Die Erzählung der Kurasterin brachte die erste brauchbare Spur zur Assassine. Sie konnte nämlich noch berichten, wie sie beobachtet hatte, in welche Taverne die geheimnisvolle Frau abgestiegen sei. Die Reisenden beschlossen, ihr zu Glück zu versuchen und sich zu dieser Taverne aufzumachen.
Die kleine Absteige war schnell gefunden; die Kurasterin hatte den Weg eingängig beschrieben. Der Wirt, den die Reisenden nach einer ausländischen Frau befragten („dunkle Haare und Augen, schlanke, durchtrainierte Figur wie eine Kriegerin, aber im Verhalten eher scheu und zurückgezogen“), verwies sie an ein Zimmer im hinteren Teil des Gebäudes. Dort angekommen, verharrte die Gruppe eine kurze Zeit vor der niedrigen Tür, welche sich zur Rechten am Ende eines dunklen und ziemlich schäbigen Flures befand. Es war nichts aus dem Zimmer zu hören. Schließlich klopfte der Totenbeschwörer, der einst in der Heldengruppe die großen Übel gejagt hatte, und rief mit verhaltener Stimme: „Hallo? Ist jemand da?“ Keine Antwort ertönte. Vorsichtig drückte er die Klinke nieder, öffnete langsam die Tür und betrat den dämmerigen Raum. Doch kaum hatte er die Schwelle überschritten, da traf ihn von hinten ein schneller Tritt, der ihn quer durch das ganz Zimmer fliegen ließ. Heftig prallte er gegen die Wand und landete rücklings auf dem Boden. Bevor er sich noch erheben konnte, war ein dunkler Schatten über ihn gekommen, und eine Gestalt setzte sich auf seine Brust, drückte mit seine Arme mit ihren Knien nieder und hielt ihm ein Messer gegen die Kehle. Der Totenbeschwörer erstarrte und wagte es nicht, sich zu bewegen, nicht einmal zu blinzeln. Er konnte nicht erkennen, wer da auf ihm saß, denn das Gesicht war im Schatten verborgen, doch soviel nahm er wahr: es war eindeutig eine Frau. Die Sekunden verrannen, ohne daß etwas passierte. Dann sagte die Frau: „Ich freue mich, dich nach so langer Zeit wiederzusehen. Aber eigentlich solltest du wissen, daß man sich niemals an mich heranschleichen sollte.“ „Ich habe geklopft und gerufen, bevor ich ins Zimmer gekommen bin.“ entgegnete der Totenbeschwörer. „Das hätte eine List dieser Dämonenanbeter sein können. Manche von ihnen sind ziemlich gute Magier und beherrschen einige Tricks, um Gestalt, Stimme und Gebaren zu verstellen. In letzter Zeit sind sie nicht sehr gut auf mich zu sprechen, darum bin ich ziemlich vorsichtig, wenn unangekündigter Besuch an meiner Tür klopft.“ sagte die Frau. „Das verstehe ich gut.“ versicherte der immer noch Boden festgehaltene Nekromant. „Wärest du bitte jetzt so freundlich und würdest mich aufstehen lassen?“
Die Assassine war endlich gefunden. In der folgenden Stunden machte man sich miteinander bekannt, und da die Geschäfte der Meuchelmörderin in Lut Golein sowieso alle erledigt waren und sie in ihr Dojo zurückkehren wollte, luden die Reisenden sie ein, mit ihnen in der Reisegruft zu reisen.
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