Wie gesagt, man könnte die Langzeitmotivation dann abbauen, wenn es der Kurz- bis Mittelmotivation dient.
Man muss sich an dieser Stelle erinnern, dass Blizzard eine kostenlose Demo mit dem Release anbieten wollte. Außerdem erkundigt man sich bei den Freunden bezüglich des Empfehlungswertes auch meistens kurz nach dem Erscheinungsdatum. Ähnliches gilt für Spieletests in Zeitschriften. Auf einer eher kurzen Frist wird also die Kaufentscheidung fallen.
Ist die Motivation am Anfang sehr hoch und bis Level 60 noch gewohnt solide, dann würde man natürlich schnell von dem Spiel entzückt sein und es kaufen. Dieser Kauftrieb gilt insbesondere für die so genannte "Casual"-Fraktion, die sich nicht so intensiv mit dem Spiel auseinandersetzen wird, wie die eingefleischten Dauerzocker. Wer weniger zocken kann, möchte natürlich schneller Fortschritte erzielen und wird dadurch gereizt, dass er möglichst früh die Möglichkeit bekommt alle Skills ohne Einschränkungen effektiv zu nutzen.
Ein ähnliches Prinzip gibt es bei Mainstreamsongs. Diese besitzen gute Refrains, die oft im Song wiederholt werden. Aber abwechslungsreich sind die Lieder selten und so gehen sie schnell ins Ohr, nudeln sich demtentsprechend aber schnell aus, bis man sie nicht mehr hören kann.
Bei einem PC-Spiel hat man den Vorteil, dass durch Add-Ons sowie Patches Verbesserungen nachgereicht werden können. Ich vermute daher, dass Blizzard im ersten Teil absichtlich ein Langzeitproblem schafft, damit sie die Spieler um so mehr von Erweiterungen überzeugen können, die an genau diesem Punkt ansetzen.
Natürlich muss das Basisspiel hinsichtlich aller anderen Belange gut genug gewesen sein, damit man sich später für eine Erweiterung entscheided. Daher lohnt sich auch der allgemein hohe Aufwand für Diablo 3, der dann aber leider an der Langzeitmotivation vorbeigehen kann. Dabei darf aber keinesfalls öffentlich der Eindruck erweckt werden, dass das Spiel diese Schwäche hat, weil es dann der Vermarktung schadet. Also hebt man irgendwelche anderen Gründe in den Vordergrund, warum das Spiel langfristig angeblich trotzdem Spaß macht. Und bis zum Erscheinungstermin des Add-Ons muss die Motivation ja auch halten.
Das wäre zumindest eine sehr schlaue Verkaufsstrategie. Langzeitspieler sind aus finanziellen Gründen sowieso ein Kostenfaktor (Onlineservice, Serverkosten, Anti-Cheat-Kosten etc.) Wenn man nur einmalig beim Verkauf Geld verdient, dann sind langlebige Dauerkosten lästig. Wieso sollte man also ohne die Absicht Gebühren einzutreiben die Langfristigkeit des Spiels fördern, wenn nicht über Erweiterungen, mit denen man entsprechendes Geld verdienen kann, das die Finanzierung der Langzeitspieler erst möglich macht?