Im Endeffekt wurden die Chars doch eh immer gleich gestattet und geskillt. Man hat natürlich andere skills gemaxt, aber dann wird es in Zukunft heißen.
Wenn de ne Blizzard sorc haben willst, gibste diese Rune in den Skill etc. Wenn man sich dann noch die verschiedenen Effekte der Runen auf die Skills ansieht, dann erscheint es mir eher so, als ob man jetzt viel mehr Möglichkeiten für seinen char hat.
Diablo 2 hatte in der Tat ein Balance-Problem, so dass gewisse Kombinationen spürbar besser waren als andere. Deswegen hat man oft das gleiche geskillt. Man hätte allein diese Tücke beheben und sich etwa Kreatives ausdenken können, dann wäre dieses Argument für die Abschaffung der Skillpunkte futsch.
Mehr Individualität hätte man eigentlich tatsächlich, weil es viele Skills gibt und wenn Blizzard trotz der Entfernung der Skillpunkte die Balance verbessern kann, hätte man zumindest auf den ersten Blick eine Menge Auswahl. Kann man die Skills aber wirklich am Fließband ohne Probleme tauschen, dann ist die scheinbare Individualität futsch, weil ich mich schlagartig und problemlos anderen anpassen kann. Wie individuell ist man, wenn man hinsichtlich der Skillung schlagartig imitiert werden kann? Klar, es wird zwar bezüglich der Ausrüstung oder bezüglich der Runen eine gewisse Bevorzugung geben, aber hat man genug Ausrüstung gesammelt kann man hier auch einiges wettmachen. Die Individualität durch die permanente Beschränkung auf eine von mir ausgewählte starke Skillkombo ist zumindest durch die leichte Tauschbarkeit meiner Auswahl und die gleichmäßige Stärkung aller Skills deutlich verringert worden. Und Diablo 2 wurde durch den unbegrenzten Respec meiner Meinung nach auch etwas zerstört, wobei man diesen dort immerhin nur im Endkontent erlangen konnte.
Ein Held fühlt sich so auch beliebig bei der Entwicklung selbst an, da ich auch sofort in den Fertigkeiten besser werde, die ich vorher noch nie benutzt oder ich die ich je einen Skillpunkt investiert habe. Man hat kaum das Gefühl, dass man sich seine Lieblingsfertigkeiten erarbeitet hat, man bekommt sie einfach geschenkt.
Das Argument mit dem "Dann muss man sich eben ständig überlegen, welche Kombo ich jetzt benutze" halte ich auch für fragwürdig. Wenn man sich 6 Fertigkeiten aussucht sind die in der Regel entweder schon so stark gefächert, dass ich problemlos mit dieser aller Gegner niederringe oder sie ist so spezialisiert, dass ich unter den vorgefertigten Builds durchwechseln werde. Und wirklich überlegen muss ich mir meine Auswahl kaum, wenn es wirklich so kommt, dass ich problemlos wechseln kann. Bei den meisten Fertigkeiten wird man wahrscheinlich schnell wissen, in welcher Situation sie gut ist und was sie bewirkt und kann nicht mehr groß überlegen. Das hat dann auch weniger mit Nachdenken, als mit routinemäßigem Auswählen der Fertigkeit zu tun.
Da ist es anspruchsvoller den Spieler von vornerein vor die Wahl zu stellen, welche der Skills er in der Zukunft benutzen will. Dann hat man nämlich genau dieses Gefühl, dass man sich einen ganz besonderen Chrakter selbst erspielt und in seine spezifischen Stärken selbst investiert hat. Ein Komprmiss, damit man jede Fertigkeit auf Level 1 und so ausprobieren kann, wäre da ja noch sinnvoll. Werden aber alle Helden mit jedem Aufstieg in allem gleich viel besser, dann fühlt sich der Held vorgefertigt und beliebig an. Da mögen Items und Runen ein kleines Trostpflaster sein, aber wäre diese Flexibilität unter den Skills nicht, dann stände es enorm besser um die Individualität. Es wird einfach aus meiner Hinsicht viel verspielt.
Es ist diese verdammte Flexibilität, die die Individualität einschränken wird, wenn Blizzard nicht noch etwas ändert. Alle Infos deuten zur Zeit darauf hin, dass zumindest die Beta mit starker Flexibilität unter den Skills spielbar sein wird. Ich kann nur hoffen hoffen, dass sie da noch was machen oder einen Kompromiss in die Richtung finden, auch wenn die Skillpunkte futsch bleiben. So wie es auch in dem "Gamestar"-Betatest angeprangert wurde, dass dem Spiel ohne Skills und Spezialisierung etwas fehlt.
Ich werde mir D3 sicher nicht kaufen, wenn sich da zumindest nicht noch ein Kompromiss andeutet, weil ich mit anderen Spielen schon ganz ähnliche Langeweileerfahrung gemacht habe.
Und ich finde es auch blöd von einigen hier immer zu lesen, dass sich sowieso alle das Spiel kaufen werden, wenn es rauskommt. Bei einigen mag das so sein, aber viele haben nunmal gewisse Ansprüche und werden die Beta und das Verkaufsoriginal gründlich studieren und eine entsprechende Entscheidung treffen. Und selbst wenn es dann doch trotz Kritik gekauft wird, dann wird es wegen der hier bemängelten Dinge bei vielen sicherlich schneller ausgelutscht sein, als man es sich gewünscht hat. Und auch das muss ich jetzt schon befürchten, selbst wenn ich es später kaufe.
Deshalb sind solche "Ihr werdet es sowieso kaufen"-Sprüche nichts anderes als das optimistische Pendant zu undurchdachter Kritik.