Kapitel 17
Kapitel 17 - ein Tag in der Stadt
Shar'Tel betrat das Gasthaus Mantel und Degen durch einen mit einem schweren Samtvorhang abgetrennten Raum. Der Vorhang dämpfte die Musik von drinnen. Drinnen, das war ein großer Saal, der in verschiedene Bereiche unterteilt wurde. Gleich rechts vom Eingang befand sich die Rezeption, an der man sich Zimmer mieten konnte. Dahinter führte eine Treppe in die oberen Etagen. Auf der linken Seite im Saal befand sich – erhöht und durch ein Geländer abgetrennt - eine Tanzfläche an dessen Kopfende eine Band aufspiele und ein paar Gäste tanzten dazu.
Rechts im Saal standen ein paar Tische, an denen sich Stadtbewohner unterhielten und gelegendlich an ihrem Met nippten und nun aufsahen um die schwer bewaffnete Kriegerin zu betrachten.
Direkt gegenüber dem Eingang war die Bar. Die Möbel waren alle aus massivem Holz, standen stabil im Raum und waren gut geplagt, wiesen also wenig Gebrauchsspuren auf.
Shar'Tel nahm sich ein adäquates Zimmer für die nächsten zwei Nächte und brachte ihre Sachen hinauf.
Als sie wieder herunter kam um sich noch einen Drink zu genehmigen, war einer der Stammkunden von seinem Tisch aufgestanden und machte einige Schritte auf sie zu, dabei gierig grinsend.
_____„
Na Mä'chen? Willste Dich nich schu mich setschen?“
Er machte Anstallten ihr an den Busen zu fassen. Shar’Tel schlug ihm die Hand weg, aber er schien wohl zu besoffen zu sein um diese Geste zu verstehen. Er stank übelkeiterregend. Ihm gegenüber duftete die Kriegerin wohl wie eine Sommerbrise, hatte sie doch erst vor zwei Tagen gebadet. Um sich mehr Ausdruck zu verleihen, packte sie den Mann mit der linken Hand am Hals, während ihre Rechte instinktiv Richtung Schwertgriff zuckte. Sie schloss die Augen, um sich zu sammeln.
_____Beruhige Dich Shar! Der ist es nicht wert.
Als sie ihre Augen wieder öffnete, lag seine Leiche kopflos in einer Ecke. Zwei weitere männliche Tavernenbesucher lagen zerstückelt neben ihr. Blut tropfte von ihrer Klinge.
_____Nein!
Als sie wieder zu Besinnung kam, hockte sie unter einer Weide und wusch in einem Fluss die rote klebrige Substanz von ihrem Schwert. Sie fand Befriedigung bei dieser Arbeit
und bei dem Gedanken die drei Männer eigenhändig umgebracht zu haben.
Als sie die Augen ein drittes Mal öffnete, stand sie immer noch in dem Wirtshaus und hielt den betrunkenen Gast am Schlafittchen. Sie stieß ihn zurück.
Die Geste war eindeutig und keiner der Tavernenbesucher traute sich mehr, sie dumm anzumachen.
Bei einem Humpen Met lauschte sie der Musik und versuchte vom Tag abzuschalten. Dabei ließ sie sich noch mal ein paar Punkte ihrer Reise durch den Kopf gehen.
Ihr fiel auf, dass sie zunehmend aggressiver und leichter reizbar wurde. Dabei hatte sie gar keinen Grund dazu; die Reise verlief ausgesprochen positiv. Selbst der Angriff des Dämonenschiffs, bei dem sie zum ersten Mal an ihre Grenzen gestoßen war, hatte sie nicht aus der Bahn geworfen.
Doch je angestrengte sie darüber nach dachte, desto mehr drifteten ihre Gedanken ab. Schließlich obsiegte die Erschöpfung des langen Marsches und sie legte sich zu Bett. Sie schloss die Augen und ihre Gedanken formten Bilder ferner Orte.
Die Luft war klar und einsetzender leichter Schneefall überzog die hügelige Steppenlandschaft mit einer weißen Puderzuckerschicht. Farben gab es in diesem Traum wenig. Grautöne prägten das Bild - und trotzdem – die Landschaft hatte ihren Reiz…
Einen Wald aus stämmig gewachsenen Bäumen hinter sich lassend, folgte sie dem Weg zu einem einsam stehenden steinernen Häuschen. Grauer, aus dem Schornstein dringender Rauch verriet ihr, dass sich in dem Häuschen die von ihr gesuchte Person aufhielt. Die schweren hölzernen Läden waren geöffnet, doch man konnte nicht durch die Fenster blicken. Ein Blechschild über dem Eingang mit Hammer und Amboss darauf zeichneten den Bewohner als Schmied aus.
Sie klopfte und trat ein.
Drinnen begrüßte sie eine Frau; die Schmiedin und Bewohnerin des Häuschens. Sie bearbeitete noch eben ihr Stück Metall zu Ende. Es sollte eine Scharte für einen Pflug werden. Während dessen betrachtete Shar'Tel die Schmiedin.
Diese trug eine Schütze aus schwarzen Leder sowie Arbeitshandschuhe aus dem selben Material. Sie hatte blonde Haare, zu einem Zopf gebunden und dunkle Haut, die Ruß geschwärzt war und von der schweißtreibenden Arbeit schimmerte.
Shar'Tels Körper begehrte den der Frau und die Kriegerin merkte auch, dass ihr eigener Körper männlich war.
Dies war nicht nur ein Traum. Es war die Vision eines Mannes. Doch wer dieser Mann gewesen sein mochte, konnte sie nicht sagen, wohl aber hatte sie eine wage Vermutung wer die Frau gewesen sein könnte.
Die Szene änderte sich.
Sie war noch immer im dem Häuschen. Doch nun in einem der oberen Zimmer. Sie lag in einem Bett. Den Körper der Schmiedin eng an den eigenen geschmiegt, fühlte sie ihre nackte Haut, streichelte ihr über den Rücken und flüsterte ihr ins Ohr:
_____'Wer bin ich jetzt?'
Die Schmiedin drehte sich um und sah ihrem Gegenüber ins Gesicht, die Augen vor Schreck geweitet.
Mitten in der Nacht wachte sie auf. Ihr war schwindelig.
Widersprüchliche Gefühle von Abstoßung auf der einen und Genuss auf der anderen Seite machten sich in ihr breit. Sie hatte den Schmerz und die Angst der Frau genauso genossen, wie ihre bloße Anwesenheit, doch ihr Verstand sagte ihr, dass es falsch war.
Unruhig schlief sie wieder ein. Wenn sie die Augen schloss, kam ihr der entsetzte Blick der Schmiedin in den Sinn.
Als sie am nächsten Tag aufwachte, herrschte auf den Straßen schon geschäftiges Treiben. Erst mit Widerwillen, überwand sie sich dann doch aufzustehen, sich nicht von schlechten Gedanken lähmen zu lassen.
Die Sonne strahlte durch die Gassen und lud ein die Wege der Stadt zu erkunden.
Sie zog sich an und frühstückte. Danach packte sie in ihrem Zimmer alles ein, was sie für den heutigen Tag brauchen würde: all ihre Schwerter und den Geldbeutel. Es hatte sich auch schon eine stattliche Menge Gold darin angehäuft. Auf ihn galt es besonders zu achten. Die restlichen Dinge aus ihrem Rucksack – ein paar Kleidungsstücke und zwei Decken – würde sie nicht brauchen und legte alles aufs Bett.
So ausgestattet machte sie also einen Stadtbummel. Als erstes verkaufte sie die Kurzschwerter im Abenteurers Allerlei und holte für den Säbel ein Angebot ein. Sie erhoffte sich bei einem der kleineren Händler einen besseren Preis zu erzielen und würde ohnehin noch einmal in diesen Laden zurückkommen, den sie so eilig verließ. Abenteurers Allerlei war ein Paradies für Abenteurer. Allein die im Eingangsbereich exponierten Stücke sahen phantastisch aus, kosteten auch dementsprechen viel. Sie ging lieber, bevor sie sich festsah.
Aus der Ladentür raus und die Seitenstraße verlassend kam sie auf die breite Hauptstraße auf der sie gestern Abend die Stadt betreten hatte. Sie sah von einem Hügel hinab die Straße entlang Richtung Haupttor. Die Lagerhäuser mussten dort hinten hinter einer Kurve liegen.
Erst jetzt fiel ihr auf, wie steil der Anstieg war. Sie konnte fast über die näher am Stadtrand gelegenen Häuser drüberwegblicken und die Mauern sehen.
Hinter ihr, weiter die Straße hinauf war der Palastturm, das zentrale Bauwerk der Stadt, der sich auf zwei Hügel zu beiden Seiten der Stadt stützte.
So wie es aussah, wand sich die Hauptstraße in einer großen Spirale um den Turm, der dadurch mehr zu einem Kegel wurde. Dabei wurde die Hauptstraße von zahlreichen Brücken überspannt, die die Plateaus der Oberstadt verbanden.
Rechts von ihr führte eine Treppe über viele Stufen zu einem dieser Plateaus, in dessen Schatten sich ein Markplatz befand, den man durch die vielen steinernen und verzierten Stützpfeiler auch als Markthalle bezeichnen konnte. Die hohen Gewölbe waren teilweise mit Tuch bespannt, sodass die Marktstände auch bei niedriger Sonne ausreichend Schatten hatten. Es war luftig und frisch, viele Menschen versammelten sich hier. Man spührte förmlich das Leben pulsieren. Dies war ein Ort an dem man sich gerne aufhielt. In der Mitte der Halle gab es einen Brunnen, dessen Skulptur eine Gottheit mit Hellebarde zeigte, die in einladender Geste einer auf einem Stein ruhenden Frau die Hand reichte.
Um die Säulen rankten sich Klettergewächse, die von begabten Gärtnern in ansehlicher Form gehalten wurden.
Manche Händler hatten einen Stand mit hölzernen Aufbauten, der sie von anderen abgrenzete. Obst, Gemüse und andere Lebensmittel lagen nach Sorten getrennt in Holzkästen, Stoffe und Textilien hingen in langen Bahnen von hohen Gestängen. Manch ein Händler hatte auch nur einen Teppich, auf dem er seine Waren auslegte.
Shar'Tel konzentrierte sich vor Allem auf die der Handwerker. Haushaltsgegenstände aus Ton, Blech, oder Glas ließ sie dabei außen vor, bei Schmuck wär sie lieber länger stehen gebleiben: Zu viel gab es hier zu sehen.
Der erste Stand, den sie näher ins Auge fasste war der eines Scherenschleifers. Doch es wurde schnell klar, dass die ausgestellten Messer, Äxte und Sensen keine Waffen, sondern Arbeitswerkzeuge waren. Der Händler war auch nicht an dem Kauf des Säbels interessiert. Sie konnte ihm deswegen keinen Vorwurf machen.
Ein paar Meter weiter sah es schon vielversprechender aus. Auf einem Teppich hatte ein Mann zahlreiche Messer in unterschiedichsten Formen und aus verschiedensten Materialien ausgelegt. Ebenso exotisch wie das Aussehen seiner Dolche war sein eigenes. Er hatte blasse Haut, kam also eindeutig nicht aus dieser Gegend. Er sah recht vital aus - sie schätze ihn auf Mitte Dreißig - doch die silbergrauen langen Haare passten nicht in das Bild.
Der Mann freute sich, endlich jemanden zu haben, den er Kunde nennen konnte.
_____„
Sie sind doch mal eine waschechte Kriegerin.
Jeder, der schon Erfahrung in der Wildnis gesammelt hat, weiß wie vielseitig und wichtig so ein Messer sein kann. Es ist bestimmt auch das Passende für sie dabei.“
Bei diesen Woten machte er eine einladende Geste und deutete dann auf seine Ware. Die Kriegerin stutze.
_____„
Eigentlich wollte ich in erster Linie diesen Säbel verkaufen.“
Sie zeigte ihm den Scimitar, den sie der Anführerin der Räuberbande abgenommen hatte.
_____„
Ihr habt Glück.
Ich bin nicht nur Händler von Dolchen, sondern handle zufällig auch mit Prunkwaffen. Ich bin bereit ihnen dafür vierhundertneunzig Goldstücke zu zahlen. Was sagt Ihr dazu?“
_____„
Tut mir leid, dass ist mir zu wenig. Ich habe bereits ein besseres Angebot bekommen.“
_____„
Oh, schade. Was ist mit den beiden Zweihandschwertern, die Ihr da noch bei Euch tragt?“
_____„
Tut mir leid, aber die brauche ich noch. Ich kann sie nicht verkaufen.“
_____„
Nun gut. Darf es dann noch ein Dolch sein?“
Er führte ein Model vor.
_____„
Handhabbarkeit und Einsatzvielfalt sollten für sich sprechen. Es ist nicht nur eine Waffe, die einem im Nahkampf einen entscheidenden Vorteil bringt, es ist auch darüber hinaus noch ein Werkzeug, welches viele der täglichen Aufgaben eines Abenteurers erfüllt; Jagdbeute zerlegen, Holz schnitzen. Für Feinarbeiten sehr viel besser geeignet als ein Schwert.“
_____„
Ich kenne die Vorzüge eines Dolchs. Ich habe einen.“
_____„
Darf ich mal sehen?“
Er fragte aus reiner Neugier und Shar'Tel zeigte ihm ihr Kampfmesser. Er nahm es in die Hand und betrachtete es genauer.
Es war, wie für einen Dolch üblich, symmetrisch; das heißt es hatte eine zweischneidige Klinge. Diese war bis zur Hälfte ihrer Länge scharf. In der Fehlschärfe hatte sie drei Zacken, die, wenn man den Dolch wieder aus dem Körper des Opfers reißt, eine große offene Wunde verursachen können. Die Waffe hatte auch eine Hohlkehle, die die Klinge durchbrach und damit genau soviel Gewicht aus ihr nahm um den Dolch leichter zu machen, ohne seine Stabiltät zu beeinträchtigen. Die Parierstange war aus Kupfer, leicht nach vorn gewölbt und ging am Heft entlang unter dem Griff aus Matronenholz in einen schlichten Knauf über.
Als der Händler den Dolch in die Hand nahm, wurden seine Augen groß, gierig wurde sein Blick. Doch davon bekam Shar'Tel nichts mit.
_____„
Was wollt Ihr für das gute Stück?“
_____„
Den brauche ich noch. Ich kann ihn nicht verkaufen.“
_____„
Dann tauschen wir. Ich biete euch im Gegenzug einen Dolch von mir.“
Noch immer war sein Blick auf das Messer der Kriegerin gerichtet, das er nun in seinen Händen drehte und von allen Seiten besah.
Sie schaute sich die Messer und Dolche an, die er auf dem Teppich vor sich ausgelegt hatte.
Da waren Dolche kurz und lang, mit und ohne Parierstange, mit gerader Klinge und auch einer mit wellenförmiger Klinge, den man 'Kris' nennt. Dann gab es einen Dolch, dessen Klinge aus zwei langen Zacken bestand und auch einen Dolch mit Griff und Parierstange aus Knochen.
Eine Reihe interessanter Dolche hatte der Händler da gesammelt, aber es stach keiner heraus, den die Kriegerin unbedingt haben wollte.
_____„
Ah, ich seh schon. Ihr seid eine ganz besondere Kundin, die die Dinge nach ihrer Gebräuchlichkeit beurteilt. Vielleicht habe ich ja hier genau das, was zu Euch passt.“
Er holte aus seiner Tasche neben sich ein Messer in schwarzem Ledereinband hervor. Ebenso wie die Scheide war auch der Griff dieses Messers schwarz und alle Metallelemente schimmerten in einem dunklen Grün.
Dieses Messer war etwas schwerer als ihr Dolch, die Klinge war länger und breiter, aber vorn genauso spitz. Außerdem war die Klinge auf einer Seite geschliffen, sodass man damit auch schneiden konnte.
Ihr Dolch hatte jahrelang seinen Zweck erfüllt. Warum sollte sie ihn also weggeben? Doch mit dem angebotenen Messer konnte man nicht nur zustechen, sondern auch schneiden und das könnte im Laufe ihrer Reise noch wichtig werden.
Sie tauschten.
Sie bedanke und verabschiedete sich und schlenderte weiter über den Markplatz, doch keiner von denen, die bereit waren ihren Säbel zu kaufen, machte ihr ein höheres Angebot als der Händler aus Abenteurers Allerei.
Auf der Suche nach einen Geschäft stieg sie eine der zahlreichen steilen Treppen zum Plateau über dem Markplatz und zur Oberstadt hinauf. Dort fand sie jedoch nur die Bibliothek und ein Badehaus.
Es war inzwischen früher Nachmittag als sie ein Gefühl von Hunger überkam. Sie brach ihren Bummel durch die Geschäfte ab und kehrte – wieder zurück auf der unteren Stadtebene - in ein Gasthaus ein um ein ausgiebiges Mittagsmahl zu sich zu nehmen.
Frisch gestärkt machte sie sich auf zu dem Laden, der als letztes Ziel auf ihrem Plan für den heutigen Tag stand.
Shar'Tel betrat das
Abenteurers Allerlei. Hier drinnen war es angenehm kühl. Es war leiser als draußen auf der Straße. Der Laden hatte etwas Mystisches an sich. Metall schimmerte aus Waffenregalen und Rüstungsständern.
Im Eingangsbereich waren ein paar sehr hübsche Stücke ausgestellt. Etwas weiter in den Raum hinein war an einer Theke die Kasse. Links daneben führte eine offene Tür in den hinteren Raum. In diesem Bereich gab es ein paar Ringe, Amulette, Gürtel und Umhänge aber auch Reisetaschen, Campingkochtöpfe, Zelte, Seile und weitere Dinge, die ein Abenteurer brauchen könnte.
Auf der anderen Seite der Theke führte eine Treppe in die höheren Etagen.
Im ersten Obergeschoss gab es Rüstungen und Rüstungsteile wie Helme, Schilde, Handschuhe und Stiefel.
Demnach befanden sich die Waffen im obersten Stock.
In dem hohen hellen Raum waren diese nach Gattung geordnet an den Wänden aufgereiht.
In jeder Etage waren ein Verkäufer und zwei Wachen.
Shar'Tel besah sich die Stücke. Viele mächtige Artefakte gab es hier. Knüppel, die Plattenpanzer durchschlagen und Knochen splittern lassen konnten, Lanzen und Hellebarden die bis zur Decke reichten, Äxte, eine schärfer und größer als die Andere. Ganz besonders faszinierten sie die Schwerter; einschneidige und zweischneidige, aus geschmiedetem Stahl, oder scharfem Kristall, mit Gravuren und Verzierungen vom Knauf bis zur Spitze. Doch ein Zweihänder stach ihr besonders ins Auge.
Er sah von außen schlicht aus. Der Griff war mit einfachem Leinen umwickelt, der talerförmige Knauf und die gerade Parierstange hatten einen Bronzeüberzug und die Klinge, die von der Spitze an schnell breiter wurde, verjüngte sich hinter einer Kante und nahm bis zur Fehlschärfe wieder die Breite einer Hand an.
Trotz seiner Schlichtheit strahlte das Schwert eine große Macht aus; sie musste es einfach haben und fragte den Verkäufer, ob sie es aus der Halterung nehmen dürfe. Der Verkäufe eilte mit einem Schlüssel herbei.
Sie trat aus dem Gang heraus in die Nähe der Treppe um mehr Bewegungsfreiheit zu haben und hieb damit ein Bisschen durch die Luft. Es gefiel ihr immer mehr. Trotz seiner Größe war die Waffe gut ausbalanciert, sodass man die Schläge schnell hintereinander ausführen konnte.
_____„
Was soll dieses Schwert denn kosten?“
erkundigte sie sich.
Der Verkäufer nannte ihr den Kaufpreis von dreitausendzweihundert Goldmünzen.
_____„
Och schade. Das ist zu teuer, so viel habe ich nicht.“
_____„
Vielleicht kann ich da behilflich sein.“
Der Dolchhändler, den sie heute schon getroffen hatte, kam gerade die Treppe hoch.
_____„
Ich bin immer noch am Kauf Ihrer beiden Prunkschwerter interessiert.“
sagte er an Shar'Tel gewandt. Die Kriegerin dachte kurz nach. Bei ihrer letzten Begegnung war die Vorstellung, am Ende ohne Waffe zu sein, ausschlaggebend gewesen, um auf diesen Handel zu verzichten. Aber nun hatte sie ein Schwert gefunden, welches seine Aufgabe weit besser zu erfüllen schien. Außerdem drängten sich nachts immer öfter Gedanken in ihr Bewusstsein, von denen sie ahnte, dass es nicht ihre eigenen waren und sie machte die Schwerter dafür verantwortlich.
Sie willigte ein und handelte mit ihm einen Preis aus, der hoch genug war um das neue Schwert zu kaufen und darüber hinaus noch etwas in der Tasche zu haben.
Wieder draußen auf der Straße machte sie ein paar Übungen mit ihrer neu erworbenen Waffe. Es fühlte sich
gut an und mit jedem Schritt, den sie machte, mit jedem Meter, der zwischen ihr und ihren alten Waffen lag, fühlte sie sich leichter.