Die Insel / The Island
Ein Sci-Fi-Action Kracher von Armageddon/Pearl Harbour Regisseur Michael Bay, unter anderem mit Ewan McGregor (Trainspotting, SW EP 1-3), Scarlett Johansson (Lost in Translation, Das Mädchen mit dem Perlenohrring), Sean Bean (Lotr, Equilibrium).
Was erwartet man sich denn von einem Michael Bay wenn nicht Katastrophenfilme mit bombastischen Effekten und mieser Handlung ?
Noch imposantere Special Effects ? Kaum möglich, also muss man was an der Story schrauben, um ein wenig Anspruch vor die Linse zu jagen. Los, los Anspruch, lauf ! Cut !
Also holt man sich einen Alex Kurtzman, der übrigens nicht für DIE Überscripts steht, aber doch grundsolide arbeitet und schreibt geschwind, wie der Wind eine Story, die mit Klonen und existenziellen Fragen nur so herumjongliert, dazu noch Bay´sche Super-Action, und, tada ! : "Die Insel".
Der Inhalt lässt sich ohne viele Spoiler nicht sehr gut erzählen, aber.....
Lincoln Six Echo (McGregor) ist ein ziemlich neugieriger und hinterfragender Klon.
Zu neugierig für die gesamte Institution, die übrigens Klone als Ersatzzeillager für reiche Schnösel züchtet. Beim Autounfall die Lunge zerquetscht ? Kein Problem, in einer Woche haben sie eine nagelneue in ihrer Brust !
Zumindest erfährt er einiges über die illegalen Machenschaften in jener Firma, auch, dass seine Freundin Jordan Two Delta (Johansson) bald auf die Insel, die einzige Hoffnung für die Klone, aber im Grunde ein simples Sononym für den baldigen Tod durch Entfernung beliebiger Organe, gebracht werden soll.
Natürlich möchte er sein Mädchen behalten und flüchtet mit ihr in die Außenwelt, die anscheinend doch nicht Kontaminiert ist, sowie die Gesellschaft den Klonen das vormachen will, damit sie nicht fliehen.
Eine aufreibende Hetzjagd auf die 2 Replikanten beginnt .......
Klonen ?
Seit Polly, dem Schaf, eine mehr als essentielle und allgegenwärtige Frage.
Ein identisches Duplikat eines bereits existierenden Wesens.
Moralisch durchaus verwerflich, wirtschaftlich, wie der Film zeigt, eine mehr als interessante Idee. Das Dumme ist eben nur, dass der im Grunde zum Beispiel 1-jährige Klon eines bereits 50-Jährigen ebenso alte Zellen besitzt, wie sein Original.
Somit wird dieser Klon keine 40. Über dieses Problem scheint noch keine Lösung vorhanden, bald jedoch, bin ich mir sicher, ist das kein Thema mehr.
Neben der Frage des verantwortbaren Klonen stellt Bay, bzw Kurtzman auch noch die Frage, wieviel denn ein Menschenleben wert sei.
In "Die Insel" zahlt der gute Bürger im Schnitt 5 Millionen. Ob das nun genug, oder ein Menschenleben grundsätzlich unbezahlbar ist, muss man sich selbst beantworten.
Menschenhandel, Würde, Skrupellosigkeit, Egoismus, Überlebenstrieb, nur wenige Themen, die die Quintessenz dieses Streifens bilden.
Jedoch, bedenke ! Selbst ein Bay kann sich nicht von einem Film auf den anderen grundsätzlich ändern, "The Island" bleibt immer noch ein harter Actionstreifen, straff inszeniert, ohne Kompromisse. Wenn die Umwelt schon zerstört wird, dann aber bitte auch mit Stil und Bonzen. Die obligatorischen Straßendemolationen, bei denen Lamborghinis, BMWs und Mercedes en masse zu Blechbrei verhauen werden, dürfen genauso wenig wie die Schießereien fehlen, dazu noch eine klitzekleine Kitschromanze, die diesmal jedoch nicht ganz so schleimig ausfällt.
Achja, wenn wir schon bei allerhand edlen Automarken sind, ganz nebenbei wird dazu noch allerlei Schleichwerbung für Puma, Nokia, Casio undwasweißichnoch gemacht. Das nennt man dann wohl gezieltes Product Placement, ärger als bei Bond. Aber das prägt den Realismus !
Und ganz nebenbei ein ganz feines Schmankerl in Bezug auf Scarlett Johansson, Jordan Two Delta und Calvin Klein, unbedingt drauf achten. Musste herzhaft drauf loslachen, war auch der einzige.
Jetzt mal zur Wertung, der Sau.
Regie : Solide Arbeit, wenn man bedenkt, was Michael Bay vorher abgeliefert hat. Effekt Bombasten ohne Hintergrund. "Die Insel" ist zwar auch eine CG Perversion, jedoch mit philosophischem Touch. Schnelle Schnitte und trockener Witz, der nahezu nur auf das Konto von McGregor geht, typische Bay Zutaten eben. Und die machen Spaß.
1,7/2
Darsteller : Hier kann man nun wirklich nichts aussetzen. Klar, Glanzleistungen sind nicht vorzufinden, das Drehbuch lässt diese aber genauso wenig zu.
Ausser eventuell beim Hauptcharakter, welcher das auch meistert. Dass Ewan gut spielt, weiß man/ich seit Trainspotting.
Besondere Anmerkung und mehr Prestigegast ist Steve Buscemi. Abermals eine Karrikatur eines notorischen Nervenbündels, köstlich.
1,8/2
Musik/Ton : Was kann ich dazu sagen, vom Score her durchschnittlich, kann aber auch daran liegen, dass ich darauf nie so wirklich achte. Mitreissend waren die Toneffekte auf jeden Fall, man fühlte sich ins Geschehen involviert.
1,5/2
Drehbuch/Idee : Wie vorhin im Prolog bereits beschrieben stellt die Story einem etliche existenzielle Fragen bezüglich Menschenwert, Menschenhandel, Klonen, etc. Satte Action gemischt mit Philosophie ? Wollen wir das nicht alle.
2/2
Bild : Special Effect Orgien, Kamerafahrten über weite Landstriche, teils klaustrophobisch wirkende Szenen, alles perfekt in Szene gesetzt. Man sieht dem Film sein Mindestbudget von über 100 Millionen Dollar an und erfreut sich an einem imposanten Bilderrausch.
2/2
Somit wären wir auf 9 von 10 Punkten.
Da stellt sich mir die Frage, ob ich die einzelnen Aspekte tatsächlich simpel addieren, oder doch eine Gesamtwertung abegeben soll.
Dann käme ich auf
8/10 Punkte, meines Erachtens mehr als angemessen, da man einfach den Kartenpreis in jeder Szene spürt, jeder Cent würde korrekt investiert. Ähnlich wie bei Matrix wird einem eine visuell-pervertierte Orgie nach der anderen präsentiert, eine Action-Watschn folgt der nächsten, trockener, cooler, typischer Action-Humor und der ewig in den Himmel gepriesene Philo-Touch. Wie ich dieses Wort liebe und wie es doch so sehr zutrifft, obwohl "Touch" tatsächlich ein wenig zu weich klingt. Eher packt dich Sokrates, das Philospohenschwein, fest am Arm und zerrt dich durch den halben Saal.
Pop-Corn-Kino parfait !