Manche Leute lassen sich auch echt Zeit...
Kapitel 25: Auge um Auge
So, jetzt kannst du wieder weitermachen.
Mhm.
Muss ich?
Ja!
*ächz* Ja, von mir aus...
Mein Vater, der zusammen mit seinem Gefolge am Eingang der Kammer stand, sah abwechselnd mich, die Wunde in meinem noch verwandelten Panthergesicht, den toten Dämon und Lycander an.
Letztere nahm sich einen Augenblick Zeit und erklärte ihm, was hier soeben vor sich gegangen war.
“...und dann durchbohrte ihr Sohn den Kopf dieses...Etwas mit seinem Arm, was zu seinem Tode führte. Offensichtlich benötigen Dämonen ihr Gehirn zum Überleben, oder sowas.“
Mein Vater nahm das mit einem einfachen
“A-ha.“ zur Kenntnis, und wandte sich dann seinem Golem zu:
“Hey, Igor, wer glaubst du ist das? Duriel oder Azmodan?“, fragte er mit einem Deut in die Richtung des toten Dämons.
“Würde sagen Duriel. Azmodan sieht so weit ich weiß nicht so bescheuert und auch etwas... humanoider aus, Meister Propper.“
“Duriel, soso... Na dann sollte ich zu Sicherheit lieber mal...“
Er wandte sich dem toten Dämon namens Duriel zu und machte ein paar Schritte auf die Leiche zu. Als er nur noch einige Schritte davon entfernt war, blieb er stehen und atmete einige Male tief durch, hob seinen rechten Arm und deute darauf.
Da ich bereits ahnte, was er vorhatte, entfernte ich mich so schnell wie meine Verletzungen es zuließen von dem Kadaver.
“Kabumm.“
KABUMM. Duriels Überreste explodierten in millionen Einzelteile, welche sich auf Boden und Wand verteilten.
“Boah ey, ALTER! Lass das! Ich weiß ja, dass du gerne Sachen in die Luft jagst, aber das war eine verdammt laute Explosion und ich habe als Panther sogar noch empfindlichere Ohren als sowieso schon. War das wirklich nötig?“
“Natürlich war es das!“, erwiderte mein Vater genervt.
“Hätten wir die Leiche eines so mächtigen Wesens wie Duriel einfach hier verrotten lassen, hätte jeder x-beliebige Nekromant, der auch nur ansatzweise etwas von seinem Handwerk versteht und hier vorbeikommt, ihn einfach reanimieren können und somit einen extrem mächtigen Untergebenen gehabt.
Oh, Moment mal...
Verdammter Mist!“
"Und für solche Aktionen will dieser Mann auch noch eine Auszeichnung gewinnen?", fragte Lycander mich flüsternd.
"Jepp."
"Okaaaaaaaay..."
“Ähm, Paps?“
“Was ist?“
“Auch wenn ich es immer wieder gerne sehe, dass du dich über eigene Fehler grün und blau ärgerst, so muss ich dich doch darauf hinweisen, dass deinem erstgeborenen Kind ein AUGE FEHLT. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mir da etwas... aushelfen könntest, okay?“
“Ohja, natürlich, du hast Recht. Wo bleiben meine väterlichen Instinkte? Hier, nimm.“
Er nahm seine Augenklappe ab und reichte sie mir.
“Ähm, danke, aber ich meinte eigentlich, dass du mich heilen sollst.“
“Nun, tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber aufgeschlitzte Augen zu reparieren liegt außerhalb meines Kompetenzbereichs. Du musst dich wohl oder übel an eine zweidimensionale optische Wahrnehmung gewöhnen, Junge.“
Tja,wie sagt man so schön? Für dich ists halt passé mit 3-D!
Fresse.
“Was meinst du mit „außerhalb deines Kompetenzbereichs“? Du belebst auf täglicher Basis TOTE wieder zum Leben! Da wirst du doch wohl auch beschädigte Organe heilen können!“
“Neinneinein. Tote wiedererwecken und die Heilung von Lebenden sind zwei völlig verschiedene Sachen. Siehst du mich etwa durch die Straßen laufen und Leute heilen? Nein? Und weißt du auch warum nicht?“
“Weil du ein total egoistischer Arsch bist?“
“Nein! Also naja, technisch gesehen schon auch deshalb, aber größtenteils ganz einfach, weil ich es nicht kann!“
“Soll das heißen, ich muss für den Rest meines Lebens mit nur einem Auge herumlaufen? Na toll...“
“Jupp, sieht ganz so aus. Und so wie ich das von diesem Blickwinkel aus betrachten kann, wird die Wunde in deiner rechten Gesichtshälfte eine ansehnliche Narbe hinterlassen. Aber das könnte ich besser beurteilen, wenn du dich zurückverwandeln würdest. Du weißt schon. In einen Menschen.“
“Oh, ganz vergessen. Der Verlust eines großen Teils meiner Sehkraft scheint mich davon abgelenkt zu haben, dass ich noch als Panthermensch herumlaufe.“
“Aber du weißt schon, dass...“
“Jaja, ich weiß, die zoologisch korrekte Bezeichnung wäre „Großer schwarzer Ost-Schinderdschungeljaguarmensch. Aber das klingt nunmal beschissen, und deshalb sage ich halt Panthermensch, okay?“
“Äh, das meinte ich überhaupt nicht. Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass du nicht erschrecken sollst, wenn deine Sehkraft nach der Rückverwandlung noch schlechter wird, weil deine „Panther“-Augen ja nunmal besser sind als deine normalen.“
“Vielen Dank für die Erinnerung, genau DAS hat mir jetzt auch noch gefehlt, Papa. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest...“
Ich konzentrierte mich stark und verwandelte mich zurück. Meine Knochen nahmen wieder normale Form an, der Pelz ging zurück und die zusätzlichen Muskeln degenerierten sich.
Ich war wieder ein Mensch.
Mein Vater starrte mich kurz an und verkündete dann:
“Jepp, selbst wenn die Wunde genäht wird, da bleibt definitiv eine Fette Narbe zurück.“
“Na Toll. Apropos Nähen: Lycander, könntest du bitte...?“
Lycander, die sich während dem Großteil unseres Gespräches um Arnold gekümmert hatte, rollte kurz genervt mit den Augen, kam dann aber mit ihrem Erste-Hilfe-Kasten zu mir herüber.
“Sag mal, Van´el...“ sagte sie, während sie das Verbandszeug herausholte.
“Ja?“
“Wieso sind eigentlich deine ganzen Kleidungsstücke zerrissen, nur deine Hose nicht?“
“Ach, das sind verwandlungsresistente Zauberhosen. Die waren ein Weihnachtsgeschenk von meinem Nachbarn, Lou Ferrigno.“
“Mensch, das war sicher ein toller Moment für dich, oder?
Wie meinst du
das schon wieder?
Naja, ist doch bestimmt sehr lange her gewesen, dass sich eine Frau das letzte Mal für deine Hosen interessiert hat, oder?
Manchmal frage ich mich echt, warum ich mir das hier gefallen lasse.
Dann werfe ich einen Blick auf meinen Kontostand und es fällt mir wieder ein...