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Kritische Filmkritiken von und mit XanKriegor

Kaum einer hat noch damit gerechnet, obschon die Hoffnung stets vorhanden war. Und gerade jetzt, in einer Phase, in der mit dem Endspurt der BL, dem Rückspiel der Bayern in Madrid und dem darauffolgenden Finale schon genug Historisches passieren könnte, melde ich mich zurück mit einem Thread, der schon nahe an der Todesgrenze war. In Menschenjahre umgerechnet, wäre er wohl 93 Jahre alt, doch hier ist nun der Bypass, der das Unausweichliche noch einmal ein paar Jahre hinauszögern soll.

Es ist ein besonderer Film, auf den ich jetzt eingehen werde. Zunächst einmal sollten alle Action-, Horror- und Thrillerfans sofort aufhören, diesen Post zu lesen. Es könnten sonst einige lang verloren geglaubte Gefühle angesprochen werden, die die letzten Jahre über sorgfältig unter Blut, Gedärmen, abgetrennten Gliedmaßen und Killerspielen vergraben lagen. Im Prinzip sollte jeder gehen, der keine Frau ist, denn jetzt wird es, was Gefühle und Tränen angeht, wirklich extrem happig, einige werden an die maximale Belastbarkeit ihres Körpers gehen müssen, ich könnte mir sogar vorstellen, dass selbst Frauen ernsthafte emotionale Probleme bekommen könnten. Und das, obwohl sie ja von Natur aus den Tränen, dem Kitsch und echten Gefühlen weitaus näher stehen als Männer, die Jäger und Sammler unserer Gesellschaft.

Man kann es dem ausschweifenden Prolog eventuell schon entnehmen, es handelt sich um ein Drama. Der Film heißt "Perfect Sense" und wurde 2011 in Großbritannien, Schweden, Dänemark und Irland produziert. Ein idiotischer deutscher Untertitel wie beispielsweise "Nur eine scharfe Sense ist eine perfekte Sense" wurde uns glücklicherweise erspart.

Regisseur dieses Tränenkonglomerats ist David Mackenzie, ein bisher noch recht unbekannter Regisseur. Er hat zwar schon einige Filme gemacht, die waren aber eher Low-Budget-Produktionen und auch alle von Stil und Story her etwas eigen. Mir scheint, dass der Kollege Mackenzie sich wohl als Kunstfilmer auffasst, der über dem Niveau des sonstigen Hollywood-Einerleis schwebt. Einen Großteil seiner Filme halte ich für nicht wirklich sehenswert, dieser hier ist nun aber der erste, der mir wirklich gefallen hat.
Für das Drehbuch ist Kim Fupz Aakeson verantwortlich, ein Däne, der zwar schon einiges geschrieben hat, trotzdem aber nicht wirklich bekannt ist. Doch auch ihm ist es anzurechnen, dass aus "Perfect Sense" ein so gutes Werk geworden ist.

Der Film bietet zunächst einmal eine sehr spannende Geschichte.
Es hat sich eine Seuche ausgebreitet, die den Menschen seiner Sinne beraubt. Und dies meine ich wortwörtlich. Zunächst verliert man den Geruchs-, dann den Geschmackssinn und so weiter.
Es gab bereits hunderte von Milliarden von solchen Katastrophenfilmen. Dies ist nun so ziemlich der erste, der mit dieser Konstellation der verlorenen Sinne daherkommt. Und ich stelle es mir schlimmer vor, taub und blind mit Milionen anderer Menschen durch die Straßen zu taumeln, anstatt - wie in diesem Genre sonst eher üblich - einfach zu sterben.
Dies ist aber nicht das einzig Besondere an der Geschichte. Sie wird nämlich zum Zweiten aus der Sicht von zwei Leuten erzählt, einem Koch und einer Epidemiologin. Diese beiden begegnen sich, als die Seuche gerade ausbricht und verlieben sich ineinander.
Es wird also parallel zum Katastrophenszenario eine Liebesgeschichte erzählt.
Man kann nichts anderes sagen, als dass die Story gut gelungen ist. Der Blickwinkel der zwei Menschen sorgt dafür, dass man ein solches Weltuntergangsszenario in einem viel kleineren Rahmen erlebt als in vielen anderen Filmen. Außerdem spielt der Film sehr gut mit einer Art manisch-depressiven Attitüde. Es gibt leidenschaftliche Bettszenen mitsamt Liebesschwüren in allen Formen und Farben, die dann sofort von Chaos gefolgt werden, wenn ein Großteil der Menschen das Gehör verliert und auf den Straßen Panik ausbricht. So entwickelt sich ein stetiges Auf und Ab, auch wenn man sagen muss, dass die Liebesgeschichte an und für sich nichts besonderes ist und so verläuft wie in hunderten Filmen davor. Aber zusammen mit der bedrückenden - und wie ich finde hervorragenden - Rahmenhandlung ergibt sich ein sehr stimmiges Bild. Die Handlung ist auf jeden Fall sehr gut gelungen, besonders der neue Aspekt der verlorenen Sinne hat mich fasziniert und macht auch die Atmosphäre so besonders.

Aber auch die beste Story kann nicht fruchten, wenn die Hauptdarsteller schlecht sind. Zum Glück sind hier zwei sehr gute Schauspieler an Bord, namentlich Ewan McGregor und Eva Green, die die männliche beziehungsweise weibliche Hauptrolle spielen. Beide sind die absolut zentralen Figuren des Films, die restlichen Schauspieler sind von nicht allzu großer Bedeutung. Und wie die beiden Hauptakteure ihre Rollen stemmen, ist wirklich brillant. Beide spielen sehr stark auf und erzeugen jederzeit ein Gefühl der Authentizität und lassen den Zuschauer mitfiebern und -fühlen. Den Nebendarstellern kommen zwar nur recht unwichtige Parts zu, trotzdem ist die schauspielerische Leistung überall und immer stimmig.

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei "Perfect Sense" um ein Drama. Wer also nun weltuntergangsgeil ist und brennende Menschen sehen will, wird enttäuscht. Auch wenn dies das Setting der Handlung ist, liegt der Fokus eindeutig auf der Liebelei zwischen den beiden Protagonisten.
Die Geschichte wird dabei recht emotional erzählt und es sind auch einige rührselige Momente dabei. Erfreut hat mich daran wiederum, dass die Balance dabei ziemlich perfekt war. Es war nicht zu kitschig, sondern genauso, dass man es als glaubwürdig ansehen kann.

Leider gab es auch bei diesem Film einen Aspekt, der mir nicht gefallen hat, zumindest teilweise. Die Kamera war in einigen Einstellungen sehr wacklig, beispielsweise beim Fahrradfahren. Das war extrem nervig, weil es nur in den seltensten Fällen zur Atmosphäre des Filmes passte.

Insgesamt gibt es also sehr starke Hauptdarsteller in einer wunderbaren Story zu sehen. Die an und für sich eher seichte Lovestory wird passend ins Katastrophenszenario eingeflochten und bietet einen sehr außergewöhnlichen Blick ins Genre der Weltuntergangsfilme.
"Perfect Sense" ist der Film, der mich in den letzten Monaten am meisten und positivsten überrascht hat.
Das Ende ist ebenfalls gut gelungen und bringt die Handlung zu einem sehr stimmigen Abschluss.
Also eine absolut runde Sache.

8/10
 
Frankreich ist Deutschland ja unterlegen. Deutlich unterlegen. Fußball, Autos, Essen, alles ist in Deutschland besser. Sogar der Kampfgeist ist bei unseren westlichen Nachbarn sehr viel geringer ausgeprägt als bei uns. Wie sonst kann man es sich erklären, dass das Saarland noch zu Deutschland gehört, wo wir Deutschen es doch nicht einmal selbst haben wollen und uns bei einem Angriff nicht ernsthaft wehren würden?
Doch was den Franzosen an Aggressivität den Nachbarn gegenüber fehlt, machen sie durch ihre Filme wett. Zumindest durch einige davon. Ich habe hier ja schon "22 Bullets" ausführlich gelobt, nun kommt also das nächste Werk aus Frankreich. Damit stünden sie bei zwei, wohingegen hier noch kein deutscher Film Erwähnung gefunden hat. Dies spiegelt auch meine persönlichen Erfahrungen wider, denn mit deutschen Filmen kann ich in aller Regel nicht allzu viel anfangen, wobei es auch hier natürlich Ausnahmen gibt.

Der Film, von dem ich rede, ist ein Action-Thriller und heißt "À bout portant", zumindest in Frankreich. International trägt er den Titel "Point Blank" und exklusiv für uns Deutsche wurde noch der Zusatz "Aus nächster Nähe" angefügt, was point-blank wortwörtlich heißt.
Der Film wurde 2010 gedreht und verantwortlich dafür waren Fred Cavayé als Regisseur und Drehbuchautor und Guillaume Lemans, der ebenfalls am Drehbuch mitschrieb. Die beiden sind hierzulande nicht sonderlich bekannt, haben aber genau in dieser Konstellation einen Film namens "Pour elle" gemacht. "The Next Three Days" ist das US-amerikanische Remake davon, beide Filme sind übrigens sehr empfehlenswert, wie ich finde.

Die beiden Hauptdarsteller sind Gilles Lellouche und Roschdy Zem. Die sind ebenso wenig bekannt wie die Leute hinter der Kamera, in Frankreich haben sie aber schon in unzähligen Filmen mitgespielt und sind dort quasi Stars.
Was aber trotzdem positiv auffällt, ist die schauspielerische Leistung. Damit meine ich nicht nur diese beiden Hauptpersonen sondern alle anderen auch, die mitspielen. Der Cast besteht ausnahmslos aus Leuten, die hier nicht sonderlich bekannt sind. Trotzdem wirkt jede noch so kleine Rolle fantastisch besetzt. Alle Schauspieler kreieren gemeinsam ein sehr authentisches und stimmiges Bild, in dem man jedem Einzelnen seine Rolle abnimmt.

Ich kann auch an der technischen Umsetzung keine Kritik ausüben, man muss einfach konstatieren, dass der Film handwerklich und schauspielerisch tadellos umgesetzt ist. Die Leute vor und hinter der Kamera erledigen ihren Job zur vollsten Zufriedenheit, was dazu führt, dass man als Zuschauer nicht aus dem filmischen Erlebnis gerissen wird und die Story voll und ganz auf sich wirken lassen kann.

Und zu ebendieser komme ich nun. Der Film ist sehr rasant. Es startet alles mit einem angeschossenen Mann, der vor zwei Häschern flieht und auf der Flucht von einem Motorradfahrer über den Haufen gefahren wird (wir Deutschen fahren wahrscheinlich auch besser Auto/Motorrad). Kurz darauf wird die Frau eines Krankenpflegers entführt und er wird gezwungen, den Flüchtigen, der mittlerweile im Hospital liegt, herauszuholen und wegzuschaffen. Warum und weshalb das Ganze stattfindet, weiß niemand (außer mir halt und allen anderen, die den Film schon gesehen haben). Die Geschichte wird erst im Laufe des Films entwirrt und macht nach und nach Sinn. Sie ist auf jeden Fall gut gelungen. Ich mag ja im Allgemeinen solche Film sowieso, in denen man erst mit der Zeit hinter die Hintergründe kommt. Für meinen Geschmack wird das Rätsel in "Point Blank" sogar zu früh aufgelöst. Ich finde, da hätte man den Zuschauer noch ein wenig raten und rätseln lassen können.
Trotzdem ist die Story sehr gut gelungen. Des Rätsels Lösung entpuppt sich als logisch und sinnvoll und auch das Ende ist sehr passend.

Der Film ist also eine sehr runde Sache und das in so ziemlich allen Punkten. Hinzu kommen noch sehr rasante Verfolgungsjagden, Schlägereien und Schießereien. Die sind actionreich inszeniert, aber nicht extrem blutig, was eine angenehme Abwechslung zu so manch anderem Film in letzter Zeit darstellt, wo es scheinbar darauf ankommt, sich gegenseitig in visuell dargestellten Gräueln zu überbieten.
Es ist also alles geboten, was sich ein Actionfan wünscht und die Story sollte eigentlich auch jeden Thrillerfreund zufrieden stellen.

Auf diesen Film können unsere französischen Freunde stolz sein, zumindest bis die Trauer über das Aus in der Gruppenphase der EM sie ereilt.

8/10
 
Es gab ja ziemlich zu Beginn dieses Threads ein relativ unfreundliches Nicolas-Cage-Bashing. Dabei einigten sich nahezu alle Beteiligten darauf, dass er seit Ewigkeiten keinen gescheiten Film mehr gemacht und sich stattdessen in seinen letzten Werken nur noch für Schund hergegeben hätte. Um es kurz zu machen, Nicolas Cage kam nicht sehr gut weg und hat eine Menge seines ehemals guten Rufs verloren, den er sich unter Anderem durch Filme wie "Con Air" oder "Nur noch 60 Sekunden" aufgebaut hatte.
Warum erzähle ich euch das Ganze? Ganz einfach, nach langer, langer Zeit, hat er mal wieder in einem Film mitgemacht, bei dem einem nicht gleich nach 10 Minuten Tränen über die Augen laufen. Und ich rede hier nicht von Tränen der Rührung ob des emotionalen Inhalts des Films.

Der Film, um den es im Folgenden gehen soll, heißt "Pakt der Rache". Der Originalname lautet "Seeking Justice", in Deutschland sind Titel mit "Rache" momentan ja schwer angesagt, deswegen wurde auch dieser Film wohl in diese Richtung geschoben.
Es handelt sich bei diesem Werk um einen Thriller aus dem Jahre 2011, der in den USA produziert wurde. Der Film ist mal wieder gefloppt und hat seine Produktionskosten von ca. 17 Mio. Dollar nicht einmal ansatzweise einspielen können. Das kommt halt davon, wenn man die ganze Zeit nur Mist macht, da geht ein gutes Werk dann halt den Bach runter und keine Mensch schaut es sich an.

Als Regisseur fungierte Roger Donaldson, der mit Filmen wie "Der Einsatz", "Thirteen Days" oder "Bank Job" schon bewiesen hat, was er drauf hat. Das Drehbuch stammt von Todd Hickey und Robert Tannen, beide noch sehr unerfahren. Das fällt leider ein bisschen auf, aber dazu später mehr.

Die Geschichte dreht sich um einen Mann, gespielt von Nicolas Cage, dessen Frau (January Jones) überfallen und vergewaltigt wird. Daraufhin tritt ein mysteriöser Mann namens Simon (Guy Pearce) mit ihm in Kontakt und bietet ihm an, das "Problem" diskret zu erledigen. Seine Organisation käme dann eventuell mal mit einem kleineren Anliegen auf ihn zurück.
Nicolas Cage nimmt also in seiner Verzweiflung an und prompt wird der Vergewaltiger kurze Zeit später in seiner Wohnung erschossen.
Eine Weile lang passiert dann nichts, bis gut ein halbes Jahr nach dem Zwischenfall Simon wieder auftaucht und den Gefallen einfordert, der ihm geschuldet wird. Allerdings ist die Sache weitaus brisanter als ursprünglich angekündigt, es soll nämlich ein Mann umgebracht werden.

Zunächst einmal komme ich auf das Wichtige zu sprechen, schließlich ist Nicolas Cage ja der Grund für diese Kritik. Ich fand die Filme zu seinen Glanzzeiten sehr gut und habe ihn eigentlich auch immer gemocht, auch wenn er, was das Schauspielerische angeht, sicherlich kein Charakterdarsteller ist. Zu ihm in diesem Film ist zu sagen, dass er eingermaßen gut spielt. Er ist nun wahrlich keine schauspielerische Legende, macht seine Sache in seinem Rahmen aber gut. Man kann auf jeden Fall nichts gegen ihn als Hauptdarsteller sagen.
January Jones spielt zwar seine Frau, kommt aber nicht wirklich oft vor, deswegen ist eigentlich Guy Pearce als zweiter Hauptdarsteller zu sehen. Und auch der spielt wirklich gut auf, im Prinzip finde ich seine Leistung besser als die von Cage, weil er den mysthischen Bösewicht spielt, dessen Absichten nicht wirklich klar sind.
Die Leistungen der Nebendarsteller gehen auch in Ordnung, somit kann man an der Leistung der Akteure nichts bemängeln, auch wenn natürlich niemand wirklich Bäume ausreißt.
Das eigentliche Problem liegt eher am Drehbuch, denn auch an der technischen Umsetzung kann man nicht allzu viel aussetzen, auch wenn die Kamera ab und zu ein wenig arg wacklig ist. Das hält sich aber im Rahmen und kann deswegen noch akzeptiert werden.

Die Geschichte an sich ist auch wirklich spannend, zumindest die ersten zwei Drittel über. Während dieser Zeit war ich wirklich gefesselt von der Story, weil man noch nichts weiß über die wahren Absichten dieser Organisation. Man rätselt mit und merkt, dass sie eine großen Einfluss hat. Dementsprechend erwartungsvoll fiebert man der Auflösung entgegen und die entpuppt sich dann als recht lahm.
Ich werde natürlich nichts verraten, aber sonderlich gut fand ich das Ende und die Minuten davor nicht. Es war einfach zu brav und zu wenig überraschend.
Dieses Ende war es für mich auch, was dem Film schlussendlich die Bewertung einbringt, die er hat. Das was davor geschah und wie konsequent Spannung aufgebaut wurde, hatte wirklich Stil und hat mich auch schon zum Glauben verleitet, dieser Film würde eine sehr gute Bewertung abstauben. Leider war das ein Irrglaube und das Ende entpuppte sich als Rohrkrepierer.

Komme ich noch kurz zur Machart des Films. Teilweise wird er als Action-Thriller gesehen, mir bietet er dafür aber eindeutig zu wenig Action. Außer einer Verfolgungsjagd und der obligatorischen Schießerei im Finale ist kaum Action vorhanden, deswegen würde ich den Film eigentlich eher den Thrillern zuschieben. Diese Einteilung ist aber vollkommen gerechtfertigt, denn Spanung kommt wirklich auf und das nicht zu knapp.
Die wenigen Szenen, in denen es dann zu Action kommt, sind sehr unblutig und dezent gehalten. Splatter oder Ähnliches gibt es nicht.

"Pakt der Rache" ist also ein Thriller, der über einen Großteil seiner Zeit Spannung aufbaut und diese aufrecht erhält. Das unspektakuläre und mitunter langweilige Ende bricht ihm ein bisschen das Genick, sofern man sich das Genick denn ein bisschen brechen kann. Die Schauspieler sind gut, man kann sich den Film also durchaus zu Gemüte führen.

6/10
 
Wir schreiben Dienstag, den 15. Mai 2012. Heute ist ein großer Tag. Zum Einen erscheint heute eines der am heißesten erwarteten Spiele seit Menschengedenken. Dieses Spiel trägt den Namen "Diablo 3" und ich werde nun hier die Zwischensequenzen rezensieren, die mir Blizzard freundlicherweise im Voraus zugänglich gemacht hat.

Das war natürlich nur ein kleiner unlustiger Spaß meinerseits um die teuflische Stimmung (man beachte das gekonnte Wortspiel) hier ein bisschen zu verbessern. Der wahre Grund dieses Posts ist auch gleichzeitig der Grund dafür, dass dieser Tag tausendmal wichtiger und größer ist, als er wäre, wenn heute nur Diablo 3 erschiene.
Dieser Thread feiert heute seinen ersten Geburtstag. Glückwünsche in Form von materiellen Wertgegenständen sind natürlich jederzeit willkommen.

In meiner bisherigen Funktion als der kompetenteste der gutaussehenden Kritiker dieser Welt habe ich mich stets als Mann des Volkes gefühlt. Es war allzeit mein Anliegen, euch, meine lieben Filmfreundinnen und -freunde, zu illuminieren, auf das ihr in ein neues Zeitalter der Erleuchtung eintreten mögt.
Ich habe hier bisher 43 Filme bewertet, der heutige Film wird also Nummer 44 sein. Das macht, einige gutmütige Aufrundungen und grobe Rechenfehler eingeschlossen, etwa eine Kritik pro Woche.
Wenn man des Weiteren bedenkt, dass ich pro Kritik rund eine Stunde Zeit brauche, macht das, erneut mit Rechenfehlern, zwei ganze Tage, die ich hier aufgewandt habe. Danksagungen in Form von Bargeld sind natürlich willkommen. Falls euch eine Stunde zu lang erscheint, verweise ich auf die unfassbare Qualität dieser Texte, die so nur durch profunde Recherche zu gewähren ist.
Ich würde euch gerne wieder ein paar Statistiken kredenzen, das hat mich aber letztes Mal so Sack viel Zeit gekostet, dass ich dieses Mal keine Lust habe. Außerdem muss ich gestehen, dass die Mathematik und ich einfach keine Freunde sind und werden, auch wenn das arithmetische Mittel nun nicht so schwer zu bestimmen ist. Man könnte fast sagen: ich und Mathematik geht nicht wie ein Rennpferd ohne Beine.

Deswegen komme ich gleich zum Wesentlichen, der nächsten Kritik. Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Film nehmen soll, da eigentlich schon der Name dafür sorgt, dass man aufspringen und wegrennen will. Da der Film aber tatsächlich gut ist und hier ja sowieso ein Internetforum ist, in denen ja naturgemäß nur fette und faule Gamer rumgammeln, die sowieso keinen Bock haben aufzuspringen, geschweige denn wegzurennen, gehe ich das Risiko einfach mal ein.

Der Film heißt "Wir kaufen einen Zoo", der Originaltitel "We Bought a Zoo" ist zwar in einem anderen Tempus gehalten, prinzipiell vom Namen her aber ebenso homoerotisch. Bei dem Werk handelt es sich um eine Mischung aus Drama und Komödie, wobei der komödiantische Part doch stark überwiegt. Das Ganze wurde 2011 gedreht.

Der Regisseur ist Cameron Crowe, der unter Anderem bereits "Jerry Maguire" und "Vanilla Sky" gemacht hat. Eben dieser Cameron Crowe hat auch am Drehbuch herum hantiert, an dem auch ein gewisser Benjamin Mee indirekt beteiligt war. Den muss man jetzt nicht kennen, aber auf den komme ich später zurück.

Als Schauspieler hätten wir Matt Damon, Scarlett Johansson, Elle Fanning und Colin Ford mit an Bord (der billige Reim war keine Absicht).
Man kann ja über Matt Damon sagen, was man will, viele Leute mögen ihn nicht, aber ich finde ihn sympathisch. Er ist nicht der allerbeste Schauspieler, aber ich sehe seine Filme trotzdem gerne. Zumal hier auch viele andere Schauspieler dabei sind, die wirklich erstklassig sind. Und so schafft man es dann auch, dass die Geschichte sehr authentisch wirkt und gut rüberkommt. Und in diesem starken Kollektiv erscheint dann auch Matt Damon als sehr stark und kann seinem Hauptcharakter Leben einhauchen. Der Film ist bis in die kleinste Nebenrolle passend besetzt, es wirkt alles wie aus einem Guss. Lediglich Matt Damon-Hasser könnten mit der schauspielerischen Leistung unzufrieden sein. Besonders erwähnenswert ist die schauspielerische Leistung der Jungschauspieler, die mitspielen, allen voran Elle Fanning und Colin Ford. Beide machen einen sehr guten Job, wie der Rest des Casts eben auch und das schon in einem solch jungen Alter.

Die Handlung basiert auf einer wahren Geschichte, nämlich auf der von Benjamin Mee. Der hat die Geschehnisse des Films wirklich erlebt und ein Buch darüber geschrieben, was nun schließlich in diesen Film endete. Gespielt wird dieser Benjamin Mee von Matt Damon. Er ist ein Familienvater, dessen Frau stirbt. Kurz darauf kündigt er seinen Job und zieht in ein neues Haus, das zu einem abgehalfterten Zoo gehört. Mit seinen beiden Kindern verbringt er von nun an sein Leben dort, abseits der Stadt und versucht, den maroden Zoo wieder aufzubauen.
Die Geschichte ist nicht sonderlich spektakulär aber sehr liebevoll erzählt. Teilweise ein wenig kitschig und tränenreich aber auch mit viel Humor und Wortwitz. Das Drehbuch ist vorzüglich gelungen, die Dialoge sind nämlich wunderbar, was auch an der guten Leistung sämtlicher Akteure liegt, die den Inhalt passend vermitteln.
Ich war auf jeden Fall überrascht, wie unterhaltsam ich den Film schlussendlich fand. Ich bin aufgrund des hanebüchenen Namens zunächst von einem Film für 4-Jährige ausgegangen, wurde dann aber durchweg gut unterhalten.
Die Mischung aus Drama und Komödie ist ebenfalls sehr gut gelungen.

Die Story ist also ebenso wie die Schauspieler sehr delikat. Die Dialoge sind sehr gut und die technische Umsetzung (Kamera, etc.) sind tadellos.
Der teilweise starke Kitsch war für meinen Geschmack dann allerdings doch etwas zu viel, für die Mädchen unter euch ist es aber auf jeden Fall passend. Zwischendurch war das Ganze teilweise ein wenig langatmig, doch alles in Allem war "Wir kaufen einen Zoo" eine positive Überraschung.
Wer Lust auf eine Komödie hat oder Filme mit leichtem Dramatouch mag, sollte sich das hier anschauen, zumal es auch nen Haufen goldiger Tiere zu sehen gibt.

7/10
 
Dass dieser Thread langsam aber sicher vor die Hunde geht, ist offensichtlich. Nachdem ich anfangs blutige Thriller und Horrorfilme à la "I Saw the Devil" und "Kidnapped" bewertet habe, scheinen mir zwischenzeitlich meine Testikel abhanden gekommen zu sein, was damit endete, dass ich Kinderfilme ("Tim und Struppi"), tränendurchnässte Schnulzen ("Perfect Sense") und irgendwelche Tiergeschichten für Kleinkinder ("Wir kaufen einen Zoo") rezensiert habe, die darüber hinaus auch noch teilweise dumme Namen hatten, wie letzteres Beispiel eindrucksvoll beweist.
Mit dieser hanebüchenen Weicheiigkeit muss nun auf der Stelle Schluss sein, um diesem Thread wieder den maskulin-testosterongeschwängerten (man beachte das wunderbare Oxymoron "testosterongeschwängert") Flair zu geben, den er anfangs hatte.
Deswegen werde ich nun auf einen der vielleicht mystischsten Filme eingehen, die in letzter Zeit so kursierten. Mit mystisch meine ich in diesem Fall, dass man sehr viele Gerüchte über ihn hört, obwohl ihn kaum jemand gesehen zu haben scheint. In allen möglichen Foren kann man lesen, dass dieser Film unglaublich brutal und heftig sei und doch haben ihn offensichtlich nur eine handvoll Leute gesehen. Prinzipiell ist davon auszugehen, dass dieser Hype größtenteils durch 12- bis 15-jährige Kinder entstanden ist, die von ihren Brüdern von diesem Film gehört haben, die es wiederum in der Schule oder im Sportverein aufgeschnappt haben.

Der Film, von dem ich rede, heißt "Srpski Film", besser bekannt unter seinem internationalen Titel "A Serbian Film". Am besten kann man ihn dem Horrorgenre zuschieben, gedreht wurde er 2010 in, wie der Name bereits vermuten lässt, Serbien.
Dann wollen wir also mal schauen, was denn nun wirklich an diesem Film dran ist, ob sich der ganze Aufriss wirklich lohnt und ob die Leute, die ihn sich anschauen, wirklich so harte Hunde sind, wie danach stolz auf diversen Seiten postuliert wird.

Zunächst einmal die Crew. Der Film wurde nicht nur in Serbien gedreht, sondern auch von und mit Serben. Folglich werden euch die Namen Srdjan Spasojevic und Aleksandar Radivojevic nicht viel sagen. Bei Ersterem handelt es sich um den Regisseur und Drehbuchautoren, der Zweite war ebenfalls am Drehbuch beteiligt. Beide sind nicht nur hier völlig unbeschriebene Blätter, ihre Werke kann man an einer Hand abzählen. Für Srdjan Spasojevic war dies sogar sein erster Film, imdb.com kündigt aber ein zweites Werk namens "The ABCs of Death" für dieses Jahr an. Dabei handelt es sich, so wie ich verstanden habe, um mehrere Filme verschiedener Regisseure, die mit dem Thema Tod zu tun haben. Die Beschreibung deutet auf jeden Fall erneut auf eine recht unschöne Sache hin, sonderlich interessant klingt das Ganze für mich aber nicht.
Obwohl die Crew sehr unerfahren und unbekannt ist, ist der Film handwerklich ordentlich umgesetzt. Man merkt ihm sein geringes Budget nicht unbedingt an, Kamera und Technik sind auf gutem Niveau, können mit Hollywood-Produktionen aber natürlich nicht mithalten. Prinzipiell kann man sagen, dass der Film das Beste aus seiner Situation macht.

Die Schauspieler sind ebenso unbekannt wie die Leute hinter der Kamera, deswegen werfe ich einfach mal ein paar Namen in den Raum. Da hätten wir beispielsweise den Hauptdarsteller Srdjan Todorovic und die Nebenakteure Sergej Trifunovic, Jelena Gavrilovic und Luka Mijatovic. Sämtliche Darsteller sind hier in Deutschland und auch dem Rest der westlichen Welt unbekannt, in Serbien haben sie aber durchaus schon einige Filme gemacht. Teilweise ist der Eine oder Andere sogar schon in internationalen Produktionen aufgetaucht, wie zum Beispiel Sergej Trifunovic in "Next".
Und obwohl sie hierulande nicht bekannt sind, machen sie doch den Umständen entsprechend einen guten Job. Der Großteil der Nebendarsteller passt in seine Rollen. Es entsteht insgesamt ein recht harmonischer Eindruck. Dem Hauptdarsteller Srdjan Todorovic würde ich sogar überdurchschnittlich gute Fähigkeiten attestieren. Er spielt seine Rolle wirklich sehr gut und füllt sie schön aus, sodass man seiner Person stets Glauben schenken kann.
Alles in allem sind also auch die Schauspieler unbekannt und leisten trotzdem gute Arbeit, sodass durchaus eine gewisse Authentizität entsteht. In einen der Akteure hineinversetzen kann man sich als Zuschauer aber nicht, dazu sind viel zu viele Unsympathen dabei und die wenigen Charaktere, mit denen man mitfühlen könnte, sind nur sehr selten zu sehen.

Grundsätzlich stimmen die Voraussetzungen also, um zumindest einen überdurchschnittlichen Film abzuliefern. Der Punkt, bei dem "A Serbian Film" aber ziemlich daneben greift, ist die Handlung.
Der Film beschreibt das Leben des ehemaligen Pornostars Milos, der ein extrem gutes Angebot bekommt, für das er sich aus dem Ruhestand nochmal vor die Kamera wagt. Allerdings weiß er nicht wirklich viel über das Projekt und willigt blind ein, sodass er sich am Ende in einer ziemlich zwielichtigen Produktion wiederfindet, die allerhand Praktiken darstellt, die über die üblichen Sexszenen bei weitem hinausgehen.
Die Geschichte ist eigentlich nicht wirklich der Rede wert und die erste Hälfte des Films passiert auch fast gar nichts außer Gerede.
Fast kommt ein bisschen das Gefühl auf, die Filmemacher hätten um die Situation des Films gewusst und nach einer Methode gesucht, diesen Film aus der Masse hervorzuheben.
Denn plötzlich, so etwa ab der Hälfte, driftet der Film in eine äußerst unschöne Horrorszenerie ab und wird auf einmal unglaublich brutal und heftig. Die Geschichte um Milos, der sich an einen Vertrag gebunden hat, von dem er nicht mehr loskommt und deswegen in einem Snuff-Film mitmachen muss, wird immer gestörter und zeigt immer gestörtere Szenen. Ich werde nichts von der ohnehin schon dünnen Handlung vorwegnehmen, aber es kommen so ziemlich alle Sexualpraktiken vor, die man sich nicht vorstellen kann und mag. Ich kann nur sagen, es wird wirklich unschön und Leute, die keine bildlich dargestellten Gräuel sehen können, sollten einen riesigen Bogen um "A Serbian Film" machen.

Die Handlung bleibt weiterhin banal und unwichtig, sie dient nur als Szenario für die Gewaltszenen, die sich die Drehbuchautoren ausgedacht haben.
Doch obwohl es wirklich einige Szenen gibt, die wirklich hart an der Grenze sind - und für manche Zuschauer diese Grenze sicher weit übertreten - hat mich der Film ziemlich kalt gelassen. Ich finde es schlicht und ergreifend zu offensichtlich, dass man von Anfang an wusste, dass der Film nichts taugt. Daher wurden alle möglichen Gewaltszenen zusammengepackt, um auf sich aufmerksam machen zu können.
Darüber hinaus waren die dargestellten Szenen wirklich sehr hart und gewalthaltig, aber trotzdem für mich nicht allzu schockierend. Ich habe schon einige Filme gesehen, auch solche, in denen extreme Gewalt so gut mit der Handlung verknüpft wurde, dass man wirklich Angst bekommt. Das ist hier etwas vollkommen anderes, die Gewalt ist nur Mittel zum Zweck.
Außerdem ging mir nach einer Weile auch der mystisch-surrealistische Touch des Films auf die Nerven, der in der zweiten Hälfte vorherrscht.

Es gibt also in "A Serbian Film" solide Schauspieler in einer soliden Produktion zu sehen. Die Geschichte ist für den Anus und wurde deswegen mit Blut und Morden vermengt.
Manche Darstellungen sind echt heftig, weil aber jegliche Verbindung zwischen Story und Gewalt fehlt, interessiert mich dieser Film nicht wirklich und lässt mich im Gegenteil eher kalt.
Wer nicht oft Filme mit starken Gewaltszenen sieht, wird höchstwahrscheinlich extrem geschockt sein und wahrscheinlich auch vorzeitig abbrechen müssen. Alle anderen, die im Splattergenre unterwegs sind und auf Gewaltdarstellungen hoffen, werden diesbezüglich zwar bedient, werden vom Drumherum aber enttäuscht sein.
Alles in allem muss man einfach sagen, dass sich "A Serbian Film" für niemanden lohnt. Entweder er ist zu heftig oder zu unnötig.

4/10
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe gerade nur kurz den Trailer gesehen (war doch ein bisschen neugierig) und kann sagen: :ugly:

Aber dein "zu heftig oder zu unnötig" triffts wahrscheinlich ganz gut.
 
Zunächst einmal an dieser Stelle der kurze Hinweis auf die Kritik der zweiten Staffel von Sherlock. Es soll ja schließlich nichts aus meinem umfangreichen Lebenswerk verloren gehen. Ich habe mich dort auch, ganz entgegen meiner üblichen Netzkultur, kurz gefasst. Um es noch kürzer zusammenzufassen: die zweite Staffel ist nicht so gut wie die erste, wem die erste allerdings gefallen hat, der wird auch Gefallen an der zweiten finden.

Nach dieser wichtigen Botschaft werde ich nun auf ein etwas größeres Werk eingehen. Es heißt "War Horse", der deutsche Titel lautet völlig sinnentfremdet "Gefährten". Eine große Produktion ist das deshalb, weil zunächst mal das Budget bei 66 Millionen Dollar lag, der Film über 130 Millionen eingespielt hat und Steven Spielberg Regie geführt hat. Gut, das Budget und Einspielergebnis schocken heutzutage keinen mehr, Steven Spielberg ist aber immer noch ein Name in der Branche. Außerdem hat der Film unfassbar gute Kritiken bekommen und wird durch die Bank weg gelobt.
Der Film basiert auf einem Buch von Michael Morpurgo, das Drehbuch wurde allerdings von Lee Hall und Richard Curtis geschrieben. Besonders Letzterer ist äußerst erfahren und hat schon Dutzende Skripte geschrieben, die Crew hinter dem Film ist also routiniert und hat ihre Qualitäten bereits unter Beweis gestellt.

Als Hauptdarsteller fungiert Jeremy Irvine, der bisher nur in der Serie "Life Bites" aktiv war. Kaum hat er aber für den großen Steven Spielberg gearbeitet, stehen natürlich auch schon Andere bei ihm Schlange. Er hat zur Zeit mehrere Projekte am Laufen und könnte wohl demnächst seinen endgültigen Durchbruch schaffen.
Neben ihm spielen natürlich auch ein paar andere Schauspieler mit, die aber allesamt deutlich kleinere Rollen haben. Namentlich sind da Peter Mullan, Emily Watson und auch einige deutsche Schauspieler wie David Kross zu nennen. Auch Benedict Cumberbatch, bekannt als Sherlock Holmes in "Sherlock", ist mit von der Partie, allerdings in einer sehr kleinen Rolle.
Schauspielerisch ist auf jeden Fall alles passend. Ich finde den Hauptdarsteller ehrlich gesagt nicht überragend, aber er macht seine Sache schon passabel. Stellenweise scheint mir das Ganze etwas over-acted seinerseits zu sein, aber das kann auch vom Drehbuch kommen.
Der Rest des Casts ist ebenfalls nicht herausragend, aber stets akzeptabel.

An den schauspielerischen Leistungen liegt es auf jeden Fall nicht, dass mir der Film nicht sonderlich gefallen hat. Auch nicht an der technischen Umsetzung. Die Handlung wird routiniert umgesetzt und mit teilweise sehr schönen Bildern erzählt und untermalt. Auch die Kameraführung und die restlichen technischen Aspekte gehen in Ordnung. All dies sind aber Punkte, bei denen der Film zwar gut, aber eben auch nicht mehr, ist.

Die Story ist ebenfalls nicht der Punkt, an dem der Film scheitert. Sie handelt von einem Pferd. Dieses Pferd kommt zu einem Bauern, dessen Sohn es für die Landwirtschaft ausbildet. Leider macht der Bauer Verlust und muss das Pferd verkaufen. Der Käufer ist nun aber leider die royale Armee, denn wie es der Zufall so will, ist gerade der Erste Weltkrieg ausgebrochen. Folglich wird der Gaul nun in Schlachten eingesetzt und muss eine wahre Odyssee erleben, da sich seine Besitzer regelmäßig wechseln. Der Bauernsohn ist mittlerweile aber ein so großer Freund geworden, dass er sich verpflichtet und in die Schlacht zieht, um sein Ross wieder zu erlangen.
Ich gebe zu, ich habe das hier nun ein wenig lieblos hingeschrieben und ins Lächerliche gezogen. Dennoch ist die Geschichte halbwegs passabel. Sie ist natürlich töricht und dumm, denn wer würde schon so nem Gaul hinterher reisen und in den Schützengräben in Frankreich deutsches Senfgas schlucken, nur weil das Pferd sein Freund ist. Mal ganz abgesehen davon, dass ich ernsthaft bezweifle, dass es im Tierreich Freundschaften oder Ähnliches gibt. Aber wenn man sich auf die Story einlässt, hat sie schon so ihre Momente. Man muss halt akzeptieren, dass manche Leute sensibler sind und sich nicht einfach ein neues Pferd kaufen sondern dem Leiblingspferd nachlaufen.
Stellenweise ist die ganze Geschichte auch so gut inszeniert, dass man sich wenig um die Hintergrundgeschichte schert und sich einfach nur über die kindliche Freude des Darstellers freut, wenn er seinen Klepper endlich mal wieder sieht.
Ich bin sogar der Meinung, man hätte aus dieser Handlung einen wirklich guten Film stricken können.
Leider ist "Gefährten" das in meinen Augen nicht geworden und das aus einem einfachen Grund. Der Film ist einfach maß- und endlos kitschig. Der ganze Grundton ist so nah am Wasser gebaut, dass einem fast schlecht wird. Und das sage ich, obwohl ich wirklich nichts gegen emotionale Filme habe. Es muss halt nur passend sein.
Wie "Gefährten" dabei den Bogen überspannt, will ich anhand eines Beispiels darstellen.
Der Sohn des Bauern will wie bereits erwähnt das Pferd zum Ackergaul ausbilden und das, obwohl alle im Dorf behaupten, es sei für Feldarbeit ungeeignet. Der arme Bengel müht sich nun also redlich, aber das Vieh zieht den Pflug recht lieblos und uneffektiv über einen Acker, für dessen Pflügung man "mindestens drei Monate" benötige, wie ein fachkundiger weiser Mann proklamiert. Nach einer Weile kommt das ganze Dorf und sieht zu, wie sich der Knabe mit dem Gaul abrackert.
Es fängt an, in Strömen zu regnen.
Das Pferd bleibt stehen und bewegt sich auch trotz intensivstem Einreden seines Herrchen keinen Millimeter. Viele fachkundige weise Männer prophezeien das Ende des Unterfangens und bestätigen dem Jungen aber immerhin einen großen Willen und gehen. Dann aber die Klimax: der Junge spricht einen unfassbaren Monolog in Richtung des Pferdes, in dem er attestiert, dass er immer an es geglaubt habe und dass sie es gemeinsam schaffen könnten. Und unter treibender und schwerfälliger Musik läuft das Pferd plötzlich los. Am nächsten Morgen ist der Acker, für den "ein starkes Pferd" drei Monate gebraucht hätte, gepflügt.
Ist es nicht schön.

Das alleine würde mich zwar stören, aber nicht lange und auch nicht allzu sehr.Solche Szenen gibt es aber oft, sehr oft. Dieser unfassbare Schmalz und Kitsch, der in den späteren Szenen dann noch zum Patriotismus verkommt, ist echt extrem anstrengend.
Deswegen, wenn ihr nicht gerade von eurer Freundin/eurem Freund verlassen wurdet und ihr deshalb etwas dünnhäutig seid, macht am besten einen Bogen um den Film.

Denn Schauspieler und Technik sind solide, die Story ist mittelmäßig aber extrem tränenlastig umgesetzt. Und zwar so, dass es wirklich wehtut. Außerdem dauert der ganze Spaß zweieinhalb Stunden.

4/10
 
Hier bin ich schon wieder, kaum 24 Stunden nach meinem letzten ruhmreichen Auftritt. Doch warum dränge ich mich so früh schon wieder ins Rampenlicht? Der Ruhm meiner letzten Performance ist eigentlich noch nicht aufgebraucht, das kann doch also kaum im Sinne der Superkompensation sein, um hier mal auf Sportvokabular zurückzugreifen.
Die Antwort auf diese Frage ist recht simpel. Momentan sehe ich mich als defensiv agierenden Sechser vor der Abwehr, um mal auf Fußballvokabular zurückzugreifen. Die Aufgabe eines solchen ist es, schädliche Angriffe des Gegners zu unterbinden um die eigene überforderte Abwehr zu schützen. Die Abwehr seid in diesem Fall ihr, überfordert - was ich nicht negativ meine - seid ihr in diesem Fall, weil ihr vielleicht keine Filmexperten seid. Und als Nichtfilmexperte greift man häufig auf Filme zurück, die einen großen Namen haben und einer Serie entspringen. Ein Film, der einen Nachfolger hat, kann schließlich nicht schlecht sein und der Nachfolgefilm ist dann logischerweise nochmals besser als der Anzestor.
Doch an dieser Stelle komme dann ich ins Spiel, um euch vor dem neusten Werk, das einer mittlerweile 4-teiligen Serie entspringt, zu warnen.

Der Film, von dem ich rede, heißt "Underworld Awakening" und der war wirklich richtig scheiße, um mal auf Straßenvokabular zurückzugreifen. Eigentlich habe ich dem Film mit dieser Feststellung bereits genug Aufmerksamkeit geschenkt, aber ich werde in meiner Funktion als Wächter und Beschützer der Nichtcineasten natürlich bis an die Ekelgrenze gehen und ebendiese Scheiße durchkauen, um mal auf metaphorisches Vokabular zurückzugreifen.

Wie wir alle wissen, verderben zu viele Köche den Brei, um mal auf idiomatisches Vokabular zurückzugreifen. Deswegen ist es vielleicht auch nicht allzu verwunderlich, dass dieses Actionwerk, 2012 für 70 Millionen Dollar in den USA produziert, so schlecht ist, schließlich haben zwei Regisseure daran herumgedoktert. Was bei den Coen-Brüdern des Öfteren erfolgreich ist, klappt hier nicht wirklich, auch wenn ich die Schuld nicht nur diesen zwei Kollegen in die Schuhe schieben will. Es handelt sich hierbei um Måns Mårlind und Björn Stein, beide aus Schweden. Ich habe bereits einen Thriller der beiden aus dem Jahr 2010 gesehen, "Shelter", der ebenfalls nicht sonderlich gut war und von mir 5 Punkte bekam.
Doch wie bereits erwähnt halte ich die beiden für nicht vollständig schuld. Am Drehbuch waren nämlich sage und schreibe vier Personen beteiligt und da sind noch nicht einmal die Leute mit einberechnet, die die Charaktere und die Welt erfunden haben. Es gab also vier Individuen, die die bereits existenten Lebewesen in einen neuen Film eingebaut haben, der exakt 79 Minuten geht, den Abspann nicht mitgezählt.
Wenn dabei dann am Ende eine so belanglose und unnötige Story dabei rumkommt wie hier, dann sollten die Arbeitsplätze dieser Leute so schnell wie möglich wegrationalisiert werden, um mal auf Arbeitgebervokabular zurückzugreifen.

Die Story, nennen wir sie spaßhalber einfach mal so, handelt wie immer vom Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen, in der Welt von Underworld innovativerweise Lykaner genannt. Selene, die wichtigste Person der Handlung, hat mittlerweile eine Tochter, die noch mächtiger ist als sie selbst. Daher wird sie von den Lykanern gejagt und Selene will sie schützen. Es ist sogar eine dritte Partei mit an Bord, nämlich die Staatsmacht, die gegen beide anderen Parteien kämpft und diese ausrotten will. Theoretisch gesehen bietet die Geschichte also mehr Potenzial als in den drei Vorgängerfilmen.
An dieser Stelle ist natürlich zu sagen, dass die Serie nie berühmt war für ihre Kunst des Geschichtenerzählens. Die Handlung wurde prinzipiell als Setting für stylishe Scharmützel gesehen und genutzt. Doch gab es bisher immer zumindest ein paar Charaktere, allen voran die Hauptperson der ganzen Filme, mit denen man sich einigermaßen identifizieren konnte. Doch diese Personen fehlen dieses Mal leider völlig.
Und auch sonst ist die Handlung absolut nicht der Rede wert, obwohl eine dritte Partei vorhanden ist. Es wird wieder Actionsequenz an Actionsequenz gereiht, dazwischen gibt es ein paar Dialoge, die immer eins von drei Themen haben: den Hass des Hauptcharakters auf die Leute, die ihre Tochter und den "Mann, den sie liebte" gefangenhalten/-hielten, Stolz und Ehre, wegen deren man in den Krieg ziehen müsse und sentimentales Gelaber à la "Ich habe alles verloren, was mir jemals wichtig war".
Wie gesagt, mit einer schlechten Story kann ich mich unter Umständen abfinden, sofern denn die involvierten Personen stimmen.

Dies ist leider nicht der Fall. Selene, der Hauptcharakter, wird erneut von Kate Beckinsale gespielt. Und das ist es, was mich etwas traurig macht, denn eigentlich mag ich sie wirklich und eigentlich kann sie auch gut spielen, wenn man mal das von mir hier bewertete Werk "Nichts als die Wahrheit" bedenkt.
Aber in "Underworld Awakening" hat sie mir absolut nicht gefallen und das, obwohl sie wie immer in der Serie ihr enges Latexkostüm trägt.
Im Großteil der Szenen ist sie einen Großteil der Zeit im Bild und trotzdem kommt man ihrem Charakter nicht wirklich nah. Die drei oben erwähnten Themen sind die einzigen, die sie bewegen. Und die Szenen, in denen sie sich kurz mal menschlich zeigt, sind so schlecht in Worte gefasst und mit so billigen Dialogen versehen, dass einem fast die Tränen kommen.
Die meiste Zeit spricht sie über Ehre, Stolz und Mut und dass sie ihre Häscher und die ihrer Tochter auf die Strecke bringen will. Nach einer Weile wird diese Rachegeilheit echt extrem nervig. Zumal sie darüber hinaus auch einige nicht allzu involvierte und mitunter unbewaffnete Außenstehende auf äußerst unschöne Art und Weise umbringt. Ich persönlich finde ihren Charakter dieses Mal schlicht und ergreifend viel zu verroht und kalt, auch wenn sie selbst sagt, ihr Herz sei nicht kalt, sondern wäre nur gebrochen.
Die anderen Schaupieler, unter anderem Stephen Rea, Michael Ealy, Theo James und India Eisley, machen allesamt auch keinen guten Job. Jeder spielt seine Rolle runter und leiert seine von Ehre und Stolz durchnässten Dialoge runter. Einzig und allein die Letztgenannte macht ihre Sache für ihr junges Alter recht gut, der Rest ist nicht der Rede wert.

"Underworld Awakening" ist also von der dünnen Story her ein typischer Spross der "Underworld"-Reihe. Diesbezüglich habe ich auch nicht viel erwartet. Aber meine Hoffnung auf einen sympathischen Hauptcharakter wurde bitter enttäuscht. Mit ihrer emotionslos-eintönigen Art erinnert sie eher an ein Stück rohes Fleisch, um mal auf Metzgervokabular zurückzugreifen. Auch die technische Umsetzung und die Inszenierung des Films heben ihn nicht aus der Masse hervor. Einzig und allein die ab und an spektakulären und teilweise blutigen Kämpfe stehen auf der Habenseite.
Ansonsten ist das hier aber ein totaler Griff ins Klo, um mal auf Klempnervokabular zurückzugreifen.

3/10
 
So, hier bin ich wieder. Diesmal auch wieder in meiner primären Funktion als Hinweisgeber auf Filme, die unter dem Radar fliegen, aber durchaus mehr Bekanntheit verdient hätten. Pünktlich zum Ausscheiden aus der EM habe ich also meine Zweitfunktion als Abfangjäger schlechter Filme abgelegt und muss daher auch nicht mehr auf Schweinsteiger-Vergleiche zurückgreifen.

Der Film, auf den ich jetzt eingehen werde, hat mich ziemlich überrascht, im positiven Sinn. Ich rede von einem Thriller aus dem Jahr 2011, der in Großbritannien produziert wurde und "Retreat" heißt. Überraschend war der Film deswegen, weil ich noch nie zuvor von ihm gehört hatte, was normalerweise ein schlechtes Zeichen ist, er aber trotzdem tadellos umgesetzt war, was ebenfalls nicht immer der Fall ist bei Filmen, von denen man nicht weiß, dass es sie gibt. Außerdem gab es auch ein paar Schwierigkeiten.
Da wäre zunächst einmal der krasse Gegensatz zwischen Crew und Darstellern. Der Regisseur ist ein gewisser Carl Tibbetts, zusammen mit Janice Hallett hat er auch das Drehbuch geschrieben. Das was dem Film nun Probleme hätte bereiten können, ist die Tatsache, dass keiner der Beiden Erfahrung hatte. Für beide war es das erste Drehbuch und für den Regisseur auch das erste Mal auf dem Regiestuhl. Seitdem ist übrigens kein neues Projekt dazugekommen.
Prinzipiell sind das nicht die besten Voraussetzungen um einen guten Film zu machen. Aber wie ich in meiner grenzenlosen Umsicht bereits mehrfach postuliert habe, ist nicht die Erfahrung wichtig, sondern hauptsächlich das Können, und das kann auch schon vor dem ersten Film vorhanden sein.
Und so kommt es dann auch, dass am Ende gerade das Drehbuch die große Stärke des Films ist und eine sehr gute Story erzählt wird.

Im Gegensatz zu den Leuten hinter der Kamera, sind die davor bereits sehr gute und bekannte Schauspieler. Im Prinzip gibt es drei Hauptrollen, gespielt von Cillian Murphy, Jamie Bell und Thandie Newton. Die sind alle drei schon hinlänglich bekannt und haben auch in diversen großen Produktionen mitgewirkt. Cillian Murphy unter anderem schon in "The Dark Knight", "Inception" und "In Time", Jamie Bell in "Tim und Struppi", "Jumper" und "Flags of Our Fathers" und Thandie Newton in "Das Streben nach Glück", "2012" und "RockNRolla". Und das sind nur ein paar der Werke, in denen die drei mitgemacht haben. Als Nebendarsteller in kleinen beziehungsweise winzigen Rollen spielen noch Jimmy Yuill und Marilyn Mantle mit, Ersterer ist nicht unbedingt bekannt, hat aber schon einige Filme auf dem Buckel. Und Letztere ist wie Regisseur und Drehbuchautorin ebenfalls Frischfleisch, auch wenn sie schon etwas älter ist.
Mit diesen fünf Namen sind übrigens schon alle Akteure des Films genannt. Man merkt also schnell, dass sich die Handlung eher im kleinen Rahmen abspielt.

Die Handlung handelt vom Ehepaar Martin und Kate, gespielt von Cillian Murphy und Thandie Newton. Die Ehe der Beiden kriselt ein bisschen, weswegen sie sich zu einem Urlaub auf einer einsamen Insel entscheiden, um die Beziehung wieder ins Lot zu bringen.
Eines Tages taucht ein verwundeter Soldat namens Jack (Jamie Bell) bei ihnen auf, der erzählt, auf dem Festland sei eine Seuche ausgebrochen. Er verbarrikadiert daraufhin das Haus und will sich gegen die Seuche, oder besser gesagt, gegen die Verseuchten, die bald auf die Insel kommen könnten, zur Wehr setzen.
Martin und Kate wissen nicht, ob sie ihm trauen können und sollen und es entwickelt sich ein ziemlich intensives Psychospielchen zwischen den dreien.

Die Story ist von Anfang bis Ende durchgehend interessant. Der Film ist recht düster und in einer leicht depressiven Stimmung gehalten, was ihm gut zu Gesicht steht. Dies verleiht der Handlung außerdem mehr Pep. Die Spannung des Plots bleibt stets vorhanden, als Zuschauer weiß man anfangs nicht, was los ist und wem man trauen kann. Die Auflösung diesbezüglich gibt es erst sehr spät. Bis dahin wiegen die Fronten hin und her, es gibt Wendungen und Überraschungen. Und das Ende des Films ist ebenfalls sehr gut gelungen.
Die Tatsache, dass der gesamte Film fast nur aus drei Personen besteht, trägt dazu noch bei. Es geht zwischen den dreien sehr gut zur Sache und dadurch, dass es nur drei Akteure gibt, kann man sich als Zuschauer gut darauf einlassen.

Die Technik ist ebenfalls größtenteils gelungen. Teilweise ist die Kamera ein wenig nervig, aber das ist zu verkraften.
Insgesamt ist sowieso zu sagen, dass der Film nur durch das Zusammen- und Gegenspiel der Charaktere am Leben gehalten wird. Wenn sich eine Story so sehr auf die Darsteller fixiert, muss sie auf jeden Fall vorne und hinten passen. Und das tut sie, die Geschichte ist über jeden Zweifel erhaben.
Auch die Schauspieler sind sehr stark, was ebenfalls wichtig ist, da sie komplett im Fokus stehen. Alle drei meistern ihre Rollen gut und bekommen auch ihre Charakterwechsel gut und authentisch hin. Es entsteht ein insgesamt sehr stimmiges Bild, was die Schauspieler angeht.

Das Einzige, was mich neben der Kamera etwas störte, ist das die Handlung teilweise zu dialoglastig ist, zumindest für meinen Geschmack. Insgesamt wird sehr viel geredet, was teilweise etwas zu monoton ist. Die Handlung wird etwas zu selten durch Aktionen vorangetrieben. Die starken Darsteller und guten Dialoge trösten aber darüber hinweg.

Alles in Allem ist "Retreat" ein Thriller, der ohne viel Blut auskommt und eine spannende Story erzählt. Seinen Thrill zieht der Film fast komplett aus der Spannung, die die Handlung aufbaut und aus der Interaktion zwischen den Charakteren. Es gibt wenig zu meckern. Wer Filme mag, die wie ein Kammerspiel aufgebaut sind oder die spannende und bis zum Ende offene Geschichten erzählen, ist bei "Retreat" absolut richtig.

7/10
 
Heute bin ich mal wieder mit etwas relativ Aktuellem am Start. Es handelt sich hierbei um einen Actionfilm namens "Safe", deutscher Untertitel "Todsicher", der 2012 in den USA produziert wurde. Er ist am 31. Mai in den deutschen Kinos erschienen und läuft dort immer noch, ihr könnt ihn also noch brühwarm genießen, und dass dies durchaus angebracht ist, werde ich im nun folgenden Wortschwall demonstrieren.

Regisseur und Drehbuchautor in einer Person ist Boaz Yakin, der diese Aufgaben auch komplett alleine übernahm. Vom Namen her ist er nicht sonderlich bekannt, hat aber bei einem meiner Lieblingssportfilme, "Gegen jede Regel" mit Denzel Washington, Regie geführt. Sollte einer von euch diesen Film noch nicht kennen, kann ich an dieser Stelle nur empfehlen, ihn sich dringendst anzuschauen. Außerdem hat er auch schon Drehbücher geschrieben, unter anderem für Filme wie "Prince of Persia" oder die Originalversion von "The Punisher" von 1989. Boaz Yakin ist also ein Mann, der nicht allzu viel macht, aber das Wenige, was er zustande bringt, hat des Öfteren eine gute Qualität. Im Prinzip genau das Gegenteil zur Transferpolitik Felix Magaths.

Das Zugpferd des Films ist Jason Statham, der Actionveteran aus dem Vereinigten Königreich. Wo sein Name draufsteht ist häufig Blut enthalten, und das ist bei "Safe" nicht anders. An dieser Stelle weise ich üblicherweise auf andere Werke des Schauspielers hin, bei Jason Statham kann man sich solcherlei Aufzählungen allerdings getrost sparen, geht einfach in eine Videothek und holt einen beliebigen Actionfilm aus den letzten zehn Jahren aus dem Regal und die Chance, dass er mitspielt ist bei 50:50.
Neben Statham spielt ein kleines Mädchen namens Catherine Chan die Hauptrolle. Die hat bisher nur in einem klitzekleinen Film mitgemacht, ist aber auch erst, ich weiß nicht genau, 12 Jahre alt. Was nicht ist, kann also noch werden.
Beide Hauptdarsteller überzeugen durch und durch. Bei Catherine Chan ist man ein wenig nachsichtiger, weil sie noch so jung ist, für ihr Alter spielt sie aber schon sehr gut. Und da ich sowieso ein Fan von Jason Statham bin, fällt mir bei ihm natürlich auch keine negative Kritik ein. Er spielt schlicht und ergreifend wie man ihn kennt und wie man es von ihm erwartet. Wer erwartet schon profunde Monologe seitens des Hauptcharakters, wenn er einen Actionfilm (!) mit Jason Statham (!!) anschaut?

Die Story ist übrigens gar nicht mal so dünn, wie öfters in diesem Genre.
Sie handelt von Luke Wright, der sich mittlerweile als Cagefighter verdingt, nachdem die Karriere als Polizist nicht ganz nach Plan verlief. Bei einem fingierten Kampf handelt er gegen die Absprache mit russischen Gangstern, woraufhin seine Familie von den Betrogenen umgebracht wird. Gleichzeitig wird ein kleines hochintelligentes Mädchen namens Mei von chinesischen Gangstern als wandelnder Computer missbraucht. Sie muss sich einen langen Code merken, auf den auch die Russen und korrupte Bullen scharf sind.
Als es den Russen gelingt, sie zu entführen, mischt sich Luke einfach nur so ein, um den Mördern seiner Familie auf die Nerven zu gehen.
Insgesamt gibt es also gleich drei böse Mächte in "Safe", die auch des Öfteren kollidieren und dabei stets sehr rabiat miteinander umgehen. Mittendrin Jason Statham und das kleine Mädchen, die versuchen, so gut wie möglich über die Runden zu kommen.

Die Handlung ist, wie ich finde, überraschend gut gelungen. Dadurch, dass es mehr als zwei Parteien gibt, kommt ein wenig mehr Dynamik in die ganze Sache. Außerdem wird im Verlauf der Geschichte immer mal wieder ein Geheimnis aus der Vergangenheit gelüftet, was mitunter überraschend sein kann.
Genretypisch ist die Handlung aber natürlich kein Shakespeare (wobei man auch sagen muss, dass Shakespeares Werke, was die Handlung betrifft, oft überbewertet sind; sie ziehen ihren Reiz eigentlich aus anderen Aspekten). Sie dient vielmehr dazu, den ganzen Schießereien, Schlägereien und Verfolgungsjagden einen roten Faden zu bieten.

Und von diesen gibt es eine unfassbar große Menge. Sie sind stets rasant choreografiert und stylish inszeniert. Dabei ist die Kamera teilweise hektisch, das ist aber alles noch im Rahmen.
Die Brutalität der dargestellten Szenen, besonders bei Prügeleien, ist recht hoch und explizit, die Blutmenge dagegen eher reduziert und angenehm dezent. Es kommt auch ohne riesige Fontänen genug Actionfeeling auf, weil der Film sehr rasant und packend ist.

Erwähnenswert finde ich noch die Tatsache, dass die Dialoge nicht immer nur ernst und bitter sind, sondern dass teilweise ein Hauch von Humor durchschwingt. Dies hat mich zwei, drei Mal leicht zum Schmunzeln gebracht, da es sehr selten ist. Trotzdem ist der Film natürlich absolut keine Komödie, gerade deswegen war das auch so unterhaltsam und abwechslungsreich.

Insgesamt bietet "Safe" also gute Schauspieler und eine überdurchschnittlich gute Handlung, die ab und an mit Überraschungen aufwartet. Der Film bietet sehr viel Action und Gewalt und ist eigentlich für alle Actionfans geeignet.

8/10
 
Also, meine Freundinnen und Freunde, sehr geehrte Leserinnen und Leser, einfach all Diejeniginnen und Diejenigen, die das hier lesen werden, die Sache stellt sich so dar, dass es seit geraumer Zeit keine Kritik mehr über eine Komödie gab. Ehrlich gesagt kann ich mich gar nicht daran erinnern, welches die letzte Komödie war, die hier überhaupt Erwähnung fand, allerdings bin ich mir sicher, dass schon mindestens eine hier vorkam. Wie dem auch sei, die Zeit ist reif für eine neue Komödie, und die, um die es sich hier handelt, ist härter drauf als so mancher Vertreter des Horrorgenres - ich denke hierbei das unsägliche "Virgin Beach Creature"; alleine die Tatsache, dass ich nach so langer Zeit noch den so uneinprägsamen Namen eines so ranzigen Filmes weiß, spricht Bände, über das Trauma, das er meiner Seele zugefügt hat. Ich muss wohl nochmal "A Serbian Film" schauen, um die grauenhaften Bilder aus dem Kopf zu bekommen, die dieser kleine Jenglot hinterlassen hat (sogar den Namen des bösen Viechs weiß ich noch).
Aber genug der lästernden Worte über wehrlose Abfallprodukte der Industrie, genug des Tretens auf bereits am Boden Liegende. Ich bin sicher, die Produzenten werden bereits meine vernichtenden Kritiken bezüglich ihrer Werke erhalten haben und Konsequenzen daraus ziehen. Wobei diese bei diesem Film hoffentlich so aussehen, dass sich das Produktionsland Indonesien lieber darauf fokussiert, Australien Platz 1 in der Liste der Kohleexporteure abzunehmen und aufhört, Filme zu machen. Aber anstatt ich weiter auf dieses ohnehin schon genug bestrafte Werk einschimpfe, komme ich lieber zur nächsten Kritik und damit zur von mir großspurig angekündigten Komödie.

Sie heißt "Project X" und es handelt sich dabei um eine dieser Komödien, die sich Kinder nicht anschauen sollten, da es, wie bereits deklariert, ordentlich zur Sache geht.

Die Story ist im Prinzip recht schnell zusammengefasst: drei Teenager wollen zum Geburtstag von einem von ihnen eine riesige Party feiern. Der primäre Sinn dabei ist, sich bei den Mitschülern und eigentlich bei der ganzen Schule beliebter zu machen. Es werden also allerhand Leute ins Haus des Geburtstagskindes eingeladen, die Eltern sind natürlich nicht zugegen. Es entwickelt sich zunächst ein recht opulentes Fest, möchte man sagen, bei dem Drogen in allen Formen und Farben konsumiert werden. Gegen Ende läuft das alles aber ziemlich aus dem Ruder und entwickelt eine recht gefährliche Eigendynamik.
Die Geschichte ist nun wahrlich nichts Neues. Einer der Produzenten ist Todd Phillips, der Regisseur der "Hangover"-Reihe und es wird auch schnell ersichtlich, warum. Der Film fährt in derselben Schiene wie "Hangover", nur dass die Geschichte nicht im Nachhinein erzählt wird, sondern live.

Die Crew hinter dem Film ist noch relativ unerfahren. Regisseur ist Nima Nourizadeh, dessen Name stark persisch klingt, der aber in London geboren wurde. Es ist sein erster Film als Regisseur. Das Drehbuch stammt vom noch unerfahrenen und unbekannten Matt Drake und von Michael Bacall. Der ist zwar als Schreiber noch unerfahren, hat aber schon die Drehbücher für das wie ich finde sehr durchschnittliche "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" und den sehr lustigen "21 Jump Street"-Film geschrieben. Als Schauspieler hat er schon einige Filme auf dem Buckel, wenn auch nicht in den größten Rollen. Er ist aber auf jeden Fall einer von Tarantinos Bros und wird auch im baldigen "Django Unchained" von ebendiesem Regisseur mitspielen.
Produziert wurde der Film dieses Jahr in den USA.

Die drei Jungs, die die Party schmeißen werden gespielt von Thomas Mann, Oliver Cooper und Jonathan Daniel Brown. Die sind nun nicht wirklich die hellen Leuchten am Himmel Hollywoods, aber andererseits auch noch sehr jung. Sie sind jedenfalls gerade am Aufsteigen und man kann davon ausgehen, dass sie noch in einigen anderen großen Projekten mitspielen werden.
Stellvertretend für ein ganzes Rudel junger gutaussehender Frauen, die in industriellen Mengen durchs Bild laufen, seien Kirby Bliss Blanton und Alexis Knapp genannt, die optisch nochmals aus der Masse herausstechen. Die sind ebenfalls noch nicht allzu erfahren, es steht aber fast schon fest, dass da mehr kommen wird.
Die Schauspieler machen einen guten Job. Größtenteils müssen sie zwar nur Party machen, das machen sie aber gut und authentisch. Die wenigen Stellen, die einen Hauch von Dramatik haben, sind ebenfalls gut gespielt und realistisch dargestellt. Zusammenfassend kann man sagen, dass jede einzelne Rolle gut und passend besetzt ist, der Großteil des Films war aber auch nicht wirklich schwer zu spielen.

Auch das Drehbuch und die sonstige technische Umsetzung sind passend. Der Film ist sehr witzig, und das auf viele verschiedene Arten. Es werden alle möglichen Varianten von Humor bedient, auch wenn die etwas brachialere überwiegt. Es gibt aber auf jeden Fall sehr viel zu lachen, was auch an den witzigen Dialogen liegt.
Die Handlung beginnt recht langsam mit der Planung und Organisation und schließlich den Anfängen der Party. Dann wird das Tempo immer schneller und am Ende eskaliert die Situation förmlich. Für einen Spannungsbogen ist also definitiv gesorgt.

Das Ende des Films bereitet mir allerdings ein bisschen Sorgen. Wie immer werde ich keine Einzelheiten nennen, ich fand es allerdings bisweilen sehr unrealistisch. Die letzten 20 Minuten waren für mich daher sehr unglaubwürdig, lustig war es aber trotzdem. Komischerweise teilweise sogar lustiger als das zuvor, weil es herrlich unrealistisch-absurde Situationen gab.

Ein Wort noch zur Inszenierung. Der Film wird ausschließlich mit Kameras dargestellt, die in ihm vorkommen, man könnte sie Metakameras nennen, wenn man denn ein hochtrabendes Wort finden wollte. Die Handlung wird also durch alle möglichen verschiedenen Linsen gezeigt, die die Protagonisten im Film dabei- und laufen haben, sei es die Videokamera eines extra für die Dokumentation der Party angeheuerten Kameramanns oder eine Handycam. Die Qualität der Aufnahmen ist dadurch natürlich automatisch auf einem niedrigeren Niveau, weil sie konstant verwackelt sind. Dies fand ich aber ausnahmsweise nicht störend, sondern eher sehr authentisch. Das Geschehen wurde einem so nochmal näher gebracht.

"Project X" bietet also gute Schauspieler und eine durchschnittliche Story, die am Ende ein wenig absurd wird. Für Komödienfans ist der Film absolut geeignet, für solche, die gerne härtere Komödien sehen, ist er sogar fast Pflicht. Die Witze und der Humor sind teilweise sehr derb und es geht ganz schön wild zur Sache. Um einen Kritiker der New York Times zu zitieren: "'Project X' is rated R for skateboarding off the roof of a house without helmets. Oh, and for cursing, nudity, drinking, drug use and immolation."

7/10
 
Project X kriegt ne 10! :D

So ein geiler Film.


Aber war eigentlich ursprünglich hier um mich für "Perfect Sense" zu bedanken. Mir laufen immer noch die Tränen :cry:
 
Project X kriegt ne 10! :D

So ein geiler Film.


Aber war eigentlich ursprünglich hier um mich für "Perfect Sense" zu bedanken. Mir laufen immer noch die Tränen :cry:

Gern doch :cool:

Das ist aber nur mein Dienst an dieser (virtuellen) Gesellschaft, für den man mir keinesfalls zu Dank verpflichtet ist und für den ich auch keinen Dank erwarte, da mein Herz einfach grenzenlos groß und mit Nächstenliebe gefüllt ist.
 
Tja, Freunde, man kann nicht immer der Erste sein. Fragt man mal bei der deutschen A-Nationalmannschaft im Fußball nach, merkt man schnell, dass man ganz im Gegenteil sogar sehr oft Zweiter oder Dritter sein kann, obwohl man sich redlich müht, Erster zu werden.
Und dass ich mich in diesem speziellen Fall, um den es jetzt geht, bemüht hätte, der Erste zu sein, kann man wahrlich nicht sagen. Insofern bin ich also nicht einmal enttäuscht, dass ich nicht der Erste bin.
Die folgende Kritik handelt also von einem Film, der durchaus als Blockbuster bezeichnet werden kann, den ich aber trotzdem relativ spät erst bewerte.
Bei diesem Film handelt es sich um ein Werk, das häufig als Thriller geführt wird, aber durchaus eine Menge Drama beinhaltet. Genauer gesagt rede ich von "Contagion" aus dem Jahr 2011. Der Film wurde in den USA und, Achtung!, den Vereinigten Arabischen Emiraten produziert. Letzteres heißt wohl einfach nur, dass einer oder mehrere Scheichs die eine oder andere Million zur Erstellung des Films beigetragen haben.

Regisseur dieses sehr intensiven Films ist Steven Soderbergh, der trotz seines erst mittleren Alters bereits zu Hollywoods Granden gezählt werden kann, schließlich hat er schon unter anderem "Ocean's Eleven" (und die beiden anderen Teile, die allerdings bei Weitem nicht so gut sind) und das geniale "Traffic" inszeniert. Als Drehbuchautor fungiert hier Scott Z. Burns, der bereits beim mittelprächtigen "Der Informant!" mit Soderbergh in ebendieser Konstellation zusammengearbeitet hat. Außerdem hat er den bisher besten "Bourne"-Teil "Ultimatum" zu verantworten, also drehbuchtechnisch.
Beide haben also sowohl Erfahrung als auch ihr Können schon bewiesen.

Und was Erfahrung angeht, wird es vor der Kamera noch unfassbarer. Dort hätten wir als Darsteller Matt Damon, Laurence Fishburne, Jude Law, Kate Winslet und Marion Cotillard. Alle sind schon längst bekannte Schauspieler, auch hierzulande, abgesehen vielleicht von Letzterer, die zwar schon einige Filme gemacht hat, vor allem in Frankreich, und auch gut aussieht und somit Potenzial zum Wiedererkennen bietet, aber in Deutschland noch nicht übertrieben bekannt ist. Außer bei solch allwissenden Alleskönnern und -kennern wie mir natürlich.

Man kann dieses ganze einleitende Gelseiere auch abkürzen, indem man sagt, sowohl vor als auch hinter der Kamera wird ein hervorragender Job gemacht. Die schauspielerische Leistung ist sehr gut und authentisch und lässt die ohnehin schon brisante Story, gleich mehr dazu, noch realistischer und bedrückender wirken. Es ist auch erfreulich, dass die ganzen Stars wirklich harmonieren. Es gibt ja durchaus Filme, in denen Dutzende bekannter Schauspieler dabei sind, aber eben nur, damit man Dutzende bekannter Namen auf die BD-Packung schreiben kann. Hier hat das alles hingegen Hand und Fuß und jeder der Stars hat eine sinnvolle Rolle.
Dazu kommen das gute Drehbuch, das mit den Dialogen und der Handlung auftrumpft und die gute Inszenierung, die mal zwischen ruhigen Darstellungen und hektischem Kameragewackel schwankt, eben je nach dem, was gerade passend ist.
Was Schauspieler, Drehbuch und Technik angeht, ist also schonmal alles in Butter.

Dies ist auch bei der Story der Fall. Die ist zwar eigentlich recht schnell zusammengefasst, entfaltet aber dennoch eine extreme Wirkung. Der Film handelt davon, dass eine neuartige und realtiv tödliche Krankheit ausbricht. Die Handlung zeigt nun einerseits, mit welcher Geschwindigkeit sie sich auf der ganzen Welt ausbreitet, andererseits zeigt sie aber auch die Reaktionen in der Gesellschaft auf. Die wären primär natürlich Angst und Panik, später aber auch Wut über die Pharmaindustrie, die das Gegenmittel erst zu langsam produziert und dann auch erst an die hohen Tiere der Gesellschaft verteilt und den kleinen Bürger zunächst vernachlässigt.
Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr bedrückend und wie ich finde fast schon unheimlich gut inszeniert. Es gibt keine Actionszenen, sondern fast nur Dialoge und trotzdem ist der Film unfassbar packend. Das Szenario ist einfach unglaublich authentisch und realitätsnah dargestellt. Hinzu kommen die guten schauspielerischen Leistungen, die dem ganzen noch mehr Klasse verleihen.

Im weitesten Sinne ist "Contagion" also ein Katastrophenfilm. Allerdings ist er anders inszeniert als viele andere seines Genres. Der Fokus liegt auf den Menschen, die betroffen sind und auf den Gegenmaßnahmen, die extrem unscheinbar und wirkungslos erscheinen angesichts der rasenden Geschwindigkeit, mit der sich die Seuche ausbreitet.

Ich fand den Film sehr beklemmend und Gedanken anregend. So gut wie von diesem Film wurde dem Menschen seine Machtlosigkeit schon lange nicht mehr aufgezeigt, zumindest anfangs.
Sogar das Ende ist sehr passend gelungen und die letzten dreißig Sekunden sind eigentlich extrem simpel, aber trotzdem unglaublich stimmungsvoll, weil einem schlagartig klar wird, dass es nur ein kleines Missgeschick braucht und schon ist die Kacke am Dampfen.

Also, ganz ehrlich, sofern ihr es noch nicht getan habt, schaut euch "Contagion" an. Der Film ist ein extrem beklemmendes Thriller-Drama mit guten Schauspielern und einer guten Story.

8/10
 
Jetzt werde ich auf einen Film eingehen, von dem ich weiß, dass ihn ein Großteil hier nicht anschauen wird, weil bei mir seit geraumer Zeit der Gesamteindruck vorherrscht, dass hier größtenteils Metaller unterwegs sind. Es scheinen viel mehr Leute hier zu sein, denen die härteren musikalischen Gangarten lieber sind als die, der der folgende Film angehört.
Bei diesem ominösen Film handelt es sich um "Blutzbrüdaz",
jetzt mögt ihr euch fragen, warum ich diesen Film bewerte, und obwohl ich natürlich über den Dingen stehe und niemandem Rechenschaft schulde, werde ich euch nun Rechenschaft diesbezüglich ablegen. Zunächst einmal, und das ist wohl der simpelstmögliche Grund, ist der Film wirklich gut, wie ich hier noch darlegen werde. Darüber hinaus ist der Film aus Deutschland. Ich habe bisher immer mal wieder betont, dass ich eine leichte, nennen wir es Angst, vor deutschen Filmen habe, da sie in der Vergangenheit und leider auch in der Gegenwart des Öfteren sehr billig und schlicht und ergreifend schlecht waren. Es gab natürlich auch hier schon immer Ausnahmen. Doch in den letzten paar Jahren mehren sich in Deutschland (mit-)produzierte Filme, für deren Qualität man sich nicht mehr völlig schämen muss und die teilweise sogar sehr gut sind, wie beispielsweise "Die Welle" oder "Der Vorleser", die ich beide uneingeschränkt empfehlen kann. Deswegen dachte ich einfach, es sei an der Zeit, meinem populären und nahezu legendären Thread mal ein deutsches Machwerk beizufügen, und was ich denke ist nicht einfach nur so dahergedacht, sondern hat Hand und Fuß. Und es kann ja auch nicht sein, dass hier Filme aus Indonesien und Australien vorkommen und keiner aus der - im Vergleich mit diesen beiden Nationen - Filmweltmacht Deutschland. An dieser Stelle möchte ich übrigens erwähnen, dass ihr eure Augen nach einem Film namens "The Raid" aufhalten solltet. Der kommt ebenfalls aus Indonesien und hat bereits hervorragende Kritiken erhalten und soll ein Action-Reißer vom Feinsten sein. Ich habe ihn noch nicht gesehen, werde dies aber so bald wie möglich tun und dann auch hier meine nicht unerhebliche Meinung dazu postulieren. Schließlich hat das ganze Land noch eine cineastische Scharte auszuwetzen. Der letzte Grund, warum ich auf "Blutzbrüdaz" eingehe, ist die Tatsache, dass er gerade einmal 288 Bewertungen bei imdb.com hat und sogar Bushidos Grottenfilm mehr als zehnmal soviele hat. Es gibt wenige gute Musikfilme, erst recht aus Deutschland, deswegen sollte man die wenigen, die etwas taugen, besonders hervorheben.

Nach dieser exorbitant ausführlichen Rechtfertigung - ich weiß, dass der Film einen schweren Stand bei euch haben wird - ist es nun Zeit, zum Thema zu kommen.
"Blutzbrüdaz", 2012 in Deutschland produziert, ist zwar in der Regel als Musikfilm gelistet, hat aber ebenfalls sehr starke komödiantische Anleihen.
Der Regisseur ist Özgür Yildirim, der zwar bisher nur eine handvoll Filme gemacht hat, unter anderem aber auch "Chiko" mit Moritz Bleibtreu, von dem man allerhand Gutes hört und der auch gute Bewertungen hat. Ich persönlich habe ihn allerdings noch nicht gesehen.
Die Drehbuchautoren sind Jan Ehlert und Nicholas J. Schofield, so wie der Lauch aus "Prison Break". Für ersteren war dies die erste Anstellung als Drehbuchschreiber, für letzteren die zweite. Die erste war bei ihm wiederum für die Serie "Rosa Roth", besonders mit Ruhm bekleckert hat er sich also auch noch nicht.
Man sieht also schnell, dass die Leute hinter der Kamera sehr unerfahren sind und teilweise sogar Neuland betreten. Das merkt man dem Film aber nicht an, besonders die Dialoge halte ich für sehr gelungen und gewitzt.

Doch Unerfahrenheit findet man nicht nur hinter der Kamera, sondern auch davor, zumindest wenn man nach Kinofilmen sucht. Die Hauptdarsteller sind Sido, also Paul Würdig und B-Tight, der mit bürgerlichem Namen Robert Edward Davis heißt. Beide sind zwar Bühnen und Rampenlicht gewöhnt, weil sie kommerziell erfolgreiche und gefragte Rapper sind, aber eben nunmal keine Schauspieler, was bedeutet, dass auch sie teilweise neue Erfahrungen erlebten.
Neben diesen beiden Rappern, die eigentlich jeder hier zumindest vom Namen her kennen sollte, sind auch einige andere in Nebenrollen mit von der Partie. Da wären unter anderem Tony D., der von einigen Leuten als größter Nagel in den Sarg von Aggro Berlin gesehen wird, Alpa Gun und Liquit Walker. Mehr Rapper konnte ich auf den ersten Blick nicht orten, aber ich bin auch bei Weitem kein Fachmann, sondern höre Hip Hop nur aus Spaß und zwischendurch.
Diese ganzen Leute sind aber auf jeden Fall angemessen und passend für den Film, der im Rapmilieu spielt. Schauspielerisch ist die Gesamtleistung auf jeden Fall sehr gut. Es entsteht ein stimmiges und authentisches Bild, in dem jeder seine Rolle passend ausfüllt.
Überrascht war ich aber besonders von den guten Schauspielleistungen der beiden Hauptdarsteller. Beide stellen ihre Charaktere sehr sympathisch dar und beweisen gutes komödiantisches Talent, wie ich finde.
Was das Schauspielerische angeht, ist "Blutzbrüdaz" also über jeden Zweifel erhaben.

Die Story ist nicht der Bringer, aber immerhin biografisch angehaucht. Die Darsteller spielen zwar fiktive Cahraktere, die Handlung orientiert sich aber definitiv an Sidos und B-Tights Karrieren.
Der Film zeigt zwei junge erfolglose Hobbyrapper, die sich im Untergrund langsam hocharbeiten und schließlich ihre eigene Platte veröffentlichen. Dabei werden sämtliche Schwierigkeiten wie fehlendes Equipment, Geld oder das nicht vorhandene Vertrauen anderer gezeigt.
Das besonders Unterhaltsame ist allerdings, dass alles mit einem Augenzwinkern und viel Wortwitz dargestellt wird. Im Gegensatz zu anderen Werken aus dem Hip Hop-Genre, hauptsächlich den Vertretern aus den USA, wird hier nicht übertrieben auf Gangster gemacht. Das macht den Film sehr sympathisch.
Trotzdem ist die Handlung natürlich nichts Besonderes. Aufstieg und Konflikte von Straßenmusikern wurden schon oft genug dargestellt.

Besondere Erwähnung verdienen hingegen die im Film vorkommenden Songs. Der Soundtrack ist zwar logischerweise sehr Hip Hop-lastig geraten, aber trotzdem sehr gut gelungen.

"Blutzbrüdaz" ist also eine Musikkomödie mit guten Schauspielern und einer guten musikalischen Untermalung. Die Story ist leider nicht sonderlich innovativ aber sehr charmant erzählt. Die beiden Hauptcharaktere sind einem einfach sympathisch.
Alles in allem also ein Film, der es verdient hat, der erste deutsche Film hier zu sein. Also springt über euren Schatten, ihr Metalheads und gönnt ihn euch.

7/10
 
So, hier bin ich wieder. Kurz bevor dieser Thread vollends in der Versenkung verschwindet, hauche ich ihm ein weiteres Mal Leben ein. Und womit könnte man das besser, als mit einem Film, in dem dutzenden Leuten ihr Leben ausgehaucht wird. Es kommt nun der Film, den ich vor einer Weile hier namentlich erwähnt habe und von dem ich sagte, dass der geneigte Kinogänger ihn im Blickfeld haben sollte.
Die Rede ist von "Serbuan maut", wie er im Original heißt. Hierzulande und allgemein international kennt man ihn unter dem Titel "The Raid". Interessanterweise heißt der Film in den USA hingegen "The Raid: Redemption". Dies wurde so veranlasst, damit das US-amerikanische Remake, das bereits angekündigt wurde, dann einfach nur "The Raid" heißen kann. An diesem Remake sollen übrigens auch einige Leute des Originals beteiligt werden, unter anderem der Drehbuchautor und die Choreografen der Kampfszenen.
Allein die Tatsache, dass der Film ein Hollywood-Remake bekommt, spricht schon Bände über die Qualität von "The Raid". Da der Film aber aus Indonesien ist und ich ja bekannterweise einen besoderen Bezug zu diesem Land, beziehungsweise zu Filmen aus diesem Land, habe, werde ich nun detailliert auf ihn eingehen.

Der Film wurde 2011 in Indonesien produziert, wobei auch die USA an dessen Produktion beteiligt waren. Der Regisseur dieses blutigen Action-Feuerwerks ist Gareth Evans, ein junger, in Wales geborener Regisseur. Er hat bisher insgesamt vier Werke gemacht, von denen ich nur "Merantau: Meister des Silat" kenne. Dieser Film ist ebenfalls sehr actionhaltig und Freunden von Martial Arts-Kämpfen durchaus zu empfehlen.
Eine Eigenheit des Regisseurs ist es, dass er zu seinen Filmen die Drehbücher selbst verfasst, so auch bei "The Raid". Allerdings muss man dazu auch ehrlicherweise sagen, dass bei beiden Werken, die ich von ihm kenne, diese nicht allzu schwer gewesen sein konnten.

Die Story ist sehr überschaubar und im Prinzip lächerlich banal. Der Film handelt von einer Gruppe Elitepolizisten, die das Haus eines indonesischen Gangsterbosses stürmen. Dabei werden sie von dessen Schergen entdeckt und aufs Blutigste bekämpft.
Alles in allem ist die Story wirklich nicht der Rede wert, allerdings ist sie meines Erachtens aber auch nicht der Hauptgrund, warum man sich diesen Film anschaut, denn der ist die Action.

Die Handlung dient nur als Setting für allerlei brutale Kämpfe, die sowohl in Form von Schießereien als auch Martial Arts-Schlägereien auftreten.
Erstere sind dabei extrem blutig und martialisch gestaltet. Es spritzt literweise Kunstblut und es wird sehr oft in die Zeitlupe gewechselt. Dies hat zum Effekt, dass die Schusswechsel intensiver wirken, aber auch blutiger und brutaler rüberkommen.
Die waffenlosen Kämpfe, oder besser gesagt die schusswaffenlosen Kämpfe, sind ähnlich brutal und auch recht blutig. Aber sie sind wirklich grandios choreografiert und extrem stylish in Szene gesetzt. Außerdem sind sie, was die Kameraführung angeht, so gut dargestellt, dass man sich mittendrin fühlt und meint, sie hautnah mitzuerleben.
Die Handlung ist also nicht der Rede wert, die derben Kämpfe wiegen das aber locker auf und sind auch der eigentliche Grund, warum man sich einen Actionfilm anschaut.

Die Darsteller sind, ebenso wie der Regisseur und Drehbuchautor Gareth Evans, unbekannt und unerfahren. Außerdem sind sie zu einem überragenden Großteil Indonesier, ich glaube aber, in einigen winzigen Neben- und Statistenrollen ein paar Nicht-Asiaten erkannt zu haben.
Namentlich hätten wir als Hauptdarsteller Iko Uwais, Donny Alamsyah, Yayan Ruhian und Joe Taslim an Bord. Die ersten Drei davon waren übrigens schon in "Merantau" zu sehen, die scheinen also sowas wie Homies des Regisseurs zu sein.
Prinzipiell kann man das, was man über die Handlung gesagt hat, für die Darsteller wiederholen. Das Drehbuch verlangt ihnen keine charakterdarstellerischen Meisterleistungen ab, sondern zu Actionkino passende Darbietungen, also Wut, Geschrei und Gewalt. Ich bezweifle, dass sich ein Großteil der Darsteller in einem Drama oder etwas ähnlich schwer Darzustellendem gut schlagen würde, aber in "The Raid" passt das alles. Die Schauspieler spielen ihre Rollen gut und authetisch. Die Akteure passen zueinander und harmonieren teilweise sogar recht gut. Insgesamt eine passende schauspielerische Leistung aller Leute, egal ob Haupt- oder Nebenrolle. Wirklich schwer hatten sie es aber nicht.
Es gibt sogar die eine oder andere ruhige Szene, die teilweise sogar schon fast poetisch dargestellt wird und die extrem interessant sind, auch wenn nicht viel darin passiert. Es ist aber spannend zu sehen, wie die bleihaltige Daueraction achterbahngleich für eine ruhige Sequenz unterbrochen wird. Diese Passagen kommen in der Regel unerwartet und passen fast immer gut ins Gesamtbild, nur ein- oder zweimal kommt das Gefühl auf, sie würden die Action etwas ausbremsen.

Ein Wort muss ich nun am Ende noch über den Gewaltgrad des Filmes verlieren. Dass es ein Actionfilm ist, der sehr blutig inszeniert wurde, habe ich bereits erwähnt. Die Gewalt ist aber überdurchschnittlich hoch und teilweise wirklich sehr heftig. Es ist beispielsweise zu sehen, wie einem Kind in Zeitlupe der Hals durchschossen wird, alles natürlich mit dem einen oder anderen Liter Kunstblut versehen. Solche Szenen gibt es immer mal wieder - nicht Gewalt gegen Kinder, sondern übertrieben brutale Sequenzen, mit denen man nicht unbedingt rechnet - und das ist es, was den Film auch so intensiv macht. Zusammen mit der besonderen Atmosphäre - es findet schließlich alles in einem Haus statt, es gibt also keine Verfolgungsjagden oder Riesenexplosionen, sondern eher kleinere aber dafür näher wirkende Scharmützel im eins gegen eins oder in Kleingruppen - bestimmt das die Bauart des Films.

"The Raid" ist also ein sehr heftiger und blutiger Actionfilm mit Minimalstory aber der Maximaldosis an Schießereien und Nahkämpfen, die man sich vorstellen kann. Der Film verzichtet, bis auf Zeitlupe, auf viele modernere Gepflogenheiten, wie besispielsweise Wackelcam und kommt daher beruhigend altmodisch daher, was ich persönlich sehr mag.
Für Actionfans, insbesondere diejenigen, die auch auf die alte Schule des Actionkinos stehen, kann die Devise nur lauten, diesen Film sehen zu müssen.

Außerdem ist festzustellen, dass Indonesien die Scharte des Jenglots mittlerweile ausgewetzt hat. Dies hat zwar einen Haufen Leichen in beiden Filme gekostet, trotzdem werde ich ab nun nicht mehr so oft auf dem Erstlingswerk aus der südostasiatischen Inselnation rumhacken.

7/10
 
Ich meld mich mal wieder gleich mit ner Art "Kritik".

Würd es dir was ausmachen im Startpost gleich die Punkte daneben einzutragen?
Kannst dir auch gern Zeit lassen :p


Ich werd die Tage dann mal wieder ein paar deiner Kritiken durchlesen, brauch mal wieder neue Filmchen.
 
Das habe ich mir auch bereits überlegt, mich allerdings bewusst dagegen entschieden. Die Wahrscheinlichkeit ist einfach größer, dass Kritiken nicht gelesen werden, wenn die Wertung gleich ersichtlich ist.

Und falls du tatsächlich in diesem Thread nicht fündig werden solltest, kannst du mir auch gerne ne PM schicken und ich werde versuchen, etwas zu finden, was hier noch nicht vertreten ist.

P.S. "The Dark Knight Rises" war übrigens nicht gut, den kannst du dir getrost sparen. Und der Rest der Leserschaft natürlich auch.
 
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