Heute ist mir etwas sehr sonderbares wiedefahren:
Obwohl ich mit 94 Jahren schon einiges gesehen und gehört habe, dachte ich mir, dass man nie Erfahrung genug haben könnte. Ich wähle mir ein viel verheißendes Spiel aus und freue mich, dass es offenbar nicht von hirnlosen Teufelsanbetern geleitet wir, da ich nicht Millisekunden nach Spieleintritt zum gemeinsamen Kämpfen eingeladen werde.
Ein noch älterer (2 Jahre) Paladin läd mich nach angemessener Zeit ein. Das Portal zum Thron öffnet sich, doch leider kann ich nicht hinein. "AHA!", denke ich, "Da hat mir jemand die Feindschaft erklärt!". Ich drücke auf "P" und sehe, dass es sich um eine Zauberin handelt, die den gleichen Familiennamen wie der offenbar freundliche Paladin trägt, der mich eingeladen hat. Kurzer Hand benutze ich den Wegpunkt und auf mich prallen - wie erwartet - eine Unzahl von Flüchen, Zaubern und sicherlich auch fiese, leiste geflüsterte Beschimpfungen ein. Schnell reagiert: raus aus dieser Welt!
Soweit alles zwar etwas seltsam aber nicht weiter schlimm.
Durch Zufall entdecke ich ein Spiel gleichen Namens, nur ein oder zwei Nümmerchen weiter. Ich klinke mich ein, schaue was passiert. Wieder beide da: der freundliche Gotteskrieger und die böse Hexe. Da auch ich ein von Gott gesandter Krieger bin und er mich nicht schutzlos in den Kampf gegen das Böse ziehen lässt, rät er mir: "Sohn! Nutze nicht den Wegpunkt! Die alte Hexe lauert dir dort auf! Erklimme erneut den Gipfel der Urahnen und finde deinen eigenen Weg durch das Labyrinth des Turmes!" Schnelligkeit ist nun von Nöten. Vielleicht hatte das alte Scheusal eine ähnliche Eingebung und würde meinen Plan bald durchschauen. Wie der Wind eile ich den Weg der Urahnen entlang, erreiche den Gipfel, grüße im Vorüberziehen die drei alten Bekannten und sprinte in den Turm. Anders als auf dem Pfad der drei Alten, ist mir der Weg hier verschlossener und ich brauche eine Weile bis ich in das Innere gelange. Nebenbei laden mich weitere tapfere Recken ein, ihrem Kampf gegen das Böse beizutreten. Ich nehme dankend an.
Doch plötzlich kündigt mir der Paladin das Bündnis. „Seltsam...“, denke ich, doch nicht mehr, denn dafür war keine Zeit. Gerade erreiche ich den Thron, öffne ein Stadtportal und meine Freunde eilen mir zur Hilfe. Gemeinsam töten wir alles, was sich uns in den Weg stellt. Ruhe kehrt ein, Baal lacht uns entgegen und mir bleibt Zeit, über Zauberin und Paladin nachzudenken. Scheinbar stecken sie unter einer Decke, doch was ist ihr Anliegen?
Baal wendet sich dem Weltenstein zu, leider bin ich in Gedanken versunken und bekomme es nicht mit. Meine Freunde weisen mich gerade auf meine Trödelei (Kann im Alter ja schließlich vorkommen!)hin, als wie aus dem Nichts Hexe und Krieger erscheinen, wild mit Hämmern auf uns eindreschen und mit Feuerbällen nach uns werfen. Überwältigt von dieser Ruchlosigkeit fanden wir uns wenige Sekunden später in Harrogath wieder. Meine Freunde verlassenen das Spiel, nur einer schreit noch etwas unverständliches gen Himmel und verschwindet bald darauf auch.
Gott, meine Neugier und meine tief verwurzelte Aufgabe das Böse zu vernichten, bewegen mich zu bleiben. ER brennt mir sofort ein Wort auf meine Lippen und ich rufe es laut aus: „Idioten!“ Das scheinen sie gehört zu haben. Vom Berg schallt es zu mir herunter: „Fresse Penner!“. Das verschlägt mir die Sprache. Ich stottere vor mich hin, dass ich ja nur friedlich an ihrem Kampf teilhaben wollte und versuche meiner Unschuld mit einem einfachen „Warum nicht?“ Ausdruck zu verleihen. Ich schien ihnen wohl zu stark, als dass sie mit mir kooperieren hätten können. So stark, dass sie nach dieser Erklärung das Spiel verließen und ich meinen Kampf alleine fortsetzen muss.
So bin ich wohl doch in ein Spiel voller Teufelsanbeter, wenn auch nicht ganz hirnlos, geraten und ich habe sie Erfolgreich vertrieben.
Mit Erleichterung stelle ich fest, dass mein Portal noch immer in den Thronsaal führt. Ich betrete es, sammle meine Ausrüstung auf und stelle mich dem schrecklichsten aller Übel.
Mit freundlichen Grüßen
euer alter Freund ferris