Die Apokalyptischen Reiter - All you need is love
Eines Vorneweg: ich rezensier jetzt ein Album einer Musikrichtung, von der ich kaum Ahnung hab. Eigentlich "komme" ich aus der ProgRock-Ecke, die Welt des Metal entdecke ich gerade erst für mich, also nicht hauen wenn ich ein paar Fehler einbaue
. Ich hab auch nicht wirklich Ahnung von der Band, weiß nur das sie aus Deutschland kommen und sich selbst wohl nicht ganz ernst nehmen (die Namen z.B., oder das Bild eines Hundes im Booklet mit der Unterschrift "Abbath, the Reiterdog"
). Ein anderes Album von denen kenne ich auch nicht, All you need... war ein absoluter Spontankauf, aber was für ein gelungener!!!
Fangen wir also an: D.A.R. spielen Metal. Ich würde es mit meinen geringen Kenntnissen als eine Mischung aus Death- und Black-Metal bezeichnen, dazu eine gute Portion symphonische Elemente, und ein klein bißchen, ich nen es mal "Klassik" (alle Angaben ohne Gewähr
). Vier Mann musizieren (Bass, Gitarre, Drums, Keys), Gitarrist Eumel singt die cleanen und tiefen Vocals, Bassist Volk-Man die Scream-Vocals (so sagt es mir zumindest das Booklet
).
Musikalisch sehe ich das ganze auf sehr hohem Niveau, besonders Drummer Sir-G scheint mir ein großer Könner zu sein, vor allem sein Doppel-Bass-Spiel hört sich richtig flüssig und ordentlich schnell an.
Einziger Kritikpunkt sind für mich die Lyriks (Deutsch und Englisch). Die sind mir zu simpel, zu plakativ. Große Poeten sind hier nicht am Werk. Wirklich störend ist das aber nicht, darauf kommt es mir bei solcher Mucke auch nicht an.
Kommen wir zu den Songs im einzelnen:
Licked by the tongues of pride: Der Opener geht sehr ordentlich ab, zum Refrain wird das Tempo aber rausgenommen, und es erklingt ein überraschendes Synthieorchester. Dann wird weitergeknüppelt, zwischen dem tiefen Gesang öfters hohe Schreie, sehr stimmig irgendwie.
Unter der Asche: Nanu, was ist das denn? Das Intro hört sich ein bißchen nach Spinett an (glaube zumindest das es dieses Instrument ist). Dann gehts aber los, schleppend, übelst-tiefe Vocals, wieder die hohen Schreie, zum Refrain wird das Tempo dann angehoben. Zwischendurch eine sehr stimmige und gute Gitarrenpassage, von Pianoklängen begleitet, dann wieder Geknüppel. Die deutschen Lyriks sind nicht so ganz mein Fall, aber vieles versteh ich durch bloßes Hören eh nicht.
Erhelle meine Seele: Wieder dieses sanfte antike Geklimper am Anfang, hört sich echt klasse an, dazu cleaner ruhiger Gesang. Echt schön. Aber nur knapp ne halbe Minute, dann wars das mit der Schönheit wieder
Der Refrain ist sowohl textlich als auch musikalisch etwas "pathetisch", aber es geht. Dann wirds wieder ruhig und das Spiel vom Zerstören der Ruhe beginnt auf ein neues. Das gefällt mir, irgendwie spannend, sehr interessant.
Gone: Pianointro, diesmal aber angespannt und alles andere als schön. Sofort setzt auch das Geknüppel ein, das Piano bleibt aber im Hintergrund zu hören, was einen super Kontrast schafft. Der Gesang ist ein sehr stimmiges Wechselspiel aus Grunzen und Gekreische. Eine besinnliche Phase mit sphärischen Klängen gibt das besondere Etwas, zum Ende wieder Vollgas.
Regret: Wahnsinn, der Anfang ist absolut geil, übles Tempo. Zwischendurch wieder die schon bekannten ruhigen Elemente. Zugegeben, die meisten Songs sind ähnlich gestrickt, aber langweilig wird mir das nie.
Reitermania: Scheint sowas wie die Comedy-Nummer der Platte zu sein. Das Intro hört sich nach Jahrmarkt an, die Lyriks sind irgendwie lustig, ob freiwillig oder nicht weiß ich nicht. Interessant ist vor allem die Vielsprachigkeit des Songs: erst Deutsch, dann Englisch, zwischendurch noch Russisch und Finnisch (ohne Blick ins Booklet für mich nicht zu erkennen). Trotz allem ein geiler Song, fast schon Partytauglich
Hate: Interessante Tempowechsel, klasse Gitarrenarbeit, scheppernde Drums. Starke, ernste Nummer nach dem doch eher komischen Reitermania.
Peace of mind: Nanu, was ist das denn bitte? Pianogeklimper und Synthiesounds, mehr nicht. Nette Idee dem Hörer ne Entspannungspause zu gönnen, aber ich benutze da die Vorlauftaste
Geopfert: Nach dem Zwischenspiel muss es ja jetzt wieder voll losgehen. Wieder tolle Stimmenwechsel. Der Refrain ist textlich zwar nicht wirklich mein Fall, aber klasse vorgetragen, irgendwie abgehackt klingt das, mit netten Schreien. Im Hintergrund gibts symphonische Sounds und immer wieder mal einen Moment der Ruhe.Und wieder machen die Tempowechsel unheimlich viel Spaß. Das Ende ist aber irgendwie zu plötzlich.
Rausch: Diesmal ein Didgeridoo im Intro, das gefällt mir, die Intros sind allesamt echt klasse. Langsam wird Spannung aufgebaut, cleane Vocals, dann fast schon erlösend brettert der Song richtig los. Auch hier ein richtig gutes Gitarrensolo, das den Song langsam ausklingen lässt.
Die Schönheit der Sklaverei: Traurig-sanftes Pianointro, dann das übliche, Geknüppel, Geschreie, dann wieder ruhige Passagen, aber immer noch nicht langweilig, auch nach dem zigsten Hören nicht. Der Gesang klingt irgendwie gequält, passt aber zum Thema. Das Ende ist klasse, sanftes Piano.
...vom ende der Welt: Die letzte Nummer, und für mich die überraschenste. Gut 10 Minuten Instrumental. Größtenteils eher ruhig, sphärisch, fast könnte man Art-Rock Elemente erkennen. Wirklich klasse. Die letzten Minuten sind merkwürdige Soundcollagen, sehr genial.
Trotz der genannten Schwachpunkte (Lyriks, Ähnlichkeit des Songaufbaus) ein Spitzenalbum, ein absoluter Glückskauf für mich.
Ich hoffe ich habe keinem Metal-Experten irgendwie auf die Füsse getreten
Hörproben
Das gehört jetzt nicht mehr zur Rezi (brauchst du also nicht zu übernehmen Yonder
):
Ne Frage: Sind die anderen Alben dieser Band zu empfehlen, wenn mir All you need... so gefällt? Irgendwelche Empfehlungen? Könnt mir ja ne PM schicken wenn ihr was wisst, würde mich freuen