Die Zeit verging wie im Fluge. Die Necros und ihre mitreisenden Gäste erkundeten neugierig die seltsamen Gefilde, zu denen sie der Rat der Zauberin verschlagen hatte. Einige entdeckten ihre eigene Kreativität und begannen, selbst etwas zu schaffen. Einer von ihnen fing an, eine Fortsetzungsgeschichte zu erzählen, und irgendwie kam es den anderen so vor, als wären sie mitten drin mit dabei.
Aber auch diese Zeit ging zuende, und die Totenbeschwörer versammelten sich wieder im Wohnzimmer ihrer Reisegruft und riefen die uralten Zauber auf, um ihr nächstes Ziel zu erreichen. Da Kurast relativ in der Nähe lag, wollten sie nun den Paladin besuchen, der in dort bleiben wollte, um durch seinen Dienst Sühne zu leisten für die Verbrechen, die sein ehemaliger Orden verübt hatte. Die Zauberin hatte ihnen erzählt, daß ihr alter Kamerad ein kleines Lager etwas außerhalb der Stadt aufgeschlagen hatte. Zielgenau erschien die Gruft genau an diesem Ort.
Doch wie erstaunt waren die Reisenden, als sie die Tür öffneten und ans Licht des hellen Tages traten. Sie befanden sich in einem großen Hof, der begrenzt wurde von Wohngebäuden, Lagerhäusern und Stallungen. Um sie herum wimmelte es von Geschäftigkeit. Überall sah man junge Rekruten sich in den Kampftechniken der Zakarum üben: einige stürmten mit erhoben Waffen auf Strohpuppen zu und hieben sie nieder, andere schienen miteinander eine Art Tanz aufzuführen – man konnte es nicht genau erkennen, denn sie bewegten sich so schnell, das Einzelheiten nicht auszumachen waren. Viele Männer ließen um sich herum kreisende Hämmer entstehen und teleportierten dann zum großen Erstaunen der Reisenden in eine Gruppe von Monster-Pappkameraden, die sie mit ihren Hämmern ummähten. Daß Zauberinnen teleportierten, waren sie gewohnt, aber Paladine ... – das könnte mit der seltsamen Rüstung zusammenhängen, die diese Paladine trugen. Jedenfalls waren deren grüne Strumpfhosen ungemein kleidsam ...
Einer der Ausbilder, die das Treiben überwachten, bemerkte die Totenbeschwörer, und plötzlich erkannte er seinen alten Reisegefährten. Sofort eilte er zu ihm und begrüßte ihn mit einer kräftigen Umarmung, die die Knochen des Rathma-Priesters besorgniserregend knacken ließen. Dann versammelte man sich um den Kamin, um Neuigkeiten auszutauschen. So erfuhren die Necs die Geschichte des heiligen Ritters.
Der Paladin hatte seinen Entschluß in die Tat umgesetzt und war nach Kurast zurückgekehrt. Dort begann er, sich um die verletzten und heimatlosen Menschen zu kümmern, indem er mit seinen besonderen Fähigkeiten Kranke heilte, Verletzungen versorgte und sich bemühte, Nahrungsmittel und Decken für diejenigen aufzutreiben, die in den Kämpfen um Kurast alles verloren hatten. Er packte dort mit an, wo Schäden an den Gebäuden ausgebessert werden sollten, und suchte für Kinder, die ihre Eltern verloren hatten, Pflegeeltern. Mit der Zeit legte sich das Mißtrauen, das die Einwohner der Stadt gegenüber dem Paladin hegten, und wich einer wohlwollenderen Stimmung, ja, sogar einer gewissen Zuneigung. Und eines Tages kamen plötzlich drei junge Männer auf ihn zu und baten ihn, ihr Lehrmeister zu werden und sie zu Paladinen auszubilden. Sie wollten die alten Ideale des Ordens der Zakarum lernen und selbst solche Paladine werden wie er. So entstand der Orden neu, in der Art, wie er ursprünglich vor der Korruption durch Mephisto bestanden hatte. Es stießen immer mehr Männer zu dieser kleinen Gruppe, und schließlich errichtete man die kleine Ordensburg vor den Mauern der Stadt.
Alle Episoden der Geschichte: Reisetagebuch