So, auch wenn wieder etwas mehr Story-bezogen als witzig, hier ist...
Kapitel 20: Die Legion der Finsternis. Und Igor.
Nachdem ich meinem Vater erklärt hatte, dass ich erst vor Kurzem seine wichtigste Einnahmequelle zunichte gemacht hatte (worüber er nicht gerade erfreut schien), versuchte ich das Thema zu wechseln.
“Hey, du sagtest doch vorhin, dass du uns jemandem vorstellen willst. Soll das etwa heißen, dass du endlich deine Truppe neu zusammen hast?“
Ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht.
“Es hat zwar viele Monate gedauert, um halbwegs qualifizierte Leute zu finden, aber ja, seit drei Tagen sind wir endlich wieder zu zehnt!“
“Erst seit drei Tagen? Soll das etwa heißen, dass du DESHALB hier mitten in der Wüste wohnst? Wegen den vielen Gräbern außerhalb der Stadt?“
“Oh, haha, erwischt. Ja, deshalb bin ich eigentlich hier.
Außerdem wollte ich ein paar Tage von deiner Mutter weg. Manchmal geht sie mir wirklich auf den Wecker.“, fügte er kleinlaut hinzu.
“Moment mal, ich komme jetzt gerade nicht ganz mit. Kann mir das vielleicht mal jemand langsam und ausführlich erklären?“, fragte Lycander.
“Weißt du, manchmal, wenn ein Mann von seiner Frau einfach genug hat, dann muss er sich ein paar Tage-“, fing ich an, doch sie unterbrach mich:
“Nein, DAS doch nicht! Ich meine die Sache mit den Gräbern und so.“
“Achso, sag das doch gleich.
Ich habe dir doch erzählt, dass mein Vater ein Nekromant, also ein Totenbeschwörer, ist.“
Sie nickte.
“Nun, auch wenn es mehr eine Art Hobby ist, hat er schon seit vielen Jahren eine kleine Privatarmee aus Untoten, um vor etwaigen Gefahren sicher zu sein.“
“A-ha.“
“Leider gab es auf einem Familientreffen vor einem Jahr einen kleinen *hust* „Konflikt“ zwischen meinem Vater und meiner Frau, der damit endete, dass fast alle Untergebenen meines Vaters irreparabel zerstört wurden. Der einzige, der verschont blieb, war sein Eisengolem, da dieser damals gerade am Buffet saß und griechisches Essen in sich hineinschaufelte.
Jedenfalls versuchte mein Vater seitdem, seine Armee aus Untoten wieder aufzubauen.
Und offensichtlich ist er jetzt damit fertig.“
“In etwa so, ja. Wobei, du hast eine Sache vergessen!“
“Die da wäre?“
“Sie hat angefangen!“
“Jetzt hör mir mal ganz genau zu:
Es ist absolut EGAL wer von euch angefangen hat! Fakt ist, ihr habt beide schwere Verluste erlitten, und das ist schlimm genug.“
“Aber-“
“NEIN! KEIN ABER!“
“Mpfgbrmbel...“
Hey, da hat aber jemand mal seinen Vater gut im Griff!
Oh, dankeschö-
Hey, moment mal! Du sagst doch nie etwas positives zu mir!
Du willst irgendwas von mir, richtig?
...
Ich deute dein betretenes Schweigen mal einfach als „Ja“. Also, was willst du?
Nun, ich dachte mir, dass unsere Zuhörer irgendwie überhaupt keine Vorstellung davon haben, wie du und deine Gefährten aussehen. Könntest du vielleicht mal das Aussehen von dir, Arnold und den Anderen beschreiben?
Und was zum Teufel hast du geraucht, dass du denkst, dass ich das machen würde?
Wenn du es tust, erhöhe ich deine Gage um drei Prozent.
Ich hatte damals kurze, kastanienbraune Haare, breite Schultern (wie alle Männer in meiner Familie), war 1,84 m groß und ziemlich schlank. Außerdem trug ich eine Lederweste über einem orangefarbenen Pullover. Gut so?
Perfekt, genau so weitermachen.
*seufz*
Arnold hatte sich zu Beginn unserer Reise kahlrasiert, damit ihm beim Kämpfen keine Haare die Sicht einschränken konnten. Er war zwar „nur“ knapp 2,00 m groß, sah jedoch wegen seines enormen Muskelbaus noch wesentlich größer aus. Aufgrund seiner angeborenen Resistenz gegen Kälte trug er keine Oberkörperbekleidung, sondern nur Sandalen und eine Hose aus dem Fell eines von ihm selbst erlegten Behemoths. Auf dem Rücken trug er, mit einem Ledergurt an ihm festgebunden, seine gigantische, golden schimmernde Axt.
Aufgrund seiner kugelförmigen Kopfform und seiner strahlend blauen Augen sah er übrigens immer ein wenig nach einer Art Riesenbaby aus.
Lycander überspringe ich mal, denn schließlich hatte ich sie schon einmal beschrieben.
Wer fehlt denn jetzt eigentlich noch? Oh, klar, mein Vater:
Wie bereits gesagt hatte er schulterlange, dunkelblonde Haare und breite Schultern. Er war etwas größer als ich, jedoch kleiner als Arnold. Ungefähr 1, 90 m, sag ich mal. Er trug einen Vollbart und hatte grün-blaue Augen. An seinem Oberkörper trug er ein magentafarbenes Hemd und darüber einen smaragdfarbenen Anzug, welcher mit kleinen goldenen Nadelstreifen verziert war.
Seine weiße 70er-Jahre Disco-Hose war, zusammen mit einigen Elixieren, mit einem schwarzen Gürtel an seiner Hüfte befestigt.
An seinen Füßen trug er ein Paar genähter Herrenschuhe.
Außerdem trug er über dem rechten Auge eine Augenklappe, welche er jedoch eigentlich gar nicht benötigte, da seine beiden Augen vollkommen intakt waren.
Er trug sie „nur wegen des Style-Faktors“, wie er ständig betonte. Doch das kurioseste an ihm war die Tatsache, dass er, obwohl er fast sechzig Jahre alt war, keinen Tag älter als aussah als fünfunddreißig. Warum? Nun, darauf komme ich im laufe der Geschichte noch zu sprechen.
Reicht das?
Ja, das müsste erstmal genügen.
Toll, dann kann ich ja ENDLICH weitererzählen.
“Ähm, worauf wollte ich eigentlich nochmal hinaus? Ach, genau: Wenn du deine neuen Leute und uns unbedingt einander vorstellen willst, dann mach bitte schnell, denn ich bin müde, okay?“
“Natürlich, wie es euch genehm ist, Majestät.“
Er rollte kurz mit den Augen, dann rief er laut:
“JUNGS! AUFSTELLEN!“
Von überall im Haus hörte man Klappern und Schritte.
Dann ging eine Tür auf und sechs vermummte Gestalten betraten das Zimmer, welche sich vor meinem Vater nebeneinander in eine Reihe stellten.
Obwohl sie alle unterschiedliche Kleidung anhatten, so trugen sie alle türkisblaue Kapuzen mit unserem Familienwappen über dem Kopf, welche ihre Gesichter verdeckten.
“Ihr könnt die Kapuzen jetzt ruhig abnehmen“, sagte er zu ihnen.
Sie taten wie ihnen befohlen, was dazu führte, dass Lycander fast von dem Stuhl fiel, auf dem sie Platz genommen hatte. Arnold und ich hingegen erschraken nicht, wir den Anblick der halb verwesten Leichen und der Skelette gewohnt waren.
“Jungs, das sind mein Sohn,“ er deutete auf mich,
“sein Bodyguard Arnold,“ er deutete auf Arnold
“und Prinzessin Sofia Lycander XXIV.“
Er deutete wieder auf mich.
“Ha-Ha-Ha. Wie UNGLAUBLICH witzig. Aber sag mal, hast du nicht gesagt, ihr wärt jetzt zu zehnt? Wo sind die anderen drei? “
“Ach, Igor ist mit den beiden Neuen noch draußen. Trainieren und so. Aber eigentlich sollten sie schon seit einiger Zeit fertig sein. Ich frage mich, was sie aufhält...“
Plötzlich warf Lycander ein:
“Wer ist Igor?“
Diese Frage hätte sie lieber nicht stellen sollen, denn immer, wenn man meinen Vater nach Igor fragt, schweift dieser in Erinnerungen ab.
“Igor? Das ist mein Eisengolem. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich ihn damals erschaffen habe. Ich war höchstens zehn oder elf Jahre alt, aber bereits total fasziniert von der Nekromantie und der Erschaffung künstlichen Lebens. Eines Tages hat mir mein Vater von einer Geschäftsreise die Überreste eines russischen Panzers mitgebracht, und aus eben jenen habe ich dann meinen ersten und einzigen Eisengolem erschaffen. Seitdem ist Igor mein treuester Diener.“
“Was war ihr Vater denn bitte von Beruf, wenn er von einer Geschäftsreise Überreste eines russischen Panzers mitbringt?!“
“Piratenkapitän, was denn sonst? Entern, Versenken, Morden, Brandschatzen, Städte plündern, das volle Programm!“
“Interessant...“, sagte Lycander, halb erstaunt, halb verwundert darüber, wie ein Pirat an einen russischen Panzer kommt.
“Aber nun wieder zu dir, Sohnemann. Sag, was hältst du von meinen Leuten?“
Ich betrachtete die sechs Untoten eine Weile und gab dann mein Urteil ab:
“Naja, sooooo stark sehen die aber alle nicht aus...“
“Jetzt komm schon, das sind doch schließlich auch nur wiederbelebte Menschen!
Was hast du erwartet? Die spanische Inquisition?“
In dem Moment, als mein Vater zu sprechen aufhörte, ging mit einem lauten Knall die Tür nach Draußen auf und drei Gestalten in roten Roben stürmten in das Zimmer.
Der Mittlere verkündete lauthals:
“NIEMAND erwartet die spanische Inquisition! BWAHAHAHA!“
“Jungs, was habe ich euch gesagt? Keine Monty-Python-Sketche nach 22.00 Uhr! Ist das denn so schwer einzuhalten?“
Traurig zogen Igor und die beiden Untoten die Roben aus und stellten sich zu ihren Kollegen in die Reihe.