Ich vermisse den Glitzereffekt in diesem Forum, wenn man Geburtstag hat
Kapitel 29: Eingeschüchterte Nekromanten sind gute Nekromanten
“Was hast du denn bitte für eine verzerrte Vorstellung von Realität? Ninja-Piraten sind doch wohl zig Mal harmloser als Techno-Vikinger! Jeder Seemann, der seinen Skorbut wert ist, kennt ja schließlich die offizielle Rangordnung der Gefahren auf See und die geht, nach aufsteigender Gefahr, so:
Glasbodenboottouristen, kleine Seemonster, Piraten, fliegende Waliser, als asiatische Händler verkleidete Ninjas,
große Seemonster, Wikinger, Ninja-Piraten, Leonardo DiCaprio, Techno-Wikinger und zu guter Letzt: Zombie-Piraten.“
Lycander rollte mit den Augen und verkündete:
“Ja, meinetwegen. Dann habe ich halt einen Fehler gemacht, kann ja mal vorko-“
“Hey, Moment mal. Seit wann sind normale Wikinger denn bitte gefährlicher als große Seemonster? Ich meine, gefährlicher als Ninjas sind sie schon, aber die haben doch niemals genug Schneid, um gegen große Seemonster anzukommen!“
“Beschwer' dich nicht bei mir, ich hab die Liste ja schließlich nicht angefertigt. Das war Keith Richards.“
“Ähm, ich will die Herren ja nicht unterbrechen,“ unterbrach Lycander uns,
“aber wie gesagt, das Schiff wird von Ninja-Piraten angegriffen.“
“Und? Ist doch nicht unser Problem.“
“Ja, genau, ist nicht unser Problem. Sollen sich doch Meshifs Leute mit denen abquälen.“
“Ehrlich gesagt tun sie das gerade auch. Aber es scheint, als würden sie verlieren. Wir müssen ihnen helfen!“
“Ach, Helfen, Schmelfen. Ich mach mir ganz sicher die Hände nicht schmutzig, nur um ein paar komischen Matrosen zu helfen. Die schaffen das schon.“
Man konnte merken, dass Lycander es langsam Leid wurde, ständig gegen meinen Vater anzureden.
“Sie verstehen wohl nicht! Die könnten sterben wenn wir ihnen nicht helfen!“
“Und? Sollen sie doch meinetwegen.“
In genau diesem Augenblick riss Lycander der Geduldsfaden.
“'Sollen sie doch'? 'Sollen sie doch'?! Jetzt hör mir mal ganz genau zu: Du wirst jetzt SOFORT deinen faulen Arsch aus dieser Koje schwingen und diese armen Seemänner im Kampf unterstützen! Du bist doch immerhin ein mächtiger Nekromant, oder etwa nicht?! Und du wirst nicht wiederkommen, bevor nicht jeder einzelne dieser Ninja-Piraten tot ist! Hast du mich VERSTANDEN?!“
Das Einzige, was mein Vater dem noch entgegnen konnte war ein leises, eingeschüchtertes:
“Ja, ma'am.“
Daraufhin hetzte er mit Igor im Schlepptau aus der Kabine und Lycander warf mir einen erstaunten Blick zu.
“Wow, hätte nicht gedacht, dass das tatsächlich klappt...“
Ich konnte mir ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.
Nach wenigen Minuten verwandelten sich die Kampfgeräusche und Schmerzensschreie von draußen in komplette Stille, dann in Jubelrufe. Vater kam mit einem triumphierenden Blick wieder in die Kabine.
“Hui, das ging aber schnell.“
“Ninja-Piraten sind leicht zu besiegen, wenn man ihre Schwachstelle kennt.“
“Aha. Soso. Und welche Schwachstelle wäre das?
“Naja, es scheint so, als würden diese Typen ziemlich empfindlich darauf reagieren, wenn man ihnen einen magischen Knochenspeer durchs Herz rammt.“
“Ah. Wie überraschend“, entgegnete ich sarkastisch.
“Ja, haha, ich meine, auf SO ETWAS muss man ja erstmal kommen, hm?“
“Und die Ninja-Piraten sind jetzt auch wirklich ALLE tot?“, fragte Lycander nachdrücklich.
Mein Vater sah sie etwas eingeschüchtert von der Seite an.
“Jaaaaaaa. Geht doch gucken, wenn ihr wollt.“
Lycander ging also, mich vor sich herdrängend, in Richtung Tür, während ich aus dem Augenwinkel meinen Vater dabei beobachten konnte, wie er sich wieder schlafen legte.
Augenwinkel?
Ja, wieso?
Ach, ich wollte nur fragen, aus welchem, aber da fällt mir gerade ein: DU HAST JA NUR NOCH EINEN GEHABT!
…
Deine Sprüche waren auch schon mal kreativer...
Ich weiß, hab heute einen schlechten Tag. *seufz*
Aha.
Gerade, als Lycander die Tür öffnen wollte, kam Meshif ihr entgegen. Hinter ihm konnte ich einen kurzen Blick nach draußen erhaschen. Die überlebenden Matrosen waren gerade dabei die letzten Kadaver von Bord zu werfen und das Blut vom Deck zu schrubben.
“Wo ist er?! Wo ist unser Retter, unser Wohltäter? Ah, da ist er ja!“, rief Meshif, als er meinen Vater in seiner Koje erblickte.
“Ich wollte mich nur im Namen der gesamten Mannschaft noch einmal bei euch dafür bedanken, dass ihr uns diese Plage endlich vom Hals geschaffen habt!“
“Was heißt denn hier bitte endlich?“, warf ich ein.
“Aäh das, äh... nun...“
“Soll das etwa heißen, ihr wurdet schon öfters von denen angegriffen?“
“Öh, tja...also...“
“Und dass ihr uns nur auf das Schiff gelassen habt, weil ihr gehofft hattet, dass wir uns um eure Probleme kümmern?“
“Naja, so könnte man es formulieren...*ähem*
Er sah mich angsterfüllt an.
…
…
…
“Meine Fresse, ich werde Jerhyn sowasvon bei Tyrael verpfeifen...“