*dingdong*
Kapitel 21: Seine "heroische" Motivation
Da es bereits spät Abends war, bot Vater uns an, bei ihm zu übernachten. Wir nahmen dankend an.
Lycander schlief im Gästezimmer, Arnold in den Bedienstetenquartieren und ich... auf der extrem unbequemen Couch.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich, neben starken Rückenschmerzen, ziemlich großen Hunger, also schlurfte ich langsam in die Küche, wo alle Anderen bereits versammelt waren. Igor und Arnold waren dabei, Frühstück zu machen, während Lycander und mein Vater am Küchentisch saßen. Ich setzte mich zu ihnen, als mein Vater seine Post durchsah:
“Rechnung, Rechnung, Morddrohung, Gerichtliche Vorladung, Rechnung, Werbung, noch `ne Morddrohung... hey, was ist DAS?“
Er hielt einen komplett schwarzen Umschlag in der Hand, welchen er neugierig öffnete.
Er entnahm ein einzelnes, vergilbt aussehendes Stück Pergament und begann, es still zu lesen.
Das Grinsen in seinem Gesicht vergrößerte sich mit jeder Zeile, die er las.
“Ich kann es kaum fassen, wie lange habe ich jetzt auf diesen Tag gewartet? ENDLICH erkennen diese Penner meine Leistungen mal an!“
“Jetzt sag nicht, die haben dich tatsächlich doch noch...“
“Oh doch, die haben mich tatsächlich doch noch für den Voldy™ nominiert!“
“Was ist denn bitte ein „Voldy™“?“
“Ach, das ist nur so ein Preis für...“, fing ich an, doch Vater unterbrach mich.
“Der Voldy™ ist rein zufällig die größte Auszeichnung für jeden, der in irgendeiner Form die dunklen Künste ausübt. Er ist quasi der Nobelpreis in den Fächern Schwarze Magie, Nekromantie, Voodoo und Boyband-Managing! Es ist mein Lebensziel, ihn wenigstens einmal zu gewinnen...“
“Red´ keinen Quatsch! Dein Lebensziel war es, ewige Jugend zu erlangen, und das hast du schon vor über Zehn Jahren erreicht, Mister „Ich-Werde-Nie-Älter-Aussehen-Als-Fünfunddreißig“! Zerstört es nicht irgendwie den Sinn eines Lebensziels wenn man sich immer wieder ein neues setzt?“
“Okay, okay, dann ist halt nur so eine Art Hobby. Zufrieden, Dr. Kleinkariert?“
“Ehrlich gesagt ja. Wobei, eigentlich nicht, denn ich habe tierischen Hunger.“, antwortete ich.
“Arnold, wann seid ihr fertig?“
“Frühstück wohl noch brauchen etwas Zeit bis fertig sein, Chef.“, sagte Arnold, welcher gerade versuchte, Igors Arm als Pfannenwender zu verwenden, was diesem nicht zu gefallen schien.
“*seufz* Nunja, dann heißt es wohl abwarten.“, sagte ich halb genervt, halb hungrig.
Als wir, wesentlich später, aufgegessen hatten, erklärte mein Vater:
“Also Kinder, ich habe einen Entschluss gefasst.“
“Lass mich raten... Du willst mit uns kommen und uns helfen, Diablo zu töten, richtig?“
“Was zum... Woher weißt du das schon wieder?!“
“Ach komm schon, das war doch wohl mehr als offensichtlich.“
“Hm, wirklich? Bin ich echt so berechenbar geworden? Naja, wie auch immer, was sagst du? Kann ich euch jetzt begleiten oder nicht?“
“Naja, von mir aus. Hilfe können wir schließlich immer gebrauchen.“
“Supi. Was habt ihr denn so als nächstes geplant wo ihr hingehen wollt?“
“Als nächstes wollen wir das Grab von Tal-Rasha aufsuchen, da Diablo wahrscheinlich auch auf dem Weg dorthin ist.“
“Klingt für mich nach einem soliden Plan.“
“Ach komm, für dich klingt doch sogar „Briefmarke draufkleben bevor man den Brief in den Briefkasten wirft“ nach einem soliden Plan.“
“Ha-ha. Äußerst witzig. Wie auch immer, von mir aus können wir sofort aufbrechen, ich muss nur eben die Jungs benachrichtigen.“
Er wollte gerade aufstehen, als mir noch etwas einfiel:
“Ach, da fällt mir ein, bevor wir zum Grab aufbrechen müssen wir uns noch einmal mit Großvater Cain treffen. Er hat nämlich ein magisches Artefakt, das für uns von essenzieller Bedeutung ist.“
“Oh, in dem Fall bleibe ich natürlich noch ein wenig hier. Ihr könnt mich dann ja abholen, wenn ihr euch auf den Weg zum Grab macht.“
“Wieso kommen sie nicht einfach sofort mit? Das würde uns eine Menge Zeit ersparen!“, beschwerte sich Lycander
“Nun, sagen wir einfach, dass der werte Deckard nicht mehr so gut auf mich zu sprechen ist, seit ich versehentlich seine Katze überfahren habe. Und mit „versehentlich“ meine ich „mehrmals“, mit „Katze“ meine ich „Tochter“ und mit „überfahren“ meine ich „geschwängert“.“
Als Arnold, Lycander und ich eine halbe Stunde später am vereinbarten Treffpunkt ankamen, saß Großvater dort bereits auf einer Bank und polierte seinen Horadrim-Stab.
*kicher*
Maul halten!
“Ah, da seid ihr ja,“ sagte er, als er uns erblickte.
“Wie ihr seht, habe ich herausgefunden, wie dieser Würfel funktioniert: Ihr müsst einfach das, was ihr miteinander verschmelzen wollt, hineinstecken und dann auf den großen roten „MIX IT!“-Knopf auf der Unterseite drücken.“
“Oh, wie unvorhersehbar!“
Während er uns die Artefakte übergab, erklärte er uns, wie wir am besten zu Tal-Rashas Grab gelangten.
Zwei Stunden später
“...wo ihr schlussendlich den Horadrimstab einsetzen werdet, um in Tal-Rashas Kammer zu gelangen. Dort wartet ihr dann, bis Diablo auftaucht, und tötet ihn dann.
“Wir müssen also durch die fünf Untergeschosse eines Palastes, ein Kompliziertes, verzaubertes Labyrinth, eine Große Schlucht UND ein Grab voller Fallen, während du hier rumsitzt und darauf wartest, dass wir zurückkehren?“
“Exakt.“
“Na dann los.“
Wir packten die Artefakte ein und gingen los.
“Ähm, Kinder, zum Palast geht es in die andere Richtung...
Wir hielten es nicht für notwendig, ihm zu erklären, dass wir noch meinen Vater abholen mussten, und gingen deshalb einfach weiter.