassade des Greises verbirgt sich eine innere – und äußere! Kraft, die ihresgleichen sucht. Ein beeindruckender Mensch, und, wie Akara bereits anmerkte, nach einer Woche in Gefangenschaft so lebendig zu sein – zäh wie eine Gargantua!
Mit dem Stab, den Deckard Cain bei sich hat, der aus Holz ist, das so alt sein muss, dass es schon die Konsistenz von Stein angenommen hat (allem Anschein nach) könnte er einen solchen Berg von Monster wahrscheinlich mit der linken Hand besiegen.
Aber jetzt ist Deckard auf dem Boden, und die beiden Menschen sind an der Reihe, in von beiden Seiten seines halb mit grauem Haar bewachsenen Kopfes mit Gerede einzudecken.
„Deckard Cain, unser Aller Hoffnung! Habt ihr die Gefangenschaft gut überstanden? Ihr müsst uns zurück in unser Lager begleiten, dort wird man für eure Erholung sorgen!“
„Cain, geht sofort ins Lager der Jägerinnen, ich wette, hier halten euch keine zehn Bären mehr...wir kommen nach, sobald wir uns noch ein wenig umgesehen haben...“
Ich brauche nicht einmal die Stimmen zu unterscheiden, um herauszufinden, dass die letzte Stimme die des Meisters war.
Jetzt redet Kaschya auf den Meister ein, dass er ein Egoist ist, und Deckard redet auf Kaschya ein, dass er sofort ins Lager gehen wird, und ich halte den Mund, weil ich nichts anderes kann.
Oder? Ich trete zwischen die Redenden und bringe sie so zum Schweigen. Deckard lächelt wieder hintergründig.
„Wenn es euer Wunsch ist, eure Belohnung hier zu finden, dann tut es, Totenbeschwörer. Ich finde meinen Weg.“
Deckard verschwindet in der blauen Wolke eines Stadtportals, er braucht wohl keine Schriftrollen.