Also, Jungs und Mädels, machen wir mal weiter. Es scheint so als wäre meine akute und fast schon chronische Unlust vergangen, denn momentan sprudelt die Rezensionslust aus mir, wie Kohlendioxid aus den Fabriken dieser Welt. Dass die Erde vor die Hunde geht, juckt natürlich keine Sau, meine wiedererlangte Freude am Mäkeln und Kritisieren ist jedoch landein landaus ein Grund zum Tanzen.
Woher meine plötzliche Motivation kommt, ist mir schleierhaft. Aber man sieht ja sowieso in diesem Thread, dass die Perioden zwischen zwei Kritiken nur selten konstant sind. In der Regel sind sie schwankend wie eine Gruppe betrunkener 14-Jähriger auf dem Deck eines Schiffs in einem Sturm; soweit ich mich erinnern kann, lagen bisher zwischen 24 Stunden und 3 Monaten zwischen zwei Kritiken. Eventuell lebt dieser Thread auch nur wieder auf, weil mich kein anderes Topic intellektuell zu fordern vermag und wenn schon keine externe Forderung kommt, biete ich mir selbt wenigstens eine interne.
Nun aber genug des ausschweifenden und vom Thema abweichenden Schwadronierens, zurück zu einer meiner unzähligen und mannigfaltenen Kernkompetenzen. Hier folgt nun also eine in epischer Breite und in lyrischer Schönheit und poetischer Genauigkeit dargebotene Kritik.
Der Auserwählte ist in diesem Fall ein Film, der schon kurz Erwähnung gefunden hat, und zwar im Zitate-Raten-Thread. Dort wurde er lobend von mir und einer zweiten, unwichtigen Person, an die ich mich schon gar nicht mehr erinnere, erwähnt.
Es handelt sich hierbei um einen Horrorthriller namens "The Cabin in the Woods", der überraschenderweise hierzulande seinen Originaltitel trägt. Ich muss mich also ausnahmsweise nicht über dumme Titel und noch dümmere Untertitel aufregen. Wusste ich doch, dass die Damen und Herren aus Hollywood früher oder später diesen Thread finden und den essentiellen Weisheiten darin folgen würden.
Gedreht wurde dieses Werk in den USA und eigentlich auch schon 2009 fertig gestellt. Doch es hat erst 2012 seinen Weg in die Öffentlichkeit gefunden, obwohl es natürlich Ende 2011 schon auf einem Festival Premiere feierte.
Regisseur von "The Cabin in the Woods" ist Drew Goddard und dies ist auch sein einziger Film bisher, den er als Regisseur verantwortet. Er hat auch an der Story mitgeschrieben, hier ist er deutlich erfahrener, hat er doch unter anderem die Drehbücher für einige Folgen von "Buffy", "Lost" und "Alias" geschrieben, sowie das Drehbuch zu "Cloverfield", den ich allerdings sehr ranzig fand. Mit ihm zusammen am Drehbuch gearbeitet hat Joss Whedon, der seines Zeichens Regisseur von "The Avengers" und ein paar Folgen "Angel" und "Buffy" war. Doch auch im Bereich des Drehbuchschreibens hat er Erfahrung, er hat nämlich für alle Formate, die ich eben aufgezählt habe, auch Skripte verfasst.
Die Leute, die hinter dem Film stehen, haben also schon eine ordentliche Portion Erfahrung sammeln können, wenn auch größtenteils mit Serien. Aber Erfahrung ist Erfahrung, wer in der Kreisklasse Fußball spielen kann, weiß zumindest, wie die Grundlagen in der Ersten Bundesliga funktionieren, der Rest ist Übung.
Die Hauptrollen im Film werden von fünf mehr oder weniger jungen und neuen Schauspielern gespielt. Da wäre erstens Kristen Connolly, bekannt aus
"The Happening" und einem meiner Lieblingsdramen, "Zeiten des Aufruhrs". Ein Film, den ich wirklich jedem, der Dramen auch nur im Ansatz zugeneigt ist, uneingeschränkt empfehlen kann. Des Weiteren spielen Anna Hutchison, Fran Kranz und Jesse Williams mit. Nicht zu vergessen Chris Hemsworth, der in letzter Zeit ja in fast allem mitmacht, unter anderem in "Thor", "The Avengers" und "Snow White and the Huntsman". Auch in den Fortsetzungen zu allen drei dieser Filme ist er natürlich dabei.
Alles in allem wie gesagt noch recht junge Schauspieler, von denen bis auf Erstere und Letzteren noch keiner den finalen Durchbruch geschafft hat. Und auch bei Kristen Connolly würde auf jeden Fall noch mehr gehen.
Die Story ist auf den ersten Blick sehr horrortypisch. Die eben genannten fünf Darsteller verbringen ein Wochenende in einer Waldhütte und werden plötzlich von untoten Menschen bedroht und, man möchte fast sagen, gegängelt. Dass mehr als nur Teenie-Geslashe - auch wenn keiner der Darsteller mehr ein Teenie ist - dahintersteckt, wird relativ schnell deutlich. Es gibt nämlich eine mysteriöse dritte Partei, die sowas wie das Bindeglied zwischen Tätern und Opfern bildet, etwa so, wie der Sechser im modernen Fußball das Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff ist.
Insgesamt ist die Story wie ich finde gut gelungen. Man merkt als Zuschauer schnell, dass mehr dahinterstecken muss als sonst in diesem Genre üblich, eben weil man bereits nach einer Viertelstunde mit der dritten Partei konfrontiert wird. Man weiß ab dann nie genau, was denn genau vor sich geht. Man erhält zwar immer mal wieder ein weiteres Puzzleteil, komplett Sinn macht alles aber erst kurz vor Schluss. Und, soviel kann ich verraten, es ist durchaus ein wenig krank, also die ganze Geschichte an sich.
Die Geschichte ist zwar gut, mir persönlich kommt aber die Offenbarung der Drittpartei zu früh. Da hätte ich mir gewünscht, dass der Film den Zuschauer länger im Dunkeln tappen lässt und diese Lösung dann erst später anbietet, dies hätte auch schockierender gewirkt. Es funktioniert aber auch so sehr gut, weil man eben nicht gleich mit der ganzen Wahrheit konfrontiert wird. Man weiß zwar, dass es noch einen weiteren Akteur gibt, was genau der jetzt macht und wie der involviert ist, wird jedoch erst gegen Ende klar.
Trotzdem ist die Geschichte wie gesagt gut gelungen und auch konstant spannend. Man fiebert dem Ende regelrecht entgegen.
Einzig und allein die Tatsache, dass die Handlung eine Weile braucht, bis sie in Schwung kommt, ist meines Erachtens ein wirklicher Schwachpunkt. Zu Beginn gibt es sehr viel Party und Schwimmen und Saufspiele, was zwar dank der attraktiven weiblichen Besetzungen durchaus Freude macht anzuschauen, aber inhaltlich halt wenig fordert. Und wenn man attraktiven Frauen beim Partymachen oder Ähnlichem zuschauen will, kann man dies auf direkterem Wege tun.
Noch ein Wort zu den schauspielerischen Leistungen. Die sind allesamt sehr gut und authentisch und wirken immer angepasst. Allerdings ist nun auch wirklich nichts Übermenschliches von den Schauspielern gefordert. Sie tragen schlicht und ergreifend durch ihre adäquaten Leistungen zum stimmigen Gesamtbild bei und sorgen dafür, dass die Handlung zum Greifen kommt.
Und wo ich gerade darüber sprach, dass der Film eine Weile braucht, bis er in Fahrt kommt, ist zu sagen, dass es dafür aber kurz nach der Mitte richtig abgeht. Ab da steigt der Blutfaktor im Film signifikant und fast aufs Unmessbare an. Es gibt sehr viele brutale und intensive Szenen, alles untermalt von literweise Kunstblut, das in unfassbaren Fontänen durch die Gegend spritzt. Wirklicher Horror kam bei mir allerdings nie auf, der Film ist in meinen Augen eher ein Thriller mit relativ hohem Splatteranteil als ein Horrorfilm.
Das Ende ist dann wiederum sehr stylisch und tröstet über die Schwächen zu Beginn hinweg.
Alles in allem ist "The Cabin in the Woods" also ein Horrorthriller mit viel Blut, dessen Story etwas langsam in Fahrt kommt, aber trotzdem sehr spannend und interessant ist, weil sie einfach was Neues bietet. Die Auflösung ist fast schon erschütternd und ein kleines Bisschen gestört. Schauspielerisch und technisch macht der Film ebenfalls alles richtig. Wer nach ein wenig Innovation im Horrorgenre sucht oder Fan des Genres ist, ist hier definitiv richtig.
7/10