Richard Dooling - Grab des weißen Mannes
Der Roman spielt in Sierra Leone, Westafrika. Der junge Peace Corps Mitarbeiter Michael Killigan verschwindet spurlos im afrikanischen Busch, nachdem er sich dort lange Zeit mit dem Volk der Mende beschäftigt hat. Sein Vater, ein erfolgreicher Anwalt und mehr als naiv im Hinblick auf andere Kulturen, stellt Nachforschungen an und erfährt, dass Michael sich während seinem Aufenthalt in eine Art "weißen Mende" verwandelt hat: Er lernte ihre Sprache, wurde Mitglied der Geheimgesellschaften und beteiligte sich aktiv am aktuellen Wahlkampf.
Währenddessen macht sich Michael's Freund Boone daran, diesen auf eigene Faust zu suchen, muss jedoch bald feststellen, dass ein Bündel Traveller Checks und Malariatabletten bei weitem nicht ausreichen, um sich im Land der Hexerei, Fetische und Geheimgesellschaften durchzuschlagen.
Dooling, der selbst einige Zeit in Sierra Leone verbracht hat (wobei er jedoch darauf hinweist, dass dies kein Erfahrungsbericht, sondern lediglich ein von seiner Erfahrung inspirierter Roman sei), nimmt geschickt und mit herrlich trockenem Humor die westliche Einstellung aufs Korn, man müsse die westafrikanischen Völker "zivilisieren". Ein gutes Beispiel hierfür ist die kleine Geschichte über einen Peace Corps Mitarbeiter, der meinte, er täte einem kleinen Dorf einen Gefallen, indem er ihnen eine Brücke über den Fluss bauen ließ, der sie von ihren Feldern trennte. Doch jedes Mal nach seiner Abreise wurde die Brücke sofort wieder abgerissen, da die Dorfbewohner überzeugt waren, dass diese den Buschteufeln und Hexen den Weg ins Dorf ebnete. Nichtsdestotrotz ließen sie den Weißen seine Brücke immer wieder aufbauen, da es ihm anscheinend so viel Spaß machte. :>
Grab des weißen Mannes ist durchweg spannend, sprüht vor Humor, und wartet mit immer neuen Überraschungen auf. Bis zum Ende ist eine Steigerung spürbar, langweilig wird es einem mit diesem Buch wirklich keine Sekunde. Absolut empfehlenswert!
So, jetzt ist erstmal
Ausweitung der Kampfzone von Michel Houellebecq dran, nachdem mich
Elementarteilchen von selbigem doch sehr begeistert hat. Übrigens ein interessanter Autor, immerhin hat er es geschafft, die Leserschaft komplett in zwei Lager aufzuteilen: Entweder man liebt seine distanzierte, resignierende Art zu schreiben, oder man hasst sie.