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Stahles Spaltung [Ich denke, also bin ich: Teil 3]

Hm ok - kann ich gut verstehen - stecke ja selber mitten in der Prüfungszeit. War dann nur immer ganz nett mal was anderes zu machen und nen Update zu lesen. Danke auf jeden Fall für das neue Kapitel. Find's voll schade, dass sie geht ;( Ich hoffe mal das gibt zum schluss nen Happy End und nicht dass er ihre Leiche dann bei Nilathak auf der Folterbank findet...

lg, Gandalf
 
:( Schade dass sie weg ist, aber immerhin hat sie überlebt. Das ist näher dran an nem Happy End als ich erwartet hätte.
Wann kommt endlich Teil 5? ;)

Viel Glück bei den Prüfungen.
 
Kapitel 33 – Bindungsstress


Er stimmt => stämmt die Hände in die Seiten.


„Mensch, Golem. Äh. Ich war sicher eine [ganze Stunde] hier angebunden, nachdem Nat gegangen ist, was hat dich so lange aufgehalten?“

Ich halte inne. Das...kann nicht stimmen. Er neigt doch nie zu Untertreibungen?

[Eine halbe Stunde]? Ich war doch ganze drei Stunden und vierunddreißig Minuten im Dschungel unterwegs...“
kleiner Fehler: erst ist es eine ganze Stunde, dann nur noch eine halbe

Kapitel 34 – Eine runde Sache

Am Ende steht ein Busch, im Weg, ich reiße ich => ihn aus...
Und schreie.
Ich finde es großartig, dass du das mit eingebaut hast. Wie oft haben sich Abenteuer schon im großen Moor verlaufen und sind dann immer an der flaschen Stelle im Wald heraus gekommen, aber nie im Schinder-Dschungel?? Ein Umstand, der das 'mal-eben-den-nächsten-Wegpunkt-suchen' zum Gewaltmarsch durch die grüne Hölle hat werden lassen.

Kapitel 35 – Sollbruchstellen

Das Feuer ist leider nicht schnell genug, um eine schön harte Tonkugel daraus zu brennen – das wäre etwas zuviel verlangt – aber es hört lange genug auf, damit ich mich auf die beiden stürzen kann. Der untere wird von meinem Stahlfuß zerquetscht, aber es sind ja zwei...doch schon habe ich den gepackt, der den Schädel hochgehalten [hat. Und] das Feuer auf mich gespuckt hat.
[] ..., der den Schädel hochgehalten und das Feuer gespuckt hat. klingt einfach besser
Zum Kapitel Sollbruchstellen an sich kann ich nur sagen:
Simon, du machst mir Angst.


Kapitel 36 – Vertrauensfrage


Ich sitze in => im Kopf dieses minderwertigen Körpers neben einem [Wrack,] der => welches das Geschenk seines „Lebens“, von dem er bisher so überzeugt war, schlichtweg verschwendet.
[] das Wrack, das das Geschenk... außerdem braucht das Komma nicht unbedingt innerhalb das kursiv-Tags stehen, da es ja nicht betont wird, aber das ist vollkommen unwichtig.


Ich tu mir => mich da einfach so schwer, weil ich so unerfahren bin.
Jyroshi hat schon genau die gleichen Fehler angemerkt, aber du hast seitdem keinen Finger gerührt. tzz tzz tzz :no:
Fehler hab ich noch nicht korriegiert - keine Zeit .
Seit Anfang Mai noch keine Zeit gefunden? Na ich will mal nicht so sein. Ich lese mir ja auch erst jetzt deine Kapitel durch.


Der Zweite hat sie das Vertrauen des ersten hier erkauft, was ihm abereinfach war, da sich ihre Absichten hier überlappten, aber ich ahne, dass das zu einem späteren Zeitpunkt noch ausgenutzt wird.



Fenix


PS:
Du, hast uns gefragt, was wir von deinen Metaphern halten.
Ich weiß nicht mehr wie du Metaphern in den vergangenen Teilen verwendet hast. Auf jeden Fall werden die Farben bunter. Du schaffst es an manchen Stellen bei dem Leser ein Kopfkino abspielen zu lassen. Gerade die Beschreibung der Gefühlswelt des Zweiten als Gemälde finde ich sehr treffend. Mir fällt sonst nicht ein, wie man dem Leser das hätte anders vermitteln können.
Aber nicht nur die Farben werden vielfältiger, sondern auch die Formen. Gerade Teil 3 zeigt noch mehr Gefühle als seine Vorgänger. Während man bei 'Blutsbrüder' viele Dinge nur erahnen konnte...(Bei Kampf gegen Duriel wird ausgeblendet als der Zweite ihm zeigt was Qual ist)...wird dagegen der Leser von 'Stahls Spaltung' mitten hineingeworfen in die bittersüße Agony.
 
Zuletzt bearbeitet:
[...]

Damit gleich eine traurige Nachricht...Ende des Monats (damit war doch Juli gemeint, oder?) stehen Prüfungen an, und es wäre...unschön, die nicht zu bestehen. [...]
Wie lange die Pause genau sein wird, kann ich leider auch nicht sagen. Hoffentlich nicht zu lange.
Ich kann's ziemlich genau sagen: viel zu lange!!!!
[...]

Um es mal freundlich zu sagen: :go:
 
Kapitel 38 – Der Wald lauter Bäume


Festes Auftreten ist der Schlüssel im Umgang mit dämonen => Dämonen.

[Warum die Wurzeln schon schwach], hat mein Aufprall sie gelöst?
[] Der Satz klingt merkwürdig. Mir fallen mehrere Verbesserungen ein.
'Waren die Wurzeln schon schwach, ...'
halte ich für die besste Alternative.


Er holt bereits aus, aber nicht zu einem gewaltigen Schlag von oben herab, sondern zu einem Schwinger, der mich wohl weniger selbst beschädigen wird, aber in das Unterholz donnern wird.
Am Ende des Satzes klingt das 'wird' besser.

Aber dafür, dass er keine Hände hat, kann er [die] verdammt gut zielen.
[] Das 'die' ist an der Stelle überflüssig. Es sei denn es würde sich auf 'die Steine' beziehen, aber das muss es gar nicht.
Denkende Bäume...0.o...das sind aber harte Brocken.
Ich vermute der Dicke war ein Boss mit extra schnell und extra stark und möglicher Weise noch etwas, was dem Golem egal ist, Manaburn, oder Magie resistent.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jo, ich bin zurück aus meiner Woche Urlaub, der erste Schwung Prüfungen ist auch vorbei.

Problem...ich hab halt noch MEHR Prüfungen :p. Wobei es mir ordentlich in den Fingern juckt, weiter zu schreiben.

Ergo kann ich Nichts versprechen, aber werde mal sehen, ob ich noch während der Lernzeit zum Schreiben komme. Tut mir wirklich Leid, euch so lange hängen zu lassen, aber irgendwie ist das halt doch ziemlich verdammt wichtig, weil eine von den Prüfungen darf ich halt echt nicht versauen.

Simon
 
Kein Problem, Prüfungen gehen vor. Habe meine Uni-Prüfungen auch gerade erst hinter mich gebracht und sitze nun an meiner allerletzten Hausarbeit. *harr* Kann also nachvollziehen, dass es noch ein bisschen dauern wird.

Nichtsdestotrotz bin ich sooooooooo ungeduldig! ;)

Habe gerade angefangen, eine kleine Assassine zu spielen. Ob das wohl von deiner Story inspiriert war, so unterbewusst durch das Warten auf die Fortsetzung? Man weiß es nicht!

Viel Erfolg bei den Prüfungen, und auf dass sie schnell vorbeigehen mögen. :hy:
 
Danke, der erste Schwung ist vorüber - aber jetzt gehts erst richtig los...

Nichtsdestoweniger war dieses Wochenende noch ruhig, endlich mal ein wenig Muse...

Ihr wisst, was das bedeutet :D. Ich kann wieder nicht versprechen, wann es weiter geht, aber wenigstens müsst ihr nicht die vollen zwei Monate dürsten nach Lesestoff, ne ;)? Viel Spaß!

Simon
 
Kapitel 46 – Gefühlschaos

Die schwachen Strahlen der Sonne lassen meine Stahlhaut schimmern, doch sie sind nicht im Mindesten dazu in der Lage, weder mein Äußeres noch mein Inneres zu erwärmen. Meine beste und einzige Freundin ist soeben verschwunden, unwiederbringlich durch gleich welche Anstrengung meinerseits, ob und wann ich sie jemals wiedersehen werde völlig einem ungewissen Schicksal unterworfen. Sie war in den wenigen Tagen, seit ich sie kennen gelernt hatte, zu dem Menschen geworden, dem ich am meisten zu vertrauen gelernt hatte, der ich auch Alles anvertraut hatte, was mein Herz belastete. Dieses Wissen hatte sie mit sich genommen, mir ohne Schuld entrissen durch den Einfluss äußerer Mächte, die ich nicht kenne. Mit ihr verliere ich Jemand, bei der ich als einzige bisher das Gefühl hatte, verstanden zu werden.

Hör doch auf, hier herumzuweinen, das bringt sie sicher nicht zurück und dich keinen Schritt weiter.

Auch der Zweite, wie ich entgegen seiner Worte spüre, beginnt schon jetzt, sie zu vermissen. Der Respekt und die Freundschaft zu Natalya waren unter den wenigen Dingen gewesen, auf die wir uns je einigen konnten; jetzt verbindet uns nur gemeinsame Trauer. Der wichtigste Mensch in meinem Leben wird noch eine Stunde, vierunddreißig Minuten und fünfzehn Sekunden schlafen, tief, fest, traumlos, bevor ihn ähnliche Gefühle wie meine jetzigen erwarten. Ich nehme ihm den Helm ab, lege den Schild in die Hände eines Magiers, der, befehlslos, unbewegt dasteht, und bette den Meister auf seine Decke. Mein Schoß dient ihm als Kissen, gepolstert durch weichen Stoff. Wir werden eine Menge zu bereden haben, nun, da es nur noch uns beide gibt gegen das Böse.

Na ja. Sobald wir den Gidbinn zurückbringen, hat Aschara Unterstützung versprochen.

Stimmt...der Dolch aus fein bearbeitetem Feuerstein liegt in Griffweite. Auch bei genauerer Betrachtung wirkt er keineswegs ungewöhnlich, vom Material einmal abgesehen – eher sogar noch so, als würde er kaum mehr als ein paar Stiche überstehen, bevor die fligrane Klinge bräche. Aber ich weiß um deren Alter – und keine Scharte verunziert das rituelle Instrument. Wie viel Blut wurde hiermit vergossen im Namen einer vergessenen Religion – also ultimativ umsonst? Oder waren die Rituale notwendig gewesen, um die primitive Magie zu rufen, die potent genug war, um immer noch nutzbare Schutzschirme zu errichten – und hatten damit garantiert, dass sich am Ort des zukünftigen Kurasts überhaupt Menschen halten konnten? Waren somit vielleicht die Götter falsch gewesen, aber „ihr“ Wirken dennoch bis in die Gegenwart der Heilsbringer der ganzen Region?

Vielleicht hat auch Endugu in seinem sterblichen Leben schon mit dieser Klinge grausame Opfer gebracht.

Uh...du hast Recht, so oder so klebt auch Natalyas Blut daran. Soll Ormus dafür sorgen, dass ihr Schmerz in unser aller Rettung verwandelt wird.

Du willst doch mit dem Meister reden, sobald er aufwacht, oder?

Ja...?

Dann versteck den Dolch erst im Würfel. Wenn er den sieht, wird er sich garantiert keine Zeit für dich nehmen.

Ich soll, um ein Gespräch über meine Lügen beginnen zu können, ihn anlügen? Die Paradoxität dieses Gedankens sollte dir doch wohl auffallen.

Du müsstest ihm nur verschweigen, dass wir den Dolch bereits haben.

Die Taktik hat mir schon genug Probleme gemacht.

Mach doch, was du willst, aber bereu es dann selbst.

Da du grundsätzlich Nichts bereust, ist mir diese Drohung recht egal.
Langsam vergehen die Sekunden...und doch schneller, als sie sollten. Ich fürchte mich vor dem Gesprüch mit dem Meister, in dem ich versuchen werde, mich zu rechtfertigen, zu erklären, zu entschuldigen...weiß ich doch nicht, wie es ausgehen wird. So viel hängt davon ab, was ich ihm sagen werde...aber egal, wie sehr ich versuche, darüber nachzudenken, meine Konzentration bricht. Der so wichtige Fokus, er entgleitet mir, da mein Geist in Aufruhr ist ob der Ereignisse der letzten paar Stunden.
Und dann kommt noch, dass ich nicht einmal wissen kann, ob er überhaupt mit mir reden, etwas klären will. Vielleicht habe ich seine Freundschaft endgültig verspielt – vielleicht habe ich wirklich Niemanden mehr, der mir vertraut.

Was ist mit Deckard, Meschif, Devak? Gerade letzterer vertraut dir, ihm zu helfen.

Und was nützen mir die hier?
Der Meister sieht so friedlich aus...doch das ist garantiert nicht von Dauer. Ob bald der vorherrschende Ausdruck auf seine Gesicht Trauer oder Wut sein wird?
Zeit vergeht. Da ich mich nicht entscheiden kann ob zu schnell oder zu träge – ist die Dauer dann genau richtig?
Ich sehe, wie kleine samragdene Vögel sich sammeln, um die überall verstreuten und zerfetzten Schinderkadaver zu verspeisen. Der Anblick entlockt mir ein inneres Lächeln. Vor einer Weile habe ich gesehen, wie eine Gruppe der Dämonenpuppen einen dieser Vögel zerrissen; jetzt nehmen sie Rache. Auch Insektenschwärme sammeln sich bereits, manche davon hungrig auf noch fließendes Blut, aber ich scheuche sie vom Meister weg. Es scheint, dass wie schlimm auch immer die Natur von bösen Kräften grausam verzerrt wird, manche Gesetze dennoch gelten: wer oder was auch immer du im Leben warst oder getan hast, wenn du stirbst, bist du Nichts als Futter für die, die du bisher ignoriertest und verachtetest. So zeigt sich, dass die Überlebenden von Kurasts Untergang in der Tat zuletzt lachen – und was für eine Freude die Aasfresser bei ihrer Arbeit haben! Ich könnte ihnen stundenlang zusehen.

Hast du auch. Es ist soweit.

Oh. Und ich weiß immer noch nicht, was ich sagen soll...

Improvisier eben. Ich dachte, das könntest du gut?

Der Meister reißt die Augen auf. Mein Blick trifft seinen. Er zuckt kurz zurück, schüttelt sich, zieht eine Grimasse...dann wird sein Ausdruck völlig leer.

„Golem, bitte erzähl mir in deinen Worten, was gerade passiert ist.“

„Meister, ich...“

„'Meister' mich nicht! Fang an zu reden!“

Nach seinem Ausbruch starrt er weiter ins Nichts. Ich beeile mich, zu gehorchen.

„Wir haben Natalya befreit, die an diesen Pfahl gebunden war...alle Schinder getötet, aber Endugu ist davon gekommen...ihre Rüstung gefunden...dann hat sie uns erzählt, warum sie gefangen genommen worden ist, weil sie überrascht wurde von neuen Befehlen, die sie direkt telepathisch übertragen bekam. Sie müsse sofort aufbrechen, keine Verzögerung möglich, und nachdem sie das gesagt hat, hat sie dich mit einem Gedankenschlag für zwei Stunden schlafen gelegt. Ich...konnte und wollte sie nicht aufhalten, Meister. Sie bittet dich, den Ring als Erinnerung zu behalten...und um Verzeihung. Das...das ist Alles.“

Er bleibt liegen. Es dauert eine Weile, bevor er einen leisen Hauch von sich gibt.

„Sie...sie ist wirklich weg?“

Ich kann nur stumm sein, was soll ich sagen? Das offensichtliche „Ja“...was kann es helfen? Plötzlich springt der Meister auf.

„Verdammt!“

Wut verzerrt seine Miene. Die Option, die ich mir nicht gewünscht habe...aber sie ist...nicht an mich gerichtet? An wen dann?

Gegen Alles und Jeden, vermute ich.

„Das...das kann einfach nicht sein! Nein! Endlich weiß ich, was ihr großes Geheimnis ist, das sie mir nie verraten wollte, ich finde es heraus, Nichts steht mehr zwischen uns...und jetzt soll sie einfach weg sein? Einfach weg?“

Die Skelette beginnen, sich in Reih und Glied aufzustellen. Hiflos hebe ich eine Hand, aber der weißhaarige junge Mann rast. Er fährt sich durch die kurze Frisur, packt seinen Schild, lässt ihn fallen, setzt seinen Helm auf, rückt ihn gerade, hebt den Schild erneut.

„Niemand nimmt mir meine Natalya! Wer auch immer ihre Auftraggeber sind...scheiß auf ihre Auftraggeber! Wir holen sie zurück, Golem, sie muss bei mir bleiben, wir werden glücklich. Und wer etwas dagegen hat, den schicke ich persönlich in die Hölle!“

So viel Aufregung kann nicht gesund sein.

Das stimmt wohl...er dreht völlig durch! Was ist in ihn gefahren?

Oh, ich denke, das ist völlig normal. Du hättest diesen anderen Kerl sehen sollen, als meine Klauen seine Geliebte vor seinen Augen zerrissen. Er schien bereit, das gleiche bei mir mit bloßen Händen zu tun...war eine schlechte Idee.

Du hast was?

„Wo zur Hölle ist mein Stadtportalsbuch? Golem! Hast du es...ah, hier! Wer hat es bitte...egal! KoKo...“

Wenn er jetzt zurück in die Stadt geht, um hinter Natalya herzuhetzen, werden wir nie miteinander reden, nie das Gespräch führen, auf das ich so lange gewartet und das ich so lange gefürchtet habe, womöglich erreicht er sie doch noch, und danach wird er nicht mehr an seine Mission denken, nicht mehr an Sanktuario, und wir werden untergehen...
Er zuckt zurück, als ich den Folianten aus seinen Händen schlage, das blaue Buch landet im Schlamm. Sein Mund öffnet sich in fassungslosem Unglauben und ich sehe, wie seine irrationale Wut sich sofort auf ein bestimmtes Ziel fokussiert.

„Was fällt dir ein!“

Zwei Skelette treten vor, er einen Schritt zurück, den Stab hebend, der in seinem Griff zittert.

„Von allen Leuten auf der Welt...nein, nicht du, ich hab genug von dir, Golem! Das war das letzte Mal, dass du deinen Meister verrätst!“

Wenn er uns jetzt entlässt...!

Nein. Nein, jetzt reicht es mir aber auch. Ich sehe ein, dass ich eine Menge Fehler begangen habe, aber Verrat lasse ich mir nicht vorwerfen. Auch in mir beginnt Zorn hochzusteigen, auf die ganze Situation, auf den Menschen vor mir, der offenbar nicht einmal versuchen will, mich zu verstehen, gesteuert von seinen Gefühlen für eine Frau, die ich genauso vermissen werde wie er, und die ich nicht einmal ansatzweise begreife...ein gewaltiger Schwinger von mir stoppt im Brustkorb des Skelettes links von mir, und es desintegriert um meine Faust. Die rechte zerquetscht einen Totenschädel, und in einer Staubwolke schieße ich nach vorne, den verrückt gewordenen Menschen vor mir am Kragen packend und hoch über mich hebend. Seine Augen werden groß, aber er lässt weder Stab noch Schild fallen.

„Ich würde dich nie verraten, General. Es wird vielleicht mal Zeit, dass du das begreifst.“

Als er brüllt, landen Speichelfetzen auf meinem Kopf.

„Wie nennst du das hier gerade? Setz mich ab, sonst passiert ein Unglück?“

Ein Wächterschlag lässt mich wie eine Glocke widerhallen. Als Antwort schüttele ich ihn.

„Was willst du tun, meinen Luxuskörper entseelen? Das bringt dein Mädchen nicht zurück, das bringt dich nur weiter weg von deiner echten Mission!“

„Sie ist nicht mein Mädchen, ich liebe sie, du gefühlslose Kreatur! Ist deine Beherrschung zu schwach, oder was? Lass! Mich! Los!“

Ein weißliches Leuchten geht von seinem Stab aus...eines, das ich schon kenne.

Oh Mist, verdammter. Hör bloß auf, ihn zu provozieren.

Ich provoziere hier Niemanden! Was kann ich dafür, dass er in jeder Aussage von mir eine Beleidigung seines Riesenegos sieht?

„HelKoThulEthFal!“

Als sich mein Körper verstärkt, spüre ich, wie unsichtbare Fesseln meinen Geist umgeben. Ein wenig dicker sind meine Metallwände gerade geworden, meine Gelenke ein wenig flexibler...aber der Preis...der einzige Grund, weswegen er das gerade getan hat.
Die Stimme meines Meisters wird eiskalt und leise.

„Lass...mich...los...“

Meine Finger schießen auseinander, als ich ein leichtes Kribbeln in ihnen zu beginnen spüre. Er fällt nach unten, mit dem Gesicht knapp an den Dornen auf meiner Brust vorbei. Geschieht ihm Recht, und die Nase voll Schlamm auch! Hat er wirklich gedacht, ich würde ihn ohne eine Extraportion Befehlsgewalt seinerseits nicht loslassen?

Aus gutem Grund! Du reagierst hier auch gewaltig über!

Du sei ganz still! Du verdammtes Monster! Geh doch in das finstere Loch in meinem Geist, aus dem du gekrochen bist!

„Du bleibst also störrisch, Golem? Fein! Wir können das auch ganz anders regeln! Dreh dich um! Heb das Buch auf und bring es mir.“

Gehorsam befolge ich seine Anweisung. Pah, er mag meinen Körper kontrollieren, aber meine Stimme gehört mir!

„Fühlst du dich jetzt stark, oder was? Du bist ein armseliger kleiner Mann! Denkst du, ich habe Natalya nicht gemocht? Denkst du, du allein bist traurig? Für deinen verletzten Stolz, für die winzige Chance, deinen völlig utopischen Traum doch noch erfüllt zu bekommen, setzt du das Schicksal der ganzen Welt aufs Spiel? Tue ich das etwa? Ich habe nur getan, was getan werden musste!“

Du tust das gerade! Bleib ruhig, verdammt!

Sein Finger deutet auf mich, zitternd wie der Stab zuvor. Immer noch kommen seine Worte nur zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

„Du wirst nicht auf diese Art und Weise mit deinem Herrn und Meister reden! Ich erwarte Respekt von dir, etwas, das du in letzter Zeit offenbar komplett verlernt hast! Gibs zu, du bist doch froh darüber, dass Natalya weg ist! Du bist eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die ich ihr gegeben habe und nicht dir. Darum stellst du dich zwischen mich und mein Glück! Nie hätte ich dir freien Willen zugestehen sollen!“

Tränen beginnen unter seinem Helm hervorzufließen. Was redet er da?

„Du ruinierst mein Leben, Golem! Was soll das? Was habe ich dir je getan? Du grausame Kreatur, ich werde dich brechen! Nie wieder wirst du ohne einen Befehl von mir sprechen, Nichts tun, was ich nicht will!“

Bei Diablos Horn, was tut ihr!

„Du redest wirr, General! Hat dich der Verlust deiner ach so großen Liebe in den Wahnsinn getrieben? Das muss es sein, würdest du sonst etwas so Dummes tun, wie du jetzt gerade machst?“

„War mein Befehl etwa nicht klar genug? Sei still und gib mir das Buch!“

Tu es nicht!

Ich weiß, was ich tue! Bezieh mal seinen Befehl auf dich!
Seine Finger berühren den Ledereinband. Meine Hand hält den Folianten fest umschlossen. Plötzlich fließt eine Welle glühender Pein meinen Arm hoch, in den festen Griff der Metallglieder, und ein ohne Muskeln eigentlich unmöglicher Krampf durchzieht mich, während ich von Schmerzen geschüttelt werde.
Aber ich halte es aus. Ich muss es aushalten, denn jetzt werde ich ihm ein für alle mal sagen, was ich von ihm halte. Bald wird sich mein Griff lösen müssen, zu heiß sind die Feuer, die in mir brennen, aber ich werde untergehen mit Worten, an die er noch lange denken wird. Verbissen versucht er, mir den Weg in unser aller Verderben zu entreißen, keine Sorge, bald ist es so weit, aber vorher noch...

„Hört auf, alle Beide! Wo ist euer Fokus? Mephistos Hass wird euch zerstören, wenn ihr ihn nicht zurückgewinnt!“

Das ist doch...schlagartig lässt mein Schmerz nach, als ich mich nicht mehr darauf konzentrieren kann, ihn zu bekämpfen, das Stadtportalsbuch schießt nach hinten, der Meister zwei Skeletten entgegen, die hinter ihm stehen, und ohne Befehl keine Anstalten machen, ihn aufzufangen.

„Wer...wer hat das gesagt?“

Du...

...jetzt habe ich wohl ein wenig überreagiert.

Oh Himmel, was habe ich gerade sagen wollen?

He, wir denken das genau Gleiche, nur du bist wie üblich langsamer dabei als ich.

„Meister! Es tut mir Leid! Ich weiß nicht, was...gut, ich weiß genau, was...aber...“

Meine Hand streckt sich ihm entgegen, völlig perplex ergreift er sie. Als er auf die Beine kommt, beginnt eine tiefe Röte seine Wangen zu erfüllen. Scham. Die gleiche, die ich auch fühle.

„Golem...ich hätte das nicht tun sollen...“

Ja, das hättest du wirklich nicht!
Nein, nein, nein, Golem, Fokus, Fokus! Er...er kann Nichts dafür, es ist nur der Hass dieses Dschungels, fast hätte er uns gekriegt. Fast...er ist immer noch da. Um uns herum. Fooookus.

„Meister...der Hass...wir haben beide Dinge gesagt und getan, die wir nicht hätten sagen oder tun sollen. Nicht einmal daran denken. Es...war nicht deine Schuld.“

„Nein. Es war nicht meine Schuld. Auch nicht deine. Wir beide...wurden nur ausgetrickst vom Bösen. Wir müssen...die letzten Minuten vergessen.“

Er bemüht sich, bewusst langsam und ruhig zu atmen. Ich halte mich völlig still, versuche, nicht den kleinsten Teil meines Körpers zu bewegen. Still treffen wir diesen Pakt: Was gerade geschehen ist, kann nicht wieder enthört werden, aber bevor wir uns erneut an die Kehle gehen, müssen wir so tun, als hätten wir nie etwas gehört.
Ganz vorsichtig, ganz langsam legt sich seine Hand auf meine Schulter.

„Es wird wieder gut. Egal, wie oft du mich angelogen hast, egal wie...gah! Himmel, Golem, ich bin so durcheinander...warum lasse ich meine Verwirrung an dir aus? Das ist doch nicht fair.“

„Meister...“

Plötzlich sinkt er gegen mich, seine Arme um mich schlingend. Ich bemerke, wie sich mein Stahlpanzer stellenweise ganz leicht erwärmt, als frei laufende Tränen daran herabrinnen.

„Natalya! Sie ist weg, Golem, sie ist weg! Warum? Warum jetzt? Was soll ich denn ohne sie machen?“

Stumm und stoisch stehe ich da, während er schluchzt, eine Stütze für ihn nur aus einem Grund: Ich kann nicht weinen, sonst wären wir in diesem Moment darin vereint, und ich weiß nicht, für wie lange wir uns in geteilter Verzweilfung verlieren würden. So versiegt irgendwann die Quelle seiner Augen, und ich muss stark sein für ihn, sonst sänke er zu Boden, am selbigen zerstört.
Schließlich löst er sich von mir. Ich habe Angst davor, was er sagen wird.

„Golem...sag die Wahrheit. Dieses Mal wirklich. Ich hatte nicht Recht, oder? Du hast mich gerade nicht nur aufgehalten, weil du Angst hattest, dass ich dich nicht beachten würde, wenn ich Natalya zurückgewinnen würde? Du bist nicht eifersüchtig auf unsere Beziehung gewesen?“

Etwas in mir atmet tief durch, und ich stelle fest, dass wir das beide gleichzeitig waren.

„Nein, Meister. Du hattest nicht Recht. Im Gegenteil, wenn ich auf etwas eifersüchtig war, dann darauf, dass du so viel von Natalyas Zeit eingenommen hast.“

Er stutzt.

„Was?“

Das...das stimmt wohl...aber warum habe ich das so deutlich gesagt?

Er wollte, dass du die Wahrheit sagst. Also hast du es getan.

Oh, zur Hölle mit der Beherrschung! Aber was solls. Ich hebe meinen Blick zum Himmel, Hilfe suchend, von der ich nicht weiß, ob sie je kommen wird, und stürze mich Kopf voraus in eine ungewisse Zukunft, geformt durch jedes neue Wort, das mich verlässt.

„Ich kannte Natalya länger als du, Meister. Während du noch krank warst, habe ich sie im Dschungel getroffen, in ihrer Rüstung kämpfend – sie hatte den Helm zunächst ab, darum wusste ich auch später, wer sie war...“

Und so erzähle ich ihm Alles. Ich lasse kein Bisschen aus von dem, was er bisher nicht wissen durfte, da unsere gemeinsame Freundin mich zum Schweigen verpflichtet hatte. Endlich kann all das...bis auf eine Kleinigkeit...aus mir heraus sprudeln – der Zwang zur Wahrheit die größte Befreiung, die ich verspüren durfte, seit er wieder auf den Beinen ist.

„...und deswegen war ich natürlich die ganze Zeit, als du an das Bett gefesselt warst, alleine mit den Skeletten im Dschungel.“

Sein Ausdruck wirkt entsetzt.

„Du warst fast kaputt danach, und alle Skelette! Das muss die reinste Hölle gewesen sein – und du bist da alleine hineingegangen? Freiwillig? Nur, um Natalyas Geheimnis zu wahren?“

Hilflos hebe ich die Arme.

„Mir ist nichts Besseres eingefallen! Sie hatte das Ganze geplant! Ich weiß, wie blöd das war, ich hätte fast Alles aufs Spiel gesetzt, meinen teueren Körper verloren, aber ich hatte solche Angst, dass du herausfindest, dass ich dich angelogen hatte, als ich nicht gesagt habe, dass ich 'Tees' bereits unter anderem Namen kenne...wie es später ja viel schlimmer gekommen ist...“

Er hebt die Hand.

„Halt, halt. Keine Vorwürfe, Golem. Ich war nur so überrascht...du hast das nur getan, weil Natalya dich darum gebeten hat? Du hast sie wirklich sehr gemocht...und du hast das durchgehalten, ohne ein Wort zu sagen...beeindruckend. Einfach nur beeindruckend.“

Was soll ich dazu sagen? Ich hätte Alles erwartet, aber kein Lob...

„Erzähl, was passiert ist, als du alleine warst!“

Das nimmt mir das Formulieren einer Antwort ab, die ich ohnehin nie zustande gebracht hätte. Während ich meine Erfahrungen mit den Seelen schildere, unterbricht er mich nicht, höchstens durch ungläubiges Kopfschütteln, aber ich sage Nichts als die Wahrheit. Als er auch danach keine Anstalten macht, mich zu unterbrechen, rede ich weiter, immer noch offen legend, was er nicht wusste, mein Solobesuch bei Aschara, von dem ihn die Details noch mehr zum Staunen bringen...

„...wirklich, du kamst mir völlig verwirrt vor von Natalya! Du hast fast nur noch von oder mit ihr geredet, warst abgelenkt, ich hatte die schlimmsten Befürchtungen und wollte nicht zugeben, dass ich die hatte, weil du so glücklich schienst. Deswegen habe ich die Sache selbst in die Hand genommen, deswegen habe ich in deinem Namen gehandelt, aber ohne Befehl von dir.“

„...und alleine diese tödliche Schlange konfrontiert. Völliger Wahnsinn. Aber ich verstehe deine Verwirrung nicht...natürlich habe ich viel über Natalya nachgedacht...mache ich ja immer noch...diese Frau hat mir wirklich den Kopf verdreht. Aber deswegen vergesse ich doch nicht unsere Aufgabe! Das Ausmaß deiner Besorgnis kann ich nicht nachvollziehen...aber erneut, ich muss meinen Hut ziehen vor dem Mut und der Hingabe, mit der du an deinen eigenen Plan gegangen bist.“

Jetzt kann ich eine Antwort einwerfen.

„Der Mut der Verzweiflung vielleicht, Meister!“

Er lacht kurz.

„Auch da scheitern Viele. Aber erzähl weiter...jetzt, wo ich schon so viel weiß...hattet ihr noch irgendwelche Geheimnisse, die ich im Nachhinein erfahren kann?“

Seine Neugierde ist unersättlich...

Er will sich ablenken.

...dann werde ich das tun. Ich rede endlich zu Ende. Längst sitzen wir uns gegenüber auf dem Boden, er hat die Möglichkeit eines Knochenthrons völlig vergessen.

„...und darum glaube ich, dass wir uns gar nicht so verschieden fühlen können! Sie war so wichtig für mich, weil sie meine Probleme verstanden hat, mir geholfen hat, als du einmal nicht da warst, und als wir uns immer weniger vertrauten, weil du nicht Alles wissen durftest und ich nicht Alles wissen konnte, hat sie uns beide zusammen gehalten...ich wollte nicht, dass wir zu streiten beginnen, wirklich nicht! Aber...sie wird mir unglaublich fehlen...und du warst schon wieder drauf und dran, mich nicht zu verstehen...“

Er schüttelt den Kopf.

„Golem, aber ihr wart nur gute Freunde. Ich habe sie doch geliebt! Ich dachte, du wolltest meine Liebe in Frage stellen...“

Ich habe Mühe, die nächsten Worte zu formen.

„Wie denn, Meister? Ich weiß doch gar nicht, was Liebe ist!“

Sein Gesicht entgleist. Er hält sich eine Hand vor den Mund. Was...was habe ich gesagt, das ihn so geschockt hat?

„Du...du weißt das nicht? Oh Himmel, was bin ich bitte für ein Arschloch!“

Er sieht mir nicht mehr in die Augen.

„Aber Meister...“

„Nein, Golem, nenn mich nie wieder so, ich bin es nicht wert. Unglaublich. Natürlich kannst du das nicht wissen, wie auch? Wie kann Jemand, den man nie geliebt hat, dieses Gefühl kennen? Und du...du bist nicht einmal menschlich...wie sollst du es je verstehen...nein, wie grausam. Wie grausam ein Zauber, der ein denkendes, fühlendes Wesen erschafft, das keine Liebe kennt.“

Er übertreibt. Ich bin immer gut ohne zurecht gekommen. Und mein Meister auch.

Wird man ohne Liebe denn etwa zu Jemand wie dir?

„Aber das muss doch nicht so bleiben. General. Durch dich habe ich doch auch erst richtig gelernt, was Freundschaft bedeutet. Warum solltest du mir nicht auch die Liebe erklären können?“

„Graue Theorie...“

Da strafft er sich, beißt die Zähne zusammen und schlägt mit seiner Faust in die andere Handfläche.

„Egal. Vergiss meine Bedenken. Ich bin dein Meister, und ich werde ein guter Meister sein, wie ich hoffe, wieder ein guter Freund sein zu können. Also wirst du von mir lernen, was nicht gelernt werden kann. Ich werde dir erzählen, was Liebe ist, so gut wie ich das kann...als Jemand, der selbst selten geliebt wurde...“

Er schluckt.

„Das könnte eine Weile dauern.“

Er möchte mein Freund sein...

Das wird ein Desaster...

Sei still! Er will wieder mein Freund sein!
Ich springe auf, und bevor er weiß, wie ihm geschieht, habe ich meine Arme um ihn geschlungen.

„Oh, ich will auch wieder dein Freund sein, General. Ein guter Freund. Sag mir, was ich tun muss, und ich werde es tun. Wir halten zusammen! Wir besiegen das Böse! Und du erklärst mir die Liebe!“

Endlich, als ich ihn loslasse, sehe ich ihn mich angrinsen...aber es ist ein bitteres, schiefes Lächeln.

„Ich muss dich warnen, Golem. Je mehr du über das Wunder der Liebe lernen wirst, desto mehr wirst du dich auch danach sehnen...aber ich fürchte, es wird fast unmöglich für dich sein, solche wirklich zu erfahren. Ich kann dir das ersparen und dich in Unwissenheit lassen, sie könnte ein Segen sein.“

„Nein, General! Ich muss das Phänomen zumindest theoretisch verstehen...die Liebe, sie hat eine größere Macht als selbst die Magie, und auch diese verstehe ich noch zu wenig, obwohl ich sie ständig erfahre. Wozu sie die Menschen treibt...ich muss es begreifen! Ich muss es wissen!“

Er seufzt.

„Du bist schon immer neugieriger gewesen, als gut für dich ist...ich warne dich erneut. Vielleicht bin ich auch ein grauenhafter Lehrmeister. Vielleicht wirst du es durch meine trockene Erklärung nie verstehen!“

„Und wenn es ewig dauert...Wissen mag schmerzen, aber Unwissen ist tödlich.“

He, ich muss zugeben, zumindest darauf neugierig zu sein, wie sehr er sich dabei anstellt, die richtigen Worte zu finden, aber bevor es wirklich ewig dauert...du weißt schon noch, wen ich gerade daran gehindert habe, euch aufeinander losgehen zu lassen – und warum dieser Jemand das wollte?

Oh, verdammt. Wenn ich dich nicht hätte...
...habe ich das wirklich gerade gedacht?

„Moment, General. Ich fürchte, bevor wir noch länger reden können, so sehr ich mich darüber freue, dass wir das wieder tun, gibt es etwas sehr, sehr Wichtiges zu erledigen, was nicht nur uns beide betrifft, sondern viel mehr Menschen.“

Sein Finger schießt hoch, als er sofort auf die Antwort kommt. Was meinen großen Denkfehler erneut offenbart, der schon dazu führte, dass ich alleine versuchte, Ormus und Hratli zu versöhnen...egal, wie sehr er gerade an Natalya denkt, seine Mission vergisst er allerhöchstens unter dem Einfluss böser Mächte.

„Wir brauchen den Gidbinn.“

Mein Finger spiegelt seinen.

„Eine Sekunde.“

Eine kurze Suche später fällt mein Blick auf Feuerstein. Fasziniert folgt er der Klinge mit den Augen, als ich sie in die Sonne hebe.

„Bitteschön.“

Dieses Mal ist das Lächeln breit und echt – und ich vermute teilweise auch dadurch motiviert, dass er eine Entschuldigung hat, mit seiner Lernstunde erst später beginnen zu können.

„Du bist der Größte, Golem. Lass dir nie etwas Anderes einreden, weder von Jemand anderem noch von mir. Du. Bist. Der. Größte.“

Er lässt sich von mir den Dolch geben, dann hebt er ihn hoch in die Luft.

„Siehst du das, Mephisto? Siehst du das? Diese Klinge stoße ich durch deine nach Kurast greifende Hand. Bis auf den Knochen schneidet sie in dein Fleisch! Sie wird deinen Hass zurückstoßen, auf dass er in dein finsteres Herz fahre und dieses sich selbst zersetze! Dies ist der erste Schritt zu deiner Vernichtung, und deine Brüder werden mit dir untergehen!“

Er lacht, lauter, als es Freude hervorrufen könnte, schriller, als dass es nur Erleichterung sein kann; sein Herz ist voll Trauer, wie meines, das kann kein Teilsieg ändern, gleich wie wichtig. Doch wir wissen beide, dass wir den Hass in unseren eigenen Herzen besiegt haben, ein für alle Mal. Natalya und damit seine Liebe mag verschwunden sein, aber durch das Ende ihrer Geheimnisse ist unsere Freundschaft zurück, stärker denn je.

Und nun liegt es an ihm, den Mut zu finden, ein Gespräch zu beginnen, das er offenbar fürchtet und sich gleichzeitig herbeisehnt. Sollte es mir ähnlich gehen? Nein...ich weiß, manchmal geschehen die Dinge einfach. Als ich vor weniger als einer Stunde zu sprechen begann, die Wahrheit endlich ans Licht kam, zögerte ich keine Sekunde, trübte kein Zweifel meine Gedanken. Nicht wegen der oktroyierten Beherrschung; weil ich instinktiv wusste, es war das Richtige, und egal, was dabei herauskommen würde, ich musste es einfach tun.
Als sich das Stadtportal öffnet, sehe ich noch einmal nach oben. Der Himmel zieht sich zu; Wolken beginnen, die Sonne zu verdecken. Es wird bald wieder regnen. Hat mein Flehen Gehör gefunden? Vielleicht waren es wirklich höhere Mächte, die auf mich Acht geben, die dafür sorgten, dass ich die richtigen Worte gefunden habe. Wenn ja – dann Danke. Wem auch immer, vielen, vielen Dank. Für das Geschenk, das unsere wiedergefundene Freundschaft ist.
 
Schön dass es weiter geht :)

Es ist wirklich gut, dass er den Zweiten dabei hat. Mal abgesehen davon dass der Meister ihn sonst in einen Haufen Blech verwandelt hätte, wäre das Kapitel ohne die bissigen Kommentare des Zweiten an der Grenze des Erträglichen ;)
 
Ein stilistisch in jeder Hinsicht wunderbares Kapitel. Deine Sprache wird meiner Ansicht nach immer besser, und dabei war sie von Anfang an sehr gut.
Das Stimmung am Ende ist mir beinahe ein wenig zu heile-Welt-mäßig, aber bis dahin sind die emotionalen Facetten von Ratlosgkeit über Zorn und Hass bis hin zu Erkenntnis und Versöhnung wirklich gut beschrieben. Die Überschrift ist definitiv mehr als passend.
Der Zweite hat sich dieses Mal definitiv nicht wohl gefühlt in des Golems Haut.

Nur immer weiter so! Und die Kapitel sind auch sehr abwechslungsreich, immer nur Metzelei wäre auf die Dauer nix.

Alles Gute für die restlichen Prüfungen! :hy:
 
Wir halten zusammen! Wir besiegen das Böse! Und du erklärst mir die Liebe!“
An dieser Stelle musste ich doch mehr als schmunzeln: mit General Oswald Kolle an seiner Seite ist der Sieg über das Böse gewiss.

Vielleicht sollte man aber vorher noch für ein bisschen Sicherheit sorgen, es gibt da sogar ein Rezept dafür: auf jeden Fall braucht man dafür einen Samragd und...
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Und war das
Hat mein Flehen Gehör gefunden? Vielleicht waren es wirklich höhere Mächte, die auf mich Acht geben, die dafür sorgten, dass ich die richtigen Worte gefunden habe.
vielleicht ein netter versteckter Hinweis auf die lange ersehnte Fortsetzung? Da kann man nur sagen
Wem auch immer, vielen, vielen Dank.
 
:top:

ja den letzten Teil wollte ich auch erst quoten :)
Jedenfalls ist das mit der Gefühlsachterbahn wirklich schön beschrieben

"bevor die fligrane Klinge bräche"
-> filigran
"Ich fürchte mich vor dem Gesprüch "
-> Gespräch
"Ausdruck auf seine Gesicht Trauer oder Wut sein wird?"
-> seinem
"wie kleine samragdene Vögel sich sammeln,"
->smaragdene
 
Feines Kapitelchen, was mich da nach meinem Urlaub erwartete...
sehr fein, und ich freu mich schon auf mehr.
Der Zweite ist eine durchaus interessante Figur und wird immer nteressanter...
und wie der Golem entwickelt auch er sich weiter - auf seine Art.
Ich bin mir sicher, er würde es abstreiten.
 
Vielen Dank für euer Lob :).

Naa, was ist denn das? Könnte es sein, dass...

JA! Ein Update! Meine ekelhaftesten Prüfungen sind vorbei, so oder so...und das heißt, dass ich wieder Zeit zum Schreiben habe. ENDLICH.

In diesem Sinne, enjoy - aber ihr sicher nicht so sehr wie ich :D.

Simon
 
Kapitel 47 – Mengenkontrolle

Die Docks sind in moderatem Aufruhr; das bedeutet, dass die sonst sehr apathisch herumschlurfenden Leute sich tatsächlich hier und da angeregt unterhalten. Ein paar Gesprächsfetzen kann ich auffangen, während der Meister und ich uns so schnell als möglich an den Grüppchen vorbei schlängeln, um Ormus zu finden.

„Diese Rüstung...ich hätte nicht gedacht, dass sie eine Kriegerin als Diplomatin schicken...“

„So schnell, wie sie verschwunden ist...“

„Denkst du, ihr Totenbeschwörer-Liebhaber hat sie weggescheucht?“

So viel Misstrauen und Pessimismus hier auch herrscht, Gerüchte verbreiten sich doch wie Lauffeuer. Vielleicht sogar schneller, je weniger normale Dinge es zu bereden gibt.

Ja, ich bezweifle, dass es Spaß macht, sich unter diesen Umständen über das Wetter oder so zu unterhalten. Auch der Meister muss ein paar Worte mitbekommen; äußerlich scheint es ihm Nichts auszumachen. Er ist gerade voll von seiner Mission gesteuert, den Gidbinn umklammernd. Viele weichen erschrocken zurück, als wir vorbeistürmen. Leider kann ich nicht entschuldigend lächeln.

Warum auch. Wir haben jedes Recht dazu, sie aus dem Weg zu werfen.

Wegen fünf Sekunden Verzögerung würden die Docks auch nicht untergehen.

Du möchtest nicht wissen, wie oft ich die Annahme, man könne sich doch noch ein paar Sekunden mehr Zeit lassen, Menschen in den Tod schicken gesehen habe.

Stimmt, das möchte ich wirklich nicht wissen.

„Ormus! Dem Himmel sei Dank, wir haben ihn gefunden! Der Gidbinn ist unser!“

Der orange berobte Taan blickt auf, als der Meister ihn fast umrennt, nur kurz vor seiner hageren Figur anhaltend. Sein Blick wandert träge auf den Dolch. Um uns herum versammelt sich langsam eine Menge; sie halten respektvollen Abstand zu den Skeletten, aber ihr Gaffen ist offensichtlich. Natürlich, wenn Seltsames vorgeht müssen wir im Zentrum davon stehen. Stimmt eigentlich auch immer. Auch Deckard ist unter den sich versammelnden Überlebenden; er muss ein paar von ihnen auf die Schultern tippen, damit sie sehen, wer er ist, dann wird er aber sofort durchgelassen. Derweil hat Ormus vorsichtig die Feuersteinklinge übernommen; als wäre sie zerbrechlicher als eine Eierschale hält er sie in beiden Händen.

„Ormus spürt es...diese scharfe Klinge wird unser Aller Rettung sein!“

Sofort erhöht sich die Lautstärke des Gemurmels um uns herum. Oh Himmel, jetzt werden die Leute aber wirklich etwas hören wollen – ob ihnen gefällt, was sie erfahren könnten über die Gefahr, in der sie die ganze Zeit schwebten – und immer noch tun? Immerhin wissen wir nicht, ob die Erneuerung des Schutzschirmes funktionieren wird...besser, wenn wir sie im Dunkeln lassen.

„Wir sollten vielleicht etwas subtiler sein...“

Deckards Murmeln echot meine Gedanken. Ormus nickt, die Lippen zusammen pressend.

„Macht Platz, Leute, macht Platz! Ormus muss zu dem Altar dort hinten, um die Docks vor dem Bösen zu bewahren!“

Ein Gongschlag ertönt, als ich eine kleine Delle auf meiner Stirn verursache.

Der alte Mann möchte wohl noch ein paar Minuten im Rampenlicht verbringen.

Zumindest laufen die Menschen jetzt. Schnell. Der Meister wirkt nervös, sein Blick ist ohnehin schon gehetzt genug; langsamer, als sie sich normalerweise bewegen, formen die Skelette eine Gasse zu der unauffälligen Steinformation in der Nähe des antiken Leuchtturms, nach innen sehend, um Niemanden zu erschrecken. Die Menge weicht zurück, wogt ein wenig; zum Glück ist der Begriff hier relativ, eine Menge Leute sind wirklich nicht übrig von Kurasts einst so vielen Einwohnern.
Wortführer bilden sich, als das Gemurmel klarere Form annimmt, und schließlich schreit einer direkt heraus, was die Menge geschlossen denkt.

„Was soll das? Vor welchem Bösen müssen wir gerettet werden?“

Deckard geht ruhig auf ihn zu, bleibt aber innerhalb der Knochengasse. Ich stelle mich halb hinter ihn, die Leute im Auge behaltend, die zwischen dem Weisen und seinem Gesprächspartner sind.

„Wie Ihr sicher wisst, ist der Einfluss des Großen Übels, der das Unheil über Kurast kommen ließ, ungebrochen. Durch unseren jungen Helden hier fanden wir heraus, dass er nicht nur gleich blieb – sondern stärker und stärker wurde. Fast wäre es zu spät gewesen, aber er fand eine Möglichkeit, die Docks und alle Überlebenden auf Dauer zu schützen – Ormus wird dafür sorgen, dass dies geschieht.“

Ein paar Gesichter direkt vor uns wirken beruhigt. Aber nicht der Wortführer der Menge; der wird wild.

„Soll das etwa bedeuten, dass ihr großen Helden seit Längerem wusstet, dass die Docks kurz vor der Vernichtung standen – und Niemand es für nötig hielt, den Pöbel zu informieren?“

So richtig Unrecht hat er mit der Formulierung ja nicht.

Er hat sogar zu Recht. Deckard schüttelt den Kopf.

„Mein Freund, Euere Wortwahl und Euer Tonfall sind unangebracht. Die Gefahr, in der wir Alle – einschließlich der Gruppe, die davon tatsächlich erst vor wenigen Tagen erfahren hat – uns befanden, ist kurz davor, zu enden. Dank des Einsatzes des Generals, der sich konstant dem Einfluss von Mephisto aussetzt, um mehr als nur die Docks zu schützen.“

„Auf den 'Einsatz' dieses Nutzers schwarzer Magie können wir verzichten! Und auf deine Überheblichkeit und Arroganz auch, alter Mann! Es wird Zeit, dass wir uns vom wirklichen bösen Einfluss auf den Docks befreien! Werft die ganze Bande ins Wasser!“

Das ist gar nicht gut.

„Nein! Bitte, seid vernünftig! Nie hatten wir etwas Anderes im Sinn als die Sicherheit...“

Ein Stein trifft den weißhaarigen Mann an der Schläfe, was ihn zum Wanken bringt.

„Deckard!“

Ich fange ihn auf, bevor er umfällt. Ein hässlicher blauer Fleck beginnt schon aufzublühen.

„Bitte...lass den Hass nicht siegen, bevor Ormus das Ritual vollendet hat...“

Sein Flüstern ist fast nicht zu hören ob der Schreie, die aufkommen, aber ich bin nahe genug. Wut kocht in mir auf, Wut auf diese ignoranten, undankbaren...was haben sie getan! Er ist ein alter Mann...
Der sicher nicht will, dass ich jetzt durchdrehe wegen dem, was passiert ist. Es ist Alles nur Mephistos Schuld. Alles. Nur. Seine. Schuld. Der Bastard, der den Stein geworfen hat...er konnte...Nichts...dafür. Oh, aber wie gerne würde ich ihm...
Mehrere Hände landen auf meiner Brust, stoßen dagegen, versuchen, mich umzuwerfen. Links und Rechts von mir werden Skelette von zu vielen Menschen überwältigt.

„Verletzt Niemand! Allenfalls Schläge, die betäuben! Haltet die Klingen in die Luft und von den Menschen fern! Lasst Keinen zum Altar durch!“

Jawohl, Meister! Ich balle meine Hand zur Faust, um einem kräftigen Mann vor mir die Lichter auszuknipsen...sehr befriedigend...

Etwas zu sehr, wenn deine Knöcheldornen ihn treffen!

Meine Finger schießen im letzten Moment auf, und eine gewaltige Ohrfeige statt eines wohl tödlichen Schlags donnert ihn zu Boden. Schuld flammt in mir auf, aber dafür habe ich keine Zeit.

„Zurück mit euch! Lasst uns in Ruhe! Wenn ihr mich angreift, werdet ihr es bereuen!“

Mein Brüllen bewirkt Nichts. Sie wollen einfach über mich hinweg trampeln, auf den Meister zu, der zähneknirschend das Jade-Tan-Do umklammert, was nichts Gutes verheißt – wenn die Menge ihn erreicht, wird er für Nichts garantieren können, immun sind wir schließlich auch nicht gegen die Hasswellen. Und wenn die Leute sehen, was der Kris bewirkt, explodiert dieser Hexenkessel...
Ein kruder Holzknüppel trifft meinen Kopf. Das macht mir überhaupt Nichts aus, aber die Angreiferin schreit auf. Als ihr Blut zu fließen beginnt, beginnt auch die Menge, nach Blut zu schreien. Nach dem des Meisters. Dafür müssen sie jedoch an mir vorbei...was bedeutet, dass noch mehr mich angreifen, noch mehr Blut fließt...und sie immer wahnsinniger werden.
Ormus steht unbewegt vor dem Altar, der Gidbinn dreht sich langsam in der Luft zwischen den Händen des Magiers, die er daneben hält. Sie zittern, und eine dünne Schweißschicht bedeckt seinen blanken Hinterkopf.

„Ihr macht Alles kaputt, ihr Idioten! Hört auf!“

Der Meister hat auch ein Stück Geländer abgebrochen und zieht es einzelnen Irren über, die zu ihm durchdringen. Man sieht es ihm nicht an, aber durch die Erfahrungen, die er bisher machen musste, ist er durchaus weit kräftiger als der Durchschnittsbürger.
Da stolpere ich, als mir ein Knüppel zwischen die Beine geschoben wird. Nein! Deckard...ist zum Glück längst weggekrochen. Aber jetzt kommen sie über mich hinweg...ich schlage um mich, bringe Einige zu Fall, aber sehe, wie der Rädelsführer, der die Menge ursprünglich angestachelt hat, sich vor dem Meister aufbaut. Gegen dessen Muskeln hat er keine Chance.

Da irrst du. Immerhin hat er ein probates Mittel zur Hand, die Stärkedifferenz auszugleichen.

Du meinst...

Ja. Es wirkt auf normale Menschen genausogut wie auf unsere üblichen Gegner.

„General! Schwäche ihn!“

Sein Blick schießt zu mir, zum Glück kann ich meine Stimme laut genug drehen, um gehört zu werden; damit unterbreche ich die kleine Ansprache des Angreifers, der es sichtlich genossen hat, dem Meister zu erzählen, was er gleich mit ihm anstellen würde. Wenn nicht gerade gelbe Linien über seinem Kopf das Tanzen beginnen würden.
Ein Grinsen erscheint auf dem Gesicht des Totenbeschwörers.

„Dann löse mal deine Versprechen ein, Dicker.“

„Nur zu gern, Schwarzkünstler!“

Eine große Faust saust heran, die Schnelligkeit unbeeinträchtigt durch den Fluch; der Meister hebt seinen Schild, dessen Rand wird getroffen, und ein auf die Magengrube gezielter Schlag trifft stattdessen das Kinn. Wäre er mit voller Kraft geführt worden, könnte ich den Meister jetzt wohl von den Steinen des Leuchtturms kratzen; so stolpert er immer noch einen Schritt zurück...auch geschwächt ist der Kerl noch verdammt kräftig. Mich halten zwei Leute pro Gliedmaße am Boden, einer sitzt auf meiner Brust und versucht, eine Möglichkeit zu finden, mich kaputt zu schlagen, ohne sich zu verletzen. Das ist recht erfolglos, aber ich...komme...nicht...frei...

Wenn die an deinen Armen schwächer wären...

Ja, aber der Meister hat gerade gar keine Zeit zu fluchen! Außer verbal, was er tut. Bewaffnet mit Knüppel, gewappnet mit Schild, der Gegner geschwächt, aber mehr als Ausweichen bleibt ihm nicht. Und landet ein Treffer, schmerzt das. Da schafft er es, dem anderen einen Schlag auf das Ohr zu verpassen; aber der lacht darüber nur. Hoffentlich denkt der Meister daran, den Fluch zu erneuern, bevor er von selbst verschwindet...

„Meister, so wird das Nichts! Duckt Euch unter einen Schlag weg, so dass er gerade vorbei geht, und schlagt dann unter der Gürtellinie zu! Es gibt hier keine Regeln, nutzt jeden Vorteil! Dann ein Kinnhaken! Und vergesst das Schwächen, weicht aus und verstärkt jeden Schaden, den er bekommt!“

He...

Ich weiß, wie man Kämpft. Ich gebe ihm Tipps.

Das ist mir klar, aber duz ihn um Himmels Willen!

Oh.

Der Zweite brüllt weiter Anweisungen heraus. Ich bekomme diverse Kleidungsstücke über den Kopf gestülpt, aber da mein ganzer Körper den Ton erzeugt, können sie mich nicht zum Schweigen bringen – nur sehen kann ich Nichts. Die Art der Tipps wird allgemeiner, aber viel zu helfen scheinen sie nicht...da ertönt ein Schrei.
Aus nur zu bekannter Kehle.
Ein dreckiges Hemd wird von meinen Augen gerissen. Der aus zahllosen kleinen Dornenwunden blutende Mann auf meiner Brust grinst mich grausam an.

„Das solltest du dir ansehen.“

Der Meister lehnt kraftlos an der Leuchtturmwand, beide Hände über der Brust verschränkt, nur noch schwer atmend. Die Haut des Vipernmagiers ist von einem Schlag richtig eingedellt worden, sofern das bei Leder möglich ist...das kann nichts Gutes für seine Rippen bedeuten. Schlimmer...der Schläger hält das Jade-Tan-Do ungeschickt in der Hand.

„Du wolltest mich also mit diesem Ding hier schneiden, kleiner Mann, hm? Dachtest, wenn du ein Messer zu einem Faustkampf mitbringst, gewinnst du den? Kleiner Tipp...das funktioniert nur, wenn der Faustkampf nicht gegen mich ist.“

Er bewegt sich näher heran.

„Jetzt lernst du das Problem dabei kennen. Wer meint, mich scheiden zu müssen...wird geschnitten.“

Die Giftklinge nähert sich der Wange des Meisters. Ich bäume mich auf, schaffe es, den auf mir Sitzenden abzuwerfen, aber meine Arme und Beine sind immer noch fest umklammert...
Plötzlich zischt, völlig lautlos, ein blaues Wabern über mich hinweg. Da ich auf dem Rücken liege, sehe ich, wie ein Vorhang aus Energie in den Himmel schießt, eine Sphäre über den Docks bildet...und sich nach Erreichen einer bestimmten Höhe wieder zusammenzieht, erneut über den ganzen Leuchtturmplatz fegt und sich an einem Fokuspunkt trifft...dem Altar. Besser: Dem immer noch darüber schwebenden Gidbinn, der sich in einer kleinen, jetzt ruhigen Ausgabe der durchsichtigen blauen Energiekugel dreht.
Eine gewisse...Ruhe überkommt mich, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr in der Form gespürt habe. Es ist, als wären meine Gefühle...weicher. Die Extreme, in die mein Geist noch vor Kurzem verfiel, sind wie weggeblasen.

„Es hat funktioniert!“

Ormus lächelt den Feuersteindolch selig an.
Um mich herum ist die Menge ganz still geworden. Die Leute, die mich gepackt hatten, lassen zögerlich los. Sofort springe ich auf.
Der Schläger, der kurz davor war, den Meister zu töten, hält den Kris, immer noch völlig falsch, knapp von dessen Haut entfernt.

„Du...hattest durchaus vor, mich mit diesem Ding zu verletzen, oder?“

Der Meister, keuchend vor Schmerz, hat die Augen verdreht, bis man das Weiß in ihnen sieht, auf die Klingenspitze gerichtet.

„Hatte ich vor, ja...“

„Ich hasse es, wenn man mit Messern auf mich losgeht. Das sollte eigentlich nicht ungestraft bleiben.“

Der Meister runzelt die Stirn.

„Wenn ich mich recht erinnere, bist du auf mich losgegangen. Und viel Zurückhaltung haben deine Schläge jetzt nicht gezeigt. Ich war...verzweifelt? Wütend?“

Der Schläger verzieht das Gesicht.

„Ich war auch wütend. Warum eigentlich? Vermutlich...weil du mit deinem Dolch in meine Richtung gefuchtelt hast? Da werde ich immer nervös...“

Seine Hand zuckt.
Dann fällt das Jade-Tan-Do zu Boden, als sein Kopf feststellt, dass es zwischen meinen Handflächen nicht gemütlich ist.

„Das reicht jetzt.“

Ich pflücke dem Meister einen Heiltrank vom Gürtel und öffne die Flasche. Er greift sie sich, nimmt einen tiefen Schluck, noch einen sichereren und steht wieder gerade. Nach einem geflüsterten „Danke“ wendet er sich an die etwas verwirrt dastehende Menge.

„Was ihr gerade erlebt habt, war genau das, was uns bedroht hat – Mephistos Hass. Ich bin Keinem von euch böse, dass er davon überwältigt wurde, denn ich weiß, wie schwer es ist, dem Bösen zu widerstehe. Die Gefahr ist jetzt vorüber, was nicht mir zu verdanken ist, sondern der Zusammenarbeit aller tapferen Menschen auf diesen Docks, die mir bisher mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Ich hoffe, auch in Zukunft auf diese Unterstützung zählen zu können, denn ohne euch wäre ich völlig hilflos.
Nun müssen wir allerdings weiter, wichtige Dinge warten. Seid unbesorgt – von jetzt an sind diese Docks sicher.“

Die übrigen Skelette – drei – formen eine kleine Ehrengarde, während der Meister sich vor der Menge verbeugt, danach eile ich ihm nach, als er zügig zum Stadtportal geht. Ormus hat sich schon über Deckard gebeugt; er ist gleich wieder in Ordnung. Niemand kümmert sich um den Anstifter der Unruhen, den ich zu Boden geschlagen habe.
Und schon stehen wir wieder im ruinierten Schinderdorf, umgeben von ganzen, halben und völlig zerfetzten Leichen. Der Meister lässt einen langen Atemzug aus seiner Lunge dringen, dann hält er sich die Hand vor die Augen.

„Meine Herren, das war knapp.“

„Mephistos letzter Versuch, unseren Sieg aufzuhalten...“

Er sieht mich ernst an.

„Zumindest, was die Stadt angeht. Wir beide sind seinem Einfluss immer noch ausgesetzt...wir dürfen nicht aufhören, auf der Hut zu sein.“

Ich nicke.

„Wir stehen das durch. Gemeinsam. Aber wenn ich fragen darf: Warum die Eile, wieder aus der Stadt zu verschwinden?“

Seine Schultern heben sich.

„Im Moment waren Alle noch ziemlich verwirrt von der plötzlichen Änderung der Stimmungslage, aber wie wir ja gerade noch gesehen haben – vielen Dank übrigens für deine Intervention – heißt das nicht, dass sie sofort bereit sein müssen, aufzuhören in mir einen guten Sündenbock zu sehen. Ergo überlassen wir es den Leuten, die gut darin sind, Wogen zu glätten, genau das zu tun und machen hier, worin wir gut sind, nämlich Dämonen zu töten. Ich habe nämlich nicht die geringste Lust, einen ganz bestimmten noch länger warten zu lassen.“

Endugu...

„Das Gefühl teile ich doch aus ganzem Herzen.“

Der Meister beginnt, aus mehreren Schinderleichen jeweils ein Skelett zu erschaffen.

„Das freut mich. Dann sieh dich doch bitte in der Richtung um, in die er verschwunden ist – ich wette, es geht dort nach unten. Sicher den Eingang, falls noch was steht, ich komme nach, sobald die Armee bereit ist.“

Ich salutiere.

„Jawohl, General.“

Während er kichert, mache ich mich auf den Weg.
Ich weiß nicht, ob ich ihm in einer Sache widersprechen sollte, in der ich wirklich nicht mit seiner Auffassung übereinstimme. Meines Erachtens nämlich ist Deckard sicherlich nicht der Schlechteste, wenn es darum geht, klug zu reden und Leute zu überzeugen – aber gegen eine ganze Menge hat er ziemlich versagt. Wer darin aber hervorragend ist, ist der Meister – auch, wenn er sich das nicht eingestehen will. Er ist ein Held und auch ein geborener Anführer – vielleicht sollte ich langsam anfangen, ihm zu mehr Selbstvertrauen in dieser Richtung zu verhelfen.

Und warum tust du es nicht sofort?

Weil ich keine Zeit verlieren durfte, hierher zu laufen – immerhin war das ein direkter Befehl...zu dumm, das. Ich hoffe, es rächt sich nicht noch einmal...
 
Zuletzt bearbeitet:
unsere gebete wurde erhöhrt \o/

und nun da du zeit hast kannst verlorene zeit aufhohlen und mindestens jeden 2. tag in dieser woche ein neues kapitel schreiben ne :D

ansonsten... ich glaub ich war zu glücklich um fehler zu finden oder du hast wirklich keine gemacht ;)
 
Schönes Kapitel - will mehr!
Viel mehr.
Ich könnte versuchen, mich mit dem Zweiten zu verbünden, so dass er Dich heimsuche und quäle, wenn Du nicht rechtzeitig etwas neues lieferst...
 
Hallo :hy:

Nach einigen Monaten des stillen Mitlesens: Eine insgesamt schöne Geschichte und auch ein schönes Update.
In der Hoffnung, dass auch frisch-geoutete Leser Anmerkungen schreiben dürfen, die über ein "alles toll, alles super" hinausgehen:

"genausogut" --> "genauso gut"
"Tip" --> neuerdings "Tipp". Du hast beide Versionen im Text, und auch wenn die 'alte' Form (meiner Meinung nach) besser aussieht - wenigstens vereinheitlichen.
Verwendung von "...": Okay, ich bin weder Deutschprofessor noch Germanistikstudent, aber persönlich würde ich immer dazu neigen, "... " (also mit zusätzlichem Leerzeichen) zu schreiben.
"so schnell als möglich" --> "so schnell wie möglich"? Vielleicht abhängig von Dialekt / Gegend.
"wie oft ich die Annahme [...] Menschen in den Tod schicken gesehen habe" --> Hm. Der Satz scheint mir insgesamt durchaus korrekt zu sein - aber eine Annahme zu personalisieren? Okay. Warum nicht.
(klingt trotzdem seltsam)

Und insgesamt: Es scheint mir Sehr, ich wiederhole, Sehr fragwürdig, Alles, also wirklich Alles, was man auch nur Irgendwie zu Betonungszwecken Groß schreiben kann, auch Groß zu schreiben.
Du hast schon mal unterstrichen, dass du den Kniff als Stilmittel verwendest - dennoch, zumindest für Ausarbeitungen an der Uni ist so was eine schlechte Idee, und auch mögliche spätere Lektoren könnten bei so etwas Kopfschmerzen bekommen ;)

Ansonsten: Ich schließe mich hiermit offiziell der allgemeinen Hoffnung an, wieder regelmäßig Golem-haltigen Lesenachschub zu bekommen, und wünsche gutes Gelingen für die Prüfungen, die noch ausstehen mögen.

Seleya
 
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